Beiträge von Decima Lucilla

    Als hätte sie es nicht geahnt nickt Lucilla. Obwohl die Caecilier durchaus ein paar nennenswerte Vorfahren vorweisen können, hat die derzeit in Rom ansässige Generation bisher noch nicht versucht in der Politik tätig zu werden. Wozu auch, mit dem Praefectus Praetorio an der Spitze gehören sie zur wohl reichsten Ritterfamilie der Stadt. Crassus, Crassus, reich wie Krösus - auch Caecilius Crassus versucht anscheinend diesem Spruch gerecht zu werden, der vor langer Zeit seinen Namensvetter charakterisierte. Vielleicht hätte Lucilla doch damals ... aber für solche Überlegungen ist es zu spät. Außerdem reicht ihr wirtschaftliche Macht längst nicht mehr, denn diese hat sie selbst in der Hand.


    "Du kannst es am Domus der Acta Diurna vorbeibringen lassen oder hier. Wie es dir besser passt, es eilt auch nicht." Noch hat es niemand gewagt, seine Schulden bei der Acta nicht zu bezahlen, außerdem sind die Caecilier sehr kreditwürdig.




    Sim-Off:

    Acta Diurna, Konto 1027

    "Du willst was?" Lucilla öffnet entsetzt die Augen und starrt Avarus an. Gut, dass sie noch nicht verheiratet sind, noch kann sie es sich überlegen. :D
    "Medicus, der Senat ist doch kein Freizeitamt! Du hast eine Verantwortung gegenüber Rom, gegenüber den Bürgern des Imperiums! Es ist doch wichtig, dass du diese Verantwortung gebührend ausfüllst und für das Wohl des Reiches sorgst!" Gerade jetzt bald, wenn Lucilla endlich so weit ist, Einfluss darauf zu nehmen.


    Sie schüttelt ein bisschen desillusioniert den Kopf. Ob Avarus vielleicht doch schon zu alt ist? Dann zuckt sie mit den Schultern. "Ansonsten hätte ich mich auf den ANTE DIEM VII KAL NOV DCCCLVII A.U.C. (26.10.2007/104 n.Chr.) festgelegt, wenn es dir passt."
    Bona Dea, das ist fast nur noch ein Monat.

    Hätte Lucilla geahnt, dass der Magistrat sie innerlich in die Schublade drollig steckt, dann wäre sie wohl nicht nur völlig beschämt im Boden versunken, sondern gleichzeitig auch tödlich beleidigt gewesen. Drollig ist ein Wort, das sie mit einem tollpatschigen Hündchen assoziiert, oder mit einem Äffchen aus dem Süden oder vielleicht noch einem kleinen Kind, aber in keinem Fall mit einer eleganten, römischen Dame, wie sich Lucilla selbst gerne sieht oder sehen möchte. Aber da sie nichts davon weiß und Corvinus nicht gerade gut verstecktes Grinsen sie eher ansteckt, ist die Welt noch völlig in Ordnung und sie kann den Aurelier weiterhin gut leiden. :D


    Nur, dass er nicht gar der Hellste zu sein scheint, verwundert sie dann doch ein bisschen, denn irgendwie scheint er nicht ganz mit zu kommen. Aber wahrscheinlich liegt es einfach nur daran, dass er ein Mann ist und damit nicht mehrkanalaufnahmefähig, so dass ihn das gleichzeitige Zuhören neben dem Weg finden einfach nur überfordert.
    "Mattiacus," wiederholt Lucilla daher nochmal geduldig. "Und ja, er arbeitet auch als advocatus. Er ist übrigens sehr erfolgreich, falls du mal einen Gerichtsvertreter brauchen solltest. Heutzutage ist ja niemand mehr vor diesen unnötigen Verhandlungen gefeit und gerade über Senatoren und Patrizier rollt ja nun Klagewelle über Klagewelle wegen der Ergänzung der Lex Mercatus hinweg. Und wer muss dafür am Ende aufkommen? Doch nur der staatstreue Bürger, der mit seinen Steuern den Rechtsapparat finanziert. Manchmal frage ich mich wirklich, ob die Leute überhaupt noch nachdenken, bevor sie zum Praetor rennen. Aber wahrscheinlich nicht. Wenn nicht gerade die Verhandlungen gegen diese Aufrührer aus Hispania laufen würden, dann könnte man sich glatt hinstellen und behaupten, dass seit Jahren schon kein gerechtfertigter Prozess mehr geführt wurde."
    Lucilla verdreht die Augen und schüttelt den Kopf. Über diesen Zusatz der Lex Mercatus könnte sie sich wirklich stundenlang aufregen und über die Prozesse noch viel mehr. Jeder freie, römische Bürger sollte unabhängig von seinem Amt oder Status frei in der Wahl seiner Betriebe sein, das ist ihre Überzeugung, die natürlich nicht ganz uneigennützig ist.


    Irgendwie scheint Corvinus das Thema mit der Wertkarte doch mehr zu beschäftigen als er zugeben will. Denn wer käme sonst auf die Idee wegen einer nicht horrenden Summe, wegen ein paar Sesterzen einen Sklaven bis nach Mogontiacum und zurück zu schicken? Über die patrizischen Claudier ist ja allgemein bekannt, dass deren Vermögen nur noch ziemlich mager ist, während das der Flavier angeblich weit größer ist als sie zugeben, das der patrizischen Iulier kaum noch vorhanden und das der Cornelier so groß, dass auch die nächsten Generationen es noch verschwenderisch verprassen können. Über die Vermögenssituation der Aurelier dagegen kennt Lucilla tatsächlich überhaupt keine Gerüchte, aber vielleicht ist es auch darum nur einfach nicht gut bestellt. Allerdings ist Geld, sofern es nicht um Wirtschaftlichkeit geht ein Thema, das Lucilla nicht ganz so direkt in der Öffentlichkeit anschneidet, obwohl es sie natürlich brennend interessiert. Aber gerade Patrizier sind beim Nichtvorhandensein eines geerbten Vermögens manchmal ein bisschen überempfindlich.
    Groß darüber nachdenken, wie sie das Thema geschickt umschiffen sollte muss Lucilla dann auch gar nicht, weil ihr ein Kind in die Quere kommt. Erschrocken dreht sie sich mit einem "Huch!" um, schaut dann jedoch dem Mädchen nur mit breitem Lächeln hinterher. Ganz so dreckig war sie zwar nie - glaubt sie zumindest - aber auf den Straßen der Stadt ist auch Lucilla früher viel lieber herumgetollt als den Frauen im Haus, erst in Tarraco, dann später bei ihrer Großtante in Rom, beim Sticken, Nähen und Weben zuzusehen oder am Ende sich noch daran zu beteiligen.


    Den Blick wieder nach vorne gerichtet nähern sie sich schon dem vom Vigintivir gesuchten Haus, was Lucila aber über das nette Gespräch schon fast völlig aus den Augen verloren hat. "Oh, doch, es war die Hochzeit von Artoria Medeia und Matinius Plautius. Eine sehr eilige Sache, aber trotzdem wunderschön. Hochzeiten sind eh immer so rührend. Und haben sie ein Haus gefunden? Eigentlich unnötig, nicht wahr? Ihr Mann ist mit der Legio auf dem Parthienfeldzug und wer weiß schon, wann er da wieder zurück kommt." Oder ob überhaupt. "Medeia ist deswegen nach Ägyptus gereist, auf längere Zeit, wohl auch wegen irgendwelchen Angelegenheiten der Schola Atheniensis." Wahrscheinlich wollte sie einfach nicht in Mantua versauern, was Lucilla vollauf verstehen kann. "Für die Acta trifft sich das ganz gut, wir haben mit ihr nun endlich einen festen Korrespondenten im Süden."


    Fast laufen sie an Hausnumer 537b vorbei. Aber nur fast. "Da wären wir, Via Ardeatina, Nummer 537b." Das Haus lässt schon von Außen vermuten, dass sich das Erbe gelohnt hat.

    Nachdem dieses Jahr noch fast jeder meiner Besucher zum Tuffsteinbrechen im Römerberkwerk verdammt wurde, hat sich die Tourismusindustrie schon eine neue Form Sklaverei für nächstes Jahr überlegt:


    [url=http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,506688,00.html]Rudern auf einer römischen Galeere[/url]


    [size=7]Und während ihr noch rudert, werde ich schon den Mulsum verköstigen, muahahahaha. 8)[/size]


    Soeben ist die LXXXII. Ausgabe der Acta Diurna erschienen. Wir wünschen unseren Lesern viel Freude und Information mit der neuen Ausgabe.


    Die Redaktion.


    Die Themen dieser Ausgabe:
    - Ergebnisse der Acta Diurna-Umfrage
    - Bericht aus Parthia und erste Verlustmeldungen
    - Neues aus der Curia Iulia
    - Verhandlungen in Rom
    - Kurzmeldungen aus Italia
    - Neues aus der Polis Alexandria
    - uvm.


    "Kosten sollte die Erstellung einer Anzeige kaum groß verursachen. Ich werde sehen, für die nächste Ausgabe der Acta wird es vielleicht etwas knapp, aber vielleicht klappt es noch."


    Sie nimmt die Anzeige der Caecilii entgegen und bedenkt sie mit einem prüfenden Blick. Vor allem ein Punkt erregt ihre Aufmerksamkeit, die Betriebskäufe, und sie notiert sich diesen auf einer gedanklichen Wachstafel. "Wer steckt alles hinter den Caecilii? Auch Crassus?" Bei seinem Einkommen wäre es sicher kein Problem, Kredite zu verleihen und Betriebe und Grundstücke in großen Mengen aufzukaufen.


    Lucilla legt die Schriftrolle vor sich. "Diese hier muss ich dir natürlich in Rechnung stellen." Da sie keine Lust darauf hat, die Anzahl der Wörter nachzuzählen, schätzt sie den Preis nur grob ab. Immerhin ist sie lange genug Auctrix P.P.A. gewesen und hat Anzeigen bepreist, um ein Gefühl dafür zu haben. Die Anzahl der Wörter schätzt sie auf rund Einhundert, dazu ein kleines Bild für 20 Sestzerzen. "Ein Festpreis von 100 Sesterzen sollte dir entgegen kommen."

    Lucilla ist noch nicht ganz überzeugt, willig aber schließlich ein. "Na wenn du es sagst, dann wollen wir diese Reize natürlich nicht verpassen. Aber nicht zu lange, ja, ich kann es mir nicht leisten zu lange aus Rom fort zu sein. Und du solltest an deine Senatsaufgaben denken. Ich kann doch unmöglich in Ruhe über den Senat wettern, wenn mein eigener Ehemann einer von diesen Drückebergern ist." :D

    Lucilla greift zu einer Wachstafel und kritzelt '25 Sz. WRKZG' darauf. Dann überlegt sie, welche Produzenten von hochwertigem Werkzeug sie sonst noch kennt. Iunia Attica fällt ihr ein, die hatte früher mal eine gute Qualität. Aber seit einiger Zeit schein sie nicht mehr mit ihren Waren am Markt zu sein, ungefähr seit der Zeit als sie auch in der Finanzverwaltung aufgehört hatte. Vermutlich hat Attica geheiratet, vielleicht einen Senator und durfte dann nicht mehr produzieren. Obwohl das Gesetz erst später kam. Aber so genau muss es Lucilla ja gar nicht wissen.


    "185 Sesterzen, mhm." Prozentual ist es nicht viel aber die Kundschaft von günstigem Marmor war schon immer so knausrig. Trotzdem schreibt sie '185 MRMR' auf die Wachstafel. "Gut, versuchen wir es. Eine Werbekampagne ist auch eine sehr gute Idee. Ich kann natürlich anbieten, dass ich eine entsprechende Anzeige in die Acta Diurna aufnehme, natürlich an erster Stelle des Wirtschaftsteils. Kennst du dich mit solchen Dingen aus? Ich könnte einen meiner Scribae dazu verdonnern, aber sie haben wenig Erfahrung damit."

    Ergriffen und erschüttert zugleich folgt auch Lucilla dem Trauerzug. So recht weiß sie noch immer nicht, wie und wann Prudentius Commodus gestorben ist, denn das geschah während sie fern von Rom auf dem Land weilte und die Acta Diurna auch noch Sommerpause hatte. Natürlich hat sie Gerüchte gehört, aber viel wichtiger als zu wissen wann und warum ist es eh ersteinmal, dem verblichenen Consul die gebotene Ehre zu erweisen. Obwohl bei älteren Menschen natürlich immer mit dem Tod zu rechnen ist, macht es das keineswegs einfacher. Lucilla kommt es so vor, als wäre es erst gestern gewesen, als der damalige Magistrat von Tarraco sie in seinem Officium ein bisschen ruppig hat auflaufen lassen hat. Wer hätte damals gedacht, dass sie sich über einen zukünftigen Consul aufregt? Zum Glück sind sie am Ende dann aber doch noch über diese Missverständnisse hinweg gekommen. Eigentlich war das wohl doch nicht erst gestern, denn irgendwie scheint es auch schon eine Ewigkeit her zu sein. Aber trotzdem noch nicht so lange, dass ein Leben zu Ende gehen müsste. Schniefend hebt Lucilla ihr Taschentuch und wischt sich ein paar Tränen aus den Augen, bemüht, die Schminke nicht zu verwischen. Obwohl Frauen in Rom nach uralter Tradition bei den Trauerzügen nicht weinen dürfen fällt ihr das in dieser Atmosphäre doch sehr schwer. Zum Glück ist das Gesetz nicht mehr in Kraft. Wenn Lucilla irgendwann einmal eine verarmte Witwe sein würde, dann könnte sie immer noch ein professionelles Klageweib werden, rührselig und sentimental genug dazu ist sie auf alle Fälle.

    "Sechsundzwanzig Sesterzen?" Lucillas Augen werden recht groß. Natürlich schlägt sie einen Gewinn auf ihre Waren, aber vor so viel ist sie bisher doch zurück geschreckt. Auf der anderen Seite braucht sie ihr eigenes Werkzeug ja nicht selbst zu kaufen und warum sollte das was daneben noch übrig bleibt nicht etwas bessere Gewinne einfahren?
    "Für gutes Werkzeug ist das natürlich ein guter Preis, allerdings müssen wir aufpassen, dass es die Konkurrenz nicht aus den Löchern lockt. Ein Handwerker könnte sich dazu gedrängt fühlen in billiges Material zu investieren ohne daran zu denken, dass er die Investition dann doppelt tätigen muss, weil das Zeug viel schneller kaputt geht. Handwerker denken wohl leider nicht immer langfristig gewinnorientiert. Wie wäre es mit 25 Sesterzen, die Mitte zweier Zehnerblöcke ist immer eine Hemmschwelle für den Käufer. Darüber zu gehen ist riskant."
    Bei allen Preiskalkulationen geht Lucilla immer mehr vom Käufer aus als vom Gewinn. Denn mit Einkaufen kennt sie sich ganz besonderst gut aus.


    Mit der Güte ihres Marmors aus Mauretania kann Macedonia natürlich nicht mithalten, mit dem aus Italia dagegen auf jeden Fall. Trotzdem wäre es vielleicht an der Zeit auch mit dem Stein noch etwas mehr Gewinn einzufahren vor der Hochzeit, vor allem da Lucilla längst weiß, dass die Marmorverarbeiter seit Jahren sehr hohe Gewinne erzielen.


    "Im Marmorgeschäft ist es noch um einiges schwieriger. Es gibt horrende Unterschiede in Güte und Verarbeitung, doch viele Baubetriebe kaufen das, was am billigsten ist, vor allem in den Provinzen. Zudem drängen auch noch Ausländer auf diesen Markt, was ich übrigens für eine Unverschämtheit halte. Ich glaube nicht, dass der Absatz von Marmorblöcken über 180 Sesterzen auf dem freien Markt funktioniert. Das wären ungefähr 12 Prozent über dem derzeitigen Marktdurchschnitt. Meine besten Stücke verkaufe ich eh nur an Privatkunden, die wissen, was der Stein wert ist und durchaus bereit sind, einen angemessenen Preis zu bezahlen. Auf 180 könnte ich mich aber auf jeden Fall einlassen. An wieviel hattest du dabei gedacht?"

    "Wir haben keine Klatschtanten bei der Acta Diurna!" verteidigt Lucilla ihre Mitarbeiter. "Außerdem geht eh alles was in die Öffentlichkeit gelangt durch meine Hände. Ich schränke die Redakteure nur selten ein, obwohl es mir manchmal schon heftig in den Fingern kribbelt alles umzuschreibern. Aber was nicht passt, das wird passend gemacht."


    Sie grinst zufrieden vor sich hin bevor sie ihn wieder skeptisch anschaut. "Eine Reise? Nach der Hochzeit? Nach der Hochzeit fängt doch schon fast der Winter an. Auf jeden Fall der Herbst, die Herbststürme auf dem Mare Internum, der Schnee in den Alpen. Wohin überhaupt?"
    Vielleicht will Avarus ja gar keine richtige Reise machen, sondern nur irgendwo nach Italia, was für Lucilla eher unter kleiner Abstecher aufs Land fällt. 8)

    Lucilla schaut nachdenklich drein. Das Geschäfte-machen ist so ziemlich die einzige Gelegenheit, bei der sie nicht direkt losplappert wie ihr die Worte in den Sinn kommen.
    "Einer preislichen Kooperation kann ich nur zustimmen, vor allem dann, wenn der Preis stimmt. Ich lege auch viel Wert auf Qualität und halte nichts von diesen Billigproduktionen und meiner Kundschaft geht das ebenfalls so. Wobei ich eh nie viel Werkzeug auf dem Markt habe, das meiste geht direkt zu den Steinbrüchen, in denen mein Marmor abgebaut wird. Das dürfte dir also entgegen kommen."


    Die nächste Neuigkeit war tatsächlich sehr interessant. "Du hast also auch Anteile am Marmorgeschäft? In welchen Gebieten, wenn ich fragen darf?"

    Zitat

    Original von Appius Aurelius Cotta


    Noch einmal lässt Lucilla ihr halb amüsiertes, halb unangenehm berührtes Lachen erklingen. Ihre Wangen glühen jedoch eh schon langsam durch den Wein, so dass man nicht ganz sicher sein kann, ob sie auch noch ein bisschen errötet oder nicht.
    "Mögen die Götter auch mit dir sein, Aurelius Cotta. Doch lass dich nicht vom Feiern abhalten, ich werde meinen Weg sicher nach Hause finden."


    Lucilla drückt den Weinbecher nun kurzerhand doch direkt Ambrosius in die Hand, bevor sie sich samt ihrem kleinen Sklaventross auf den Weg zurück in die Stadt macht. Ihre Freundin Jocasta ist nirgendwo mehr zu entdecken, doch Lucilla wird schon am nächsten Tag erfahren - von Jocasta selbst - dass sie den Abend in unglaublich interessanten Gesprächen über Weinanbau und mit noch ausgiebigerem Weinkonsum verbracht und Lucilla darüber ganz vergessen hat.

    "Gut, dann machen wir das so." Die Wirtschaft kann damit Wirtschaft sein und das Gesetz Gesetz. Es hat eh keinen Sinn, sich noch groß darüber aufzuregen, weil Avarus ihr ja nur in allen Belangen zustimmen würde.


    "Ach, sie wird ganz sicher schick. Und wenn nicht, dann werde ich diese angestaubte Tradition einfach ändern. Ich würde eh viel lieber ein schickes Kleid tragen als so etwas einfarbiges. Naja, immerhin gibts noch den roten Schleier dazu, aber trotzdem. Jeder weibliche Gast wird besser aussehen als ich. Naja, zwei Tage im Leben kann man das wohl aushalten. Das nennt man dann wohl die Bürde der Ehe." Lucilla kichert in sich hinein und grinst fröhlich.

    "Oh." Lucilla schaut einen Moment lang erstaunt, dann lächelt sie erfreut. "Ich danke für die Grüße. Bitte richte Crassus aus, dass ich mich sehr darüber gefreut habe und dass es mir gut geht. Ich hoffe, das gilt auch für ihn."
    Die Verwandtschaftsbeziehungen sind damit schon einmal geklärt und Metellus steigt von irgendeinem Unbekannten zu einem Verwandten von Crassus auf.


    "Bitte, nimm doch Platz." Sobald die beiden sitzen nähert sich auch ein Sklave, der wie die meisten Sklaven im Haus zum Mobiliar gehört und nur auf solche Gelegenheiten wartet. Er schenkt eine sehr dünne Wein-Wasser-Mischung in zwei Becher wie sie für geschäftliche Besprechung üblich sind und verzieht sich dann wieder in seine Ecke.


    "Deine Informationen sind korrekt. In meiner Schmiede wird das beste Eisen des Imperium zu den besten Werkzeugen des Imperium verarbeitet und das wissen und schätzen meine Kunden." In dieser Hinsicht (nicht nur in dieser) ist Lucilla gerne etwas eitel, was sie aber trotzdem nicht von einem guten Geschäft abhält. "An welche Art von Kooperation dachtest du?"

    An
    Faustus Decimus Serapio
    Legio I Traiana Pia Fidelis
    Parthia



    Mein lieber Faustus,


    Es ist hier immer noch nicht viel aus Parthia zu vernehmen und ich hoffe mal es geht dir immer noch gut.


    Namen, Ränge und Ortsangaben brauchst du in deinen Briefen übrigens gar nicht erst nennen, sie werden alle durch die Legionspost geschwärzt. Ich kenne das schon, es ist in keinem Krieg anders, und meist kann man zumindest den Satzsinn noch erahnen, aber du kannst dir die Mühe auch gleich sparen. Wenn du möchtest, dann kannst du es mit lustigen Bilderrätseln und Umschreibungen versuchen, ich bin da schon sehr geübt drin.


    Dass dein Onkel dich entdeckt hat, wundert mich gar nicht. Ihm bleibt kaum etwas verborgen und das ist auch gut so. Ich hoffe, er ist mittlerweile nicht mehr ganz so wütend auf dich. Aber da ich selbst nur zu gut weiß, wie schnell das Blut unserer Familie in Wallung gerät, wie schnell es aber auch wieder abkühlt, bin ich da ganz zuversichtlich. Komme mir aber nicht mit der Ausrede, dass das Militär eine Familientradition wäre! Es gibt in dieser Familie auch andere Traditionen, du hättest genau so gut in die Verwaltung gehen können wie deine Onkel Mattiacus, Martinus und Maior. Gut, sie werden kaum nochmal Triumphatoren werden, dafür kommen sie aber auch nicht in einer Kiste nach Hause.


    Ich bin trotzdem stolz auf dich, wie könnte ich denn auch nicht? Aber wenn du mich jetzt Seufzen hören könntest - da hebt sich das ganze Dach hab. Von euch großen Helden denkt ja überhaupt nie einer an uns die wir zurück bleiben. Das ist auch genau der Grund, warum ich niemals einen Soldaten heiraten würde, als ob es mir nicht schon reicht, mir ständig um die halbe Familie Sorgen machen zu müssen! Aber keine Sorge, es gibt genügend Frauen, die am Ende vom Ruhm des Sieges betört werden. Wenn du dann im Triumphzug mitläufst, dann stehe ich vorne und rufe ganz laut deinen Namen, damit die suchenden Damen Roms auch wissen werden, nach wem sie fragen müssen.


    Immerhin kommst du durch die Gegend. Dein Bericht hört sich wirklich wundervoll an, am liebsten würde ich sofort meine Reisekoffer packen und euch nachreisen. Ich freue mich schon sehr darauf, wenn du wieder hier bist und von all dem noch mehr erzählen kannst, vor allem von den Märkten. Der Schal ist übrigens wirklich ganz entzückend, ich habe mich rießig darüber gefreut! Er passt ganz wunderbar zu meinem Stil und überhaupt sind all meine Freundinnen ganz neidisch. Entweder ist keiner ihrer Verwandten in der Legio I (dort kommen ja auch nur die Besten hin!) oder sie schreiben keine Briefe, so dass sie nicht nur unglaublich neidisch auf dieses wundervolle Tuch sind, sondern auch darauf, dass mein Neffe so tapfer in der Legio kämpft und trotzdem seine Tante nicht vergisst.


    Mit deinem Centurio kann ich natürlich ohne Namen wenig anfangen, obwohl ich eigentlich kaum Männer aus der Legio I kenne. Allerdings, seitdem ich auf der Hochzeit von Artoria Medeia gewesen bin, bin ich mir da gar nicht mehr so sicher. Deren Mann kenne ich natürlich ein bisschen, wenn du ihn siehst kannst du ihn ja mal von mir grüßen, falls du als einfacher Soldat überhaupt mit Leuten so weit oben in Kontakt kommst. Den ehemaligen Volkstribun, der sein Tribunat ableistet, kenne ich von da auch flüchtig und aus der Entfernung auch den senatorischen, patrizischen Tribun. Dann kenne ich noch einen Patrizier, den Verlobten von Claudia Epicharis, der Lectrix der Acta Diurna. Allerdings habe ich keine Ahnung mehr, was für einen Rang er hat. Falls du weißt, wen ich meine, dann kannst du ihn auch mal von mir grüßen, ein sehr netter Mensch ist das, trotz der Tatsache, dass er Patrizier ist. Ich hab ihn mal auf den Meditrinalia (übrigens auch bei Artoria Medeia) kennen gelernt und mich prächtig mit ihm unterhalten.
    In den letzten Tagen habe ich überhaupt ständig nette Patrizier kennen gelernt, ist das nicht aufregend? Aurelier zwar nur, aber mit guten Zukunftsaussichten. Ich sage dir, solche Leute muss man sich warmhalten, Patrizier flutschen ja nur so durch den Cursus Honorum durch. Und was glaubst du, was das für Vorteile hat, wenn man einen amtierenden Praetor oder Consul kennt und wenn der sich dann auch noch an dich erinnert. Ich glaube überhaupt, die beiden waren ziemlich beeindruckt von meiner Tätigkeit als Auctrix, wobei das ja durchaus auch seine Vorteile hat, diese zu kennen.


    Ah so, ja, nach meinem Senator hast du ja noch gefragt. Germanicus Avarus ist es, vielleicht kennst du seinen Namen, obwohl du dir ja nicht viel aus Politik machst. Er ist der beste Ehemann, den man sich vorstellen kann, denn mal abgesehen davon, dass er Senator ist, ist er auch noch ein unglaublich liebevoller und aufmerksamer Mensch. Ich denke, ich habe doch Glück mit ihm, auf alle Fälle sehr viel mehr als mit irgendeinem alten Legionskumpanen, den mir Meridius ausgesucht, oder einem zittrigen, grauhaarigen Consular, den mir Großtante Drusilla aufgeschwatzt hätte. Gut, so aufregend wie der große Spartakuss ist er natürlich nicht, aber ich bezweifle, dass es an seiner Seite langweilig wird. Du musst wissen, er ist nicht ganz umstritten in seiner politischen Linie, aber was kümmert mich schon die Politik?


    Ich habe dir die beiden letzten Ausgaben der Acta Diurna mit beigelegt, damit du auch den Rest der Welt nicht aus den Augen verlierst. Außerdem habe ich dir noch ein paar Kleinigkeiten dazu gepackt. Satt machen werden sie dich zwar nicht, aber dafür wird die Legion ja schon sorgen. Deswegen habe ich dir extra feine kandierte Früchte, ein paar besonders gute Kekse und einen Beutel voll Nüsse gekauft. Es sollte alles noch essbar bei dir ankommen, ich habe es so gut verpackt wie möglich und im Legionspäckchen Verpacken habe ich immerhin Übung. Außerdem habe ich dir noch einen kleinen Anhänger beigelegt, es ist ein kleines ancilium. Ich hoffe, es wird dir Mars Segen bringen und dich schützen.


    Bitte pass weiter gut auf dich auf! Viele Grüße auch von allen anderen und wenn du Livianus siehst und er dir zuhört, dann grüße ihn bitte auch. Wir sind alle schrecklich stolz auf euch. Mögen Mars und Bellona mit euch ziehen, Roma victrix!


    Lucilla



    Sim-Off:

    Bezahlt.

    "Wir hatten nicht vor bis zum Winter zu warten." gibt sie zu lächelnd bedenken und fragt sich gleichzeitig, wie Meridius auf der einen Seite fort und auf der anderen Seite da sein will. Hätte sie seine Pläne geahnt, vielleicht hätte sie nochmal alles irgendwie verschoben, aber wer kommt schon auf die Idee, dass er die Stadt verlässt wenn die Stadt gerade wieder anfängt zu leben, die Hitze abkühlt und die Politik wieder in Gang kommt?


    "Die Feier wird natürlich zwei Tage lang dauern, so wie es sich gehört. Zeremonie und Feier hier in der Casa, dann der Brautzug und der Einzug in die Casa Germanica. Und am nächsten Morgen das Mahl mit Familie und Freunden. Meine Gästeliste steht schon und ich schätze die von Avarus auch." Nachdenklich nestelt sie an dem bunten Tuch in ihren Händen herum. "Sag mal, fändest du es unangebracht, wenn ich Caecilius Crassus einladen würde? Ich meine, er war damals nicht wirklich begeistert, was ich ja verstehen kann, aber ... er ist immerhin der Praefectus Praetorio und ... naja ... ich meine, wenn er nicht möchte, dann kann er schließlich auch nicht kommen ..."

    Verwunderung spiegelt sich auf Lucillas Gesicht und sie fragt sich, ob Avarus wirklich glaubt, was er da sagt. Ein paar Senatoren mögen ja tatsächlich den Idealen dienen, aber der Rest sonnt sich nach Lucillas Meinung nur in der Sonne der Politik, sorgt für seine eigenen Vorteile und dafür, dass man als Senator finanziell wie gesellschaftlich gut dasteht. Früher einmal hat sie selbst an den Senat geglaubt, aber mit der Zeit hat das Gremium für sie seinen Glanz verloren. Je mehr Senatsberichte sie für die Acta Diurna verfasst hat, je mehr Einblick sie durch Verwandte und Bekannte bekommen hat, desto desillusionierter ist sie geworden. Sollte der Senat ein Gremium der fähigsten Köpfe des Imperium Romanum sein, die sich mit all ihrer Schaffenskraft für das Wohl des Volkes einsetzen, dann hätte es kaum je einen Grund gegeben so fähige Köpfe wie Adria oder Livia aus ihren Reihen hinaus zu ekeln. Und manch anderen Kopf hätte man erst gar nicht hineinberufen dürfen. Stattdessen werden fähige Köpfe ausgebremst und die größten Stümper bekommen ihr Plätzchen nur weil sie den richtigen Männern die Füße küssen.


    Doch Lucilla zuckt nur mit den Schultern und schweigt. Noch ist sie nicht mit Avarus verheiratet. 8)


    "Cousin, Mattiacus ist mein Cousin. Vielleicht könnte ich auch Hungi...ähm...garicus mal um seine Meinung fragen. Zumindest, ob das Vorhaben überhaupt eine reelle Chance hat. Denn wenn einer das beurteilen kann, dann der größte Rechtsgelehrte unserer Zeit, meinst du nicht?"


    Schnell winkt sie dann ab. "Oh nein, nicht noch eine erfahrene Weberin. Danke, wirklich, aber von diesen Schnepfen habe ich schon genug um mich herum." Sie untermalt die Zurechtweisungen je mit passender Grimasse und krächzender Stimme. "'Den Faden fester ziehen!' 'Den Faden lockerer lassen!' 'Das Webschiffchen gerade halten!' 'Das Webschiffchen ein bisschen schräg!' 'Die Spannung ist viel zu locker!' 'Die Spannung ist viel zu straff!' Nein, danke." Sie schüttelt sich. "Ich weiß, du meinst es nur lieb, aber du hast ja keine Ahnung wie furchtbar das ist. Ich werde das schon schaffen." Muss ja am Ende niemand wissen, dass sie das finale Kleid nicht selbst gewebt hat - nichtmal Avarus. :D

    Zitat

    Original von Ambrosius und Appius Aurelius Cotta


    Endlich kommt Ambrosius wieder zurück. Lucilla atmet sichtlich erleichtert auf. "Brosi, da bist du ja, endlich." Die kleine Spitze kann sie sich nicht verkneifen, der Sklave ist und bleibt immerhin ihr Sklave. Natürlich ist er auf der letzen Seefahrt irgendwie frei gewesen, doch da letztlich die römische Weltmacht über die Piraterie mit ihren Gaunern und ehemaligen Sklaven gesiegt hat, so ist auch Ambrosius zurück in Rom wieder ein vollwertiger Besitz. Immerhin ist er freiwillig mit auf die römische Galere. Gut, die alternative war der Tod im Meer, aber trotzdem.


    "Oh, Wein, ja, danke." Sie nimmt den Becher mit einem eher überforderten Lächeln in Empfang. Noch so einen Becher Wein würde sie sicher nicht mehr unbeschadet überstehen. Obwohl Lucilla schon immer frei heraus redet, merkt sie doch, dass der Wein sie noch unüberlegter als sonst daher plaudern lässt. Einen negativen Artikel in der Acta Diurna hat sie zwar kaum zu befürchten, aber für Geschwätz und Gerüchte gibt es in Rom immerhin noch genügend andere Kanäle.


    Mit einem Lächeln stößt Lucilla ihren Becher an den von Aurelius Cotta. "Und auf dein Wohl, Aurelius Cotta!" Sie trinkt ein zaghaftes Schlückchen ab und schaut dann wie zufällig in den dunklen Himmel hinauf, an dem ferne Sterne glitzern. "Puh, ich glaube, es wird so langsam Zeit, den Tag zu beenden." Sie lächelt Cotta an. Den fast vollen Weinbecher würde sie unterwegs irgendwo entsorgen, vielleicht an Ambrosius oder einen der anderen Sklaven. "Ich danke dir sehr für das nette Gespräch, Aurelius. Wenn du kandidierst, dann denk an deinen Lebenslauf." Lucilla grinst wieder etwas hintergründig. "Ich wünsche dir noch eine angenehme Nacht und einen guten Nachhauseweg."
    Wahrscheinlich wird der Aurelier noch eine ganze Weile feiern. Die Männer Roms sind ja doch mehr gewöhnt als Lucilla mit ihrem spärlichen regelmäßigen Weinkonsum.

    Lucilla hat keine Ahnung, wer Caecilius Metellus ist oder weswegen er hier ist. Normalerweise würde sie sich wegen einem ihr Unbekannten, dessen Namen ihr nichteinmal etwas sagt, sich auch nicht so herausputzen, wie sie nun im tablinum erscheint. Allerdings war sie schon mehr oder weniger auf dem Weg zu einer kleinen feinen Gesellschaft als der Besuch gemeldet wurde, daher lässt sich das kaum vermeiden.


    "Salve Caecilius Metellus, ich bin Decima Lucilla. Was kann ich für dich tun?" Sie mustert ihn, ob sie irgendetwas bekanntes an ihm entdeckt, was darauf schließen ließe, dass er mit Crassus verwandt ist. Denn Crassus Anblick kannte sie einst sehr genau, so dass ihr sicherlich auch kleine Ähnlichkeiten auffallen würden.