Beiträge von Gnaeus Postumius Rufus

    In den Alpen lag zu dieser Jahreszeit noch Schnee in Massen, weshalb es etwas länger als üblich dauerte, bis ein Brief aus den nördlichen Gegenden des römischen Reiches in der Hauptstadt eintraf.


    Ad Paullus Germanicus Cerretanus
    Palatium Augusti
    Roma


    Sei gegrüßt Germanicus, untenstehend findest du meinen Bericht über die Ala II NVMIDIA:


    Der allgemeine Zustand der Truppe ist gut. Durch eine Rekrutierungs- und Ausbildungsoffensive konnten wir uns bereits letzten Sommer der vollen Sollstärke von 1200 berittenen Soldaten nähern, obgleich sich noch gut 180 Männer in der Ausbildung befinden und ich sie daher zum jetzigen Zeitpunkt nicht kampffähigen Personal zählen kann.


    Während des Winters ist die Einsatzfähigkeit der Ala aufgrund der Versorgungslage beschränkt. Einige unserer Pferde verweilen aus Versorgungszwecken auf Höfen außerhalb des Kastells, weshalb wir derzeit über gut 600 bereite Soldaten, sowie weitere 420 Reserveeinheiten verfügen, welche vor allem für Ausbesserungsarbeiten am Kastell sowie in der Stadt herangezogen werden. Die restlichen Turmae gehen ihrem gewohnten Wachdienst in der Region nach, sofern es die Witterungsverhältnisse erlauben.


    Durch eine verstärkte Bündelung der Beschaffung, gemeinsam organisiert von Legio II und Ala II, ist in diesem Winter eine wesentlich verbesserte Versorgungslage festzustellen. Ich denke, dass viele Einheiten von einer derartigen Kooperation lernen können.


    Mögen die Götter über unser Imperium wachen.


    Aulus Iunius Seneca
    PRAEFECTVS · ALA II NVMIDIA



    Ad Tiberia Corvina
    Villa Aurelia | Mons Esquilinus
    Roma | Provincia Italia



    Liebste Schwester,


    voller Schrecken erreichten mich während meiner Bildungsreise die Gerüchte um die furchtbare Katastrophe, die nicht nur Rom sondern auch unsere Familie schwer getroffen hat. Indessen verweilte ich gerade in Belgica, weshalb ich mich umgehend nach Mogonitacum begeben habe, um Gewissheit bei unserer Cousine Lucia zu erlangen. Nach einer kurzen aber gefühlt gar unendlichen Zeit der Ungewissheit und Sorge um euch, erreichten uns mehrere Briefe aus der urbs aeterna. Schwester, ich bin so froh, dass es dir gut geht! Dennoch grämt es mich erfahren zu haben, was mit Onkel Titus geschehen ist, welch Tragödie! Umso mehr erleichtert mich der Umstand, dass Aurelius Lupus dir Zuflucht in der Villa Aurelia gewährt hat und unsere Tante Maximilla den Weg nach Rom gefunden hat, um dir in dieser Zeit beizustehen.


    Corvina, wir lassen euch mit der schweren Bürde dieser familiären Krise nicht allein. Wenn du dieses Schreiben erhälst, werden Aulus und ich in Kürze in Rom eintreffen. Unser Bruder wurde zu den Prätorianern berufen und ich breche meine Bildungsreise ab, um der Zukunft unserer Familie in Rom dienlich zu sein. Wir reisen mit Flavius Gracchus Minor, welcher sein Tribunat bei der hiesigen Legion absolviert hat. Mache dir also keine Sorgen, ein besseres und sichereres Geleit kann es gar nicht geben.


    Bitte richte Senator Aurelius unseren Gruß aus und Teile ihm mit, dass wir in Kürze eintreffen werden. Grüße auch Tante Maximilla von uns.


    Möge Minerva in ihrer Güte die Tiberii in diesen schwierigen Zeiten beschützen.


    Vale


    Dein geliebter Bruder


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    Regia Legati Augusti pro Praetore | Mogontiacum | Germania Sup.

    M' Flavius Gracchus
    Villa Rustica Flavia
    Baiae, Italia


    M' patri suo s.p.d.


    Ich danke dir für deine erbaulichen Worte und dein Vertrauen.


    Hinsichtlich Duccius Vala kann ich dich jedoch insofern kalmieren, als er überaus selten in Mogontiacum weilt, sondern beständig die Provinz bereist, sodass ich wohl kaum seinen Ränken ausgesetzt bin. Indessen erscheint er mir innert jener knapp bemessenen Kontakte, welche ich zu ihm hege, als durchaus honorige Persönlichkeit, zumal ich mich zu erinnern glaube, dass du selbst es warst, der mir ihn vor vielen Jahren in familiärer Runde als seriöse Gestalt empfahl. Dennoch werde ich mich selbstredend vorsehen, nachdem du mich nun warntest, selbst wenn ich ihm bisherig keinerlei Arglist vorzuwerfen vermag.


    So überhäufte er mich in absentiam gar mit gewissen Ehrungen, nachdem ich von meiner Mission erfolgreich zurückkehrte: Mit Hilfe der germanischen Seherin, welche ich zuletzt erwähnte, sowie Duccia Silvana, die gegenüber den Chatten augenscheinlich in ihre Fußstapfen getreten ist, gelang es mir nämlich, einen vierjährigen Frieden mit den chattischen Fürsten auszuhandeln. So werden jene bisherig dem Imperium traditionell feindselig gestimmten Stämme gar einen Auxiliarverband unserem Imperator zur Verfügung stellen, während uns im Gegenzug lediglich moderate Getreidelieferungen obliegen. Duccius Vala scheint dies, ebenso wie meine Kommilitonen, durchaus als Erfolg zu bewerten, denn er verlieh mir die Hasta pura und ließ gar eine bescheidene Ehreninschrift für mich an der Regia anbringen.


    Wie mir scheint, sind meine Qualitäten also selbst hier sub aquila eher politischer Natur, doch werde ich selbstredend weiter der Dinge harren, welche da kommen mögen. Ich danke dir nochmalig für deine Fürbitte bei den Unsterblichen, die bisher stets ihre schützende Hand über mich hielten, und hoffe, dich bald nach dem bevorstehenden Ende meines hiesigen Dienstes in Baiae aufsuchen zu können, um meine weiteren familiaren und politischen Wege zu erörtern.


    Vale bene!

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    Claudia Silana
    Villa Claudia
    Roma, Italia


    M' Flavius Gracchus Minor Claudiae Silanae s.p.d.


    Selbstredend bin ich hocherfreut, dass wir mitnichten im Dispute uns befinden, doch bin ich nach der Lektüre deiner Zeilen, welche zu empfangen mir durchaus ebenfalls eine Freude waren, doch genötigt zu befinden, dass wir bei derart konträren Positionen uns baldig in einem solchen befinden werden, selbst wenn er sich, wie zu hoffen bleibt, sich lediglich auf die Sache limitiert.


    Durchaus vermag ich deine Suche zu verstehen, denn all jene Fragen okkupieren auch mich, wie du trefflich erkennst, und mir erscheint jener Eklektizismus, welchem du anzuhängen scheinst, als kein rundheraus irriger Weg, um zu saturierenden Repliken zu gelangen. Die Frage bleibt jedoch, woraus jener Eklektizismus sich schöpft, welche Lehren er zu kombinieren sucht und inwiefern hieraus sich Konsistenz ergibt.


    Diesbezüglich halte ich dafür, durch eigene Erfahrung bereits gewisse Wege exkludieren zu können, wozu auch der Weg des Epikur zählt, da er doch nicht selten jener Natur von Mensch und Welt widerspricht, was sich mir gerade in der Perspektive auf dieses fremde Land klarifiziert. Denn ob ich in die Gehöfte der Germanen auf dem Lande blicke oder in meinem Castellum verweile, ob ich an mein geliebtes Rom denke oder die orientalischen Boulevards Alexandrias, überall vermeine ich doch ein ehernes Gesetz zu erkennen, welches die Welt durchdringt: Alles ist geprägt von einer stabilen Ordnung hierarchischer Natur.


    So kennt nicht allein der Quirite Patron und Klient, selbst hier im hohen Norden existiert eine dergestalte Institution, welche als Munt wird tituliert, auch hier regiert der Adel über die Freien, der Freie über den Sklaven wie in der Legion der Centurio über den Miles. Und bei allen Menschen scheint jene Hierarchie keineswegs allein auf das Irdische sich zu limitieren, denn stets ragt sie hinein in die Unterwelt der Ahnen, die man über ihren Tod hinaus ehrt, und bis hinauf zu den Göttern, welche gleichsam ihre Spitze wie ihre Garanten darstellen.


    Jene Götter indessen lehren uns ebenso, dass diese Ordnung nicht lediglich vertikal, sondern ebenso in horizontaler Richtung sich konstruiert: Wie die Unsterblichen, so sind auch den Sterblichen differente Obliegenheiten gegeben. Ist der eine zum Soldaten berufen, so der andere zum Bauern, der Dritte zum Knecht, die vierte zum Herren. Die Differenzierungen mögen differieren, doch überall existiert jene Ordnung, welche zu überschreiten dem Einzelnen wie die Gesamtheit schadet. Zweifelsohne ist dir die Fabel des Menenius Agrippa ein Begriff, welche uns wohl nichts anderes als diese Einsicht zu lehren wünscht.
    Jene Ordnung indessen scheint Epikurs Lehre zu negieren, indem er nicht lediglich die Götter verachtet, sondern ebenso das Schicksal, welches dem einzelnen seinen Platz inmitten jener Ordnung zuweist.


    Du mahnst mich, meinem Wollen, meinen Träumen und Wünschen zu folgen. Bisweilen scheinen sie mich zur Glückseligkeit zu führen, bisweilen jedoch auch in Desillusion und Tristesse. Blicke ich auf die divinen Ordnungen, welche ich an allen Enden des Imperiums nun erforschen konnte, so tritt jedoch noch ein Zweites hinzu, was mich zweifeln lässt, meinen eigenen Willen zum Maßstab des Handelns zu erheben. Denn alle Völker kennen auch jenen Ort, welchen wir Orcus, die Germanen Hel, die Hellenen Hades und die Ägypter Duat heißen. Doch gleich welche Titulatur sie auch haben mögen, überall werden die Seelen nach den Taten in der Welt der Lebenden beurteilt, sodass jene, welche der Tugend folgten, in die Gefilde der Seligen aufsteigen, während diese, die dem Bösen folgten, zu grässlicher Qual verdammt sind. Wollen wir jedoch nicht dafürhalten, dass die Götter in Willkür agieren, so erscheint es mir doch erforderlich, ihre Maßstäbe und Tugenden zu ergründen, anstatt mich der eigenen Nabelschau hinzugeben.


    Und blicke ich auf diese Ordnung, welche mich gleichsam in naturaler Weise umgibt, so erscheint es mir doch zumindest sicher, dass es mir jetzt aufgegeben ist, ein Soldat zu Roms sein und morgen meine Anlagen zugunsten des Imperiums einzusetzen, wie es mir auch heute schon zu gelingen scheint. Jene Mission, von der ich dir berichtete, fand nämlich ein glückliches Ende. In der Tat gelang es mir, einen vierjährigen Frieden mit den Chatten auszuhandeln, was dem Limes in dieser Provinz Ruhe wird verschaffen.


    Ob und aus welchem Grunde dieser hergebrachte Weg also mein Schicksal sein mag, können wir jedoch, wie ich hoffe, in Kürze persönlich erörtern, denn mein Tribunat neigt sich dem Ende zu. Ich hoffe also, baldig wohlbehalten nach Rom zurückzukehren.


    Gib so lange auf dich Acht. Vale bene!

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    Einer der Reiter des Cursus Publicus hielt heute auch einmal wieder am Landsitz eines flavischen Senators und brachte folgendes Schreiben:



    Senator Manius Flavius Gracchus
    Villa Rustica Flaviana
    Baiae



    Sextus Aurelius Lupus suo amico Flavio Graccho s.d.


    Vermutlich haben deine Frau und deine Verwandten dich schon über die Geschehnisse in Rom unterrichtet. Doch für den Fall, dass du noch keine Berichte erhalten hast, möchte ich verhindern, dass du als Letzter von allem erfährst.


    Dein Verwandter Flavius Scato hatte - sicherlich zu deiner Kenntnis – Spiele in seiner Funktion als Aedil ausgerichtet. Im Nachhinein betrachtet muss ich feststellen, dass ich das Glück hatte, aufgrund anderer Verpflichtungen nicht daran teilnehmen zu können, denn bei just diesen Spielen kam es zu einem terroristischen Akt eines wütenden Mobs von Peregrinen und Sklaven. Diese schossen teilweise mit Bögen auf die Zuschauer und verursachten nicht nur einige Tote, sondern auch eine große Panik unter den Zuschauern, welche sofort flohen.
    Im weiteren Verlauf plünderte dieser aufständische Mob einige Häuser und erschlug eine Vielzahl an Römern. Leider muss ich dir berichten, dass hierbei auch unsere gemeinsamen patrizischen Freunde, die Tiberier, betroffen waren. Deren Villa wurde bis auf die Grundfesten niedergebrannt und alle anwesenden Personen erschlagen. Die Verbrecher erdreisteten sich sogar, den Patrizier Titus Tiberius, an Ort und Stelle an einer Hauswand zu kreuzigen.


    Glücklicherweise waren viele der Tiberier allerdings nicht zuhause. So habe ich Tiberia Corvina und Tiberia Maximilla Obdach in der Villa Aurelia bis auf weiteres geboten. Von Tiberius' Durus Söhnen Ahala und Postumus indes habe ich keine weitere Nachricht, wenngleich diese sich nicht unter den Toten der Villa befanden, für welche ich für eine Beerdigung durch angemessene Bestatter selbstverständlich gesorgt habe.


    Ebenfalls soll die Domus der Aennaer geplündert worden sein und die Witwe von Aennaeus Modestus wurde nach einigen Gerüchten zumindest verletzt zu ihren Verwandten verbracht worden sein.


    Nach meiner Kenntnis ist die Villa Flavia aber glücklicherweise von alledem verschont geblieben, ebenso wie die Villa Claudia und mein eigenes Zuhause. Ebenso wie ich meinen Nachbarn und den Tiberia erst einmal Schutz und Obdach gewährt habe, haben auch deine Verwandten und die Claudier mit Menschen ihrer Umgebung verfahren, wie es den patrizischen Familien gebührt.


    Ich bedauere, dass ich dir keine freudigeren Nachrichten bringen kann und hoffe, dass ich dich bald wieder im römischen Senat auch wieder leibhaftig begrüßen werden können.


    Mögen die Götter dich und die Deinen beschützen!

    Ad
    Appius Decimus Massa
    Casa Decima Mercator
    Roma
    Italia


    Salve Massa,


    du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr es mich freut, von dir zu hören. Ich habe selbst viel zu lange keine Nachrichten gesandt, mach dir deshalb also keine Gedanken. Manchmal läuft das Leben so, und die Entfernung, die langen Wege, tragen nichts dazu bei, dass es leichter wäre, Kontakt zu halten.
    Umso schöner ist deine Nachricht, dass du bei der Legio II eingesetzt wirst. Herzlichen Glückwunsch dazu! Ich freue mich schon darauf, künftig wieder mehr von dir zu hören und jemanden von der Familie in der Nähe zu haben. Ich hoffe, mein Brief erreicht dich überhaupt noch in Rom.


    Auch andere Nachrichten dringen nur langsam in die Provinz vor. Dass es in Rom Unruhen gegeben hat, davon habe ich hier nur wenig mitbekommen. Vor allem nicht, wie schlimm es wirklich zu sein scheint. Was du von Plünderungen und Übergriffen erzählst, klingt furchtbar – ich bete zu den Göttern, dass die Urbaner diese Plage bald in den Griff bekommen und die Aufrührer ihre gerechte Strafe bekommen.


    Bei all den schlechten Neuigkeiten aus Rom freut es mich umso mehr, die eine gute aus Germania schicken zu können: Aulus und ich erwarten ein Kind. Bis du hier eintriffst, ist es womöglich schon auf der Welt, so die Götter es wollen und alles gut geht.


    Mögen die Götter dich auf deiner Reise schützen!


    Vale
    Seiana



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      [*] Versandeinnahmen: 80 Sz.
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      [*] ITA: 1
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      [*] beförderte Briefe JWD: 0

    Ohne Moos nix los. Das Prinzip war auch beim Cursus Publicus bekannt. Da wurden auch alte Briefe erst dann auf Reisen geschickt, wenn man (oder frau) auch dafür bezahlt hatte ..



    Marcus Iulius Dives
    Domus Iulia
    Roma, Italia


    Mein guter Dives,
    du glaubst ja nicht wie es die Seele freut ein paar Zeilen aus der Heimat zu bekommen, noch dazu von einem so liebgewonnenen Freund.
    Auch ich hätte mich über ein letztes Mahl in deinem gastfreundlichen Zuhause gefreut doch die Umstände ließen es leider nicht zu. Ich möchte nicht in das müßige „was wäre wenn“ versinken und wechsele deshalb bewusst das Thema.


    Mein Aquilina nahm deine Grüße mit einem Trommelfell-malträtierendem, fröhlichen Quietschen auf, was ich als Zeichen ihrer Zuneigung dir gegenüber werte und dass sie dir herzliche Grüße zurücksenden möchte.


    Von Callistus kann ich dir keine Grüße schicken, vielmehr wollte ich gerne über dich welche an ihn vermitteln. Ich habe schon eine Weile nichts von ihm gehört und vielleicht könntest du ihn überzeugen doch mal seinen Verwandten und Freunden in Germania zu schreiben. Er ist in Rom geblieben. Es verwundert mich ehrlich gesagt, dass du davon ausgehst er wäre mit uns gezogen. Aber es heißt ja auch, dass er nicht negativ auf sich aufmerksam gemacht hat. Dafür möchte ich dankbar sein.


    Das Wetter in Germanien ist noch ungastlicher, als es immer beschrieben wird. Hier liegt so viel Schnee, das kannst du dir nicht vorstellen. Alles ist weiß und kalt. Die Kälte kriecht durch jede Ritze. So kalt hab ich es noch nie erlebt! Zwar wird mir immer wieder versichert, dass es sich bei dem Wetter auch in Germanien um eine Ausnahme handelt, aber glauben kann ich es nicht wirklich. So warte ich ungeduldig auf den Frühling und hoffe, dass es dann angenehmer wird.


    Ich sende dir nur die besten Wünsche nach Rom! Wenn die Rennen wieder beginnen, feuere Veneta für mich mit an!
    Vale bene
    Lucia



    Ohne Moos nix los. Das Prinzip war auch beim Cursus Publicus bekannt. Da wurden auch alte Briefe erst dann auf Reisen geschickt, wenn man (oder frau) auch dafür bezahlt hatte ..



    An Augusta Veturia Serena
    Palatium Augusti
    Roma, Italia


    Verehrte Augusta,


    ich schreibe dir aus einem Land, das aktuell wie unter einer weißen Decke schläft. So viel Schnee hab ich noch nie in meinem Leben auf einmal gesehen. Aber alles der Reihe nach.


    Für deine irgendwann ausstehende Reise in den Norden möchte ich dir von der Route, die wir gewählt haben abraten. Ich kann mir nur ausmalen, welche Ungemach einem bei der Benützung eines Schiffes für einen Abschnitt der Reise bereitet. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es unangenehmer sein kann, als auf Wochen in einem Reisewagen unterwegs zu sein. Ich bin froh darum gewesen Decima Seiana und die junge Esquilina – Marcus Iulius Licinus‘ Mündel - als Gesellschaft dabei gehabt zu haben und auch die Musik und verschiedene Lesungen haben mir die Zeit vertrieben, aber irgendwann wird selbst der unsterbliche Ovid öde. Ich konnte es selbst kaum glauben!


    Germania Superior ist ein Land gespalten zwischen zwei Welten. Die Menschen erscheinen mir sehr herzlich, aber im Gegensatz dazu, was ich von anderen Provinzen gehört habe, nehmen sie von der römischen Lebensart nur das Nötigste an und legen übermäßigen Wert auf ihre Kultur, die scheinbar viele als überlegen betrachten. Natürlich gibt es hier auch viele echte Römer und auch Soldaten im Ruhestand aus den verschiedensten Regionen des Reiches. Aber die Germanen stechen allein schon durch ihren Kleidungsstil hervor.
    Es gibt hier wunderbare römische Anlagen, Bäder, Tempel, natürlich kommt nichts an den Glanze Roms heran, aber man kann ihnen auch keinen großen Mangel nachsagen. Nein, man kann den Planern und Bauern Mogontiacums wahrlich keinen Vorwurf machen. Es ist das Wetter, der frühe Untergang und späte Aufgang der Sonne und die Lebensart einiger Einheimischen, die dem Ort einiges an Reiz nehmen. Es ist wirklich erstaunlich: Wenn man sich mit de Sonnenaufgang erhebt und seiner alltäglichen Morgentoilette nachgeht ist es, wenn man fertig ist, schon fast Mittag! Vier Stunden später senkt sich die Sonne dann schon wieder über den Horizont, um in das unglaublich lange dauernde Dämmerlicht überzugehen, ehe es wieder dunkel wird. Auch brauchst du unbedingt ein, nein eher mehrere Felle und warme Mäntel, wenn du den Norden besuchst! Vor zwei Tagen hat es begonnen zu schneien und es wirkt nicht so, als ob es irgendwann bald aufhören mag. Die Kälte kriecht durch jede Ritze und damit meine ich nicht die aus Rom bekannte Kühle, die mit dem Winter kommt, ich meine eine beißende Kälte, die in Nase, Wangen und jedes freie Zipfelchen Haut sticht.
    Mir wurde versichert, dass es wie um die Dunkelheit des Winters auszugleichen im Sommer dafür umso länger hell ist und warm, ohne die unangenehme Hitze die man aus Rom kennt. Ich gebe dir diese Worte weiter, ohne eine eigene Meinung dazu zu äußern, denn noch habe ich diese Seite des Nordens noch nicht kennenlernen dürfen. Bona dea, ich hoffe es ist wahr!


    Die Stadtverwaltung scheint, auch ohne die ständige strenge Hand eines gesunden Stadthalters, in den letzten Monaten effektiv weitergearbeitet zu haben. Es gab keine großen Mängel hinter denen mein Mann direkt nach seiner Ankunft aufräumen musste, nur die Regia ist kaum repräsentativ und scheint mir in den letzten Monaten nur wenig bis gar nicht gepflegt worden sein. Aber dessen werde ich mich persönlich annehmen, sobald der Frühling irgendeine Art der Arbeit außerhalb der beheizten vier Wände zulässt. Überhaupt scheint das Leben der Stadt es hier den Tieren des nahen Waldes im Winter gleich zu tun und schlafen zu gehen, um auf den Frühling zu warten. Mein Gatte lässt sich dadurch aber nicht davon abbringen die Provinz auf dem Pferd zu bereisen. Er regelt Angelegenheiten lieber vor Ort, als alle Beteiligten zu ihm kommen zu lassen.


    Zu guter Letzt möchte ich dir von meiner kleinen Aquilina berichten. Sie ist Valas Augenstern und macht sich prächtig. Ich fürchte es dauert nicht mehr lange und sie ist deiner Wiege entwachsen. Das kalte Wetter scheint sie kaum zu beeinflussen und, den Göttern sei Dank, hat sie eine scheinbar unzerstörbare Gesundheit. Nachdem meine Kleine bei unserem Treffen so begeistert von den bunten Bändern gewesen ist, hat sie nun auch hier welche über ihrem Platz hängen. Ihr Anblick zaubert mir jedes Mal aufs Neue ein Lächeln ins Gesicht.


    Aquilina und ich senden dir die besten Grüße,
    Tiberia Lucia

    Claudia Silana
    Villa Claudia
    Roma, Italia


    M' Flavius Gracchus Minor Claudiae Silanae s.p.d.


    Inmitten meiner alltäglichen Pflichten, welche mich in meinem Tribunat gefangen halten, gedachte ich kürzlich der Einweihung des Ulpianum und in diesem Zuge auch unseres ersten Zusammentreffens im Schatten unserer Anverwandten. Wenn ich mich recht entsinne, war es uns nicht vergönnt, unseren Disput zu einem Ende zu führen, weshalb ich beschloss diesen Brief an dich zu verfassen.


    Du zitiertest, wie mir noch trefflich vor Augen ist, Epikurs Brief an Menoikos, was mich darauf schließen ließ, dass auch du eine Jüngerin des Samiers bist, unter welche einst auch ich zu zählen war. Wie ich bereits bei unseren Gesprächen zu erkennen gab, ist jene Sicht nun jedoch nicht mehr die meinige, weshalb es zweifelsohne ertragreich wäre, wenn wir zu gegebener Zeit weiter disputieren.


    Vorerst bin ich jedoch genötigt meine philosophischen Interessen zurückzustellen, da mich hier in Mogontiacum stärker der schnöde Dienst als Kriegsmann okkupiert, selbst wenn jener durchaus bisweilen Anlass zum Philosophieren bietet. Denn obschon es durchaus eine Freude ist, die Frage der Tugend in trauter Runde bei einem guten Becher Weines zu erörtern, trifft sie mithin jene rohen Soldaten, welche mich nun alltäglich umgeben, überaus immediat und in existentieller Weise. So mag derzeitig Ruhe und Frieden herrschen, doch fochten nicht wenige von ihnen bereits um ihr Leben, wie es in Rom nur zur Zerstreuung der Massen geschieht. Nicht weniger klarifizieren die hiesigen Umstände jedoch die große Notwendigkeit der Tugend, da dem Legionär hier in der Provinz ein exorbitantes Maß an gewaltsamer Willkür gegeben ist, welches nur durch soldatische Tugend und zivilisierte Gerechtigkeit einzuhegen ist. Der Weise mag die Muse besitzen, die Folgen dieser oder jener hypothetischen Handlung abzuwägen, doch dem tumben Bauernknecht, gegürtet mit dem Cingulum Militare und ausgestattet mit Helm und Gladius, scheint es nicht gegeben zu sein, seine Taten auch nur ex post zu reflektieren, sodass es unumgänglich ist, ihm klare, sichere Regeln an die Hand zu geben.


    All dies evoziert für mich je länger je mehr einen Anspruch an die Philosophie, praktische Funktionalität und Relevanz zu offerieren, sodass wir diese Frage nach meiner Rückkehr von Angesicht zu Angesicht disputieren sollten. In Kürze werde ich zu einer diplomatischen Mission den Limes überqueren und die Stammesfürsten der Chatten visitieren, doch wurde mir eine derart zahlreiche Eskorte beigegeben, dass ich nicht zweifle, wohlbehalten wieder hierher und nach Rom zurückzukehren. Dennoch vermag ich nicht mein Schicksal zu antizipieren (da ich doch konträr zu dir durchaus daran glaube) und bitte die Unsterblichen um ihren Segen und glückliche Heimkunft.


    Ich wünsche dir und den Deinen ebenfalls alles erdenklich Gute und bitte dich, deinem Großvater und deiner Schwester meine verbindlichsten Grüße auszurichten. Mögen die Götter dich behüten und dir deine Ignoranz nachsehen, so du sie als Epikureerin (ich vermeine, dass du dies niemals offen gestandest) mit Missachtung strafen solltest.


    Vale bene!

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    Der Postangestellte nahm den Brief an. Er erkannte das Decimer-Siegel. Fast hätte er den Brief dann über die Wertkarte der Decimer abgerechnet. 10 Sesterzen abgebucht von den fetten 1200 Sesterzen der Wertkarte. Aber der Mann bezahlte bar. "Oh." Nur eine kurze Überraschung. "Danke." Der Beamte beschwerte sich bestimmt nicht über eine Barzahlung. "Mit dem nächsten Reiter geht dein Brief auf die Reise.", lächelte er dem Kunden zum Schluss freundlich entgegen.

    Familien-Wertkarten



    Institutions-Wertkarten



      [*] Versandeinnahmen: 10 Sz.
      [*] Wertkarten: 20 Sz.
      [*] Einschreiben: 0 Sz.
      [*] Wertkartenverkäufe: 0 Sz.
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      [*] beförderte Briefe: 6
      [*] ITA: 0
      [*] GER: 6
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      [*] JWD: 0
      [*] beförderte Briefe JWD: 0

    Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    "Kannste mir geben", rief ein Gerichtsdiener und kam heran. "Nur fünf heute?" Da gab es schon andere Zeiten. "Hoffe trotzdem, ist nix Eiliges dabei. Hier jagd ein Termin den anderen."


    Ein hilfloser Blick. Ein Zucken der Schultern. "Keine Ahnung. Gäbs noch Eilbriefe, könnt ichs dir sagen." Dann wärs ja klar. Was eilig war und was nicht. "Aber die gibts ja schon lange nicht mehr. Und ich liefer nur aus und stell zu." Wer was wie warum beim Cursus Publicus aufgab? Das wusste er nicht. "Also. Dann hier die Post." Er reichte alles auf einmal rüber. "Auf bald!" Nicht nur hier gabs Stress. Auch der Postbote hatte noch viel auszuliefern heute .... Und weg war er.


    Die Mittlere der drei (zugeklappten) Wachstafeln. Machte man sie auf, kam das dabei raus:


    Ad:
    Praetor Urbanus
    Basilica Ulpia


    M. Artorius Rufinus Praetori Urbano s.d.


    Hiermit erstatte ich, Marcus Artorius Rufinus, Bürger der Stadt Rom, gemäß Codex Iuridicialis §24 Anzeige gegen


    Caius Flavius Scato.


    Mein Vorwurf bezieht sich darauf, dass C. Flavius Scato als Ädil für die Einhaltung der Lex Mercatus verantwortlich ist (Cod Univ §53). Am letzten Tag im Monat Mai hat er sein Amt angetreten. Zu dem Zeitpunkt lag schon eine Anzeige vor. Vom Freigelassenen Gaius Axianus Naso. Gegen den Bürger Caius Flavius Scato. Wegen überzogener Spendendauer (Verstoß gegen Lex Mercatus §5).


    Zahlreiche Tage später redete der Orator Publicus auf dem Forum Romanum über den Bürger C. Flavius Scato. Direkt im Anschluss auch der Freigelassene Quintus Claudianus Anaxander. Beide öffentlich. Für jeden, der sich auf dem Forum über die neusten News informiert. Auch die Anzeige gegen C. Flavius Scato wegen überzogener Spendendauer war dabei deutlich Thema. Und dass nichts dagegen unternommen wurde.


    Anfang Juli war ein Drittel des Amtsjahres rum. Ein Drittel der Zeit, wo der Ädil C. Flavius Scato die Einhaltung der Lex Mercatus kontrolliert. Und wo man davon ausgehen muss, dass er inzwischen auch von diesem Verstoß gegen die Lex Mercatus weiß. Durch die Anzeige. Oder durch das Wort in der Öffentichkeit. Oder durch seine Kontrollen, dass die Lex Mercatus eingehalten wird.


    Aber die schon am Anfang vom Amtsjahr überzogene Spendendauer wurde immernoch und immer weiter überzogen. Nichts wurde getan, um diese Spenden zu beenden. Nichts um gegen diesen Verstoß gegen die Lex Mercatus vorzugehen. Stattdessen. Wurde der Verstoß also toleriert. Zum Vorteil vom Spender C. Flavius Scato. Der damit über illegal lange Zeit sich vor dem Volk als Wohltäter präsentieren konnte.


    Eine Rechtsbeugung vom Ädil C. Flavius Scato. Strafbar nach Codex Iuridicialis §112. (Der Kaiser hat die Immunität schon aufgehoben.)



    Ich bitte um eine Prüfung des Sachverhalts und um eine Aufnahme des Verfahrens. Und um eine schriftliche Begründung, falls meine Klage abgewiesen wird.


    Marcus Artorius Rufinus

    DOMUS ARTORIA - ESQUILINUS MONS - ROM


    Der Postbeamte am Schalter grüßte ohne Worte zurück. Nur mit einem Nicken. "Ich nehm mal an, auf die Wertkarte der .. Germanicer?" Er musste raten. Hatte ja keiner gesagt. "Und in Mogontiacum dann bestimmt in .. die Castra einer Ala-Einheit?" Nochmal geraten. Duplicarius klang irgendwie danach.


    Kurz die Reaktion abgewartet. "Wird erledigt." Dann noch schnell das neue Restguthaben der Wertkarte vorgelesen. "Kann ich sonst noch etwas für dich tun?" Auch wenn er Rätselraten im Postwesen nicht mochte. Er lächelte freundlich.

    Familien-Wertkarten



    Institutions-Wertkarten



      [*] Versandeinnahmen: 0 Sz.
      [*] Wertkarten: 20 Sz.
      [*] Einschreiben: 0 Sz.
      [*] Wertkartenverkäufe: 0 Sz.
      [*] Warentransport: 0 Sz.
      [*] beförderte Briefe: 2
      [*] ITA: 1
      [*] GER: 1
      [*] AEG: 0
      [*] HIS: 0
      [*] JWD: 0
      [*] beförderte Briefe JWD: 0

    M' Flavius Gracchus
    Villa Rustica Flavia
    Baiae, Italia


    M' patri suo s.p.d.


    Ich danke dir verbindlichst für deinen Brief, welcher mich hier im durchaus sommerlichen Germania erreicht hat. In der Tat gewährt mir das Land eine sanfte Akkomodation hinsichtlich der klimatischen Gegebenheiten. Größere Mühen bereitet mir hingegen das Leben in der Legion, denn obschon ich überaus kommod untergebracht bin und über tätige Unterstützung seitens meiner Ordonnanz nicht zu lamentieren vermag, gibt es doch zahlreiche bisherig unbekannte Gepflogenheiten und militärische Routinen zu erwerben, sodass es keinesfalls zu jeder Zeit lediglich ehrenvoll und süß erscheint, dem Vaterland zu dienen.


    Indessen habe ich mich durch ein Gelübde gar den örtlichen Patron der Legion, Mars Thincsus, verschrieben, aufdass er mir zur Seite stehe bei meinem Mühen ein guter Soldat zu werden. Seines Segens werde ich in Kürze in der Tat bedürfen, denn Titus Duccius Vala, der hiesige Kommandeur, hat mich mit einer durchaus riskanten Aufgabe betraut: Ich soll eine Gesandtschaft zu den benachbarten Stämmen der Chatten anführen, mit welchen es kürzlich zu kleineren bewaffneten Scharmützeln kam. Der Konflikt dreht sich unter anderem um eine germanische Seherin, die als Kriegsgefangene versklavt wurde und mir mir derzeitig als Sklavin dient. Ein wenig beängstigend erscheint mir zwar der Umstand, dass sie augenscheinlich eine besondere, divine Gabe besitzt, welche sie möglicherweise gegen mich zur Anwendung bringen könnte, doch nahm ich sie auf Bitten des Praefectus Castrorum auf, sodass es mir kaum possibel erscheint, ihrer wieder ledig zu werden.


    Überhaupt erweist sich auch die Leitung eines eigenen Haushaltes als durchaus fordernde Obliegenheit und erst jetzt wird mir bewusst, welch hohe Qualität das Gesinde der Villa Flavia Felix und insonderheit dein Villicus Sciurus aufweist. Indessen vermisse ich durchaus auch dich und Scato, da doch damals, als euer Rat mir tagtäglich zur Verfügung stand, ich hochmütigerweise ihn nicht konsultierte, und nun, da ich ihn benötigte, er mir weitgehend verwehrt ist.


    Dennoch werde ich, so mir die Götter hold sind, mein Bestes geben, um unsere Familie auch auf dem Felde der Ehre würdig zu vertreten. In der provinziellen Gesellschaft zumindest habe ich bereits einen gewissen Anteil genommen und dabei - wie klein doch die Welt ist! - einen Eques angetroffen, welchem du durchaus bekannt bist: Es handelt sich um Duccius Verus, seines Zeichens Flamen Divi Augusti der Provinz Germania Superior, welcher augenscheinlich vor vielen Jahren das Ende seiner Ausbildung unter deinen Augen in Roma vollzog. Er lässt dir Grüße bestellen und hat mich gemeinsam mit seinem Vetter, Duccius Marsus, zu einer Jagdpartie eingeladen. Den dritten der hiesig überaus populären Duccii, Titus Duccius Vala, sehe ich indessen selten, obschon er mein Kommandeur ist, da er gerade in den Sommermonaten die Provinz zu bereisen pflegt. Auch er hat mich jedoch freundlich empfangen.


    So unsere Anverwandten nach Baiae zurückkehren sollten, richte ihnen meine wärmsten Grüße aus (auch hier scheint ja ein mirakulöser Fluch auf uns zu lasten, da just als du zu ihnen aufbrachst, sie von deiner Destination wichen). So es mir gestattet sein wird, werde ich nach meinem Tribunat dir und ihnen einen Besuch abstatten.
    Ich bitte dich schließlich, den Unsterblichen und insonders unseren Maiores für mein Wohl und den Erfolg meiner Mission zu opfern, da du doch zweifelsohne ihnen ein würdigerer Diener bist als ich.


    Vale bene!

    http://www.niome.de/netstuff/IR/SiegelCaduceus100.png


    [Blockierte Grafik: http://s1.directupload.net/images/131110/kdqd6h7n.png]

    Dem Kaiser.


    LEG AUG T DUCCIUS VALA IMP CAES AUGUSTO s.p.d.


    Mein Kaiser,


    der Centurio Lucius Antoninus von den Iulii hatte die Versetzung erhalten und hat an den achten Iden des Iunius die Castra der Legio Secunda gen Roma verlassen.


    Der Tribunus Manius Gracchus Minor von den Flavii hat Mogontiacum am Tage vor den Nonen des Iunius erreicht und augenblicklich seinen Posten in der Legio eingenommen. Wir haben mit dem Flavius einen wissbegierigen jungen Mann voller Tatendrang hier, der innert seiner Einheit als auch bei der Zivilbevölkerung Sympathie erweckte. Da er nach eigener Aussage für jede Schandtat bereit war, habe ich ihn deiner Anmerkung, dass er wohl etwas Selbstbewusstsein gebrauchen könnte, als Emissär zu den Chatten geschickt. Hierzu später mehr.


    Ich harre der Ankunft des Appis Massa von den Decimi. Wir standen im Krieg gegen den Usurpator auf unterschiedlichen Seiten, allerdings hat sich der Mann einen Ruf als fähiger Offizier und Macher verdient.


    Die Lage am Limes ist alles in allem ruhig. Zu ruhig, wenn du mich fragst, Schmuggler sind aktuell die größte Sorge unserer Grenzer. Wir haben immer wieder mit kleineren Überfällen von Gruppen junger Männer zu tun, aber dies gehört zum üblichen Geschehen an der Grenze. Vor einigen Wochen hat sich in dieser Sache ein Zwischenfall ereignet. Ein Grenzposten wurde von einer eben solchen Gruppe junger Männer angegriffen und angezündet. Die postum erfolgende Reaktion der nahen Garnison wurde überraschenderweise aufgerieben. Legio und Ala Secunda haben mit einer massiven aber kurzen Strafexpedition für Ruhe gesorgt. Dies gelang unter anderem, weil die betreffende Sippe der Chatten, aus welcher die Gruppe junger Männer hervorgegangen war, in einem Thing des Stammes von diesem zur Kapitulation gegenüber unseren Truppen gezwungen wurde.
    Ein Vorgehen, dass uns größere Sorgen bereitet als wenn die Chatten sich zu einer der Strafexpedition entsprechenden militärischen Gegenreaktion entschieden hätten.
    Als einer der erbittertsten Feinde Roms ist es Tradition, dass eine Generation junger Männer sich im Kampe gegen unsere Männer an der Grenze bewährt. Dass die Reaktion unserer Männer niedergeschlagen wurde, dürfte den Männern der Chatten ihren barbarischen Maßstäben entsprechend viel Ehre innert ihres Stammes eingebracht haben. Eigentlich. Denn stattdessen wurden die jungen Männer sowie ihr komplettes Heimatdorf der römischen Rechtsprechung unterworfen. Die Frauen und Kinder wurden entsprechend der Versklavung preisgegeben und dürften wohl auch in Rom bald zu sehen sein. Die wehrtüchtigen Männer wurden zum Tode verurteilt und zur Mahnung weiterer Brechung des Grenzfriedens ans Kreuz geschlagen. Ebenso wurde eine Völva, eine Seherin, von einem unserer Centurionen gefangen genommen und zur Sklavin gemacht.
    Dies könnte, je nach Stand und Ruf der Seherin, gewisse Komplikationen mit sich bringen. Vereinzelte Angehöriger germanischer Stämme, vor allem zuvor verstoßene chattische Flüchtlinge, zeigten sich wenig angetan von der Versklavung einer für sie nicht unwichtigen Frau. Der Exercitus hat die Lage dank der Vielstimmigkeit der hiesigen Bevölkerung allerdings im Griff, von Unruhen ist derzeit nicht zu sprechen.


    Die Lage jenseits des Limes lässt zuviele Fragen offen, weshalb eine emissarische Entourage aufgebrochen ist, um das Gespräch mit führenden Köpfen des Stammes zu suchen. Zwar mag noch niemand an so etwas wie an einen Friedensschluss mit unseren erbittertsten Feinden denken, aber Antworten auf die derzeitige Lage sind zwingend vonnöten.
    Als oberster Emissär wurde der Tribunus Laticlavius Manius Gracchus Minor von den Flavii bestimmt. Ich bin mir sicher, als Sohn einer der ältesten Familien Roms wird er den Chatti mit Gravitas und Würde entgegentreten... und die erhofften Antworten zutage fördern.


    Der Centurio Statorum Aulus Tiberius Verus hat sich im Verlauf der Nicht-Auseinandersetzung mit den Chatten als Held Roms hervorgetan und wurde entsprechend mit einer Torques Aenea ausgezeichnet. Ich bin mir sicher, für einen derart idealistischen und aufrichtigen Mann sind höhere Aufgaben im Exercitus bestimmt.


    Die Munera der Civitates sowie der Zölle und Steuern der Provinz werden beinahe besorgniserregend zuverlässig erbracht, gesammelt und gen Rom geschickt. An dieser Stelle erwähne ich besonders die Civitas Vicus Iulius, deren Duumvirn Autronius und Herminius dir ihre ehrerbietigsten Grüße ausrichten lassen und dir einen geschliffenen Bernstein in Form eines Adlers, dem Wappentier deiner Familie, überreichen lassen. Er wird dir mit dieser Nachricht überreicht. Ich darf erwähnen, dass der Bernstein zu den größten gehört, die jemals durch Handel mit den Barbaroi jenseits des Limes seinen Weg in das Imperium gefunden hat.


    Vale bene.


    Casa Decima Mercator
    Decima Calena
    Roma, Caelius Mons


    In hingebungsvoller Absicht, grüße ich Decima Calena,


    Wie schreibe ich dir Zeilen, nach all den Jahren, die du mich zu vergessen haben scheinst? Einfach vergessen. Ich las deinen Brief spät, da der Briefverkehr hier Oben nicht so funktioniert, wie in unserer Heimat, geliebte Calena. Ich sehe und ich spüre, dass uns noch etwas verbindet. Etwas bewegt sich und doch scheinen wir uns beide verloren zu haben. Es erging mir hier nicht gut. Der Militärdienst nahm mir mit der Zeit nicht nur einen Teil meiner Güte, sondern gab mir mit seiner Härte auch eine Kälte, die man nur im frostigen Eises des barbarischen Winters kennt. Ich war einsam und selbst Aviana, meine Sklavin, zweifelte an meiner geistigen Gesundheit. Doch ich hielt durch. Ich glaubte, dass es für dich und mich richtig wäre, Rom zu dienen. Noch immer diene ich Rom und doch ändert sich alles. Der Dienst verändert eine Seele. Gerade hier in Germanien. Es gibt keine Fluchtpunkte am Limes. Ich kann mir selbst nicht mehr entkommen. Wenn man nicht mehr flüchten kann, stellt man sich seiner Vergangenheit, denn sie ist alles, was man hatte. Ich habe oft an dich gedacht. Oft über dich nachgedacht. Nie kam eine Zeile von dir, bis vor einiger Zeit. Deine Zeilen lasen sich wunderbar und ich hatte für einen Moment wieder diesen Traum von uns, wie damals! Erinnerst du dich? Damals, als wir Jugendliche waren und einfach nur zusammen leben wollten? Als wir blöde Scherze gemacht haben und du mich immer in jedem Spiel besiegt hast? Ja, du hast mich besiegt und auch mein Herz. Doch, im Laufe der Jahre, nicht nur hier, getrennt von dir, haben wir uns verloren. Du wolltest etwas in mir sehen, was ich nicht bin. Niemals sein konnte. Und doch habe ich versucht, dieses zu sein. Ein wahrer Römer. Was ist überhaupt ein wahrer Römer? Kannst du es mir sagen? Ich denke nicht.


    Ich habe die Ahnen geehrt und ehre sie wohl noch immer, denn wir Tiberii waren immer eine dienende Gens. Ein Haus, welches nicht sich selbst dient, sondern der römischen Idee; jenem Traum, den wir alle teilen und doch machte mich genau dieser Traum einsam. Ich begriff hier und jetzt, dass unsere Ehe längst nur noch leere Symbiose war und nur noch aus politischem Sinne gehalten wurde. Ja, ich bin naiv und weiß, dass eine Ehe ein Bündnis ist und doch hatten wir Liebe. Ohne Liebe, kann ich diese Leere nicht ertragen. Denn du hast mich vergessen und einfach ziehen lassen. In diesen Albtraum. Doch hat mich dieser Albtraum verändert und stärker gemacht. Ich habe hier ein anderes Leben gefunden, welches aus den Trümmern unserer gemeinsamen Sache entstanden ist. Ich wünschte mir, dass es anders wäre. Anders wäre, als dieser Zustand aber ich bin Soldat und habe gelernt, Dinge zu akzeptieren. Wir sind geschieden.


    Du bist frei, Calena, wirklich frei. Du kannst gehen und leben, während ich meinen Tod längst gefunden habe. Aber durch diesen Tod bin ich frei geworden. Ich beginne ein neues Leben. Der Krieg zeigte mir etwas Wichtiges: die Vergangenheit kannst du nicht ändern aber die Gegenwart. Ich habe jemanden gefunden, der mit mir verbunden ist und wir teilen etwas, was selbst wir niemals hatten. Wir haben Hoffnung. Ich habe wieder Hoffnung, dank ihr. Es ist eine andere Liebe und ich glaube, dass es das ist, was ich mir wünsche. Ich lebe wieder, dank ihr. Ich lebe und träume wieder. Selbst Aviana beobachtet, dass ich wieder lebe und sogar wieder mit Wärme durch das Leben gehe. Nicht, dass ich jetzt ein glücklicher Mann wäre aber ich glaube, dass ich hoffen kann. Mit ihr habe ich ein neues Leben gefunden. Ein gutes Leben, auch unter all dem Blut und Schmutz dieser Welt. Ein Leben, was ich mit dir nicht mehr hatte. Ich wünsche dir alles Gute und ein gutes Leben.


    In Liebe,


    dein Tiberius Verus


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