Beiträge von Decima Lucilla

    Lucilla liebt Hochzeiten, vor allem die in der eigenen Familie. Und sie genießt es ein bisschen, die Ersatz-Mutter für Seiana zu spielen, oder besser gesagt die Ersatz- Glucke. Natürlich vergisst sie dabei nicht, immer wieder gegen Serapio zu sticheln, der anfangs noch halbherzig kontert, sich später aber lieber aus ihrer Nähe verdrückt. Passable, ledige Frauen sind leider auch keine anwesend, die Lucilla für ihn aussuchen könnte. Aber alles zu seiner Zeit und die Zeit an diesem Tag gehört sowieso Seiana.


    Beim Brautzug hat Lucilla einige Spottverse auf den Lippen, die meisten sind schon ziemlich schlecht, weil sie doch ein bisschen viel getrunken hat und viele Becher verdünnten Wein im Endeffekt auch einige Becher unverdünnten Wein ergeben. Erhebt Cyprianus empor sein Schwert, ein Zittern durch die Erde fährt! Erhebt er dann sein Schwertelein, ein Zittern fährt in Seiana ein! - ist nur eine Beispiel in einer Reihe ähnlich mieser Dichtung.


    In der Casa Terentia überkommt Lucilla dann aber wieder die Rührung als Seiana die Riten der Hausherrin vollzieht. Während ihre Nichte sich auf das Fascium setzt, lässt sich Lucilla aber schnell noch in das Ehegemach führen, um die Arbeit der eigentlich geplanten Pronuba zu inspizieren (und, um den Weg dahin zu kennen). Soweit alles in Ordnung, auch wenn Lucilla noch das ein oder andere Element etwas umarrangiert. Schnell eilt sie zurück in das Atrium, um das Ehepaar abzuholen.


    "So, ihr beiden, nun müsst ihr euer eigenes Fest leider verlassen. Aber ich versichere euch, ihr werdet nun vermutlich den größten Spaß von allen haben." Sie grinst schelmisch und bringt Cyprianus und Seiana bis zum Schlafzimmer. Auf dem Weg sinniert sie kurz darüber, ob Cyprianus wohl überhaupt weiß, was er zu tun hat, aber so ein fescher Kerl wie er hat bestimmt schon eine Menge Erfahrung. Und zwar nicht nur mit billigen Sklavinnen, die Mann behandeln kann wie er will, sondern durchaus auch mit anspruchsvollen Damen. Währen sie darüber nachdenkt, biegt sie fast in das falsche Zimmer, aber zum Glück hängt am richtigen ein Zierkranz aus Stoffen, so dass sie ihren Irrtum rechtzeitig bemerkt und die beiden doch noch richtig abliefert.


    Bevor sie die Tür schließt, lächelt sie noch einmal aufmunternd zu Seiana und wissend zu Cyprianus. Dann ist das Brautpaar allein, um den letzten Akt der Eheschließung zu vollführen.


    Zurück im Atrium findet Lucilla dann auch noch die Gelegenheit, das Hochzeitsgeschenk der Decima aus Hispania zu deponieren. Es sind zwei Sklaven, die zwar schon vor Lucilla in Rom angekommen sind, die allerdings bis zum Tag der Hochzeit noch bei Bekannten deponiert waren und die Lucilla während des Tages dort abholen lassen hat. Natürlich bekommen die beiden jeweils ein Schleifchen um den Hals und der Große bekommt noch eine Nachricht auf einer Tabula in den Gürtel gesteckt. Denn wenn die Hochzeitsgeschenke am nächsten Morgen ausgepackt werden, wird Lucilla schon nicht mehr da sein.


    Irgendwann tief in der Nacht, nach einigen Gläsern verdünntem Wein mehr, lässt sie sich von Avarus zur Germanica-Sänfte und von dieser nach Hause transportieren. In ihr römisches Zuhause in die Casa Germania. Schon am nächsten Tag würde sie sich wieder auf den Weg machen. Schließlich erwartet sie ihren Sohn Cossus in Capua. Sie hat ihm dort einen kleinen Posten in der Verwaltung besorgt - der Bruder ihrer guten Bekannten Tanusia Recta ist dort Duumvir. Cossus hat ja nun wirklich lange genug die Bücher gewälzt und nun soll er ein bisschen sein Hirn anstrengen und das Beamtentum durchdringen, so dass ihn Medicus bald nach Rom holen kann. Eigentlich wollte Lucilla damit zwar noch bis zum Frühjahr warten, aber sie konnte einfach nicht widerstehen. Als Seianas Einladung in Hispania eintrudelte, musste natürlich alles sehr schnell gehen. Vermutlich hat ihr Sohn die Nachricht zum Aufbruch erst zu dem Zeitpunkt bekommen als Lucilla vor Rom angekommen ist. Doch er soll schließlich nicht alleine in Capua auf sie warten müssen, sondern gebührend von seiner Mutter empfangen werden, so dass sie zeitig wieder aufbrechen muss.


    Capua ist immerhin nicht mehr ganz so weit weg von Rom wie Tarraco, so dass Lucilla vielleicht bald wieder einmal in Rom vorbeischauen würde. Aber erst einmal muss sie sich nun um Cossus kümmern.

    Als Pronuba sitzt Lucilla natürlich bei Seiana, so dass sie zu ihrem Glück in den Genuss der Gesellschaft der wichtigsten Männer Roms kommt. Ganz besonders gespannt war sie ja auf den Praefectus Urbi Vescularius Salinator, den derzeit mächtigsten Mann im Imperium Romanum wie man so sagt. Auf jeden Fall sieht er schon mal ganz nach Macht aus und seine pompöse Erscheinung ist Lucilla natürlich schon im Atrium aufgefallen. Denn während so manch ein Römer den goldenen Pomp etwas übertrieben oder auch etwas zu übertrieben finden mag, ist Lucilla regelrecht begeistert von dieser Aufmachung. Sie liebt übermäßigen Pomp, prunkvollen Luxus und schillernden Wohlstand und ist auch selbst davon überzeugt, dass je mehr, desto besser ist. Der Praefectus beweist somit aus Lucillas Sicht einen ausgezeichneten Stil und auch die glänzende Aura der Macht scheint ihn regelrecht zu umgeben. Dazu ist er auch noch ziemlich attraktiv mit seinen braunen Augen und der Glatze und sogar sein Übergewicht passt gut in dieses Bild, denn es kennzeichnet einen genussvollen Mann, der zeigt was er hat. Tatsächlich fühlt sich Lucilla ein wenig angezogen von dieser Erscheinung, insbesondere von seinem Machtpotential und seinem Einfluss in Rom, der selbst im fernen Hispania tägliches Tratschthema ist. Natürlich ist sie über die Zeit, in denen sie sich verliebt wie ein dummes Ding in schöne, reiche, mächtige Männer verguckt, längst hinaus. Dennoch genießt sie die Möglichkeit, ihn hier am Tisch ein wenig näher in Augenschein nehmen zu können. Und dabei verschwendet sie keinen Gedanken daran wie Livianus zuhause in Hispania zu Salinator steht, auch nicht wie die Decima in Rom, nicht wie ihre Freunde, nicht wie die Germanica im allgemeinen und nicht welche Beziehung Avarus im speziellen zu dem Praefectus Urbi haben mag, denn sie hatte in diesen Dingen schon immer ihren eigenen Kopf.


    "Auf jeden Fall werden wir so heute Abend alle an den Freuden dieses Tages teilhaben können, meine Liebe!" grinst Lucilla ihrer Nichte neckisch zu. Sie hofft zwar, dass Avarus nach der langen Zeit nicht unbedingt Austern braucht, um sich in Stimmung zu bringen, aber es kann ja nie schaden.

    Mit Argusaugen überwacht Lucilla die Zeremonie, insbesondere auch jeden Schritt und jeden Handgriff von Cyprianus. Sie macht das weniger wegen ihrer Rolle als Pronuba, sondern mehr als fürsorgliche Tante. Aber soweit gibt es nichts auszusetzen. Dann ist es auch schon so weit, rechtlich sind Seiana und Cyprianus verheiratete und fast will Lucilla schon ein Tränchen aus den Augen kullern. Doch noch steht das wichtigste bevor, genauer gesagt eigentlich das zweit wichtigste, denn über den Ehevollzug geht natürlich nichts.


    Lucilla tritt vor die beiden glücklichen Eheleute und lächelt selig. "Reicht mir eure Hände, ihr zwei." fordert sie Seiana und Cyprianus auf und ergreift von beiden jeweils die Rechte. Dann legt sie übers ganze Gesicht strahlend die Hand ihrer Nichte in die des Terentiers und bindet ein helles Band um beide. "Weder die Götter, noch die anwesenden Zeugen wissen einen Grund zu nennen, der gegen diese Vereinigung spricht. Daum sollen eure Leben ab jetzt vereinigt sein wie eure Hände in diesem Augenblick, und erfüllt sein von Glück und Zufriedenheit!"


    Nun perlt doch eine Freudenträne aus Lucillas Augenwinkel. Der Vorteil daran, Pronuba zu sein ist natürlich auch eindeutig, dass man die erste in der Nach-Eheschließungs-Gratulationsreihe ist.
    "Hach, ihr werdet eine wundervolle Familie abgeben." seufzt Lucilla glücklich. Unterschwellig schwingt in ihren Worten mit, dass sie aus dieser Ehe eine große Schar Kinder erwartet. Also nicht nur erwartet wie eine Tante das erwartet weil das so sein muss, sondern auch weil es der Lauf der Natur so vorgibt. So wie man auch erwartet, dass nach dem Winter der Frühling kommt.


    Dann beugt sie sich ein bisschen näher an Cyprianus heran und senkt ihre Stimme. "Ich warne dich, Appius Terentius Cyprianus, wenn du meine Seiana auch nur einen Tag lang unglücklich machst, dann wirst du erleben, was es heißt, dich mit einer Decima anzulegen!" In Lucillas Augen blitzt es, denn sie meint durchaus, was sie sagt. Praetorianerpräfekt hin oder her, gegen eine zornige Decima schützt kein Amt und keine Armee. Das hat man schließlich schon an Aelius Archias gesehen, denn wer glaubt, er wäre von selbst verrückt geworden, der irrt.
    Einen Augenblick später grinst Lucilla aber schon wieder breit. "Und nun komm an meine Bust und lass dich in der Familie willkommen heißen!" Überschwänglich umarmt sie den Bräutigam und drückt ihn, soweit ihr das möglich ist. Dann wendet sie sich Seiana zu und drückt auch diese herzhaft. "Ach, meine kleine Seiana, ich freue mich so für dich!"

    Zitat

    Original von Appius Decimus Massa
    Sie war in der Annahme, dass ich in Achaia ein zu Hause hatte. Dem war leider nicht so. Nur noch entfernte Verwandte aus der Familie meiner Mutter. " Um ehrlich zu sein, haben mir Seiana und Serapio hier wieder ein zu Hause gegeben."


    Ein Mann tauchte auf, nach Decima Lucilla's Reaktion konnte es nur ...ihr Mann sein, genau. Sie stellte ihn mir vor, während er beim Brautpaar war. " Leider kenne wir uns noch nicht. dazu war ich nicht lange genug hier. "Wir hatten nicht das Vergnügen, als ich in der casa Germanica war. Decima Lucilla zeigte sich zum Glück nicht so steif wie andere Römerinnen, man merkte den hispanischen Ursprung, das gefiel mir. " Ich bin eigentlich nur zur Hochzeit von Seiana hier. Stationiert bin ich in Misenum. Dort diene ich als Adjutant des Praefecten der classis. Er ist der Einladung gefolgt und ebenfalls anwesend, Praefect Octavius Dragonum." ich wies zu einer Gruppe Männer, die etwas Abseits standen. Der Praefect stach durch seine militärische Aufmachung hervor.


    Massas Hinweis, dass er in der Ferne kein Zuhause mehr hat, kommt bei Lucilla nicht richtig an. Wieder ein Zuhause, noch ein Zuhause, ein neues Zuhause - die Hauptsache ist sowieso zuhause und hier und jetzt zuhause.
    "Ja, Medicus ist oft unterwegs. In diesem Punkt passen wir perfekt zueinander." lächelte sie versonnen. Seit sie nicht mehr in Rom ist hat sich das bei ihr zwar ein bisschen gegeben mit dem ständigen Unterwegssein, aber in Rom war sie auch nie lange in der Casa Germanica oder zuvor Decima. Eigentlich hauptsächlich zum schlafen.


    "Ach, bei der Classis?" Lucillas Augen verengen sich. Ihrer Meinung nach sollte die Flotte dafür sorgen, dass das Meer von Piraten frei ist. Ihre Stimme wird hart. "Hast du schon gegen Piraten gekämpft? Vergiss niemals, dass dieser Abschaum hinterhältiger ist als jeder Parther, schlimmer als jeder Barbar und nicht mehr verdient als den Tod!" Da ist sich Lucilla ganz sicher, denn sie hat noch eine Rechnung offen. Vermutlich wird sie diese niemals begleichen können, darum würde es ihr doch gut gefallen, wenn ein Decimus ein paar Piratenschiffe versenkt!


    Dann jedoch kehrt ihr Lächeln wieder zurück. Sie schaut zu den Männern, unter denen Octavius Dragonum zu finden ist. "Soso, das ist also Octavius Dragonum." Eine Zeit lang war er als potentieller Ehemann für Seiana im Gespräch. Er wäre sicher auch eine gute Partie gewesen, aber für Lucilla sieht er doch ein bisschen zu sehr nach einem echten Soldaten aus. Und so einen will sie keiner Decima antun. Obwohl genau betrachtet der Präfekt der Classis vielleicht sogar ein sichereres Leben führt als der der Prätorianer. Trotzdem zählen Prätorianer für Lucilla nicht zu Schlachten-Soldaten und damit nicht zu den Ehemännern, die bald ins Feld ziehen und nie wieder zurückkehren.


    "Ach, und das ist ja Purgitius Macer da bei ihm. Meine Güte, den habe ich ja auch schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen. Da muss ich später unbedingt noch Hallo sagen!" Vermutlich trifft das auf über 90% der Anwesenden zu, dass sie sie schon lange nicht mehr gesehen hat. Etwas weiter hinten erspäht Lucilla auch ihren Patron Hungaricus und für einen Augenblick leuchten Lucillas Augen mehr als nur erfreut auf. Zumindest bis sie realisiert, dass die Frau an seiner Seite Licinia Minor ist. Trotzdem, oder gerade deswegen will sie sich gerade bei Serapio und Massa entschuldigen und zu Hungaricus weiter ziehen, als die Vorbereitungen für die Zeremonie losgehen. Also entschuldigt sie sich trotzdem, hält sich aber statt zu ihrem Patron zu gehen bereit für die Aufgaben der Pronuba.
    "Es geht los" flüstert sie den beiden Decimi zu. "Ich muss zum Brautpaar, wir sehen uns später noch. Vielleicht finden wir heute Abend ja auch noch geeignete Bräute für euch beide." Sie grinst ein bisschen hinterhältig und das einzige, was Massa an diesem Abend davor bewahren würde, dass Lucilla ihm potentielle Bräute ausspäht, wäre dass sie herausfindet, dass er schon verheiratet ist. Denn wer zur Familie gehört der muss auch damit rechnen, von Lucilla verkuppelt zu werden.


    Vorher hat sie aber eine Aufgabe zu erfüllen und hält sich dafür bei Seiana und Cyprianus bereit. Ihrer Nichte zwinkert sie aufmunternd zu. Hach, wenn sie doch nur auch noch einmal so jung wäre! Heiraten ist ja sowas von aufregend!

    Zitat

    Original von Appius Decimus Massa
    Lächelnd trat ich zu den beiden, wandte mich Decima Lucilla zu. " Salve Decima Lucilla. Die Freude ist ganz meinerseits. Es ist nicht zu vermessen zu sagen, eine weitere Schönheit der Familie Decima hier unter diesem Dach zu sehen." Ein anerkennendes Nicken, für ihre Aufmachung und ihr sehr gut zurecht gemachtes Äußeres. " Du hast einen exquisiten Geschmack, wenn ich das feststellen darf. Aber zurück zu deiner Frage. Ich entstamme dem griechischen Zweig der Familie." Die Verwandtschaft mit Decimus Verus ließ ich gekonnt aus. Sonderlich stolz war ich nicht darauf. " Also sehr entfernt verwandt. Seiana und Serapio haben aber dafür gesorgt, dass ich mich hier bei den hispanischen Decimer wie zu Hause fühle ." Ein vielsagender Seitenblick zu Serapio.


    Natürlich gefällt es Lucilla wie Massa ihr schmeichelt. Wer ihren exquisiten Geschmack lobt, der hat sofort einen Platz in Lucillas Herz, selbst wenn er kein Decimus ist. "Entfernt kann man wohl sagen, das ist immerhin am anderen Ende der Welt" scherzt Lucilla. "Aber wenn dich Seiana und Serapio hier aufgenommen haben, dann ist das richtig so, denn in Rom sind wir ja alle irgendwie weit weg von zuhause." Zwar ist mittlerweile auch die erste italische Decimus-Generation geboren, aber bis diese Gastfreundschaft gewähren wird, dauert es noch etwas.



    Dann taucht auch Avarus auf der Hochzeit auf. Lucilla hatte natürlich keinen Zweifel daran, dass er kommen würde.
    "Medicus, da bist du ja!" freut sie sich, so als hätten sie noch am Morgen ausgemacht sich hier zu treffen. Natürlich hat sie ihm nichts von ihrer Überraschung erzählt, denn wenn Lucilla eines in Rom gelernt hat, dann ist das, dass es hier keine Geheimnisse gibt. Und auch nicht geben kann.


    Doch natürlich muss Avarus erst einmal den Anstand wahren und das Brautpaar begrüßen, so dass Lucilla sich wieder Massa zuwendet. "Meinen Ehemann Senator Germanicus Avarus kennst du sicher. Er ist der Legatus Augusti Cursu Publico."
    Wenn nicht, würde Massa ihn natürlich gleich noch kennen lernen müssen. "Und du, Massa, was machst du in Rom?" Nachdem er praktisch schon in die Familie inkludiert wurde, hat Lucilla keinerlei Bedenken, ihn beim Cognomen zu nennen. Tatsächlich kann er froh sein wenn sie ihn nicht gleich als Neffen assimiliert und ihm bei künftigen Gelegenheiten ihre Begrüßungsküsschen aufdrückt.


    Auf die Nachfragen ihres Lieblingsneffen strahlt Lucilla regelrecht. "Mir geht es natürlich gut, du weißt doch, Unkraut vergeht nicht. Und Cossus und Drusilla geht es auch gut. Drusilla habe ich zu Livianus abge..." abgeschoben will Lucilla eigentlich sagen, besinnt sich aber noch rechtzeitig. "Ähm, bei Livianus abgegeben. Sie vergöttert ihren Onkel regelrecht und so eine weite Reise ist einfach nichts für ein kleines Kind. Und Cossus treffe ich in ein paar Tagen in Capua. Ich habe ihm einen kleinen Posten in der Verwaltung besorgt - der Bruder meiner guten Bekannten Tanusia Recta ist dort Duumvir. Cossus hat ja nun lange genug die Bücher gewälzt. Jetzt soll er ein bisschen sein Hirn anstrengen und das Beamtentum durchdringen, dann ist er so weit, dass Medicus ihn nach Rom holen kann. Hach, er ist so ein schlauer Junge, du kannst dir nicht vorstellen, was für ausgefeilte Briefe er mir immer schickt! Ich bin ja so stolz auf ihn!"


    Natürlich ist es kein Zufall, dass Cossus nur ein paar Tage nach der Eheschließung in Italia eintreffen wird. Eigentlich wollte Lucilla damit noch bis zum Frühjahr warten, aber sie konnte einfach nicht widerstehen. Als Seianas Einladung in Hispania eintrudelte musste natürlich auch alles sehr schnell gehen. Vermutlich hat ihr Sohn die Nachricht zum Aufbruch in etwa zu dem Zeitpunkt bekommen als Lucilla vor Rom angekommen ist. Doch Organisation ist nun einmal das halbe Leben.


    Die Wüstenbarbarin überhört Lucilla. Schließlich gibt es auch in Ägypten angesehene Römerinnen. Ein paar zumindest. Aber Serapio hat wohl auch recht, er hatte andere Dinge zu tun als sich um eine Ehe zu kümmern. Doch wäre er nun nicht schon in Rom, dann wäre Lucilla doch versucht, das noch einmal für ihn in die Hand zu nehmen.


    Erst einmal gilt es aber Massa kennenzulernen. "Es freut mich dich kennen zu lernen, vor allem wenn du dafür verantwortlich bist, dass Faustus noch seinen Kopf auf dem Kragen und den Kragen auf der Brust trägt!" Sie lächelt breit. "Decimus - ist das ein Zufall oder bist du am Ende mit uns verwandt?" Irgendwas war da mal mit einem Familienzweig in Griechenland, aber sicher ist sich Lucilla nicht.

    Die Tatsache, dass sich von Hinten jemand zum Brautpaar drängt, stört Lucilla wenig. So ist das nun einmal bei Hochzeiten und sie hat die beiden ja nun auch wirklich lange genug in Beschlag genommen. Also macht sie Platz und geht, weg von Cyprianus, auf Seianas andere Seite zu Serapio.


    "Mein lieber Faustus, schön dass es dir wieder gut geht!" Natürlich ist Lucilla über alles unterrichtet, angefangen von der Verwundung durch die Wüstenbarbaren bis zu Serapios Qualen während des Entzugs. Die gute alte Pontia war schließlich nicht umsonst mit in Alexandria! Lucilla muss sich ein bisschen auf die Zehenspitzen stellen, um ihrem Lieblingsneffen ein Küssen auf jede Wange zu drücken, aber natürlich kann auch er dem nicht entkommen.
    "Und ich bin so stolz auf dich, eine Hasta Pura!" Sie strahlt über das ganze Gesicht. "Erst eine Hasta, dann ein Triumph, du wirst schon sehen! Und nun auch noch wieder in Rom, wirklich Faustus, das ist großartig!" Dann jedoch wird sie etwas ernster. "Allerdings hatte ich erwartet, dass ich zuerst einmal auf deiner Hochzeit tanzen werde. Aber das werde ich zu meinen Lebzeiten wohl nicht mehr erleben!" Sie blickt nun missbilligend und ihre Stimme klingt etwas pikiert. "Doch was soll ich mich darüber aufregen, du solltest alt genug sein, um zu wissen, was sich schickt. Und letzten Endes hat die Familie wohl noch niemanden davor bewahren können, sie in dieser Hinsicht zu blamieren." Natürlich weiß Lucilla, dass dies scharfe Worte sind. Natürlich weiß sie, dass es harte Worte sind. Aber sie hat lange genug auf anderem Weg versucht, Serapio zu einer Ehe zu bewegen. Er würde natürlich auch immer ihr Lieblingsneffe bleiben, aber ihre Anstrengungen legt sie zukünftig doch lieber auf eine Generation, bei der noch etwas zu bewegen ist, die eigenen Kinder und irgendwann Großneffen und Enkel. Auch wenn sie über Großneffen und Enkel noch gar nicht nachdenken will. Denn eine Frau mit Großneffen oder Enkeln ist eindeutig eine Großmutter. Und Großmütter sind alt und verschrumpelt.


    Als Lucilla bemerkt, dass ihre Gedankengänge sie vom Regen in die Traufe führen, lächelt sie abrupt und strafft die Schultern. "Aber davon sollten wir uns nicht irritieren lassen, schließlich geht es heute um Seiana! Sie sieht wirklich entzückend aus in der Brauttracht!"