Beiträge von Decima Lucilla

    "Habt ihr auch alles?" Lucilla lässt ihren Blick prüfend über die Sklavenmannschaft gleiten. Fünf Teams hat sie zusammengestellt, jeweils mit Obst und gewässertem Wein, Wasser und Handtüchern bepackt. Nicht nur der Cultus Deorum ist professionell organisiert, auch Lucilla sieht mit ihrer Mannschaft aus, als wäre sie eine professionelle Marathon-Läufer-Ehefrau.


    "Herrin! Herrin!" Atemlos rauscht ein dürrer Sklave vom Kapitolsweg herüber. "Am Fuß des Esquilin werden sie eine längere Pause einlegen und dabei auch die Rinder absetzen dürfen!"
    "Oh!" Lucilla blickt sich um. "Das ist ja perfekt. Mika, du läufst nach Hause und gräbst zwei Klappstühle aus! Und bring noch eine frische Toga für Team Gamma mit, eventuell wird Avarus sie zwischendurch dann schon wechseln wollen. Tea, du gehtst in der Casa Vinicia vorbei und lässt dir dort ebenfalls noch eine Toga geben. Kailash, du bist dann nicht in Team Epsilon, sondern erst in Team Gamma." Kailasch ist der T-Förmig proportionierte Masseur des Germanica-Decima-Haushalts, der jeden Muskel weich bekommt. "Wenn die Senatoren dann dort wieder aufbrechen, begibst du dich zu Team Epsilon. Penelope und Ipharia, für euch gilt das selbe." Penelope und Ipharia sind Schwestern. Sie sind kleine, immer lächelnde Person mit ein wenig schräg gestellten Augen, deren dünnen Fingern nicht anzusehen ist, welche Wohltat sie damit an den Händen und Füßen eines Menschen ausrichten können - heute vermutlich vorwiegend an den Füßen.


    "Team Beta, Gamma und Delta - Abmarsch!" In die Sklaven um Lucilla gerät Bewegung und drei Gruppen schwärmen aus, je in verschiedene Richtungen.
    "Team Epsilon, ihr positioniert euch, sobald die lustratio vom Capitol hinunter ist. Schaut, dass ihr möglichst nah ran kommt. Team Alpha hält sich bereit und kommt mit mir und du, Torro, geh wieder hinauf zum Tempel und halte die Ohren offen."
    Der dürre Sklave rauscht davon und Lucilla stellt sich auf die Zehenspitzen, um über die versammelte Zuschauermenge zu blicken.

    Zitat

    Original von Corvinus, Ursus, Modestus und Scaurus


    Von irgendwoher fliegen ständig Fetzen des beginnenden Weltuntergangs herüber, denen Lucilla aber nur mit halbem Ohr lauscht. Immer mehr Menschen strömen zum Forum. Die Praetorianer fahren auf, Crassus auf einem Pferd, wie ein strahlender Held. Ein Funkeln tritt in Lucillas Augen. Es ist ein Ereignis absolut unübertrefflichen Ausmaßes - und sie ist mittendrin, statt nur dabei.
    Der unfreundliche Retter der Patrizier entschuldigt sich zwar, nennt aber trotzdem nicht seinen Namen. Verständlich natürlich, Lucilla würde ihren Namen nach diesem Auftritt auch nicht mehr nennen. Denn sie weiß ganz genau, dass sie sich ihn merken wird, sobald er fällt.


    Vorerst ignoriert sie ihn allerdings, wendet sich lächeln zu Annaeus Modestus und stellt sich nochmals vor, auch wenn Ursus ihren Namen schon verraten hat. "Ich bin Decima Lucilla." Seit Lucilla verheiratet ist, führt sie nicht mehr ihre ganzen Titel bezüglich der Familie an, denn wer sie nicht kennt, der hat eh halb Rom verpasst - bildet sie sich ein. "Wegen der Abwesenheit des Caesars ..." Ist der Caesar eigentlich nun schon Kaiser? Oder muss er erst zum Kaiser ernannt werden? Lucilla kennt sich bei diesen Formalitäten leider gar nicht aus. " ... brauchst du dir sicher keine Gedanken machen. Was ist schon der Unterschied zwischen einem Kaiser in Parthien oder einem Kaiser im Illyricum? Und mal ehrlich, wie oft hat man den Kaiser vor dem Krieg zuletzt in Rom gesehen? Ich bin ganz sicher, Ulpius Aelianus Valerianus wird diesen Staat schon schaukeln, noch bevor er einen Fuß in die Stadt gesetzt hat. Er ist immerhin nicht umsonst von unserem großen Imperator Augustus - mögen die Götter seiner Seele gnädig sein - zu seinem Nachfolger bestimmt worden. Er ist beim Volk gut gelitten und ein Soldat, so dass ihm auch die Legionen folgen werden."


    Genau genomemn hat Lucilla eigentlich gar keine rechte Vorstellung von Aelianus Valerianus. Man hat ihn noch seltener als den Kaiser in Rom gesehen und viel gehört hat man auch nicht von ihm. Aber irgendeinen Grund wird es schon geben, dass Iulianus ihn als ihm nachfolgenden Kaiser bestimmt hat. Für Lucilla ist das eh alles recht belanglos. Die Decima waren schon immer eine kaisertreue Familie, da geben sie viel drauf, und deswegen wird Lucilla jedem Kaiser gegenüber treu sein - ob er nun Ulpius Iulianus oder Ulpius Valerianus heißen mag.

    Hat er geschrieben? Wie kann er denn schreiben, wenn niemand weiß wo er ist? Oder weiß Meridius schon mehr als sie? Ist Livianus längst zurück bei der Legion und verschickt Briefe? Wie alt ist der Brief von Faustus schon? Aber würde Meridius sie in diesem Fall nicht beruhigen? Andererseits weiß er vielleicht gar nicht, dass sie es weiß. Immerhin weiß Lucilla es nur von Faustus. Vielleicht unterliegt das ganze der Geheimhaltung des Senats?


    "Nein," setzt sie zögernd an. "Faustus hat es geschrieben. Dass Livianus nicht von einem Einsatz zurückgekommen ist. Ein Spähtrupp oder so etwas. Weißt du das nicht? Dann war es vielleicht gar nicht so wild. Sicherlich ist er längst wieder bei der Truppe und ich mache mir ganz umsonst Sorgen." Sie nickt bestätigend, so als würde sie sich selbst überzeugen müssen.

    Das ist aber auch ein Ereignis, wenn es denn ein Ereignis ist. Dass so etwas aber auch immer so unvorhergesehen kommt. Lucilla hat überhaupt nichts schwarzes mehr zum anziehen. Und ausgerechnet der Kaiser - da würden doch alle Läden schließen und nicht vor dem Bestattungszug wieder öffnen. Es würde überhaupt keine Möglichkeit geben, noch irgendwo etwas neues Schwarzes einzukaufen.


    Es wird immer enger auf dem Forum. Aber neben Aurelius Corvinus fühlt sich Lucilla sehr sicher. Sie hat ihn immerhin in Aktion als Vigintivir erlebt - ein Mann, der unermüdlich für Gesetz und Ordnung eintritt. Naja, zumindest solange er das richtige Haus findet. Aber auf solche Kleinigkeiten kommt es heute nicht an.
    Dann kommt noch ein Aurelius an. "Salve Ursus ... äh, Aurelius Ursus." Gerade noch rechtzeitig bekommt Lucilla die Kurve. Ursus hat sie immerhin als 'nur Ursus' während der Saturnalia kennen gelernt, aber natürlich ist ein Vigintivir ein Magistrat und verdient auch einen nomen gentile.


    Sie will gerade den Mund öffnen und loslegen - natürlich hat sie keine Ahnung, aber das hat Lucilla noch nie davon abgehalten, allerlei Vermutungen zu äußern, wenn sonst doch keiner Bescheid zu wissen scheint. Doch in diesem Augenblick schiebt sich schon die nächste Person heran - Decimus Scaurus, den Lucilla in diesem Augenblick allerdings überhaupt nicht zuordnen kann. Eine familiäre Vertrautheit kann ihr nicht einmal auffallen, denn Scaurus' Worte bringen sie völlig aus dem Konzept. Mob gegen Patrizier? Lucilla schaut zur einen Seite - Aurelius Corvinus - Patrizier. Lucilla schaut zur anderen Seite - Aurelius Ursus - Patrizier. Und sie dazwischen - Mob? Lucilla kneift die Augen zusammen. Bezeichnet dieser Flegel etwa sie als Mob? Sie, Decima Lucilla, Senatorengattin, Triumphatoren-(und Stier von Tarraco-)Schwester, ehemalige Auctrix und nach ihrer Großtante Drusilla mit Sicherheit das bunteste Huhn der Stadt?


    "Willst du dich nicht erst einmal vorstellen? Wie die Patrizier-Garde siehst du nicht gerade aus und vielleicht bist du ja auch der Mob!" fährt sie Scaurus schnippisch an. "Wer hier gegen vermeintlich feindliche Patrizier ziehen will, der muss erst einmal an mir vorbei, mein Lieber, und das überlegt sich in dieser Stadt jeder zweimal!"

    Lucilla nickt. "Gut." Etwas anderes fällt ihr nicht ein. Was müsste noch getan werden? Der Hausverwalter würde für alles weitere sorgen. Er ist ein fähiger Mann. Lucilla schnieft. Ausgerechnet jetzt fällt ihr ein, wie sie mit Maximian in Tarraco im Garten gesessen hatte und sie über die Zukunft gesprochen haben. Die Zukunft war damals noch so elend weit weg gewesen. Und nun war sie für ihn schon vorbei.


    Auf einmal fällt ihr noch etwas ein. Mit feuchten Augen blickt sie zu ihrem Bruder auf. "Hast du ... hast du etwas von Livianus gehört?" Ganz bestimmt hatte die Legio ihn informiert, vielleicht sogar durch den Kaiser beauftragt. Darüber, was wirklich geschehen ist. Das, was einfache Legionäre wie Faustus nicht zu hören bekommen.



    [Sim-off]Ich dachte eh, ich wäre ganz wann anders, deswegen weiß ich überhaupt nicht, wann ich nun tatsächlich bin. :D[/simoff]

    Lucilla kichert leise. "Aber natürlich, meine Pflicht als Klientin. Du wirst keine bessere haben, du wirst es schon sehen."


    Ein bisschen schwankend steht Lucilla auf. Zuvor drückt sie sich aber ersteinmal mühsam von der Cline ab. "Das wäre natürlich gar kein gutes Bild." kichert sie. Am liebsten würde sie Hungis selbst fragen, ob er sie nicht nachhause begleiten möchte. Aber das würde auch kein besseres Bild machen.
    "Ich danke dir, mein lieber Hungi, für die Bewirtung meiner Freundinnen, und natürlich auch für meine eigene. Eine gute Nacht wünsche ich dir noch und dann sehen wir uns spätestens bei meiner Hochzeit. Vergiss sie bloß nicht."


    Mit einem Grinsen auf dem Gesicht lässt sich Lucilla hinaus aus dem Haus geleiten und dort von Hungis Eskorte umringen. Auf dem Weg nachhause lässt sie sich so manches Mal ganz undamenhaft stützen, und dort haut sie sich direkt in die Hapfn und träumt von ...


    ... ganz bestimmt von irgendwem, nur am nächsten Morgen kann sie sich nicht mehr daran erinnern. 8)

    Die Stunden, wenn Avarus im Senat und damit aus dem Haus ist, nutzt auch Lucilla immer für allerlei Besorgungen und Aktivitäten außer Haus. Immerhin sind sie noch nicht lange genug verheiratet, dass Lucilla seine Abwesenheit genießen müsste, sondern sie freut sich immer noch auf die abendlichen Stunden, wenn sie beisammen sind.
    Während Avarus die Nachricht über den Tod des Kaisers also vermutlich in jener außergewöhnlichen Sitzung im Senat erfährt, ist Lucilla gerade auf den Mercatus Traiani unterwegs. Im einen Moment ist das wichtigste auf der Welt noch die Entscheidung, ob eine olivgrüne Palla wirklich zu einem ziegelroten Kleid passt oder ob das nicht etwa zu viel Akzent setzt, im nächsten Moment ist der Kaiser tot - natürlich bildlich gesprochen, denn tot ist er in diesem Augenblick schon eine ganze Weile.


    Die Palla ist vergessen. Aufgeregt rauscht Lucillla über das Forum, Weltuntergangsvisionen begleiten sie, es herrscht eine fast kopflose Hektik. Lucilla weiß genau, wo sie hin will, doch halb Rom strömt natürlich zum Senatsgebäude hin. Auf einmal erblickt Lucilla den Auctor der Acta Diurna in der Menge.
    "Aurelius! Aurelius Corvinus!" ruft Lucilla und winkt, um auf sich aufmerksam zu machen - bei ihrer Größe ist sie natürlich leicht zu übersehen. Doch mit etwas Ellenbogeneinsatz hat sie sich schnell zu ihm durch gekämpft.
    "Salve!" Ein bisschen außer Atem ist sie trotzdem. "Ist es wahr? Ich war gerade mitten im Einkauf, als ein Junge am Laden von Ietta Ioopa vorbei rannte und rief, der Kaiser sei tot. Und er war nicht der einzige. Hast du eine offizielle Verlautbarung gehört? Gibt es etwas offizielles aus dem Senat oder dem Palast?"
    Erst in diesem Augenblick bemerkt sie Annaeus Modestus. "Oh, salve Annaeus." Natürlich kennt Modestus Lucilla nicht, sie ihn eigentlich auch nicht, aber sie erinnert sich gut an die Compitalia.

    "Oh, aber natürlich!" nickt Lucilla bestätigend, denn ganz Rom würde ihr Kind zu sehen bekommen. Wie ein neues Kleid würde sie es ausführen. "Avarus würde dann zwar gerne aufs Land hinaus, aber ich glaube wirklich nicht, dass das nötig ist. Mein Bruder Meridius hat das ja auch so gehandhabt, als wäre eine Frau krank oder aussätzig, wenn sie ein Kind gebiert! Also ich wäre gerne bei Iulia gewesen, so etwas ist doch ein Familienereignis und ich wünschte mir, ich hätte noch mehr weibliche Verwandschaft, die das mit mir teilt. Aber du weißt ja, wie die Männer sind. Die Frau braucht Ruhe und muss aus der Hektik der Großstadt hinaus." äfft Lucilla mit tiefer Stimme die Männerwelt nach. "Oh ja, da kennen sich die Herren der Schöpfung natürlich ganz besonders gut aus. Also meine Mutter hat all ihre Kinder mitten in Tarraco zur Welt gebracht. Gut, Tarraco ist nicht Rom, aber ruhig ist es ganz sicher auch nicht, und darum werde ich auch in Rom bleiben."


    Bei dem vielen Gerede vergeht die Zeit und schon stehen Epicharis und Lucilla am Ende der Schlange - oder am Anfang, je nachdem, von welcher Seite man aus es sieht. Lächelnd erklimmt Lucilla neben der Patrizierin die Stufen zum Tempel hinauf, die Sklaven mit den Gaben für das Voropfer hinter ihnen. Zwischen den Säulen schlägt ihnen schon der Räucherduft entgegen und spätestens beim Gang durch die große Tür hindurch, betreten die beiden Frauen eine andere Welt. Das Licht großer Öllampen beleuchtet die Waffen, Schilde und Rüstungen, die den großen Feinden Roms in der Vergangenheit abgenommen und dem Mars in diesem Tempel geweiht worden waren. Lucilla hat allerdings wenig Sinn für Militaria. Obwohl die große Kultstatue des Mars in diesem Tempel einen väterlichen Bart trägt, symbolisiert sie doch durch und durch einen Krieger und Lucilla erschauert in seinem Anblick. Sie mag den Krieg nicht und eigentlich auch keine Krieger. Mit Mars Tarbucelis, Mars Capriociegus, Mars Silvanus oder Mars Tilenus kann sich Lucilla eigentlich mehr anfreunden, aber sie ist schließlich nicht wegen sich selbst da. Es geht nunmal um Krieg und Soldaten und da ist der Tempel des Mars Ultor die erste Adresse, immerhin ist es auch der schönste und größte Tempel des Mars überhaupt.


    Lucilla öffnet ihr einfach zusammengebundenes Haar und reinig ihre Hände in dem Becken an der Tür. Dann tritt sie zusammen mit Epicharis vor die große Mars-Statue. Jedes Mal, wenn Lucilla vor den gewaltigen Füßen steht, fragt sie sich, ob Mars wohl kitzelig ist. Einmal, da war sie noch etwas jünger, hat sie ganz schnell am großen Zeh gerieben, doch es ist nichts geschehen. Mit einem Blick vergewissert sich Lucilla, dass Epicharis soweit ist, dann fängt sie mit der Räucherung an, um sich schließlich an Mars zu wenden.


    "Mars Pater, wir stehen heute hier als Verlobte, als Cousinen und als Tanten Deiner Söhne, und wir bitten darum, bewahre sie uns wie ein Vater. Sende sie wohl überlegt in den Kampf und halte Deine Hand schützend über sie.
    Mars Invictus, wir stehen heute vor Dir als Römerinnen mit reinem Herzen, und wir bitten darum, führe unsere Soldaten unversehrt bis zum Sieg.
    Mars Gradivus, wir stehen heute vor Dir als sorgende, aber auch hoffende Frauen Roms, und wir bitten darum, schreite dem römischen Heer voran und erfülle die Herzen Deiner Kämpfer mit Mut und Stärke.
    Mars Ultor, wir stehen heute vor Dir als Frauen des Imperium Romanum, und wir bitten darum, schleudere Deinen Zorn gegen all jene, die unsere sicheren Grenzen bedrohen, und all jene, die Rom auf dem Feld entgegen stehen.
    Unsterblicher Mars, unsere Gaben übergeben wird Dir, auf dass Du unsere Liebsten schützen mögest und ihre Herzen mit Kraft und ihren Geist mit Mut erfüllen wirst. Segne mit Deiner Kraft und Deinem Mut Marcus Flavius Aristides, Faustus Decimus Serapio und Marcus Decimus Livianus, so bitten wir Dich. Nimm unsere Gaben, oh Mars, so bitten wir Dich, im Gegenzug, und gewähre unseren Liebsten Deine Gunst."


    Während ihrer Worte gießt Lucilla ihren Wein die die Schale vor dem Mars und die Kekse - goldbraune, knusprige Kekse mit 52 Zähnen - wandern auf den Tisch.

    Lucilla kichert verlegen. "Eine Woche noch, dann werden wir wissen, ob wir in neun Monaten ausbauen oder erst in zehn." Wenn es diesen Monat noch nichts wird, dann eben nächsten. Eilig hat es Lucilla nicht, aber wozu heiratet man sonst, wenn nicht um ein Haus zu füllen? Außerdem, wenn dann erst der Bauch dicker wird, dann braucht man jede Woche neue Kleider - einen besseren Grund gibt es doch gar nicht, wie man den Ehemann dazu bringen kann, mehr Geld für Kleidung locker zu machen. :]
    Immer breiter wird das Grinsen auf Lucillas Gesicht. "Stell dir mal vor, ein Kind mit dem Sturkopf der Decima und dem Starrsinn der Germanica!" Sie schlägt theatralisch die Hände vors Gesicht. "Gütige Iuno, bitte schenke mir nur Töchter! Meine Söhne könnte ich doch niemals in den Senat lassen, aus Angst, dass sie nicht mehr lebend hinaus kommen."


    Lucilla kommt gar nicht mehr aus dem Kichern hinaus. "Aha, Briefe nach Alexandria. Soso ... theoretisch kann das zweierlei bedeuten, meine liebe Epicharis. Entweder," Lucilla hebt lehrerhaft einen Zeigefinger. "... er bekommt das mit der Acta nicht auf die Reihe und setzt Hilferufe ab. Ooooder aber," eine bedeutungsschwangere Kunstpause folgt, begleitet von großen Augen. "... er hat ein Verhältnis mit Aelia!" Lucilla nickt ernsthaft und versucht krampfhaft ihr Lachen zu unterdrücken, was ihr allerdings nicht ganz gelingt.


    "Oh, schau nur, nur noch einen Frau vor mir. Wo wir doch beide für die Legio I opfern, magst du dich mir anschließen? Dann brauchst du nicht mehr so lange zu warten und ob Mars drei Tiere hintereinander oder äh, drei Tiere hintereinander bekommt, das wird er nicht so eng sehen, Hauptsache er bekommt ... naja, drei Tiere hintereinander eben." Ganz logisch durchdacht ist das wahrscheinlich nicht, aber was versteht eine Frau wie Lucilla schon von Logik?


    Dann zuckt sie die Schultern. "Puh. Parthien ist ein großes Land. Hast du schon einmal eine Karte der Region gesehen? Ich habe früher beim Cursus Publicus ja sehr viel mit Kartenmaterial hantiert, auch mit sehr gutem. Also vorne an der Küste des Mare internums kommt so ein schmaler Streifen Syrien und obendran Cappadozien und da hinter, da kommt das Parther-Reich. Und dann kommt nichts mehr. Nur noch Parther-Reich, größer als Hispania. Also irgendwann wird schon noch etwas anderes kommen, aber ... naja, ich fürchte, das dauert schon noch eine ganze Weile." Sie nickt bedauernd. Natürlich hat sie keine Ahnung, wie weit man ins Partherreich hinein muss, um zur Hauptstadt zu gelangen, wenn es so etwas bei den Parthern überhaupt gibt, aber sicherlich würden die Feinde sich auch weit im Hinterland noch verschanzen, so dass die Legionen überall hin müsste, ähnlich wie in Germanien.

    Egal wie viel Mühe sich Meridius gibt, er kann seine Niedergeschlagenheit nicht vor Lucilla verbergen. Und das ist auch nicht nötig. Lucilla hält ihren Bruder fest und weint mit ihm. So oft war er es, der sie getröstet hat, so oft hat er ihr die Welt erklärt, aber manchmal nützt die Erfahrung des Alters nichts, ebenso wenig wie Größe. Manchmal nützt es einfach nur da zu sein.


    Blinzelnd versucht Lucilla die Tränen aus ihren Augen zu vertreiben. "Weiß es Iulia denn schon?" blickt sie fragend zu Meridius auf. Sie versucht sich auszurechnen, wie lange eine Nachricht hin und Iulias Reise zurück nach Rom dauern würde, aber sie kann keinen klaren Gedanken fassen.

    Lucilla lacht leise über den Versprecher von Epicharis. Manchmal kann sie es selbst noch kaum glauben, dass sie nach all der Zeit doch noch verheiratet ist. "Ja doch, ich habe mich sehr gut eingelebt. Ein bisschen leer ist es schon in der Casa Germanica, sie ist ja so groß, aber in der Casa Decima war es zuletzt ja auch nicht viel besser. Außerdem habe ich natürlich freie Hand, was die Ausgestaltung angeht. Wobei ich eigentlich so wenig zuhause bin, dass das auch auf der Strecke bleibt." Sie grinst etwas verlegen.


    "Ich bin sicher, Aurelius Corvinus macht sich sehr gut als neuer Auctor. Er hat es natürlich schwer, weil er vorher noch keinen Einblick hatte. Aber so schwer ist es doch auch nicht und wenn er Fragen hat, dann bin ich ja auch nicht weit weg." Nun nimmt das Grinsen einen schelmischen Ausdruck an. "Er muss sich halt einen Termin geben lassen." Sie rollt ein bisschen entnervt mit den Augen. "So wie anscheinend hier auch. Hätte ich das gewusst ..."


    Lucilla zuckt mit den Schultern. Da kann man nicht ganz soviel machen, aber immerhin sind sie schon ziemlich weit vorne. "Das sind gute Nachrichten, von deinem Verlobten meine ich. Ich bin immer ganz erleichtert, wenn ich von meinem Neffen etwas höre. Ach wirklich, ich beneide dich nicht, Epicharis. Ich bin so froh, keinen Soldaten geheiratet zu haben." Das ist für die Lectrix natürlich kein sonderlich toller Trost. Das wird sogar Lucilla bewusst und sie versucht schnell davon abzulenken. "Siehst du dir gerne Wagenrennen an?" Lucilla könnte sich nicht daran erinnern, die Patrizierin je bei Spielen oder Rennen gesehen zu haben. Aber bei tausenden Zuschauern ist das auch nicht immer möglich. "Avarus hat sich entschlossen für sein Aedilat die Equirria auszurichten. Ich bin schon so aufgeregt, ich war doch noch nie in dieser Ehrenloge. Ach, Epicharis, mit so einer Hochzeit ändert sich einfach alles." strahlt Lucilla.

    "Schaut nur, Aquilius hat gewonnen!" wirft Epaphrodita dazwischen, noch ehe Straton etwas antworten kann.
    "Das war doch eh klar." Peducaeana hat ihre Ruhe wieder gefunden. Natürlich hält sie das nicht davon ab, zu den Siegern hinab zu schmachten.
    "Crassus hat auch gewonnen, schau nur Lucilla, er winkt zu uns." Euhemera lächelt fröhlich und winkt hinab. "Irgendwann musst du mich unbedingt ihm vorstellen." Sie stumpt Lucilla in die Seite.
    Auch Lucilla schaut hinab. An dem Sklaven von Flavius Aquilius, den Jocasta noch immer anstarrt, als wäre er der leibhaftige selbst, kann sie eh nicht so viel finden.
    "Werde ich, Hemi, werde ich." Auch Lucilla winkt fröhlich zu Crassus zurück. Für sein Alter - das er überhaupt noch nicht erreicht hat - sieht er wirklich zum anbeißen aus nach so einem Wettkampf.
    "Wer ist denn dieser Zweitplatzierte? Der Aelier, der beim Rennen noch nicht dabei war."
    Schweigen und ratloses Schulterzucken. Jocasta, die immer alles weiß und jeden kennt, ist noch immer mit Straton beschäftigt.

    Zitat

    Original von Decima Valeria Ach und Lucilla: Ich soll dir sagen, dass er den Stier doch mitbringt und auf deinem Sofa opfert. :D


    Macht nichts, mein Sofa ist schon rot. :P Aber wehe, er opfert ihn nicht fachgerecht, ich werde da sehr aufmerksam zuschauen! :D


    (außerdem haben wir bei den vielen verfressenen Männern dann wenigstens genug Fleisch. 8) )

    Schweigend tritt Lucilla in den Raum. Sie hat Meridius Nachricht bekommen. Doch es hat Stunden gedauert, bis sie bereit war, zur Casa Decima zu kommen. Zum Glück war Avarus zuhause gewesen, doch auch ihm ist nichts übrig geblieben, als sie zu halten und zu trösten, wo es keinen Trost gibt. Immerhin weiß auch er genau wie es ist, einen Sohn zu verlieren und dass nichts den Schmerz nehmen kann, nicht einmal die Zeit. Lucilla hat keinen Sohn verloren, aber einen Neffen. Er war nur ein bisschen jünger als sie selbst. Und er ist fast wie ein Bruder gewesen, seit dem ersten Augenblick, als er in Meridius Leben und damit das der Decima getreten ist. Und er ist noch so jung gewesen. Viel zu jung, um zu sterben.


    Langsam rinnt eine neue Flutwelle durch Lucillas Kopf auf ihre Augen zu. Es sieht fast aus als würde Maximian schlafen. Aber er schläft nicht. Lucilla hat schon einige tote Verwandte aufgebahrt. Es ist der Lauf des Lebens in dieser Zeit, denn wo viele Verwandte zusammenleben, da wird auch gestorben. Es ist ein natürlicher Kreislauf und trotzdem erschüttert er Lucilla jedes Mal aufs neue. Vor allem sollten alte Männer und Frauen sterben, Großväter und Großmütter, Väter und Mütter vielleicht nocht, aber keine Söhne und Töchter.


    Lucilla tritt an Meridius und Mattiacus vorbei und sinkt vor dem Bett auf die Knie. Ihre Augen sind voller Tränen, die langsam über ihre Wangen rinnen und die Schminke verwischen, die eigentlich die roten Ränder verbergen soll. Schluchzend nimmt sie Maximan in ihre Arme und drückt den leblosen Körper an sich. Der Körper ist schlaff, seine Wangen an ihrem Gesicht sind kalt. "Maximian ... Mater Magna, wieso?"


    Irgendwann dann steht sie quälend langsam auf und wendet sich zu Meridius. Wieder sprudeln die Tränen über ihre Wangen als sie auf ihn zu tritt und ihn wortlos umarmt, ihren Kopf an seine Brust legt und leise schluchzt. Er ist doch ihr großer Bruder, der, der immer alles im Griff hat, der alles kann und schafft, der für sie alle sorgt, sie beschützt. Wenn sein eigener Sohn vor ihm stirbt, dann stimmt doch die ganze Welt nicht mehr.

    Lucillas Haare sind notdürftig zu einem Knoten zusammen gebunden, ein paar Strähnen haben sich gelöst. Ihr Kleid ist tief dunkelblau, fast schwarz. Die Schminke in ihrem Gesicht kann die roten Ränder vom Weinen um ihre Augen nicht ganz verdecken. Lucilla sieht aus, wie eine Frau, die die Nacht durchgemacht hat, aber trotzdem am nächsten Tag Wert darauf legt, einigermaßen passabel auszusehen.


    Lucilla nutzt selten eine Sänfte, aber heute wartet sie in einer, bis ein Sklave sie beim Ianitor der Casa Decima angemeldet hat. Natürlich lässt man sie nicht vor der Tür stehen. Sowieso nicht und heute schon gar nicht. Sie tritt an dem immergrünen Zweig an der Tür vorbei, der ein Haus kennzeichnet, in dem eine Person gestorben ist und begibt sich zielstrebig zum Cubiculum von Maximian.

    Zitat

    Original von Straton


    Schwusch - und Swshhh - und Schhpsss - und Ffflppff - so fliegen die Helden des Sandkastens durch die Luft. Natürlich ist das bei den Zuschauern nicht zu hören, aber vorstellen kann man es sich. So wie Lucilla das tut. Bei Crassus stellt sie sich ein dynamisches, energisches Schwusch vor. Bei Molliculus ein hauchdünnes Swshhh, der Mann hat ja nichts auf den Knochen, was Luftwiderstand bringen würde - allerdings endet sein zweiter Srpung mit einem Kchks. Aelius Archias fliegt mit einem Schhpsss, energischer Absprung und gerader Flug. Und Flavius Aquilius springt mit Ffflppff. Lucilla muss sich das einfach so vorstellen, weil Peduceana und Jocasta immer noch wie gebannt zu ihm starren, wenn er an der Reihe ist, während Lucilla bei der Vorstellung leise vor sich hin kichert.


    Auf einmal jedoch kommt ein Schatten über die fröhliche Damenrunde. Sechs Augenpaare starren zu Straton auf - eines auf die Schale mit Essen. Zwei von den aufstarrenden Augenpaaren fallen fast aus den sie umgebenden Köpfen.
    "Flavius Aquilius ..." haucht Jocasta und es ist ihr anzusehen, dass sie den Sklaven vergöttert und seine Gaben ihr wie Ambrosia erscheinen.
    "Das ist sehr nett von deinem Herrn." ergreift Lucilla die Initiative. "Richte dem Magistrat bitte unseren ergebensten Dank aus."
    "Hat er denn erwähnt, womit wir diese Ehre verdienen?" Epaphrodita war schon immer misstrauisch.
    Fabulla dagegen greift schon nach dem Obst, murmelt ein "Danke" und verteilt es fleißig an die Damen, wobei das meiste bei ihr hängen bleibt.

    Huiiiiiiii ... alles Gute zum Geburtstaaaag!


    Das gibt ein extra saftiges Steak. ;)


    Und bis dahin wünsche ich dir schonmal viel Glück, Gesundheit und natürlich eine Meeeenge Geschenke.


    (Aber halte auf jeden Fall deinen Anhang davon ab, dir ein Geburtstagsmenü kochen zu wollen, da sehe ich nämlich nur schwarz ... angebrannt schwarz. :D)

    "Langweilige, mir? Geh, ich bitte dich. Langweilig wird mir erst, wenn ich als totes Häuflein Asche in irgendeiner Gruft herum liegen muss. Und dann hoffe ich, dass der Körper doch nur eine Hülle für den Geist ist und mich schnell einer ins Elysium abholt." Sie winkt beschwichtigend ab. "Nein, nein, mir wird so schnell nicht langweilige. Die vielen Verpflichtungen einer Ehefrau und erst einer Ehefrau eines Senators, ständig ist irgendwo ein Fest, wo man ganz repräsentativ herumlaufen muss, dann die Zusammenkünfte der Matronen, deswegen, weil man ja noch mehr Anlässe hat für die man neue Kleider braucht, muss man noch mehr einkaufen gehen, und irgendwann zwischendrin möchte ich ja dann auch noch etwas von meinem Ehemann haben. Ganz ehrlich, ich weiß gar nicht wie ich das alles unter ein Kopftuch bringen soll."
    Bei all dem Geplapper ist Lucilla gar nicht bewusst, dass Hungis Ehefrau Livia damit keine sehr gute Ehefrau abgibt.


    Lucilla grinst hintergründig. "Und falls mir doch einmal langweilig werden sollte, dann kann ich zukünftig ja bei meinem neuen Patron vorbeischauen."
    Sie lehnt sich ein Stück zurück und bemerkte dabei die Dunkelheit über dem compluvium. "Oh, es scheint schon recht spät zu sein? Vielleicht sollte ich so langsam zurück, nicht dass sich Meridius doch noch Sorgen macht." Wieder grinst sie. Meridius ist ihre letzte Sorge. Aber es gibt ja noch so viel zu tun bis zum großen Tag, soviel vorzubereiten ... "Ähm, darf ich dich dann schon um den ersten Gefallen als Patron bitten? Ich habe nämlich gar keine Sklaven dabei, normalerweise schlagen meine Freundin ja jeden Feind in die Flucht. Könntest du mir vielleicht ein oder zwei ausleihen bis zur Casa Decima?"

    "Ach, so ein Bart lässt einen Mann doch intelligent wirken. Das wussten schon die alten Griechen." Sie grinst. Natürlich besteht ein enormer Unterschied zwischen einem wild wuchernden Dreitagebart und einem fein säuberlich gestutzten griechischen Philosophenbart. "Du wirst das schon durchstehen, da bin ich sicher. Ein Magistrat lässt sich schließlich nicht von Kleinigkeiten aufhalten, nicht wahr?"


    Lucilla lacht vergnügt und merkt sich das mit den Oliven und dem eingelegten Fisch. Für heute ist es zu spät, der Wein blubbert bereits angenehm in ihrem Magen. Aber morgen ist schließlich auch noch ein Feiertag.
    "Wir sehen uns sicher bald irgendwo wieder. Rom ist schließlich ein Dorf. Und du weißt ja, Feiertags-Opfer und Spiele ..."


    Auf einmal erblickt Lucilla ihre Freundin Epaphrodita ein Stück weiter vorne in der Menge. Nicht etwa, dass Lucilla auf einmal gewachsen wäre, aber Epaphrodita steht auf den Stufen zum Senat hinauf und ist daher weithin sichtbar.
    "Oh, ich habe schon das nächste Gesicht in der Menge entdeckt. Also dann, nur Ursus, viel Spaß noch heute und bis bald einmal wieder!"


    Schon wuselt Lucilla durch die Menschenmenge hindurch und verschwindet zwischen Schultern, Rücken und Bäuchen. Das letzte, was Ursus vielleicht von ihr hört ist ein lautes "Epaphrodita! Bona Saturnalia!". Dass sie eigentlich noch bei Senator Macer vorbeigehen und ihn wegen der Wette fragen wollte, hat sie schon wieder vergessen. Aber irgendwann würde sich bestimmt noch die Gelegenheit ergeben, ihn darauf anzusprechen. Bis Aurelius Ursus in den Senat einzieht vergeht sicher noch eine Weile, auch wenn es bestimmt früher oder später passieren wird.