Beiträge von Decima Lucilla

    Lucilla schaut sich um und nickt. "Oh ja, die Casa ist ein Traum! Du solltest die Badebecken im Keller sehen! Die Räume gehen nach hinten zum Hang raus, wodurch sogar Tageslicht hinein fällt. Ich kann jeden Tag zu jeder beliebigen Uhrzeit baden gehen, ist das nicht toll?!" Sie rollt genießerisch mit den Augen. "Und einen Masseur besitzt Avarus, ich kann dir nur sagen ..."
    Sie winkt einen herum stehenden Sklaven herbei und ordert Wein, den guten natürlich. "Das ist mein Neffe Serapio, er hat Ausgang, ganz offiziell, für ihn nur das Beste!" erklärt sie dem Sklaven.


    "Die Asche des Kaisers! Bona Dea! Du bist ja ein richtiger Held! Oh ich bin so stolz auf dich, Fäustchen!" Die Asche des Kaisers nachhause gebracht, das hat bisher noch kein Decimus fertig gebracht. Natürlich ist Faustus nur Teil der Legion, die das vollbracht hat, aber für Lucilla war Serapio natürlich maßgeblich daran beteiligt. "Auch wenn ich es immer noch nicht gutheißen kann, dass du überhaupt so wahnsinnig warst und zur Legion bist!" Sie schüttelt den Kopf, lächelt aber um ihre Worte abzumildern. Sie freut sich einfach nur, Serapio gesund und munter wieder zu sehen und dass ihm ihre Päckchen und Briefe gefallen haben, das freut sie noch mehr.


    Der Sklave kommt wieder und bringt zwei Gläser, eine Kanne mit frischem Wasser und eine Kanne mit dunkelrotem Wein. Während Serapio die Geschenke auspackt, füllt er die Gläser mit einer guten Mischung (ein Spritzer, sagt man da, wo der Patron herkommt).


    "Oh!" Lucilla nimmt die Pantoffeln in die Hand. "Wie hinreißend!" Lucillas Augen sprühen förmlich vor Freude als sie ihre Sandalen von den Füßen streift und die neuen Pantoffeln anzieht. "Fast wie angegossen! Oh, Faustus, du bist so ein Schatz!"
    Doch das war noch gar nicht alles. Lucilla gehen fast die Augen über. Ja sind den heut schon Saturnalia? Begeistert schlägt Lucilla die Händen aneinander. "Bona Dea! Bona Dea! Du hast ja halb Parthia geplündert! Und alles für mich, oh Faustilein! Lass dich drücken!" Zack, schon findet sich Serapio in einer Umarmung. Allerdings ist er schnell wieder daraus entlassen als Lucilla begeistert das Täschchen an seinem Riemen durch die Luft wirbelt und sich den Stoffen widmet.
    "Ich habe dir doch geschrieben, dass das Regenbogenfarbentuch der absolute Hingucker war, nicht wahr? Ich habe es im Herbst schon gesagt, die Farbe des Sommers wird Bunt! Meine Freundinnen werden sich vor Neid in Luft auflösen, wenn sie das sehen."


    Lucilla trinkt einen schnellen Schluck und holt kurz Luft, bevor sie weiter redet. "Mir geht es wunderbar hier, ich habe ständig was zu tun, naja, du kennst mich ja, einkaufen hier, ein Plausch da, ein Fest dort, eine Einladung hier, ein Termin in den Thermen, eine Verabredung zum Weben, die vielen Feiertage, und jetzt auch noch das Mitmischen in der Politik ... Zum Glück ist Avarus den Tag über auch immer unterwegs, sonst würde er sich am Ende noch beschweren. Demnächst wird es noch mehr, dann werde ich auch noch Kinderkleider für einen kleinen Nachwuchsavarus einkaufen müssen ..." Sie grinst über beide Ohren.

    Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus


    Rundum zufrieden verfolgt Lucilla Hermes siegreiche Fahrt und sie applaudiert begeistert. Avarus kleines Zwischenspiel bringt sie zwar kurz aus dem Takt und sie wird ein bisschen rot, aber bei den Entfernungen im Circus sieht das sicherlich eh niemand. Bevor er sich von ihrem Hals löst, küsst ihn Lucilla noch schnell auf die Backe.
    "Bestimmt ein Junge, Medicus. Die Mädchen kommen bei uns Decima-Frauen erst, wenn die ersten Söhne schon zur Legion gehen." Womit natürlich klar ist, dass es mindestens drei Söhne wären, damit 'die ersten' vor dem nächsten ausziehen könnten, und dann natürlich noch mal die Mädels dazu. Lucilla möchte ja sowieso ein ganzes Dutzend Kinder. Mindestens. Zehn passen locker in die Casa und dann würden die ersten eben ihre eigene Casa bekommen, Avarus ist schließlich nicht umsonst Architekt. Ja, genau genommen ist das schon alles fix und fertig geplant und Avarus braucht nicht mehr viel zu tun, als seine Ehepflicht zu erfüllen - aber selbst das würde Lucilla ihm notfalls mit den Mitteln einer Frau abringen, falls er sich sträuben sollte. 8)
    Doch zurück in den Circus. Bei der Siegerehrung muss Lucilla natürlich nochmal kräftig für Hermes jubeln. Was für ein Mann!


    Doch noch während der Siegerehrung der Junioren fängt das Gerangel im gelben Fanblock an. Lucilla glaubt sogar irgendwelche Sachen fliegen zu sehen, auch wenn sie auf die Entfernung nicht erkennen kann, dass es Pflastersteine sind.
    "Nun schau dir das an," kritisiert sie kopfschüttelnd. "Wie eine Horde Wilder! Schon deswegen würde ich nie wieder für die Aurata jubeln, da muss man sich ja schämen!" So schämt sie sich eben für ihre Familie, die doch ziemlich eng mit der Aurata verbandelt ist.


    Dann beginnt das eigentliche Rennen.
    "Oh, Lupus von der Praesina. Das ist auch ein toller Kerl." Lucilla streckt den Hals und erinnert sich dann daran, dass sie ja nun blau von oben bis unten ist. Lucilla kann ein sehr begeisterter Fan sein. Allerdings steht sie nun einmal auf Siegertypen und die kann man bei Wagenrennen nicht unbedingt immer an der richtigen Farbe festmachen. "Wenn er nicht grün wäre, meine ich natürlich. Aber nichts im Vergleich zu Dareios. Zweite Wahl eben. Eher ein Versager gegen Darios." Trotzdem sieht er fesch aus in seinem grünen Wagen.


    "Dareioooooss!" jubelt Lucilla, um ihre Worte zu bekräftigen.




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    Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus
    - in der Loge II -


    "Oh nein, das gibts doch nicht. Hermes, glotz nicht in der Gegend rum, fahr endlich!"
    Natürlich schafft es Lucilla zwischen Schauen und Reden auch noch, eine Dattel zu verspeisen. Und dann noch eine.
    "Herrje, Medicus, hättest du dich nicht für eine andere Factio entscheiden können? Was macht der denn da?"


    Lucilla schüttelt zweifelnd den Kopf. Das kann ja nichts mehr werden. Doch da holpert der gelbe Helios und hüpft über die Bahn, während Hermes mit ruhiger Hand den Wagen an ihm vorbei zieht.
    "Muahaha! Hast du das gesehen! Fantastisch! Gnihihihi!"
    Genüsslich kichernd wirft sich Lucilla noch eine Dattel in den Rachen und schiebt mit halb vollen Backen hinterher. "Ich wette mit dir, er lässt jetzt keinen mehr vorbei." Sie schluckt die Dattel hinunter und beugt sich ganz nah an Avarus Ohr. "Und zwar um die Ausstaffierung des Kinderzimmers. Wenn ich gewinne, dann darf ich es einrichten wie ich möchte und du zahlst, wenn ich verliere, hast du ein Mitspracherecht." Sie grinst hintergründig und schaut wieder auf die Rennbahn. "Aber keine Sorge du hast noch sechs Monate Zeit, dafür zu sparen."




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    "WER?!" dringt ein hoher Schrei durch die halbe Casa, sicherlich noch bis ins Atrium. Ein zweiter folgt, dieses mal allerdings unverständlich, eine Art "Aiiieehhhaaa", und wer Lucilla kennt, der weiß, dass sie dabei hektisch mit den Händen vor ihrem Gesicht herum wedelt und einen Luftsprung tut. Es ist das typische Gebahren, wenn ein berühmter Gladiator mit seinem Wagen in Rom ankommt und hunderte blutjunger Mädchen die Straße säumen, kreischen und reihenweise in Ohnmacht fallen.


    Lucilla ist nicht mehr blutjung, obwohl sie immer noch jung ist (und immer sein wird) und Faustus ist kein Gladiator, deswegen fällt Lucilla auch nicht in Ohnmacht. Aber fast. Er ist jetzt immerhin ein Held und außerdem Lucillas Schnuckiputzineffe, ihr kleines Fäustchen, ihr Fausti. Nach dem zweiten Laut wird ein Getrappel hörbar und mit jedem "Klack" lauter - Lucilla liebt den Boden der Casa Germanica, auf dem ihre Schuhe bei jedem Tritt ein Klacken hinterlassen.


    "Faustus!" Ganz undamenhaft stürmt Lucilla ins Atrium, hüpft ein Stück hoch - bei ihrer Größe muss sie das - und fällt Faustus um den Hals. "Mein Faustilein, du lebst!" Natürlich ist das eine überflüssige Feststellung und sowieso war nichts anders zu erwarten gewesen. Faustus ist immerhin ein Decimus.
    Als sie wieder auf ihren Füßen steht schaut sie mit großen Augen zu Faustus auf. "Bona Dea, siehst du gut aus! Ich bin ja so stolz auf dich! Du musst mir alles erzählen, von Anfang bis zum Ende!"
    Sie zieht Serapio am Ärmel der roten Tunika zu einer Klinengruppe hin. "Setzt dich erstmal. Hast du Durst? Seit wann bist du in der Stadt? Wo ist der Rest der Legion? Du bist doch nicht etwa getürmt? Faustus, du weißt doch, dass sie Fahnenflüchtige kreuzigen! Oder noch schlimmer in die Steinbrüche verkaufen!"

    Groß ist Lucilla eigentlich nicht geworden, aber wer sie von klein auf kennt, dem scheint es wahrscheinlich so. (:P)


    Sie nickt lächelnd. "Ich werde ihn ganz bestimmt nicht verpassen, mach dir da mal keine Sorge. Du weißt doch, es gibt nichts in Rom, das ich nicht mitbekommen würde. Ich schaue schon irgendwann vorbei, soweit bin ich ja nun auch nicht weg." Das Lächeln verschwindet von ihrem Gesicht. "Spätestens dann zur Bestattung von Maximian werde ich ja schon wieder hier sein."



    Sim-Off:

    Wenn ihr zum Bestattungszug losgeht, reihe ich mich ein, für mehr reicht es derzeit leider nicht ...

    Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus
    ...
    "Na ich denke wir können mit Hermes halbwegs zufrieden sein, oder was meinst du Lucilla?"
    ...


    Lucilla verfolgt gebannt das Rennen. Jeder Spannungshöhepunkt ist auf ihrem Gesicht abzulesen. Da sie jedoch multitaskingsfähig ist, hat Lucilla keine Schwierigkeiten damit, sich auf das Rennen zu konzentrieren und trotzdem gleichzeitig Avarus Worten zu lauschen und sich mit ihm zu unterhalten.
    "Hermes sieht so gut aus! Ich meine, also weil er ganz vorne ist, meine ich ... oh nein!"


    Gerade drängt sich Fortunatus an Hermes vorbei. Entrüstet unterdrückt Lucilla das Verlangen aufzuspringen. "Also wo gibt es denn so etwas! Ein Weißer an der Spitze! Das grenzt doch an ... einen ... egal! Auf jeden Fall geht es nicht mit rechten Dingen zu!"
    Eigentlich wollte Lucilla 'Schiebung' oder 'Betrug' sagen, aber so etwas hängt meist auch am Ausrichter des Rennens und einen Weißen auf den ersten Platz hieven, das würde Avarus ganz bestimmt nicht einfallen.


    "HERMES! Mach den Pferden Dampf unterm Hintern! Feg' den Weißen von der Bahn!


    HER-MES! HER-MES! HER-MES!"


    Irgendwie fehlt Lucilla doch eine Fahne zum schwenken oder ein Sprachrohr zum durchbrüllen.





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    Mit großen Augen starrt Lucilla ihren Bruder an. Natürlich kommt das Kind nicht aus heiterem Himmel, es war ja schon seit neun Monaten im Anmarsch und seit mindestens drei Monaten an Iulia deutlich gewesen. Trotzdem sind Meridius Worte irgendwie überraschend.


    "Oh." Lucilla blinzelt. "Das ist ja eine freudige Überraschung. Ich bin sicher, du wirst ihm ein guter Vater sein, Bruderherz. Auch wenn dir bei Maximian die Gelegenheit dazu gefehlt hat, du konntest doch immerhin an deinen kleinen Geschwistern schon immer üben." Sie lächelt ein bisschen verschmitzt. "Und dass aus mir nichts geworden ist, das liegt am Ende nur daran, dass du eben doch nur mein großer Bruder bist, da wird der kleine Optatus schon besser dastehen."
    In Gedanken packt Lucilla schon eine Geburtstagsgeschenkkiste für ihren frischgebackenen Neffen. Erst neulich hatte sie so eine wunderbare kleine Rassel auf den Mercatus gesehen und überlegt, ob sie schonmal zugreifen soll, dann aber entschieden, dass es in mindestens neun Monaten sicherlich noch innovativere Rasseln geben würde.

    Lucilla notiert sich im Hinterkopf, dass sie einen Bonus bei Hungi gut hat und sich die Salutatio für die nächsten drei Monate sparen kann - könnte, wenn sie wolle, doch wer sollte das schon wollen?


    "Öhm." gibt sie auf die Frage ihres Patrons ganz wortgewandt von sich. "Nein, kein nubischer Masseur, er kommt aus Arabien oder so. Unten links auf der Landkarte. Du entschuldigst mich, ich muss nochmal nach meinem Mann sehen."
    Schon wuselt Lucilla wieder fort, aber auch Hungi ist mit seinem Team bestens versorgt.

    Zitat

    Original von Straton


    Während Peducaeana Straton völlig unbeeindruckt zuhört und sich ihren Triumph nicht anmerken lässt, wird Jocasta unter dem Blick des Sklaven zunehmend nervöser. Am Ende steigt ihr sogar die Röte ins Gesicht.
    "Die anfeuernden Rufe, das war Pedu." quetscht Fabulla aus vollen Backen hervor und nickt zu ihrer Freundin rüber. "Sie kennt da nix." Ein weiteres Obststück verschwindet in ihrem Mund.


    "Dass dein Herr sich persönlich bedankt, ist sicher nicht nötig. Wir haben schließlich auch unseren Spaß an den Wettkämpfen und im Grunde jubeln wir einfach für jeden."
    "Luci!" Empört stumpt Jocasta Lucilla mit dem spitzen Ellenbogen in die Seite.
    Lucilla quittiert das mit einem vernichtenden Blick. Von Flaviern im Allgemeinen hält sie nicht viel und hat daher noch weniger Lust auf das Geschwafel eines patrizischen Magistrats. Falls er überhaupt was sagt und nicht wie Flavius Gracchus einfach nur gähnend langweilig ist. Eigentlich hatte Lucilla vor, mit den Mädels nach dem Wettkampf noch zu Macus Donulus zu gehen, denn dort sind derzeit Los Wochos - hispanische Wochen - und darauf hat sie sich schon den ganzen Tag gefreut.
    "Trotzdem jubeln wir für manche mehr als für andere und Flavius Aquilius gehört zweifellos zur ersten Gruppe. Er ist ein herausragender Athlet und es wäre uns eine große Freude, wenn wir ihn persönlich kennen lernen dürften."


    Lucilla verdreht die Augen. Am besten wahrscheinlich direkt nach dem Kampf, wenn er so richtig in Fahrt ist und Pedu direkt zum Gerangel übergehen könnte. Es ist doch jedes Mal das gleiche mit ihr. Lucilla weiß überhaupt nicht, wie sie einen so lieben Mann wie Scamander verdient hat, ein kleiner Satyr würde besser zu ihr passen.
    "Das muss allerdings nicht zwingend heute sein." Wirft Lucilla ein. "Er ist sicher sehr müde nach den Kämpfen, da wollen wir ihn nicht um seine verdiente Erholung bringen." Und auf irgendwann anders hätte er sie hoffentlich schon vergessen.
    "Oh, schaut nur! Crassus ist am gewinnen!" versucht Lucilla mit beinah überzeugender Begeisterung vom Thema abzulenken.

    Lucilla wippt ungeduldig auf den Fußballen herum. Team Gamma steht bereit.
    "Da!" Torro zeigt aufgeregt voraus. "Da kommen sie!"
    "Schnell, macht euch bereit!"


    Drei ...


    Doch so schnell geht an diesem Tag nichts. Lucilla kneift die Augen zusammen. Bewegt sich da überhaupt noch was? Es dauert schon eine halbe Ewigkeit, bis sich nach dem ersten Ochsen das nächste Rind ins Blickfeld schiebt.
    "Was machen die denn da? Bona Dea, so schaffen sie es ja nie bis heute Abend zurück zum Capitol!"


    Zwei ...


    Noch ein Rind schiebt sich ins Blickfeld. Langsam. Zäh. Zähflüssig. Schlimmer als Zeitlupe, wenn es diese schon gäbe. Jede Schnecke überholt diesen Zug. Sogar eine, der die Schleimspur ausgegangen ist.


    Eineinhalb ...


    Lucilla genehmigt sich noch einen Schluck verdünnten Wein. Ob sie sich nochmal setzen soll? Vielleicht zwischendurch eine Schriftrolle lesen? Nochmal auf die Latrine gehen den Lidschatten nachziehen?


    Eineinviertel ...


    Jetzt sind sie schon ziemlich nahe. Aber wo sind sie hin, die prächtigen Senatoren mit den strammen Waden? Wo sind sie hin, die aufrechten Römer? Der Rex Sacrorum gibt das Zeichen, dass die Rinder abgelassen werden.


    Eins ...


    Ein Ächzen und Stöhnen geht durch die Reihen, schlimmer als im Veteranenheim. Selbst Lucillas Großtante Drusilla hat nicht so geschnauft, als sie die Stufen zum Heiligtum der Fortuna Primigenia in Praeneste hinauf gegangen ist, und damals hatte sich Lucilla schon sehr an eine Dampfwalze erinnert gefühlt ohne genau zu wissen, dass es soetwas einmal geben wird.
    "Herrin?"


    Meins?


    Lucilla steht ein bisschen desillusioniert herum. "Äh ... ach so ... ja. Ausschwärmen!" Sie reißt ihren Anblick von dem Trauerhaufen ab und eilt zwischen verschwitzten, teilweise streng riechenden Senatoren hindurch.


    Avarus ist ihr erstes Ziel.
    "Herrje." Mehr bekommt sie bei seinem Anblick nicht raus. Heute Morgen war er noch nicht so alt. Ein Sklave schiebt Avarus den Klappstuhl hin, ein anderer hält Wasser, Wein, Handtuch und frische Toga bereit.
    "Gehts noch?" So recht weiß Lucilla auch nicht, was man einen Mann fragt, der seit einem halben Tag ein Rind durch die Gegend trägt.
    "Kailasch massiert dir die Schulter und Penelope knetet dir die Füße, wenn du magst." Sie schaut sich um. "Ich muss kurz weg."


    Schon eilt sie davon, um den zweiten Klappstuhl in Position zu bringen, direkt neben ihrem Patron Hungi. Hungi sieht überhaupt nicht aus wie ... Hungi. Er war heute Morgen auch noch nicht so alt. Und so gebückt ist er auch nicht gegangen. Und während sonst jede Frau sicherlich bereitwillig Hungis Schweiß an ihrem Körper kleben lassen würde, kann der Gedanke daran Lucilla im Augenblick so überhaupt gar nicht, nichtmal ein winzig kleines bisschen reizen.
    "Alles in Ordnung?" Lucilla weiß immer noch nicht, was man einen Mann fragt, der seit einem halben Tag ein Rind durch die Gegend trägt.
    "Ich habe mir erlaubt, eine frische Toga aus der Casa Vinicia zu ordern. Außerdem habe ich dir einen Masseur mitgebracht... " Das ist zwar nur ein gemieteter, aber er hat Lucilla sehr überzeugend von seiner Kunstfertigkeit überzeugt. "... und außerdem Ipharia, sie kann sehr gut mit Füßen umgehen. Wein, Wasser und Handtücher gibts natürlich auch."
    Seife wäre auch eine gute Idee gewesen. Naja, bei der nächsten lustratio.

    Erst zu früh, dann zu spät, fast könnte man glauben, Avarus und Lucilla leben aneinander vorbei. Noch vor ihrem Mann hat sich Lucilla aus dem Bett gerollt, schon völlig aufgeregt, und das Germanica-Bad blockiert. Dann allerdings hat es endlos gedauert, bis sie endlich fertig ausstaffiert, geschminkt, geschmückt und zu ihrer vollsten Zufriedenheit präsentabel ist. Natürlich hat es Avarus nicht so lange ausgehalten, immerhin sind es seine Spiele, und sie hat ihn deswegen schonmal vor geschickt.


    In einem leicht eiligen Tippelschritt tippelt Lucilla endlich in der Ehrenloge ein, haucht ihrem Medicus ein Küsschen auf die Wange und flüstert leise: "Bin ich zu spät? Ich bin doch nicht zu spät? Hat es schon angefangen? Ah nein, es hat noch nicht angefangen. Bona Dea! So ein Glück! Ich habe schon befürchtet, zu spät zu sein. Wie peinlich wäre denn das, die Ehefrau des Aedils kommt zu spät zu seinen Spielen. Das wäre ja unverzeihlich. Sitzen meine Haare noch? Ambrosius hat zwei Stunden gebraucht, um sie zu richten. Wie findest du mein Kleid?" - Es ist blau. Es leuchtet blau. - "Ich dachte mir, nachdem du als Ausrichter der Spiele unparteiisch sein muss, kann wenigstens ich unser Statement setzen. Nicht, dass ich so ein großer Veneta-Fan wäre, meistens setzte ich eh auf die Fahrer die ..." - am besten aussehen - " ... die besten Chancen haben, aber jetzt wo wir verheiratet sind, stehe ich natürlich in allen Belangen hinter dir ..." - und hinter ihrem Patron, der zum Glück auch blau ist - "... deswegen muss man wenigstens sehen, wem ich die Daumen drücke." Sie hat sich vorgenommen, nicht allzu laut zu jubeln, als Frau an der Seite des Ausrichters des Rennens werden schließlich auch auf ihr ständig alle Augen Roms liegen. Nur keine falsche Bewegung, kein Laut, nicht einmal eine Geste. Lucilla ist unheimlich aufgeregt, es ist einer der größten Augenblicke in ihrem Leben.


    Sie setzt sich und steckt den Kopf nach vorne, um das Opfer nicht zu verpassen. "Bona Dea, was für ein toller Blick!"

    Lucilla schielt kurz nach links um zu sehen, ob Epicharis soweit ist, dann dreht sie sich rechts herum, um den Tempel zu verlassen. Es heißt, die Götter würden in den Tempeln wohnen. Lucilla fragt sich immer, wieso die Tempel dann nach vorne raus keinen Balkon haben. Denn so müsste Mars ihnen ja nun nach Draußen auf den Tempelvorplatz folgen. Gäbe es einen Balkon mit einer breiten Tür, so könnte er es sich dort gemütlich machen und mal hinein, mal hinaus schauen. Wären Frauen für den Tempelbau verantwortlich, dann hätten die Tempel sicher Balkone und nicht nur Terassen. Lucilla fragt sich auch, ob die Tempelarchitekten wohl jemals die Götter nach ihren Wünschen befragt haben, mal abgesehen von der Platzwahl, die vor jeder Tempelerrichtung der Normalfall ist. Vermutlich nicht. Sie selbst hätte da noch ein paar ganz extravagante Ideen für so einen Tempel.


    Die frische Luft zwischen den breiten Säulen vertreibt Lucillas Ideen. Zusammen mit Epicharis geht sie die Stufen hinunter und bleibt vor dem Opferstein stehen. Die zwei kleinen Schweinchen sind unterdessen schon vorbereitet worden. Die rote Farbe ist einfach fantastisch und Lucilla bedauert ernsthaft, dass das sicher keine dauerhafte Lederfarbe ist und man deswegen beim Gerber auch nie Leder in so einer schicken Farbe bekommt. Der Mars hat es halt schon gut, da kann man als modebewusste Frau nur neidisch werden.


    Versiert weiht Lucilla die Tiere mit Mola Salsa und Wein dem Mars und entkleidet sie rituell, sorgfältig darauf bedacht, die Farbe nicht abzukratzen - man könnte fast meinen, sie wäre in einem früheren Leben mal Sacerdos gewesen. 8)
    Dann sagt Lucilla nochmal ihr Sprüchchen auf. Wiederholung ist das Alpha und Omega im Opfer, außerdem hat sie zuhause ziemlich lang daran gefeilt und da darf es ruhig auch die noch immer vorm Tempel wartende Schlange hören.
    "Mars Pater, wir stehen heute hier als Verlobte, als Cousinen und als Tanten Deiner Söhne, und wir bitten darum, bewahre sie uns wie ein Vater. Sende sie wohl überlegt in den Kampf und halte Deine Hand schützend über sie.
    Mars Invictus, wir stehen heute vor Dir als Römerinnen mit reinem Herzen, und wir bitten darum, führe unsere Soldaten unversehrt bis zum Sieg.
    Mars Gradivus, wir stehen heute vor Dir als sorgende, aber auch hoffende Frauen Roms, und wir bitten darum, schreite dem römischen Heer voran und erfülle die Herzen Deiner Kämpfer mit Mut und Stärke.
    Mars Ultor, wir stehen heute vor Dir als Frauen des Imperium Romanum, und wir bitten darum, schleudere Deinen Zorn gegen all jene, die unsere sicheren Grenzen bedrohen, und all jene, die Rom auf dem Feld entgegen stehen.
    Unsterblicher Mars, unsere Gaben übergeben wird Dir, auf dass Du unsere Liebsten schützen mögest und ihre Herzen mit Kraft und ihren Geist mit Mut erfüllen wirst. Segne mit Deiner Kraft und Deinem Mut Marcus Flavius Aristides, Faustus Decimus Serapio und Marcus Decimus Livianus, so bitten wir Dich. Nimm unsere Gaben, oh Mars, Fleisch und Blut, so bitten wir Dich, im Gegenzug, und gewähre unseren Liebsten Deine Gunst."


    Das Opfermesser geht über in die Hand eines Cultus-Dieners, denn obwohl Lucilla als altes Landei schon so manchem Tier die Kehle durchgeschnitten hat, gehört es sich für eine römische Matrone einfach nicht, sich auf dem Forum Augustum die Tunika zu besudeln.
    "Agone?" fragt der junge Mann mit dem Messer in der Hand und Lucilla nickt. "Age!"


    So schnell wie das Schweinchen ein Loch in der Kehle hat, kann Lucilla gar nicht schauen. Hoffentlich hat es wenigstens Mars genau gesehen. Wenn nicht, dann bleibt ihnen beiden noch die Chance, bei Epicharis Schweinchen mehr zu sehen.

    "Wie lange?" Lucilla schaut Ambrosius verwundert an. "Ich weiß nicht, das kommt darauf an, wie gut die Senatoren zu Fuß sind." Also vermutlich länger als angenommen, wie Lucilla gerade bewusst wird. Zum Glück haben sie dann bald zwei Klappstühle, so dass Ambrosius und sie sich nicht die ganze Zeit die Füße in den Bauch stehen müssen.
    "Aber sparen brauchst du nicht, Brosi, zur Not schicken wir noch nach einem neuen Weinschlauch."


    Endlich ist der Senatorenzug zu sehen. Zumindest, wenn man nicht zu den kleinen Personen dieser Welt zählt. So wie Lucilla.
    "Helau! Helau! Da kommen sie!" ruft eine Frau aufgeregt neben ihr.
    Lucilla schaut die Frau merkwürdig an. "Helau?"
    "Ich ... ähm ... He schau, natürlich, he schau ..."
    "Ah ... ja ..." Lucilla schiebt Ambrosius zur Seite. Die Frau ist ihr ein bisschen suspekt, auch deswegen, weil sie einen Blumenkranz auf ihrem Kopf trägt und ihre Nase vom Wein so rot ist, dass es aussieht, als hätte sie mit etwas Farbe nachgeholfen.


    "Komm, wir drängeln uns nach vorne." Gesagt getan werden die Ellenbogen ausgefahren und Lucilla steht schon bald direkt am Straßenrand.
    "Da kommt Hungi!" stumpt sie Ambrosius aufgeregt in die Seite. "Hach, das ist ein Mann ... schau mal, man sieht die Muskeln sich sogar durch die Toga drücken. Bona Dea! Diese Schultern!" Gut, dass Hungi Lucillas Patron ist. Diese Schultern sind breit genug, dass sich jede Frau in Rom daran ausweinen kann ... oder anschmiegen ...
    "Oh, und Macer auf der anderen Seite. Ich wusste gar nicht, dass Macer auch so groß ist. Er kam mir immer nur ... naja, schmal vor, aber nicht so lang ... komisch ... "


    Lucilla stellt sich auf die Zehenspitzen und versucht noch ein paar bekannte Gesichter auszumachen. "Ach, hihi, da schau, ist das da hinten nicht Tiberius Durus?" Lucilla kichert. "Doch doch, bei Flavius Gracchus, da unter dem roten Rind. Sehen ein bisschen verkniffen aus, die Patrizier." Natürlich ist Schadenfreude keine ehrenhafte Freude, aber das hat Lucilla noch nie gestört.
    "Siehst du Avarus irgendwo?"

    Lucilla schnieft nochmal. Das ist alles so verwirrend, dass sie schon ganz verwirrt ist. Nichts stimmt mehr. Meridius weiß nicht, oben ist unten und links ist rechts - wie soll eine Frau sich denn da noch auf den Lauf der Welt verlassen können?


    "Wir machen nur das Leben durch, Meridius." schnieft sie schließlich leise. Das hat ihre Mutter immer gesagt, egal was kam. Es ist das Leben mit allem gutem und schlechtem, und ohne das wäre es nicht das Leben, und irgendwann würde man den Sinn dahinter erkennen. Ob ihre Mutter den Sinn wohl mittlerweile erkannt hat?


    "Und die Götter spielen nicht, die Götter reagieren nur." Außerdem glaubt Lucilla nicht an die ewige Dauer des Imperium. Kein Imperium hält ewig, das wäre völlig unnatürlich. Dazu reicht es ihr völlig, wenn es die nächsten etwa hundert Jahre hält, denn dann wäre sie selbst etwa Einhundertund... also auf jeden Fall über Einhundert Jahre alt und dann würde sie sich eh vom Tarpeischen Felsen stürzen wegen der Falten und Hautflecken. "Aber es ist nicht nur Streben und Fallen, auch Fallen und Streben. Das ist das Leben und so wird es immer sein."


    Sie reckt sich und streicht Meridius über die kurzen Haare. "Jetzt ist die Zeit des Fallens, aber das Streben wird schon bald wieder kommen." Sie lächelt überzeugter, als sie selbst ist.

    Jeder von uns hier hat die Spielregeln anerkennen müssen (halten wir einen Augenblick inne und erinnern wir uns mal an unsere Anmeldung, da steht das bei der Registrierung einer ID über dem 'akzeptieren'-Knopf). Änderungen, die an den Spielregeln vorgenommen werden, müssen ebenso akzeptiert werden (auch dies ist wohl Teil der Spielregeln). Eine Regel, die damals anders war als heute, hat noch nie irgendwen hier vor irgendwas geschützt (man denke nur an die endlosen Diskussionen weiblicher IDs, denen auf einmal der Weg irgendwohin versperrt war).
    Ohne Regeln funktioniert ein Spiel dieser Größe nunmal nicht mehr, zumindest nicht in fairer Weise.


    Diese Spielregeln sind auch ein Versprechen - ein Versprechen an die gesamte Spielerschaft des IR. In diesen Spielregeln ist 'versprochen', dass eine ID im Elysium im Elysium bleibt und nie wieder kommen kann - und das war in meiner nun doch schon recht langen Spielzeit immer eine der unumstößlichsten Spielregeln und sollte es auch sein, denn sie regelt einen ziemlich bedeutsamen Punkt, das unwiederbringliche Ausscheiden eines Charakters in diesem Spiel, das endgültige Ende einer Idee - nicht nur für SimOn-Angehörige, sondern auch für alle Spieler dahinter. Ebenso wie ja auch der Beginn einer ID und das Anlegen dieser sehr streng geregelt und die Einhaltung dieser Regeln (z.B. TochterIDs, Verwandtschaftbeziehungen, Status, etc.) genauestens überwacht wird.


    Dass eine solche Regel mal eben so lapidar außer Kraft gesetzt wird, das finde ich persönlich unglaublich schade, denn mir stellt sich die Frage, auf welche Regel ich dann überhaupt noch bauen kann.



    Davon mal ganz abgesehen, wenn dieses Elysium ein reiner Sim-On-Status war, müsste nicht Catus Sim-On-realistisch dann erstmal seinen Status und sein römisches Bürgerrecht verlieren? Immerhin wurde er vom Staat als verstorben geführt, sein Nachlass von den Vigintiviren verteilt.

    Natürlich hat Lucilla keine Ahnung von der Legion. Sie vergöttert ihre Brüder und Cousins, verflucht sie, wenn sie zum Militär gehen, und opfert schließlich hingebungsvoll im Lararium und den Tempeln dafür, dass ihnen nichts passiert. Sie sorgt sich um ihre Soldaten, schickt ihnen Pakete mit warmen Sachen nach Germania oder mit Leckereien nach Parthia und schreibt alle möglichen Belanglosigkeiten, die in Tarraco oder Rom geschehen. Sie weiß, dass es der Alltag ist, den die Soldaten vermissen und darum schickt sie ihnen ein Stück davon ins Feld. Aber sie weiß nichts vom Krieg, nichts von der Legion und nichts vom soldatischen Leben. Denn wenn ihre Soldaten überhaupt Briefe zurück schreiben, dann schreiben sie nur Belanglosigkeiten, kleine Freuden und Gedanken, die sie ablenken von ihrem Alltag. Und wenn sie dann irgendwann nach Hause kommen - falls sie irgendwann nach Hause kommen - dann reden sie nicht über die Legion, nicht über das Soldatenleben, nicht über den Krieg - nur von den Siegen, den heldenhaften Momenten, dem Glanz und der Glorie.


    Langsam tröpfeln Meridius vorgelesene Worte in Lucillas Hirn. Legio I Traiana Pia Fidelis - das ist Livianus Legion. Das war sie. Dort ist Faustus.
    "Aber ... warum weißt du es dann nicht?" Fast klingt die Frage mehr vorwurfsvoll als weinerlich. Meridius ist immerhin Senator. Und er ist Decimus Meridius. Er hat so etwas einfach zu wissen. Und er hat es ihr zu sagen. Denn sie ist seine Schwester. Nachdem Lucillas Weltbild durch Maximians Tod schon langsam angefangen hat zu bröckeln, drohen nun ernsthaft große Stücke davon ab zu fallen.

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus


    So weit entfernt ist Scaurus eigentlich gar nicht mit Lucilla verwandt. Genau genommen ist er einer von den Verwandten, mit denen sie ein Teil ihrer Kindheit in der Casa Decima in Tarraco verbracht hat. Ihr allerliebster Schatz ist dabei Scaurus Bruder Faustus gewesen, den sie mit Liebe und Hingabe umsorgt, frisiert und eingekleidet hat und böse Zungen könnten behaupten wollen, dass sie einen großen Anteil daran trägt, dass Faustus sich bei allem immer ein bisschen mädchenhaft anstellt. Aber böse Zungen haben an diesem Tag ganz andere Sorgen. Lucilla hat auch andere Sorgen. Scaurus hat sie seit Jahren nicht mehr gesehen, dazu käme sie überhaupt nie auf den Gedanken, dass er in Rom ist. Würde sie etwas genauer hinsehen, dann würde sie vielleicht langsam auf die Idee kommen, dass diese Nase ihr bekannt vorkommen müsste. Aber selbst dann würde wahrscheinlich der Sesterz nicht fallen, denn so groß hat sie den Sohn ihres Cousins gar nicht in Erinnerung. Und als er dann endlich seinen Namen nennt, ist Lucillas Aufmerksamkeit schon wieder ganz woanders.

    Der Kaiser ist tatsächlich tot. Das Forum ist völlig überfüllt. Als ob die Menschen erwarten würden, dass man ihn hier noch einmal sehen könnte. Unwillkürlich stellt sich Lucilla auf die Zehenspitzen und bedauert einmal mehr in ihrem Leben, dass sie so klein ist. Irgendwie ist alles so hektisch um sie herum. Dabei gibt es doch eigentlich keinen Grund. Oder doch? Längst vergangene Worte ihrer Mutter fallen Lucilla ein. Lucillas Vater hat den Kaiser vor langer Zeit vor einem Attentat beschützt, dabei selbst sein Leben gelassen. Und Lucillas Mutter war trotz der Trauer unglaublich stolz darauf, denn ohne den Kaiser kann der Frieden im Imperium nicht mehr bestehen und das Land verfällt in Krieg und Chaos. Lucilla schaut sich um. Chaotisch ist das schon alles. Aber sicher hatte ihre Mutter das bildlich gemeint. Und sowieso erst, wenn es längere Zeit keinen Kaiser gibt. Dass ein Kaiser stirbt und sein Sohn die Nachfolge antritt, das ist doch ein ganz natürlicher Vorgang.


    'Tumult - weg - Schutz - Begleitung' dringen Ursus Worte an Lucillas Ohr. Sie blickt sich um. Wo sind eigentlich ihre Sklaven? Fünf Stück hatte sie dabei, immerhin hatte sie vor, viel einzukaufen. Als sie zum Forum kam, waren mindestens drei bei ihr. Aber nun kann sie keinen mehr sehen. Alle stehen so dicht gedrängt. Ob vielleicht doch nun der richtige Zeitpunkt für Panik wäre? Unsinn, sie stammt immerhin aus Hispania. Hispanier sind Unruhen und Volksaufstände gewohnt.


    "Den Schutz brauche ich sicher nicht, aber die Begleitung nehme ich gerne ein Stück in Anspruch." Sicher ist sicher. "Man kommt so schwer durch die Menge, wenn man so klein ist." Manchmal taugt mangelnde Größe immerhin als Ausrede und diese wenigen Gelegenheiten im Leben muss Lucilla nutzen.

    Lucillas Blick folgt dem Wink zu dem Sklaven. Was will Meridius jetzt mit der Acta Diurna?


    Sie blinzelt verwirrt und zuckt mit den Schultern. "Ich weiß nicht mehr genau ... dass er vermisst wird ... von irgendeinem Einsatz ist er nicht mehr wiedergekommen. Aber es ist doch auch ganz unwichtig warum und wohin er unterwegs war, auf jeden Fall wussten sie nicht wo er ist. Aber Faustus wusste auch nichts genaueres, er ist doch nur ein einfacher Soldat."


    Langsam drängen sich neue Tränen in Lucillas Augen. "Ich dachte, das hätte sich längst erledigt. Ich dachte, er ist längst wieder bei der Legion und du wüsstest das alles, aber weil am Ende doch nichts geschehen ist, hast du es mir nicht erzählt, weil du ja genau weißt wie sehr ich mich immer sorge." Dicke Tropfen kullern über Lucillas Wangen. "Wenn du nichts weißt, dann ist bestimmt nichts passiert. Wahrscheinlich war er nach ein paar Tagen schon wieder zurück, sicherlich hat Faustus das nur alles missverstanden. Bestimmt ist es so. Wann hast du deinen letzten Brief von ihm bekommen?" Krampfhaft hält sich Lucilla an der Hoffnung fest. Wenn Livianus noch immer nicht zurück gekehrt wäre, wäre die Familie längst benachrichtigt worden.