ZitatOriginal von Camillus Matinius Plautius
Bin wieder im Lande mit allen Helden.
Und mich hat er natürlich auch wieder mitgebracht.
ZitatOriginal von Camillus Matinius Plautius
Bin wieder im Lande mit allen Helden.
Und mich hat er natürlich auch wieder mitgebracht.
Da ich den Plautius natürlich nicht alleine weg lasse melde ich mich dann auch mal mit ab.
Anfragen/Anzeigen für die Acta Diurna können während Livias Abwesenheit an die Lectrix Germanica Aelia geschickt werden, ab nächste Woche ist Livia dann wieder da. Für den Cursus Puclicus Italia ist ebenfalls gesorgt, ich bitte jedoch um Nachsicht, falls die Post mal nicht so schnell ankommt, wie gewohnt.
Bis in zwei Wochen und schreibt nicht so viel.
Am Abend stoßen Avarus und Lucilla bei einem leichten Mahl auf den erfolgreichen Ausgang des Gerichtsverfahrens an. "Dann können wir also doch zurück nach Rom, nachdem wir unsere Reise beendet haben." scherzt Lucilla, ohne zu Wissen, dass sich in Rom bereits erneut Unmut über das Gerichtsurteil im speziellen und Avarus im allgemeinen regt. Doch ihre Reise würde ohnehin noch eine ganze Weile dauern, bis dahin würde nicht nur in Rom viel geschehen und bis dahin würden auch beunruhigende Nachrichten aus Rom bis Africa schwappen.
Der nächste Tag bietet den Mitarbeitern des Cursus Publicus nochmals Erholung, denn ein Besuch der Thermen steht auf dem Plan. Sogar Ambrosius wird Erholung gewährt, denn nachdem er während der Reise unausstehlich ist, gewährt ihm Lucilla einen freien Tag, ganz zu seiner Verfügung. Ein Verwalter der Mansio in Hadrumetum sorgt unterdessen für ein Schiff, welches die Gruppe sicher nach Leptis Magna übersetzen würde.
Während am hierauf folgenden Tag die Karawane auf das Schiff verladen wird, kümmern sich Avarus und Lucilla um die Inspektion der Mansio. Der dortige Vorsteher, Titus Varus, ist voller Ideen und scheint sein Leben lang nur darauf gewaretet zu haben, dass der Legatus Augusti cursu publico endlich einmal den Weg zu ihm findet. Kaum sitzen Avarus und Lucilla in seinem Officium beginnen die Vorschläge nur so aus ihm herauszusprudeln. Sie reichen von einer totalen Reform des Cursus Publicus samt einer Neugliederung der Zuständigkeitsbereiche über die Umstrukturierung der Personalstruktur bis zur Änderung der Versandtabellen. Lucilla muss an diesem Tag ihre Ansichten bezüglich der Provinzverwaltung Hispanias revidieren. Denn bisher hat sie geglaubt, dass dort die größten Bürokraten des Imperiums hervorgebracht werden, doch all die Beamten, welche sie in ihrem Leben kennengelernt hat, sind nichts gegen Titus Varus. In seinem Officium stapelt sich nicht einfach die Post, nein, sie ist in einem komplexen System nach endlosen Kriterien sortiert. Die Regale an den Wänden sind in viele Fächer unterteilt und unter jedem hängt ein kleines Schildchen. Je länger Lucilla diese Beschriftung studiert, desto faszinierender erschließt sich ihr das dahinterliegende System, welches aus einer Art rollierender Sortierung mit Prioritätsbeachtung besteht. Zwar fragt sie sich auch, ob der Mann neben dem Sortieren überhautp noch zum Arbeiten kommt, doch die penibel genau und dazu überflüssig detailliert geführten Versandlisten beantworten diese Frage schnell. Wahrscheinlich liegt diese Sortierwut einfach daran, dass nur wenig Post aus Hadrumetum verschickt wird und er sonst nicht genug zu tun hat. Nach einem Mittagshappen beginnt dann die eigentliche Inspektion. Schnell versinken Avarus und Lucilla in Wachstafeln und Papyrus, in Listen, Aufstellungen, Rechnungen, Belegen, Quittungen und Wertkarten, jede einzelne mit einem ausführlichen Kommentar von Titus Varus versehen.
Als sie am Abend das Büro mit einem Stapel Wachstafeln - neben den üblichen Notizen auch die schriftlichen Vorschläge des Titus Varus - verlassen, kann Lucillla ein langgezogenes Gähnen nicht verhindern. "Bin ich froh, dass diese übermotivierten Mitarbeiter nur in den Provinzen auftauchen. Nichts gegen Eifer, aber das ist nicht mehr normal... Es soll schon Leute gegeben haben, die sich todorganisiert haben." Sie schüttelt sich und tritt aus dem Gebäude hinaus in die warme Abendsonne. Die drückende Hitze des Tages wird langsam von einem angenehm kühlen Wind vertrieben, der Lärm der Geschäftemacher wird von den heiteren Stimmen der Müßiggänger abgelöst. Etwas wehmütig blickt Lucilla die Straße hinab. "Ob in Rom wohl noch alles in Ordnung ist? Hoffentlich schafft Rufus das so lange mit der Post. Wir sollten schauen, ob wir irgendwo eine aktuelle Ausgabe der Acta Diurna finden. Nicht, dass ich glaube, dass sie darüber berichten würden, wenn mein Officium im Chaos versinkt, aber über alles Wichtige wird ja doch berichtet."
Das Urteil wurde am Abend des 31.05. geprochen, der Tag, an dem auch die letzte Ausgabe der Acta Diurna erschien.
Wir bitten zu berücksichtigen, dass die Redaktion der Acta Diurna zwar bemüht ist, tagesaktuell zu sein, so kurzfristig aber doch nicht reagieren kann.
Aber in der nächsten Ausgabe, nächsten Dienstag, findet es sicher Erwähnung.
Auch Lucilla steht auf. "Es hat mich ebenfalls sehr gefreut, dich kennen zu lernen, Syrus. Fortuna hatte wohl auf dem Marktplatz doch ihre Finger im Spiel." Sie grinst ihm schelmisch zu. "Ich hoffe doch, dass ich dich spätestens zu unserer Hochzeit in Rom wiedersehen werde. Die Götter mögen dich auf deiner Reise schützen."
Als Syrus die Taberna verlassen hat, dreht sie sich zu Avarus. "Ein seltsam glücklicher Zufall, nicht wahr? Da sind wir so weit von zuhause weg und dann treffen wir auf einen Germanicus." Sie schüttelt lächelnd den Kopf. "Lass uns zurück zur Mansio gehen, wegen des Schiffs können wir immer noch einen Sklaven zum Hafen schicken."
Sie verlassen kurz nach Syrus die Taberna und gehen langsam zurück zur Mansio. Lucilla zeigt Avarus auf dem Weg noch das ein oder andere, was sie auf dem Markt noch gesehen, jedoch voerst nicht gekauft hat.
In der Mansio wartet bereits ein Tabellarius Dispositus aus Italia auf den Legatus Augusti cursu pulico. Von Roma nach Leptis Magna ist er gereist, von dort nach Sabratha, dann mit dem Schiff nach Acholla und dann auf dem Landweg weiter bis Hadrumetum, um ihnen entgegen zu reisen. Er hat wichtige Post dabei, die er Avarus sogleich übergibt:
An
Senator Medicus Germanicus Avarus
Salve Senator Avarus!
Es ist mir eine Freude, dir mitteilen zu können, dass du des Vorwurfs der üblen Nachrede für NICHT SCHULDIG erklärt wurdest.
Die werte Praetrix hatte lediglich Folgendes angemerkt:
ZitatDas Gericht rät dem Angeklagten dennoch eindringlich, seine Wortwahl in Hinkunft seinem Stande angemessen zu wählen
Eine genaue Schilderung der Verhandlung kann ich dir gerne geben, wenn deine Reise beendet ist.
Vale
Marcus Vinicius Lucianus, Advocatus
Lucilla errötet, wie es ihre Art ist, und lächelt verlegen auf das Kompliment hin. Das Lächeln wird zu einem hintergründigen Schmunzeln, als Avarus Finger die Perlen berühren und dabei auch ihre Haut streifen. "Sie war nicht gerade billig, doch der Preis war nichts im Vergleich zu dem, den ich in Rom dafür bezahlt hätte. Außerdem würdest du dich in Grund und Boden schämen, wenn du wüsstest, was der Händler ursprünglich verlangt und was ich letztendlich bezahlt habe." Sie kichert leise, erwähnt aber lieber nicht, dass sie noch einige weitere Schmuckstücke beim gleichen Händler erstanden hat, die der Packsklave trägt. Die Gelegenheit war immerhin günstig und so hat sie für Tertia, Valeria und Alessa je ein Armband gekauft und dazu eine weitere Kette, nicht ganz so schick wie ihre eigene, aber dennoch kostbar, für Iulia Severa, welche sie dieser zur Hochzeit mit ihrem Bruder schenken würde, so sie überhaupt irgendwann noch einmal heiraten würden.
Sie senkt ihre Stimme ein wenig, immerhin braucht das folgende nicht die ganze Taberna zu hören. "Aber mach dir keine Sorgen, ich investiere nur mein eigenes Vermögen. Nachdem ich bei Plocius Piso so günstige Konditionen für die Marmorblöcke bekommen habe, kann ich mir das durchaus leisten. Und ich hoffe doch, du haushaltest gut mit dem Vermögen des Cursus Publicus, so dass wir auch noch ein Schiff zurück nach Rom bezahlen können werden."
Mit einem sanften Lächeln wendet sich Lucilla zu Avarus. Das ist der Mann, den sie so sehr liebt, der furchtlose Germane, der vor nichts zurück schreckt, der die Seefahrt auf sich nimmt, um ihr den unbequemen Wagen und wer weiß welche Gefahren zu ersparen.
"Wenn wir nur immer an der Küste segeln, dann kann ja fast nichts passieren. Wahrscheinlich ist es sogar sicherer, als über Land. Angeblich soll es auf dieser Küstenstraße, wo nur wenig Menschen überhaupt leben, nicht gerade ungefährlich sein, was Wegelagerer und marodierende Räuberbanden angeht. Die Legio XXXII ist weit weg und um die langen Wegstrecken zwischen den Dörfern kümmert sich keiner. Wir mit unserer Karawane wären kaum zu übersehen und würden das Gesindel sicher anziehen, wie das Licht die Motten."
Sie nimmt sich noch eine Traube, dann fällt ihr ein, was sie eigentlich tun will, seit sie die Taverne betreten hat. Ein Leuchten legt sich in ihre Augen. "Möchtest du sehen, was ich gekauft habe?" fragt sie ihren Verlobten, wartet aber seine Antwort erst gar nicht ab. Aus dem kleinen Beutel an ihrem Gürtel holt sie ein weiches Tuch hervor und legt es auf den Tisch. Sie breitet es aus und darin eingepackt kommt eine Perlenkette aus leuchtend roten Korallen und goldenen Zwischenstücken zum Vorschein. Sie öffnet den Verschluss und hebt sich das Schmuckstück an den Hals. Erwartungsvoll lächelnd schaut sie Avarus an. "Was sagst du? Ist sie nicht wunderschön?"
Historisch gesehen gehörten Kinder als Opferhelfer zur Standardausstattung bei fast jedem Opfer. Meist waren das die Kinder der reichen Familien oder auch die Kinder von religiösen Funktionsträgern, die so ganz nebenbei mitbekamen, was später vielleicht einmal ihre Aufgabe sein würde (Posten in den Collegien waren zwar nicht unbedingt vererbbar, oft wurden sie aber doch vererbt *g*)
Kinder und Jugendliche wurden als Ministri, als Opferdiener, für einfache Aufgaben eingesetzt, zum Beispiel um das Weihrauchkästchen oder die Opferschalen zu tragen, halten oder anzureichen. Andere, die Camillli, die unter 14 Jahre alt sein mussten, assistierten speziell den Flamines.
Im IR ist das alles so nicht wirklich handhabbar, da die wenigsten bei uns als Kinder anfangen, das religiöse Wissen aber trotzdem irgendwoher kommen muss. Das letze Wort hat zwar die SL, aber historisch gesehen spricht wohl nichts dagegen, dass ein Jugendlicher als Discipulus in den Cultus Deorum eintritt, da das in unserer Hierarchie ja sogar noch unter dem Opferhelfer steht.
Ein Konto bräuchtest du historisch aber nicht, die Kinder haben da nichts verdient.
ZitatWährend römische Mädchen die Kindertracht bei ihrer Hochzeit ablegten und somit zu Erwachsenen wurden, feierten die Jungen mit etwa 16 Jahren, wenn die Priveligierten unter ihnen die Schule verließen, das Erreichen der Volljährigkeit.
Etwas Farbe weicht aus Lucillas Gesicht, als Syrus das Schiff erwähnt. "Wir reisen immer die Küstenstraße entlang. Diese ist bestens befestigt, allerdings gibt es von hier bis Leptis Magna nicht viele Poststationen. Daher wollten wir das karge Land, das zwischen hier und dort vorherrschen soll, durch eine Schiffsreise umgehen." Sie wirft einen zögernden Blick zu Avarus. "Vielleicht sollten wir uns das doch noch einmal überlegen? Die Reise war bisher ja nicht so schlimm, wie gedacht." Natürlich weiß Lucilla nicht, welcher Unterschied zwischen der Landschaft Mauretanias und der Africas besteht, dass an der einen Küste üppige Vegetation vorherrscht, wo an der anderen nur Kargheit und Trockenheit wartet.
Schließlich seufzt Lucilla wieder einmal, das Rollen der Augen verkneift sie sich jedoch dieses mal. "Meridius kann sagen, was er will. Er ist mein Bruder, nicht mein Pater Familias. Ich bin sui iuris und damit völlig frei in meinen Entscheidungen." Sie blickt Syrus fest an. "Er weiß von der Entscheidung, heißt sie aber nicht unbedingt gut. Er war nicht auf der Sponsalia und ich bin nichteinmal sicher, ob er auf die Hochzeit kommt, doch ich sage es dir ganz offen, es ist mir gleich, wenn er glaubt, dass ihm das Glück seiner Schwester egal sein kann. Dies wird keine politische Verbindung, obwohl sie bei weitem mehr dazu geeignet wäre, als so manch andere, die in Rom geschlossen wird, inklusive der meines Bruders. Doch er wird sie akzeptieren müssen, so wie alle anderen auch."
"Sie sind nicht für immer fort, im Elysium werden wir sie wiedersehen." murmelt Lucilla vor sich hin und muss an ihre eigenen Verwandten denken, zu deren Bestattung sie es nicht geschafft hatte, allen voran ihre beiden Brüder.
Mit einem Seufzen greift sie zu einigen weiteren Trauben, doch bervor diese in ihrem Mund landen, spricht Syrus sie an. Die trüben Gedanken werden von einem leichten Lächeln hinfortgeweht und Lucilla lässt die Hand mit den Trauben wieder sinken. "Einen Termin gibt es noch nicht, es hängt ganz davon ab, wie lange wir noch hier in den südlichen Provinzen unterwegs sind. Nach getaner Arbeit wollen wir noch Aegyptus erkunden und wenn wir zurück in Rom sind, wird es sicher auch noch eine Weile dauern. Bis dann ein passender Termin gefunden ist, die Verwandtschaft aus dem ganzen Reich eingeladen und die Vorbereitungen abgeschlossen sind..." Lucilla kommt es so vor, als könnte das noch Jahre dauern. Aber sie will sich nicht beklagen, solange sie zumindest das Ziel noch vor Augen hat, würde sie warten können, denn darin ist sie geübt.
Die Germanica erinnern Lucilla immer an eine typisch römische Familie, ganz wie auch ihre eigene. Irgendwer stirbt, irgendwer heiratet, irgendwann kommen neue Kinder dazu, und dazu sind es so viele Verwandte, dass man fast immer jemanden bei der Aufzählung vergisst. Die eintretende Stille bringt Lucilla dazu, von den Trauben aufzuschauen und Avarus fragenden Blick zu bemerken. Sie zeigt schnell ein Lächeln, wenn es auch etwas unsicher aussieht, und zuckt leicht mit den Schultern.
Da sie noch immer die wenigsten Germanica persönlich näher kennt, fällt es ihr schwer, die vielen Namen mit Gesichtern oder gar einem Schicksal zu verknüpfen. Die einzigen beiden, mit denen sie etwas mehr anfangen kann, sind die beiden, die in die Germanica adoptiert worden waren, Adria und Aelia. Von Avarus Söhnen hatte sie nur Reverus, und diesen auch nur sehr kurz, kennen gelernt, und seinen Bruder Sedulus kannte sie nur vom Hörensagen her.
Syrus Entschuldigung nimmt Lucilla mit einem lächelnden Nicken an. Sie verfällt in nachdenkliches Schweigen, als Avarus von seiner Familie erzählt. Immer, wenn er von Germania berichtet, wirkt er so abwesend und fern, und sie hat das Gefühl, als trennen sie dann Welten, weit mehr, als die Distanz zwischen Tarraco und Mogontiacum. Gedankenversunken betrachtet sie ihren Verlobten und fragt sich, ob sie jemals den Platz füllen könnte, den seine erste Frau hinterlassen hat. Er ist sowieso kein Römer, der eine Frau ihrer Stellung wegen heiratet, doch bei Felicia scheint dies noch viel weniger der Fall gewesen zu sein, als vielleicht bei ihr. Sie senkt den Blick, greift nach den Trauben und lässt eine davon in ihrem Mund verschwinden.
"Nur ein Wasser." ist alles, was Lucilla heraus bekommt. Der versöhnliche Tonfall ihres Verlobten überzeugt sie noch lange nicht, denn irgendwie scheint ihr das alles doch zu seltsam, um wahr zu sein. Sie mustert Syrus und nun, da sie weiß, woher der Gedanke kommt, dass sie ihn schon einmal gesehen hat, erkennt sie die sehr geringe, aber doch irgendwie vorhandene Ähnlichkeit mit den Germanica.
"Und ein paar Trauben vielleicht." fügt sie schnell noch an, bevor der Sklave wieder weg ist. Trauben sind immer gut, an erster Stelle für die Nerven, an zweiter um etwas zwischen den Fingern zu haben und um sich abzulenken.
Lucilla wird immer kleiner auf ihrem Stuhl, als der Germanicus sie so anfährt, und hofft, dadurch unsichtbar zu werden. In was für eine Familienangelegenheit ist sie da nur hineingerutscht? Dabei hat sie immer gedacht, bei den Decima geht es heiß her, aber gegen dieses freudige Wiedersehen ist das noch gar nichts. Mitten in Africa Proconsularis wünscht sie sich mit einem mal zurück ins sichere Rom, ihretwegen sogar in die Casa Decima. Hätte sie Syrus nur gleich auf dem Markt abgewimmelt...
"Onkel Avarus?" Lucilla kann nicht verhindern, dass sie die Frage laut ausspricht. Sie tritt aus dem Halbschatten des Germanicus und lässt sich auf einen Stuhl an den Tisch sinken. 'Der Sohn des Sedulus' fährt es ihr durch den Sinn und sie denkt an die Geschichten über den Zwist zwischen diesem und Meridius. Da reist man Tausende von Meilen übers Mare Internum um den Familien zu entkommen und dann trifft man mitten in Africa auf einen Germanicus. Fortuna hat wirklich einen sehr seltsamen Sinn für Humor.
Sie blickt entschuldigend zu ihrem Verlobten. "Ich habe ihn auf dem Markt aufgegabelt." Ein böser Blick trifft Syrus. "Du hast das von Anfang an geplant, nicht wahr? Es war überhaupt kein Versehen, dass du mich angerempelt hast!" Nicht, dass es so nicht eine nette Überraschung ist, doch wenn Lucilla etwas nicht leiden kann, dann sind das Briefe ohne genaue Empfängeradresse oder wenn sie für irgendwelche, seien es politische oder familiäre, Spielchen ausgenutzt wird.
Lucilla rollt entnervt mit den Augen, als Syrus auf ihren Bruder zu sprechen kommt. Nichteinmal in Africa Proconsularius kann man sich als Decima vorstellen, ohne gleich auf Meridius reduziert zu werden. Bevor sie jedoch etwas sagen kann, geht ihr alles zu schnell, denn auf einmal kennt Syrus auch noch Avarus. Sie schaut fragend von dem ihr Fremden zu Avarus und sagt ersteinmal gar nichts, denn sie wüsste eh nicht, was.
"Oh, verzeih, mein Name ist Decima Lucilla." stellt sie sich vor. Kaum läuft sie mit einem Mann in eine Taverne, vergisst sie schon die gute Erziehung Großtante Drusillas. Als Syrus dann seine Herkunft bekannt gibt, schaut sie ihn einen Moment ungläubig an, geht dann jedoch lächelnd weiter. "Aus Mogontiacum, sagst du? Fortuna hat manchmal wirklich Sinn für Humor! Mein Verlobter stammt aus Mogontiacum, auch wenn er schon lange Zeit in Rom wohnt, wie das bei Senatoren eben so üblich ist."
Sie verlassen den Markt und betreten die Taverne. Avarus wollte sie ihm Blick behalten, also vermutet sie ihn auf der Dachterrasse und ein kurzer Blick durch die Taberna bestätigt zumindest, dass er nicht im Inneren sitzt. Lucilla weist auf die Treppe nach oben. "Ich selbst war leider noch nie in Germania. Allerdings bin ich Praefecta Vehiculorum von Italia und als solche kenne ich zumindest die Namen aller großen Städte im Imperium. Was hat dich so weit in den Süden verschlagen?"
Das ist dann wohl nach hinten losgegangen. Allerdings, solange er nicht darauf abzielt, Lucilla am Ende des Tages heiraten zu wollen, ist nichts gegen etwas Gesellschaft einzuwenden. Immerhin sind sie nicht tausende von Meilen in die Ferne gereist, um sich dann in der Mansio zu verstecken.
"Du solltest lieber auf deine Worte aufpassen." lächelt sie. "In Rom zerren sie dich ganz schnell vor Gericht, wenn du so einen Senator betitelst." Sie winkt schelmisch grinsend ab, als er ihr seinen Arm anbietet. "Nein lass nur, du solltest die Hände besser frei haben, falls weitere Randalebrüder auftauchen." Sie gibt den beiden Sklaven das Zeichen zum Aufbruch und sie gehen in Richtung der Taverne los. "Bist du denn aus Syrus, wenn man dich so nennt?"
Lucilla wirft lachend einen Blick zu den Sklaven. Ihre Gelassenheit in Bezug auf den Zusammenstoß rührt von langjähriger Erfahrung auf den Mercatus Trainai, ihre Gelassenheit in Bezug auf seine Einladung von langjähriger Erfahrung mit Männern, die ihr zu allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten solche Angebote unterbreiten. Syrus sieht zwar nicht unbedingt unsympathisch aus und Lucilla hat sich schon mit schlechteren Sprüchen vom Markt schleppen lassen, doch diese Zeiten sind vorbei.
"Ich fürchte, ich muss dich enttäuschen. Diese Sklaven sind nicht meine einzigen Begleiter, mein Verlobter wartet in eben dieser Taverne dort drüben auf mich. Aber vielleicht möchtest du ihn ja auch ein wenig näher kennen lernen?" Sie schmunzelt zufrieden, denn wie lange hatte sie darauf gewartet, Anmachversuche auf diese Weise abschmettern zu können. (:P)