Beiträge von Lucius Decimus Maximian

    Den drängenden Blick Leahs auffangend, presste Maximian die Lippen aufeinander und brachte Valeria zur Sänfte, wo ihm von der Sklavin geholfen wurde, Valeria weich und gemütlich zu betten. Zugedeckt wurde die Priesterin von Leah, während Maximian noch einen Moment überlegte, was er am besten sagen sollte, damit er sie nur irgendwie beruhigen konnte.


    "Wir nehmen das alles mit, Valeria" sagte er und lächelte, Valerias kalte Hand noch einmal drückend, ehe er sie unter die Decken schob. "Und nun ruh dich aus und lass uns erstmal losgehen."


    Maximian nickte den Trägern zu, die die Sänfte sodann hochhoben und losgingen. Der Rest der kleinen Reisegruppe tat es ihnen gleich, sodass der junge Mann neben Valeria blieb und sein Pferd noch dem Sklaven überließ, der es am Zügel vor der Sänfte durch die Straßen dem Stadttor entgegen führte.

    Maximian lächelte das Bild an, als die emsige Verkäuferin zu ihm kam und ihn gleich in Händlermanier überschwänglich begrüßte. Dann setzte er gerade an, etwas zu dem von ihr beschriebenem und ihm begutachteten Bild zu sagen, kam jedoch nicht dazu auch nur einen Ton loszuwerden und lachte einmal leise auf, als die junge Frau sich auch noch falsch ausdrückte und ihm damit eine Drohung aussprach. Dann endete sie schließlich doch noch und Maximian sah sie schmunzelnd an.


    "Suchen tu ich eigentlich nichts direkt" sagte er zu ihrer Enttäuschung. Da die hübsche Frau ihn aber ein wenig an eine andere Frau erinnerte und ihm somit sofort sympathisch war, überlegte er einen Moment und deutete dann auf das Bild.


    "Hast du das gemalt? Es ist wirklich gut, gefällt mir. Hat bestimmt lange gedauert, bis es fertig war, hm?"

    An einem der wenigen freien Tage, die Max da so während seiner quasi-Gnadenfrist verlebte, war es wenig überraschend mal wieder einmal so, dass der junge Senatorensohn über das Forum der Stadt Mogontiacum schlenderte, sich mal vom Strom der Menschen mittragen ließ, mal gegen ihn ankämpfte und ihm sogar manchmal entrückte, wenn er beispielsweise ein bekanntes Gesicht sah oder aber einen Laden erblickte, der sein Interesse weckte.


    Pittura Duccia stand über dem Laden, der es ihm aus irgendeinem undefinierbaren Grund heute angetan hatte. So entschlüpfte er in Phiobs treuer Verfolgung das allgemeine Getümmel und betrat die Pittara der geschätzten Duccia.
    Es emfing ihn ein unaufdringlicher Geruch nach Farbe, Papier und Holz. Vor einem ausgestellten Gemälde blieb der junge Mann stehen und besah es sich einen Moment. Es war von keiner schlechten Technik und auch wenn er keine Ahnung von diesem Handwerk hatte, so glaubte er ein qualitativ hochwertiges Bild vor sich zu haben.


    Als er weiterging, sah er auf und grüßte eine junge Frau, die scheinbar hier arbeitete, mit einem Lächeln und einem Kopfnicken. Dann stellte er sich vor ein weiteres Bild und betrachtete es.


    [SIZE=7]edit: Reichtschreibfehler[/SIZE]

    Maximian schmunzelte und ging Valeria zur Hilfe, als der Mantel saß. So kam Valeria dann auf die Beine, auf denen sie sich aber nicht selber halten konnte, wie Maximian feststellte. Erst jetzt mischten sich Sorgen ein, die das Unterfangen der Reise an sich betraf. Ob Valeria das durchstehen würde? Es wäre sicherlich besser gewesen, einen Medicus vorher um seine Einschätzung zu bitten. Andererseits hätte Valeria das a) nicht zugelassen und b) daraus wahrscheinlich Argwohn geschöpft. Hm.


    "Ich dachte mir, so ein wenig vor die Stadt..." antwortete Maximian, ihrem Blick ausweichend. Er mochte sie ungern belügen, aber wenn es nunmal nicht anders ging.... Schließlich sah er sie lächelnd an. Valeria war nicht offensichtlich nicht sonderlich begeistert, aber auch nicht dumm, als musste er überzeugend sein. "Dort ist es nicht so laut, weißt du, und es gibt Wege, auf denen man nicht mit Hunderten anderer Menschen laufen muss. Es wird dir bestimmt gefallen."


    Dann winkte er den Sklaven heran. Während Maximian Valeria an der einen Seite stützte, übernahm der andere die andere Seite. Und so brachten sie Valeria langsam ihrer Sänfte entgegen. Leah kam ihnen auf den Stufen entgegen und erkannte natürlich, dass Valeria schon jetzt total erschöpft war.
    Maximian merkte auch, dass sie kaum mehr den Kopf aufrecht halten, geschweige denn einen Fuß vor den anderen setzen konnte und ließ den Sklaven einhalten. Die Stufen hinunter und die letzten paar Schritte zur Sänfte ließ der junge Decima es sich nicht nehmen Valeria zu tragen.

    Vater? Maximian blinzelte Valeria einen Moment total verdattert an, seufzte leise und ging vor die Tür. Dort angekommen stand er freilich keine halbe Stunde herum und starrte Löcher in der Luft. Nein, derweil kontrollierte er die kleine Reisegruppe, die sich vor dem Tempel zum Aufbruch gesammelt hatte. Leah hatte ganze Arbeit geleistet. Die Träger waren kräftige Männer, denen die Kälte auch nach Stunden nichts ausmachen würde, und die Packtiere sahen auch nicht unbedingt schlecht aus. Sein Pferd spielte aufmerksam mit den Ohren und tänzelte, als es seinen Reiter kommen sah. Maximian klopfte dem Tier den mächtigen Hals und unterhielt sich kurz mit den Sklaven, die beide einen guten Eindruck machten.


    Den einen der beiden wies er an ihm nach drinnen zu folgen. Als er dort allein ankam, verließ Leah gerade Valerias Kammer. Maximian stellte sich auf die Türschwelle und wandte sich der Sklavin zu.
    "Nicht nötig, das habe ich gerade getan. Einer der beiden Sklaven müsste jeden Moment hier erscheinen" sagte er, nickte lächelnd und ging hinein zu Valeria, die dick eingepackt auf dem Bett lag. Maximians Mantel lag zusammengelegt neben ihr.


    "Du siehst gut aus." Mit diesem kleinen Kompliment trat der junge Mann an das Bett der Priesterin und nahm seinen Mantel, den er sich schon umwarf und fachmännisch so wickelte, dass er gut saß. "Bist du bereit? Es ist ein schöner Tag heute. Die Sonne scheint und die Vögel singen kräftig."


    In diesem Moment erreichte auch der Sklave die Kammer.

    Maximian hatte nochmals vergeblich versucht Valeria etwas von ihrem Frühstück schmackhaft zu machen, denn das Tablett wartete noch auf dem Nachtspind auf Entleerung. Die blieb aber aus und so sorgte Maximian eben dafür, dass zumindest nicht alles weggeschmissen werden musste. Sein Appetit war wie immer recht gesund.


    Als Leah ihm Bescheid gab, nickte Maximian und wandte sich der schlafenden Kranken zu. Er beugte sich zu ihr und küsste sie auf die Stirn.


    "Valeria? Komm Liebes, wach auf. Hm?" sprach er leise, damit Valeria sanft aufwachte. Als sie erste Anzeichen des Wachwerdens zeigte, lehnte er sich etwas zurück und lächelte gutmütig. "Ich möchte mit dir ein wenig an die frische Luft. Du brauchst auch nicht laufen. Leah wird dir beim Ankleiden helfen und ich werde dich hinaus bringen.


    Leah? Zieh ihr die wärmsten Sachen an, die sie hat. Ich warte derweil vor der Tür. Ja?"

    Hirsebrei. Allein das Wort ließ ihm unangenehme Schauer über den Rücken laufen. Max nickte nur mit schrägem Kopf und verstand, warum Valeria lieber nichts aß, denn kein Brei war in jedem Fall besser als Brei, auch wenn er ihr nicht geschadet hätte.


    So folgte er dann also in die Küche und ließ sich da mit etwas anderem als Brei verwöhnen. Ein gutes hatte die Köche außerdem: Sie war sehr warm. Und so war es auch Maximian schnell wieder angenehm um die Knochen herum.

    Natürlich, dachte Maximian und lächelte. Er hatte es der Höflichkeit wegen dennoch aussprechen wollen und erwiderte darauf nichts mehr.


    "Nein, lass dir ruhig noch ein wenig Zeit. Das alles sollte nicht zu hektisch sein, um Valerias Willen. Pack du erst einmal alles zusammen, kümmer dich um ein paar kräftige, zuverlässige Träger und lass die Sänfte aus dem Keller holen. Sorge dafür, dass sie es schön warm haben wird. Nicht, dass sie uns auf dem Weg noch erfriert. Ja. Wenn dann alles bereit ist, sag mir Bescheid, dann werden wir aufbrechen."


    Maximian nickte. So würde das schon gehen. Er war nur schon gespannt, was Valeria die Stinkstiefeln dazu sagen würde, wenn sie erst mitbekam, was sich hier tat. Da hob Maximian einen Zeigefinger in die Luft.


    "Und, ach ja... Wo du es schon erwähnst, könnte ich eine kleine Stärkung wirklich gebrauchen. Bring mir, bring mir.... bring mir einfach auch eine Portion von dem Brei oder was auch immer das ist." Max hob skeptisch eine Augenbraue. Brei. War ja nicht gerade sein Leibgericht. Aber gut, es würde ausreichen. Da Leah ihn seltsam ansah, zuckte er mit den Augenbrauen und zauberte ein Lächeln auf die Lippen. "Sieht gut aus."

    Maximian seufzte tiieeeeef, während Leah ihm berichtete, wie das so mit Valeria war. Sein Blick ruhte dabei auf ihr, wie sie dort schlief. Aber sie sah nicht friedlich aus; nicht mal wirklich nach Valeria.


    "Tja, wem würde sie so nicht leid tun... Danke, Leah. Ich kann mir vorstellen, dass du es zuletzt nicht gerade einfach mit ihr hattest." Maximian atmete tief durch, ehe er weitersprach. "Und was Valeria und Mogontiacum betrifft... Darum musst du dich jetzt nicht auch noch sorgen. Es ist das Beste für sie, wenn ich sie dorthin bringe, das wird sie wenn nicht jetzt eben später einsehen. Aber hier bleiben wird sie auf keinen Fall. Kein Decima sollte in so einer Kammer leben müssen, auch wenn es nur zum Schlafen ist."


    Er fand es jetzt schon zum wiederholten Male unfassbar, dass Livianus sie scheinbar einfach so zurückgelassen hatte, ohne sie irgendwo untergebracht zu haben, wo sie alles hatte, was sie brauchte. Aber darum ging es hier ja gerade nicht. Maximian fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über die Augen.


    "Emmm... du weißt nicht zufällig jemanden, der uns eine Sänfte zur Verfügung stellen könnte? Sagen wir... allerspätestens morgen?"

    Essen? Daran richen? Schlecht? Maximian blinzelte verwirrt und sah noch einmal zur einigen tischähnlichen Abstellmöglichkeit, wo aber immer noch nichts Essbares erschienen war. Was redete Valeria da nur?


    Da öffnete sich auch schon die Tür für die Sklavin Leah, die auf den Nachtspind ein Tablette stellte, auf dem nun wirklich etwas zu Essen für Valeria drauf war. Immerhin wusste er jetzt, dass er nicht an einer Sehschwäche litt - oder sonst etwas. Was das nun wieder für die junge Priesterin bedeuten mochte?
    Schließlich war Leah es, die ihn aus seinen Unmut schaffenden Gedanken riss. Er sah kurz zu Valeria, die anscheinend wieder eingeschlafen war und dann die Sklavin an.


    "Sie sagt, das Essen schmeckt nicht" sagte er zuerst verdutzt und zuckte mit den Schultern, dann schürzte er die Oberlippe. "Ich denke, ich werde sie mit nach Mogontiacum nehmen. Dort ist erstens ihre Familie, sie sollte nicht allein sein, und zweitens hat mein Vater gute Ärzte, die sich um sie kümmern können. Was denkst du?"

    Da war sie wieder, die Falte zwischen den Augenbrauen. Während Valeria es nicht schaffte, verschränkte nun Maximian die Arme vor der Brust und geriet ins Grübeln, weil er mit ihrer Art momentan überhaupt nichts anzufangen wusste.


    "Gut, dann eben keinen Medicus" antwortete er etwas vorschnell und brummte leise. Und was nun? Während er noch über die Alternativen nachdachte, und was für Valeria das beste sein würde, ermahnte sie ihn an Leahs statt, dass sie das Essen wieder wegräumen sollte. Maximian folgte Valerias Blick etwas überrascht, weil er gar nicht gesehen hatte, dass hier irgendwo Valerias Essen stand. Sein Blick fing den Spind ein und.... kein Essen. Kein Fleisch. Hä?
    Verdattert ging sein Blick zurück zur im Bett liegenden Valeria.


    "Was für Fleisch?"

    "Vollstopfen, meinst du? Naja, ich kann ihre Bemühungen irgendwie... nachvollziehen" murmelte er leise und Valeria dabei nicht ansehend.


    Das wollte er sehen. Maximian stemmte die Arme in die Seite und beobachtete Valerias entschlossenen aber von Anfang an zum Scheitern verurteilten Versuch aufzustehen. Seine Ahnung von vorhin bestätigte sich. Valeria war so dünn geworden, dass er beinahe zwei mal hinsehen musste, um sie überhaupt noch zu sehen. Kein Wunder, dass ihren Beinen die Kraft fehlte und sie zum wiederholten Male direkt in seine Arme sackte. Er fing sie sicher auf und sah sie mit strenger Besorgnis an.


    "Und jetzt sag mir noch einmal, dass es dir doch gut geht" sagte er und erwartete, dass Valeria ihm jetzt nicht über den Mund fuhr. Nun war er sich also sicher, dass er hier gebraucht wurde. Die Umarmung hätte er unter anderen Umständen sicherlich genossen, doch jetzt spürte er umso mehr, dass Valeria unter dem dünnen Nachtgewand aus kaum mehr als Haut und Knochen bestand und sie überall kalt war.
    "Komm, du frierst" murmelte er und ließ Valeria langsam zurück in ihr Bett sinken. Schweigsam ordnete er wieder die Decken über sie und obendrauf seinen Mantel, dann wandte er sich wieder ihr zu und fuhr sich über das Kinn.


    "Ein Medicus." Damit beharrte Maximian auf seine Meinung und zog abermals eine Augenbraue nach oben.

    Nachdenklich sprach Maximian der seltsamen Valeria abermals nicht dazwischen und nickte scheinbar verschwörerisch mit, nachdem sie den Köchen im Tempel ein Armutszeugnis ausgesprochen hatte.
    "Ehrlich?"


    Dann jedoch atmete er tief ein und stemmte sich wieder in die Höhe, wonach er Valeria herausfordernd ansah, eine kluge Augenbraue leicht nach oben gezogen.


    "Wenn es dir, wie du sagst, gut geht, würde ich es begrüßen, wenn du mich bei einem Spaziergang begleiten könntest. Die Enge dieser Kammer wirkt irgendwie... beklemmend auf mich."
    Beklemmend wirkte wahrscheinlich viel mehr Valerias in groben Zügen falsche Selbsteinschätzung, die vielleicht auch daher rühren mochte, dass es in diesem vermaledeiten Kämmerlein nicht mal einen Spiegel gab, den man der Priesterin hätte vorhalten können.
    Die Falte des Ärgers zeichnete sich schon wieder auf Maxens Stirn ab.

    Es schien einen Moment zu dauern, bis sie verstand, dass er hier bei ihr war und nicht Leah. Maximian blieb rücksichtsvoll ruhig und lächelte, als Valeria allen ernstes von ihm wissen wollte, ob er gekommen war sie zu mästen. Dabei würde es ihrem Körper gut tun, schoss es ihm durch den Kopf.


    "Hm" brummte er und schaukelte kurz den Kopf. "Ich bin gekommen, weil ich dich sehen wollte. Desweiteren bin ich allein, ja, und ich werde dich auch nicht mästen, weil ich befürchte, dass ich lange nicht mehr aufhören könnte, wenn ich einmal damit beginne."


    Er schmunzelte und berührte Valeria sacht mit dem Zeigefinger. Dann wurde sein Blick ernster.


    "Ich erkenne dich kaum wieder. Du bist nur mehr ein Schatten deinerselbst und es beunruhigt mich, dich so zu sehen. Noch dazu hier... Hast du schon einen Medicus zu dir kommen lassen?"

    Maximian ordnete den Mantel gerade noch, damit er Valeria bis über die Füße reichte, als die zusätzliche Decke scheinbar bewirkte, dass sie sich schnell ein wenig behaglicher fühlte. Dann sprach sie, dass sie das auch so gemacht hätte, was Maximian mit gerunzelter Stirn zu ihr aufblicken ließ. Blinzelnd fragte er sich, was sie meinte, und ihr Nicken ließ ihn leicht schmunzeln. Träumte sie noch? Oder wie nannte man das, wenn man im Fieber wirre Sachen sprach?


    Er fuhr glatt ein wenig erschrocken zusammen, als die kranke Priesterin sich urplötzlich regte wie eine aufgeschreckte Schlange, sich jedoch nicht aus eigener Kraft aufrichten konnte und notgedrungen liegen blieb, dazu mit weit aufgerissenen Augen durch das Halbdunkel blickend, in dem sie zweifelsohne ihre Sklavin erwartet hatte.


    "Mein Pferd? Ist es das, was da so riecht?" fragte Maximian mit leiser Stimme und gesellte sich neben das Kopfende, wo er in die Knie ging und dreist einen Arm auf die Bettkante legte. Darauf stützte er sein Kinn und musterte Valeria mit einem kleinen Lächeln. Erst jetzt merkte er, wie sehr er sich freute sie wieder zu sehen.

    Maximian nickte erleichtert, als Leah ihn mitkommen hieß und erneut, als sie nach einem Weg, den er aus eigener Kraft nicht wieder zurückfinden würde, endlich vor der Tür zu Valerias Kammer standen. Er bedankte sich bei der Sklavin und klopfte leise an die Tür. Keine Reaktion. Also klopfte er noch einmal. Da aber auch diesmal nichts zu hören war, öffnete Maximian die Tür so weit, bis er den Kopf durch den Spalt stecken konnte.


    "Valeria? Darf ich..." Da fiel sein Blick auf Valeria, die im Bett lag und bis unter die Nase zugedeckt war. Kein Anzeichen dafür, dass sie sein Klopfen wahrgenommen hatte. Sie murmelte. Maximian runzelte die Stirn und spitzte die Ohren. Sie sprach im Traum wirres Zeug. Er nickte, sein Blick zur Gänze ernst, als er die Tür weiter öffnete, bis sie gegen die Wand stieß und eintrat.


    Ungläubig, ja beinahe entsetzt ließ er die dunkle Kammer auf sich wirken. Dieser Abstellraum hatte Valeria all die Zeit ernsthaft das Zuhause ersetzen müssen? Es war kaum zu glauben.
    Mit einem wenig begeisterten Seufzen fiel sein Blick auf die Gestalt im Bett. Das Entsetzen ließ ihn erstarren. Von den Füßen bis zum Kopf gemustert, wirkte der Frauenkörper selbst noch durch die wärmenden Decken hindurch dürr wie der einer Bettlerin. Das Gesicht oberhalb des Deckensaumes war fahl, glänzte matt und wirkte leblos. Um ihre geschlossenen Augen herum sah er zahlreiche Falten und selbst das blonde Haar Valerias wirkte dünn, ungesund und strahlte nicht mehr.


    Eine Falte stand mit einem mal senkrecht zwischen Maximians Brauen und zeugte von großem Ärger. Gerne hätte er Leah gefragt, was sie geritten hatte, dass sie nicht die Familie von Valerias Zustand in ihrer Behausung hier in Kenntnis gesetzt hatte. Aber die Sklavin war in dem Säulen- und Gängelabyrinth über alle Berge.
    Also schloss Maximiam erstmal die Tür und ging die einzigen Schritte, die er in dieser Kammer tun konnte, zum Kopfende des schmalen Bettes. Dort angekommen betrachtete er sie einen Moment geradezu fassungslos, ehe er einfach die Hand ausstrecke und damit ihr Gesicht betastete. Ihre Wangen waren feucht und kalt, das merkte er trotz seiner vom Ritt nicht gerade glühenden Pfoten. Ohne zu zögern wickelte Maximian sich aus seinem Mantel und legte ihn über Valeria. Sorgfältig drückte er ihn an die Konturen ihres Körpers, weil er bemerkt hatte, dass sie am ganzen Leib zitterte.

    Maximian folgte den Ausführungen der Sklavin mit mehr oder weniger schräg gelegtem Kopf. Erst das Kopfschütteln ließ ihn wieder wacher gucken. Und was er hörte, erfreute ihn nicht sonderlich. Sein blasses Gesicht (mal abgesehen von knallroten Ohrläppchen und einer ebenso auffällig verfärbten Nasensptize) runzelte sich.


    Zuerst dachte er, die Sklavin wollte ihn nicht zu ihr lassen, weil sie befürchtete, Maximian könnte sich mit dieser schlimmen Krankheit anstecken. Er woltle gerade drauflos plappern, dass in Mogontiacum eh gerade alle kränkelten und ein neuerlicher Bazillenregen sicher nichts ausmachen würde, als ihm gerade noch mal so die wahrscheinlichere Bedeutung der Worte Leahs bewusst wurde. ^^ Ernst und eindringlich blickte er sie also an.


    "Dann ist es gewiss keine schlechte Idee, wenn ihr jemand ein wenig Gesellschaft leistet. Sie wird sich auch nicht anstrengen oder aufregen müssen." Er schniefte einmal und lächelte gutmütig. "Hm?"

    Maximian war nicht ganz so schnell abgereist. Er hatte noch am Frühstück teilgenommen, wo ihm Valerias Fehlen aufgefallen war. Auch Livianus hatte er nicht sichten können. Nachdenklich und ein wenig besorgt hatte er jedoch noch bis zum Abend gewartet, ehe er damit begonnen hatte, sich nach der jungen Priesterin durchzufragen.
    Das Resultat seiner Suche war, dass er ein wenig ratlos das Gasthaus verließ, in dem Valeria genächtigt hatte und nun wusste, dass sie bereits am Vormittag abgereist war.


    Die vergangenen Tage hatte er sich häufig gefragt, wie er diese ihre heimliche Abreise verstehen konnte. Er hatte auf eine Nachricht von ihr gewartet und sich mehrmals gesetzt, um ein Schreiben an sie aufzusetzen. Und er hatte sich zusehends mehr Sorgen um sie gemacht.
    Genau diesem Gefühl verdankte er es auch, dass kein Brief fertig geschrieben und abgeschickt worden war, sondern er ausgerechnet an diesem besonders kalten Tag den Drang verspürte Valeria ein weiteres mal nachzusetzen. So hatte er sich ein Pferd satteln lassen, sich in einen besonders warmen Umhang gehüllt und war aufgebrochen.


    Der Weg nach Colonia war ihm bekannt. Er war ihn exakt einmal hin und einmal zurück geritten. Wie damals überkam ihn auch dieses mal ein ungutes Gefühl, das er nicht wirklich zu deuten wusste. Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass die Erinnerungen von eher schmerzhafter Natur waren.


    Nachdem er das Stadttor passiert hatte und das Pferd solange in einem Stall unterstellen ließ, wo es Futter und Wasser bekommen sollte, hatte Maximian sich geradewegs zum Capitol begeben. Dorthin, wo die Tempel standen. Dort stand er dann nochmal vor einer kleinen Herausforderung, weil er nicht genau wusste, wie er nach Valeria fragen sollte. Doch schließlich stand er vor der Sklavin, die er als Leibsklavin Valerias wiedererkannte. Er wusste ihren Namen nicht mehr, auch wenn Valeria ihn erst neulich wieder erwähnt hatte. Trotzdem legte er der Sklavin die Hand auf die Schulter und sagte erleichtert:


    "Wie gut ein bekanntes Gesicht zu sehen. Es ist gar nicht so leicht, sich hier zurecht zu finden." Die Sklavin sah ihn, der den warmen Mantel immer noch bis unter die Nase gewickelt hatte, wohl ein wenig verdattert an. Maximian nahm die Hand von ihrer Schulter und machte eine verwirrte Bewegung mit ihr.
    "Ach, ist ja auch nicht so wichtig. Ich bin hier, weil.... weil.... Ich suche Valeria. Man sagte mir, ihr Zimmer befinde sich hier im Capitolinium und aller Wahrscheinlichkeit nach würde ich sie eben dort antreffen können." Kurz sah er sich um und runzelte dann die Stirn. "Kannst du mich zu ihr bringen?"

    Ein Bauwerk das noch größer war, als alle, die die Römer hatten? Maximian hielt im Kauen inne und überlegte, ob so eine Pyramide auch größer als das Collosseum von Rom sein konnte. Allein das war ja schon riesenhaft und ihm schleierhaft, wie es hatte von Menschenhand erbaut werden können. Er schüttelte überwältigt den Kopf und dachte einen Moment an Mattiacus, der ihm damals in Tarraco in die Architektur eingeführt hatte, als es daran ging nach einem Winter das Dach der Casa auszubessern. Ob er die Pyramiden schon gesehen hatte? Wo der überhaupt stecken mochte?


    Sein Sklave Phiobs war also nicht als Sklave geboren worden. Hm. Auch wenn die Shicksäler eigentlich immer die selben waren, interessierte es Maximian, wie der Mann aus dem fernen Ägypten zu dem geworden war, was ihn hierher gebracht hatte.
    "Und wie war das?" fragte er deshalb nach und deutete dann auf einen Korbsessel. "Du darfst dich auch setzen, wenn du magst, oder ich bekomme noch einen steifen Nacken."


    Er grinste, was er häufig tat, damit sein Gegenüber sich entspannte und ein wenig geselliger wurde.