Beiträge von Tiberia Livia

    Livia ist sichtlich überrascht und wirft ihrem Scriba einen kurzen strafenden Blick zu. Dieser duckt sich sogleich und beeilt sich die Zeugen der Adrogatio hinauszuwinken. Anschließend räumt er noch rasch den vorhin genutzten Besuchertisch auf. Während der Raum sich also wieder leert, setzt Livia wieder ein freundliches Lächeln auf und begrüßt den Besucher.


    "Salve. Natürlich, das wird sich einrichten lassen. Da es in dieser Amtsperiode keinen Praetor Peregrinus gibt, fällt es wohl in meinen Zuständigkeitsbereich. Um was für ein Anliegen handelt es sich?"


    Einladend deutet sie auf einen der am Besuchertisch stehenden Stühle und schickt sich an, selbst auf einem weiteren Platz zu nehmen.

    Verwunderung ist in Livias Miene zu lesen. Sie stellt ihren Wein beiseite und versucht sich der Selbständigkeit der Besetzung im Haushalt der tiberischen Villa zu entsinnen.


    "Leistet der Vorsteher der Sklaven keine gute Arbeit? Ich war davon ausgegangen, dass ich es ihm unbesorgt überlassen könnte. Wie sieht es überhaupt mit den Bewohnern der Villa aus? Nutzt jemand außer Flaccus das Anwesen?"

    Livia schmunzelt sogar leicht, noch ist sie ruhig und gelassen. So nimmt auch sie einen Becher Wein zur Hand, trinkt jedoch noch nicht davon. Ihre Aufmerksamkeit gilt vorerst ganz dem werten Gatten.


    "Lief es das? Das freut mich für dich. Zumindest war die Angelegenheit überaus interessant zu beobachten. Beabsichtigst du denn auch, mich in deine geheimnisvollen Pläne einzuweihen?"


    Erst jetzt hebt sie den Becher an ihre Lippen und nippt vorsichtig an ihrem Getränk.

    Der Scriba nimmt das Dokument wieder an sich und bindet die dritte Wachstafel mit der Kurzfassung des Inhalts noch dazu. Anschließend übergibt er es Livia, die noch einen prüfenden Blick darauf wirkt und es sodann an den Senator weiterreicht.


    "Bitte sehr. Damit ist die Adrogation gültig."

    Zitat

    Original von Iulia Helena


    Livia schmunzelt leicht.


    "Ich hoffe nicht, dass die Acta übertrieben hat. Anderenfalls müsste ich doch einmal ein ernstes Wort mit dem betreffenden Redakteur reden. Doch er befasste sich wohl vor allem mit dem Auftreten der Vestalinnen in der Öffentlichkeit. Ich gehe davon aus, dass die Vestalinnen -wenn auch vor unseren Augen verborgen- weiterhin zuverlässig ihre Dienste ausführen und ihr Feuer wohl zu schützen wissen."


    Die Erwähnung der Zweckehe entgeht Livia natürlich nicht. Sie glaubt jedoch der Iulierin anmerken zu können, dass es zumindest nicht ein solcher Alptraum war wie bei ihr selbst. Es fällt ihr nicht leicht, die Sorgen aus ihrer Miene zu vertreiben, doch sie gibt sich alle Mühe. Es ist nie ihre Art gewesen, ihr Inneres nach außen hin sichtbar zu zeigen.


    "Danke. Doch nicht jeder spricht so gut von mir. Ich habe schon genug unerfreuliche Diskussionen auf der Rostra führen müssen, als dass ich diesbezüglich noch große Illusionen hege. So strahlend dieser Festtag auch sein mag, so trüb erscheint wohl manchmal der Alltag. Es gibt so viel zu tun, dass für die schönen Dinge des Lebens häufig schlichtweg kein Raum bleibt."


    Wo auch immer dieser Raum in der Casa Vinicia wohl sein sollte. Livia versucht zu lächeln und winkt ab, um das Thema lieber zu wechseln.


    "Wie dem auch sei. So ist nun einmal der Lauf der Dinge. Die letzte Phase dieser Amtsperiode naht und schon bald werden wir sicher die Spiele der Aediles erleben. Sicherlich werden sie eine interessante Ablenkung vom Einerlei des Alltages bieten. Ich hoffe, dass meine Pflichten mir einen dortigen Besuch gestatten werden. Auch wenn mich die Kämpfe an sich eigentlich weniger fesseln, sind solche Veranstaltungen meistens ein Erlebnis für sich. Interessierst du dich für Gladiatoren?"

    Livia ist erstaunt, weiß jedoch noch nicht so recht, was sie von dem Angebot insgesamt halten soll. Die Informationen sind für eine feste Zusage einfach noch viel zu vage. Nachdenklich trinkt sie noch einen Schluck Wein bevor sie fortfährt.


    "Über den genauen Aufbau habe ich mir noch keine konkreten Gedanken gemacht. Zwar besitze ich ungefähre Vorstellungen, doch wollte ich diese nicht ohne einen fachmännischen Rat weiterführen. Schließlich war es mir bislang noch nicht vergönnt, an einem solchen Bauprojekt mitzuwirken. Insgesamt klingt das alles jedoch äußerst vielversprechend. Doch ich fürchte, dass ich vor einer endgültigen Entscheidung mit einem Architekten sprechen muss. In den nächsten Tagen werde ich mich deinem Vorschlag entsprechend hier in Rom nach jemandem umsehen. Solltet ihr dennoch Nachricht von eurem Mann bekommen, dass er die Leitung übernehmen kann, dann benachrichtigt mich bitte schnellstmöglich."

    Livias Scriba hat das Siegelwachs mittlerweile vorbereitet. Die beiden Wachstafeln werden mit dem Text nach innen mit der Siegelschnur zusammengebunden. Livia ist die erste, welche diese nun mit dem Siegelwachs an der Vorderseite fixiert. Dann schließen sich ihr Scriba und die drei zusätzlichen Zeugen an und setzen ebenfalls jeweils ihr Siegel dazu. Zum Schluss ist es noch an der Reihe von Messalina und Geminus, dies durch ihr eigenes Siegel persönlich zu bestätigen. Der Scriba reicht ihnen das Siegelwachs und die zusammengebundenen Wachstafeln.

    Livia nimmt das Dokument entgegen und erkennt erleichtert dessen offizielle Form. Ein Blick auf die außen vermerkte Kurzfassung des Inhalts und die Siegel der Zeugen bringt ihr Gewissheit. Sie nickt und lächelt zufrieden.


    "Ja, das ist es. Danke sehr. Dann geht es also um eine Adrogation. Natürlich benötigen wir dazu einige Zeugen. Mein Scriba wird sich darum kümmern."


    Sie gibt Messalina die Urkunde zurück, steht von ihrem Platz auf und geht zur Tür ihres Officiums. Dort gibt Livia ihrem Scriba ein paar kurze Anweisungen. Dieser kennt das Prozedere bereits und kurze Zeit später kehrt. er mit drei weiteren Angestellten der Basilica zurück. Livia hat sich mittlerweile zu ihrem Schreibtisch begeben um das Dokument schon einmal vorzubereiten. Ihr Scriba bringt bereits das Siegelwachs und die Schnüre herbei. Schließlich ist alles vorbereitet. Auf dem Schreibtisch liegen drei Wachstafeln. Zwei von ihnen besitzen in ausführlicher Form eine Beschreibung der Adrogation, in welcher die Namen des Senators und seiner Tochter genannt werden. Dieser Text wird den beiden nun vorgelegt. Die bestellten Zeugen halten sich etwas abseits, jedoch so dass sie das Geschehen mitverfolgen können. Livia wendet sich an Geminus und Messalina.


    "Dieser Text wird bei eigentlich jeder Adrogation verwendet. Lest ihn euch jedoch bitte aufmerksam durch und seid euch der Konsequenzen dieses Schrittes bewusst. Fabia Messalina, begibst dich dadurch mit allen Rechten und Pflichten in die Patria Potestas dieses Mannes. Du wirst dadurch seinen Familiennamen annehmen und ab sofort Helvetia Messalina heißen. Senator Helvetius, du wirst von da an eine weitere Tochter haben."

    Livia wendet sich nun direkt an die junge Frau.


    "Wenn dein Vater dich emanzipiert hat, dann müsste er dir zusätzlich auch noch eine bestimmte Urkunde dazu gegeben haben. Es handelt sich dabei um eine dreiteilige, zusammengefaltete Wachstafel. Auf den Innenseiten ist die Emanzipation festgehalten. Das ganze sollte von den Zeugen versiegelt worden sein und außen auch noch einmal durch eine Kurzfassung des Inhalts erkennbar sein. Besitzt du so ein Dokument?"

    Livia nimmt das Dokument entgegen und kritisch in Augenschein. Sie setzt sich und liest es ein weiteres Mal durch. Es wirkt sehr informell und ein Siegel oder ähnliches ist auch nicht zu entdecken. Zumindest zwei der benötigten Namen kann sie entdecken und macht sich einen entsprechenden Vermerk auf ihrer Wachstafel. Der dritte ist ihr unbekannt und wird dazu geschrieben. Dann sieht sie fragend wieder auf.


    "Ist der Verfasser dieses Schriftstückes nun noch am Leben oder nicht? Um eine Adrogatio kann es sich nur handeln, wenn Messalina derzeit 'sui iuris' ist. Falls der Vater noch lebt und ihre Patria Potestas besitzt, handelt es sich um eine Adoption. Der Vorgang, jemanden aus seiner Patria Potestas zu entlassen, wird jedoch Emanzipation genannt."


    Livia lächelt leicht. Im Gerichtsalltag kommt es nur allzu häufig vor, dass Laien die zahlreichen Begriffe miteinander verwechseln und trotzdem ist Genauigkeit gefragt. Insgeheim weckt das Schreiben an sich leichtes Misstrauen bei der Praetrix. Sie wundert sich über dessen Form und fragt sich, ob der Senator die Identität seiner angeblichen Tochter auch hinreichend überprüft hat. Doch er dürfte wohl alt und erfahren genug sein, um das selbst abschätzen und entscheiden zu können. So genehmigt sie sich vorerst nicht mehr als einen kurzen forschenden Blick in beider Augen.

    Noch immer von der Überraschung gezeichnet bietet Livia Geminus und seiner Tochter einen Sitzplatz auf zwei Stühlen an, die seitlich an einem kleinen Tisch stehen. Sie selbst begibt sich zu einem dritten Stuhl und deutet auf die beiden anderen.


    "Nehmt bitte Platz. Handelt es sich im Genauen nun um eine Adoption, bei welcher sie zuvor unter anderer Patria Potestas stand? In dem Fall benötigen wir eine Einverständniserklärung ihres bisherigen Paters. Oder geht es um eine Adrogatio, bei welcher sie vorher 'sui iuris' gewesen wäre?"


    Livia geht noch einmal kurz zu ihrem Schreibtisch zurück, um sich eine frische Wachstafel und einen Griffel zu nehmen.


    "Außerdem benötige ich natürlich die Namen der Beteiligten."

    Livias Augen weiten sich und sie starrt Geminus mehrere Sekunden lang sprachlos und schockiert an. Solche Geschichten hat sie bei dem Senator mitnichten vermutet und im ersten Moment weiß sie nicht, wie sie darauf reagieren soll. Zuerst kommt ihr ganz automatisch eine Klage wegen Ehebruchs in den Sinn. Doch da die betreffende Dame ohnehin nicht mehr zu leben scheint und Livia auch kein Bedürfnis verspürt, den von ihr bislang durchaus hochgeschätzten Senator zu verklagen, verwirft sie den Gedanken so rasch wieder, wie er gekommen ist.


    "Ähm, nun..." beginnt die Praetrix wenig eloquent. Dann gelingt es ihr endlich wieder, einen klaren Gedanken zu fassen. Sie konzentriert sich auf ihren Anteil an dieser Angelegenheit, welcher sich wohl rein auf ihre Arbeit beschränkt.


    "Dann geht es also um eine Adoption?"


    Erst jetzt wandert ihr Blick noch einmal kurz zur scheinbar leiblichen Tochter des Senators. Die Skepsis in Livias Augen angesichts der zugehörigen Vorgeschichte ist jedoch nicht zu vertreiben.

    "Salve, Senator."


    Livia tritt auf die beiden zu und sieht vom einen zum anderen. Ihr fällt bei dieser Gelegenheit auf, dass sie ihn lange nicht mehr in der Curia Iulia angetroffen hat. Falls noch die Möglichkeit dazu besteht, nimmt sie sich vor ihn anschließend darauf anzusprechen.


    "Um was für eine Angelegenheit handelt es sich?"


    Da ihr die Dame noch nicht bekannt ist, wendet sie sich vorerst nur an den Senator und lächelt freundlich.

    Der Scriba blinzelt verwirrt und hält eine Schrecksekunde lang inne. Eben noch war er ganz und gar in eine überaus faszinierende Aufstellung über die Portokosten der Basilica Ulpia vertieft, aus der er nun rüde herausgerissen wurde. Er fasst sich jedoch wieder und nickt etwas verdattert.


    "Einen Moment bitte..."


    So stolpert er zur Tür der Praetrix, klopft vorsichtig an und verschwindet dahinter. Wenige Sekunden später kommt er auch wieder heraus und öffnet die Tür nun für die Besucher.


    "Tretet ein..."


    Erst jetzt gelingt ihm ein schiefes Lächeln und er wartete geduldig, bis sie eingetreten sind, um die Tür hinter ihnen wieder dezent zu schließen. Anschließend würde er sich auch endlich wieder mit dieser merkwürdigen Liste befassen können. Im Raum selbst hat Livia nun ihre Arbeit beiseite gelegt und sich von ihrem Platz erhoben, um dem ihr angekündigten Senator einige Schritte entgegen zu gehen.

    "Ja, wohl wahr. Die meisten Priesterschaften kümmern sich mittlerweile wirklich vorbildlich um ihre Götter und die Pax Deorum. Ich erinnere mich noch gut an meine Zeit in Hispania. Damals nahm ich dort solche Aktivität weitaus weniger wahr. Allerdings scheint sich auch in Hispania die Lage verändert zu haben. Wenn ich an die Informationen denke, welche über die Acta Diurna auch hier nach Rom gelangt sind, dann scheinen sich die Tempel Tarracos wieder mit regem Leben zu erfüllen. Allein der Bericht zu den Vestalinnen aus der letzten Ausgabe ist vielleicht Anlass zur Sorge. Doch insgesamt scheint sich seit meiner Anwesenheit in Rom eine stetige Besserung der Zustände zu vollziehen. Wie es noch davor war, das ist mir leider nicht bekannt."


    Nachdenklich streicht Livia eine widerspenstige Haarsträne aus ihrem Gesicht und befestigt diese wieder notdürftig in ihrer Frisur. Die Worte der Iulierin zu den Herausforderungen des Lebens wecken wieder die Erinnerung an ihr eheliches Dilemma und Livia ist versucht zu seufzen. Sie verkneift es sich jedoch und lächelt nur müde.


    "Und doch gibt es Herausforderungen im Leben, die einem das Lächeln gründlichst zu verleiden wissen. Man sollte dem nach Kräften nicht nachgeben, doch mein Verständnis ist den daran Scheiternden gewiss."


    Livia ist sich keinesfalls sicher, ob sie in dieser Hinsicht nun zu dejenigen mit oder ohne Erfolg gehören wird. Eine gefährliche Gleichgültigkeit scheint sich von Zeit zu Zeit in ihr auszubreiten. Sie schüttelt den Gedanken ab und wendet sich ihrer Gesprächspartnerin nun gänzlich direkt zu.


    "Verzeih, dass ich mich noch garnicht vorgestellt habe. Ich bin Tiberia Livia."

    "Sehr schön. Weiters gibt es natürlich noch die Frage nach der Größe der Villa an sich. Bis zu welchem Umfang ist der Bau im Preis mit enthalten?"


    In diesem Moment kommt endlich der von Ursus geschickte Sklave und serviert den verdünnten Wein. 'Wenn man nicht alles selber macht...' hätte sich Ursus wohl gedacht, wenn er dies gewusst hätte. Doch Livia ist nachsichtig, da im bisherigen Gesprächsverlauf weder sie noch scheinbar Durus unter großem Durst hat leiden müssen. Der Sklave serviert also das Getränk und die Becher, um sich sogleich wieder in den Hintergrund zurückzuziehen. Die Patrizierin greift noch nicht nach ihrem Anteil und führt die Gedanken vorerst ungestört fort.


    "Sobald es meine Pflichten hier in Rom erlauben, würde ich den Baugrund natürlich gerne persönlich besichtigen. Ob mein Mann mich begleiten kann, ist mir noch nicht bekannt. Besteht denn generell die Möglichkeit dazu? In Kombination mit einem Gespräch mit dem ausführenden Architekten wäre vermutlich optimal. Sind die Grundstücke denn soweit abgesteckt, als dass man sich schon eine Vorstellung davon machen kann?"

    Zitat

    Original von Iulia Helena
    "Schön wäre es," antwortete die Iulierin lächelnd und ließ Tiberia nicht aus ihrem Blick. "Ich habe von so einigen Seiten gehört, wie wenig der Glaube in Rom noch gelebt werden soll, aber es fällt mir immer schwerer, das zu glauben, sind doch bei den Ludi Martialis so viele Menschen gewesen und heute diese Menge an Gläubigen - aber ich glaube, der Pessimismus liegt uns Römern fast ein wenig im Blut, deswegen ragen diejenigen, die sich von ihrem Mut und dem Wunsch, etwas zu verändern, leiten lassen, umso mehr heraus."


    Die Worte Helenas in Bezug auf den Glauben der Römer versetzen Livia in Verwunderung und sie sieht die neben ihr stehende überrascht an.


    "Soetwas erzählt man sich? Davon ist mir nichts bekannt. Auch wenn ich sicher nicht perfekt darin bin, versuche ich doch meinen Pflichten in Bezug auf die Götter einigermaßen verlässlich nachzukommen. Vielleicht fällt es mir aber auch dadurch leichter, dass mein Bruder als Popa im Cultus Deorum dient. Er weiß sehr wohl, wie er mir ein schlechtes Gewissen zu machen hat."


    Sie schmunzelt leicht bei diesen Gedanken und erinnert sich wieder an Flaccus, den sie im Tempel flüchtig bei seiner Arbeit entdeckt hat.


    "Doch du hast recht, dass viele römische Bürger mit offenbar großer Freude mit dem Pessimismus liebäugeln. Vor allem im gemeinen Volk scheint diese Stimmung leider vorzuherrschen. Aber solange wir uns davon nicht lähmen lassen, ist es noch kein Grund zur Besorgnis."