Allmählich begann es zu dämmern als ich wie üblich durchs Castellum schlich. Ich war gerade in der Nähe des Tores als ich Gespräche zwischen Soldaten und Pferde hörte.
Kurz darauf kam ein Legionär auf mich zugerannt.
Centurio. Post für euch.
"Ach tatsächlich?! Danke!"
Ich war etwas erstaunt. Zuerst hörte ich Jahrelang nichts von meiner Familie und dann gleich zwei Briefe in nur kürzester Zeit. Ich freute mich und steckte die Schriftrolle ein.
Ich ging etwas abseits zu einem Lagerfeuer. Ich war mir nicht sicher wer dort aller saß, was mir in diesem Moment allerdings auch egal war. Ich wollte endlich meinen Brief lesen. Ich machte es mir also beim Feuer bequem, nahm etwas zu trinken und öffnete die Schriftrolle:
Gaius Decimus Proximus
Legio IX Hispania,
Germania
Lieber Cousin,
in tiefer Trauer muss ich dir leider mitteilen, dass dein Vater am heutigen Tag von uns gegangen ist. Auch wenn ich weiß, dass es das für dich nicht einfacher machen wird, so will ich dir dennoch mitteilen, dass er nicht leiden musste und dass er im Augenblick seines Todes nicht alleine war.
Die Bestattungszeremonie wird gemäß den Riten in sieben Tagen stattfinden. Ich wünschte, du könntest dann ebenfalls hier sein, doch ich weiß, dass es dir deine Pflicht wohl nicht gestatten wird. Doch sei versichert, dass du dich auf deine Familie verlassen kannst.
Wenn es dir möglich ist, so unterrichte bitte auch Magnus.
Lucilla,
Tarraco, ANTE DIEM III ID AUG DCCCLV A.U.C.
[/quote]
Während ich die Worte las und entzifferte wurde ich völlig blass. Mein Gesicht schlief ein und ich starrte wie tod auf das Papierstück. So saß ich etwa 30 Sekunden da. Ohne einen Muks.
Mit der rechten Hand machte ich eine Faust und zerdrückte den Brief dazwischen. Eine Träne floss über mein Gesicht. Ich versuchte mich wirklich zu beherrschen was mir alles andere als leicht fiel.
Plötzlich drangen mir alte Gedanken in den Kopf.
Zu Hause im Garten spielte ich als kleiner Junge mit meinem Vater verstecken. Wir lachten und die Welt war in Ordnung. Alessa war immer am schwersten zu finden. Mein Vater schupfte mich in die Luft und fing mich wieder. Er drehte mich im Kreis und lachte dabei über das ganze Gesicht. Oh ja da war die Welt wieder in Ordnung.
Aber jetzt. Proximus ist tot. Mein Vater ist tot. Ich hatte ihn schon so lange nicht mehr gesehen und wollte ihm noch so viel sagen. So viel Zeit hatten wir verplempert weil ich ständig weg war. Nie hatte ich ihm geschrieben. Ich hätte so gerne.....ich wollte..... ach verdammt.
Eine zweite und dritte Träne wollte sich nicht aufhalten lassen.
Das war also mein Gefühlsausbruch. Ich konnte es spüren als mein Vater von uns ging. Als er ins Illysium eintrat. Mögen dich die Götter willkommen heißen Vater. Mögen sie nun gut auf dich aufpassen, wo auch immer du nun bist. Aber warum. Ich wollte noch......ich hätte dich so gerne noch einmal gesehen......
"Verdammte scheiße!"
Ich konnte mich nicht mehr beherrschen und musste es rauslassen.
"Warum nur! Warum! SCHEIßE!!!!"
Ich schmiss meinen Wein auf den Boden und hätte am liebsten im nebenanliegenden Wald jeden Baum einzeln mit den Händen ausgerissen. Ich war voller Wut, Trauer, Schmerz, Hass, ..... alles auf einmal.
Immer wieder purzelte langsam eine Träne über mein Gesicht. Jedoch stets gut verbrogen. Immerhin waren noch andere anwesend. Aber es war wir im diesem Moment egal.
"Verdammt nochmal! VATER?!"
Er war also gestorben. Ohne das ich nochmals bei ihm sein konnte. Es war kaum zu ertragen......