Beiträge von Decima Lucilla

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    Original von Sergia Plotina


    "Das ist ja wirklich zum aus der Haut fahren da unten! Man könnte fast meinen, diese Männer wollen nichtmal versuchen weiter zu leben. Das ist ja überhaupt immer so eine Sache mit diesen Frischlingen. Gerade bei großen Spielen sollte man da besser auf erfahrene Kämpfer setzen, die wissen, wie sie das Publikum begeistern können. Denn nur, wer das Publikum begeistern kann, der gewinnt es für sich, und nur wer es für sich gewinnt, der kann die Freiheit gewinnen. Viele Gladiatoren kämpfen aber selbst dann noch. Spartacus war so einer ..." Lucilla seufzt und ihr Gesicht nimmt einen ganz verklärten Ausdruck an. "Lustig nicht wahr, dass es ein Gladiator mit einem Namen der uns Römer eigentlich eher zum Fürchten bringt, doch so weit schaffen kann. Aber er war einfach ... hach ... was für ein Mann! Ob er wohl jemals wiederkommen wird? Ich fürchte nicht, wahrscheinlich macht er sich mittlerweile in Achaia doch ein schönes Leben mit all dem gewonnenen Geld."


    Vor lauter Spartakuss hat Lucilla fast vergessen, was sie eigentlich sagen wollte. Aber als sie Plotina ansieht, fällt es ihr wieder ein. "Du solltest dich nicht immer so in den Schatten stellen. Vor allem nicht in meinen, dazu ist er nämlich nicht groß genug. Eigentlich ist er eher so ein schmaler Strich, weißt du? Geographie ist so ziemlich das einzige Wissensgebiet, auf dem ich Punkten kann und das auch nur wegen meiner Arbeit. Gut, vom Lektorat verstehe ich auch ein bisschen, aber dann hört es auch schon auf. Ich habe nie eine umfassende Bildung genossen. Trotz der Tatsache, dass mein Bruder und meine Cousins es weit geschafft haben, stammen wir doch aus einer einfachen Familie, wir haben eher die praktischen Dinge des Lebens gelernt. Ich wette, da hast du mir einiges voraus."


    Ein bestätigendes Nicken folgt. "Ja, unsere Truppen werden die Parther ganz sicher in ihre Schranken verweisen können. Das tun sie immer. Und immer kommen so viele nicht zurück." Sie senkt kurz den Blick und nestelt an ihrem farbenfrohen Kleid herum. "Ich hasse den Krieg," flüstert sie leise und denkt wieder an Livianus.


    Dann aber schaut sie auf und zwingt sich zu einem Lächeln. "Mein Cousin kommt ganz bestimmt zurück. Er ist Legatus Legionis, in dieser Position sind sie aus dem Gröbsten raus. Das ist wie bei kleinen Kindern, die erst einmal die ersten Wochen überstanden haben. Am schlimmsten ist es, wenn sie Legionäre sind oder Centurionen." Natürlich ist das nicht ganz wahr, aber die Sorge ist dann tatsächlich am Größten. Doch Lucilla lächelt noch etwas mehr und schaut in die Arena, vielleicht bietet sich dort doch noch etwas mehr Ablenkung.

    Plautius, Medeia, Aristides, Epicharis, Aelia, Livianus und Lucilla


    Ein Hin und Her ist das, ein Begrüßen und Vorstellen, und Lucilla ist nur froh, dass sie eh doch schon die Hälfte der Anwesenden kennt, denn sonst hätte sie bestimmt schon wieder alle Namen vergessen. Endlich lernt sie dann auch den Bräutigam kennen, von Matinius Plautius hat sie noch überhaupt nie irgendwas gehört, was ihr ein wenig merkwürdig vorkommt, denn wenn er Medeia heiratet, denn dann muss er wenigstens ein bisschen wichtig sein. Allerdings ist Medeia wahrscheinlich auch der Grund, warum sie noch nichts von ihm gehört hat, denn Lucilla kennt das ja selbst, dass man seinen Verlobten lieber aus der Acta Diurna heraushalten will, auch wenn das mit einem Senator nicht ganz so einfach ist und man natürlich andererseits als Redaktionsleitung auch die ein oder andere Information zum Positiven einstreuen kann. Dass dieser Matinius irgendwie entfernt mit den Matiniern aus Tarraco verwandt sein könnte, daran denkt Lucilla erstmal nicht. Matinius ist immerhin ein häufiger Name und was sollte ein Spanier schon in Italia machen?


    "Salve, Medeia, salve Plautius. Ich wünsch euch alles, alles Gute zu eurer Hochzeit. Mögen die guten Göttinnen immer wohlwollend ihre Hände über euch halten!" Auf ihre eigene Hochzeit angesprochen grinst Lucilla und winkt lachend ab. "Du weißt doch, Medeia, wie schwer es ist über unverfänglichen Klatsch zu schreiben. So lange das Thema noch dermaßen heiß ist und sich das halbe Imperium dafür interessiert, wann es endlich soweit ist, solange kann ich als Auctrix diesem Klatsch schlecht die Grundlage entziehen. Wenn es den Leuten dann langweilig wird, dann gehen wir dem mit einer großen Hochzeit entgegen und bieten so nochmal Anlass zu einem Artikel. Na und für hinter, da werde ich mir noch etwas einfallen lassen."


    Ihr Geschenk hält Lucilla natürlich zurück. Denn traditionell werden Geschenke erst am nächsten Tag nach der Hochzeitsnacht verteilt. Deswegen wendet sie sich nun doch an Plautius, ihre Neugier obsiegt - natürlich. "Sag, Matinius Plautius, bist du entfernt mit den Matiniern aus Tarraco verwandt?"


    Hiermit wird Sergia Plotina als neue Subauctrix in die Redaktion der Acta Diurna aufgenommen. Sie hat die letzten Ausgaben bereits durch mehrere Artikel bereichert und wird sich künftig mit verschiedenen Themengebieten befassen.


    Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und die kommenden Artikel.


    Die Redaktionsleitung

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    Original von Marcus Decimus Livianus


    Lucillas gesamte Aufmerksamkeit wird mit einem Mal von allem anderen abgezogen, als Livianus neben ihr auftaucht. "Livianus!" ruft sie erfreut, kann sich aber gerade noch zurückhalten, ihm nicht völlig undamenhaft um den Hals zu fallen, wie sie das sonst eigentlich tut. Eine Umarmung zur Begrüßung muss aber natürlich trotzdem sein.


    "Wie schön, dich zu sehen. Eigentlich wollte ich schon viel früher da sein und noch vor der Hochzeit bei dir vorbeikommen, aber du weißt ja wie das immer alles ist." Natürlich weiß Lucilla, dass Livianus wahrscheinlich selbst keine Ahnung hat, wie das immer alles ist, denn welcher Mann hat schon so einen Aufwand und Probleme mit seinen Haaren wie eine Frau? Aber er ist ja mit genügend Frauen um sich herum aufgewachsen, war zudem selbst schon verheiratet - etwas wehmütig denkt Lucilla an Aemilias herrliche Lockenpracht, die sicherlich nicht einfach zu bändigen war und wirft einen kurzen Blick auf Aelias Frisur - und hatte daher mit Frauen und ihren Problemen der Pünktlichkeit so seine Erfahrung.


    Als sie sich wieder von Livianus gelöst hat und zurück tritt, schüttelt sie etwas tadelnd den Kopf. "Aber von meiner Hochzeit habe ich doch gar nicht gesprochen, mein Lieblingscousin. Du weißt doch, was für ein Aufwand das alles ist, die ganze Organisation, die Einladungen, das Essen vorbereiten lassen, hinterher alles wieder in Ordnung bringen. Ach nein, da gehe ich lieber bei anderen Leuten feiern und hinterher ohne Mühe und Sorgen wieder nach Hause." Sie grinst schelmisch. "Aber falls ich doch irgendwann heirate, dann bist du der erste, der eingeladen ist, da kannst du dir sicher sein. Oh, von wegen nach Hause gehen, ich hatte gehofft, ich müsste morgen nicht gleich wieder nach Hause reisen, sondern könnte noch ein wenig hier bleiben. Du weißt schon wegen ... also ... wenn du hier keinen Platz hast, dann kann ich mir auch eine Bleibe in Mantua suchen, ich habe kein Problem in der Mansio des Cursus Publicus zu nächtigen."

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    Original von Sergia Plotina


    Die Unterhaltung stockt tatsächlich für einige Augenblicke, als der dickliche Germane sein doch plötzlich recht schnelles Ende findet. "Oh." entfährt es Lucilla traurig, denn sie hatte gehofft, dass die Wette etwas länger laufen würde. "Wie schade, na hoffentlich hält es wenigstens Calvitius etwas länger aus. Was natürlich nicht verwunderlich wäre, so unentschlossen, wie er da herumsteht. Noch ist die Wette ja nicht gewonnen." Kopfschüttelnd ruft Lucilla hinab in die blutige Arena: "Calvitius, beweg dich endlich!"


    Der Gedanke an etwas zu Essen lässt schließlich auch Lucilla wieder ihre Aufmerksamkeit von den blutigen Fleischresten in der Arena abschweifen. Über die Hühner hat sie tatsächlich auch etwas Hunger bekommen. "Etwas zu Essen wäre jetzt wunderbar, da sage ich nicht nein. Ambrosius, geh und schau, was du findest. Vielleicht Hendlschenkeln oder Fladenbrote mit Würsten, ja? Du machst das schon." Schwierigkeiten wird der Sklave damit kaum haben, denn wie üblich bei Spielen ist das Amphitheater umringt von allerlei Essens-Ständen, mobilen Garküchen und Händlern mit ihren Bauchläden voll Süßkram, Naschereien und anderen Kleinigkeiten. Brot und Spiele lautet das Motto, doch obwohl das Brot kostenlos verteilt wird und die Praetoren sich so sicher den ein oder anderen Sympathiepunkt verdienen, machen den wahren Gewinn hier andere.


    Als sich Plotina so rasch abwendet blickt Lucilla verwundert in die Arena um zu sehen, was diese Reaktion ausgelöst haben könnte. Da der arme Crassus gerade von der Raubkatze zerrissen wird, glaubt sie den Anlass schon gefunden zu haben. Diese Details sind einfach nicht jedermanns oder jederfraus Sache und Lucilla kann das schon nachvollziehen. "Edessa," überlegt sie Laut vor sich hin und zuckt dann lächelnd mit den Schultern. "Mit dem Finger auf der Landkarte war ich schon im ganzen Imperium. Das ist noch so ein Vorteil, wenn man beim Cursus Publicus arbeitet. Allerdings hören diese Karten leider schlagartig an den Grenzen des Imperium Romanum auf. Es sind zwar Kopien von militärischen Karten, aber eben für den Cursus Publicus eingeschränkt. Daher muss ich gestehen, dass ich überhaupt keine Vorstellung habe, wie weit Edessa von den imperialen Grenzen weg liegt." Ihr Lachen wird wieder fröhlicher. "Aber dass ich überhaupt schon weiß, in welcher Richtung es liegt, ist ja immerhin auch etwas, was nicht jeder Römer von sich behaupten kann."


    Dann wird ihre Stimme etwas ernster und auch ein wenig leiser. "Auch wenn du wahrscheinlich nicht unbedingt versiert bis in solchen militärischen Dingen, glaubst du, unsere Soldaten werden es sehr schwer haben?" Dass die Soldaten des Imperium am Ende den Sieg davontragen werden, daran besteht für Lucilla kein Zweifel. Daran besteht in keinem Kampf und Krieg überhaupt je Zweifel. Aber darum geht es auch nicht, nicht für Lucilla. Für sie geht es um Verwandte und Freunde, die nicht mehr wieder kommen, und diese gibt es immer, egal ob Sieg oder Niederlage.


    Um die bedrückenden Gedanken wieder etwas bei Seite zu schieben, lächelt sie dann aber doch wieder. "Wenn du einen Einkaufsmarathon über die Mercatus als Sport anerkennst, dann mag ich es, ja. Ansonsten mag ich in den Thermen am liebsten die Massagen und zum Schwimmen komme ich meist kaum, da sich immer irgendwer für ein Gespräch findet. Aber wenn sich die Möglichkeit bietet, dann bin ich auch Ballspielen und ähnlichem nicht abgeneigt."

    Wie immer bei solchen Angelegenheiten geht plötzlich alles ganz schnell. Noch eben lacht Lucilla ihr offenes, fröhliches Lachen über Aristides wunderbar erfrischende Antworten, da steht schon die Auctrix P.P.A. neben ihr. Anscheinend hat Medeia tatsächlich die ganze Redaktion eingeladen. "Aelia, Salve! Wie lange bist du schon in Mantua? Sowas, dass wir uns gar nicht begegnet sind auf der Reise von Rom. Na, ich war aber auch wirklich spät dran. Kennst du schon Claudia Epicharis, unsere neue Lectrix?" Lucilla deutet auf Epicharis, dann wieder auf Aelia. "Aelia ist die Auctrix P.P.A." Da sie dann schon dabei ist, geht es gleich weiter mit der Begrüßungsrunde, denn plötzlich ist Lucilla diejenige, die alle zu kennen scheint. "Und das hier ist Flavius Aristides, er ist Soldat der Legio I, um genau zu sein ..." Ein schneller Blick auf die Rüstung zeigt Lucilla den Rang, denn mit den Rängen kennt sie sich bei ihrer Familie zwangsläufig aus. "... ist er Centurio." Darüber, woher sie ihn kennt, schweigt sie sich erst einmal aus, denn Epicharis hängt fast ein wenig zu aufdringlich auf ihm. Hatte Lucilla nicht neulich auch irgendwoher aufgeschnappt, dass Epicharis sich vor kurzem noch mit einem Flavius verlobt hatte? Sollte das dieser sein? Nein, irgendwie passt das ja gar nicht zusammen, aber sie würde es sicher noch im Lauf des Abends herausfinden.


    Eigentlich ist Lucilla schon dabei, es herauszufinden, da beginnt die Zeremonie. Die Gäste wenden ihren Blick nach vorne und voller Staunen und Entzücken verfolgt Lucilla die Eheschließung. Bis der Priester verkündet, dass die Götter der Verbindung gewogen sind, schafft sie es, dann muss sie zum ersten mal schniefen. Als sich das Brautpaar dann das Gaius und Gaia-Versprechen gibt, greift Lucilla dankbar nach dem von Ambrosius gehaltenen Taschentuch. "Bona Dea, ist das romantisch," flüstert sie leise ergriffen.


    Noch einmal steigt die Spannung, als das Schwein geopfert wird, dann endlich ist es amtlich: Medeia und Plautius sind offiziell verheiratet. "Feliciter! Feliciter!" ruft Lucilla laut und begeistert mit den anderen Gästen und schaut mit leuchtenden Augen zu Aelia, Epicharis und Aristides. "Hach, ist das nicht schön? Von Hochzeiten kann ich gar nicht genug kriegen."

    Als ihr Name, gleich nach dem von Venus, neben ihr fällt, dreht sich Lucilla erstaunt zur Seite. Augenblicklich steigt ihr auf das Kompliment hin die Röte in die Wangen, zum Glück ist ihr Cousin noch nicht in der Nähe. "Oh, salve, Flavius Aristides." Es ist nicht so, dass Lucilla seine Anwesenheit erstaunt, immerhin ist er Soldat der Legio I, aber trotzdem hat sie nicht erwartet, ihn hier zu treffen, einfach aus dem Grund, weil sie den Flavier schon fast vergessen hatte. Zwar sind ihr die Vinalia rustica noch gut in Erinnerung, weil es wirklich ein angenehmer Abend und ein rundum gelungenes Fest gewesen war, aber da Lucilla ständig mit irgendwelchen Leuten nette Gespräche führt, merkt sie sich nicht wirklich alle. Doch nun, da er sie wieder mit der Göttin vergleicht, dämmert ihr die letzte Begegnung wieder herauf.


    "Venus ist auf allen Hochzeiten anwesend, da wird diese keine Ausnahme sein. Ich habe sie allerdings noch nicht gesehen," antwortet sie noch immer etwas verlegen lächelnd, als Epicharis, die neue Lectrix der Acta Diurna neben den Soldaten tritt. "Epicharis, so eine Freude!" strahlt Lucilla ehrlich erfreut, nicht nur darüber, dass nicht nur Soldaten anwesend sind. "Hat Medeia also die ganze Redaktion eingeladen? Oder kennst du sie schon länger? Oh, du siehst aber auch ganz hinreißend aus, ist das ein Kleid von Armanicus? Ich habe die Tage auf den Mercatus erst gesehen, dass er nun endlich seine Sommerkollektion herausgebracht hat. Und das Warten hat sich wirklich gelohnt, bei ihm stimmt der Spruch 'was lange währt wird endlich gut' tatsächlich. Eigentlich wollte ich auch zugreifen, aber dann habe ich dieses Kleid von Versaccus gefunden, ich liebe seine luftigen Kreationen, da musste ich einfach zugreifen. Zum Glück habe ich das dann auch gemacht, obwohl ich noch gar nichts von dieser Hochzeit wusste. Ich bin völlig überhastet aus Rom aufgebrochen, um es noch rechtzeitig zu schaffen. Aber eine Hochzeit kann ich mir einfach nicht entgehen lassen, vor allem war ich noch nie auf so einer 'Spontanhochzeit'. Vielleicht sollte ich meinen Verlobten doch auch in den Krieg schicken, dann würde das mit unserer Hochzeit auch noch etwas werden." Sie lacht fröhlich über ihren Scherz, obwohl sie genau weiß, dass sie Avarus niemals in den Krieg schicken würde.


    "Außerdem werde ich die Zeit nutzen und meinem Cousin Livianus ein wenig auf die Nerven fallen. So ist das als Decima, man muss ständig seine Verwandtschaft ertragen." Sie grinst ein wenig verlegen. "Kennst du den Bräutigam, Aristides? Ist er ein netter Mann? Ich kann mir kaum vorstellen, dass Medeia einen Mann heiratet, der nicht nett ist."

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    Original von Sergia Plotina


    Lucilla schaut ganz entzückt drein. "Oh ja, ich liebe Hühner! Diese putzigen kleinen Schnäbel und ja, die Füße sind eine herrliche Laune der Natur. Aber am besten ist die saftige goldbraune Haut, wenn sie über einem Feuer gebraten sind. Ich besitze zwei Hühnerhöfe und wenn du die besten Hendln in Rom probieren willst, dann geh zu einer der Bratküchen von Kaeso Fufidius Camelius, man erkennt sie an den KFC auf den Schildern, oder zur römischen Niederlassung von Silva Vindobonae, das betreiben zwei Brüder, deren Familie seit einiger Zeit von einem kleinen Dorf aus Noricum die Welt mit Hendlbrätereien überzieht. Meine Höfe beliefern beide mit gallischen Hühnern, das sind sowieso die Besten. Das Fleisch ist sowas von saftig und die Eier, die diese Biester legen sind so groß wie eine Kinderfaust. Der Geruch hält sich zum Glück in Grenzen, dadurch dass die Hühner auf dem Hof frei herumlaufen und ihr ...," sie kichert verlegen, "... na du weißt schon über das Gelände verteilen. Bei den Pferden muss ich dir da ganz recht geben, ich weiß überhaupt nicht, wie man freiwillig in einem Pferdestall bleiben kann. Meine Brüder waren immer ganz heiß darauf, die Pferde zu striegeln und dann auf ihnen reiten zu dürfen." Unverständnis macht sich auf Lucillas Gesicht breit und sie zuckt mit den Schultern. "Decima ... wenn ich nicht ganz sicher wäre, dass es nicht so ist, würde ich mich manchmal fragen, ob ich nicht in diese Familie adoptiert bin." Nun grinst sie wieder, bevor sie noch einen Schluck trinkt.


    "Also wenn mal wieder Wagenrennen sind, dann musst du aber mal unbedingt da mal hin, wenn du wirklich noch nie auf Rennen warst. Mindestens einmal musst du sie schließlich sehen, damit du entscheiden kannst, ob du sie magst oder nicht. Die Factiones sind schon noch ein bisschen politisch, aber nicht mehr so sehr wie früher. Die Reichen und Neureichen sammeln sich bei den Blauen, die Grünen haben die Volksmasse auf ihrer Seite, die Gelben sind in Hispania sehr populär, die Lilanen stehen irgendwo dazwischen, in der Roten sind viele Soldaten und die Weißen sind recht unattraktiv, weil sie so schlechte Fahrer haben. Aber im Prinzip kann fast jeder überall Mitglied werden, soweit ich weiß. Man schwenkt dann eben diese oder jene Fahne, die einen, weil sie zu den Gewinnern wollen, bei den anderen ist es aus Überzeugung. Mein Verlobter zum Beispiel würde niemals zu den Grünen oder Lilanen gehen, obwohl die Blauen nie gewinnen und immer nur zweite Plätze einfahren." Beiläufig bemerkt Lucilla die Stirnfalten auf Plotinas Stirn. Zum Glück ist sie noch so jung, denn Stirnfalten bleiben ganz schnell im Gesicht hängen. Lucilla selbst bemüht sich immer, diesen Reflex zu unterdrücken, denn sie ist bedauerlicherweise langsam in dem Alter, in dem man anfangen muss auf so etwas zu achten und wenn Ambrosius schon nur kleine Sorgenfalten in ihrem Gesicht sieht, dann wird er schon immer ganz nervös.


    In Plotinas ansteckendes Lachen einfallend winkt Lucilla dann ab. "Wahrscheinlich würden meine Brüder und Cousins doch nichts erzählen. Sie wissen genau, dass sie sonst mit mir Ärger bekommen, und das will von ihnen keiner herausfordern." Sie denkt kurz nach, doch der Name von Plotinas Cousin sagt Lucilla nichts, was zumindest bedeutet, dass er noch nicht des öfteren in der Acta Diurna stand.


    "Herrje, das hört sich aber nach einer merkwürdigen Kindheit an." Als sie sich ihrer Worte bewusst wird, errötet Lucilla etwas. "Oh, entschuldige. Ich wollte nicht sagen ... also ... naja, es ist nur etwas ungewöhnlich, wenn ein junges Mädchen nicht im Kreis irgendwelcher Frauen aufwächst, sei es ihrer Familie oder in einem befreundeten Haushalt." Weiter will Lucilla jedoch nicht drängen, denn abgesehen davon, dass eine traurige Geschichte kaum an diesen Ort passt, will sie Plotina auch nicht zu nahe treten. Daher nimmt sie den Themenwechsel nach Parthien gerne auf, auch wenn Parthien in diesen Tagen auch nicht unbedingt zu freudigen Assotiationen führt.


    "Dann bist du aber auch schon recht weit rumgekommen. Wie ist Parthien so? Sind die Menschen tatsächlich so wild?"

    "Bona Dea! Bin ich aufgeregt!" Eilig eilt Lucilla in das Praetorium hinein. Auf dem Weg ist sie mehr als einmal recht rot geworden, denn dass eine Dame in festlicher Garderobe ihr Kleid rafft und durch das Lager eilt, scheint man hier nicht allzu oft zu sehen. Irgendwie hat sie auch das Gefühl, dass das alles hätte anders laufen können, sollen, müssen, doch irgendwie ist und bleibt sie eben doch ein Landei aus der Provinz und in der Provinz geht man eben überall zu Fuß hin. Zumindest dann, wenn man sich freiwillig auf kein Pferd setzt. In Rom könnte man sich natürlich überall mit einer Sänfte hin transportieren lassen, aber trotz allem findet Lucilla das immer etwas albern und außerdem völlig langweilig und meist dauert dann alles noch viel länger, weil die Sänften nicht durch das Gedränge kommen. Und mit einer Sänfte durch das Lager der Legio I getragen zu werden, das wäre Lucilla noch alberner vorgekommen, als mit gerafftem Kleid zu Fuß zu eilen.


    Außerdem ist es nun sowieso egal, denn sie hat das Praetorium auch so erreicht - wenn auch nicht ohne Verluste, denn ihre Sandalen sind mit einer hässlichen Schicht Staub überzogen. "Schnell, Ambrosius, geh nochmal mit dem Lappen über das Leder." Sie wartet kaum, bis der Sklave über ihre Schuhe gewischt hat, sondern strebt schon in das Gebäude hinein. Sie ist schon äußerst gespannt auf den Verlobten von Medeia. Ein Praefectus ist ja nicht schlecht, aber Lucilla wollte trotzdem keinen Soldaten heiraten. Nach der Hochzeit zieht er dann in den Krieg und wer weiß, ob er wieder zurück kommt. Diese Hochzeit ist also einerseits so völlig romantisch und gleichzeitig so völlig tragisch. "Hast du genügend Taschentücher, Ambrosius? Wo ist denn Medeia? Siehst du Livianus irgendwo? Ah, da hinten sind ja alle."


    Ein wenig konfus tritt Lucilla in den Kreis der Gäste. Eine Menge Soldaten sind da, zumindest sehen sie alle aus wie Soldaten. In einem Legionslager natürlich nicht unbedingt verwunderlich, aber für den Anlass doch irgendwie irritierend. Daneben sind kaum Frauen anwesend. So sticht Lucilla in ihrem mondänen Kleid aus edlem, dunkellilanen Stoff mit goldenen Stickereien, dazu goldener Schnürung und einer passend Sonnen-goldenen Palla vielleicht doch ein wenig aus den übrigen Gästen heraus. Allerdings macht ihr das recht wenig, denn das hat sie noch nie gestört. "Salvete," grüßt sie in die Runde und schaut, ob sie nicht doch irgendwen von den Anwesenden kennt. Ein Paar kommt ihr zumindest ein wenig bekannt vor, zumindest der Mann, vielleicht ein Politiker. Der Name will ihr aber nicht einfallen, Politiker gehen und kommen so oft, dass sie sich kaum Namen und Gesichter merkt, vor allem, da sie meist eh nur die Namen für die Arbeit in der Acta Diurna kennt.

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    Original von Camillus Matinius Plautius


    Ein Wagen rumpelt den Weg entlang und hält auf das Tor der Legio I zu. Fast sieht es so aus, als wollte er nicht anhalten und direkt an den Wachen vorbei unbeirrt ins Innere des Lagers vorstoßen, doch ein lautes, hohes "Haaaaaaalt!" aus dem Inneren bringt den Kutscher dazu, die Pferde eilig zu zügeln und sie zum Stehen zu bringen.


    Ein Sklave stolpert mehr aus dem Gefährt, als er aussteigt, denn es ist unübersehbar, dass er von Innen heraus einne Schubs bekommen hat. Dann entsteigt eine Dame mit energischem Schritt der Kutsche und betastet die Frisur. "Wenn meine Frisur hinüber ist, kannst du etwas erleben!" schimpft sie zu dem Kutscher hoch. "Ich habe dir doch gesagt, dass du nicht in das Lager hineinfahren darfs! Warst du noch noch nie beim Militär? Herrje, also wirklich." So ganz stimmt das natürlich nicht, aber seit ihrer ersten Begegnung mit Soldaten der Legio I ist Lucilla vorsichtig. Außerdem braucht der Wagen auch vorerst nicht mit in das Lager hinein, wenn sie in Livianus Behausung bleiben würde, kann er immer noch nachkommen.


    Verärgert blickt Lucilla auf ihre Füße. "Puh, ist das hier ein Staub. Da hätte ich gleich die graubraunen Sandalen anziehen können. Furchtbar, diese ländliche Idylle. Komm, Ambrosius." Sie tritt zu den Soldaten am Tor. "Decima Lucilla, Cousine des Legatus Legionis Decimus Livianus, Schwester des Senator Decimus Meridius, Verlobte des Senator Germanicus Avarus, Auctrix der Acta Diurna und geladener Gast auf der Hochzeit des Praefectus Matinius und der Artoria Medeia. Ich bin spät dran, daher möchte ich hoffen, dass das hier nicht allzu lange dauert, denn sonst wird mein Cousin Livianus sicher verärgert sein, er mag es gar nicht, wenn seine Verwandtschaft zu spät kommt. Ach, und könnt ihr mir sagen, wo ich überhaupt hin muss zur Hochzeit? Ich wäre euch sehr verbunden, denn ich bin spät dran."


    Dass sie spät dran ist, das ist nicht Lucillas Schuld, sondern die ihrer Haare. Nach der Reise sind sie ganz filzig gewesen und hatten ersteinmal eine Wäsche, dann eine Kur, noch eine Kur und schließlich viel Pflege gebraucht, um einigermaßen tauglich auszusehen. Und das alles in diesen provinziellen Thermen. Danach wollte Lucilla Ambrosius natürlich auch nicht hetzen, als er die Strähnen kunstvoll um ihren Kopf drapiert und mit kleinen goldenen Herzen geschmückt hat, denn wenn man Ambrosius hetzt, dan wird er nur quengelig und die Frisur wird gar nichts mehr.


    Da die Soldaten aber zum Glück die Order haben, die Gäste ohne weiteres durch zu lassen, dauert es tatsächlich nicht lange, bis Lucilla die staubige Straße entlang weiter zum Prätorium gehen kann. :]

    Obwohl Lucilla nichts zu tun hat, so hat sie doch ständig irgend etwas zu tun und eigentlich nie Zeit. Die Einladung zur Hochzeit der Subauctrix Artoria Medeia erreicht sie daher erst am Abend, als Lucilla nach einem anstrengenden Tag auf den Mercatus nach Hause kommt und ihr Cubiculum aufsucht.


    "Ach du meine Güte, eine Hochzeit! Herrlich! Artoria Medeia? Ach wie schön! Das ist ja schon ... oh, das ist aber schon bald. Herrje, in Mantua? Da müssen wir ja schon ... schon ... ach du jeh, schon morgen aufbrechen! Ambrosius! Ambrosius! Wo steckt er nur? Geh, Lila, und suche Ambrosius, er soll eine Reisekiste packen. Wir reisen morgen früh nach Mantua. Diese Hochzeit bietet ja einen wunderbaren Anlass, Livianus zu besuchen, er lässt sich ja wieder nicht blicken und ich wette er hat noch keinen Gedanken daran verschwendet, dass wir uns vielleicht Sorgen machen, weil er in den Krieg zieht. Das ist ganz typisch für meine Verwandtschaft, aber so leicht wird er es nicht haben. Nur gut, dass ich heute zufällig auf den Mercatus war und mir dieses schicke neue Kleid gekauft habe, in Mantua kann man nämlich nicht wirklich gut einkaufen. Hach, ist das aufregend, ich bin schon so lange nirgendwo mehr hingereist, nur schade, dass Avarus nicht da ist. Oh, und Lila, sorg dafür dass morgen ein paar Männer bereit stehen. Vier vielleicht, oder doch besser sechs." Sie zögert. "Nein, besser acht. Acht sind gut. Und sag meinem Bruder Bescheid, wo ich bin und dass er sich keine Sorgen zu machen braucht, ja? Vor zwei Wochen braucht er mich aber nicht zurück erwarten, wenn bei Livianus kein Platz ist, werde ich in Mantua direkt nächtigen. Nur wegen einem Tag fahre ich schließlich nicht bis da hoch."


    So viel ist noch zu erledigen, und trotzdem ist am nächsten Tag alles zur Abreise bereit. Zwar ist die kleine Reisegruppe für eine Reisegesellschaft der Decima Lucilla etwas außergewöhnlich, denn statt vieler Reisekisten hat sie nur eine einzige Kiste dabei, dafür aber um so mehr starke Sklaven - doch Lucilla hat aus ihren Erfahrungen gelernt, denn auf der letzten Reise ist ihr sowieso das ganze schöne Gepäck abhanden gekommen und das wäre vielleicht nicht passiert, wenn sie mehr starke Männer dabei gehabt hätte. Ambrosius ist natürlich auch mit von der Partie, denn ihrem Liebling ist Mercurius hold und solange er bei ihr wäre, würde der Gott der Reisenden sicherlich auch in ihrem Wagen mitfahren.

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    Original von Sergia Plotina


    "Hihi." Lucilla formt wieder einen Trichter mit den Händen und ruft in die Arena. "So ist es richtig, Crassus! Das Schwert in die Katze rein!" Grinsend schaut sie Plotina an. "So ein bisschen muss man sie alle anschubsen, da machen die Sklaven keinen Unterschied."


    Endlich kommt Ambrosius mit den Getränken. Lucilla hebt den einfachen Tonbecher und prostet Plotina noch immer breit grinsend zu. "Auf Crassus und Clavitius! Und wenn sie es nicht wert sind, dann wetten wir später halt auf andere, das ist ja das schöne daran." Von ihrer Erfrischung trinkt Lucilla erstmal nur einen kleinen Schluck, dann während des Redens schluckt es sich so schwer.


    "Es ist nicht so, dass mir Wagenrennen nicht so gut gefallen, aber ich finde sie ein bisschen langweilig. Außer, wenn es spektakuläre Zusammenstöße gibt, aber dann ist man so abhängig von seinem Platz, am Ende sieht man überhaupt nichts. Mein Verlobter ist in der Factio Veneta, vielleicht gehe ich auch hinein, wenn wir verheiratet sind, aber dann eh nur wegen ihm. Das ist mir alles viel zu technisch, auf was es da nicht alles ankommt. Die Wägen sind ja längst keine einfachen Streitwägen mehr, die werden ja dermaßen aufgerüstet, da komme ich nicht mehr mit. Ein großer Reiz scheint auch das mit dem Züchten der Pferde zu sein, und, und, und. Früher war ich bei den Gelben, aber nur wegen meiner Familie. Wir Decima sind seit jeher Pferdezüchter, daher kommen viele Rennpferde der Aurata aus unserer Zucht. Aber um ehrlich zu sein, ich konnte auch Pferden noch nie viel abgewinnen, weder um auf ihnen zu reiten, noch um sie zu züchten. Hühner sind mir da viel lieber." Und vor allem sind die nicht so groß.


    "Sogar beim Reisen kann man die Pferde perfekt umgehen. Ein Glück, dass es sich eh nicht schickt für eine Frau auf einem Pferd zu reiten, aber gerade bei den Inspektionsreisen des Cursus Publicus wäre es eigentlich viel praktischer, da diese ja mehr oder weniger schnell gehen sollen. Doch ich habe es immer durchgesetzt, dass eine Wagen gefahren ist. In Africa ist Avarus sogar auf einem Kamel geritten, aber - Bona Dea! - bevor man mich auf so etwas sehen wird, werde ich wohl eher das Mare Internum durchschwimmen! Mit dem Reisen habe ich übrigens noch gar nicht so lange angefangen. Vor meiner Zeit beim Cursus Publicus bin ich über Tarraco und Rom und die Seestrecke dazwischen eigentlich fast nicht hinaus gekommen. Aber dann kam die Inspektionsreise durch Hispania und dann später durch die Südprovinzen. Dabei habe ich gemerkt, dass mir das wirklich unglaublich viel Freude bereitet. Es gibt ja so viel zu sehen im Imperium Romanum, das hätte ich gar nicht gedacht, und egal, was die Gerüchte behaupten, die Menschen sind überall, wo man hinkommt sehr freundlich. Schlimm ist nur, dass man sich hinterher überhaupt nicht mehr entscheiden kann, wo es am schönsten war! Obwohl, eigentlich geht nichts über Rom, das steht fest."


    Nun trinkt Lucilla doch noch einen großen Schluck, das viele Reden macht dann doch durstig. "Also perfekt bin ich lange nicht, wie kommst du nur auf so einen Gedanken? Da solltest du mal meine Brüder und Cousins hören, die könnten dir Geschichten erzählen ... Aber perfekt braucht man auch nicht sein, perfekt ist doch völlig uninteressant. Die kleinen Schwächen sind es doch, die einen Menschen liebenswert machen. Aber nun erzähl das doch mal genauer, du kommt also aus Ägypten? Bist du dort geboren? Wo hast du da gelebt und was hat dich denn nach Rom verschlagen"


    Die LXXVI. Ausgabe der Acta Diurna ist soeben erschienen. Wir wünschen unseren Lesern viel Freude und Information mit dieser Jubiläums-Ausgabe.


    Die Redaktion.



    Die Themen dieser Ausgabe:
    - Gewinner des Jubiläumsgewinnspiesl
    - Wahlen des Cursus Honorum
    - Neues aus der Curia Iulia
    - Feiertagsfeierlichkeiten in Rom
    - Militärische Nachrichten
    - Spiele in Rom
    - Interview aus Germania
    - Sturm auf Corduba
    - uvm.

    Von Stier zu Stier, das sag ich dir,
    mit 26 ist man noch lang kein altes Tier.
    Als Opfer-Stier für Mars tät man vielleicht nicht passen,
    doch wer will sich vor 30 schon opfern lassen?
    Drum genieße den heutigen und die kommenden 365 Tage,
    denn mit 26 Jahren lässt es sich leben, das ist keine Frage!


    Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und alles Gute! :D

    Zitat

    Original von Claudia Epicharis
    "Oh, ich mache mir keine Gedanken um das Imperium hinsichtlich der Gehälter. Vielmehr ist es die Sorge, dass mein Vater einen Verdienst missbilligen könnte. Wenn du gestattest, würde ich zuerst mit ihm sprechen und dir das Ergebnis dieses Gesprächs dann mitteilen."


    "Aber natürlich!" beeilt sich Lucilla. "Du solltest deinen Vater auf keinen Fall übergehen." Sie grinst etwas hintergründig. "Mir reichen schon die verärgerten Leser, die hier manchmal reinstürmen, da kann ich auf die aufgebrachten Väter der Mitarbeiter verzichten."


    Zitat

    Original von Claudia Epicharis
    "Ich habe Zeit, ja. Die Einstellung kommt etwas plötzlich, ich hoffe doch, ich verdränge niemanden von seinem oder ihrem Posten?" hakte sie nach und sah sich noch einmal im Domus der Acta um.
    ...
    "In Ordnung. Erzähl einmal, wie 'läuft denn alles bei euch ab'?" benutzte sie Lucillas Worte und sah sie fragend an.


    Schon sitzt die neue Lectrix und ist mitten im Alltag der Acta Diurna gelandet. "Aber nein, unsere Lectrix Germanica Aeila habe ich zur Auctrix P.P.A. gemacht, so dass der Posten des Lectors momentan ganz unbesetzt war. Wir hätten das zur Not auch noch gemeinsam geschafft, denn wir haben das beide lange genug gemacht. Wir müssen die Artikel ja eh immer noch auf ihren Inhalt prüfen und meistens prüfe ich sie dann doch unbewusst auch noch auf Fehler mit. Aber natürlich erleichtert es die Arbeit ungemein, wenn man weiß, dass man sich auf eine fähige Lectrix verlassen kann und sich nur noch um den Inhalt kümmern muss. Das ist auch schon der halbe Arbeitsablauf. Die freien oder festangestellten Schreiber aus dem gesamten Imperium Romanum schicken oder bringen ihre Artikel hier in die Redaktion. Ein paar Scribae sorgen dann dafür dass sie in lesbarer Form auf Wachstafeln übertragen werden und geben sie zur Korrektur frei. Dann kommt die Lectrix ins Spiel, also du. Die Fehler werden korrigiert und die Artikel an Aelia und mich weitergegeben. Die meisten Schreiber machen sich zwar schon Gedanken darüber, in welche Rubrik ihr Artikel soll, aber die letztendliche Entscheidung liegt bei uns. Wir lesen die Texte und prüfen ihren Inhalt, denn wenn wir etwas durchgehen lassen, weshalb irgendwer die Acta Diurna verklagt, dann müssen wir unseren Kopf hinhalten, also eigentlich ich. Wenn alle Artikel zugeordnet und geprüft sind, dann werden die einzelnen Tafeln gemeißelt. Hinterher werden sie natürlich nochmal auf Fehler überprüft, denn auch wenn es aufwändig ist, so eine Steintafel nochmal neu machen zu lassen, so versuchen wir ja doch eine fehlerfreie Ausgabe herauszubringen."

    Zitat

    Original von Sergia Plotina


    "Du kommst aus Ägypten? Oh, das ist spannend! Da hast du sicher schon einmal die Pyramiden gesehen? Ich habe vor nicht allzu langer Zeit gemeinsam mit meinem Verlobten die Stationen des Cursus Publicus in Mauretania und Africa inspiziert, damals war ich noch Praefectus Vehiculorum. Wir hatten sogar die kaiserliche Erlaubnis nach Ägypten einzureisen, für Senatoren ist das ja nicht so einfach, allerdings hat sich die Reise schon so lange hin gezogen, dass wir von Africa aus zurück nach Rom reisten ohne Ägypten zu besuchen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, und wenn sich der Legatus Augusti Cursu Publico zur Inspektion nach Ägypten aufmacht, dann werde ich wieder dabei sein. Die südlichen Provinzen sind wirklich herrlich, ich hätte nie gedacht, dass das Land dort so fruchtbar ist. Nur die Küste zwischen Carthago und Leptis Magna war ein wenig zu trocken für meinen Geschmack, und ich vertrage schon einiges an Trockenheit. Eigentlich komme ich auch aus der Provinz, aus Hispania," gibt Lucilla zu, wobei es sie natürlich sehr schmeichelt, dass Plotina sie für eine echte Römerin hält. Denn eine echte Römerin zu sein und als solche angesehen zu werden, das ist schon immer Lucillas größter Wunsch. "Allerdings wurde ich in Rom erzogen und bin nach einem mehr oder weniger kurzen Zwischenaufenthalt in Tarraco nun auch schon wieder lange hier im Zentrum der Welt. Und wenn ich in Rom bin, dann haben die Ludi keine Chance mir zu entkommen."


    Als die Namen der Gladiatoren die Runde durch den Circus machen, führt das bei Lucilla wieder zu einem fröhlichen Lachen. "Calvitius und Crassus, da haben wir uns ja zwei ausgesucht. Na zum Glück müssen wir sie nicht heiraten, aber für eine Cena Libera hätte ich mir auch einen anderen ausgeschaut, vielleicht den anderen Africaner. Aber für den Kampf darf man auf solche Äußerlichkeiten nicht achten, da zählt nur Geschick, Kraft und Mut. Es gibt selten Männer, bei denen sich alles vereint, Horatius Spartacus war so einer." Lucilla seufzt, ja, Spartacus ist ein Mann gewesen, der konnte nicht nur kämpfen, sondern auch küssen.


    "Ich glaube übrigens, dass das tatsächlich Germanen sind. Letzte Jahr war ich in der Provinz Germania, meine halbe Familie lebte in Mogontiacum und mein Cousin hat Hochzeit gefeiert. Das ist auch eine herrliche Provinz, so viel Grün hast du in deinem Leben noch nicht gesehen wie da wächst! Und es ist überhaupt nicht so dunkel wie immer behauptet wird, außerdem sind die Menschen sehr freundlich und nett. Mir hat es wirklich gut gefallen dort oben. Die Germanen sind auch gar nicht alle blond, aber im Durchschnitt haben sie schon hellere Haare als wir. Außerdem sind die meisten doch ziemlich groß und das kommt mir nicht nur so vor, weil ich so klein bin!"


    Vielleicht ist es gerade dieser Umstand, der dem kleinen Clavitius Lucillas Sympathie einbringt. Dass er allerdings nur so zögerlich angreift, relativiert das beinahe schon wieder. Lucilla formt einen Trichter mit ihren Händen und ruft laut in die Arena hinab. "Nun greif schon an, Clavitius! Auf ihn mit Gebrüll! Nur die Harten kommen in den Garten!"


    Ein bisschen wird Lucilla rot, als sie sich Plotina wieder zuwendet, und sie lächelt verlegen. "Entschuldige, bei soetwas kann ich einfach nicht ruhig auf meinem Platz sitzen, die Katze könnte schon längst auf dem Weg zu Esicia omentata (Fleischbällchen) sein. Magst du auch Wagenrennen? Also nicht, um daran selbst teilzunehmen." Der Gedanke an ein Gespann vor das lauter Menschen gespannt sind ist durchaus amüsierend. "Sondern zum zusehen. Bist du Mitglied einer Factio? Also mir gefallen Gladiatorenspiele schon immer besser, aber das ist natürlich kein Grund, sich nicht auch Wagenrennen anzuschauen. Oh, schau, Crassus geht zum Angriff über! Hihi, sehr beeindruckend! Wenn ihn das mal nicht den Kopf kostet."

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus


    Sie wechselt ihre Haarfarben? Merkwürdig, ich hab bisher nur eine kennengelernt. :)


    Jo, musst mich halt mal öfter besuchen kommen. :)
    Und weißt doch eh, um die grauen Haare zu überdecken tun Frauen die Haare färben. :D


    Zitat

    Alte Schachtel: ich weiß, ich wurde schon mehrmals über diesen weiteren Unterschied unterrichtet. Bei uns im frauenfreundlicheren Österreich (zumindest in meinem Eck) muß man halt das Vierteljahrhundert weit hinter sich haben, um mit solchen wenig schmeichelhaften Bezeichnungen betitelt zu werden. ;)


    Hehe, daran arbeite ich dann noch. ;)

    Zitat

    Original von Sergia Plotina


    Lucilla kichert wieder ein bisschen albern. "Für die Ehe muss man ganz sicher nichts von Männern verstehen. Ich glaube zumindest kaum, dass diese in Ehen verheirateten Mädchen in den patrizischen Familien schon viel Erfahrung haben. Wahrscheinlich kann man auch seine ganze Ehe verleben, ohne dass man jemals diese Erfahrung sammelt. Aber einen Nutzen wird man dann nicht daraus ziehen. Natürlich besteht eine Ehe nicht nur aus einem solchen Nutzen, Bona Dea, das wollte ich nie behaupten und so eine Ehe wollte ich auch nicht führen. Aber wie bereits angedeutet, die Ehe gibt einer Frau die Möglichkeit in der Welt aktiv zu werden ohne aktiv zu sein."


    Das Festmahl in der Arena ist fast beendet. Rotbraune Flecken und Reste von Fleisch, Fell und Knochen zieren den Grund. "Das mit dem Verheiratetsein war übrigens nur eine Frage aus reiner Neugier. Weißt du, ich halte nichts davon, wenn junge Frauen ständig zur Ehe gedrängt werden. So eine Sache will gut überlegt sein und dazu braucht es eben seine Zeit, da sollte man sich nicht seinen Brüdern und Cousins unterordnen, nur weil diese gerne eine Verbindung in diese oder jene Familie hätten. Wenn du Glück, oder eben Pech hast, hängst du dein Leben lang an einem Mann, natürlich, scheiden lassen kann man sich immer, aber mal ganz ehrlich, besonders gut für das Ansehen ist das ja auch nicht. Nein, ich finde es besser, wenn man sich vorher etwas mehr Zeit nimmt." Natürlich kann Lucilla kaum anders darüber denken, immerhin ist sie eine von denen, die sich sehr viel Zeit nehmen. Und hat das nicht schon seinen Vorteil bewiesen? Natürlich glaub sie, dass Agrippa ein sehr guter Ehemann wäre, doch würde sie nicht noch immer völlig gelangweilt in Hispania sitzen? Und dann Crassus, ein bisschen wehmütig wird sie schon, wenn sie an ihn denkt und sie macht sich sogar ein bisschen Sorgen, immerhin ist auch er in Hispania. Zwar nicht dauerhaft, dafür aber um dort einen Aufstand nieder zu schlagen. Als seine Frau würde sie nicht mehr schlafen können vor Sorge! Ihre Entscheidung war richig, da ist sie sich sicher. Obwohl Avarus ihr schon auch manchmal Sorgen bereitet.


    "Ich bin ja auch noch nicht verheiratet." Sie lacht fröhlich und ungeniert auf. "Obwohl es bei mir wirklich langsam überfällig ist. Aber verlobt ist ja auch schon fast so gut wie verheiratet." Wieder muss Lucilla kichern, die Unterhaltung ist wirklich entspannt und angenehm. "So eine Rubirk Lebenshilfe wäre vielleicht gar nicht mal verkehrt, aber für mich eindeutig das falsche. Da würde ich mir vorkommen, wie meine Großtante Drusilla. Vielleicht sollte ich sie fragen, ob sie nicht mal für uns schreiben will. "Großtante Drusilla plaudert aus ihrem Nähkästchen" könnte das heißen. Oder du schreibst ein bisschen was über die Erfahrungen, die sammeln wirst? Wäre das nicht vielleicht eine Idee?"


    In diesem Augenblick unterbricht der Ausrufer die Unterhaltung. Lucillas Augen werden etwas größer. "Oh, das ist spannend! Ich setzte auf den kleinen Dunkelhäutigen mit Schild und Schwert. Möchtest du dagegen halten?" In diesem Augenblick wird ihr bewusst, dass Sergia Plotina vielleicht nicht so verschwenderisch mit ihrem Geld sein kann. "Wir können gerne um eine symbolische Sesterz wetten, wenn du magst. Auf das Geld kommt es finde ich gar nicht an, es ist nur der Nervenkitzel."