Nach dem ganzen Trubel um den Wahlkampf, ihren Sieg und die Vereidigung, begibt Livia sich endlich in einer ruhigeren Minute zum Tempel des Iuppiter, um dem Göttervater für ihre Wahl zu danken. Ihre Liktoren umgeben sie und auch ein paar Sklaven folgen der Patrizierin. Diese tragen die Opfergaben, unter welchen sich ein großer Korb mit Kassia und Lorbeer, eine Amphore feinsten Falerners und ein frischer Opferkuchen befinden. Einer der Sklaven führt außerdem einen jungen weißen Ochsen an einer Leine mit sich.
Während zwei Liktoren voraneilen und sich auf die Suche nach einem Iuppiter-Priester machen, wartet Livia geduldig auf dem Tempel-Vorplatz. Die Sklaven beginnen bereits alles für das Dankesopfer vorzubereiten. Nach kurzer Zeit ist ein netter, junger Sacerdos gefunden, welcher mit einem freundlichen Lächeln auf die Praetrix zutritt. Die mitgebrachten Opfergaben hat er mit einem Blick erfasst. Allein die Tatsache der bereits vorbereitenden Sklaven scheint ihm einen Hauch von Sorge zu bereiten.
"Salve, Senatorin."
"Salve, Sacerdos. Ich komme, um dem Göttervater ein Dankopfer für meinen Wahlsieg darzubringen. Ist es möglich, dass du mir dabei zur Seite stehst?"
"Selbstverständlich, Praetrix. Möchtest du die Voropfer persönlich im Tempel darbringen? In dem Fall werde ich mich schon einmal um die Vorbereitung des Hauptopfers kümmern."
"Danke. Ja, so werden wir es machen."
Sie nickt ihm noch einmal aufmunternd zu und begibt sich dann von den Tragesklaven begleitet in den Tempel hinein. Andächtig verneigt sich Livia vor dem Kultbild des Gottes und beginnt eine Art innere Zwiesprache aufzubauen. Auf einen kleinen Wink hin reichen die Sklaven ihr eine Gabe nach der anderen. Wie es sich gehört, bedeckt Livia ihr Haupt und bringt zuerst das Rauchopfer aus Kassia und Lorbeer dar. Anschließend spricht sie ihr Dankesgebet.
"Oh, großer Iuppiter, Vater der Götter. Ich danke dir für die erfolgreiche Wahl. Schenke mir die nötige Kraft und Weisheit, um mein Amt zum Wohle des Volkes und des Reichs auszuführen."
Dann bringt sie auch den Wein und den Kuchen dar, wonach sie noch einmal in stiller Zwiesprache mit dem Gott versinkt. Livia beendet das Voropfer mit der obligatorischen Rechtswendung und begibt sich anschließend, ruhig und in sich gekehrt, von ihren Sklaven begleitet auf den Tempelvorplatz. Hier sind die Vorbereitungen des blutigen Opfers nicht abgeschlossen, so dass sie einen Augenblick warten muss und ihren Blick währenddessen über den Platz vor dem Tempel schweifen lässt.