Beiträge von Tiberia Livia

    Ihr Lächeln wird wieder wärmer und sie drückt ihm zum Abschied die Hand.


    "Vielen Dank, Durus. Danke auch dafür, dass du dich auf den weiten Weg hierher gemacht hast. Leider war es mir nicht möglich, selbst nach Misenum zu kommen. Ich wünsche dir eine angenehme Rückreise. Vale."


    Sie geleitet ihn einige Schritte zum Ausgang. Dann bleibt sie stehen, sieht ihm noch eine Weile nach und macht sich anschließend wieder auf den Weg in das Büro ihres Mannes, wo noch einiges an Arbeit auf Livia wartet.

    Livias Augen ruhen weiterhin auf den detaillierten Szenen des Deckengemäldes, so dass sie von Helenas Blick nichts bemerkt. Eingehend studiert sie die dort dargestellten Pflanzen und Tiere, sowie deren geschickt gewählte Anordnung. Die letzten Worte der Iulierin lassen jedoch ein etwas bitteres Lächeln auf ihrem Gesicht erscheinen und sie schweigt einige Sekunden, bevor sie antwortet. Ihre Gedanken gelten Hungaricus, mit dem sie keineswegs den Wunsch nach gemeinsamen Unternehmungen verbindet.


    "Nein... Leider nicht. Ich habe viel zu selten die Zeit und die Gelegenheit die großen Thermen aufzusuchen. Aus praktischen Gründen nehme ich meistens mit unserem heimischen Bad vorlieb. Meinem Mann geht es ähnlich. Er hat unheimliche viele Aufgaben, welche einen so großen Teil seiner Zeit in Anspruch nehmen. Für unser Privatleben bleibt da momentan nicht viel übrig."


    Nun einen bedauernden Unterton in ihrer Stimme vorzutäuschen, schafft Livia nicht. Ihr Ton ist sachlich und neutral, nahezu gleichgültig und in Gedanken fügt sie noch mit an, dass es auf diese Weise auch besser ist. Als wolle sie sich schützen, legt sie gedankenlos ihre Arme um ihren Oberkörper und setzt so ihre Betrachtungen fort.

    Livia seufzt ein weiteres Mal und sieht den Sklaven streng an. Ihr Ton wird merklich ungeduldiger.


    "Ursus. Ich habe jetzt weder Lust noch Zeit, mich mit dir zu streiten. Marcus ist nicht hier. Ich bin die Ehefrau deines Herrn und werde ihm diesen Brief persönlich übergeben. Das sollte doch wohl reichen. Jetzt gib den Brief her und dann scher dich fort. Das ist ein Befehl."


    Ihre eigene heftige Reaktion überrascht Livia insgeheim ein wenig. In der letzten Zeit ist sie viel leichter reizbar als zuvor und weitaus weniger geduldig. Doch da Ursus trotz aller Sympathien nur ein Sklave ist, sieht sie keinen Anlass dazu, sich groß zu entschuldigen.

    Livia ist versucht schwermütig zu seufzen. Ihr Lächeln verblasst um ein paar wenige Nuancen. Auch sie erhebt sich von ihrem Platz und verabschiedet sich herzlich von Durus.


    "Ich danke dir. Es war schön, dich einmal wieder zu sehen. Ich wünsche dir viel Glück mit der neuen Arbeit. Wenn es Probleme gibt, oder wir dir irgendwie helfen können, dann kannst du dich jederzeit bei mir melden. Grüße Flaccus schön von mir."

    Auch Livia erreicht den Rand des Beckens und macht es sich auf einer unterhalb des Wassers eingelassenen Bank gemütlich. Genießerisch lehnt sie sich zurück, atmet tief durch und schließt die Augen. Erst bei den Worten Helenas öffnet sie sie wieder und blickt ebenfalls an die reich verzierte Decke. Ihr fällt auf, dass sie für derlei Schönheit in den letzten Tagen und Wochen überhaupt keinen Blick mehr gehabt hat. Als nehme sie diese nun zum ersten Mal in ihrem Leben wahr, betrachtet sie die bunten Bilder.


    "In der Tat. Nach einer solchen Pracht ist in den Provinzen kaum zu suchen. Doch so schön manche Seiten dieser großen und fantastischen Stadt auch sein mögen, so furchtbar sind ihre anderen Seiten. Es gibt einfach kein Gutes ohne das Böse, kein Schönes ohne das Hässliche. Woher wüssten wir sonst auch, was schön ist, wenn wir es nicht mit dem hässlichen vergleichen könnten."


    Sie schmunzelt leicht ob dieser wirren Gedankengänge und winkt gleich darauf wieder ab.


    "Doch du hast vermutlich recht und wir sollten es genießen, so lange uns dies möglich ist."

    Verärgert über die plötzliche Störung sieht Livia auf und mustert den Sklaven gereizt. Eigentlich schätzt sie Ursus für einen Sklaven sehr, doch manchmal bringt er sie mit seiner tollpatschigen Art an die Grenzen ihrer Geduld. Livia seufzt genervt und winkt ihm herrisch.


    "Gib her. Ich werde ihn Marcus geben. Aber wenn du schon einmal hier bist, kannst du mir gleich eine Karaffe frisches Wasser bringen."


    Auffordernd streckt sie die Hand aus, damit er ihr den Brief aushändigt und sie anschließend wieder in Ruhe lässt.

    Livia hat mittlerweile ihrem Scriba wieder bescheid gegeben, so dass dieser aus dem Raum verschwindet, um die nötigen Zeugen zu holen. So begrüßt sie nun die junge Dame mit einem freundlichen Lächeln.


    "Salve. Es freut mich, dass dieses Vorhaben auf beiden Seiten so positiv aufgefasst wird. Dennoch habe ich noch einen Einwand einzubringen."


    Sie wendet sich wieder an beide.


    "Der Name Sergia Aurora entspricht nicht dem, was unter römischen Bürgern üblich ist. Bevor die Adoption gültig gemacht werden kann, müsst ihr euch für einen römischen Namen entscheiden, welcher dem Status des Bürgerrechts entspricht. Der Name Sergia Severa würde diesen Anspruch erfüllen. Möchtet ihr diesen wählen?"


    Sim-Off:

    Es gilt auch hier die Namensliste. ;)

    In die Abgeschiedenheit von Hungaricus Büro zurückgezogen arbeitet Livia an einigen Dokumenten aus der Basilica Ulpia. An manchen Tagen zieht sie die Ruhe der verlassenen Casa ihrem Officium vor, da sie hier tagsüber ihre Ruhe sowohl vor ihrem Gemahl als auch vor den ständigen gerichtlichen Anfragen hat. Die nächtlichen Vorgänge in diesem Raum vermag sie maximal zu erahnen, hat aber auch nicht das Bedürfnis mehr oder genaueres darüber zu erfahren. So arbeitet sie hochkonzentriert und gänzlich ungestört an einigen Papyri und Wachstafeln.

    Livia nickt nachdenklich und schweigt vorerst. Sie hat seinen Ausführungen aufmerksam und mit Verwunderung zugehört. Vieles hat Skepsis in ihr hervorgerufen, doch vieles scheint auch Sinn zu machen.


    "Gewisse Dinge würden sich dadurch wohl von allein erledigen..."


    Sie sieht nachdenklich in ihren Weinbecher und lässt sich einige Punkte noch einmal durch den Kopf gehen. Die Problematik liegt auf der Hand, doch ebenso offensichtlich sind die positiven Aspekte dieser Überlegungen. Livia hebt den Blick wieder und sieht ihren Gemahl prüfend an.


    "Die Idee gefällt mir, doch in der Umsetzung sehe ich große, nicht so leicht von der Hand zu weisende Probleme. Hältst du es denn für möglich, für realistisch? Du hast dir schließlich schon länger Gedanken dazu gemacht. Es wäre mit beträchtlichem Widerstand zu rechnen. Außerdem wird einiges an Vorarbeit zu leisten sein..."


    In ihrer Stimme klingen Skepsis und Zweifel mit. Ebenso kann man jedoch echtes Interesse und Wohlwollen gegenüber dem Vorschlag heraushören.

    "Momentan wüsste ich sonst nichts. Selbstverständlich seid ihr alle in der Casa Vinicia stets willkommen. Falls es noch irgendwelche Unklarheiten oder Fragen gibt, könnt ihr mich gerne jederzeit kontaktieren. Sobald die Zeit meiner Praetur abgelaufen ist, werde ich auch wieder ein wenig mehr Zeit für andere Dinge haben."


    Insgeheimt ahnt Livia jedoch bereits, dass sie sich schnell in Arbeit aller Art stürzen wird, um ihrem Mann so viel wie möglich aus dem Weg zu gehen.

    Livia lächelt leicht ob der Energie, welche die Iulierin noch an den Tag zu legen scheint. Ihr selbst fehlt eine derart starke Motivation zur Zeit. Doch sie findet es ermutigend, dass es doch noch so energiegeladene Frauen in Rom gibt.


    "Der Wille des Kaisers stand zumindest meiner Kandidatur mitnichten entgegen. Aus verschiedenen Gründen war es mir leider nicht möglich, selbige innerhalb des dafür vorgesehenen Zeitraums zu verkünden. Die Genehmigung für die verspätete Kandidatur gab er mir ohne Zögern."


    Während Helena von ihrer Arbeit als Scriba spricht, fühlt Livia sich unweigerlich an ihrer Zeit in Carthago Nova erinnert. Sie lächelt verstehend und nickt.


    "Genau so hat es bei mir auch begonnen. Ich war Scriba in Carthago Nova, wo die Verwaltung auch nicht übermäßig stark beansprucht wurde. Mein... Bruder... war Magistratus und der Arbeitsalltag spielte sich in beschaulichen Bahnen ab. Doch es hat mir wohl nicht geschadet, diese Erfahrungen auch einmal zu machen. Die Tätigkeiten in den höheren Ebenen fand ich allerdings um einiges interssanter. Doch vielleicht kommt dies auch darauf an, wo man seine Stelle antritt und wie sehr die Vorgesetzten bemüht sind. Es ist sehr wichtig, ein angenehmes Arbeitsklima zu haben. Ich bin mir sicher, dass du deinen eigenen Weg zu gehen wissen wirst."


    Ein frischer Wind kommt auf und Livia fröstelt. Sie hält inne und überlegt. Für den heutigen Tag hat sie keine wichtigen Erledigungen mehr eingeplant. Somit würde sie sich nun nach Hause in die Casa Vinicia begeben. Das Gespräch mit der Iulierin erschient ihr dagegen jedoch weitaus angenehmer und sie entschließt sich kurzfristig anders. Fragend sieht sie nach einem kurzen Blick über den Vorplatz des Tempels ihre Gesprächspartnerin an.


    "Was hältst du davon, wenn wir unser Gespräch in den Thermen fortsetzen? Es wird allmählich kühl hier oben."

    Livia schmunzelt leicht.


    "Bei meinem Weggang habe ich die Villa meinem Bruder überlassen. Da er momentan derjenige ist, welcher die Räumlichkeiten vornehmlich nutzt, bleibt ihm derzeit kaum etwas anderes übrig als den Sklaven ab und an selbst auf die Finger zu sehen. Im übrigen vertraue ich unseren Haussklaven jedoch so weit, als dass sie ihn diesbezüglich nicht über Gebühr belästigen. Wenn du dich nun tatsächlich in Rom niederlassen möchtest, dann wäre wohl ein Gespräch mit Flaccus angebracht. Auf direktem Wege werdet ihr euch am besten arrangieren können, inwiefern ihr die Nutzung der Villa untereinander regeln möchtet. Vielleicht wird eines Tages bald auch endlich eine junge Frau den Weg in eines eurer Leben finden, welche sich um diese Dinge kümmern kann."


    Ihr Lächeln vertieft sich noch etwas bei dem Gedanken, die beiden doch eher zurückhaltenden Männer auf Frauensuche zu erleben.

    Wie Livia nicht anders erwartet hat, ist die Unterschrift bei ihrem Gemahl tatsächlich nicht viel mehr als die drei Kreuzchen geworden. Freundlich lächelt sie jedoch dem netten Scriba zu und bedankt sich höflich.


    "Vielen Dank. Wir werden deinen Rat befolgen und uns nach Kräften bemühen. Doch nun werden wir dich nicht weiter aufhalten. Ich wünsche dir noch einen schönen Arbeitstag. Vale."


    So wie der Scriba reagiert fällt es Livia immer leichter, wieder die glückliche Frischverheiratete zu mimen. Sie zieht sachte an Hungaricus Arm, um sich sogleich von ihm hinaus geleiten zu lassen.


    :]

    "Bestimmt werden wir sie pünktlich zu den Vestalia wieder zu Gesicht bekommen."


    Liva lächelt zuversichtlich. Als Helena auf die Frauenproblematik zu sprechen kommt, wird ihr Gesichtsausdruck wieder ernst und sie nickt. Nur allzu gut kann sie sich an die unschönen Szenen auf der Rostra und auch den kürzlichen Besuch des Aureliers erinnern. Doch dieses wenn auch wenig erfreuliche Thema lenkt sie endlich ein wenig von ihrer unglücklichen Ehe ab. Nachdenklich streift Livia eine Falte ihrer Palla glatt, bevor sie den Blick wieder zu Helena hebt und ihr antwortet.


    "Leider begegnet mir diese Diskussion nur allzu oft. Es ist kaum mehr möglich auch nur einen Schritt auf die Rostra zu tun, ohne in solch eine Grundsatzdiskussion hineingezogen zu werden. Zum aktuellen Zeitpunkt würde ich keiner Frau empfehlen können, sich diesem Ärger auszusetzen. So gesehen ist es sehr betrüblich, dass viele Chancen auf eine wirklich konstruktive Diskussion schon von vornherein so leichtsinnig vergeben werden. Einen einzigen Schritt zur Besserung dieser Vorgehensweise konnte ich vor kurzen beim amtierenden Quaestor Principis entdecken. Er besuchte meinen Gemahl und mich in unserer Casa und führte dort ein längeres Gespräch mit Hungaricus. Noch unter den Eindrücken von ihm und seiner Tochter auf der Rostra stehend schwieg ich und hielt mich zurück. Die Argumente wurden auch von seiner Seite aus erstaunlich ruhig und sachlich vorgebracht. Doch darauf, dass er sich auch nach meiner Meinung erkundigen würde, konnte ich lange warten. Nicht, dass ich groß damit gerechnet hätte..."


    Sie schmunzelt leicht, da sie sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass die Anhänger dieser Bewegung zwar überaus engagiert sind, aber teilweise den Bezug zur Realität ein wenig verloren haben.


    "Er scheint jedenfalls mit dem Kaiser darüber sprechen zu wollen. Wir werden sehen, was sich aus alldem ergibt. In einer Hinsicht kann ich dich jedoch zumindest teilweise beruhigen. Ganz und gar wollen sie uns noch nicht aus den Ämtern drängen. Es geht ihnen vorerst lediglich darum, den Senat in Zukunft für die Aufnahme weiterer weiblicher Senatoren zu schließen. Betätigst du dich in einem Amt?"


    Interessiert mustert Livia ihr Gegenüber. Deren gepflegtes Äußeres und die hochwertige Kleidung ließen darauf schließen, dass sie zumindest aus Notwendigkeit nicht zum Geldverdienen gezwungen war.


    "Nun, wie auch immer die amtierenden Aedile ihre Schwerpunkte setzen werden, komme ich um den Besuch der Spiele wohl kaum herum. Als Person im öffentlichen Leben ist mah wohl mehr oder weniger dazu verpflichtet, sich bei solchen Gelegenheiten sehen zu lassen. Ich bin daher nur allzu froh um die privilegierten Plätze, welche wir als Senatoren einnehmen können. Das Gedränge der Masse wäre mir doch ziemlich unangenehm."

    Livia nickt und nimmt eine noch unbeschriebene Wachstafel zur Hand. Dort macht sie sich einen kleinen Vermerk zur Erinnerung.


    "Sehr gut. Die für die Formalitäten benötigten Zeugen können wir aus den Angestellten der Basilica Ulpia stellen, wie es meistens gehandhabt wird. Das Geld ist an die Staatskasse II zu entrichten."


    Sim-Off:

    Ok. :)

    Livia nimmt die Feder zur Hand und unterschreibt schwungvoll dieses furchtbare Dokument. Dann richtet sie sich wieder auf und reicht das Schreibgerät an ihren heiß und innig geliebten Göttergatten weiter. Sie lächelt ihm süßlich zu und macht ihm Platz, damit auch er seine drei Kreuzchen dazu setzen kann.


    8)

    Aufmerksam besieht sich Livia die Dokumente und lauscht seinen Ausführungen. Der Wunsch einen Peregrinus zu adoptieren, wodurch dieser das römische Bürgerrecht erhält, ist im Alltag der Praetrix eher ungewöhnlicher Natur. Der damit verbundene Ansehensverlust hält die meisten Familien von diesem Vorgehen ab.


    "Um einen Peregrinus zu adoptieren, muss ein Standesgeld von 2000 Sesterzen aufgebracht werden. Bist du dazu bereit? Dass außerdem das Einverständnis der jungen Dame eingeholt werden muss, versteht sich von selbst. Liegt ein solches bereits schriftlich vor, oder wird sie persönlich hier vorsprechen?"

    Durch die lange Wartezeit hat Livia sich mittlerweile halbwegs wieder beruhigen können. Dennoch ist das Lächeln, welches sie nun aufsetzt, eher zurückhaltend.


    "Ich bin Tiberia Livia und dies ist mein Gemahl Marcus Vinicius Hungaricus. Unsere Verlobung dürfte bereits eingetragen sein und erfolgte am 20.09.855. Die Hochzeit feierten wir am 18.04.856 und zwar per usum und sine manus."