Beiträge von Tiberia Livia

    Gedankenverloren nippt Livia an ihrem Weinbecher, als es ihr plötzlich wie Schuppen von den Augen fällt. Natürlich! Auf den Mercati hat sie ihn getroffen. Ihre Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen. Sie erinnert sich nur zu gut noch an seine zweideutigen, oder vielmehr eindeutigen Bemerkungen und die anzüglichen Blicke. Damals ist er mit einer ganz normalen Tunika bekleidet gewesen. Hier hingegen trägt er eine prunkvolle Prätorianerrüstung. Mit düsterem Blick schaut sie zu dem Unbekannten hinüber. Sie fühlt sich getäuscht und ist immernoch erbost über die Behandlung, die er ihr damals hat zuteil werden lassen.

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Hungi entschied sich einmal, etwas im Saal herumzugehen. Viele der Anwesenden kannte er, grüßte sie und wechselte mit ihnen einige Worte. Zwei Becher Honigwein später stand er auf einmal vor einer Frau... Hmm... merkwürdig, wo hatte er sie schon einmal gesehen?


    Noch hatte sie ihn nicht bemerkt, noch sah er nur ihr Profil. Wer war sie nur? Da, sie wandte ein wenig das Gesicht zu ihm hin... Oh ihr Götter! Die vom Markt!


    Aus den Augenwinkeln bemerkt Livia, wie sie von einem anderen Gast beobachtet wird. Skeptisch hebt sie die linke Augenbraue und wendet sich ihm zu um ihn sorgfältig zu mustern. Aus irgendeinem Grunde hat sie das Gefühl, er käme ihr bekannt vor, man hätte sich schon einmal getroffen. Nachdenklich blickt sie ihn an, der sie laut seinem Gesichtsausdruck scheinbar wiedererkannt hat.


    "Salve. Kennen wir uns?"

    Den Nachmittag hat Livia nach ihrem Gespräch mit Lucidus nachdenklich in den Thermen der Villa Flavia Felix verbracht. Pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt ist sie frisch gewaschen und ordentlich hergerichtet im Atrium erschienen, wo der Hausherr bereits in einer strahlenden Senatorentoga auf sie wartete. Gemeinsam hat man sich nun auf den Weg zum Palast begeben. Da ihre Namen auf der Gästeliste standen, wurden sie von der Palastwache problemlos durchgelassen und erreichen nun das Triclinium.


    An Felix Arm schaut Livia sich neugierig im Palast um. Staunend bewundert sie die schöne Dekoration und denkt bei sich, es würde wohl ein schöner Abend werden. Neugierig mustert sie die anderen Anwesenden, kann jedoch noch niemanden entdecken, der ihr bekannt erscheint. Felix hingegen scheint die meisten zu kennen und tauscht den einen oder anderen freundlichen Gruß aus.

    Ganz in ihre Erinnerungen vertieft will Livia soeben zu energischen Protesten ansetzen, da wird sie sich wieder ihres nun doch etwas weiter fortgeschrittenen Alters und der Situation bewusst, in der sie sich gerade befindet. Verlegen kommt sie wieder zu sich und errötet leicht.


    "Oh... Du hast wohl recht. Verzeih, dass ich dich so lange aufgehalten habe."


    Dankbar lächelnd ergreift sie seine Hand und lässt sich von ihm nach draußen führen. Sie verabschieden sich herzlich voneinander und Livia macht sich wieder auf den Weg zur Villa ihres Gastgebers.

    Livia erschaudert. Dagegen ist bei ihr kein Kraut gewachsen. Früher war sie mit Vorliebe auf den Schoß ihres Bruders geklettert und hatte sich dort von ihm sanft im Nacken kraulen lassen. Teilweise hatte er sie von ihrer Hartnäckigkeit genervt sehr bestimmt wieder auf den Boden der Tatsachen zurücksetzen müssen. Teilweise hat sie so aber auch viele Stunden still und ruhig verharrt, ohne die sich unterhaltenden Erwachsenen weiter zu stören, mit halb geschlossenen Augen zufrieden eingekuschelt den Gesprächen um sie herum lauschend.


    So unerwartet sie seine Berührung nun erfährt, so hilflos ist sie dem ausgeliefert, so unfähig sich dagegen zu wehren. Sie seufzt leise und legt den Kopf vertrauensvoll an Lucidus Schulter. Mit geschlossenen Augen genießt sie still vor sich hin und denkt dabei an alte Zeiten, so lange es ihr noch vergönnt ist.


    8)

    "Einige Tage werde ich noch in Rom bleiben. Ich habe eine Audienz beim Kaiser, gemeinsam mit den anderen neuen Magistraten des Cursus Honorum. Außerdem hat mich mein Gastgeber Senator Secundus Flavius Felix zum bevorstehenden Bankett des Kaisers eingeladen. Im Anschluss werde ich jedoch über kurz oder lang nach Hispania zurückkehren müssen. Dort befindet sich immerhin die Villa der Gens und meine Familie ist dort. Hier bin ich auf fremde Gastfreundschaft angewiesen und habe ja auch keine wirklichen Verwandten mehr vor Ort. Die Zeit wird es zeigen..."


    Sie lächelt und nimmt noch einen Schluck von ihrem Wasser.


    "Doch was ist mit dir? Wirst du nun dauerhaft hier im Rom im Palast verbleiben und deinen Dienst für den Imperator tun?"

    Auch nun verschwindet das Lächeln nicht von ihrem Gesicht und ruhig beantwortet Livia seine Frage.


    "Du brauchst mir nichts vergelten. Ich gebe zu, dass ich dir sehr böse war und eine Rechtfertigung verlangen wollte..."


    Sie blickt nachdenklich zu ihrem abseits stehenden Weinbecher und schmunzelt ein wenig über sich selbst. Die Ernsthaftigkeit des Gesprächs hat ihr mittlerweile einen Großteil ihrer Nüchternheit wieder verschafft. Sie ist erleichtert, ihre Selbstbeherrschung meist wiedergefunden zu haben.


    "...aber du und der Wein, ihr habt mich wohl überlistet. Es erschiene mir müßig, nun doch noch auf meinem Groll zu bestehen."


    Sie denkt einen Augenblick nach, entscheidet sich dann jedoch gegen einen weiteren Schluck Wein, schenkt sich aus einer bereitstehenden Karaffe etwas Wasser ein und trinkt dieses. Eingedenk alter Zeiten lächelt sie ein wenig schief.


    "Ich habe dir in meinem Leben wohl schon genug Verdruss bereitet. Nach meiner Abreise von Zuhause bin ich nach Rhodos gegangen. Dort habe ich eine Weile vor mich hin gelebt und gelernt. Nachdem ich dann noch einige schöne Städte Roms besucht habe, bin ich wieder nach Hispania zurückgekehrt. Ich habe in Carthago Nova als Stadtschreiberin angefangen -Quirinalis ist dort Magistratus- um einen ersten Einblick in die Verwaltung zu bekommen. Dann wurde ich in die Curia Provincialis von Hispania gewählt und nun sogar zum Quaestor Urbanus. Aber das weißt du sicherlich schon alles, oder?"


    Sie trinkt noch einen Schluck von ihrem Wasser und lächelt verschmitzt.


    "Was jetzt? Nun, ich habe meinen widerborstigen Bruder im Palast besucht um Klarheit zu bekommen und ihm im übertragenen Sinne den Kopf zu waschen. Ersteres mit Erfolg, letzteres jedoch mit umso weniger."

    Der Wein war definitiv zu viel des Guten gewesen für Livia. Es fällt ihr schwer, sich länger zu konzentrieren. Lucidus ein wenig genervten Blick bemerkt sie jedoch durch ein Wunder. Nur zu gut kann sie sich an diesen Ausdruck auf seinem Gesicht erinnern. Exakt so hatte er damals stets geschaut wenn sie und Quirinalis ihm wieder zu sehr herumgealbert haben und nicht auf seine ernsthaften Themen eingehen wollten. Ein warmes Lächeln tritt auf Livias Gesicht.


    "Ach, Lucidus... Gräm dich nicht. Ich bin zwar nur eine Frau und nur deine kleine Schwester, aber ich habe sehr wohl verstanden, worauf du hinaus willst. Aus meiner Haut kann ich jedoch im Augenblick nicht heraus. Ich muss mich einfach selbst beherrschen und die Kontrolle behalten. Alles andere kann höchstens die Zeit bringen..."


    Immernoch lächelnd schaut sie ihm tief und ernsthaft in die Augen.


    "Ja. 'Kleine Schwester'. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne weiter deine kleine Schwester bleiben... Ich hab dich sehr lieb, mein Bruder."


    Erst jetzt bemerkt sie, dass ihre Hand immernoch auf seinem Arm ruht. Verlegen zieht sie diese zurück und schaut ihn dann fragend an.


    Sim-Off:

    Touché! :P

    Livia kann ihr Lächeln nicht weiter zurückhalten.


    "So? Ich darf dich nennen, wie ich will? Wie immer ich will?"


    Sie grinst verschmitzt und überlegt eine Weile. Wie soll sie ihn nur nennen? Schnäuzelchen? Prezi? Hasimausi? Hubi? Fifi? Herzchen? Mausezahnchen? Bambi? Hasibärchen? Lucy? Schnuffelchen? Bruichladdich? Hach... Es gibt so viele Möglichkeiten.


    "Gut... Dann nenne ich dich Knuffelchen."


    Als sie bei diesem Vorschlag in Lucidus verdutztes Gesicht blickt, kichert sie vergnügt und kann scheinbar garnicht wieder damit aufhören. Es dauert eine Weile, bis sie sich wieder gefasst hat. Beruhigend legt sie ihm immernoch schmunzelnd die Hand auf den Arm.


    "Keine Sorge. Mir wird schon noch etwas besseres einfallen..." :]


    Sie versucht, sich zusammenzureißen. Der Schalk ist jedoch nicht aus ihren Augen und das breite Lächeln nicht von ihrem Gesicht zu bekommen.


    "Ich glaube... Ich bin ein wenig albern heute. Verzeih... Aber vielleicht hast du Recht... Möglicherweise... werde ich darüber nachdenken... Knuffelchen..." :D

    Verwundert, dass sie so ohne weiteres von der Palastwache durchgelassen wurde, erreicht auch Livia die Aula Regia. Die übliche Meldung scheint für diesen Anlass ausgesetzt worden zu sein, dass so früh nach der Ankündigung bereits zwei weitere Amtsträger erschienen sind. Freundlich nickt sie dem Quaestor Consulum und dem Quaestor Principi zu. Still und mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, wartet Livia auf das Eintreffen des Imperators.

    Verwirrt über die plötzliche Vertraulichkeit sieht Livia fragend zu ihrem 'Bruder' hinauf. Sie ist gleichzeitig überrascht und irritiert, findet die Massage andererseits jedoch sehr angenehm. So entzieht sie sich seinen Händen nicht, sondern gibt sich ihrer ohnehin durch den Wein beeinflussten Stimmung hin. Wenigstens der Schluckauf lässt sie nach einiger Zeit in Ruhe.


    "Und... Wie darf ich dich dann nennen? 'Salve, Bruder.' oder 'Salve, Lucidus.' oder doch lieber nur 'Salve, Senator.'?"


    Mit einem leisen Seufzer schließt sie die Augen und genießt die Massage, versucht nicht mehr so arg nachzugrübeln. Vielleicht hat er Recht. Vielleicht kann sie für den Moment die Manieren ein wenig ruhen lassen. Aber sie ist es nun einmal so gewohnt, sich zu beherrschen.


    "Privilegiert... Schon... Aber daraus erwachsen auch wieder so viele Pflichten und Verpflichtungen. Was ist schon ein Patrizier ohne Manieren? Wenn schon wir uns nicht beherrschen können, wer dann? Ich muss meinem Stand doch gerecht werden...


    Als ich klein war... da wollte ich immer so werden wie du... oder einen Mann heiraten, der so ist wie du. Du schienst mir immer so vernünftig..."


    Livia öffnet ihre Augen wieder und schaut zu ihm hinauf.

    Verwirrt mustert sie Lucidus Gesicht, während sie seine Worte nach und nach verarbeitet. Langsam zeichnet sich in ihrer Miene ab, dass sie das Gesagte verstanden zu haben glaubt.


    "Du hasst mich also nicht? *hicks*"


    Verdammt. Genau das muss ihr natürlich genau jetzt passieren. Livia läuft rot an. Endlich sieht sie ein, dass sie wohl doch ein wenig zu viel getrunken hat. Verlegen stellt sie den Weinbecher wieder beiseite.


    "Du... *hicks* ...hast mich... *hicks* ...doch noch lieb? *hicks*"


    Verlegen schaut sie zur Seite und hält die Hand vor den Mund, während sie nun fieberhaft versucht, den Schluckauf zu unterdrücken. Es dauert eine Weile, da hat sie sich wieder gefasst und war scheinbar erfolgreich. Erleichtert lächelt sie Lucidus an. Durch ihre Verlegenheit hat sie sogar ein kleines Stückchen Nüchternheit zurückgewonnen.


    "...ich meine... Wie stehen wir nun zueinander? Willst du nichts mehr mit uns... mit mir... zu tun haben? Oder darf ich dich auf der Straße doch noch grüßen, wenn ich dich sehe? *hicks*"


    Elend...

    Empört blickt Livia ihren 'Bruder' an.


    "Weshalb? Weshalb? Na, weshalb wohl? Du hast mich verlassen! Mein eigener Bruder... Einfach sitzen gelassen..."


    Sie verliert den Faden und schaut nachdenklich zur Seite. So schweigt Livia eine Weile vor sich hin, bis sie schließlich aufschreckt.


    "Oh. Wo war ich?"


    Lieb grinst sie ihn an.


    "Also ich habe natürlich brav auf dich gewartet... bis du wieder zurückkehrst. Tja... Und da bist du wieder. Hmm... Aber ich glaube, ich bin eigentlich noch böse auf dich..."


    Es erscheint ihr einfacher, laut zu überlegen.


    "...was hast du nur angestellt? Hmm... Genau. Du hast mich nicht mehr lieb. So siehts aus."


    Vorwurfsvoll blickt sie zu Lucidus.

    Livia grinst.


    "Puh... Wenn ich das wüsste... Ich glaube, es ist das vierte... oder fünfte... oder sechste..."


    Sie reißt sich zusammen und macht wieder ein halbwegs ernstes Gesicht.


    "Du hast mich verlassen und ich war gerade am Überlegen, ob ich dir eine Szene mache oder nicht. Was meinst du? Möchtest du auch etwas Wein?"

    ...eine Verschwörung. So weit war Livia inzwischen mit ihren Überlegungen gelangt. Ganz sicher. Irgendetwas im Blick des Sklaven hat ihr schon die ganze Zeit nicht so gefallen. Misstrauisch starrt sie ihn an und hält ihren inzwischen wieder leeren Weinbecher außerhalb seiner Reichweite. Mit verdünntem Wein fängt es an, doch wo wird es enden? Was wird er als nächstes tun? Dieser Sklave ist eine Gefahr.


    Ihre Gedanken werden von dem sich verabschiedenden Senator unterbrochen. Sie schaut unvermittelt auf und lächelt ihm unschuldig zu.


    "Vale..."


    ...bei ihrer Verschwörungstheorie hat sie nun jedoch den Faden verloren und fragend blickt sie Lucidus an.

    Nachdem sie die Farbe des unverdünnten Weins für berückend schön befunden hat, leert sie den Becher genüsslich und lässt sich einen weiteren von dem Sklaven einschenken. Ihren guten Vorsatz bezüglich des Brotes hat sie längst vergessen. Livia schaut in den wohlgefüllten Becher, trinkt einen Schluck, schaut wieder nachdenklich hinein, trinkt einen Schluck, schaut wieder hinein und runzelt skeptisch die Stirn. Dann schaut sie misstrauisch zum Sklaven auf. Hat er ihr etwa Wasser hineingemengt?

    Mit gemischten Gefühlen lächelt Livia Lucidus an.


    "Hm? Keine Ursache. Der Wein ist wirklich köstlich..."


    Andächtig schaut sie in ihren Becher und betrachtet fasziniert die schöne rote Farbe des Getränks.