Beiträge von Tiberia Livia

    Sie lächelt und nickt leicht.


    "Danke, gern. Ein Glas kühles Wasser wäre nicht schlecht."


    Erfreut ob der guten Manieren dieses Mannes nimmt Livia anmutig Platz.


    "Das freut mich. Mir geht es ebenfalls gut. Ja, das sind wohl die üblichen Probleme, die zwischen Familie und Karriere entstehen. Und genau deshalb bin ich vermutlich auch im Endeffekt hier... Von meiner Verlobung hast du erfahren?"

    Überrascht dreht Livia sich um, als Avarus aus unerwarteter Richtung auf sie zukommt. Sie muss unwillkürlich schmunzeln, als er sie so charmant anspricht. ;)


    "Oh... Salve, Senator! Es ist schön, dich einmal wieder zu sehen. Wie geht es dir?"


    Sie tritt lächelnd beiseite, um ihm den Weg in sein Officium frei zu machen.

    "Ja. Eine Entschuldigung von mir war angebracht."


    Livia nickt versöhnlich und schluckt auch den restlichen Zorn herunter.


    "Gut. Dann wollen wir uns wieder wie zivilisierte Menschen verhalten. Vorerst..."


    Ein kleines Schmunzeln umspielt ihre Mundwinkel, da auch sie noch einiges an weiteren Auseinandersetzungen ahnt.


    "Lass uns das beste daraus machen. Wir können bei Gelegenheit ja mal wieder ins Theater gehen."


    Tief atmet sie durch, die Nachtluft ist frisch und kühl.


    "Gehen wir?"

    "Warte!"


    Livia beißt die Zähne fest zusammen. Sie hat das sichere Gefühl, dass diese Verlobung noch zu einem größeren Desaster werden könnte als sie es ohnehin schon ist, wenn sie nun so auseinandergehen. Also überwindet sie nach einem kleinen inneren Kampf tatsächlich ihren Stolz.


    "Es tut mir leid. Ich entschuldige mich. Meine Worte waren unbedacht und falsch. Ich habe sie nicht so gemeint..."


    Das hat sie viel Kraft und Überwindung gekostet. Abwartend blickt sie Hungaricus an.

    Livia atmet tief durch. Sie ist sich nicht sicher, ob sie nun erleichtert oder enttäuscht sein soll. Wortlos sieht sie Hungaricus in die Augen und überlegt angestrengt, wie sie nun reagieren soll. Nachdem vorhin der Zorn die Oberhand hatte, obsiegt nun die Vernunft.


    "In Ordnung. Die Fronten zwischen uns dürften nun wohl geklärt sein. Ich schlage vor, dass wir zu unserem vorherigen 'Abkommen' zurückkehren. Oder spricht etwas dagegen?"

    Livia beißt sich auf die Unterlippe und schaut Hungaricus direkt in die Augen. In ihr brodelt noch immer die Wut, doch auch der Verstand meldet sich wieder zu Wort. Es kostet sie viel Kraft, die ganzen Beleidigungen zu hören und nicht darauf zu reagieren. Mühevoll bringt sie ihren Zorn wieder unter Kontrolle und als Livia wieder spricht ist ihre Stimme leise und ruhig.


    "Also gut. Verstehe ich das richtig, dass du die Verlobung damit wieder auflöst?"

    Da ist er wieder - dieser Blick, den Livia noch von den Mercati Traiani damals kennt. Und da ist auch wieder genau dieser Zorn, der damals ihre Hand hat ausrutschen lassen. Sie muss sich sehr beherrschen, dass sie Hungaricus dieses Mal nicht wieder schlägt. Zitternd vor Wut funkelt sie ihn an und atmet tief durch, um sich halbwegs zu beruhigen. Die Hände sind fest zu Fäusten geballt, um sie unter Kontrolle zu behalten. Seine lüsternen Blicke spürt sie durch und durch und mit zusammengebissenen Zähnen hört sie die weiteren Worte. Diese bringen das Fass nun endgültig zum Überlaufen. Ihren Körper behält Livia zwar unter Kontrolle, doch ein Blatt nimmt sie jetzt nicht mehr vor den Mund.


    "Ja! Es ist eine Erniedrigung! Und wie es das ist! Ich bin eine Patrizierin und hätte besseres verdient! Doch nicht genug damit, dass ich so einen mickrigen Plebejer heiraten muss... Nein, ich muss dich heiraten! Du bist von allen Plebejern, die mir je untergekommen sind, das unwürdigste, ungehobeltste und verachtungswürdigste Subjekt, was ich mir vorstellen kann! Ich werde niemals so sein wie du und deinesgleichen! Du benimmst die wie der letzte Gossenjunge! Das reinste Bauernkind! Deine Gegenwart ertragen zu müssen ist eine absolute Qual für mich! Du beleidigst meinen Stand und meine Würde! Du... Arrrgh..."


    Wutentbrannt wendet Livia sich von ihm ab und geht ein paar Schritte in die Dunkelheit der Nacht hinein. Sie weiß, dass sie maßlos übertrieben hat und ärgert sich sehr über sich selbst, dass sie die Beherrschung verloren hat.

    Natürlich hat Livia gute Ohren. Das herausfordernde 'Neben dir?' verkneift sie sich jedoch, während sie sich ihren Teil dazu denkt. Das kann ja heiter werden. Sicher will er sie dadurch unter Kontrolle behalten. Da er dies als Ehemann und Pater Familias jedoch ohnehin hat, stellt es wohl für sie keine zusätzliche Erschwernis dar.


    "Germanicus Avarus? Ich glaube, den habe ich vor einiger Zeit schon einmal kennengelernt. Nun, ansonsten klingt dein Angebot akzeptabel. Ich denke, dass ich mich mit ihm in Verbindung setzen werde."


    Die bestimmende Art und Weise, wie diese 'Angebot' ihr vorgetragen wird, ignoriert sie gekonnt. Der Kommentar bezüglich einer Arbeit als Waschfrau macht ihr da mehr Probleme. Livia bleibt schließlich stehen und funkelt Hungaricus zornig an.


    "Keine Unverschämtheiten..."


    Ihre Stimme ist ruhig und beherrscht, der drohende Unterton jedoch nicht zu überhören.

    Livias Augenbraue zuckt augenblicklich ein Stückchen nach oben.


    "Achja? Ich soll? Was ist das für ein Amt? Wie sieht die dortige Arbeit aus?"


    Sie mustert ihn drohend aus leicht zusammengekniffenen Augen. Vage erinnert sich Livia, dass Decima Lucilla ihr berichtet hatte, sie würde einen solchen Posten ihr eigen nennen, damals in Tarraco. Sonderlich viel kann sie sich jedoch nicht darunter vorstellen. Wenn er sie mit einer entwürdigenden Stelle oder soetwas beleidigen will, dann will sie ihm gehörig was erzählen.


    "...und was genau lässt dich glauben, dass ich dafür geeignet sei?"

    Schicki-Micki? Livia horcht auf und blickt wieder skeptisch zu Hungaricus hinüber. Er würde doch nicht etwa eine würdelose Form von Orgie im Kopf haben. Hoffentlich besitzt dieser Mann zumindest etwas Stil.


    "So? Ich schlage vor, dass wir uns bezüglich der Gästeliste noch einmal zusammensetzen. Bei Zeiten werde ich einen Vorentwurf anfertigen und damit in deiner Casa vorbei schauen. Was hältst du davon?"


    Livia sieht noch eine größere Auseinandersetzung auf sich zukommen, für die sie sicherheitshalber gewappnet sein will. Sie denkt einen Augenblick nach. Ihr fällt noch eine Angelegenheit ein, die sie wohl vorher mit ihrem zukünftigen Ehemann und Pater Familias abklären sollte.


    "Ah... Da fällt mir noch etwas ein. Ich bin es nicht gewohnt, untätig herumzusitzen. Ich würde mir gerne wieder etwas Arbeit suchen und Geld verdienen. Hast du etwas dagegen?"

    Livia blickt ihn ein wenig skeptisch an.


    "Also gut... Ich kann mich ja darum kümmern. Dann sollten wir das Ganze vorher aber noch einmal in Ruhe besprechen. Wie soll die Feier finanziert werden? Ein paar Sesterzen habe ich mir unter anderem durch meinen Einsatz bei der Acta Diurna zurücklegen können. Ich weiß aber nicht, ob das reichen wird. Wie groß und aufwendig soll das Fest denn werden?"


    Sie hebt eine Augenbraue und schaut mit fragendem Blick zu Hungaricus hinüber.


    "Hmm... Das mit dem Eheregister erledigen wir am Besten vorher. Hast du morgen Zeit dafür? Dann könnten wir das direkt erledigen..."


    Livia spürt, dass sie die Tatsache der Verlobung für sich selbst schon akzeptiert hat. Zwar kann sie ihren Verlobten noch immer nicht sonderlich gut leiden, doch die Sache ist nun beschlossen und sie hat fest vor, das beste daraus zu machen. Vielleicht wird er mit der Zeit ja auch erträglicher werden.

    "Keine Sorge. Sie ist ja noch dran und schmerzt auch kaum noch."


    Livia besieht sich ihre misshandelte Hand noch einmal genau, doch bis auf ein paar leicht gerötete Stellen ist da nichts zu entdecken. Also zuckt sie leicht mit den Schultern und wechselt das Thema.


    "Wie sehen für uns denn die weiteren Planungen aus? Sollte es nicht noch eine Verlobungsfeier hier in Rom geben? Im Eheregister sind wir ja auch noch nicht eingetragen..."

    Entspannt flanieren sie durch die Gassen Roms. Livia genießt die kühle Abendluft und das angenehme Gefühl einer frischen Brise auf ihrer Haut. Ihre Gedanken weilen noch bei dem Theaterstück und so schaut sie überrascht zu Hungaricus hinüber, als dieser sie anspricht.


    "Oh... Ja, sehr gut! Die Schauspieler hatten wirklich Talent und das Stück war sehr mitreißend. Lediglich die Zuschauer hinter uns haben mich etwas mit ihrem Geflüstere gestört... Und wie hat es dir gefallen?"


    Sie lächelt ihn fragend an.

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Salvete. Wie geht es euch?


    Dann beugte er sich zu seiner Verlobten hinüber und flüsterte ihr ins Ohr.


    Viele gehen schon, es scheint das Fest ist zu Ende. Willst du noch länger hierbleiben?


    Livia wirft noch einen kurzen Blick zu Quarto, der ihr wohl doch nicht mehr antworten wird. Adria und Aelia wirken auch schon etwas müde. So schüttelt sie leicht den Kopf und antwortet ihm leise.


    "Nein, ich denke es ist genug für heute. Lass uns aufbrechen."


    Mit einem Lächeln wendet sie sich wieder an die anderen.


    "Es war schön, euch einmal wiederzusehen. Wir werden uns nun jedoch auf den Heimweg machen. Es ist spät... Macht es gut. Valete..."


    Sie nimmt Hungaricus angebotenen Arm und gemeinsam gehen sie zu ihrer Sänfte.

    In einer Mischung aus Zorn und Überraschung blickt Livia mit funkelnden Augen zurück.


    "Ach, pass doch auf!"


    Sie zieht ihre Hand wieder zu sich zurück und masssiert die schmerzenden Stellen vorsichtig. Immernoch grummelnd bemerkt sie seinen besorgten Blick, der sie halbwegs wieder versöhnt.


    "Ja, ja. Ist ja schon gut. Es ist ja nichts passiert..."


    Ihre Hand behält sie nun sicherheitshalber bei sich während sie sich wieder auf das Spiel konzentriert. Das Geflüster und Gekicher hinter ihnen hat natürlich wieder begonnen. Livia überlegt, ob sie nun wirklich im Theater gelandet sind und nicht im Kolosseum...

    Erleichtert nimmt Livia zur Kenntnis, dass nun endlich Ruhe hinter ihnen herrscht. Entspannt lehnt sie sich wieder zurück und genießt das Schauspiel. Wohlwollend nimmt sie zur Kenntnis, dass auch Hungaricus sich für das Theater zu interessieren scheint. Angesichts seiner offensichtlichen Begeisterung umspielt ein leichtes Lächeln ihre Lippen. Ein solches Verhalten hat sie ja noch nie an ihm beobachtet. Schmunzelnd nimmt sie aus ihrer guten Laune heraus seine Hand und drückt sie sanft.

    Fasziniert beobachtet Livia die Vorstellung der Schauspieler. Sie ist so gebannt, dass sie sogar ihre Abneigung gegen ihren Verlobten neben ihr vergisst und sich ganz auf den Genuss des Stückes konzentrieren kann. Nach einiger Zeit wird dieses kleine Glück jedoch gestört. Livia bemerkt am Rande, dass hinter ihnen ein verspäteter Zuschauer eintrifft. Sobald diese Person sich gesetzt hat, beginnt ein nicht enden wollendes Getuschel hinter Hungaricus und Livia. Angestrengt versucht sie, ihre Aufmerksamkeit auf der Bühne zu halten, doch immer wieder wenn eine spannungssteigernde Stille im Stück vorkommt, beginnen die Zuschauer hinter ihnen wieder zu flüstern. Ihre gesamte Lebensgeschichte scheinen sie einander zu erzählen. Entnervt dreht sie sich kurz um und wirft einen bösen Blick nach hinten. Dabei erkennt sie den amtierenden Quaestor Consulum und eine der amtierenden Quaestores Urbani. Die beiden scheinen sie jedoch nicht bemerkt zu haben und Livia wendet sich wieder der Bühne zu, inständig hoffend dass das Flüstern bald ein Ende haben möge.