Beiträge von Decima Lucilla

    *sfz*


    Zitat

    Original von Marcus Matinius Metellus
    Naja, aber die weiterführenden Kurse waren schon recht schwer! Waren die nun alle umsonst?


    Original von Lucius Annaeus Florus
    So, danke für die Antwort, aber das hier finde ich jetzt echt hart. Da macht man 3 Kurse zur Religion, einen einfachen, einen mittleren und einen schweren und dann sind die nichts Wert? Das kann doch wirklich nicht im Sinne des IR sein. Irgendwas müssen die doch bringen, oder nicht?


    Diese Kurse waren in dem Moment 'umsonst', als sie für nicht mehr erheblich für die Karriere im CD erklärt wurden. Also waren sie die ganzen letzten Monate schon 'umsonst', es ändert sich also nichts daran.
    Nochmal für alle zum langsam mitlesen, der Cursus Religiosus I ist in keiner Weise vergleichbar mit den gelaufenen früheren Religionskursen! Es ist eine vollkommen andere Voraussetzung! Genauso wenig wie ein CRV als Alternative zum CR I gilt, genauso wenig wie ein Cursus Iuris als Alternative zum CR I gilt, gelten auch die früheren Kurse nicht als Alternative.
    Freut euch, dass ihr etwas gelenrt habt und wenn ihr wollt, dass Kurse nicht 'umsonst' waren, dann wendet euch an die Schola und lasst sie euch als Cursus Continuus anrechnen.


    Zitat

    Original von Marcus Matinius Metellus
    Aber zumindest sollte man Provinzpriestern erlauben, ihre Prüfungen von ihrer Provinz aus abzulegen! Wieso sollte man monatelang verreisen, nur wegen einer Prüfung? Außerdem waren die Kulte eh dezentral organisiert! ;)


    Weil dies eine spieltechnische SimOff-Entscheidung ist.


    Zitat

    Original von Decima Valeria
    Ich hab dazu auch noch eine Frage:
    Darf man, wenn man schon Sacerdos ist, diesen Religionskurs trotzdem absolvieren? :)


    Ja, das darf man. Allerdings reicht es auch, sich einfach ein bisschen durch die Theoria zu lesen. Der Cursus wird kein Kurs in dem Sinne sein, sondern einfach nur eine Prüfung, ob man die Theorie mitbringt. :)


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    Original von Lucius Annaeus Florus
    Und ausserdem muss ich sowohl als Magistrat des CH, als auch als ehemaliger Praefect der Classis und PP der Legionen ein gewisses Wissen über Opfer haben, denn ich musste ja auch so einige durchführen.


    Dann hast du den Vorteil, dass du dir den entsprechenden Abschnitt gar nicht durchzulesen braucht. Allerdings geht es in dem Cursus nicht nur um Opfer.


    Zitat

    Original von Spurius Sergius Sulla
    Das stimmt alles, aber das hatten wir im IR bereits, der Stand wurde innerhalb der Simulation durch eine Initiative meines Bruders Glaucia durch den Kaiser geändert. Dies möge man bitte bedenken, wenn man jetzt wieder alles ändert.


    "Die Welt ist im Wandel, ich spüre es im Wasser, ich spüre es in der Erde und ich rieche es in der Luft. Vieles was nicht in Vergessenheit hätte geraten dürfen ging über die Zeit verloren. Geschichte wird zur Legende, Legende wird zum Mythos."
    Womöglich hat der Kaiser festgestellt, dass die Flamines Minores eh überflüssig sind, da sie ihre Arbeit nicht tun. Oder hast du schon mal irgendwo den Flamen Apollinaris was tun sehen? Die SimOn-Durchführung der Spielregeln fehlt noch, aber es wird auch hier noch was getan werden.

    Auf ein neues...


    Theoria Romana
    Zuerst einmal, da es immer noch Leute gibt, die es nicht zu wissen scheinen. Das Imperium Romanum hat eine wundervolle Informations-Bibliothek, die Theoria Romana, der Link dorthin ist folgender: http://www.imperium-romanum.info/wiki/index.php/Hauptseite
    Dort gibt es eine Kategorie "Religion" und in den dortigen Artikeln sind alle Informationen zu finden, welche man für einen Cursus benötigen wird. Niemand braucht eine Unibliothek aufzusuchen, das haben andere vor euch schon getan.


    Flamines Minores
    Folgende Flamines Minores sind historisch und waren bisher im IR vorhanden: Flamen Volcanalis, Flamen Cerealis.
    Folgende Flamines Minores waren bisher im IR vorhanden, jedoch nicht historisch: Flaminca Iunonis, Flaminca Minervae, Flamen Mercurii, Flamen Apollinaris, Flamen Neptuni, Flaminca Veneris, Flaminca Dianae.
    Folgende Flamines Minores sind historisch, waren jedoch bisher nicht im IR vorhanden: Flamen Furrinalis, Flamen Carmentalis, Flamen Portunalis, Flamen Volturnalis, Flamen Palatualis, Flamen Floralis, Flamen Falacer, Flamen Pomonalis, plus zwei Flamen nicht überlieferter Gottheiten (eventuell Lucularis und Virbialis).
    Dies möge man bitte bedenken, wenn man den Wegfall der ach so historischen Flamines Minores im IR bemängelt.
    Ein weiterer Punkt ist, dass die Flamines Minores in der Kaiserzeit an Bedeutung verloren haben und letztendlich vielleicht sogar ganz verschwunden sind. Viel wichtiger wurden die Flamines der vergöttlichten Kaiser und ihrer Genien. Da hier vermutlich niemand den Beweis bringen kann, wann genau welcher Flamen Minores von der Bildfläche verschwunden ist (wenn doch, kann er gerne in der Wiki etwas dazu schreiben) und da historische Flamines von Göttern über welche heutzutage fast keinerlei Information zu finden ist sehr schwer zu simmen sind, haben wir uns aufgrund der Spielbarkeit für die Lösung des Wegfalls Aller entschieden.


    Flamines Maiores
    Die Flamines Maiores sind nicht Rittern zugänglich. Wer die Ankündigungen gelesen hat, der hat festgestellt, dass sofern sie nicht in den Spielregeln anders angegeben sind, die historischen Informationen aus der Theoria gelten. Dort ist im Artikel Flamines zu den Maiores zu lesen: "Die Ämter waren den Patriziern vorbehalten.", was auch in den Spielregeln nicht entkräftet wird. Wie Lucidus irgendwo schoneinmal erwähnte, das Rangbild enthält die Mindestvoraussetzungen.


    Rolle der Sacerdotes und Aufstieg in ein Kollegium
    "...wenn der Rang Sacerdos keine Bedingung mehr zum aufsteigen ist!"
    Er ist keine formelle Bedingung mehr. Ich habe das Gefühl, manche glauben hier, dass man jetzt einfach zwei Cursi ablegt, und sich dann für ein Kollegium bewirbt. Hört sich zwar nett an, ist aber nicht so. Aufnahme in ein Kollegium erfolgt weiterhin durch den Pontifex Maximus, möglicherweise durch ein Kollegium initiiert. Und die Kollegien werden schon schauen, wen sie aufnehmen, denn es steckt immer auch Arbeit in so einem Posten und dazu ist Hintergrundwissen notwendig. Ein Sacerdos bringt dieses viel eher mit, als einer, der sich mal eben einkauft.
    Wer sich jedoch in aufwändigem, zeitintensiven Rollenspiel darum SimOn bemüht, der könnte es vielleicht auch so schaffen, denn darin geht es hier doch immerhin: Rollenspiel.


    Ausbildung und Kultzugehörigkeit
    Die Ausbildung im CD war bisher erstens einmal sehr unterschiedlich und wenn man Pech hatte, dann war sie verdammt schlecht und das Ergebnis wirklich zum Haareraufen. Der Cursus Religiosus soll dafür sorgen, dass gerade die fehlende mangelnde Vorstellung von der Religion ein Stück weit vermittelt wird.
    Nicht immer wurden die Ausbildungen wirklich groß gesimmt, dazu gab es kaum einen Schüler, der zu dem Kult kam, in den er wollte, ganz einfach aus Mangel an Priestern. Den Einwand, dass der Bezug zu einem Gott verlorgen geht, entbehrt also der Realität. Es mag einige Ausnahmen gegeben haben, wo das gepasst hat, aber es gibt genügend Beispiele, wo Sacerdotes über den eigentlich von ihnen angestrebten Gott höchstens das beigebracht bekommen haben, was man in jeder Übersicht findet. Wer aus Interesse mehr zu 'seiner' Gottheit wissen wollte, der musste das bisher im Zweifelsfall selbst recherchieren, und dies steht im auch jetzt noch frei. Zwingen kann man hier eh niemanden zu irgendetwas.
    Die persönliche Wahl eines Gottes als Eintrag im Tabularium wird auch weiterhin eine Rolle spielen. Nämlich im abgelegten Cursus. Was jemand hinterher daraus macht, ob er für seine Gottheit die Feste simmt etc., das hängt von jedem selbst ab, denn wie gerade eben schoneinmal geschrieben: zwingen kann man hier eh niemanden. Wenn ein Sacerdos des Saturn-Kultes nicht die Saturnalien gefeiert hat, dann wird er es auch als Sacerdos von Rom nicht tun. Hinauslaufen tut es beides aufs gleiche. Nur dass so vielleicht in einer Stadt mit einem Priester Leute nicht in dumm im Tempel des Volturnus herumstehen und unverrichteter Dinge wieder gehen, nur weil der Priester nicht für Volturnus zuständig ist.


    Anrechnung der Popa/Commentarius-Prüfung
    Entschuldigung, aber die bisherigen Prüfungen waren wirklich ein Geschenk. Jedem 'Zurückgestuften' steht es frei, sich sofort in den CR I zu stürzen. Der Kurs wird kein Unding sein, wie bereits erwähnt, es steht alles in der Theoria. Viel Schlimmer, als nach einer 5-Fragen-Multiple-Choice-Prüfung zurückgestuft zu werden finde ich Sacerdotes, die absolut keine Ahnung von ihrer Arbeit haben und noch nichteinmal ein Opfer hinbekommen. Diese wird es zwar zukünftig sicher auch geben, aber es bleibt die Hoffnung, dass es weniger werden.


    Anrechnung des Cursus Gravis Religionis
    Wird es nicht geben, denn in den meisten Kursen, welche ich davon bisher gesehen habe wurde hauptsächlich Mythologie (meistens sogar griechische) abgefragt und kaum etwas davon, was ein Sacerdos wissen sollte.


    So, und nun bin ich erstmal weg, weitere Fragen werden also eher erst Morgen beantwortet. (http://smilie-land.de/t/i-l/land/fl-de05.gif)

    Da noch einige Fragen aufgekommen sind, werde ich diese hier mal beantworten.


    1. Wo muss ich als Patrizier meine gewünschte Sodalität eintragen (lassen)?"
    Das ganze geschieht SimOff über eine PN an die Spielleitung. In dieser PN sollte stehen, ob du dich für die Arvales Fratres oder die Salii entscheidest.
    Die Sodalitäten müssen noch in das Tabularium eingepflegt werden, daher bitte etwas Geduld, wenn der Eintrag nicht gleich erscheint.
    SimOn wird das ganze in Gang gesetzt, wenn es in Gang gesetzt wird. ;)


    2. "Wo muss ich mich melden, wenn ich einen Cursus Religiosus ablegen will?"
    Der Cursus wird vorerst auf Anfrage abgehalten werden, also nicht regelmäßig wie der CRV stattfinden. Um den Kurs abzulegen meldet man sich an der Anmeldung in der Regia des Cultus Deorum in Rom.


    3. "Ich bin schon Sacerdos/Pontifex/etc. erfülle aber die Voraussetzungen (Cursus/Duumvirat, etc.) nicht. Muss ich das alles nachholen?"
    Generell nein. Lies dir die Texte der Kategorie Religion in der Theoria Romana durch. Dort steht alles (und noch mehr), was du wissen solltest. Wenn das Collegium Pontificium (SimOff) feststellt, dass du nach einiger Zeit keinen Plan hast und möglicherweise sogar Falsches an Discipuli weitergibts, dann kann SimOn eine Nachprüfung durch das Collegium angeordnet werden.


    4. "Aber warum fällt denn der Bona dea Kult komplett weg? Gilt der nur noch als Kultverein?"
    Warum sollte er wegfallen? Er fällt ebenso wenig weg wie der Kult des Iuppiter oder der Iuno. Dass es sich um einen reinen Frauenkult handelt ist in der Theoria nachzulesen und es werden (sollten) sich also auch nur weibliche Sacerdotes darum bemühen.


    5. "Zumindest für den Pontifex maior sollte man Ritterlich sein.
    Letztenendes tätigt diese Erhebung zum Pontifex maior das Collegium Pontificium, bzw. genau genommen der Pontifex Maximus. Er wird schon darauf achten, wen er erhebt. :)

    Lucilla wählt sich zur Vorspeise eine kleine kalte Platte mit Meeresfrüchten und zum Hauptgang gebratenen Tintenfisch mit säuerlichem Lauch. Sie denkt an die Aufgaben, welche in der Redaktion der Acta Diurna sicher schon auf sie warten, dann an die Verwaltung ihrer Betriebe. Mittlerweile müssen die ersten Ladungen des caesariensischen Marmors Ostia erreicht haben und es wäre notwendig zu prüfen, ob es sich trotzdem rentiert, an allen Konzessionen des Marmorbruchs bei Pula festzuhalten, oder ob sie einige davon verkaufen würde. Auf jeden Fall würde eine Menge Schreibarbeit auf sie zukommen, von der gewaltigen Aufgabe, ihr Officium zur Übergabe an einen neuen Praefecten vorzubereiten ganz zu schweigen.


    "Ich werde dem Cursus Publicus ja nicht von einem Tag auf den anderen weglaufen. Ich habe mein Amt damals in Hispania ohne große Einweisung übernommen, ich weiß, wie planlos man bei so etwas da steht. Das möchte ich dem nächsten Praefecten auf jeden Fall ersparen, vor allem in Rom. Hauptsache, ich bin nicht mehr Praefecta wenn wir heiraten. Keine verheiratete Frau sollte zum Geldverdienen arbeiten, weder es müssen, noch es tun."


    All die Aufgaben, die einer verheirateten Frau zukommen fallen Lucilla ein, und es kommt ihr so vor, als wäre die Tradition nichteinmal darauf begründet, dass irgendwer sie sich irgendwann einmal ausgedacht hat, sondern vielmehr auf praktische Erfahrung, denn wo sollte bei all dem noch die Zeit bleiben, ein Officium zu leiten? Lucilla ist natürlich von Großtante Drusilla bestens auf die Zeit der Ehe vorbereitet worden. Auch, wenn ihre Großtante in den letzten Jahren etwas von den ehelichen Pflichten abgekommen ist, als dreifache Witwe hat sie doch so einiges an Erfahrung angesammelt.


    Die Meeresfrüchte wandern eine um die andere in Lucillas Magen, während sie Avarus noch immer mit einem Lächeln mustert. "Wir müssen uns noch Gedanken darüber machen, wer unsere Pronuba sein soll. Soviele Frauen, die in erster Ehe verheiratet sind kenne ich überhaupt nicht. Die Vorbereitungen am Vorabend wird sicher Großtante Drusilla übernehmen, aber sie kommt als Pronuba nicht in Frage." Lucilla grinst breit. "Sie war schon drei mal verheiratet. Meine Schwester geht auch nicht, ebenso wie Valeria und Alessa. Selbst Iulia kommt nicht in Frage, falls Meridius überhaupt mit ihr kommt, sie ist ja schon in zweiter Ehe. Bei den Germanica sieht es ebenfalls schlecht aus, Aelia ist nicht verheiratet, Adria schon zum zweiten mal... ist nicht dein Sohn verheiratet? Ist es seine Frau zum ersten mal?" Ein hoffnungsvolles Leuchten taucht in Lucillas Augen auf. Wenn sie niemanden aus einer der Familien finden würden, dann gehen ihr langsam die Ideen aus, denn sehr viele Frauen in Rom kennt sie nicht wirklich, vor allem keine, welche sie bitten würde, diese Rolle auf ihrer Hochzeit zu übernehmen.

    Was der erste Blick von Außen auf die Taberna schon versprochen hat, das kann sie tatsächlich auch halten. Die Terasse zum Meer hin ist in angenehme abendliche Sonnenstrahlen getaucht, am Rand stehen schon Feuerkörbe und Kohlebecken für die späteren Stunden bereit. Ein leichter Wind weht vom Meer herrüber, gerade stark genug um ein wohltuendes Gefühl auf der Haut zu hinterlassen. Ein Angestellter führt Avarus und Lucilla zu einem kleinen Tisch mit drei Einzelklinen. Außer ihnen sind nur wenige weitere Gäste in der Taberna, zwei ältere Herren, die sich jedoch an einen Tisch in der Kühle des Gebäudes zurückgezogen haben und ein Paar ein paar Tische weiter, welches ganz in sein Gepräch vertieft ist.


    Lucilla zupft ihr Kleid auf der Kline zurecht und blickt aufs Meer hinaus wo ein Segler die lauen Winde ausnutzt, um noch vor Einbruch der Dunkelheit in den sicheren Hafen zu gelangen. Es wird ihr etwas bang, als sie an die bald bevorstehende Schiffsreise denkt. Der Weg von Catabathmus nach Rom wäre nicht nur läger, sondern damit auch gefährlicher, als der von Rom nach Caesarea. Mindestens acht Tage müssten sie sicherlich rechnen, im schlimmsten Fall würden es noch einige mehr werden.


    "Bald werden wir wieder in Rom sein." Lucillas Stimme klingt abwesend, ihre Gedanken sind noch immer auf dem Meer. "Es wird einiges zu tun sein." Sie sucht Avarus Blick und lächelt. "Auch in Hinsicht auf uns beide."

    Viel früher schon als Avarus ist Lucilla wieder zurück in der Mansio. Die Stadt hat wirklich nicht viel mehr als drei Fläschchen voll Öl hergegeben und da die einzige Straße mit Läden auch nicht dazu taugt, sie aufgrund des Überangebots mehrmals abzugehen, ist der Einkauf sehr schnell beendet. Schlecht ist das allerdings auch nicht, denn ein Nachmittag ganz in Ruhe und gepflegtem Nichtstun ohne dabei einen rumpelnden Wagen unter dem Gesäß tut Lucilla ausgesprochen gut, vor allem da das kleine Peristyl der Mansio wunderbar schattig und kühl ist.


    Ehe sie sich versieht, ist der Nachmittag auch schon rum und Lucilla steht schon wieder in ihrem Cubiculum um sich für den Abend fein zu machen.
    "Ambrosius, findest du, dass ich dicker geworden bin? Schau mal, da." Missmutig zwickt sich Lucilla an der Hüfte. "Dieser ständige Wechsel von Einschränkung und üppigen Gelagen tut meiner Figur wirklich nicht gut." Ihre Hand reibt über ihren Hintern. "Mhm, ich fürchte, da habe ich auch etwas angesetzt, kein Wunder, ich sitze ja den ganzen Tag lang nur immer auf diesem Wagen. Vielleicht sollte ich mal eine Weile nebenher laufen. Bald seh ich aus wie eine Matrone und dabei bin ich noch nicht einmal verheiratet! Wenn wir wieder in Rom sind, werden wir eine Trauben-Diät machen. Ja, das werden wir."
    Ihr Kleid passt trotz der Befürchtungen perfekt - wahrscheinlich war es vorher etwas zu weit - und nachdem die Frisur zu einem kunstvollen Gesteck hergerichtet und die Schminke dezent aufgetragen ist, sieht Lucilla nicht schlechter aus, als zu der Zeit, bevor sie sich auf die Inspektionsreise aufgemacht haben - aber das liegt wahrscheinlich nur am Licht.


    Wie der Zufall es so will trifft Lucilla noch vor dem Atrium auf Avarus. Frisch erholt, rasiert und in seine Toga gekleidet, gibt er ein hervorragendes Bild ab. An der Seite so eines Mannes würde es gar nicht auffallen, wenn Lucilla ein paar Gramm zu viel hätte. So betreten sie gemeinsam das Atrium und lassen Vorstellungen, belanglose Gespräche und inhaltslose Diskussionen über sich ergehen, wie schon so viele Abende zuvor. Die Themen sind beinahe in jeder Gesellschaft die gleichen und mittlerweile ist Lucilla sehr geübt darin, darauf einzugehen, und ihre Antworten sind, da immer wieder die gleichen, perfekt ausformuliert, so dass sie tatsächlich einen sehr weltmännischen Eindruck macht. :]

    Wider erwarten kommt der Morgen ziemlich schnell aus dem Bett, ganz im Gegenteil zu Avarus und Lucilla. Da sie während der letzten Tage immer schon kurz nach Sonennaufgang aufgestanden waren um die Kühle des Morgens so gut es geht zu nutzen, gönnen sie es sich an diesem Tag, etwas später aufzustehen, auch wenn die Nacht dadurch nicht viel länger wird als die letzten. Lucilla genießt es, sich nach dem Aufwachen an einer Waschschüssel ausgiebig reinigen zu können und sie genießt es, die ihr zur Wahl stehenden Kleider betrachten zu können, ohne dabei zu befürchten, dass ein Windhauch aufkommt und den Sand ins Gewebe bläst. Sie entscheidet sich für eine einfache Tunika und eine passende Palla aus hauchdünnem Stoff, die gerade gut genug ist, als Palla zu dienen, aber keine unnötige Hitze bringen wird.


    Nach einem einfachen aber reichlichen Frühstück machen sich Avarus und Lucilla an die Arbeit, die Arbeit in der Mansio zu inspizieren. Der erste Weg führt sie in das Officium des Stationarius, der bereits seit dem frühen Morgen auf den Beinen ist und schon alle Listen und Tabellen bereitgelegt hat. Lucilla überlässt Avarus die Prüfung der Versandliste und prüft selbst die übrigen Dokumente, berechnet Wertkartenkontingente und notiert sich einige Zahlen über die monatlichen Einnahmen und Ausgaben. Es stellt sich heraus, dass die Station sich aufgrund des wenigen Postverkehrs als Mansio tatsächlich nicht rechnet, doch da sie aus genau diesem Grund auch nicht viel mehr Kosten als eine Mutatio verschlingt, kann der Legatus den Stationarius letztendlich beruhigen, dass sein Arbeitsplatz nicht gefährdet ist.


    Es ist schon etwas nach Mittag, als die Arbeit beendet ist und Avarus und Lucilla nach einer kleinen Mittagsmahlzeit zu getrennten Zielen aufbrechen. Zwar hat Lucilla schon am Vortag von einigen einheimischen Frauen erfahren, dass es nicht viel auf dem Markt zu kaufen gibt, doch gleichzeitig hat sie ein paar Insidertipps bekommen, wo es besonders gute Badeessenzen sogar günstiger als in den größeren Städten gibt.


    Lucilla haucht Avarus einen Kuss auf die Lippen und streicht ihm über die Wange. "Viel Vergnügen beim Planschen und vergiss die Rasur nicht." Mit einem Lächeln verlässt sie die Mansio gefolgt von mehr Packsklaven als es in dieser Stadt brauchen würde.

    Natürlich braucht Lucilla länger als Avarus und länger auch, als sie eigentlich brauchen wollte, doch sie schiebt das auf den extrem langen Weg von der Mansio bis zu den Thermen, den man schließlich ersteinmal zurücklegen muss. Denn natürlich hat es überhaupt nichts damit zu tun, dass sie kaum mehr aus den Wasserbecken herausgekommen ist, nachdem sie ersteinmal drinnen lag.


    Als sie im Atrium auftaucht könnte man meinen, sie würde von innen heraus strahlen, denn verborgen unter dem Schmutz der letzten Tage ist tatsächlich wieder Lucilla hervorgekommen und sie hat es sich nicht nehmen lassen nun, da sie sich wieder rundum wohl fühlt, ein sehr feines Kleid anzuziehen, auch wenn es für den Anlass ein wenig übertrieben ist.


    "Salvete, die Herren!" Mit einem wohligen Seufzer lässt sie sich neben Avarus auf die Kline nieder und lächelt dem Sationarius zu. "Die Thermen in dieser Stadt sind wirklich fantastisch, vor allem die Auswahl an Ölen hat mich sehr beeindruckt."
    Ihr Gastgeber lächelt charmant zurück. "In einer Stadt wie dieser, umgeben von Sand und Gestein muss man schon sehen, wie man die Bevölkerung bei Laune hält. Das wissen auch die, die dafür zuständig sind. Die Öle stammen zum großen Teil aus Aegyptus, wie das meiste, was hier ankommt. Nach Alexandria haben wir feste Handelsverbindungen, alle anderen Schiffe liegen nur zufällig oder auf der Durchreise in unserem Hafen."
    Lucilla nickt höflich und schielt auf das Essen. Nach einer armen Stadt sieht das wirklich nicht aus, aber es ist durchaus möglich, dass der Stationarius die Vorräte für Wochen aufgefahren hat, um sie zu beeindrucken, der Legatus Augusti kommt schließlich nicht jeden Tag vorbei.


    Das Essen geht einigermaßen schweigend von statten und endet erst, als auch die letzte Platte geleert ist. Lucilla fühlt sich nach den letzten, entbehrungsreichen Tagen tatsächlich etwas gemästet. Es folgt ein wenig höfliche Konversation, durchaus auch schon mit dem Thema Cursus Publicus, welcher hier zwar nicht viel zu tun hat, aber trotzdem gut zu laufen scheint.
    "Dann kann ich morgen die Prüfung der Listen übernehmen und du kannst dich in den Thermen vergnügen, wenn du möchtest?" bietet Lucilla ihrem Verlobten an. Er sieht zwar sauber aus, aber gegen ein Besuch in den Thermen kommt keine Wanne der Welt an.

    "Berenice!" Sogar Draba, der neben Lucilla auf einem Kamel reitet, ist die Erleichterung anzuhören, als die Stadt zu sehen ist. Wie eine funkelnde Perle leuchtet sie in der Ferne auf und verspricht neben Wasser auch eine kühle Unterkunft.
    "Ich hoffe, da gibt es Thermen." lächelt Lucilla und kneift die Augen zusammen um genauer sehen zu können. "Wie weit meinst du ist es noch?"
    "Es dauert sicher noch bis zum Abend, bis wir dort eintreffen."
    Lucilla schaut den Tabellarius entgeistert an. "Bis heute Abend? Aber wir kommen doch gut voran auf dem Weg!"
    "Du unterschätzt noch immer die Entfernungen in diesem Land. Dadurch, dass hier alles flach ist und die Landschaft so karg, kann man leicht glauben, dass die Wege kürzer sind als sie es tatsächlich sind. In der Wüste im Landesinneren ist das noch viel schlimmer, schon so manch einer ist aus diesem Grund auf der Strecke geblieben. Aber keine Sorge, bis zum Abend schaffen wir es sicher."


    Lucilla seufzt. "Hauptsache es gibt eine Gelegenheit, den ganzen Staub abzuwaschen. Ambrosius wird Stunden brauchen, bis er mich unter dieser Schmutzschicht wiedergefunden hat."
    Der Tabellarius grinst. "Es gibt Thermen, nicht ganz so groß wie in Leptis Magna, aber zum Baden sollten sie auf jeden Fall reichen. Immerhin fühlten sich schon die Hesperiden an diesem Ort wohl."
    Lucilla horcht auf. Die Geschichten des Tabellarius sind während der zunehmend langweiligen Reise immer eine willkommene Ablenkung, vor allem, nachdem der Wagenlenker zunehmens schweigsamer geworden ist, da er sich in dieser Gegend nicht mehr auskennt. "Ach? Die Hesperiden waren auch schon da?"
    "Oh ja, der Name, den die Griechen der Stadt gaben war Euhesperides wegen der Gärten der Hesperiden. Ob sie tatsächlich hier ihre Quelle hatten ist natürlich nicht sicher, du weißt ja, die Griechen hatten keine Ahnung von ihrer Welt. Ich war auch schon mal in einem Ort in Arkadia, welcher die Quelle der Hesperiden für sich beansprucht." Draba zuckt lachend mit den Schultern. "Griechen eben. Auf jeden Fall rühmen sich die Einwohner Berenices damit, dass Herakles irgendwo vor ihrer Stadt die goldenen Äpfel aus den Gärten der Nymphen geholt hat, auch wenn das heutige Berenice nicht mehr viel mit dem alten Euhesperides gemein haben dürfte. Und viel davon haben tun sie auch nicht. Die Stadt ist nicht wirklich wohlhabend, die Versorgung eher schlecht als recht. Aber was will man von einer Stadt in dieser Lage schon erwarten. Es gibt kaum Rohstoffe in der Umgebung, welche sich exportieren ließen, daher ist auch der Hafen nur mäßig belebt und es kommen nur selten Waren aus den übrigen Provinzen."
    "Das hört sich nicht so an, als müssten wir dort lange bleiben. Was ist die nächste große Stadt?"
    Draba legt den Kopf schief. "Cyrene. Doch wir sollten besser in Berenice ausruhen, und dann über Ptolemais und Cyrene die Stadt Apollonia anstreben. Cyrene ist voll mit Griechen und Juden, die sich gegenseitig hassen und ständig aneinander geraten. Es ist besser, nicht länger als nötig dort zu bleiben. Die Stadt ist schon seit Jahrhunderten ein Unruheherd, Licinius Lucullus wurde mal hierher entsendet, um Ruhe zu bringen. Gebracht hat es aber nichts, ebensowenig wie die Tatsache, dass as Land römische Provinz wurde, die Situation ist dauerhaft angespannt. Womöglich wäre es vielleicht sogar besser, wenn die Karawane mit dem Gepäck direkt von Ptolemais nach Apollonia weiterzieht und nur eine kleine Abordnung Cyrene besucht."


    Lucilla blickt nachdenklich auf die ferne Stadt Berenice. Sie würde lieber dort ausgiebig in den Thermen baden, denn wenn Draba es irgendwo für nicht sicher hält, dann ist das meist auch so, er ist nicht gerade als Schwarzmaler bekannt. Je näher sie der Stadt kommen, desto mehr malt sich Lucilla die Thermen und ein üppiges Abendessen aus, und je länger es dauert, desto weniger kann sie es erwarten, bis sie endlich die ersten Häuser passieren. Ein Stück vor der Stadt schon spurtet Draba auf seinem Kamel los, um der Karawane vorauszueilen und ihre Ankunft anzukündigen.


    Als sie die Mansio am frühen Abend erreichen steht schon der zuständige Stationarii davor und begrüßt die Inspektoren ausgiebig. Er bedauert gegenüber dem Legatus Augusti zutiefst, dass an diesem Tag die öffentlichen Thermen den Frauen der Stadt vorbehalten sind, denn sie sind nicht sehr groß und werden daher immer im Wechsel für die Geschlechter geöffnet. Für ihn hat man jedoch das Bad in der Mansio vorbereitet, welches zu seiner freien Verfügung steht.


    Da sie in ihrem Zustand nichts zu Essen hinunterbekommen und ein kleiner Zwischenhappen in den Thermen fürs erste ausreichen würde, verabschiedet sich Lucilla mit einem strahlenden Lächeln von Avarus. "Wir sehen uns dann später zum Essen. Ich werde mich bemühen, nicht allzu lange zu brauchen. Und mach dir nichts draus, ich werde die Thermen für uns beide genießen." :]

    Lucilla würde so gern die Pyramiden sehen und Alexandria besuchen, die Stadt, von der ihr Onkel immer so sehr geschwärmt hatte. Allerdings hatte sie während der vergangenen Reise schon so viel gesehen, dass es fast für ein ganzes Leben reicht, immerhin war es fast mehr, als sie bisher in ihrem gesamten vorherigen Leben gesehen hatte. Nun, da sie genauer darüber nachdenkt und sich die letzte Zeit in Erinnerung ruft, fällt ihr tatsächlich auf, dass sie schon ziemlich lange unterwegs sind. Zwar hat Rufus noch keinen Hilferuf aus Rom geschickt, doch wer weiß, wie es in ihrem Officium aussehen würde. Dass ihre Abwesenheit in der Acta schon auffällt, merkt man ja daran, was alles schon in die Zeitung aufgenommen wird, wahrscheinlich steckt Livia über beide Ohren in Arbeit. Zusätzlich würde sich einiges im Cursus Publicus ändern, ob und in wieweit sich Crassus in den Cursus Publicus einmischen würde, bleibt abzuwarten, doch Hungis Rücktritt würde sicher nicht ohne Auswirkung bleiben.


    Seufzend lehnt sich Lucilla auf der Kline zurück. "Ich denke, wir sollten nach der Inspektion der Mansio von Catabathmus maior nach Rom zurückkehren." Sie lächelt leicht. "Wenn es stimmt, was man über die Pyramiden erzählt, dann können wir uns getrost noch tausende von Jahren Zeit lassen, um sie zu besichtigen, auch wenn ich sie schon gerne gesehen hätte. Aber vielleicht sind wir schon fast zu lange unterwegs. Wenn ich mir vorstelle, was am Ende schon alles passiert sein könnte." Bedauernd schaut sie in die leere Schüssel, eine weitere Schüssel voll Trauben wäre aber auf jeden Fall zuviel.


    Ihr kommt ein neuer Gedanke und sie grinst verschmitzt. "Außerdem wird eine weitere Reise nach der Hochzeit sicher noch viel schöner. Es ist so furchtbar, die ganze Zeit so viel Zeit mit und die Abende so nah bei dir zu verbringen, aber trotzdem am Ende des Abends ein anderes Cubiculum aufzusuchen. Ich würde gerne..." Lucilla senkt ihren Blick und merkt, wie ihre Wangen heiß werden. "... du weißt schon... noch mehr Zeit... noch näher..." Wieso gibt es nur nie Trauben, wenn man wirklich dringend eine braucht? Aus Verzweiflung greift Lucilla eilig zu ihrem Becher und trinkt überhastet einen Schluck von dem verdünnten Wein.

    Auch Lucilla beginnen die Tage in Africa langsam auf ihr Gemüt zu schlagen, nicht nur wegen Paulus Tod, die Hitze hat das Land in ihrem eisernen Griff und raubt einem den Mittag über jeden Atem. Natürlich ist Lucilla von Tarraco die Sonne gewöhnt, doch wie die meisten Hispanier verbringt auch sie den Höchststand der Sonne meist im kühlen Schatten. Doch Africa liegt ein ganzes Stück weiter südlich als Tarraco und Rom und selbst der Schatten scheint heißer, als die Sonne anderswo. Aus diesem Grund treibt es Lucilla schon gegen Mittag wieder von irgendwoher zurück zur Mansio, nachdem sie den Morgen irgendwie verbracht hat. Hinter ihr geht ein Packsklave, der einen ganzen Stapel Papyrusrollen balanciert.


    "Ich habe eine Abschrift von der Acta bekommen! Unverschämt teuer, dafür aber die allerneuste Ausgabe!" Sie lässt sich neben Avarus auf eine Kline sinken und sucht sich gleich die erste Seite raus. "Oh, es waren anscheinend schon wieder Wahlen. So lange sind wir doch noch gar nicht unterwegs, oder doch? Herrje. Ah, Prudentius Commodus wurde zum Praetor gewählt." Lucilla überlegt sich, wie lange das schon her ist, dass sie als Scriba in Tarraco angefangen hatte, als Commodus noch Duumvir dort war. "Herrje." rutscht es ihr nochmal heraus, bevor sie weiterliest. "Mhm, scheint eine wilde Wahl gewesen zu sein."


    Sie murmelt die Namen der nichtgewählten und gewählten Aedile, des Volkstribuns und dann der Quaestoren, bis sie am letzten Namen hängen bleibt. "Petronius Varus ist Quästor?" Verwundert schaut sie zu Avarus. "Wer sorgt dann in Hispania für den Cursus Publicus? Naja, Hungi wird schon alles im Griff haben." Augenblicklich schießt ihr etwas Röte ins Gesicht. "Ich meine natürlich Hungaricus... ähm... hier, ich bin fertig." Sie reicht die Papyrusrolle an ihren Verlobten weiter und nimmt die nächste zur Hand.


    Durch die Politik liest sie sich wortlos, die Kleinanzeigen dagegen bringen sie zum Schmunzeln. Die religiösen Feste interssieren sie nur dahingehend, dass sie weiß, was sie verpasst hat und die Expedition nach Zyprus nur um zu wissen, dass sie noch immer läuft, die Ludi Plebei quittiert sie mit einem tiefen Seufzen. Ein Teil der politischen Seite aus Rom rutscht ihr in die Finger und das großes Stühlewechseln zieht ihre Aufmerksamkeit auf sich. "Oha, Crassus wurde zum Praefectus Praetorio ernannt. Caecilius Crassus." Der Crassus, den sie fast geheiratet hätte. "Und Hungi... will gehen? Aber... Jössas, und dein Sohn wurde als Präfekt zu den Vigilen versetzt. Der Kaiser steckt wohl gerade im Sommerloch und hat Langeweile..." Da Lucilla momentan nicht darüber nachdenken möchte, was diese ganzen Umbesetzungen alles bedeuten, nimmt sie den Klatsch und Tratsch zur Hand, bei dem sie nicht ganz mitkommt.


    Auf einmal jedoch zieht sie scharf die Luft ein. "Meridius hat geheiratet!" Sie schaut Avarus entrüstet und sprachlos zugleich an. "Er hat geheiratet! Ohne mich! Ohne seine Schwester!" Die Entrüstung geht über in Entäuschung und sie lässt das Papyrus sinken. "Er hat mich noch nichteinmal eingeladen..." Ihr Verhältnis ist wohl doch angeschlagener, als Lucilla gedacht hat. "Na wenn er meint... er ist ja alt genug, um es zu wissen... mir soll es egal sein..." Ihre Stimme spricht deutlich anderes. Wie lange hat sie darauf gewartet, dass Meridius seine riesige, pompöse Feier gibt? Zugegeben, sie hatten sich in Rom nicht gerade in geschwisterlicher Liebe getrennt, aber immerhin hatte er sogar ein Geschenk zu ihrer Verlobung geschickt. "Vielleicht hat er mich nur vergessen... bei so vielen Einladungen kann das bestimmt passieren." Seufzend überfliegt sie den weiteren Text und ihre Schultern sinken noch weiter herab. "Und Alessa ist verlobt... zur gleichen Zeit? Merkwürig." Wieder seufzt sie. "... so weit ist Africa doch auch nicht weg, nicht weiter als Tarraco von Rom..."


    Lucilla legt die Schriftrollen vor Avarus hin und widmet sich nur noch mäßig interessiert den durchaus interessanten Beiträgen der Kultur und Leben-Seite. Bei den Spenden springt ihr wieder fett der Name ihres Bruders ins Auge und die restliche politische Seite Roms hätte sie beinahe nur überflogen, wenn nicht Avarus Name dick darauf prangern würde. "Oh." Sie sagt vorerst nichts, denn ihr ist klar, dass sobald sie die Überschrift vorlesen würde, das Papyrus nicht mehr in ihren Händen wäre. Mit einem flauen Gefühl im Magen liest sie den Artikel. "Didius Albinus, wer soll das denn sein? Heute kommt auch jeder Wichtigtuer in die Acta. Hier," sie reicht Avarus das Papyrus. "Lies das. Besser wir bleiben noch eine Weile in Africa." Schon wieder seufzt sie. Sie hätte besser keine Zeitung gekauft.


    Doch gekauft ist gekauft und so nimmt sie sich lustlos auch noch die Meldungen vor. Doch es dauert nicht lange, bis sie schon wieder die Augen aufreißt. "Nein! Ach herrje! Deine Casa!" stammelt sie. "Ein Einbruch..." So schnell wie Lucilla die Texte weiterreicht, kann Avarus kaum lesen. "Ist denn noch jemand in Rom? Irgendein Germanicus? Hast du einen Verwalter?" Wieder sinken ihre Schultern herab. "Ach jeh, ich hätte mir besser neue Schuhe für das Geld gekauft, statt diese Schreckensnachrichten. Was machen wir denn jetzt?" Ratlos sucht sie Avarus Blick, am liebsten würde sie sich einfach in Luft auflösen und all die restlichen Provinzen einfach aus ihrem Gedächtnis streichen.

    "Keine Einsicht kommt zu spät." entgegnet ihm Lucilla leise und schwermütig. Sie senkt ihren Blick und ihre Stimme wird zu einem tonlosen Flüstern. "Manchmal bezweifle ich, dass es überhaupt Götter gibt." Als sie ihren Blick wieder hebt und Avarus anschaut, hängt eine einzelne Träne auf ihrer Wange. "Der Tod von Paulus... ich musste an meinen Bruder Flaccus denken, an Aemilia, an meinen Bruder Praetorianus und meinen Cousin Proximus. Sie alle waren so jung und keiner von ihnen hat die Götter verachtet, im Gegenteil, Aemilia war mit ganzem Herzen Priesterin. Und trotzdem hat sie das nicht davor bewahrt, dass ihr Schicksal sie eingeholt hat. Nein, Medicus," sie schüttelt traurig den Kopf, "auch die Götter sind gegen das Schicksal machtlos."


    In ihrer Verzweiflung greift Lucilla nach einer Traube und lässt sie in ihrem Mund verschwinden. Dann zieht sie ihre Beine hoch auf die Kline und legt sich neben Avarus, etwas näher vielleicht, als in den letzten Tagen und etwas näher, als es eigentlich ziemlich ist. Sie seufzt und nimmt sich noch eine weitere Traube.


    "Die Aussicht hier zu bleiben ist verlockend, für den Moment zumindest. Aber ich fürchte, ich würde es bald nicht mehr aushalten. Viele Menschen behaupten Rom wäre dreckig, schmutzig und würde von April bis September in Gestank versinken. Mag sein, dass es auch dieses Rom gibt, aber das ist nicht mein Rom. Ich liebe Rom und ich könnte mir keinen schöneren Ort zum Leben vorstellen, zumindest noch nicht. Alles was in Rom fehlt ist das Meer, aber das vergesse ich ganz schnell, wenn ich dort bin, denn es gibt dort zuviel, was mich das Meer vergessen lässt. Ich fürchte, hier in der Provinz würde mir schnell langweilig werden." Nachdenklich schaut Lucilla auf die Traubenschale und dabei zu, wie diese immer leerer wird, geleert von ihrer eigenen Hand. "Aber lass uns noch ein paar Tage hier in Leptis Magna bleiben. Auch wenn du hier keinen gleichwertigen Ersatz für Paulus bekommst, wir sollten uns trotzdem nach einem neuen Sklaven umsehen." Daneben würde die große Stadt noch eher Ablenkung von trüben Gedanken bieten als das, was sie als nächstes für längere Zeit auf der Reise erwarten würde: Sand, Wüste, Steine und Wind.


    Der Abend tröpfelt dahin, durchbrochen von wehmütigen Gedanken und Erinnerungen an Personen, an Orte und Begebenheiten und findet ein frühes Ende. Noch erschöpft von der vorherigen Nacht fällt Lucilla an diesem Tag früh in den Schlaf.

    Du kannst auch einen Nachforschungsantrag in der örtlichen Mansio stellen. Ich habe zwar keine Ahnung, ob er bearbeitet wird (es wäre der erste), aber möglicherweise weiß der annehmende Tabellarius vielleicht sogar, dass ein Postschiff auf dem Rhein untergegangen ist, so etwas fällt ja schon auf. :)

    Ja. Im Normalfall wird ein Tabellarius die Post zwar hüten wie sein Leben, aber es könnte z.B. ein Postschiff mal untergehen. Gegen höhere Gewalt ist auch der Cursus Publicus nicht gefeit. =)

    Lucilla erwacht erst spät am Morgen, die Nacht war ihr endlos und leer erschienen. Der vergangene Tag erscheint ihr nur noch wie ein Schatten seines selbst, so seltsam war er verlaufen. Der Tod von Paulus liegt wie ein dunkles Tuch über die Inspektionsgruppe gebreitet und in Lucilla hat er eine Menge Gefühle auf- und durcheinander geworfen.


    Gemeisam mit Avarus hatte sie der Verbrennung des Körpers beigewohnt und war froh gewesen, dass ein Schleier ihre Augen verbarg, denn ein paar Tränen fanden schon dort ihren Weg. Sie hatte Paulus nicht wirklich gekannt, doch er war immer freundlich zu ihr und seinem Herrn treu ergeben gewesen. Er hatte zu der Kategorie bedingunglos treuer Sklaven gehört, von welchen man vielleicht zwei, höchsens drei in seinem gesamten Leben besaß. Doch es war nicht der Umstand, dass Paulus gestorben war, der Lucilla so sehr verstörte, es war der Umstand, dass er gestorben war.


    Die Arbeit, das pralle Leben in Rom lässt einem kaum Zeit, viel über Dinge wie die Sterblichkeit nachzudenken und auch nicht immer, um Verstorbene ausführlich genug zu trauern. Doch hier in Africa, wo in den Stundengläsern Honig zu fließen scheint der die Minuten zäh dahinfließen lässt, die Stunden dehnt und die Tage zieht, hier findet Lucilla auf einmal viel zu viel Gelegenheit.


    Avarus hatte kaum gezeigt, was in ihm vorging, doch sein Schweigen und sein Blick ließen ihn so weit weg erscheinen, dass Lucilla nicht gewagt hatte, ihm am Abend nach der Bestattung in sein Quartier zu folgen. Sie war in ihr eigenes Zimmer zurückgekehrt und hatte sogar Ambrosius fort geschickt. Sie wünschte sich, bei ihrem Verlobten sein zu können, ihn festzuhalten, seine Umarmung zu spüren, nur bei ihm zu sein, um ihn zu trösten und um selbst nicht zu fallen. Doch er war noch immer nur ihr Verlobter und die Distanz zwischen ihnen hätte an diesem Abend nicht größer sein können. So fiel sie allein, nur wenige Türen von Avarus entfernt, fiel tief in ihre eigene Trauer. Hemmunglos ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Es waren Tränen, die sie über den Tod ihres Bruders Flaccus vergoss, bei dessen Bestattung sie nicht einmal anwesend gewesen war. Und es waren Tränen um den viel zu frühen Tod Aemilias, die ihr so schnell ans Herz gewachsen war, die Livianus so glücklich gemacht und am Ende so weit entfernt in Britannia ins Elysium gegangen war. Es war der Lauf der Dinge, doch kein Tod macht es einfacher, den nächsten zu verkraften, kein noch so schöner Gedanke ans Elysium kann dafür sorgen, den Verstorbenen nicht hier und jetzt im Leben zu vermissen, nicht beim Gedanken daran zu verzweifeln, ihn für den Rest dieser Existenz nie wieder zu sehen, nie wieder mit ihm zu Lachen, nie wieder einen Tag, eine Stunde oder Minute nur mit ihm zu teilen. Lucilla weinte sich lange in den Schlaf, der sie erst weit nach Mitternacht gnädig umfing.


    Daher ist es kein Wunder, dass sie am Morgen nicht früh erwacht, erst recht nicht, da niemand sie weckt. Auch danach dauert es noch lange, bis sie sich hinaus wagt, denn Ambrosius hat zuvor noch einiges an Arbeit zu leisten, damit man nicht gleich die geröteten Augen und die dunklen Ränder bemerkt. Zuerst verpasst er Lucilla ein Schnellprogramm, so dass sie sich zumindest bis in die Thermen wagen kann, wo das Intensivprogramm auf sie wartet. Der Sklave mit seiner gewohnten Hektik und Wuselei schaft es, Lucilla die Gedanken auszutreiben, bei der Massage unter seinen Händen knetet er ihren Körper so lange, bis nichts mehr in ihrem Hirn ist, außer erschöpfende Entspannung. Einige Plaudereien in den Wasserbecken mit Frauen aus Leptis Magna über Händler und Sonderangebote tun ihr Übriges, um sie abzulenken, und so vergeht der eh nur noch kurze Tag schneller, als Lucilla darauf achten kann.


    Als sie am frühen Abend mit einem schlechten Gewissen in die Poststation zurückkehrt, berichtet Draba, dass Avarus die Inspektion der Station am Tag allein durchgeführt hat. Lucilla findet ihren Verlobten im Atrium auf einer Kline, das Essen scheint nur noch auf sie zu warten.


    "Salve." Sie versucht ein Lächeln, setzt sich vor Avarus auf die Kline und bleibt vorerst sitzen. Ihre Hand streicht über seinen Nacken. "Es tut mir Leid, dass ich nicht hier war, ich... es war eine furchtbare Nacht." Sie blickt kurz zu Boden, dann Avarus an. "Wie geht es dir?"