Beiträge von Tiberia Livia

    "Der eine ist mir wie der andere. Sofern die Zeit bis zum ersten Termin für sämtliche Vorbereitungen reicht, wäre mir auch dieser genehm. Wir sollten uns in dem Falle jedoch allmählich sputen und die Planungen in die Wege leiten. Vor allem die Gästeliste will zusammengestellt werden und für den reibungslosen Ablauf der Zeremonie muss ebenfalls Sorge getragen werden, nicht zu vergessen die Organisation der Bewirtung."


    Livia seufzt leise angesichts der umfangreichen Arbeit, die noch auf sie zukommt.


    "In Ordnung. Um im Falle eines Falles nicht allzu viel an Vorbereitungen umsonst gemacht zu haben, sollte dieser Termin beim Orakel wohl baldmöglichst sein"


    Sie lächelt gequält und kann sich nicht entscheiden, ob sie auf ein gutes oder schlechtes Orakel hoffen soll. Die dunklen Vorahnungen bezüglich der Ehe stehen der großen Blamage einer so späten Auflösung der Verlobung gegenüber.


    "Morgen habe ich ein wenig Zeit. Wenn es dir recht ist, können wir uns dann gemeinsam dorthin begeben."

    Livia will gerade anklopfen, als sie den Zettel an der Tür bemerkt. Ihre linke Augenbraue zieht sich leicht nach oben und sie überlegt, weshalb sie hierher bestellt wurde, wenn der Magister ohnehin nicht anwesend ist. Sie seufzt leise und schüttelt leicht den Kopf. Dann sieht sie sich kurz um und begibt sich zielstrebig zum angegebenen Officium des Magister Memoriae.

    Unauffällig hat Livia aus dem Hintergrund der Diskussion gelauscht. Sie war nicht wenig verwundert, die Kandidatur ihrer Verwandten zu sehen und hätte sich sehr ein vorab klärendes Gespräch mit dieser gewünscht. Aus ihren Gedanken wird sie jedoch durch die hetzenden Worte der Aurelier gerissen. Livia spürt Zorn in sich aufsteigen und verweilt noch eine Weile im Hintergrund, um sich zu beruhigen. Ruhig und gefasst tritt sie anschließend nach vorn und spricht die Patrizierin direkt an.


    "Aurelia Deandra, hättest du dich gründlich mit den Fußstapfen deiner Vorfahren auseinandergesetzt, nämlich denen, die noch vor ein oder zwei Jahrhunderten Rom besiedelten, wüsstest du, dass seither ein oder zwei Jahrhunderte vergangen sind. In einer langsamen und allmählichen Entwicklung wurde es Frauen gestattet und ermöglicht, ihre Fähigkeiten auch in Ämtern zu beweisen, welche ihnen zuvor verschlossen waren. Viele weise und erfahrene Männer waren in dieser Zeit an der Führung des Imperiums beteiligt und haben diese Entwicklung nicht aufgehalten, sondern zugelassen und sogar gefördert. Maßt du es dir nun an, diese Entscheidungen unserer jüngeren Vorfahren in Zweifel zu ziehen? Wagst du es, sie alle als lächerlich und fehlgeleitet hinzustellen? Wie würden sich ihre Mägen wohl umdrehen, wenn sie von deinen Schmähreden erführen? Dein Argument der Nichtexistenz entsprechender Berufsbezeichnungen entbehrt letzlich wirklich jeglicher Grundlage. Latein ist eine lebendige Sprache, die sich an jedem Tag weiter entwickelt. Die Annahme, dass sie statisch sei und sich keine neuen Wörter entwickeln würden, ist schlichtweg naiv. Ich wundere mich wirklich sehr, dass du dich als Patrizierin derart oberflächlich mit unserer Sprachgeschichte beschäftigt hast.


    Von welchem Niveau zeugt es zudem, mit dieser fadenscheinigen Grundlage nun sämtliche Mitglieder einer großen und verdienstreichen Gens auf schändlichste Weise so anzugreifen? Ich verbitte es mir diese Behauptungen, dass ich durch meinen Dienst im Cursus Honorum dessen Ansehen auch nur im mindesten geschadet hätte. Wärst du hinreichend gründlich informiert, so wüsstest du um die Produktivität und die positiven Ergebnisse meiner Amtszeiten. Du solltest dir im Übrigen sehr gut überlegen, ob deine Aussagen nicht allmählich in den Bereich des Tatsbestand der Beleidigung, der üblen Nachrede, der Volksverhetzung oder gar der Verunglimpfung von Reichsorganen rücken. Die Summe deiner gemachten Aussagen bedenkend ist bald tatsächlich die Möglichkeit einer Anzeige in Betracht zu ziehen. Sowohl die Institutionen des Imperiums betreffend, als auch die Reputation meiner Familie und die meiner eigenen Person, kann ich derartige Äußerungen so nicht im Raum stehen lassen."


    Die persönlichen Beleidigungen der keifenden Dame gegen sie ignoriert Livia nur kopfschüttelnd. Auf diesem Niveau ist eine konstruktive Diskussion kaum denkbar.


    "Aurelia Deandra, auch wenn du als Mitglied einer erst jüngst in den Adelsstand erhobenen Gens Minor wie auch ich selbst einmal eine Plebejerin warst, möchte ich dich doch um einen etwas gehobeneren Diskussionsstil bitten. Diese Unterstellungen und Beleidigungen helfen niemandem weiter und zerstören jede aufkommende Konstruktivität im Keim."


    Livia ist verwundert über den offensichtlichen Hass, der ihr hier von seiten der Aurelia entgegenschlägt. Instinktiv ahnt sie, dass ihr weiteres Verweilen wenig Positives bringen wird. Doch solche haltlosen Worte kann und darf sie hier nicht dulden.

    Interessiert und ebenso hartnäckig verfolgt Livia dieses spannende Thema weiter. Sie kann es dabei nicht verhindern, dass ein verschmitztes Lächeln auf ihrem Gesicht erscheint.


    "Ich bin mir sicher, dass dir bei den Wagenrennen noch anmutigere Objekte ins Auge gefallen sind, als die Pferde auf der Rennbahn. Eine hübsche Flavia vielleicht? Oder eine anmutige Claudia? Konntest du ergründen, ob auch sie diesen Witz und die Ironie besitzt?" :]


    Auf seine weiteren Worte hin sieht sie ihn ein wenig vorwurfsvoll an.


    "Selbstverständlich wirst du willkommen sein. Schließlich bin ich die künftige Hausherrin und der gnädige Herr des Hauses täte nicht wohl, mir in diesem Punkt zu widersprechen. Seine Lieblingsautoren sind mir noch nicht namentlich bekannt. Er interessiert sich jedenfalls sehr für das Theater und kann einer qualitativ guten Aufführung kaum widerstehen. Bei Zeiten werde ich mich gerne um deinetwillen erkundigen und dir von den genannten Schriftstellern berichten. Doch hoffe ich sehr, dass deine Besuche nicht einzig meinem Gemahl gelten. Im Gegenteil würde ich mir gar wünschen, dass du mich im speziellen besuchst und wir das ein oder andere Gespräch in ungestörter Zweisamkeit führen können."


    Livia befürchtet, dass es nach der Hochzeit nicht lange dauern könnte, bis sie seine Gesellschaft und ein vertrautes Gespräch sehnlichst herbeiwünschen wird, um ihrer Ehe zumindest für eine kurze Zeitspanne zu entkommen. Aufmerksam lauscht sie seinen Plänen bezüglich der Ludi Apollinaris und macht dabei ein nachdenkliches Gesicht.


    "Für gewöhnlich werden die Ludi von den Aediles organisiert und finanziert. Du beabsichtigst nicht gar langfristig eine Kandidatur zu dieses Amt? Doch ich fürchte, dass du die Kosten in diesem Falle selbst tragen müsstest. Es wäre höchst ungewöhnlich, wenn ein Aedil um Spenden würbe. So es mir möglich ist, werde ich dich in dieser Sache selbstverständlich auch finanziell unterstützen. Doch sei dir dessen bewusst, dass ein solches Spektakel einen hohen Preis fordert. Der Part des Cultus Deorum bezieht sich in diesen Angelegenheiten meist auf das rein kultische. Die Kosten für die Opfergaben et cetera bestreiten selbstverständlich ebenfalls die Veranstalter."


    Lächelnd bemerkt Livia seinen entschuldigenden Blick und sie nickt gnädig.


    "Sehr gerne. Ein Glas Wasser wäre mir nun genau das Rechte."

    Auch Livia muss schmunzeln und sieht ihn leicht vorwurfsvoll an.


    "Solche Autoren meinte ich nicht und das weißt du. Ich weiß, dass du ein großer Freund des Theaters bist. Insofern gibt es doch gewiss auch große Literaten, welche dir mit ihren Stücken besonders imponieren. Oder willst du sie mir nicht verraten?"

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Wenn Du das aus dieser dir recht nahestehenden Quelle gehört hast, dann werde ich wohl akzeptieren müssen, dass es zutrifft.
    Hast Du in deiner bisherigen Zeit im Senat schon größere Reden gehalten?"
    Sie wirkte im Gespräch höflich verbindlich und zurückhaltend, fand macer, aber er rechnete durchaus damit, sie im Senat einmal bei pointierten Reden erleben zu dürfen.


    Livia schmunzelt und schüttelt leicht den Kopf.


    "Ich fürchte, für eine größere Rede hat es noch nicht gereicht. Sicherlich habe ich schon das ein oder andere Mal das Wort ergriffen, doch für größere Reden fehlte bislang der Anlass. Andererseits halte ich mich als doch recht neue Senatorin noch einigermaßen zurück und beobachte vorerst die bereits etablierten Kräfte."


    Bei diesen Worten wirft sie Hungaricus einen kurzen Seitenblick zu. Ihn im Senat zu beobachten ist ihr tatsächlich zu einer überaus interessanten Beschäftigung geworden.


    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Nun ja, der Kampf verlief etwas ungewöhnlich, aber immerhin lagen wir mit der Einschätzung zum Sieger richtig", wendet er sich wieder an Tiberia Livia.


    Auch Livia hat den Kampf aufmerksam verfolgt. Sie ist ein wenig irritiert und weiß nicht so recht, was sie von dem Geschehen in der Arena halten soll. So nickt sie bedächtig auf die Bemerkung des Senators hin.


    "Wahrlich. Ein überraschender Kampf. Dennoch kann ich mir sehr wohl vorstellen, dass dieser junge Mann noch einiges an Potenzial für seine weitere Karriere in der Arena hat. Ich bin gespannt auf die nächste Paarung."

    Livia nickt nachdenklich. Jetzt, wo der Termin und der Tag ihrer Hochzeit so greifbar zu werden scheint, spürt sie das mulmige Gefühl in ihrem Magen wieder aufkommen. Aus dieser dunklen Vorahnung heraus, fügt sie nur zögerlich noch etwas an.


    "Ja, so meinen es die Auguren. Doch sie nannten mir auch noch einen weiteren Termin. ANTE DIEM XIV KAL MAI DCCCLVI A.U.C. (18.4.2006/103 n.Chr.) scheint ebenfalls ein geeignetes Datum zu sein."


    Sie senkt den Blick und nimmt ihren Becher, um einen kleinen Schluck aus ihrem Becher zu trinken. Erst anschließend sieht sie ihn, noch immer ein wenig verlegen, an.


    "Den Rat der Sibylle? Hältst du das wirklich für notwendig? Ich ging davon aus, dass derjenige der Auguren reichen würde. Doch wenn es dir wichtig ist, dann werde ich dich selbstverständlich dorthin begleiten. Wann passt es dir denn?"

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Da bin ich ganz deiner Meinung. Aber Du machst mich jetzt schon ein wenig neugierig, was man sich denn dann über meine Reden erzählt."


    Livia lächelt geheimnisvoll und schweigt eine kleine Weile. Dann jedoch erbarmt sie sich gnädig und beantwortet seine Frage.


    "Nun, was 'man' sich erzählt, wäre wohl zu viel gesprochen. Doch erinnere ich mich, dass mein einstiger Adoptivbruder deinen Namen mit Respekt erwähnte und sich dabei auf die Diskussionen im Senat bezog."


    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Macer bemühte sich, den ernsten Gesichtsausdruck beizubehalten. "Ich weiss nicht, ob der Fall selber so ungewöhnlich ist. Wie gesagt, die Acta berichtete ja nicht darüber, ich erfuhr es vom Prätor selber. Aber ich könnte mir denken, dass ein Urteil in Sachen Öllampen in anderen Fällen ein - nun ja, wie soll ich sagen - leuchtendes Vorbild sein könnte."


    Livias Gesichtsausdruck nimmt ob seiner Schilderungen deutlich an Skepsis zu.


    "Tatsächlich? Nun, dann werde ich wohl einen meiner Redakteure mit genaueren Recherchen beauftragen müssen..."


    In diesem Moment beginnt der nächste Kampf und die Aufmerksamkeit des Publikums wendet sich wieder der Arena zu. Auch Livia sieht neugierig in das Oval hinab und nimmt die neue Paarung in Augenschein.


    "Das sieht nach einem spannenden Kampf aus. Ich denke, der kleinere wird gewinnen. Hast du zufällig die Ankündigung mitbekommen? Handelt es sich um einen bekannten Gladiator?"

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Erwarte keine allzu ausgefeilten rhetorischen Leistungen von mir. Ich habe in Germania recht oft vor Soldaten oder in kleinem Kreis vor der Provinzkurie sprechen müssen. Der Umgangston ist da doch etwas anders als hier in Rom und ich werde mich sicher zunächst zurückhalten, bis ich mich wieder ein wenig an die hohe Kunst der Senatsrede gewöhnt habe."


    "Oh, manchmal ist es garnicht die Eloquenz der Sprache, sondern vielmehr der Eindruck der Argumente, welcher die ausschlagende Wirkung einer Rede ausmacht. Und ohne eine entsprechende Wirkung ist schließlich auch die schönste und beste Rede nichts als heiße Luft."


    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Mir war nicht geläufig, dass vor dem Prätor zur Zeit über die Herstellungskosten für Öllampen verhandelt wird. Ich halte dies für eine für das ganze Imperium unglaublich bedeutende Information", antwortet Macer mit todernstem Gesichtsausdruck, was ihm aber reichlich schwer fällt.


    Die Verblüffung ist Livia angesichts seiner Worte anzusehen.


    "Öllampen? Meiner Treu. Was für ein ungewöhnlicher Fall wird denn momentan behandelt, als dass ein so banal erscheinendes Thema dir so wichtig ist?"

    Livia muss leise lachen und schüttelt amüsiert den Kopf.


    "So ist das also. Ich schätze, dein Studium dieser Schriften war bereits intensiver als ich es bislang zu erahnen gewagt habe. Nimmst du sie dir denn auch zum Vorbild und gehst zu den Wagenrennen, um die vielen Ratschläge auszuprobieren?"


    Schmunzelnd mustert sie ihn einmal eingehend. In Livias Augen ist Flaccus ein überaus ansehnlicher Mann und sie wundert sich insgeheim, dass er noch keine Frau gefunden hat. Doch die Gründe dafür liegen ihrer Meinung nach wohl ausschließlich in seinen überaus hohen Ansprüchen. Sie kann sich gut vorstellen, dass er schon zahlreiche Bewerberinnen abgewiesen hat. :] Jetzt, wo er sich in ihrem Einflussbereich aufhält, nimmt sie sich natürlich vor, ein genaues Auge auf seine potenziell Erwählten zu haben. Ihren teuren Bruder würde nur eine Frau bekommen, die seiner auch wahrlich würdig ist.


    "Manchmal würde ich auch gerne wieder aufbrechen, um die Städte der Welt zu erkunden. Doch heutzutage ist dies alles nicht mehr so einfach, wie es damals war. Ich bin durch Stand, Amt und Arbeit gebunden. Nicht zu vergessen meine Verlobung und baldige Ehe. Der Haushalt und die Familie werden mich noch stärker binden und auch einen Teil meiner Zeit beanspruchen. Aber ich hoffe doch sehr, dass du uns in Rom noch eine Weile erhalten bleibst und du mich von Zeit zu Zeit in der Casa Vinicia besuchen wirst, liebster Bruder? Gerade in der ersten Zeit, in der alles noch so neu und ungewohnt ist, wird mir deine Gesellschaft und Unterstützung teuer wie nie sein."


    Livia setzt ihr liebstes Lächeln auf und schaut ihn bittend an. Dann lehnt sie sich wieder zurück und betrachtet Flaccus schmunzelnd.


    "Es spricht doch nichts dagegen, eben diese Reisen eines Tages nachzuholen. Ich bin mir sicher, dass du noch die Zeit dazu finden wirst. Die vergangenen Ludi Apollinaris wurden übrigens von dem Konsular Lucius Aelius Quarto ausgerichtet. Du hast ihn bereits auf dem Conventus Electorum kennengelernt. Sie waren ein beeindruckendes Spektakel. Können wir also hoffen, dass die nächsten Ludi mit deiner Unterstützung noch umso beeindruckender sein werden?"


    Beiläufig schaut sie sich nach einem Becher Wasser um.

    Erfreut ob der guten Manieren ihres neuen Sitznachbarn behält Livia ihr freundliches Lächeln bei.


    "Ich danke dir. Die Zugehörigkeit zu diesem ehrwürdigen Gremium ist mir eine große Ehre. Ich bin schon sehr gespannt darauf, dich dort einmal zu erleben. Man erzählt sich interessante Dinge über deine Reden."


    Lächelnd nimmt sie seinen Hinweis auf die Acta Diurna zur Kenntnis und spielt ein wenig Empörung.


    "Tatsächlich? Trotz des Studiums der Acta Diurna sind noch Lücken geblieben? Welche Themen waren denn so unzureichend abgedeckt?"


    Sie trinkt einen Schluck aus ihrem Becher und sieht Macer abwartend an.

    "Selbstverständlich, Senator."


    Livia nickt erfreut. Zwischen ihr und der Senatorengattin ist noch ein wenig Platz. Sie erhebt sich kurz und lässt ihren Stuhl von ihrem Sklaven ein wenig näher an Hungaricus heranrücken. Dadurch ist es Macers Sklaven nun möglich, dort dessen Stuhl zu platzieren. Livia setzt sich wieder auf ihren Platz, legt dem Verlobten der Form halber die Hand auf den Arm und wendet sich dann ihrem neuen Gesprächspartner zu.


    "Ich fürchte, wir hatten noch nicht das Vergnügen. Doch habe ich schon viel von dir gehört. Es freut mich, dich kennen zu lernen. Bist du schon lange zurück in Rom?"

    Ein kurzer fragender Blick zu Flaccus bringt Livia keine Erleuchtung, welche Wahl die beste sei. So übernimmt sie selbst die Entscheidung und lächelt dem Sacerdos freundlich zu.


    "Wir möchten es gerne der Priesterschaft überlassen. Ihr habt es euch redlich verdient. So es euch beliebt oder ihr es nicht verwenden könnt, mögt ihr auch etwas davon an die Armen weitergeben. Aber das überlassen wir euch."


    Sie hat sichtlich ihren großzügigen Tag.

    Es will ihr partout kein Name einfallen. So seufzt Livia leise und wendet sich nun doch an ihre Sitznachbarin. Es handelt sich um eine Patrizierin, die Gemahlin eines Senators. Die beiden Frauen verbindet allerdings durch ihre stark unterschiedlichen Interessen kaum mehr als eine gelegentliche Zweckgemeinschaft. Für gewöhnlich langweilt Livia sich unendlich in der Gesellschaft dieser Matrone. Mit gedämpfter Stimme spricht sie sie nun jedoch an und erkundigt sich nach dem Namen des Unbekannten. Erstaunt merkt sie auf, dass es sich um den gewesenen Legatus Augusti pro Praetore von Germania handelt. Allein durch ihre Tätigkeit in der Acta Diurna hat sie natürlich schon von ihm gehört.


    Sie lässt sich von ihrem Sklaven den Becher wieder füllen und isst nachdenklich eine süße Dattel. Livia kommt die Idee, dass er sicher einige interessante Neuigkeiten zu berichten weiß, bis der nächste Kampf beginnt. Also setzt sie wieder ein freundliches Lächeln auf, um ihm bei seinem nächsten neugierigen Blick einladend zuzunicken.

    Schmunzelnd registriert Livia, dass der andere Senator über den gegenseitigen Gruß ebenso verwundert scheint und sich an seinen Nachbarn wendet. Sie wirft einen kurzen Blick zu Hungaricus hinüber und überlegt, ob sie ihn ebenfalls dazu befragen soll. Da er jedoch einen abwesenden Eindruck macht, lässt sie das Thema vorerst auf sich beruhen und sieht sich weiter um. Der Sitznachbar des Neuankömmling scheint diesen nun endlich auf den neuesten Stand zu bringen. Unauffällig sieht sie hinüber und versucht aus seiner Reaktion zu ermitteln, ob sie ihn bereits kennen sollte oder nicht.

    "Was schaust du so böse?"


    Natürlich hat Livia seine anfangs grimmige Miene bemerkt, kommt jedoch lächelnd näher. Vertraulich legt sie ihm die Hand auf die Schulter und wirft einen neugierigen Blick auf seinen Schreibtisch.


    "Apollo? Ob ich dir das glauben kann? Oder handelt es sich vielmehr um die Ars Amatoria?"


    Mit einem verschmitzten Lächeln setzt sie sich zu ihm.


    "Du kennst uns Frauen doch. Eine gute Laune führte mich her und die Sehnsucht nach deiner Gesellschaft. Ich freue mich so, dass du endlich heimgekehrt bist. Also muss ich das auch ein wenig ausnutzen und die große Gunst deiner Gesellschaft genießen, so lange ich das noch so ungezwungen kann. Schon bald werde ich schließlich nicht mehr hier wohnen..."


    Ein Schatten legt sich kurz auf ihr Gesicht. Dann lächelt Livia jedoch wieder. Sie will sich ihre gute Laune nun nicht davon verderben lassen.


    "Wie geht es denn Apollos Tempeln?"