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Tribunus Angusticlavius
Faustus Decimus Serapio
Legio XXII Deiotariana
Nikopolis, Aegyptus
Lieber Faustus,
wie geht es dir? Die Nachrichten aus Aegyptus kommen nur spärlich zu uns und mit großen Abständen, aber dennoch weiß man hier, dass es heftige Kämpfe bei euch gibt. Es ist wie so oft – was man weiß, ist nicht wenig genug, als dass man sich keine Sorgen machen würde, aber bei weitem nicht genug, um wenigstens einige dieser Sorgen zu zerstreuen. Ich hoffe du bist wohlauf und bete zu den Göttern, dass sie dich schützen.
Eine Bitte habe ich auch an dich – sie betrifft Iunia Axilla. Es mag vielleicht seltsam klingen, dass ich dich ausgerechnet für diese Frau um einen Gefallen bitte, allerdings muss ich dazu sagen, dass ich mir nicht mehr ganz so sicher bin wie früher, wie groß der Teil an Schuld sein mag, den sie zu tragen hat für das, was passiert ist. Ich glaube nicht, dass ich mich mit ihr je wirklich gut verstehen werde – dafür ist einfach zu viel passiert, was ich nicht vergessen kann. Außerdem komme ich auch mit ihrer Art nicht wirklich zurecht. In meiner Gegenwart wirkt sie immer regelrecht eingeschüchtert – andere Acta-Mitarbeiter berichten mir, dass sie aber durchaus auch fröhlich, und zumindest früher, vor der Entlobung, habe ich sie auch so kennen gelernt. Aber sie ist eine gute Mitarbeiterin der Acta, und ich kann über nichts klagen, was die professionelle Zusammenarbeit mit ihr betrifft.
Jedenfalls: sie möchte wieder heiraten. Und ich wollte dich fragen, ob sie vielleicht eine Kandidatin für dich wäre. Ich möchte dich wirklich nicht zu etwas drängen, was du nicht möchtest – ich weiß auch nicht, welche Pläne du und Celeste verfolgen. Sieh es einfach als weitere Option für dich. Die Iunia stammt aus einer alten Familie, diese Verbindung könnte dir auf deinem weiteren Weg helfen, egal welche Richtung du einschlagen möchtest. Was aber noch wichtiger ist: ich denke du könntest ehrlich mit ihr sein. Ich möchte nur, dass du glücklich bist – wenn du also dem Druck, heiraten zu müssen, irgendwann nachgeben willst, dann will ich, dass du eine Frau heiratest, die nichts erwartet was du nicht erfüllen kannst oder willst.
Wie gesagt: sieh es einfach als weitere Option. Falls du allerdings jetzt schon sagen kannst, dass das für dich nicht in Frage kommt, könntest du dann mit Octavius Dragonum sprechen? Ich weiß noch nicht, wie du zu dem Ansinnen des Quintilius stehst, aber falls du es befürwortest, dass ich ihn heirate – könntest du deinen Praefecten fragen, ob er sich eine Ehe mit Iunia Axilla vorstellen könnte?
Es gibt wie immer auch ein paar kleinere Neuigkeiten… Onkel Livianus hat sich nach Spanien zurückgezogen, es scheint, als sei er der Politik überdrüssig geworden und sehnt sich nach einem ruhigen Lebensabend. Nach allem, was er erlebt hat, und all der Zeit kann ich das auch verstehen – obwohl ich mir gewünscht hätte, dass er wieder nach Rom kommt. Zumal die Situation mit Verus nicht einfacher wird. Nachdem ich ihm geschrieben habe, was ich von seiner Anbiederung an den Praefectus Urbi halte, hat er mir eine Antwort geschickt, die nicht anders denn als mehr oder minder offene Drohung verstanden werden kann. Er wirft mir vor, ihn zu einer Wahl zwischen Rom und Familie zu zwingen – und beschuldigt mich, eine Gegnerin Roms zu sein. Für mich ist dieser Mann kein Decimus mehr, das sage ich dir ganz offen, und auch ihm habe ich das mitteilen lassen. Ich hoffe nur, dass du mich in dieser Sache unterstützt.
Um diesen Brief mit ein paar positiven Nachrichten zu beenden: kannst du dich noch an den Sklaven meines ehemaligen Verlobten erinnern? Ich weiß gar nicht, ob du ihn einmal kennen gelernt hast, aber vielleicht hat dir Elena von ihm erzählt – die beiden sind ein Paar. Archias wollte, dass ich ihn bekomme, und nach einigen Hindernissen dank des Praefectus Urbi, der Archias’ sämtliche Habe hat beschlagnahmen lassen, hat mir nun Iunia Axilla den Sklaven vorbei gebracht. Elena habe ich bereits vor längerer Zeit nach Spanien geschickt (ich weiß gar nicht, ob ich dir davon erzählt habe), Katander wird sich nun ebenfalls auf den Weg dorthin machen. Ich habe beschlossen, die beiden freizulassen und ihnen ein Leben in Spanien zu ermöglichen – vielleicht möchten sie auf einem der Landgüter unserer Familie bleiben, um dort zu arbeiten, vielleicht aber auch nicht. Ich bin mir aber sicher, dass ich in der nächsten Zeit Nachricht von den beiden erhalten werde, was sie planen.
Alles Liebe,
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