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Marcus Aurelius Corvinus
Villa Aurelia
Roma
Salve Marcus!
So langsam begann ich schon zu glauben, daß ihr alle mich vollkommen vergessen hättet. Habt ihr meinen Brief nicht erhalten? Oder sind vielleicht eure Briefe bisher verloren gegangen? Die einzige, die bisher Nachricht erhielt, war Septima. Dabei bin ich doch darauf angewiesen, von euch auf dem Laufenden gehalten zu werden. Ernsthaft, hierher gelangen nur selten Nachrichten, es ist fast schlimmer als damals in Germanien, was mich sehr verwundert, sind wir hier doch schließlich immer noch in Italia.
Mich erreichte kurz vor Deinem Brief ein Brief von Sextus. Ich bin wirklich froh, dass es Septima gut geht. Wie schwer es mir gefallen ist, sie gehen zu lassen, kannst Du Dir sicherlich vorstellen. Doch hier ist derart der Hund verfroren, dass ich es ihr nicht antun konnte, hier ausharren zu müssen. Die gehobene Gesellschaft der Stadt besteht aus alten Leuten. Meine Stabsoffiziere sind unverheiratet oder verwitwert. Septima aber ist jung und braucht Gesellschaft. Auf keinen Fall möchte ich riskieren, dass sie in gefährliche Depressionen verfällt wie Minervina damals.
Euch ist immer noch nicht das Glück beschert, ein Kind zu erwarten? Es tut mir sehr leid, das zu hören und ich hoffe sehr, Iuno wird euer Opfer annehmen und euch bald das Glück eines Kindes schenken.
Ja, Septima berichtete mir von Deinem Brief und auch davon, dass Laevina ihren Mann verlassen hat. Ungeheuerlich ist das einzige Wort, das mir dazu einfällt. Wie konnte sie sich und uns allen nur solche Schande bereiten? Ich habe Tiberius Durus einen Brief geschrieben und hoffe, dass die Verbindung unserer Familien nicht zu sehr unter dieser Angelegenheit leidet.
Darf ich fragen, warum Du Prisca nicht in Erwägung ziehst, um sie Tiberius Durus an die Seite zu stellen? Ich halte sie für perfekt, ganz abgesehen davon, dass es wirklich Zeit wird, für sie einen passenden Ehemann zu finden. Oder hast Du schon jemand anderen im Auge für Prisca?
Mit großer Besorgnis höre ich, dass es Orestes immer noch nicht besser geht. Seine Krankheit zieht sich nun schon so lange hin, es muß doch etwas geben, das ihm hilft? Müssen wir tatsächlich tatenlos zusehen, wie ein weiteres Mitglied unserer Familie in der Blüte seines Lebens dahingerafft wird? Liegt denn ein Fluch auf unserer Familie? Gibt es nichts, das wir tun können, um diesen von uns abzuwenden?
Mit diesem Vescularius Salinator hatte ich persönlich noch gar nichts zu tun, sieht man mal davon ab, dass er meiner Ernennung zum Legaten erstaunlicherweise zugestimmt hat. Daß er es wagt, das Entscheidungsrecht des Senates anzugreifen, ist ungeheuerlich. Mein Patron, Vinicus Lucianus, hat schon lange geahnt, dass der Mann seine Macht immer mehr missbrauchen wird. Vielleicht solltest Du einmal das Gespräch mit ihm suchen? Und nein, der Kaiser selbst hat gar nichts von sich hören lassen. Es gibt keine besonderen Befehle, keine Anweisungen. Das einzige, was hier eingetrudelt ist, das ist eine Anweisung die für den bevorstehenden Census nötigen Informationen zusammenzustellen – und die kam vom Quästor Principis unter ausdrücklicher Berufung auf den Praefectus Urbi. Ich hege die heimliche Befürchtung, dass unser Kaiser viel schwerer erkrankt ist, als in der Öffentlichkeit bekannt gegeben wird. Er scheint kaum mehr die allernötigsten Entscheidungen zu treffen. Doch genau weiß ich es natürlich nicht.
Bitte schickt mir meine Frau rechtzeitig wieder zurück. Freuen würde ich mich, wenn sie ein wenig Gesellschaft mitbringen würde. Und danke für die Gastfreundschaft, die ihr meiner Frau gewährt. Mögen die Götter euch alle auf all euren Wegen behüten.
Grüße bitte alle von mir aufs Herzlichste.
Vale,
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