Beiträge von Tiberia Livia

    Ein wenig beunruhigt spürt Livia bereits die Wirkung des Weins. Vielleicht sollte sie sich etwas Brot von dem Sklaven bringen lassen. Freundlich lächelt sie Avarus an.


    "Salve! Nein, du störst keineswegs. Der Senator ist während unseres Gesprächs plötzlich zum Imperator gerufen worden. Ich bin Tiberia Livia, die Schwester... Hmm... ehemalige Schwester von Lucidus."


    Diese Tatsache so ausgesprochen zu hören, gibt ihr innerlich einen Stich. Äußerlich lässt sie sich jedoch nichts anmerken. Mit einem weiteren Schluck aus dem Weinbecher sucht sie ihre Verlegenheit zu überspielen und den Schmerz zu betäuben. Frisch gestärkt erlangt sie auch ihr Lächeln wieder zurück.


    "Seine Abwesenheit wird wohl so lange andauern, wie der Imperator seiner bedarf. Er ist schon eine Weile fort. Ich denke, dass er demnächst wieder erscheinen sollte. Wenn du so lange mit mir warten möchtest, kannst du gerne Platz nehmen. Der Wein schmeckt wirklich vorzüglich."


    Livias Lächeln wird beinahe zu einem verschmitzten Grinsen. Innerlich ruft sie sich zur Ordnung, der Wirkung des Weins nicht allzusehr nachzugeben.


    "Wir haben uns doch vor einiger Zeit schon einmal in Tarraco getroffen. Kann das sein? War es im Stadtpark?"

    Der Eifer, mit dem der Sklave ihren Weinbecher nachzufüllen pflegt, versetzt Livia mit Erstaunen. Sie argwöhnt beinahe, dies könne absichtlich von Lucidus eingefädelt sein, um ihre Geister zu benebeln und zu besänftigen.


    Gerade rechnet Livia nach, beim wievielten Becher Wein sie denn nun angelangt ist, da wird sie von einem Klopfen an der Tür aus ihren Gedanken gerissen. Überrascht blickt sie auf. Ist Lucidus bereits zurück? Aber weshalb sollte er an die Tür seines eigenen Officiums anklopfen? Noch ein wenig verwirrt setzt sie sich auf ihrer Liege zurecht und streicht die Tunika noch einmal glatt. Dann bedeutet sie dem Sklaven, die Tür zu öffnen und den Anklopfenden hereinzulassen.

    Mit einem großen Schluck von ihrem stark verdünnten Wein spült Livia den Bissen herunter. Sie sucht sich noch ein Stück wunderbar duftenden Käse aus, der gut zu dem noch etwas warmen Brot passt. Genussvoll isst sie einen Bissen davon.


    "...tatsächlich? Hast du selbst etwa schon negative Erfahrungen machen müssen? Ich werde sicherlich noch viel Gelegenheit haben, Fehler zu begehen. Hoffentlich mache ich nicht allzu oft davon Gebrauch..."


    Ein paar weitere Oliven finden ihren Weg zu Livia. Diese Sorte mundet ihr vortrefflich und so kaut sie eine Weile andächtig.


    "Mmmh... Die schmecken wirklich gut, wie auch das ganze andere Essen, übrigens. Es lebt sich wohl nicht schlecht, hier in Roma. Oder liegt es nur daran, dass ich die große Ehre habe, in deiner Villa zu speisen?" ;)

    Den nächsten Wein lässt Livia sich von dem Sklaven großzügig mit Wasser verdünnen. :P Da sie den Tag über noch kaum etwas gegessen hat, ist er ihr wohl tatsächlich schon ein wenig zu Kopfe gestiegen. Sie nimmt sich noch ein Stück Brot um etwas in den Magen zu bekommen, was die Wirkung des Weins vielleicht ein wenig ausgleicht. Von ihrem Lächeln nimmt sie jedoch trotzdem noch keinen Abstand. :]


    "Du provozierst also gerne? ;) Interessant. Aber ich denke, dass ich dafür noch zu neu auf dem politischen Pflaster bin. Ich sollte mir vorerst keine solchen Ausrutscher leisten, die mir so sehr zum negativen hin ausgelegt werden könnten. Meinst du denn, dass es zu einem Skandal kommen wird?"


    Sie beißt ein Stück von ihrem Brot ab und mustert ihn neugierig.

    Livia schmunzelt.


    "Ja, ich habe davon gehört. Aber ich bin mir nicht sicher, ob meine Anwesenheit dort schicklich wäre. Mein Pater Familias wäre bestimmt nicht sonderlich erbaut, wenn er davon erführe. Und gerade als Frau muss man doch ein wenig auf seinen Ruf achten."


    Sie lächelt verschmitzt und trinkt einen Schluck von ihrem Wein.


    "Wirst du denn dort erscheinen?"

    "Mmmh... Ja, wenn die Kämpfe gut sind, dann kann ich den Spielen auch durchaus etwas abgewinnen. Aber zu dem teilweise sinnlos anmutenden Gemetzel und übermäßigem Blutvergießen finde ich keinen wirklichen Zugang. Es mögen zwar Verbrecher und dergleichen unnützes Pack sein, die ihr Leben dabei lassen, doch erbaulich finde ich das nicht."


    Nachdenklich mustert Livia die ausgebreiteten Leckerein und sucht sich einen weiteren Bissen heraus.


    "Aber das Finale, das ist eine gute Idee. Dadurch bleiben uns auch die teilweise dilettantischen Kämpfer der Vorrunden erspart. Ich bin zwar sicherlich keine Expertin im bewaffneten Kampf, doch die Unterschiede im Können sind da ja teilweise schon frappierend."


    Sie lächelt Felix freundlich zu und steckt sich dann das erwählte Häppchen genussvoll in den Mund.

    Traurig senkt sie den Blick, ihre Miene verschließt sich. Im ersten Augenblick will sie das Angebot ausschlagen, überlegt es sich dann jedoch anders und nickt nur wortlos.


    Als Lucidus das Officium verlassen hat, lässt sie sich nieder und schickt den Sklaven nach unverdünntem Wein. Der erste Becher ist schnell geleert und schon wird wieder nachgefüllt...

    "Oh... Das wird es sicherlich."


    Anerkennend mustert Livia die aufgetischten Köstlichkeiten und kann sich kaum entscheiden, wovon sie zuerst kosten soll. So lässt sie sich zunächst noch einen Becher von dem Wein nachschenken und trinkt einen kleinen Schluck. Schmunzelnd beobachtet sie die Begeisterung des Senators angesichts der Leckereien und entscheidet sich selbst schließlich für etwas gebratenen Fisch und ein Stückchen Brot. Eine Weile kauen sie einträchtig schweigend. Als ihr erster Hunger gestillt ist, ergreift Livia wieder das Wort.


    "Wirklich köstlich. Ich mag das Essen in Hispania sehr, aber es geht doch nichts über die italienische Küche."


    Sie lächelt ein wenig verschmitzt.


    "Achso... Ja, die Gladiatorenspiele. Ich habe davon gehört, dass derzeit zu Ehren der Göttin Minerva einige Kämpfe im Colosseum stattfinden. Wenn es dich interessiert und du Zeit hast, können wir uns den ein oder anderen Kampf gerne gemeinsam ansehen. Oder steht dir der Sinn eher nach etwas anderem, weniger barbarischen?"


    Sie zwinkert ihm schelmisch zu und entscheidet sich für eine Olive.

    Livia beißt sich auf die Unterlippe. Entgegen ihrer Erwartung und trotz der bereits gefühlten Gewissheit ist es als versetze man ihr einen Schlag in die Magengrube.


    "Aber..."


    Sie seufzt.


    "...du bist doch mein Bruder..."


    Mit flehendem Blick schaut sie ihn an.


    "...warst? Ich meine... Kannst du mich denn garnicht mehr leiden?"


    Plötzlich bekommt sie Angst vor seiner Antwort.

    Livia merkt, wie er auszuweichen versucht. In seinen Augen liest sie die Antwort auf ihre Frage jedoch nur allzu deutlich. Sie hat das Gefühl, dass tief in ihr etwas zerbricht. Sie seufzt leise. Große Müdigkeit und unermessliche Leere machen sich in ihr breit. Livia senkt den Blick.


    Sie erhebt sich, wendet sich ab und entfernt sich einige Schritte von ihm um ihn und sich selbst nicht mit ohnehin überflüssigen und sinnlosen Tränen in Verlegenheit bringen. Eine Weile kämpft sie mit sich, unterdrückt ihren Gefühlsaufruhr und dreht sich dann wieder gefasst zu Lucidus um. Sie muss es einfach von ihm selbst hören.


    "Senator Publius Decimus Lucidus, nehme ich an?"


    Tapfer beißt sie die Zähne zusammen und wartet nun mehr ohne Hoffnung auf seine Antwort.

    Nachdenklich mustert Livia ihren Gesprächspartner. Er ist ihr sympathisch. Insgeheim hofft sie, seine Einsamkeit zumindest für die nächste Zeit ein wenig zu vertreiben. Da kommt ihr eine spontane Idee.


    "Hmm... Was hälst du davon, wenn wir uns gemeinsam die Gladiatorenspiele ansehen, die derzeit im Colosseum stattfinden? Das wäre doch eine schöne Abwechslung." lächelt sie fragend.


    Auf sein Angebot, noch ein oder zwei Becher Wein zu trinken, geht sie lachend ein.


    "Gerne! Der Wein schmeckt wirklich gut. Eine ganz angenehme Abwechslung zum Spanischen..."


    Sie trinkt ebenfalls einen Schluck und lässt ihn sich genüsslich auf der Zunge zergehen... :]
    Als er von dem Fest des Kaisers erzählt, blickt sie überrascht auf.


    "Ein Fest? Des Kaisers? Mit dir? Ich? Oh..."


    Ein weiterer Schluck Wein, diesmal um ihre Überraschung halbwegs zu überspielen und sich zu stärken. Sie errötet ein wenig und lächelt ihn dann fast schüchtern an.


    "Natürlich! Gerne! Was für eine Ehre..."


    Dankbar lächelt sie ihn an.

    Unsicher löst sich Livia wieder von ihm, ordnet sich und ihre Tunika wieder und schaut ihn fragend an.


    "Ist es wahr?"


    Sie hat Angst vor dieser Antwort und ahnt es inzwischen fast wie eine Gewissheit, doch sie muss es aus seinem eigenen Mund hören.

    "...ja?" antwortet sie zaghaft und schimpft sich innerlich für ihre Unsicherheit. Unschlüssig geht sie einen Schritt auf ihn zu und verharrt dann wieder. Die Fingernägel ihrer linken Hand krallen sich inzwischen schmerzhaft in die rechte Hand, doch sie ist nicht in der Lage den Griff zu lockern. Fest beißt sie die Zähne aufeinander.


    Noch zu gut sieht sie ihn in ihrer Erinnerung vor sich, den großen vernünftigen Bruder von damals, den Ritter ohne Furcht und Tadel in schimmernder Rüstung zu dem er in ihrer Phantasie geworden war. Schließlich fasst sie sich vom zunehmenden Schmerz in ihrer Hand zur Besinnung gerufen ein Herz und schiebt alle bangen Gedanken beiseite. Soll er doch denken, was er will. Sie legt die restliche Entfernung zwischen ihnen zurück und fällt ihm um den Hals, um ihn wortlos fest an sich zu drücken.

    Sim-Off:

    lol :D - Aber ist ja auch mal ganz praktisch zu wissen, mit wem man so zusammen lebt... ;)


    Livia lauscht interessiert seinen Ausführungen. Dieser Mann hat wahrhaftig kein langweiliges Leben geführt.


    "Puh... Es muss doch sehr irritierend sein, von heute auf morgen plötzlich eine ganz andere Familie und neue Verwandte zu haben. Ich kann mir das kaum vorstellen..."


    Als er von seinem Vetter und dessen Schwester erzählt, muss sie unvermittelt schmunzeln. Es erinnert sie doch sehr an die kleinen Streitereien, die sie mit Quirinalis für gewöhnlich auszutragen pflegt.


    "Hmm... Dann wohnst du hier also ganz alleine. Fühlst du dich denn garnicht einsam? Ich meine... Ich finde es immer sehr beruhigend, noch weitere Verwandte in meiner unmittelbaren Nähe zu wissen."


    Sie lächelt ein wenig unsicher ob er auch versteht, was sie damit meint. Als er von seiner Frau und dem ungeborenen Kind berichtet, bemächtet sich ihrer eine tiefe Traurigkeit. Betrübt blickt sie in ihren Weinbecher. Es muss sehr schlimm sein, einen so geliebten Menschen und noch dazu ein eigenes ungeborenes Kind einfach so zu verlieren. Ein leiser Seufzer entfährt Livia bei diesen Gedanken und sie muss sich zusammenreißen, seinen Worten weiter zu folgen.


    Als er die Frage an sie richtet ist sie ein wenig erleichtert, auf ein erfreulicheres Thema zu sprechen zu kommen.
    "In Hispania? Oh, der Frühling zieht ein. Wir hatten einen harten Winter mit viel Schnee. Es war kaum möglich, die wärmende Nähe eines Kohlebeckens zu verlassen. ;) Aber jetzt ist der Schnee endlich wieder getaut und ein wunderbarer Frühling beginnt. Die Pflanzen erwachen von ihrem Winterschlaf und ich habe auch schon erste Knospen und Blüten gesehen." Sie lächelt ein wenig verträumt bei dieser Erinnerung.


    "Oh... Oder wolltest du etwas über die Politik erfahren?" Das Lächeln wird ein wenig verschmitzt. "Ich selbst war vor allem in Carthago Nova aktiv. Bis zu meiner Wahl zum Quaestor Urbanus hatte ich dort das Amt des Stadtschreibers inne. In dem Zusammenhang habe ich damit begonnen, ein Werbematerial für Hispania zu entwerfen, was ich nun als Mitglied der Curia Provincialis weiterführe. Ansonsten wächst und gedeiht die Provinz, zumindest in ihren Städten. Nun ja... Und von den Unruhen hast du sicherlich gehört, oder?" Sorgenvoll runzelt Livia die Stirn. "Wie genau da der Stand der Dinge ist, weiß ich leider nicht... Ich bete jeden Tag für unsere Soldaten."


    Nachdenklich nimmt sie einen Schluck von ihrem Wein.

    Als sie die Aufforderung vernimmt, öffnet Livia vorsichtig die Tür und wirft einen Blick in den Raum. Das ist er. Eindeutig Lucidus. Er ist gealtert und hat graue Haare bekommen, doch ganz eindeutig ist dies ihr Bruder. Es beunruhigt sie ein wenig, wie alt er plötzlich aussieht, seit sie sich das letzte Mal gesehen haben. Insgeheim muss sie jedoch zugeben, dass dies auch eine ganze Weile her gewesen ist. Sie tritt ein wenig verlegen ein und schließt die Tür wieder hinter sich.


    "Lucidus?"


    Am liebsten wäre sie ihm vor Freude um den Hals gefallen um ihn fest an sich zu drücken. Doch irgendetwas in seinem Blick hält sie zurück. So bleibt sie unsicher stehen und mustert ihn fragend.


    "Erinnerst du dich nicht an mich? Ich bin es, Livia... Deine kleine Schwester..."


    Ihre Stimme erstirbt und sie wartet besorgt seine Reaktion ab.

    'Publius Decimus Lucidus?' Nachdenklich folgt Livia den Anweisungen der Palastwache. 'Stimmen die Gerüchte tatsächlich? Hat er wirklich die Familie verlassen? Oder hat sich die Palastwache lediglich geirrt?' Livia schiebt diese beunruhigenden Gedanken beiseite. 'Er hat sich sicher geirrt.' Etwas anderes will sie einfach noch garnicht wahrhaben. Als sie das Officium mit der entsprechenden Zahl erreicht, nimmt sie all ihren Mut zusammen und klopft an der Tür, in der Hoffnung wirklich den richtigen Lucidus gefunden zu haben.

    "Wiedersehen? Pah! Ich hoffe, dass dieser Tag niemals kommen wird. Lieber würde ich ein gewöhnliches Rind auf seine widerwärtigen Lippen küssen, als dich auch nur wiederzusehen!"


    Mit funkelnden Augen blickt sie ihm nach. Ein derart unverschämter und anmaßender Mensch ist ihr bis zum heutigen Tage noch nicht untergekommen. Immernoch zornig macht sie sich wieder auf den Heimweg.