Livia wirft daraufhin einen weiteren Blick auf den ihr vorliegenden Text.
"Tatsächlich. Danke für den Hinweis, das hatte ich übersehen."
Sie wendet sich an Lucianus.
"Möchte die Verteidigung dem etwas entgegnen?"
Livia wirft daraufhin einen weiteren Blick auf den ihr vorliegenden Text.
"Tatsächlich. Danke für den Hinweis, das hatte ich übersehen."
Sie wendet sich an Lucianus.
"Möchte die Verteidigung dem etwas entgegnen?"
Das Schreiben gelangt auch in Livias Hände und sie überfliegt die Zeilen der Abrechnungen. Da keine wöchentlichen Summen der Ausgaben aufgelistet sind, bleibt ihr nichts anderes übrig, als diese selbst kurz zu überschlagen und sie überlegt, ob dies wohl Absicht gewesen sein könnte. So dauert ihre Einsicht ein wenig länger. Nachdem sie die Unterlagen weitergegeben hat, meldet sie sich auch sogleich zu Wort.
"Die Finanzierung der italischen Verwaltung scheint momentan mehr als ausreichend. Die Summe der wöchentlich aufgebrachten Mittel schwankt über den Zeitraum der Berichte zwischen zwei- und dreitausend Sesterzen. Dem Bericht ist leider nicht zu entnehmen, ob und inwiefern es noch offene Ämter innerhalb der Provinz gibt, welche die Curie zu besetzen wünscht. Insofern ist wohl davon auszugehen, dass der beschriebene Status dahingehend als ausreichend eingeschätzt wird. Es entsteht allerdings auch der Eindruck, dass man aufgrund des großen Überschusses den Etat durchaus großzügig verwendet. Allein die Auszahlung der Gehälter wird mit 200 Sesterzen veranschlagt, was ein stattlicher Lohn für eine reine Nebenbeschäftigung ist. Auch die übrigen Gehälter sind im Vergleich zu den übrigen Provinzen relativ hoch angesetzt. So erhält ein Duumvir, vermutlich je nach Größe seiner Stadt, in Italia von 304 bis 440 Sesterzen, während der Lohn in anderen Provinzen für dieses Amt auf 250 Sesterzen festgesetzt ist. Dieser Überfluss spiegelt sich auch darin wieder, dass der vereinbarte Etat ohnehin schon in geringerem Maße als vorgesehen überwiesen wird. Doch bevor ich eine Kürzung desselbigen vorschlage, würde ich mir eine konkretere Stellungnahme von seiten der Curie wünschen. Dazu gehört eine Begründung derjenigen Gehälter, welche von denen der anderen Provinzen abweichen, ebenso wie eine Einschätzung der Situation um den Etat und eine Empfehlung für das weitere Vorgehen. Dies könnte erneut über einen Briefwechsel vonstatten gehen, oder aber über ein Gespräch des Senats mit dem Princeps Curiae."
Livia will das Wort gerade dem nächsten Redner überlassen, da fällt ihr doch noch etwas ein.
"Im Übrigen wundert es mich, dass die Aufwandsentschädigung eines Quaestors aus dieser Kasse bezahlt wird. Hat es damit eine besondere Bewandnis?"
Am liebsten würde Livia ihn gegen die Wand klatschen, doch sie ist sich ihrer körperlichen Unterlegenheit nur allzu bewusst. Wütend über ihre eigene Ohnmächtigkeit steht sie von ihrem Platz auf, stellt sich direkt an seinen Schreibtisch und stützt sich dort mit den Händen auf. Sie muss sich sehr zusammenreißen, jetzt nicht handgreiflich zu werden. Livia beugt sich vor, dass ihre Augen auf gleicher Höhe mit seinen sind und funkelt ihn zornig an. Sie weiß nicht mehr, was sie sagen soll, wie sie argumentieren soll, nur noch eines.
"Nein. Nein, nein, nein. Nein!"
Alles in ihr widerstrebt mit jeder Faser seinem Vorhaben, doch ebenso falsch erscheint es ihr, derart entschieden gegen das Wort ihres Gemahls einzutreten. Aber sie weiß weder ein noch aus und sich schlichtweg nicht anders zu helfen. Sein Plan scheint jeden guten Grund für diese unselige Ehe gründlich und endgültig zu zerstören.
"Nein. Auf garkeinen Fall. Das kannst du nicht tun!"
Sie hat das Gefühl, dass die Verzweiflung ihr allmählich die Kehle zuschnürt und fieberhaft sucht Livia in seinen Augen vergeblich nach einem Ausweg oder einem kleinen Anzeichen, dass er es sich noch anders überlegen würde. Ihre Miene schwankt zwischen wütender Drohung und flehentlichem Bitten. In ihrer Verzweiflung greift sie sogar zu ungewohnten Mitteln, auch wenn ihr das in dieser Situation schwerer fällt denn je.
"Bitte... Bitte nicht..."
Nachdem ihr Gemahl geendet hat, ist Livia blass vor Wut. Sie schweigt erst einmal, sagt nichts, und starrt ihn einfach nur an. Ihre ganze Energie wendet sie dafür auf, einigermaßen ruhig zu atmen. Dass sie die Fassung verloren hat, ist längst nicht mehr zu verbergen. Um nicht irgendwelche kostbaren Gegenstände zu zerschlagen, widersteht sie dem Drang aufzustehen und bleibt mühsam beherrscht sitzen. Livia glaubt sich endlich wieder halbwegs unter Kontrolle zu haben und spricht mit unverholen drohendem Unterton, jedoch in normaler Lautstärke und ansonsten gemäßigtem Ton.
"Wie bitte? Ich glaube, ich höre nicht recht!? Glaubst du nicht, dass all diese Punkte auch auf mich zutreffen? Habe ich etwa keine Probleme?"
Sie atmet noch einmal tief durch. Der Zorn ist ihr nur allzu deutlich anzusehen und der Damm ist nun auch gebrochen. Die Augen funkeln wütend und ihre Brust hebt und senkt sich durch das mühsam beherrschte Atmen. Wortreich und überaus aufgebracht lässt Livia ihren Unmut an Hungaricus aus und argumentiert gestenreich und sehr ausführlich gegen seine Position. Sogar Alternativlösungen bringt sie vor und schildert diese mit Nachdruck. Sie schafft es nicht ausfallend zu werden und einigermaßen sachlich zu argumentieren. Als schließlich alle Argumente gesagt sind, sieht sie ihn nur noch stumm und vorwurfsvoll an. Entschieden schüttelt Livia den Kopf. Die Sache kommt überhaupt nicht in Frage. Es fällt ihr nur noch eine Sache zu sagen ein.
"Ich bin so enttäuscht von dir..."
Ihr drohender Blick gibt ihm noch eine letzte Gelegenheit das Gesagte wieder zurückzunehmen.
Livia zieht sich ein Blatt Papyrus heran und wirft einen kurzen Blick darauf. Anschließend wendet sie sich an den Ankläger.
"Die Dissertation meines Gemahls wird den Anwesenden Advocati sicherlich bekannt sein. Er führt darin aus, dass es grundsätzlich gesehen drei verschiedene Möglichkeiten gibt, die Ehre eines Menschen zu beeinträchtigen. Somit gibt es den Vorwurf einer konkreten Tatsache, aus der nach allgemeiner Ansicht ein negatives Werturteil über den Betroffenen folgt. Da die Rede des Germanicus jedoch nicht auf konkrete Tatsachen in Bezug auf die Kläger einging, ist dies wohl nicht der anzuwendende Fall. Eine weitere Möglichkeit ist ein Werturteil, das sich konkret auf bestimmte persönliche Eigenschaften des Bezichtigten und damit auch auf Tatsachen bezieht. Da der Redner aber auch in dieser Hinsicht nicht konkret wurde, ist es ebenfalls auszuschließen. Uns bleibt somit als Letztes die unmittelbare Äußerung eines ehrmindernden Werturteils."
Sie nimmt noch einmal die der Rede zugehörige Mitschrift zur Hand und überfliegt einige Zeilen erneut.
"Da die Anklage sich in ihrer Argumentation vor allem auf die Patrizier als Zielgruppe der Behauptungen bezieht, lässt sich der Stein des Anstoßes innerhalb der gesprochenen Worte vermutlich schon ein wenig eingrenzen. Ich zitiere...
Das Rudel Familien, das alles kontrollierte, nannte sich selbst Patrizier und besaß alles Land von irgendwelchen Wert. Da sie im Grunde nichts anderes waren als wohlhabende Bauern, legten sie fest, dass nur wohlhabende Bauern Anspruch auf Ruhm und Würde hätten. Geld was aus einer anderen Quelle wie der Landwirtschaft stammte galt uns unrein, weil es Geld war, was sie nicht bekamen.
Quaestor, bitte nenne und erläutere uns die konkreten Punkte in diesem Text, welche dieses ehrmindernde Werturteil aus eurer Sicht inwiefern repräsentieren. Korrigiere mich und ergänze dies, falls ich im weiteren Teil der Rede noch etwas relevantes übersehen habe."
Livia lächelt erfreut und nickt zufrieden. Auch sie lässt sich das Gesagte noch einmal kurz durch den Kopf gehen, kann aber keine offenen Fragen oder Probleme mehr entdecken.
"Sehr gut. Dann sind wir uns wohl einig. Wenn du darüber hinaus keine Fragen mehr hast, dann kannst du nun mit der Arbeit beginnen."
TIBERIA LIVIA
MANIO TIBERIO DURO
SALUTEM PLURIMAM DICIT
Werter Magistratus, ich danke dir für die vorab zugeschickten Informationen. Dennoch beharre ich weiterhin auf meiner Bitte um ein Gespräch, welche ich schon in meinem letzten Schreiben äußerte. Weiters gefällt mir der Gedanke nicht, dass die Wahl der genauen Lage erst nach Vertragsabschluss erfolgen soll. Bitte erkundige dich, ob dieser doch sehr wichtige Punkt nicht vorab geklärt werden kann. Darüber hinaus benötige ich natürlich sämtliche Informationen zum möglichen Umfang, der Ausführung und der Dauer des Bauvorhabens, welche sich zum aktuellen Zeitpunkt beschaffen lassen und eine Aufstellung, ob und welche Kosten darüber hinaus noch entstehen können. Vielen Dank für deine Bemühungen.
Vale.
Tiberia Livia
Sie nickt bestätigend und lächelt erfreut, dass man sich einig scheint.
"So scheint es mir am besten. Über den genauen Umfang der Einträge der ersten Liste sollte man sich möglicherweise noch Gedanken machen. Momentan enthalten sie die Kennzahl, einen Verweis auf den Lagerungsort* der zugehörigen Protokolle, die Namen der Prozessbeteiligten von Anklage und Verteidigung, die Namen der Iudices, die betroffenen Paragraphen und den Status der Verhandlung. Da wir nur abgeschlossene Fälle aufnehmen werden, würde ich den Status durch das Urteil und das gegebenenfalls verwendete Strafmaß ersetzen. Fehlt noch etwas?"
* = Der Link zur Verhandlung.
Livia hat sich zu diesem Zeitpunkt längst in ihr Cubiculum begeben. Die Schminke ist bereits entfernt worden und gerade kämmt die Sklavin ihr das lange Haar aus, da klopft Ursus an die Tür und überbringt seine Nachricht. Livia seufzt schicksalsergeben und überlegt einen Moment, ob sie nicht lieber ausrichten lassen soll sie sei bereits im Bett. Wenigstens hört es sich nicht so an, als wolle er ihre ehelichen Pflichten einfordern. Ein Hauch von Zweifel bleibt bestehen, doch schließlich nickt sie ihrer Sklavin zu. Rasch bindet diese ihr die Haare mit einem weichen, weinroten Band ordentlich zusammen und reicht ihr anschließend ein dunkelgrünes, wärmendes Schultertuch. Das helle Kleid hat sie noch vom Tage an, so dass sie sich nun auf den direkten Weg zum Büro ihres Mannes macht. Er soll ruhig sehen, dass sie nun eigentlich im Bett liegen wollte. Livia klopft kurz an und tritt sogleich ein.
"Salve. Du wolltest mich sprechen?"
Sie schließt die Tür wieder hinter sich und setzt sich auf einen der seinem Schreibtisch gegenüberstehenden Korbsessel. Livia ist müde und sehnt sich nach ihrem warmen Bett. Sie schenkt Hungaricus ein erschöpftes Lächeln und zieht sich ihr Tuch wärmesuchend um die Schultern.
...und alles Gute zum Geburtstag, Macer!
Feier schön und lass dich reich beschenken!
@Furianus: Beiwohnen - Ja. Aber versuche bitte nicht, durch gedankliche Erörterungen auf den Prozess einzuwirken. Wenn du etwas zur Diskussion beitragen möchtest, dann mach das bitte korrekt über deinen Advocatus und zwar so, dass es jeder hören kann.
Danke.
Livia verfolgt die vorgebrachten Argumente und macht sich ab und an eine kleine Notiz. Sie lässt die beiden Seiten vorerst eigenständig aufeinander eingehen und ihre Argumentation selbst entwickeln. Nach dem Wortbeitrag der Verteidigung sieht sie also abwartend zur Anklage und wartet auf deren Antwort.
Livia muss sehr mit sich kämpfen, um ihre Selbstbeherrschung aufrecht zu erhalten. Der Kuss und der Biss sorgen nicht gerade dafür, dass sie sich wieder beruhigt. Sie spürt ein ungewohntes Ziehen im Unterleib und bekommt eine leichte Gänsehaut, was sie ungemein ärgert. Sprachlos vor Wut nickt sie ihrem Mann mechanisch zu, um dem äußerlichen Schein ein Minimum an Tribut zu zollen. An ein Lächeln ist in diesem Moment für Livia nicht mehr zu denken, da sie bereits alle Energie für ihren gleichgültigen Gesichtsausdruck aufbringen muss. Um nicht noch weiter in Rage zu geraten, wendet sie sich von Hungaricus ab und blickt wieder in Richtung des Officiums. Inständig hofft sie, dass es nun endlich voran gehen würde, um diese unselige Angelegenheit endlich hinter sich zu bringen.
Livia lässt sich die verschiedenen Möglichkeiten noch einmal durch den Kopf gehen. Sie überlegt, wie sie selbst diese Liste verwenden würde, und kommt schließlich noch zu einem neuen Ansatz, welcher ihr gut gefällt.
"Hinsichtlich der zwei Listen hast du recht, das wäre wohl äußerst unpraktikabel. Doch mir kommt noch ein neuer Gedanke. Ich würde vorschlagen, dass wir die Übersicht an sich rein chronologisch anordnen, wie eben auch die Kennzahlen der einzelnen Fälle vergeben werden. So ist anhand dieser jeder einzelne und spezielle Fall einfach nachzuschlagen. Um die Unterteilung nach den verschiedenen Paragraphen zu gewährleisten, werden in einer zweiten Liste nur die Kennzahlen der Verhandlungen als Referenzen benutzt. Dadurch erschließt sich auch die Möglichkeit, einen einzelnen Fall mehreren Paragraphen zuzuordnen. Ein entsprechendes Nachtragen der Kennzahlen bei Erweiterung der Übersicht sollte somit kein großes Problem darstellen. Was hältst du davon?"
Am liebsten hätte Livia ihn angefaucht und seinem Unterarm endgültig den Rest gegeben. Sie beißt jedoch die Zähne fest aufeinander und beschränkt sich darauf, ihn drohend anzustarren und sich keinen Digitus vom Fleck zu rühren. Erst nach ein paar Atemzügen wagt sie es wieder ihm zu antworten.
"Wir gehen hinterher spazieren."
Ihre Betonung dieses Satzes sagt eindeutig aus, dass es eine Feststellung ist, an welcher er nicht zu rütteln wagen sollte. Dermaßen provoziert setzt Livia natürlich auch gleich zum Gegenschlag an. Den Druck ihrer Fingernägel lockert sie langsam und allmählich.
"Ich liebe dich wirklich sehr, Marcus, aber nun musst du ein klein wenig Geduld beweisen. Ich weiß, wie gern du mit mir allein bist. Doch je eher wir diese kleine Angelegenheit hier hinter uns gebracht haben, desto eher und desto länger kannst du im Anschluss meine Gesellschaft und uneingeschränkte Aufmerksamkeit genießen. Es dauert sicher nicht mehr lange, bis wir hier fertig sind..."
Livia legt den Kopf leicht schief und lächelt ihren Mann lieb von unten herauf an. Dass in ihrem Inneren noch immer Wut und Zorn regieren, sieht man ihr äußerlich nicht mehr an.
Für den Bruchteil einer Sekunde blitzt Wut und sogar Feindseligkeit in Livias Augen auf. Sie gräbt ihre Fingernägel zur Strafe tief in seinen Unterarm und atmet einmal tief durch. Livia stellt fest, dass es ihr in gewisser Weise sogar sehr gefällt, ihm Schmerzen zu bereiten. Aufgrund dieser minimalen Besserung ihrer Laune glätten sich die Gesichtszüge wieder.
"Werde nicht frech, mein Lieber. Ich bin für diese unnötige Verzögerung nicht verantwortlich. Solche rein organisatorischen Schritte sollten sich auch auf rein schriftlichem Weg abwickeln lassen, wenn die Verwaltung zu einer schnellen Bearbeitung nicht in der Lage ist."
Livias Lächeln verblasst allmählich. Nicht genug, dass dieser Sturkopf von einem Gemahl weder ihre Missbilligung, noch ihre Ungeduld bemerkt. Auch in dem Officium scheint es ganz und gar nicht voran zu gehen und Livia war noch nie ein Mensch, der es zu warten liebt. Leicht gereizt und genervt beschließt sie dies an ihrer Begleitung auszulassen.
"Schatz? Gibt es nicht vielleicht eine Möglichkeit, wie man das Ganze hier beschleunigen könnte? Wir sind immerhin Nobilitas, Marcus."
ZitatOriginal von Marcus Vinicius Hungaricus
Mein Weib gönnt mir nix... na egal, trotzdem is Nachhilfe für Piefkes angesagt:
Also mit der Einstellung kriegst du keinen Österreicher ab.
Ahso? Ihr Österreicher stellt euch auf eure Frauen drauf? Wie grausam.
(Und natürlich gönn' ich dir nichts. Ich bin ja auch dein Weib. Es ist mein verdammter Job, dir nichts zu gönnen. :D)
ZitatAlles anzeigenOriginal von Marcus Vinicius Hungaricus
«Hungi fühlt sich gut an.»
Definitiv für meine IR-Frau gedacht.
aber mein Favorit ist der hier:
«Hungi ist stets einen Seitensprung wert.»
So ist das also... Aber so wird das nichts, mein Lieber.
Nagut, dann gönne ich mir auch mal fünf Versuche.
«Livia ist erfrischend anders»
Hach, wenn's denn unbedingt sein muss...
«Livia gehört einfach dazu.»
Ahja? Wozu?
«Tatsächlich... Livia.» Ja... Tatsächlich... Sachen gibt's, die gibt's garnicht...
«Ich steh' auf Livia.»
Aua!
«Livia - schlichtweg fantastisch.»
Livia nickt nachdenklich.
"Ja, auch dazu soll sie benutzt werden können. Doch das ist nicht der einzige Verwendungszweck. Es geht auch darum, einen Überblick zu bekommen über die Chronik der bereits behandelten Fälle mit Zuordnung zu den jeweiligen Iudices und Praetoren. Somit hätten wir neben den von dir genannten verschiedenen Tatbeständen und Paragraphen auch die beteiligten Personen, sowie den Verlauf der Zeit als Referenzpunkt. In einer einzigen Liste ist dies vermutlich schwer zu realisieren. Vielleicht sollten wir das Projekt auf zwei Listen erweitern, von denen die eine nach der Zeit geordnet ist und nach Personen unterteilt und markiert. Die andere Liste könnte den von dir angesprochenen Schwerpunkt besitzen, auf dass sie als Nachschlagewerk für Präzedenzfälle genutzt werden kann. Dadurch ließe sich auch der Umfang der einzelnen Einträge verringern und auf die beiden Anwendungsfälle zuschneiden. Oder kennst du eine Lösung, welche all dies in einer einzigen Liste ermöglichen könnte?"
Eines schönen Tages, als die vielbeschäftigten Senatoren sich endlich etwas Zeit haben nehmen können, treffen Livia und Hungaricus in der Regia des Cultus Deorum ein. Zu Livias Missbilligung trägt er anstatt seiner Senatorentoga wieder einmal seine Rüstung. Einzig und allein die Tatsache, dass auch die Rüstung eines Prätorianerpräfekten einigermaßen eindrucksvoll ist, lässt sie sich ihren Kommentar verkneifen. Schicksalsergeben hat Livia die Hand auf seinen Unterarm gelegt und lässt sich von ihm in das Gebäude hinein geleiten. Sie selbst trägt zu diesem Anlass ein helles, überaus elegantes Kleid, aus feinem, dünnen Stoff. Das Haar ist zugleich kunstvoll und schlicht hochgesteckt. Sie hat eine kostbare, tiefrote Palla um die Schultern gelegt, während ihr Haupt wegen des guten Wetters unbedeckt ist. Wie stets bei diesen Anlässen ziert der Hauch eines Lächelns ihr Gesicht.
So gelangen sie an die Tür des Officiums. Diese steht noch ein Stück weit offen und im Inneren scheint ein Gespräch stattzufinden. Sie bleiben stehen und Livia sieht fragend zu Hungaricus auf. In ihrem Gesicht ist ein Anflug von Ungeduld zu lesen und die Frage, ob man sich nicht einfach vordrängeln könne.