Ad Servius Artorius Reatinus
Praefectus Legionis
Legio XXII Daiotariana
Nikopolis
Aegyptus
Freundliche und ergebene Grüße Dir, werter Onkel,
ich hoffe, mein letzter Brief hat Dich ereilt. Auch wenn von Dir noch keine Antwort da ist, vermutlich noch nicht mal da sein kann, möchte ich Dir bereits jetzt wieder schreiben um Dich über einige Neuigkeiten auf dem Laufenden zu halten. Immerhin hast Du Mantua lange Zeit als Deine Heimat angesehen und deshalb denke ich, bist Du nicht abgeneigt mehr über die Geschicke der Stadt zu hören.
Die Bauarbeiten gehen gut voran und viele Ruinen wurden bereits abgetragen. Die Brücken werden bald auch wieder alle befahrbar sein. An den kahlen Stellen der Stadt wird es allerdings wohl noch nicht so schnell wieder neue Häuser geben, denn derzeit sieht es mit dem Zuzug noch eher schwach aus. Dennoch sind wir einigermaßen zufrieden, auch wenn noch immer viel zu viele Stellen offen sind. Dennoch, gerade um dies zu ändern, Mantua wieder positiv publiker zu machen, den Menschen zu zeigen, dass es bergauf geht und selbstverständlich auch um die Götter zu ehren und ihnen, wie denen, die geholfen haben zu danken, wird die Stadt Mitte des kommenden Monats eine dreitägige Feier abhalten. Opferungen, Schauspiel, Wettkämpfe und Marktgeschehen werden die Stadt in dieser Zeit beherrschen und wir hoffen auf viel Rücklauf und positive Rückmeldungen.
Meine Arbeit als Magistratus füllt mich aus und macht mich auf der beruflichen Ebene sehr zufrieden. Allerdings gestehe ich, dass ich mit dem Gedanken spiele, das dies nicht meine letzte Etappe ist. Ich habe das Gefühl, dass ich einiges bewegen könnte und ich denke, ich habe mich in der Zeit in Mantua durchaus schon sehr gewandelt und bin bereit eben doch Ehrgeiz zu entwickeln. Sobald es mir von den Amts-und Wahlzeiten her möglich ist, würde ich deshalb gerne als Duumvir kandidieren. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich dazu die nötigen Voraussetzungen erfülle. Nicht unbedingt was die Kenntnisse der städtischen Geschäfte und das Arbeiten betrifft, sondern vielmehr, was die Verbindungen und Beziehungen betreffen. Trotz Dir als nahen Verwandten und meinem Patron habe ich das Gefühl, dass es nicht reicht beid er Konkurrenz, die da ansteht. Was empfiehlst Du mir?
Ich bedauere Dir damit auch mitteilen zu müssen, dass ich wohl in nächster Zeit noch nicht die Gelegenheit finden werde Dich in Ägypten zu besuchen. Andererseits, wenn ich nicht gleich zur nächsten Amtsperiode kandidiere, vielleicht ja doch.
Ach ja, ehe ich es vergesse. Als ich in Rom war, habe ich ein kleines Schnäppchen geschossen. Einen Sklaven für wenig Sesterzen. Da war sicherlich eine ganze Menge faul an dem aber für das Geld habe ich das Risiko gerne auf mich genommen und tatsächlich bisher noch nicht wirklich bereut. Er ist zwar stur und grimmig aber ich denke, ich bekomme das schon hin. Er hat auch eine Vielzahl an Qualitäten und momentan überlege ich, wie ich ihn dauerhaft am Besten einsetzen werde. Dummerweise habe ich damit aber noch keinen vernünftigen Sklaven für den Haushalt und Lesen und Schreiben - nun davon reden wir bei ihm lieber nicht. Hier werde ich wohl dauerhaft doch noch auf die Suche gehen müssen. Vielleicht hast Du ja die ein oder andere Empfehlung?
Hatte ich Dir eigentlich erzählt, dass ich nun im Besitz eines Farbmischers bin? Ich hoffe, jetzt wo er wieder auf Vordermann ist, bald in Produktion gehen zu können. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich ihn mir eigentlich wirklich leisten kann, was wohl von der Abnahmemenge und diese von der Qualität abhängig ist, hoffe aber das Beste und werde einfach erst einmal eine Weile das Geschäft laufen lassen und beobachten.
Ich gestehe im Übrigen, dass die Gespräche mit Dir mir fehlen. Manches Mal ist mein Haus doch sehr still und einsam und ich bin ernsthaft am überlegen, wie ich dies ändern kann. Doch hier in Mantua hat mich dahingehend noch nichts genügend angesprochen und wie Du Dir sicher denken kannst, kommt dahingehend auch noch eine gewisse Schüchternheit meinerseits dazu um bei jemandem vielleicht doch einmal den ersten Schritt zu wagen. Auch möchte ich nichts übers Knie brechen aber es wäre schön, wenn ich hier eher kurz- denn langfristig eine Änderung vollziehen könnte.
Nun werde ich mich aber verabschieden, denn die Arbeit ruft. Lass mich Deine Neuigkeiten wissen und grüße meinen Verwandten. Ich würde mich freuen, wenn ich auch von ihm einmal was hören würde.
Vale bene
Dein Neffe Marcus