Beiträge von Tiberia Livia

    Livias linke Augenbraue schiebt sich leicht nach oben.


    "Tatsächlich? Bist du nicht auch ein Plebejer, einer vom Volk? Bist du nicht auch ein Mitglied der Volksversammlung? War es nicht die Volksversammlung, welche dieses Gesetz durchgesetzt hat? Oder bist du nun nicht mehr ein Teil deines Volkes, Volkstribun?"


    Sie hält kurz inne und schafft es, sich wieder einigermaßen zu beruhigen.


    "Gesetze fallen nicht vom Himmel. Sie werden erlassen. Doch nur weil ein Gesetz einmal erlassen wurde, bedeutet das noch lange nicht, dass sein Sinn und Inhalt auf alle Zeiten unfehlbar sei. Was wäre unser Staat, wenn wir unsere zahlreichen Paragraphen nicht ständig neu überprüfen, überdenken und auch ändern würden? Im Falle der Lex Octavia Solidaritatis Patriciarum wäre nach meiner Meinung ein Aufheben des ganzen Gesetzes die einzig richtige Entscheidung."


    Livia schüttelt kurz den Kopf und lässt den Blick durch die Ränge der Senatoren gehen und wendet sich dann wieder an den Volkstribun.


    "Eine Offenlegung kommt nicht in Frage. Legen die Plebejer offen, wie viele Steuern sie bezahlen? Sie würden sich mit Händen und Füßen wehren, dies zu tun. Aus gezahlten Steuern oder aber auch Spenden ließe sich allzu leicht errechnen, wie hoch das tatsächliche Vermögen der einzelnen wäre. Soll dies das Ziel sein? Doch auch das würde scheitern. Denn wer unter Plebejern und Patriziern gleichermaßen kennt es nicht, das gute alte Sparkonto, durch welches man sich so bequem den so unangenehmen pekuniären Pflichten entziehen kann? Besitzt du nicht auch eines, Tribunus Plebis? Wie viele Steuern zahlst du?"

    Staunend betrachtet Livia das kleine Kunstwerk. Sprachlos tritt sie näher, streicht mit den Fingerspitzen vorsichtig über den kühlen Marmor des Altars und fährt die feinen Linien der kleinen Statuen nach. Mit einem strahlenden Lächeln dreht sie sich wieder zu Flaccus um.


    "Es ist wunderschön! Danke."


    Kurzentschlossen geht sie wieder einen Schritt auf ihn zu und fällt ihm dankbar um den Hals. Fest drückt Livia ihren Bruder an sich und lässt ihn wieder langsam los.


    "Du bist so gut zu mir. Ich werde es mehrmals täglich aufsuchen und für dich, meine alte und meine neue Familie beten. Danke, Flaccus. Wir werden es in Ehren halten."


    Gerührt wandert ihr Blick wieder zu dem Lararium zurück.

    Verärgert erhebt sich Livia. Die Untätigkeit ihrer patrizischen Mitsenatoren ( :P ) ruft großen Unmut in ihr hervor, so dass sie sich nun selbst zur Wortmeldung gezwungen sieht.


    "Dieses Gesetz, die Lex Octavia Solidaritatis Patriciarum, ist eine Schande für die römische Gesetzgebung. Auf einen Erlass des Kaisers zur Steuerfreiheit der Patrizier hin wurde es von einem Volkstribun erstellt und mit zweifelhaftem Ergebnis von der Volksversammlung beschlossen. Aufbau und Form der vorliegenden Paragraphen entbehren der Vollständigkeit und widersprechen in ihrem Sinn dem des kurz zuvor erlassenen Beschluss des Kaisers. Diese Tatsachen kann jeder klar denkende Geist vollumfänglich nachvollziehen. Diese Augenwischerei der Volkstribunen beleidigt jeden klaren Gedanken zum Sinn unserer Gesetze und dem Willen des Gesetzgebers. Wie kann es Ehrlichkeit gegenüber dem Volk geben, wenn ein solches Gesetz aus dem Dekret unseres Kaisers einen blanken Hohn machen soll?"


    Sie hält inne und wirft dem Volkstribun einen kurzen Blick zu. Rasch wendet Livia sich wieder von ihm ab und spricht zu den anderen Senatoren.


    "Wir dürfen diese Farce von einem Gesetz nicht weiter unterstützen. Statt die Ehrlichkeit zu fördern, wird durch eine solche Maßnahme einzig und allein die Lüge und die Verschleierung in Bezug auf die Rechtslage gegenüber dem Volk verstärkt. Aus diesen Gründen spreche ich mich klar und entschieden gegen eine solche Offenlegung der Daten aus."

    Zitat

    Original von Aelia Adria
    Sie nicke Livia zu.
    "Natürlich, es wäre schön, wenn in der Acta mehr über die Schola berichtet würde."
    Da schreckt sie plötzlich durch einen Geistesblitz leicht hoch. "Da fällt mir übrigens gerade ein: der Schmuckladen heißt Decora Hellados.
    Gut, also zur Acta. Die Aufgabe liegt aber meiner Meinung nach doch bei der Schola, sich darum zu kümmern, da die Acta gar nicht über alle möglichen Infromationen, besonders über künftige Pläne, verfügt. Ich werde mich bemühen, regelmäßiges für die Acta zu organisieren. Es sollte doch möglich sein, es zustandezubringen."


    Livia versucht sich den Namen des Ladens zu merken. Ein kleiner Wink an ihren Sklaven bedeutet diesem, sich eine entsprechende Notiz zu machen. Dann wendet sie sich wieder Adria zu und lächelt.


    "Nun, ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das Personal der Schola andere Dinge zu tun hat, als Artikel für die Acta zu schreiben. Häufig geht alles über die eigentliche Arbeit einfach unter. Wie wäre es denn mit einer Kompromisslösung? Sofern die Schola einem unserer Redakteure jeweils in Stichpunkten die aktuellen Informationen zusendet, wollen wir auch gerne den entsprechenden Artikel dazu ausformulieren. Möglicherweise klappt es auf diese Weise besser, ohne dass eine von beiden Seiten übermäßig viel Arbeit damit hat. Wäre diese Vorgehensweise eine Hilfe für euch?"


    Zitat

    "Doch dieser nicht zu benennende freie Redakteur klingt doch sehr geheimnisvoll. Weshalb sollte er nicht bekannt werden?", fragte sie mit neugierig gedämpfter Stimme.


    Nun wird Livias Lächeln ein wenig geheimnisvoll, doch sie schüttelt bedauernd den Kopf.


    "Es tut mir leid, doch ich musste ihm ausdrücklich versprechen, nichts von seiner Mitarbeit nach außen hin preiszugeben. Zum einen liegen die Gründe dafür sicherlich in seiner Bescheidenheit. Zum anderen ist es manchmal auch einfach sehr angenehm, den Mantel der Anonymität zu nutzen, um jeglichen wie auch immer gearteten Reaktionen der Öffentlichkeit zu entgehen."

    Zitat

    Original von Titus Tiberius Flaccus


    Livia schmunzelt leicht ob der Komplimente ihres Bruders. Auf seine Erklärungen hin sieht sie sowohl ihn als auch Hungaricus fragend an. Schlauer wird sie durch deren geheimnisvolle Gesichtsausdrücke nicht, so dass ihr nichts anderes übrig bleibt als den Arm ihres Mannes loszulassen. Stattdessen nimmt sie nun den Arm ihres Bruders und lässt sich gespannt von ihm wohin auch immer geleiten. ;)

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    Original von Manius Flavius Gracchus


    Staunend betrachtet Livia die Statue, geht einmal um sie herum, um sie genau in Augenschein zu nehmen, und lächelt Gracchus schließlich dankbar an. Bevor sie jedoch etwas sagen kann, bekommt sie von ihm ein weiteres Paket ausgehändigt. Voller Neugierde öffnet Livia die Verpackung und lässt ihre Finger sacht über den Inhalt streichen. Dann sieht sie wieder zu Gracchus und Antonia auf.


    "Oh, wie wundervoll. Danke, Flavius. Diese Geschenke sind wunderschön. Danke, Claudia. Ich bin mir sicher, dass die Statue sich fantastisch in unserem neuen Triclinium machen wird. Vielleicht auch im neuen Atrium... Man wird sehen... Vielleicht könnt ihr mir bei der Entscheidung auch noch zur Seite stehen."


    Sie lächelt die beiden halb fragend an. Aus den Conventus Electorum hat sie den Geschmack beide sehr zu schätzen gelernt.

    Staunend und nahezu sprachlos hat Livia das Geschenk des Senator Macer betrachtet. Vor allem ihre eigene Darstellung hat sie natürlich kritisch gemustert, jedoch für erstaunlich originalgetreu befunden. Dass Hungaricus so dicht neben ihr ungleich schlechter abschneidet, ist für die Patrizierin eine Selbstverständlichkeit. Dennoch ist es für sie noch ein merkwürdiges Gefühl, sich und ihren neuen Gemahl so dicht beeinander, als scheinbar richtiges Paar zu sehen. Doch dankbar lächelt sie Macer zu und drückt ihre Freude in Worten aus.


    "Vielen Dank. Es sieht fabelhaft aus und wird bald einen passenden Platz in unserer Casa finden."


    Sie überlegt, ob Hungaricus Schlafzimmer der geeignete Ort dafür wäre, entscheidet sich jedoch dagegen. Livia lächelt und betrachtet das Bild nachdenklich.


    "Vielleicht, in unserem neuen Peristyl..."


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    Original von Decima Lucilla


    Dann hebt sie das Paket in ihrer Hand und reicht es Livia. "Wir haben entschieden, nun, da wir schon verlobt sind, auch gemeinsame Geschenke zu schenken. Dies ist für dich Livia."


    Freundlich bedankt auch Livia sich bei Avarus und Lucilla für die Glückwünsche. Das Paket von Lucilla nimmt sie mit Neugier entgegen und beginnt es vorsichtig auszupacken. Ein wenig umständlich enthüllt sie so ein mittelgroßes rechteckiges Objekt und sieht es sich interessiert an. Es handelt sich um ein Bild, offensichtlich für das Lararium, auf dem die Göttinnen Concordia, Fides und Fortuna mit erstaunlicher Detailtreue abgebildet sind. Ehrfürchtig betrachtet Livia die feine Zeichnung, welche durch sorgfältig aufgetragene Farben förmlich zum Leben erweckt wurde. Sie glaubt sogar die typische Pinselführung eines ihr bekannten Künstlers wiederzuerkennen, kann den Namen jedoch noch nicht ganz zuordnen. Sie wirft zuerst Hungaricus und dann Avarus und Lucilla ein strahlendes Lächeln zu.


    "Oh, das ist wunderschön. Ich danke euch. Es wird garantiert einen Platz in unserem neuen Lararium bekommen."


    Sie reicht das Bild an einen bereitstehenden Sklaven weiter, welcher es vorsichtig an einen sicheren Ort trägt. Die Suche nach dem Namen des Künstlers will ihr noch nicht so recht aus dem Kopf gehen. Aus den Augenwinkeln sieht sie Flavius Gracchus bereits eintreffen und erwägt seine fachmännische Meinung diesbezüglich später noch hinzuzuziehen.

    Erstaunt verfolgt Livia die plötzlich doch so selbstbewusste Initiative der Auctrix PPA. Sie lächelt ihr jedoch aufmunternd zu und wartet geduldig Frage und Antwort ab. Zum Schluss ergreift sie wieder das Wort.


    "Eine mögliche Maßnahme dazu können wir Euch vielleicht gleich jetzt anbieten, mit unserer letzten Frage. Zwar ist es Euch als Kaiser stets möglich, zum Volk zu sprechen und dabei seine volle Aufmerksamkeit zu genießen, doch der Weg über die Acta Diurna entbehrt vermutlich der sonst manches Mal sicher einschränkenden doch sehr offiziellen Natur Eurer Auftritte. Gibt es etwas, was Ihr unseren Lesern auf diesem Wege direkt mitteilen möchtet?"

    "Nun gut, ich werde mich mit ihm diesbezüglich in Verbindung setzen. Falls die Voraussetzungen dazu nicht weiter erfüllt werden, wird die Untersuchungshaft aufgehoben werden müssen. Allerdings wundert es mich schon ein wenig, dass von Seiten des Betroffenen keinerlei diesbezügliche Anträge gestellt werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ihm im Carcer gefällt."


    Livia schmunzelt leicht, nimmt eine Wachtafel heraus und macht sich dort einen kleinen Vermerk.

    Eröffnung der Hauptverhandlung
    IUD MAI I/DCCCLVI
    ANTE DIEM III KAL MAI DCCCLVI A.U.C. (29.4.2006/103 n.Chr.)


    Imperium Romanum
    vs.
    Medicus Germanicus Avarus


    Das Iudicium Maior bestehend aus:
    Iudex Prior Tiberia Livia
    Iudex Lucius Aelius Quarto
    Iudex Marcus Vinicius Hungaricus


    Ankläger ist Quaestor Sacrii Palatii Marcus Decimus Mattiacus


    Die Verhandlung wird in der Gerichtshalle der Basilica Ulpia verhandelt und dies öffentlich. Die Zuständigkeit des Iudicium Maior ergibt sich aus der Anklage gemäß Codex Iuridicalis § 19 (2).


    Dem Angeklagten wird folgendes Verbrechen in zwei Fällen zur Last gelegt:
    § 84 Üble Nachrede
    (1) Wer in Beziehung auf einen anderen eine Tatsache behauptet oder verbreitet, welche denselben verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen geeignet ist, wird, wenn nicht diese Tatsache erweislich wahr ist, mit Freiheitsstrafe von 1 bis 3 Monaten oder mit Geldstrafe von 200 bis 800 Sz. bestraft.
    (2) Wird gegen eine im politischen Leben des Volkes stehende Person öffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften eine üble Nachrede aus Beweggründen begangen, die mit der Stellung des Beleidigten im öffentlichen Leben zusammenhängen, und ist die Tat geeignet, sein öffentliches Wirken erheblich zu erschweren, so ist die Strafe Freiheitsstrafe von 3 bis 5 Monaten oder Geldstrafe von 400 bis 1.600 Sesterzen.


    Ankündigung der Hauptverhandlung
    ANTE DIEM IV KAL MAI DCCCLVI A.U.C. (28.4.2006/103 n.Chr.)


    Dem Antrag der Advocatio Imperialis auf Eröffnung eines Hauptverfahrens gegen Medicus Germanicus Avarus wird stattgegeben. Dem Angeklagten wird Üble Nachrede gemäß §§ 84 I, II CodIur in zwei Fällen zu Last gelegt. Die Hauptverhandlung findet vor dem Iudicium Maior in der Basilica Ulpia statt.


    Iudex Prior:
    Praetrix Urbanus Tiberia Livia


    Zu Iudices werden nominiert:
    Senator Lucius Aelius Quarto
    Senator Marcus Vinicius Hungaricus


    Ankläger:
    Quaestor Sacrii Palatii Marcus Decimus Mattiacus


    Der erste Tag der Hauptverhandlung wird festgesetzt auf
    ANTE DIEM III KAL MAI DCCCLVI A.U.C. (29.4.2006/103 n.Chr.)


    Alle Prozessbeteiligten werden aufgerufen sich zu dem genannten Termin in der Basilica Ulpia einzufinden, der Angeklagte ist dem Gericht zum Beginn der Hauptverhandlung vorzuführen, es sei denn er verzeichtet auf die Anwesenheit in der Verhandlung. Der Angeklagte wird aufgefordert einen geeigneten Rechtsbeistand zu benennen. Sieht der Angeklagte sich dazu außer Stande, oder versäumt er dies aus anderen Gründen, so wird das Gericht einen Advocatus berufen.


    Livia überlegt, ob der stets so diplomatisch seiende Kaiser nicht eigentlich auch ganz gerne mal ein wenig parteiisch wäre, schreitet anstatt einer Nachfrage jedoch zum nächsten Punkt.


    "In unserer vor einiger Zeit erfolgten großen Umfrage unter den Bürgern des Imperium Romanum zeigte sich von Seiten der Bürger eine starke Befürwortung von mehr öffentlichen Auftritten durch Euch. Gibt es schon einen Termin, zu welchem unsere Leser ihren Kaiser wieder bei einer solchen Veranstaltung zu Gesicht bekommen werden?"

    Respektvoll tritt nun auch Livia vor und berichtet mit ruhiger Stimme.


    "Die Amtsübergabe lief ohne Probleme ab. Senator Gaius Octavius Victor war sehr hilfreich und gab mir einen guten Überblick über die noch ausstehenden Fälle. Der Schwerpunkt scheint bei den Klagen momentan auf Anfechtungen von Aedilsedikten zu liegen. Es sind auch während meiner Amtszeit schon wieder neue Anzeigen eingegangen, so dass ich über Langeweile nicht klagen kann."

    Livia wundert sich ein wenig über Lucillas Frage. Beim Flüstern war sie ihr viel länger vorgekommen. Doch sie schiebt den Gedanken wieder beiseite und konzentriert sich auf das Interview.


    "Ihr spracht von Freizeit, mein Kaiser. Gibt es besondere Beschäftigungen, die Euch diesbezüglich besonders zusagen? Beschäftigt Ihr euch mit erlesenen Schriftrollen? Oder zieht Ihr es eher vor, einem guten Musiker zu lauschen? Wie steht es um Wagenrennen und Gladiatorenspiele? Auch wenn diese Anlässe wohl für Euch nicht immer freizeitlicher Natur sind - zieht Ihr eines dem anderen vor? Gibt es eine bestimmte Factio, welche Ihr favorisiert?"