Beiträge von Tiberia Livia

    Der Scriba erinnert sich vage an derartige Vorfälle.


    "Eine formelle Anklage ist in diesen Belangen noch nicht erhoben worden. Handelt es sich um ein Verbrechen oder Schwerverbrechen? In dem Fall ist der zugehörige Antrag durch die Advocatio Imperialis zu stellen."

    Livia hat eine unruhige Nacht hinter sich. Immer wieder sind die dunklen Vorahnungen und Ängste neu hochgekommen und haben sie nur wenig schlafen lassen. So lässt sie sich am Morgen sorgfältig von ihren Sklavinnen schminken, damit ihr auch ohne den Schleier nichts anszusehen wäre. Sie trinkt noch einen Becher Wasser, verbirgt ihr Gesicht dann hinter dem roten flammeum und begibt sich zu den bereits eingetroffenen Gästen. Mit der weißen tunica recta, der gelbroten palla galbeata und dem roten Schleier ausgestattet betritt sie den Raum und stellt erfreut die zahlreich anwesenden Gäste fest. Livias Haar wird von einem frischen Blumenkranz geschmückt und ist zum traditionellen tutulus hochgesteckt. Den Bräutigam, der bereits eingetroffen ist, bedenkt sie mit einem kurzen angstvollen, jedoch durch den Schleier ungesehenen Blick. Livia hält sich vorerst in der Nähe ihrer pronuba und begrüßt die Gäste freundlich, während ihr das höfliche Lächeln allmählich wieder über die Lippen kommt.


    "Salvete, Senatores. Salve, Decima. Danke, dass ihr gekommen seid."


    Erst anschließend wendet sie sich Hungaricus zu und begrüßt ihn entgegen jeglicher innerer Instinkte mit einem freundlichen Lächeln und einer leichten Umarmung.


    "Salve, Hungaricus. Du siehst gut aus."


    Am liebsten würde sie sich übergeben, doch sie lächelt tapfer weiter und bleibt neben ihm stehen.

    "Sehr gut. Danke."


    Livia wirft noch einen kurzen Blick auf ihre Notizen und fährt dann fort. Ihre erste Frage richtet sich an den Kläger.


    "Matinius Cicero, der damalige Aedilis Curulis gab an, dass du Feinkeramik zum Preis von 2,83 Sesterzen angeboten hättest. Dieser Preis liegt laut der von dir beschriebenen Berechnung jedoch unterhalb der Herstellungskosten. Wie erklärst du diesen Widerspruch?"

    In ihrem Cubiculum warten bereits zwei Sklavinnen, sowie eine Tante von Livia. Sie haben schon alles vorbereitet und scharen sich nun eifrig um die morgige Braut. Zuerst wird sie wieder ausgezogen und von den Sklavinnen noch einmal mit duftenden Ölen eingerieben. Geduldig lässt Livia das Prozedere über sich ergehen. Inzwischen hat Livia herausgefunden, dass Hungaricus dezentere Düfte bevorzugt, was bei der Auswahl der Öle und Duftwässer für den heutigen Tag auch berücksichtigt wurde und sich in entsprechend frischen und leichten Duftnoten wiederfindet. Anschließend wird Livias einfache Frisur gelöst und das dunkle Haar sorgfältig ausgekämmt und gebürstet, bis es ihr weich, glatt und lang über die Schultern fällt.


    Dann bringt ihr ihre Tante die traditionelle tunica recta, welche Livia mit der Unterstützung ihrer Tante in den letzten Wochen in dieser Villa gewebt und genäht hat. Wie es Tradition ist, verlaufen die Kettfäden dieses langen, weißen, stolaartigen Gewandes vertikal. Die Sklavinnen helfen Livia beim Anziehen und anschließend tritt wieder die Tante hinzu. Da Livias Mutter nicht mehr lebt, übernimmt diese die Rolle der Brautmutter. Mit einem Wollgürtel bindet sie die Tunika geschickt und knüpft den aufwendigen nodus Herculis, um die Braut zu schützen und zu stärken.


    Dann widmen die beiden Sklavinnen sich unter der strengen Aufsicht von Livias Tante Livias Haar. Durch den Praefectus Praetorio als Bräutigam war es nicht schwer, die hierzu verwendete hasta caelibaris zu bekommen. Es handelt sich dabei um eine Lanze, welche im Krieg bereits verwendet wurde und mit der dort einen Feind getötet wurde. Ihre Spitze ist leicht umgebogen worden und wird nun dazu benutzt, Livias Haar sorgfältig in sechs Strähnen aufzuteilen. Diese Strähnen werden jeweils mit vittae, wollenen Bändern, umwickelt um ihr Kraft zu bringen und zu reinigen. So umwickelt wird das Haar nun von Livias Tante in einer aufwendigen Prozedur gleich den Vestalinnen zu einem tutulus hochgesteckt, welcher den Nacken freilegt.


    Nun legt Livia die gelb-rote palla galbeata an. Die Sklavinnen haben mittlerweile letzte Handgriffe an einem bunten Kranz aus frischen Blumen getan und reichen ihn nun der Patrizierin. Sie überprüft das gelb-orange-rote Arrangement noch einmal und lässt ihn sich dann von ihrer Tante aufsetzen und in die Frisur einarbeiten. Den Abschluss der traditionellen Brautkleidung bildet nun der flammeum, ein roter Brautschleier, mit dem Livias Haupt von jetzt an für den ganzen kommenden Tag verhüllt wird. Endlich sind ihre Helferinnen fertig und begutachten ihr Werk noch ein letztes Mal. Kleine Korrekturen werden noch vorgenommen, doch dann will Livia endlich ihre Ruhe haben und die verbliebenen Stunden der Nacht zum Schlafen nutzen, um am Tag der Hochzeit ausgeruht zu sein.


    Sie scheucht die Frauen hinaus und lässt sich dann erleichtert auf ihrem Bett nieder. Vorsichtig, um die Arbeit der vergangenen Stunden nicht zunichte zu machen, legt sie sich hin und schließt die Augen. Nun kommen die Ängste um ihre Hochzeitnacht wieder auf und es dauert Stunden, bis Livia endlich in einen leichten, unruhigen Schlaf fällt.

    In eine schlichte Tunika gekleidet begibt Livia sich sodann am späten Nachmittag in das Lararium der Villa. Hier sind die Vorbereitungen auf den kommenden Tag bereits abgeschlossen und energisch scheucht sie alle Sklaven aus dem Raum hinaus um ihre Ruhe zu haben. Still und in sich gekehrt versammelt Livia ihre Gedanken auf ihre Ahnen und richtet ein Abschiedsgebet an sie. Einen kleinen Opferkuchen und etwas Obst bringt sie auf dem kleinen Altar dar. Anschließend gelten ihre Gebete dem Gott Apollo, dessen kleine Statue noch immer einen besonderen Platz im Lararium einnimmt. Auch ihm opfert Livia eine kleine Gabe und verharrt noch einen Moment in Stille.


    Erst jetzt wendet sie sich einem kleinen Korb zu, den man ihr bereitgestellt hat. Darin befindet sich einige alte Kleider aus ihrer Kindheit, sowie ein paar Spielsachen, die Livia zum Schmunzeln bringen. Nachdenklich, jedoch mit einem leichten Lächeln, betrachtet sie die wohlbekannten Gegenstände. Eines ist ein kleines Holzpferd, mit welchem sie als kleines Mädchen begeistert gespielt hatte. Auch eine kleine Puppe und eine bunte Kinderkette befinden sich in dem Korb. Ein wenig schweren Herzens trennt sich die Patrizierin nun von diesen einst so geliebten Dingen und legt sie zusammen mit den Kinderkleidern in die Opferschale. Mit etwas Öl übergossen zündet sie das Opfer schließlich an und sieht nachdenklich in die Flammen, während sie sich von ihrer Kindheit nun endgültig verabschiedet. Mittlerweile bricht der Abend herein und die Zeit läuft ihr davon. Livia erhebt sich wieder und begibt sich in ihr Cubiculum.

    Nachdenklich lauscht Livia den Ausführungen der Anderen und trägt dann ihre eigene Meinung bei.


    "In der Angelegenheit des Konsulats stimme ich Senator Aelius Quarto in großen Teilen zu. Einer Empfehlung möchte ich mich in dieser Angelegenheit jedoch enthalten.


    In Bezug auf den gewesenen Praetor Urbanus Gaius Octavius Victor empfehle ich die Vergabe der vollen Auszeichnungen. Die während seiner Amtszeit anliegenden Fälle hat er zuverlässig und souverän bearbeitet. Bei er Amtsübergabe war er mir zudem sehr hilfsbereit und ermöglichte einen reibungslosen Übergang.


    Der Aedilis Curulis hat seine Arbeit ebenfalls zuverlässig und in vollem Umfang erledigt. Somit empfehle ich auch ihm die vollen Auszeichnungen zu verleihen. In der Angelegenheit des Aedilis Plebis sollten wir seinem Vorschlag entsprechen und eine Empfehlung zur Streichung der Auszeichnungen aussprechen.


    Den Volkstribun betreffend teile ich die Bedenken des Senators Germanicus Avarus. Zu Beginn seiner Amtszeit sah man ihn engagiert auf der Rostra, doch im weiteren Verlauf gingen die Aktivitäten, soweit ich informiert bin, stark zurück. Ich schlage vor, die vorgesehenen drei Diplomae auf zwei zu kürzen.


    Den Berichten zu den Quaestoren entnehme ich, dass in dieser Hinsicht kein Grund zur Klage besteht. Sie führten ihr Amt umsichtig aus, so dass hier ebenfalls eine volle Vergabe der Auszeichnungen angebracht ist."


    Sim-Off:

    In Bezug auf das Meldeamt spricht nichts dagegen. Die zuständigen Quaestoren (Claudius Vesuvianus und Pompeius Trimalchio) führten die Überprüfungen zuverlässig aus und kümmerten sich um eine zügige Bearbeitung. Es gab zeitweise zwar ein paar kleinere Unstimmigkeiten, doch konnten diese letztlich zufriedenstellend beigelegt werden.

    Der Tag vor der Hochzeit ist für Livia bereits komplett mit den unterschiedlichsten Vorbereitungen angefüllt. Das Organisatorische hat sie größtenteils ihren Sklaven aufgetragen, doch immer wieder tritt einer von ihnen an sie heran, um wieder eine neue spezielle Entscheidung zu erfragen. Die Villa Tiberia wimmelt förmlich von arbeitenden Sklaven. Die Küchensklaven kochen und backen schon jetzt nach Ursus Anweisungen scheinbar Verpflegung für ganze Legionen vor. Andere Sklaven säubern und putzen jeden noch so entlegenen Winkel der Villa und bringen jeden einzelnen Raum auf Hochglanz. Sobald sie ein Zimmer in nahezu schimmernder Sauberkeit hinterlassen haben, fallen die Dekorateure darüber her und verteilen kostbare Stoffe und erlesene Blütenpracht. Zahlreiche Sitz- und Liegegelegenheiten werden herbeigeschafft und arrangiert. Auch ein kunstvoll verzierter Altar nimmt einen besonderen Platz ein und wird geschickt in das Arrangement eingegliedert.


    Die Zeit des größten Trubels verbringt Livia in den kleinen Thermen der Villa und versucht dort vergeblich sich zu entspannen. Ständig wird sie von unruhigen Sklavinnen um Entscheidungen zu den unterschiedlichsten Dingen, wie Stofffarben, Blumenarten oder gar Küchengewürzen gebeten. Doch selbst wenn sich einmal eine längere Zeit der Ruhe einstellt, will sich keine Entspannung einstellen. Immer wieder muss Livia an die ihr bevorstehende Ehe denken. Vor allem die erschreckend baldige Hochzeitsnacht bereitet ihr große Sorgen. Natürlich weiß sie seit langem um den Ruf ihres Zukünftigen und auch sein aufbrausendes Naturell hat sie mittlerweile gut kennengelernt. Doch irgendwie ist es ihr in der langen Verlobungszeit gelungen, dieses Kapitel ihrer Zukunft aus ihren Gedanken zu verdrängen. Nun jedoch tritt alles wieder an die Oberfläche und Livia muss sich selbst eingestehen, was sie einem anderen gegenüber niemals zugeben würde: Sie hat große, sehr große Angst vor der bevorstehenden Hochzeitsnacht. Zu lange hat sie ihr Leben nun schon als Jungfrau gelebt, als dass ihr dieser Schritt nun leicht fallen könnte. Natürlich kennt sie die zu erwartenden Vorgänge, doch beschränken sich ihre Kenntnisse allein auf einige Erzählungen in der Literatur oder anzüglichen Anspielungen in Gesprächen oder auch Theaterstücken. Die Realität erscheint ihr demgegenüber um so vieles beängstigender, dass sie trotz des warmen Wassers im Bad hin und wieder zittert vor Angst. Schließlich wird es ihr genug der trüben Gedanken. Sie versucht das Ganze vorerst beiseite zu schieben und lässt sich von ihren Sklavinnen abtrocknen. Während sie mit wohlriechenden Ölen eingesalbt und massiert wird, beginnen die beängstigenden Gedanken allmählich zu schwinden. Doch das klamme Gefühl in ihrem Herzen und das flaue Gefühl im Magen bleiben ihr noch lange erhalten.

    Für gewöhnlich bin ich zwar kein Freund von Abmeldungen, aber angesichts der noch laufenden Verhandlung mache ich mal eine Ausnahme. ;) Bis etwa Montag abend werde ich höchstens sporadisch ins Forum schauen und mich vor allem der aufwendigeren Posts daher enthalten.


    :] Frohe Ostern.

    Nun schleicht sich doch noch eine gewisse Sorge in Livias Gesichtsausdruck. Das verschmitzte Lächeln bleibt jedoch zugleich.


    "Du beginnst mir Angst zu machen, Senator. Ich hoffe nicht, dass ich den Göttervater auf diese Weise fürchten muss. Es ist wohl kaum möglich, einem Gott zu entfliehen, ohne dabei in das eigene Verderben zu geraten. Doch bin ich noch zu jung, als dass ich jenes herbeisehne."


    Sie schmunzelt leicht.


    "A propros jung. Ja, ich lernte deine Tochter kennen, wie es scheint. Wir trafen uns zufällig in den Thermen. Sie ist sehr aufmerksam und an vielerlei interessiert. Kommt sie mehr nach ihrem Vater oder der Mutter? Ich schätze, sie wird es noch weit bringen..."

    Livia erinnert sich nicht, dass ihre Verwandte ihr gegenüber Vorlieben geäußert hat. Also nickt auch sie schließlich zustimmend.


    "Auch mir scheint diese Verteilung angemessen."

    "Nein, ich glaube Iuppiter hat sich noch nicht hierher zu uns begeben. So haben wir beide noch einmal Glück gehabt. Du bist nicht zum Fabelwesen geworden und ich musste mich nicht zwischen Fabelwesen und Jüngling entscheiden."


    Livia lächelt ebenfalls ein wenig schelmisch und schaut sich kurz um, als prüfe sie ob auch niemand sie belausche.


    "Ich fürchte, ich muss dich darin leider enttäuschen. Mit der Wollust bin ich bislang selbstverständlich noch nicht in Berührung gekommen. Die geplante Ehe zwischen Hungaricus und mir ist meine erste."


    Wieder erscheint für den Bruchteil einer Sekunde ein Schatten auf ihrem Gesicht, weicht jedoch rasch wieder einem freundlichen Lächeln.


    "Also kann ich vermutlich nur hoffen, dass ich in meiner Unwissenheit kein Opfer eines solchen Köders werde."

    "Gut, dann werde ich mich nach einem Vorleser oder eben Schauspielern umsehen. Je nachdem, wo sich etwas Interessantes anbietet, werde ich eines von beidem dann auswählen."


    Strapazieren ist genau das richtige Wort, denkt sich Livia und lächelt freundlich.


    "Aber nicht doch. Ich freue mich über deine Gesellschaft. Doch die Arbeit geht natürlich vor. Überarbeite dich nicht und habe noch einen schönen Abend, Marcus."


    Sie erhebt sich von ihrem Platz und geleitet ihn höflich hinaus.

    "Ich führe mich nicht auf!"


    Am liebsten würde Livia ihn erwürgen. Doch angesichts der allzu öffentlichen Kulisse versucht sie sich mühsam zu beherrschen. Ein paar Male tief durchgeatmet hat sie sich wieder einigermaßen im Griff.


    "Gut, dann hoffen wir, dass du recht hast. An mir wird diese Ehe in dem Fall nämlich nicht scheitern. So. Bring mich heim."


    Ein Lächeln bekommt sie nicht mehr hin, doch ihre Gesichtszüge glätten sich wieder und suchend schaut sie sich nach ihrer Sänfte um. Die Träger haben sie bereits entdeckt und warten nun in gebührendem Abstand.

    Livia lacht leise und schüttelt amüsiert den Kopf.


    "Ich glaube nicht, dass er mir nur durch dieses Opfer schon so sehr gewogen ist. Doch ich werde deinen Rat befolgen und mich hüten..."


    Ihr kommt plötzlich ein Gedanke und sie setzt eine misstrauische Miene auf, das verschmitzte Lächeln nur halb verborgen. Dann geht sie noch ein bißchen näher an den Senator heran und sieht sich seine Augen einmal genauer an.


    "Hmm... Du weißt nicht zufällig, nach was ich diesbezüglich konkret Ausschau halten muss?"


    Sie nimmt wieder ein wenig mehr Abstand und setzt ihre nachdenkliche Musterung fort.

    Selbst durch kritischste Untersuchen kann der Sacerdos einfach keinen Makel entdecken. Schließlich lässt sein Hang zu Perfektionismus ihm endlich Ruhe und er schaut lächelnd zu den beiden Senatoren auf.


    "Litatio."


    Livia atmet erleichtert auf und tauscht einen kurzen Blick mit Geminus aus. Dann wendet sie sich wieder dem Priester zu. Dieser übergibt die Eingeweide an einen der Opferhelfer und schaut Livia dann fragend an. Diese nickt sogleich und beantwortet seine Fragen, bevor er sie stellen kann.


    "Übergebt die Eingeweide dem großen Gott bitte in meinem Namen. Das Fleisch des Tieres überlasse ich der Priesterschaft zur weiteren Verwendung."
    "Vielen Dank, Senatorin."
    "Ich danke dir für deine Hilfe, Sacerdos. Es war mir eine Freude."


    Der Priester verneigt sich noch einmal leicht und kümmert sich dann mit seinen Opferhelfern gemeinsam um alles Weitere. :]


    Livia wendet sich nun mit einem fröhlichen und sehr erleichterten Lächeln wieder nach rechts ab und Geminus zu. Sie rückt ihre Palla rasch zurecht und nickt ihm aufmunternd zu.


    "Es ist ein sehr befreiendes Gefühl, wenn die Litatio verkündet wird, nicht wahr?"

    "Wunderbar. Es ist mir eine Ehre."


    Livia lächelt und gibt dem erleichterten Sacerdos einen kleinen Wink. Dann wendet sie sich noch einmal an Geminus. Das Lächeln ist noch da, doch aus ihren Augen ist es bei dem Gedanken an die Hochzeit nun verschwunden.


    "Danke sehr. Wir würden uns sehr freuen, wenn du der Einladung folgst. Erst kürzlich traf ich im Übrigen deine Tochter. Sie ist eine aufgeweckte junge Frau und würde dich gerne dorthin begleiten, wenn ich ihre Äußerungen richtig interpretiert habe."


    Sie schmunzelt beim Gedanken an das Gespräch in den Thermen und wendet sich dann dem ungeduldigen Sacerdos zu. Dieser hat die Opferhelfer mittlerweile an ihre Positionen dirigiert. Livia tritt neben den Priester, bedeckt ihr Haupt und sieht das vorbereitete Opfertier nachdenklich an.


    "Beginnen wir."


    Gemeinsam mit den Opferhelfern beginnt der Sacerdos nun, die symbolische Reinigung des Tiers zu vollziehen. Sie besprenkeln den weißen Ochsen mit etwas Wasser und reiben ihn mit der mola salza ein. Livia bekommt das Opfermesser gereicht, tritt ohne Zaudern hinzu und streicht dem Tier damit über den Rücken. Dann übergibt sie das Messer an einen der Helfer und geht wieder einen Schritt zurück. Die Opferhelfer haben sich mittlerweile positioniert und blicken aufmerksam zu Livia.


    "Agene?"
    "Age."


    Routiniert wird das überraschte Tier betäubt und mit einem kleinen Beil an den Hinterläufen eingehackt. Ehe es irgendwie reagieren kann, ist auch schon der Helfer mit dem Opfermesser zur Stelle und führt den entscheidenden Schnitt durch. Mit einer Schale wird das hervorschießende Blut zum Teil aufgefangen. Es dauert seine Weile, bis der rote Fluss nachlässt und der Ochse ausgeblutet ist. Erst dann beginnen die Diener des Gottes mit der Schlachtung, holen die Eingeweide heraus, legen sie in eine Schale und übergeben sie dem Sacerdos zur Überprüfung. Dieser beugt sich nachdenklich vor und unterzieht sie einer genauen Musterung auf Fehler oder sonstige Hinweise, ob das Opfer vom Gott angenommen sei...

    Livia lächelt und nickt beruhigend.


    "Ich bin mir sicher, dass er das wird."


    Sie schaut kurz zu dem Sacerdos, welcher allmählich nervös zu werden beginnt. Besorgt schweifen seine Augen immer wieder zu den übrigen Besuchern des Tempels, ob diese seine Hilfe benötigen. Livia hat Erbarmen mit ihm und sieht fragend zu Geminus auf.


    "Ich fürchte, ich sollte mich nun meinem Opfer widmen. Möchtest du daran teilnehmen, oder ziehst du ein eigenes Gebet im Inneren des Tempels vor? Anschließend können wir unser Gespräch gerne in Ruhe fortführen, wenn du das möchtest."