Beiträge von Decima Lucilla

    Lucilla kichert leise. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Vinicier nicht auch sonst nicht sehr viel unter Leuten ist. Wenn er nur ein bisschen wie Hungaricus ist, tanz er wahrscheinlich auf mehr Hochzeiten, als du je haben wirst." Sie grinst breit und nimmt sich noch ein paar Trauben.


    Auf einmal merkt sie auf. "Ach herrje, wie konnte ich das nur vergessen... Valeria kann natürlich das Opfer halten! Ich meine, sie macht das bestimmt, immerhin ist sie Iuno-Priesterin, wer also wäre da besser geeignet als meine Nichte?" Natürlich ist sie nicht ihre Nichte, aber Lucilla hat keine Ahnung, wie die Familiensituation in Germania gerade aussieht und ob Valeria mittlerweile als Maximians Wasauchimmer gilt, oder weiter als Praetorianus Tochter. Allerdings ist das in dem Augenblick auch unwichtig, Decima oder nicht, Lucilla kann sich tatsächlich niemand besseren für ihr Hochzeitsopfer vorstellen, als Valeria.

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    Original von Maximus Decimus Meridius
    Es gibt so ein paar Grundlagen, die im Cursus Honorum für mich einfach Grundlage sind. Wahlkampf, Antrittsrede, Res Gestae. Sorry, aber der Cursus Honorum ist nicht irgendein Amt in der Verwaltung, sondern was Besonderes. Man sollte dementsprechend auch agieren.


    Der überwiegende Teil der Magistrate hält doch seine res gestae... -.^


    Wie wurde es denn historisch gehandhabt? Wurden die res gestae am Ende (und damit während) oder nach der Amtszeit gehalten?

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    Original von Decimus Pompeius Strabo
    Doch wo bleiben die res gestae der ehemaligen Quaestoren, Ädile...?


    Ein Blick in das Tabularium zeigt, dass die Magistrate der gerade erst vergangenen Amtszeit noch immer in ihrem Amt sind. Die res gestae der ehemaligen Magistrate des Cursus Honorum 04/06 (und auch vieler vorheriger) finden sich auf der Rostra, dazu musst du nur ein wenig blättern.


    Ob es nun klug ist, einen Magistraten nach einer noch nicht beendeten Amtszeit direkt wieder zu wählen, ohne von ihm bereits bei seiner Kandidaturrede Rechenschaft zu fordern, was er in dieser Amtszeit getan hat, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Wird diese Rechenschaft nicht gefordert und der Kandidat gleich wieder gewählt, so liegt das ja nicht am Kandidaten, sondern an den Wählern. Du solltest also vielleicht besser an sie apellieren. ;)

    "Eine Villa in Misenum?" fragt Lucilla erstaunt und überlegt sich im selben Augenblick, wen sie dies vor nicht allzulanger Zeit schon einmal erstaunt gefragt hat. "Hatten wir darüber nicht einmal in der Acta berichtet? Wie groß ist Misenum, kann man dort gut leben?" In dem Moment fällt es ihr wieder ein, mit Furianus hatte sie sich bei den Neptunalia darüber unterhalten. "Ich werde euch gerne bei der Auswahl des richtigen Marmors behilflich sein, wenn ihr dies möchtet und wenn ihr euch für Marmor aus Mauretania entscheidet, dann könnte dieser direkt von dort nach Misenum transportiert werden. Das ist dann auch günstiger als wenn er den Weg über Ostia nimmt. Architekten beliefere ich verschiedene regelmäßig, unter anderem Apollonius von Samothrake, er ist ja nicht nur Medicus, sondern auch ein fähiger Baumeister. Ansonsten könnte ich dir natürlich Avarus empfehlen, aber ich fürchte, er hat mit seinen Ämtern bereits so viel um die Ohren, dass er kaum mehr zur Architektur kommt." Was Lucilla natürlich ganz recht ist, denn je weniger Zeit er außer Haus verbringt, desto mehr würde am Ende für sie übrig bleiben. "Wobei es bei Bedarf natürlich ein Versuch wert wäre, ihn zu fragen." Fragen kostet schließlich nichts, sogar bei Avarus.


    "Eigentlich nennen sich die Frauen communitas lanifica und es ist eine Art Verein, ja, allerdings nichts öffentlich eingetragenes oder soetwas. Es ist ein Zusammenschluss von Frauen, welche sich in unregelmäßigen Abständen regelmäßig treffen, um gemeinsam ihren Näharbeiten nachzugehen. Vordergründig natürlich nur, im Grunde geht es um Gesprächskultur, es gibt keine Themen, welche dabei tabu wären, vor allem nicht solche, die sich nach der öffentlichen Meinung für eine Frau nicht schicken. Einmal fand eine solche Versammlung im Haus meiner Großtante statt und ich durfte, stillschweigend natürlich, daran teilnehmen. An diesem Abend wurde hemmungslos über Politik diskutiert wie es schlimmer im Senat nicht sein kann." Lucillas Vorstellungen über den Senat sind natürlich die einer ständig wild debattierenden Versammlung. "Allerdings sind die Themen nicht gegeben, es muss auch Versammlungen geben, bei denen einfach nur über privates oder öffentliches Geschehen geplaudert wird. Natürlich werden dabei nur vertrauensvolle Personen geladen. In die Communitas kommt man nur über Beziehungen hinein. Jede Frau hat das Recht eine andere Frau mitzubringen, von welcher sie glaubt, dass sie gut in die Gruppe passen würde. In Rom gibt es einige Gruppen, manche Frauen sind sogar in mehreren, manche treffen sich immer nur mit den gleichen Personen."


    "Oh." ist alles, was Lucilla zum Thema Bankett vorerst herausbekommt. Sie blinzelt ein paar mal, dann schüttelt sie den Kopf. "Nein, eine Einladung habe ich nicht erhalten." Natürlich nicht. Sie war ja nur Praefectus Vehiculorum und unterstand Hungi dabei in zweiter Ebene. Allerdings hatte auch Avarus nichts darüber gesagt, dass er als Legatus Augusti Cursu Publico zu so etwas geladen worden wäre. Sie zuckt mit den Schultern, nicht, dass der Cursus Publicus viel mit dem Praefectus Praetorio zu tun hätte. "Wahrscheinlich hatte es sich mit meiner Entlassung überschnitten," sagt sie wenig überzeugt.


    Ermutigt von Livias Scherz, ringt sich Lucilla zu ihrer Frage durch. Wenn nur nicht immer diese Neugier wäre. "Also, was ich fragen wollte... wie ist es so... mit Hungaricus verheiratet zu sein? Ich meine... er war immerhin einer der begehrtesten Junggesellen Roms und... also nicht, dass du denkst, ich hätte... auf keinen Fall, ich war schon so gut wie verlobt, als ich wieder nach Rom kam... ich meine nur... ähm... " Ein wenig Röte steigt nun doch ihn ihre Wangen, und in diesem Augenblick fragt sich Lucilla, was sie sich eigentlich dabei gedacht hat. So gut kennt sie Livia nun auch nicht, dass diese ihr vom Leben mit Hungi berichten würde, wobei Lucilla nichteinmal genau weiß, was sie sich eigentlich darüber erwartet.

    Eifrig notiert Lucilla jeden weiteren Namen auf die Wachstafel und zählt schließlich nach. "Das sind nocheinmal fünfzehn. Herrje, eine kleine Feier können wir damit schonmal vergessen." Sie überlegt. "Livia und Hungi...garicus müssen natürlich noch auf die Liste." Sie seufzt. "Ich hab sie immer noch nicht gefragt. Aber Livia macht das mit der Pronuba bestimmt. Dann hätten wir einunddreißig Gäste. Die Schola haben wir mit Adria bereits berücksichtigt, und von der Acta stehen die Auctrix und die Lectrix auch schon auf der Liste, mehr braucht es nicht. Dann fehlt uns nur noch ein Sacerdos für das Opfer. Wenn du nicht noch irgendwelche wichtigen Personen einladen möchtest, von meiner Seite aus wären das alle, die mir einfallen."'

    Lucilla will schon protestieren, als sich Avarus an den Trauben vergreift, als ihr mit einer davon der Mund verschlossen wird. Lächelnd lehnt sie sich an ihren Verlobten und schluckt die süße Frucht hinunter. "Ja, das ist schon merkwürdig. Ich weiß auch gar nicht, was ich an dir finde und trotzdem kann ich nicht anders, als dich zu heiraten." Sie kichert vergnügt und seufzt dann. "Wenn es nur endlich so weit ist."


    Sie greift zu der Wachstafel und schlägt sie auf. "Halten wir einmal fest, aus der Gens Decima werden eingeladen: Meridius, Severa und Maximian, Tertia, Maior und Stilo, Livianus, Mattiacus, Magnus, Martinus und Nepos, Valeria und Alessa samt ihrem Verlobten. Das wären schonmal... 14 Personen. Herrje."

    "Noch ein Fest vorher?" fragt sie nicht gerade begeistert. "Ich meine, alle die in Rom sind waren doch schon bei der Verlobung. Und für diejenigen in Germania wird es schon schwer genug sein, die Zeit für die Anreise zur Hochzeit frei zu schaufeln. Von meiner Famillie kennst du auch schon alle, bis auf Tertia." Ihr Stimme wird nachdenklich. "Aber... also... ich weiß auch nicht... sie ist nicht zu unserer Verlobung gekommen, hat sich noch nichteinmal gemeldet. In der Casa schaut sie auch nie vorbei und... ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich habe das Gefühl, seit sie bei den Vestalinnen ist, haben wir uns irgendwie... ach ich weiß auch nicht. Sie war schon immer so vernüftig und alle sind so stolz auf sie, dass sie von den Vestalinnen aufgenommen wurde. In fast jedem Brief von Meridius muss ich mir anhören, wie stolz wir alle auf sie sind oder dass ich nach ihr sehen soll, weil sie so ein wertvolles Mitglied der Familie ist. Dabei ist sie doch die Ältere von uns... " Lucilla blickt auf der Tischplatte herum. "... aber auf mich muss man ja nicht aufpassen..."


    Sie lehnt sich vor und zieht die Traubenschale weiter zu sich. Doch die Traube, die sie sich nimmt, wandert nicht in ihren Mund. Lucilla lässt sie zwischen ihren Fingern umherwandern. "Wen du von der Gens noch nicht kennst, den kannst du auch bei oder nach der Hochzeit noch kennen lernen. Sie haben sowieso nichts zu entscheiden." Etwas trotzig isst sie die Traube und blickt wieder auf. "Ich werde meinem Bruder einen Brief schreiben und ihn bitten, den Germanica und Magnus für den Termin Sonderurlaub zu gewähren, oder sie einfach in seiner Escorte mitzunehmen. Falls er überhaupt kommt."


    Schließlich lächelt Lucilla wieder. "Wir heiraten doch nicht nur aus Liebe." grinst sie schelmisch. "Ich werde dafür sorgen, dass in der Acta darauf hingewiesen wird, welch vorteilhafte Verbindung das ist. Germanica und Decima sind immerhin nicht irgendwelche Familien. Du bist ein Senator und Legatus Augusti und ich, naja, so eine schlechte Partie bin ich auch nicht. Der große Triumphator hat immerhin nur eine Schwester zum verheiraten." Sie kichert leise und nimmt noch ein paar Trauben.

    Lucilla winkt ab. "So schwer ist das gar nicht mit den Betrieben. Ich habe überall sehr fähige Verwalter, welche das meiste an Arbeit erledigen. Allerdings lasse ich es mir nicht nehmen, die Ein- und Ausgaben zu kontrollieren und den Einkauf zu koordinieren, zumindest was die langfristigen Planungen angeht. Auf dem Landgut unserer Familie in Tarraco habe ich eine Hühnerzucht, und da sich Geflügelprodukte recht gut verkaufen lassen, habe ich mittlerweile auch einen Hof in Italia eingekauft. Weiters habe ich vor längerer Zeit einmal in eine Werkzeugschmiede in Tarraco investiert. Das ist allerdings der Betrieb, mit dem ich am wenigsten zu tun habe, dafür rechne ich wirklich nur Zahlen nach. Dazu kommen einige Anteile an Marmorbrüchen. Die ersten habe ich sozusagen von der verstorbenen Frau meines Cousins geerbt. Der Steinbruch ist in Pola, doch mit dem Abbau habe ich ersteinmal nichts zu tun. Meine Anteile werden direkt nach Aquilea transportiert und von dortaus dorthin gebracht, wo sie verbaut werden. Auf der Inspektionsreise des Cursus Publicus durch Africa habe ich dann die Gelegenheit ergriffen, einige weitere Anteile von einem Marmorbruch in Mauretania zu erwerben. Um ehrlich zu sein, der Marmor von dort ist fast nicht vergleichbar mit dem aus Italia. Er hat eine ganz eigene Struktur. Er ist vielleicht qualitativ gar nicht so viel besser als der hiesige, aber an italischem Marmor kann man sich in Rom ja überall satt sehen."


    Sie lächelt verlegen. "Herrje, das war jetzt etwas zu viel, oder? Ich will dich nicht langweilen. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich selbst auch selten Zeit für private Gespräche unter Frauen finde. Du hast schon Recht, in Hispania war das irgendwie anders." Ein wenig Bedauern schwingt in ihrer Stimme mit. Nichteinmal in der Casa Decima gibt es geeignete Gesprächspartnerinnen und bei ihrer Schwester Tertia hat sie nur immer das Gefühl zu stören, wobei diese als Vestalin ja auch immer nur unter Frauen ist. Lucilla kommt ein Gedanke und ihr Tonfall wird ein wenig verschwörerisch. "Hast du eigentlich schon einmal von den Näherinnen gehört?" Sie erinnert sich an die Versammlungen bei ihrer Großtante Drusilla, bei denen sie selbst jedoch nur äußerst selten teilnehmen durfte.


    "Hungaricus gibt ein Bankett?" fragt sie dann interessiert nach, als das Thema auf die gesellschaftlichen Anlässe übergeht. "Seinen Sklaven Ursus kenne ich, ja. Das ist doch der, der so gut kochen kann?" Davon, dass sie selbst schon einige Nächte als Gast in der Casa Vinicia gewohnt hat, braucht Livia besser nichts zu wissen. "Darf ich dir eine Frage stellen, eine recht... persönliche?"

    "Tsss." lässt sich Lucilla vernehmen. "Du hast anscheinend überhaupt kein Vertrauen in unser Postwesen. Es mag ja nicht jeder Brief seinen Empfänger erreichen, wenn dieser verzogen ist, aber ein Legatus Legionis verschwindet ja nicht einfach so. Entweder man hat den Brief direkt umgeleitet, oder die Legion wird sich schon darum kümmern, dass er ihm nachgesendet wird." Lucilla hofft, dass Letzteres geschehen ist, denn das hätte dem Cursus Publicus dann noch einmal Mehreinnahmen verschafft, während er im ersten Fall Verlust gemacht hätte. Als sie realisiert, dass sie sich immer noch über die Einnahmen des Cursus Publicus Gedanken macht, schüttelt sie leicht den Kopf und greift wieder zu den Trauben.


    Zwei Trauben später schaut sie grinsend zu Mattiacus. "Ich glaube zwar nicht, das du Hilfe brauchen wirst bei der Wahl, denn du bist längst aus dem Schatten der Familie getreten, aber wir werden trotzdem alle hinter dir stehen, darauf kannst du dich verlassen." Auf wen sonst könnte man sich verlassen, wenn nicht auf seine Familie.

    Lucillas Blick wandert zu den eintreffenden Soldaten und sie lacht verhalten. Ihre Brüder und Cousins machen nicht weniger Aufsehens darum, wenn sie ab und zu mal von der Legion nach Hause kommen. "Typische Legionäre, egal was sie stürmen, ob es ein feindliches Lager ist oder die heimische Casa, sie müssen immer dabei auffallen." wendet sie sich schließlich lächelnd wieder an Adria.


    Doch das Gespräch wird gleich wieder unterbrochen durch die Begrüßung von Medeia. "Oha, ein Weinkönig und Zeremonienmeister, das hört sich ja sehr mysteriös an." Plötzlich fällt Lucilla ein, dass es mit einem Zeremonienmeister auch Zeremonien geben würde und sie denkt an das Fest, bei dem sei Medeia kennen gelernt hatte. Doch die Quästrix würde in dieser Runde kaum irgendwelche kultischen Blutopferrituale abhalten. Hofft Lucilla zumindest.

    Maximus Decimus Meridius,
    Regia des Legati Augusti
    Mogontiacum, Germania


    Lieber Bruder,


    Wie geht es dir und den Decima in Germania? Uns in Roma geht es allen gut.


    Sicherlich hast du schon gehört, dass Mattiacus zum Quästor kandidiert. Ich habe auch keinen Zweifel daran, dass er gewählt wird, obwohl ich doch eigentlich dagegen bin, weil er die fixe Idee entwickelt hat, nach dem Cursus Honorum eine Zeit zum Militär zu gehen. Du weißt wie ich dazu stehe, aber auf mich hat ja noch nie irgendwer in dieser Familie gehört (Wahrscheinlich ist es ausgleichende Gerechtigkeit, als hätte ich je auf euch gehört. Aber trotzdem glaube ich, dass ich mir mehr Sorgen um euch, als ihr euch um mich machen müsst). Neulich kam unser Cousin Nepos zum Abendessen und hat von seiner Arbeit bei den Cohortes Urbanae berichtet. Bisher war ich immer der Meinung, ihr solltet lieber alle zu den Stadtheinheiten, aber anscheinend ist es da kein bisschen ungefährlicher. Du kannst also ruhigen Gewissens bei der Legio bleiben.


    Vielleicht hast du auch schon gehört, dass ich meine Arbeit beim Cursus Publicus aufgegeben habe. Ich bin froh, dass sich vor meiner Hochzeit noch ein geeigneter Stationarius gefunden hat, der auf längere Sicht das Amt des Praefectus Vehiculorum aufüllen kann und dem ich diese Aufgaben ruhigen Gewissens überantworten konnte. Wegen dem Geld brauchst du dir aber keine Sorgen zu machen, ich habe lange genug gewirtschaftet, um ausreichend Rücklagen zu haben und meine Betriebe laufen zudem auch sehr gut. Den letzten Brief hatte ich dir am späten Abend geschrieben und ich wollte nicht warten, bis Ambrosius am nächsten Tag neues Papyrus kaufen konnte, immerhin dauert der Versand nach Germania schon lange genug. Dafür habe ich nun wieder einen besonders dicken Stapel vorrätig und es wird so schnell nicht wieder passieren.


    Gerade weil die Reisezeit nach Germania so lange ist, wollte Avarus nicht länger als nötig bleiben. Er hat zur Zeit sehr viel zu tun, mein Fortgang aus dem Cursus Publicus in Italia, dann der Wechsel des Praefectus in Germania und der CP in Hispania ist ein einziges andauerndes Problem. Daneben kann er es auch nicht lassen, sich in der Schola Atheniensis einzubrigen. Du weißt sicherlich schon, dass Adria schwanger ist und daher sind wohl alle in der Schola bemüht, ihre Rectrix ein wenig zu entlasten. Und auch im Senat gibt es anscheinden zur Zeit eine Menge Themen. Es wird mich wohl noch einiges an Aufwand kosten, ihn nach der Hochzeit etwas zu bremsen, so dass ich ihn auch noch ab und zu zu Gesicht bekomme. Aber du kennst mich ja, ich werde nicht locker lassen. Die Hochzeit haben wir nun übrigens für den Oktober angesetzt, wahrscheinlich in der ersten Hälfte des Monats. Sobald wir den genauen Termin gefunden haben, werde ich dich aber noch benachrichtigen.


    Bitte richte allen Decima Grüße aus, wenn du sie siehst. Die Götter mögen euch schützen!


    Deine Schwester
    Lucilla

    "Na gut, ich bleibe sowieso viel lieber in Roma." lächelt sie nun auch verschmitzt. "Aber du sollst wissen, dass ich mit dir auch überall anders hingehe." Wobei sie trotzdem hofft, dass er sie nicht ins finstere, kalte Germania verschleppen würde, wo angeblich sogar die Frauen diese merkwürdigen Hosen tragen.


    "Also lass uns zurück zum eigentlichen Thema kommen. Vielleicht sollten wir eine Liste mit den möglichen Gästen anlegen, so dass wir einmal sehen, wieviele es ungefähr werden? Hast du eine Tabula greifbar?"

    Als Mädchen vom Lande läuft auch Lucilla in der Prozession mit. Die Festtage des Bauernkalenders waren schon immer tief im Leben der Decima verwurzelt, gründete sich der Erfolg der Familie doch ursprünglich auf die Landwirtschaft und sogar heute noch, wo die meisten Decima in irgendwelchen hohen Ämtern oder Militärkommandos stehen, liegen die weitreichenden Ländereien in Hispania nicht brach, sondern werden von unzähligen Angestellten bebaut. Zu gut kann sich Lucilla noch an die Opiconsivia erinnern, die sie früher in Tarraco gefeiert hatte und auch an ihre erste Opiconsivia als junges Mädchen in Rom, bei der sie ehrlich erstaunt darüber gewesen ist, wie viele Städter sich um das Getreide Sorgen machen. Dass auch die Städter hungern, wenn die Bauern keine Ernte einfahren, das ist ihr damals noch nicht bewusst gewesen.


    Heute allerdings ist es ihr um so mehr bewusst und darum hat sie extra einen Beutel voll Getreidekörner gekauft, um ihn vor dem Kalb auf den Weg der Prozession zu streuen. Der Zug nähert sich langsam dem Tempel der Vesta und Lucilla hält Ausschau nach ihrer Schwester Tertia, die als Vestalin sicherlich auch an diesem Fest teilnehmen würde.

    Unterwelt, Verbrechen, Attentate - Lucillas Augen weiten sich erschrocken, als Nepos von seiner Arbeit erzählt. Da hat sie immer gedacht, die Legionen sind schlimm, aber die Stadtwachen sind tatsächlich kein Stück besser. Sie würde sich in Zukunft also um ein weiteres Familienmitglied Sorgen machen müssen und im Nachhinein schilt sie sich selbst, dass sie ihn auch noch dazu ermuntert hat, von seiner Arbeit zu erzählen. Völlig losgelöst vom gerade besprochenen Thema seufzt Lucilla und zieht die Traubenschüssel näher zu sich heran.


    Auf einmal merkt sie auf. "Livianus ist tatsächlich nach Italia gekommen?" Bisher hatte sie nur Gerüchte darüber gehört und gelesen. "Wo ist die Legio I stationiert?" Sie hat sich noch nie darum gekümmert, wo irgendwelche Legionen in Italia stationiert sind, doch auf einmal wird es unglaublich wichtig es zu wissen. Irgendwo aus den Tiefen ihres Bewusstseins kommt der Gedanke auf, dass sie vor einiger Zeit versucht hatte, den Postversand der Legio I zu optimieren. "Die ist in Mantua, oder?" Fragend schaut sie durch die Runde und denkt schon darüber nach, wie viele Tage sie für eine Reise einplanen müsste.

    Avarus und Lucilla machen sich genüsslich über den Nachtisch her, denn Nachtisch geht immer. Trotzdem bleibt am Ende noch genug für zwei weitere Personen in den Schüsseln und auf den Platten, denn Pollux hat es etwas übertrieben. Als der Gallier wieder kommt um zu schauen, dass alles in Ordnung ist, bekommen beide keinen Bissen mehr hinunter.


    "Es war alles köstlich, Pollux. Aber du solltest nicht immer so viel kochen, das kann doch keiner alles essen, ich zumindest bin voll bis oben hin." lächelt Lucilla. "Ich werde deine Taverne aber trotzdem auf jeden Fall weiterempfehlen. Wann wirst du offiziell eröffnen?"

    Zitat

    Original von Aelia Adria


    Lucilla grinst ein wenig. "Dann bin ich beruhigt und weiß mich als Volk gut im Senat vertreten, zumindest von dir." Dass anscheinend auch Senatoren zu den diskutierten Themen nichts zu sagen haben, findet Lucilla etwas merkwürdig. Immerhin sind sie ja Senatoren, um zu reden, dagegen zu reden und abzustimmen. So dachte sie zumindest bisher, denn wofür wären sie sonst Senatoren.


    "Gibt es denn viele Sentoren, die sich bei so wichtigen Themen enthalten?" fragt sie fast gleichgültig, obwohl sie das jetzt doch brennend interessiert. Ihr Bruder hat ihr nie viel aus dem Senat erzählt, wahrscheinlich weil er der Meinung ist, dass Politik kein Thema für Frauen ist, und Avarus ist bei diesen Themen nur immer so kurz angebunden, weil er nicht über die Arbeit reden möchte. Daher zählt die Acta Diurna zu Lucillas Hauptquellen, wenn auch die unzensierte Ausgabe und nicht das, was alle Bürger alle zwei Wochen zu lesen bekommen, doch von einzelnen Senatoren ist dort selten die Rede.

    Lucilla denkt über seine Worte nach und ist versucht ihm vorzuschlagen, die Arbeit nicht mit ganz so viel Enthusiasmus zu tun und anstatt zu jedem neuen Präfekten persönlich zu reisen, einfach einen Brief zu senden. Doch sie weiß selbst, wie unmöglich das ist und dass gerade ein Legatus Augusti der für eine Institutuion des gesamten Imperiums zuständig ist gar keine andere Wahl hat. Genauso wenig hat es einen Sinn, ihm vorzuschlagen, seine Arbeit nicht mit vollem Einsatz zu tun. In dieser Hinsicht sind sie sich wohl recht ähnlich und Lucilla ist froh, dass sie zumindest die Aufgaben des Cursus Publicus mit ruhigem Gewissen hat abgeben können, denn sich nur in der Arbeit etwas zurücknehmen, hätte auch sie nicht geschafft.


    "Vielleicht solltest du dich in einer Provinz umschauen." lächelt sie sanft. "Dort ist das Leben im Allgemeinen viel ruhiger und die Grundstücke sind billiger. Du könntest Architectus Provincialis werden, in Hispania vielleicht oder Mauretania. Wir bauen uns eine Villa aus Marmor und mit dem Geld, das wir sparen, lassen wir uns alle Annehmlichkeiten aus Rom liefern. Die Oberschicht in Caesarea ist ja nun auch nicht zu verachten und es finden sich sicherlich auch dort alle möglichen Anlässe für Gastmähler und Feste. An die kleinen Märkte werde ich mich sicherlich gewöhnen können, wer weiß wieviel Zeit mir für soetwas überhaupt bleibt, wenn wir ersteinmal eine Familie haben." Sie blickt ihn aufmunternd an. Natürlich würde sie Rom vermissen, denn dass das Leben in einer Provinz nicht so ist, wie es früher einmal war, wenn man erstmal in Rom gewesen ist, das weiß sie noch aus Tarraco. Und doch meint sie ihre Worte ehrlich, denn solange sie zusammen sein könnten, solange würde sie fast überall mit ihm hingehen.