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Consular
Spurius Purgitius Macer
Casa Purgitia
Roma - Italia
Verehrter Patron,
nun komme ich endlich dazu, dir ausgiebigere Zeilen zukommen zu lassen.
Nach meiner Ankunft in Mogontiacum wurde ich sogleich von Arbeit überrollt. Die Provinzreform, die unter Annaeus Modestus' Leitung von mir als Procurator Civitatium in Zusammenarbeit mit den anderen Beamten umgesetzt wurde, hat uns zwar einige Mühen und viel organisatorischen Aufwand gekostet. Doch kann ich wohl sagen, dass es sich sehr gelohnt hat.
Die Civitates gehen nun dazu über die Reform in die Praxis umzusetzen und überall sind die nicht unerheblichen Umwälzungen ersichtlich. Für mich bedeutet das jetzt besonders viel Aufsichts- und Kontrollarbeit. Am morgigen Tage werde ich meine erste Provinzreise antreten und mich davon überzeugen, dass die Früchte der gloreichen Umstrukturierung nicht aufgrund von Faulheit und Inkompetenz der Curiae Civitaum verdorren.
Natürlich gibt es Probleme. Wie ich feststellen musste herrscht ein krasser Mangel an Fachkräften im Vermessungswesen und im Bereich der Wasserversorgung. Es ist unmöglich sämtliche Gemeinden mit einer ausreichenden Anzahl an Spezialisten abzudecken. Jedoch wird man eine gewisse Durststrecke wohl verkraften können solange die Aquarii und Agrimensores mit der Ausbildung zahlreicher Neulinge beschäftigt sind.
Ich kann dir keinen Überblick über die anderen Provinzen geben. Allerdings führe ich den Mangel an Fachkräften auf die Verkleinerung des Einsatzgebietes zurück, das ja zuvor zentral von Mogontiacum aus abgedeckt werden konnte.
Wie dem auch sei. Ich persönlich fühle mich wohl und bin sehr froh über die derzeitigen Entwicklungen, auch was meinen eigenen Werdegang betrifft. Mein Haushalt blüht ebenso eifrig wie die germanische Flora, die in der Sonne der vergangenen Aprilwochen den Lenz in ihren schönsten Blütengewändern strahlend begrüßte.
Insgesamt bin ich - trotz der vielen Horrorgeschichten, die sich man über Germania erzählt - nicht unbeeindruckt von dieser Provinz. Natürlich ist Germania nicht mit Italia vergleichbar und Mogontiacum erst recht nicht mit Roma. Aber die Gehend hier versprüht ihren eigenen Charm, der mich angesprochen hat. Hart, kalt und feindselig war es in den Wintertagen während meiner Ankunft. Doch umso süßer scheint mir der Frühling zu sein mit seinem Vogelgezwitscher, den wärmenden Sonnenstrahlen und dem üppigen Grün, das sich rasend schnell über die Wälder und Wiesen ausbreitet.
Die Wälder! Nie habe ich eine solche Fülle unterschiedlicher Bäume zu Gesicht bekommen. Und wie dicht sie stehen! Ehrfürchtig beinahe betrachte ich diese mächtige Natur, die nördlich der Alpen noch so kräftig wirkt. Ganz anders Italia, wo doch jeder starke Baum für das Feuerholz der Thermen seit langem den Beilen der Sklaven zum Opfer fiel.
Du siehst, mein Eindruck von Germania ist überaus positiv. Ich denke das wird sich spätestens beim nächsten Wintereinbruch ändern, wenn meine Sklaven an Fieber und Fäulnis wegzusterben beginnen und der Hunger über das Land kommt. Dennoch, ich bereue meine Entscheidung nicht, hierher zu gehen.
Wie ergeht es dir in der ewigen Stadt? Ich hoffe deine Frau erfreut sich bester Gesundheit? Ich werde ihr eine Opfergabe an Iunos Schrein darbringen.
Sag, wie stehen die Dinge denn im Allgemeinen in Rom? Hat dein löbliches Consulat auch über deine Amtszeit hinaus Auswirkungen gezeigt? Durch den recht geringen genauen Nachrichtenstrom, der uns hier abseits der Gerüchte und ausgeschmückten Erzählungen der Händler erreicht, ist es schwierig für mich die Lage objektiv einschätzen zu können.
Nun denn, ich wünsche dir den Segen der Götter und hoffe bald von dir zu lesen. In Freudiger Erwartung deiner Antwort verbleibe ich mit den besten Grüßen aus dem frühlingswarmen Germanien.
I. QVINTILIVS SERMO
CASA QUINTILIA - MOGONTIACUM - GERMANIA SUPERIOR
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ANTE DIEM X KAL MAI DCCCLXI A.U.C. (22.4.2011/108 n.Chr.)