Beiträge von Tiberia Livia

    Schon am Tag nach der Hochzeit haben die Sklaven damit begonnen, Livias Habseligkeiten von der geräumigen Villa Tiberia in die Casa Vinica zu transportieren. Ein großer Teil von ihren Schriftrollen und der Garderobe hat noch keinen endgültigen Platz gefunden und fristet ein vorübergehendes Dasein in den unterschiedlichsten Transportbehältnissen. Ihr Schlafzimmer jedoch ist schnell hergerichtet und schon am ersten Abend nach der Hochzeitsnacht bezugsbereit. Abends, als alles wieder ruhig geworden ist, betritt Livia den Raum alleine und sieht sich nachdenklich um. Langsam geht sie von einem Möbel zum anderen und nimmt jedes für sich in Augenschein.


    Vor dem Bett liegt eine kleine Matte. Livia geht in die Hocke und streicht probehalber darüber und spürt zufrieden den erstaunlich weichen Stoff unter ihren Fingerspitzen. Sie steht wieder auf und betrachtet den eleganten Stuhl, den dazu passenden Tisch und die darauf stehenden Karaffen und Gläser. Auch ihre Statua hat eine aufmerksame Seele hier platziert. Insgeheim muss Livia halbwegs zugeben, dass ihr Gemahl hin und wieder doch einen Hauch von Geschmack zu entwickeln scheint. Vielleicht hat aber auch einfach Ursus seine Finger im Spiel gehabt oder es handelt sich um ein Überbleibsel von Adrias Herrschaft. Bei der Kleidertruhe handelt es sich um ein ungleich schlichteres und einfacheres Exemplar, so dass Livia sich nicht lange mit der Betrachtung aufhält. Auch der obligatorische Nachtstuhl ist von der zweckmäßiger Sorte und somit weniger interessant. So setzt Livia sich als nächstes auf ihr neues, eigenes Bett und testet die Matratze. Sie ist nicht sonderlich weich und der Patrizierin fast schon etwas zu hart, doch insgesamt erträglich. Ihr mit Schwanenflaum gefülltes Kopfkissen hat sie aus der Villa mit herüberbringen lassen und zwei Decken liegen glatt, sauber und einladend bereit.


    Sie nimmt das Kissen, positioniert es an der richtigen Stelle und legt sich erschöpft auf das Bett. An Schlaf ist jedoch noch nicht zu denken. Trotz Müdigkeit und Erschöpfung starrt Livia nur stumm und nachdenklich an die Decke, während ihr die verschiedensten Gedanken durch den Kopf gehen.

    Nachdem Aelia immernoch am Schreiben ist, wendet Livia ihre Aufmerksamkeit Lucilla zu. Da diese jedoch sehr leise und noch dazu überaus schnell redet, versteht Livia kaum ein Wort. Sie blinzelt irritiert und sieht Lucilla fragend an. Anstatt sie noch einmal wiederholen zu lassen, entscheidet sie sich spontan für eine andere Lösung und lächelt der Auctrix PPA aufmunternd zu.


    "Stelle die Frage ruhig selbst."


    Dem Kaiser bedeutet Livia mit einer kleinen Geste, dass Lucilla die nächste Frage stellen wird.

    Livia nickt mit ernster Miene.


    "Das ist wahr und ich bedaure diesen Umstand sehr. Leider ist unsere Redaktion, so fleißig die Subauctores auch sind, momentan etwas unterbesetzt. Es fehlen uns schlichtweg die Kapazitäten und die richtigen Leute, um sich über Hispania auf dem laufenden zu halten. Wir sind in Bezug auf Hispania somit ganz auf freie Redakteure angewiesen. Jedoch kann ich in dieser Hinsicht auch etwas positives berichten. Jüngst setzten sich Mitglieder der hispanischen Curie mit mir in Verbindung, um eine Änderung dieses Zustandes gemeinsam anzustreben. Allein für die nächste Ausgabe liegen mir bereits Informationen vor, so dass wir bald wieder mit entsprechenden Artikeln rechnen können. Möglicherweise wird sich auch eine Erweiterung der Redaktion ergeben. Letzteres ist jedoch noch offen."


    Sie lächelt entschuldigend und hofft, den Kaiser mit dieser Erklärung zufriedengestellt zu haben. Dann sieht Livia kurz zu Aelia, ob diese den Anschluss nicht verloren hat. Aufgrund deren Schreibtempo kommt der Auctrix allmählich der Verdacht, Aelia sei niemals Scriba gewesen. ( :D )

    Livia wartet kurz, damit die fleißig schreibende Lectrix auch den Anschluss behält. Aelias Tage als Scriba sind schließlich bereits lange her, so dass sie mittlerweile vermutlich einiges an Geschwindigkeit eingebüßt hat.


    "Das freut mich natürlich zu hören. Sind Euch während der Lektüre Themen aufgefallen, zu welchen Ihr Euch mehr oder auch weniger Artikel wünschen würdet? Habt Ihr Kritik oder Verbesserungsvorschläge an die Acta?"

    Livia kommt nicht umhin zu schmunzeln. Sie wirft ihren Redaktionsmitgliedern einen kurzen Blick zu und wendet sich dann noch einmal lächelnd an den Kaiser.


    "Nun, wenn Ihr es schon so anbietet, mein Kaiser, will ich Euch diesen Gefallen gerne tun. Doch nehmt es nicht als Überfall. Unsere Leser schätzen die Interviews sehr und würden sich gerade über eines mit Euch wohl am meisten freuen. Findet sich hier vielleicht gar ein Scriba, welcher das Protokoll übernehmen könnte?"


    Sie legt sich im Geiste rasch ein paar Fragen zurecht. ( :D )


    "Eine Frage, die vermutlich vor allem mich und meine Redaktion interessiert: Wie ist Euer persönlicher Bezug zur Acta Diurna - abgesehen davon, dass Ihr sie besitzt? Lest Ihr sie regelmäßig?"

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Ja, unter Ausnutzung sämtlicher militärischer Erfahrung ist es mir gelungen, eine Fackel zu bekommen. Ich bin schon gespannt, mit welchem Glück mich Ceres dafür beschenken wird." Er lächelt dazu, allzu viel außergewöhnliche Zufälle scheint er nicht zu erwarten.


    "Ihr habt euer Glück ja nun gefunden. Ich bin mir sicher, dass die Götter es gut mit euch meinen und euch reich beschenken werden."


    Dezent winkt er seinen Sklaven heran. "Trotzdem möchte ich es natürlich nicht versäumen, euch ebenfalls ein kleines Geschenk zu machen."


    Livia ist erleichtert, dass die Gäste allmählich eintreffen und sie sich ihnen zuwenden kann. Die ungestörte Zweisamkeit mit Hungaricus bereitet auch ihr noch ein unbestimmtes Unbehagen. Lächelnd wendet sie sich Senator Purgitius zu.


    "Vielen Dank. Ich bin mir sicher, dass Ceres dir ihre Gunst nicht vorenthalten wird und als Aedil käme dir die Fruchtbarkeit der Felder in Bezug auf die Cura Annonae doch sehr entgegen, nicht wahr?"


    Von typisch weiblicher Neugier getrieben wandern Livias Blicke zum herbeigewunkenen Sklaven.

    Zitat

    Original von Aelia Adria
    Sie tut es Livia mit dem Schluck Wein gleich um dann auf ihre Frage einzugehen.
    "An der Schola läuft es recht gut. Es gibt zwar immer wieder kleine Probleme " .. mit Personal oder Kursen, aber dies öffentlich zuzugeben, machte sicher keinen Eindruck. Genausowenig wie ihre nicht seltenen Gedanken an ein Leben ohne Schola für sich.
    "Wir konnten in den letzten Monaten im Vergleich zu früher mehr Kurse anbieten. Ich denke deswegen sank die Zahl der Schüler leicht, aber nicht sorgenerregend. Und solange wir ein gutes Angebot bieten und sich Interessenten dafür finden, kann die Schola zufrieden sein."
    Irgendwie schien jetzt eine Gegenfrage angebracht.
    "Wie geht des der Acta? Mein Abgang davon ist nun auch schon lange her und ich weiß überhaupt nichts mehr, was dort vor sich geht."


    Livia nickt verstehend und lächelt. 'Kleine Probleme' kennt sie aus ihrer Redaktion nur allzu gut. Zwar handelt es sich dabei meist um simple Lappalien, doch der Zeit- und vor allem Nervenaufwand ist verhältnismäßig stets immens hoch.


    "Das klingt wunderbar. Gerade eine gesunde Vielfalt von Kursen zu unterschiedlichen Themen ist sicher sehr wohltuend für das Interesse des Volkes an Bildung. Ich habe schon häufiger darüber nachgedacht, dass das jeweils aktuelle Programm der Schola Atheniensis in den Ausgaben der Acta Diurna besser zur Geltung kommen sollte. Doch mir selbst schwirrt in der heißen Phase kurz vor Redaktionsschluss meist so sehr der Kopf, dass alles außerhalb der gewohnten Routine ein wenig zurücksteht. Aber ich will es mir für die Zukunft nun ein weiteres Mal vornehmen, in dieser Hinsicht mehr Acht zu geben. Oder hast du zufällig eine inspirierende Idee, wie sich dieser Prozess vereinfachen ließe?"


    Sie nimmt ihren Becher noch einmal zur Hand und trinkt einen kleinen Schluck. Dann stellt sie ihn weider beiseite und beantwortet Adrias Frage.


    "Der Acta geht es soweit gut, denke ich. Die Redaktion ist zugegebenermaßen ein wenig unterbesetzt. Doch den Göttern sei Dank, dass wir einen überaus fleißigen freien Redakteur haben, dessen Name ich dir leider nicht nennen darf. Auch die Auctrix PPA engagiert sich überaus vorbildlich und nimmt mir viel Arbeit ab. Insofern hält sich die Arbeit insgesamt noch in machbarem Rahmen. Allein die Societas Aureata ist noch ein kleines Sorgenkind. Du erinnerst dich sicher selbst, dass hier schon seit einer gewissen Zeit ein wenig der Antrieb fehlt. Diesbezüglich wäre ein neues Konzept von Nöten. Doch momentan sehe ich leider noch keine Lösung."

    Hiermit wird die Erste Anhörung in der Sache
    Marcus Claudius Constantius vs. Aedilis Curulis Lucius Aurelius Commodus
    eröffnet:


    IUD MIN II/DCCCLVI


    Marcus Claudius Constantius ficht folgende Edikte an, die vom Aedilis Curulis Lucius Aurelius Commodus am ANTE DIEM XII KAL APR DCCCLVI A.U.C. (21.3.2006/103 n.Chr.) verhängt wurden.



    Marcus Claudius Constantius


    wird hiermit gemäß § 3, Absatz (1) zu einer Geldstrafe gemäß § 7, Lex Mercati verurteilt.


    Er hat Perlen ohne eine Konzession zum Verkauf angeboten. Er hat somit einen Betrag von 219.91 Sesterzen zu zahlen. Des weiteren wird dieser Vorfall in den Akten vermerkt. Es wurde das leichte Strafmaß gewählt!





    Marcus Claudius Constantius


    wird hiermit gemäß § 3, Absatz (1) zu einer Geldstrafe gemäß § 7, Lex Mercati verurteilt.


    Er hat Lizenzen und Zölle ohne eine Konzession zum Verkauf angeboten. Er hat somit einen Betrag von 439.81 Sesterzen zu zahlen. Des weiteren wird dieser Vorfall in den Akten vermerkt.




    Marcus Claudius Constantius


    wird hiermit gemäß § 3, Absatz (1) zu einer Geldstrafe gemäß § 7, Lex Mercati verurteilt.


    Er hat Trauben ohne eine Konzession zum Verkauf angeboten. Er hat somit einen Betrag von 659.72 Sesterzen zu zahlen. Des weiteren wird dieser Vorfall in den Akten vermerkt.


    Livia muss am Morgen nach der Hochzeit eine geraume Zeit bei ihrer Ornatrix verbringen. Ihre Augen sind noch immer leicht gerötet, doch die geschickte Sklavin versteht sich darauf, diese Spuren der vergangenen Nacht unsichtbar zu machen. Das Haar bekommt die frischgebackene Ehefrau zu einer einfachen, jedoch dem Anlass angemessenen Frisur zusammengesteckt. Abschließend wird noch einmal der Sitz der schlichten, hellen Stola überprüft und eine passende Palla dazu ausgewählt.


    So hergerichtet begibt Livia sich zunächst in die Küche, wo Ursus bereits mit großem Eifer das Finale seines kulinarischen Anteils der Hochzeit vorbereitet. Sie lächelt ihm jedoch nur müde zu, erkundigt sich nach dem Vorangehen der Arbeiten, überprüft hier und dort ein paar Kleinigkeiten und lässt den sich allmählich gestört fühlenden Sklaven anschließend wieder alleine walten. Der Pflicht ist genüge getan und Livia begibt sich in das Atrium, wo ihr Gemahl bereits umhertigert. Mit einem etwas gezwungenen Lächeln tritt sie auf ihn zu und begrüßt ihn.


    "Guten Morgen,... Marcus."


    Unsicher bleibt sie vor Hungaricus stehen, zögert kurz und gibt ihm schließlich einen vorsichtigen Kuss auf die Wange. Um ihre Verlegenheit zu verbergen wendet sie den Blick wieder von ihm ab und sieht sich im Atrium um.


    "Mir scheint, es ist nun alles bereit. In der Küche liegt man voll im Zeitplan und auch hier sieht es gut aus. Die Gäste können kommen."

    Zitat

    Original von Aelia Adria
    "Gefällt sie dir? Er hat wirklich viele wunderbare Schmuckstücke in seinem Angebot. Es war ein kleiner Laden in einer Seitengasse nahe den Kaiserforen. Ich habe ihn selbst zufällig vor kurzem erst entdeckt. Der Besitzer muss Grieche sein. Und soweit ich mich erinnere, war auch der Name seines Ladens griechisch. "
    Sie runzelte die Stirn, aber es half nichts. "Es will mir jetzt leider nicht einfallen. Jedenfalls bevor man zu den Traiansmärkten kommt, biegt man rechts ab und gleich nochmals links. "
    Es ärgerte sie nun selbst, dass ihr der Name nicht mehr einfel, und sie sicherlich den ganzen Abend beschäftigen wird.


    Livia lächelt und nickt ehrlich.


    "Oh ja, sie gefällt mir sehr gut. Es handelt sich wahrlich um ein ausgefallenes Schmuckstück. Vor allem die filigrane Machart begeistert mich und lässt auf noch mehr kleine Schätze bei dem zugehörigen Goldschmied hoffen."


    Sie versucht sich die Wegbeschreibung zu merken, ahnt jedoch dass sich an der Stelle möglicherweise mehrere ähliche Geschäfte befinden könnten. Zur Not wird sie ihre Sklaven losschicken müssen, die entsprechende Gegend abzusuchen und den richtigen Goldschmied zu finden.


    "Ein Grieche also, interessant. Sobald sich mir eine Gelegenheit ergibt, werde ich mich dort mit Sicherheit einmal umsehen. Falls ich erfolgreich bin den richtigen Laden ausfindig zu machen und es dann noch erforderlich ist, werde ich dir seinen Namen natürlich auch gerne noch nachträglich mitteilen."


    Livia schmunzelt leicht und greift zu ihrem Wein. Sie trinkt einen kleinen Schluck und stellt den Becher dann wieder beiseite.


    "Wie läuft die Arbeit in der Schola Atheniensis? Sind die Kurse noch gut besucht?"

    Erschöpft liegt Livia auf der Seite und spürt die Anspannung langsam von sich abfallen, während die Tränen weiter aus ihren Augen fließen. Dass sie plötzlich umarmt wird, damit hat sie nicht gerechnet. Reflexartig zuckt sie im ersten Moment leicht zusammen, entspannt sich jedoch gleich wieder. Sie ist einfach zu erschöpft, sich noch groß gegen irgendetwas zu wehren und die Wärme, die von dem Körper ihres Mannes ausgeht, hat trotz allem etwas beruhigendes. Einige Sekunden lang hält sie noch angstvoll die Luft an, spürt seine Hand auf ihrem Bauch und wartet ab, was er weiter tun wird. Doch da er es dabei belässt und sie einfach nur vorsichtig streichelt, atmet Livia langsam weiter und versucht sich an dieses neue Gefühl zu gewöhnen. Zeit ihres Lebens hat sie allein in einem Bett geschlafen. Umarmungen haben sich stets auf verwandtschaftlich-keusche und vor allem bekleidete Anlässe beschränkt. In vollkommener Nacktheit ist sie in dieser Form mit einem Mann nicht einmal ansatzweise zusammen gewesen.


    Auch jetzt gleicht Livias Inneres noch einer einzigen Wunde. Doch die beruhigende Wärme und seine Nähe beginnen ihr einen Teil des Leides zu nehmen. Zwar reagiert sie äußerlich nicht auf Hungaricus Umarmung, doch innerlich ist ein kleiner Teil von ihr ihm dankbar dafür. Selbst wenn sie einander in vielerlei Hinsicht so fern sind, scheint er in diesem Moment der einzige Mensch auf der Welt zu sein, der ihr ein wenig Verständnis entgegenbringt. Livias Atem wird langsam ruhiger. Sie weint zwar noch lautlos in sich hinein, beginnt sich unter seinem Streicheln jedoch allmählich zu entspannen und fällt schließlich in einen tiefen und erschöpften Schlaf.

    Der Scriba leitet die Anzeige an Livia weiter. Diese liest sich die Dokumente durch und runzelt sorgenvoll die Stirn.


    "Wann werden die Leute endlich den Unterschied zwischen einer Klage und einer Anzeige begreifen?"


    Sie geht die Anzeige dennoch sorgfältig durch und führt sich auch die beiligende Mitschrift zu Gemüte. Dann ruft Livia ihren Scriba herbei und gibt ihm einige Anweisungen.


    "Leite diese Angelegenheit bitte an die Advocatio Imperialis weiter. Da es sich bei einem der benannten Paragraphen um ein Verbrechen handelt, werden sie die Anzeige überprüfen und gegebenenfalls den Antrag auf Anklage einreichen müssen."


    Livia übergibt ihm die Dokumente und schon macht sich der Scriba auf den Weg.

    Wegen des Schmerzes beißt Livia ihre Zähne weiterhin fest zusammen. Teilweise erleichtert merkt sie allmählich, dass der Schmerz an sich nachzulassen beginnt und hauptsächlich dieses überaus fremde Gefühl der Vereinigung noch bleibt. Emotional kann sie dieses im derzeitigen Moment aber auf keine Weise einordnen. So lässt sie die Augen geschlossen, nimmt einfach nur wahr und erduldet. Erst als Hungaricus erschöpft auf ihr niedersinkt wagt Livia die Augen wieder vorsichtig zu öffnen. Sie beginnt zu realisieren, dass es nun vorbei ist und allmählich entspannt sich ihre Hand wieder, die vorher sich tief in das Bettuch gekrallt hat. Auch der Druck, mit dem sie die Zähne aufeinandergepresst hat, lässt nach und über die ganzen Vorgänge verblüfft, irritiert und ratlos sieht sie auf ihren erschöpften Mann herab. Ihr eigener Atem geht, wenn auch aus anderen Gründen, nun genau so schwer wie seiner.


    Bevor Livia weiter reagieren kann, löst er sich wieder von ihr und legt sich daneben aufs Bett. Ihr Blick folgt ihm, irgendwie fühlt sie sich wie in einer unwirklichen Welt, deren Eindrücke sie einfach nicht verarbeiten kann. Noch immer spürt sie die Verkrampfung ihres Unterkörpers und eine Nachhall der eben noch so präsenten Vereinigung. Der Schmerz ist zwar noch da, hat aber schon stark nachgelassen und wirkt mehr wie eine Erinnerung. Livia fühlt sich mit all diesen neuen Eindrücken schlichtweg überfordert und seufzt leise. Nach der fast panischen Angst, die sie vorher gehabt hat, scheint ihr das Ganze nun doch einigermaßen glimpflich abgelaufen zu sein. Doch sie will jetzt nicht länger darüber nachdenken. Sie sehnt sich nach Ruhe und Geborgenheit. Vielleicht aus Verzweiflung, vielleicht aus Mangel an anderen Gelegenheiten sucht sie diese an ungewohntem Ort. Mit einer leichten Drehung rutscht sie wortlos an Hungaricus heran und schmiegt ihren Rücken an seine Seite. Das wärmende Bettuch zieht sie weiter hoch und verbirgt ihr Gesicht darunter. Sie kann die Tränen, welche ihr nun stumm aus den Augen fließen, nicht verhindern, doch sie will ebenso wenig, dass ihr Mann sie bemerkt.

    Zwar hat Livia ihren Körper mittlerweile wieder unter Kontrolle, doch ihr Innenleben gleicht einem Chaos. Die Liebkosungen ihres Gemahls gefallen ihr zum Teil sogar, zum größeren Teil beängstigen und irritieren sie sie jedoch. Allzu deutlich merkt sie ihm seine Routine und die gekonnten, lang geübten Bewegungen und Handlungen an. Plötzlich fühlt sie sich wie eine von vielen, vermutlich hunderten von Frauen. Livia schluckt beklommen und versucht diese Gedanken zu vertreiben. Ihr Pulsschlag bleibt auf dem Niveau der Angst und an eine innere Entspannung ist nicht zu denken. Allein die Wärme von Hungaricus Körper und der Bettdecke scheint ihr einen Hauch von Geborgenheit zu vermitteln. Doch sie wehrt sich nicht mehr und versucht ihn vor allem nicht in seinem Tun zu behindern. Hin und wieder probiert sie zwar auf ihn einzugehen, doch gegenüber seinem so selbstbewussten Vorgehen ist sie sehr schüchtern und vorsichtig.


    Als er ihre Beine auseinanderdrückt und sich auf sie legt, spürt Livia ihren Puls wieder in die Höhe schnellen. Sie beherrscht sich, schließt die Augen und lässt ihn gewähren. Der stechende Schmerz, welcher sie dann plötzlich durchfährt, kommt jedoch völlig unerwartet. Unvermittelt stöhnt Livia leise auf und ihr Inneres verkrampft sich. Äußerlich beißt sie jedoch nur die Zähne fest aufeinander und ihre rechte Hand krallt sich im Bettlaken fest. Sie spürt wie ihr die Tränen in die Augen schießen wollen, kämpft diese jedoch entschieden zurück, während ihr Mann sich auf ihr zu bewegen beginnt. Vorsichtig öffnet sie die Augen wieder und blinzelt. Innerlich ganz und gar aufgewühlt durch den Schmerz und dieses vollkommen neue und gänzlich fremde Gefühl blickt sie ihn an und versucht vergeblich zu begreifen. Er hat die Augen geschlossen und einen Gesichtsausdruck, welchen sie so noch nie auf seinem oder einem anderen Gesicht gesehen hat. So fremd er ihr auch scheint, findet Livia ganz unerwartet darin doch noch eine einzige Sache, die sie nun weiter durchhalten lässt. Was auch immer sie in diesem Moment in diesem Gesichtsaudruck alles liest, so findet sie darunter doch keinerlei bösen Willen. Schicksalsergeben schließt Livia die Augen wieder, so rasch wie sie sie geöffnet hat, und streckt sich ihm sogar ein wenig entgegen, auf dass er diese Sache mit ihrem Einverständnis baldmöglichst zu einem Abschluss bringe.

    "Nun, ich bin ein Mensch und nichts Menschliches ist mir fremd. Insofern kann eine gute Komödie auch das alltägliche Leben noch angenehm bereichern."


    Livia schmunzelt und sieht ihn abwartend an, ob er sich an das eingefügte Zitat noch erinnert.


    "Wobei ich eigentlich anlässlich meiner Hochzeit an die 'Hecyra' gedacht hatte, auch wenn die Mutter meines künftigen Gemahls nicht mehr unter uns weilt. Doch ich muss zugeben, dass ein Exemplar des 'Heauton Timorumenos' sich ebenfalls noch nicht in meinem Besitz befindet. Ist denn tatsächlich eines von beiden hier erhältlich?"


    Sie wirft einen kurzen Blick auf den Händler, den sie jedoch erst später dazu befragen will. Lächelnd sieht sie daher wieder Cicero an.


    "Der Subauctor Lucius Flavius Furianus war es, welcher sich freiwillig für dieses Thema meldete. Hat er sich mit dir in Verbindung gesetzt?"

    Livia schmunzelt leicht und erwidert das Lächeln freundlich.


    "Ich danke dir. Doch meine Verlobung liegt bereits eine ganze Weile zurück. Meine Hochzeit war es, welche ich kürzlich feierte. Herzlichen Glückwunsch auch dir zu deiner Wahl zum Quaestor."


    Sie blickt kurz zu Lucianus, welchem sie jedoch bereits zuvor gratuliert hat. Spätestens auf der Hochzeit hatte man schließlich genügend Zeit für derartige Gespräche gehabt. ( ;) )

    Livia merkt ihm seine Unzufriedenheit deutlich an und zieht unmerklich den Kopf ein wenig ein. Ohne sich zu wehren lässt sie sich zum Bett hinschieben und herunterdrücken. Die Kraft, mit der Hungarcius sie so unsanft dirigiert, schüchtert sie ein und steigert das beklemmende Gefühl in ihrem Magen noch mehr. Ehe Livia weiß, wie ihr geschieht, beginnt er sie zu küssen und sie auf das Bett herunterzudrücken. Im ersten Moment wehrt sie sich instinktiv gegen diese Behandlung und klammert sich an seinem Körper fest, um nicht hinten über zu fallen. Seine erschreckende und so plötzliche Nähe verursachen bei ihr eine Gänsehaut und ihre Angst scheint präsenter denn je.


    Doch noch immer ist die Stimme der Vernunft nicht gänzlich verstummt. Unermüdlich versucht Livia sich einzureden, dass es nicht so schlimm sein kann. Ein verzweifelter Appell an ihr eigenes Pflichtbewusstsein schafft es schließlich, dass sie wieder etwas ruhiger wird. Sie schließt die Augen und versucht das Ganze einfach nur geschehen zu lassen. Ihr vorher umklammernder Griff lockert sich wieder ein wenig und ungeholfen versucht sie seine Küsse zu erwidern. Eine vage Erinnerung an die zwei Male, wo sie sich bereits einmal geküsst haben, steigt in ihr auf. Sie versucht sich an die seltsame damals empfundene Leidenschaft zu erinnern. Es gelingt ihr jedoch nicht so recht und obwohl sie sich nun nicht mehr wehrt und sich behutsam auf das Bett legen lässt, verspürt sie einen inneren Aufruhr gegen all diese Vorgänge. Livia wird bewusst, dass sie überhaupt nicht weiß, was nun wie zu tun ist. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als ihrem Mann die Initiative zu überlassen, so gut wie möglich zu reagieren und einfach zu hoffen...