Seine Hand, in die sich kurz zuvor noch weich ihre Wange gechmiegt hatte, sank und Valeria seufzte, nur um danach ein Geständnis abzulegen, das Maximian im allerersten Moment in einem sehr ernsten Blick die Brauen zusammenziehen ließ. Warum ahnte er, dass das, was Valeria sagen würde, sehr viel Bedeutung haben würde? War es ihr Zustand? Oder die Art, wie sie ihn ansah, eindringlich, traurig und bittend zugleich?
Valeria ließ ihm zwar nicht die Chance sich zu irgendeiner Zeit zu Wort zu melden, aber ohne Zweifel wäre ihm auch zu keiner Zeit etwas eingefallen, das Sinn gemacht hätte es auszusprechen. Der junge Mann sah Valeria direkt an. Nur als sie den Kopf senkte, sah er an eine Hausfassade in Valerias Rücken, bis sie schließlich wieder den Kopf anhob. Er wusste nicht recht, ob er verstand. Ob er noch irgendetwas verstand.
Unglücklich... untergehen... schwach... wie früher...
Er fühlte sich in einen Traum zurückversetzt. Einen Traum, der ihn bewusst oder nicht an die Hundert Male heimgesucht haben musste in den vergangenen Monaten. Tröstend war anfangs nichts an diesen Träumen gewesen, denn irgendwann war er erwacht und hatte sich an die Realität erinnern müssen. Dann jedoch hatte das Aufwachen als Flucht vor diesen Träumen sich allmählich zu einem Trost erwachsen, der nicht unbeträchtlich daran mtgewirkt hatte, dass Maximian das Leben ohne Valeria, die eben nicht nur Bettgefährtin, sondern auch Freundin und letztendlich Partnerin gewesen war, wieder zu genießen gelernt hatte - so unfair sich das auch anhörte, wo sie nun direkt vor ihm stand.
Maximian blinzelte und runzelte leicht die Stirn, als Valeria sich abwandte und sich den Kopf hielt. Noch bevor sie es wahrscheinlich bemerkte, sah er sie schon wanken, sodass er sie auffing, als sie zu kippen drohte und sich reflexartig an ihm festhielt. Dass sie fiel, würden seine Arme nicht zulassen, die sich zögerlich um ihren schmalen Körper legten, um Wärme und Halt zugleich zu spenden. Es war ein seltsames Gefühl. Es war seltsam Valeria zu halten, noch seltsamer, wie sie sich anfühlte und am seltsamsten, wie er sich dabei fühlte. Er konnte sich noch so gut daran erinnern, da eine jede ihrer Berührungen auf seiner Haut ein giftiges Brennen verursacht hatten, weshalb er sie lieber gleich als sofort von sich geschubst hätte. Damals, im Hortus der Regia beispielsweise. Das alles war nicht mehr. Aber dafür ließ sein Kopf es zu, dass ihm warm ums Herz wurde, während er Valeria hielt und ihr alle Zeit der Welt gab, die sie brauchte, um wieder zu sich zu kommen. Nicht nur Sorge hatte ihn ergriffen. Alte Gefühle kamen wieder auf.
Und dann sah sie zu ihm auf. Er konnte ihren warmen Atem auf seinem Gesicht spüren und schon beinahe ihre Lippen schmecken. In ihrem Rücken bewegte sich eine seiner flachen Hände über den Stoff des Mantels, der trotz seiner Beschaffenheit nicht verbergen konnte, dass Valeria sehr abgenommen hatte. Maximian schluckte, aber seine Gesichtszüge waren weicher als sonst jemals in den vergangenen Wochen.
"Weißt du... gerade weiß auch ich nicht, was ich denken, und noch weniger, was ich tun soll. Ich halte dich in meinen Armen. Du sagst mir, dass du nicht glücklich bist, allein... und es geht dir offensichtlich schlecht, sodass ich mich frage, wo ich die ganze Zeit gewesen bin." Er pausierte kurz und neigte den Kopf ein wenig mehr zu ihr. Nur eine Idee, die aber seine sorgenvoll blickenden Augen ein wenig kleiner werden ließ und die ihre Nasenspitzen näher zueinander brachte.
"Ich möchte dir helfen, Valeria. Ich möchte, dass du weißt, wo du mich sehen sollst, wenn du an die Zukunft denkst und dass du nicht mehr befürchten musst unterzugehen, wenn du... wenn du mich siehst. Zumindest nicht mehr aus Schuld."
Wusste er noch, was er da gerade beabsichtigte zu sagen? Konnte es sein, dass er bereit war Valeria zu verzeihen? Wie, um sich selbst zuzustimmen, nickte er kaum merklich, innerlich aber sehr entschlossen mit dem Kopf.
"Ich beabsichtige etwas dummes zu tun, Valeria. Es geschieht aus Verzweiflung, aber auch, weil... weil ich es tun muss. Ich hoffe, du verstehst es nicht falsch. Du... lässt mir keine andere Wahl."
Ganz langsam senkte Maximian seinen Kopf noch ein kleines Stückchen zu Valeria hinab. Ihre Nasen berührten sich sachte, dann stubste seine Nasenspitze ihren Mundwinkel an und dann.... ja, dann tat er, was er hatte tun müssen. Er legte seine Lippen sachte auf Valerias, schloss die Augen uuuuuuuuunnnnnd.... küsste sie!