Maximian war nicht ganz so schnell abgereist. Er hatte noch am Frühstück teilgenommen, wo ihm Valerias Fehlen aufgefallen war. Auch Livianus hatte er nicht sichten können. Nachdenklich und ein wenig besorgt hatte er jedoch noch bis zum Abend gewartet, ehe er damit begonnen hatte, sich nach der jungen Priesterin durchzufragen.
Das Resultat seiner Suche war, dass er ein wenig ratlos das Gasthaus verließ, in dem Valeria genächtigt hatte und nun wusste, dass sie bereits am Vormittag abgereist war.
Die vergangenen Tage hatte er sich häufig gefragt, wie er diese ihre heimliche Abreise verstehen konnte. Er hatte auf eine Nachricht von ihr gewartet und sich mehrmals gesetzt, um ein Schreiben an sie aufzusetzen. Und er hatte sich zusehends mehr Sorgen um sie gemacht.
Genau diesem Gefühl verdankte er es auch, dass kein Brief fertig geschrieben und abgeschickt worden war, sondern er ausgerechnet an diesem besonders kalten Tag den Drang verspürte Valeria ein weiteres mal nachzusetzen. So hatte er sich ein Pferd satteln lassen, sich in einen besonders warmen Umhang gehüllt und war aufgebrochen.
Der Weg nach Colonia war ihm bekannt. Er war ihn exakt einmal hin und einmal zurück geritten. Wie damals überkam ihn auch dieses mal ein ungutes Gefühl, das er nicht wirklich zu deuten wusste. Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass die Erinnerungen von eher schmerzhafter Natur waren.
Nachdem er das Stadttor passiert hatte und das Pferd solange in einem Stall unterstellen ließ, wo es Futter und Wasser bekommen sollte, hatte Maximian sich geradewegs zum Capitol begeben. Dorthin, wo die Tempel standen. Dort stand er dann nochmal vor einer kleinen Herausforderung, weil er nicht genau wusste, wie er nach Valeria fragen sollte. Doch schließlich stand er vor der Sklavin, die er als Leibsklavin Valerias wiedererkannte. Er wusste ihren Namen nicht mehr, auch wenn Valeria ihn erst neulich wieder erwähnt hatte. Trotzdem legte er der Sklavin die Hand auf die Schulter und sagte erleichtert:
"Wie gut ein bekanntes Gesicht zu sehen. Es ist gar nicht so leicht, sich hier zurecht zu finden." Die Sklavin sah ihn, der den warmen Mantel immer noch bis unter die Nase gewickelt hatte, wohl ein wenig verdattert an. Maximian nahm die Hand von ihrer Schulter und machte eine verwirrte Bewegung mit ihr.
"Ach, ist ja auch nicht so wichtig. Ich bin hier, weil.... weil.... Ich suche Valeria. Man sagte mir, ihr Zimmer befinde sich hier im Capitolinium und aller Wahrscheinlichkeit nach würde ich sie eben dort antreffen können." Kurz sah er sich um und runzelte dann die Stirn. "Kannst du mich zu ihr bringen?"