Ad Iullus Quintilius Sermo
Mogontiacum, Germania
Sp. Purgitius Macer I. Quintilio Sermo s.d.
Dein langer Brief hat mich sehr gefreut und ich habe ihn mit großem Interesse sehr rasch gelesen. Es erfreut mich zu lesen, dass sich einige Dinge seit meiner Abreise wohl nicht verändert haben und dass ich sie wohl richtig in Erinnerung habe und gleichzeitig freut es mich auch zu lesen, dass sich andere Dinge zum Positiven entwickeln und die Städte wachsen und gedeihen. Vielleicht wird es mich eines Tages doch noch einmal reizen, erneut über die Alpen zu reisen und mit eigenen Augen zu sehen, wie sich alles entwickelt hat. Konntest du das Stück Land schon in Augenschein nehmen, welches ich dir übertragen hatte und welches ich für ein eigenes Landgut vorgesehen hatte, wäre ich in der Provinz geblieben? Oder bist du so fest entschlossen, deine Karriere voran zu treiben und Germania bald wieder zu verlassen, dass du es einem tüchtigen Verwalter übergeben hast? Selbstverständlich werde ich deinen Weg unterstützen und dich jederzeit für ein Tribunat empfehlen, wenn dies dein Wunsch sein sollte. Das Examen Secundum wird dir dazu umso leichter den Weg ebnen und zweifellos wird auch Annaeus Modestus eine Empfehlung für dich aussprechen, wenn du ihn darum bittest.
Dein langer Brief kam mit auch deshalb gelegen, weil sich in Rom sonst wenig tut. Der Sommer scheint wieder einmal lähmend über der Stadt zu liegen, der Senat tagt nur kurz und ohne Elan und selbst unser Praefectus Urbi scheint sich mit dem Auslösen neuer Skandale zurück zu halten. Und vom Kaiser hört man wenig bis nichts, das hast du richtig beobachtet und auch der neu gewonnen Friede mit den Göttern vermochte daran bisher nichts zu ändern. Lediglich ein Prozess, in dem ich den Vorsitz führe, sorgt für einige Abwechslung im Alltag, aber es geht darin um einen so lächerlich kleinen Geldbetrag, dass schon die Zeilen, die ich für einen Bericht dazu verwenden würde, teuer bezahlt wären als der Streitwert. Ich nutze die freie Zeit für eigene Dinge und habe den Umbau meiner Casa in Angriff genommen, um Albina ein angenehmeres Heim bieten zu können.
Klienten habe ich nun schon einige in den Senat gebracht und ich gebe zu, dass es mir etwas mühsam erscheint, weitere zu finden, deren Förderung mir Freude bereiten würde. Nicht, dass es Rom an ambitionierten und vielversprechenden jungen Männern mangeln würde, ganz im Gegenteil, es gibt dort einige, denen sicher eine glänzende Karriere bevor steht, aber auch jene haben schon Patrone und Mentoren und als Consular brauche ich sicher nicht darum zu streiten und anderen ihre Schützlinge abzujagen. So werden ich mich wieder für junge Männer einsetzen, wenn sich die Gelegenheit bietet und man eine solche Bitte an mich heran trägt und in der übrigen Zeit den Weg der anderen verfolgen und unterstützen, wo man mich darum bittet.
Vale!