Beiträge von Decima Lucilla

    Noch zwei Tage. Zwei endlos lange Tage, bis sie Avarus endlich wieder sehen dürfte. Lucilla liegt verzweifelt auf ihrem Bett und ist dran und drauf, in die Casa Germanica zu gehen. Sie könnte jederzeit zu ihm kommen, wenn es schlimm wird, hatte Avarus gesagt. Und was gibt es schlimmeres, als zu wissen, dass er wenige Strassen weiter wartet. Dass kein Meer sie trennt, keine Schiffsfahrt, nichteinmal eine Wagenfahrt. Lucilla seufzt tief, steht auf und geht ein wenig in ihrem Cubiculum auf und ab, immer wieder von weiteren Seufzern unterbrochen. Ihr Entscheidung ist längst gefallen, im Grunde hat es nie eine Entscheidung gegeben, keine Wahl, nur eine Tatsache. Eigentlich könnte sie also auch heute zu ihm.


    Sie öffnet ihre kleine Schmuckschatulle und holt die Kette heraus, welche er ihr einst geschenkt hat. Einige Minuten hält sie sie zwischen ihren Fingern, legt sie dann jedoch wieder zurück. Nein, sie würde noch zwei Tage aushalten, so wie es ausgemacht war.

    Nach einem anstrengenden Tag und nur einem kurzen Abendessen liegt Lucilla auf ihrem Bett und starrt an die Decke. Es ist noch nichteinmal eine halbe Woche vergangen, seit sie Avarus zuletzt gesehen hat, und dennoch kommt ihr das Leben endlos langweilig und leer vor. Und dabei hat sie noch nichteinmal darüber nachgedacht, ob es für sie beide überhaupt eine Zukunft gibt. Die letzten Tage über hat sie sich in Arbeit gestürzt, erst für den Cursus Publicus, dann für die Acta Diurna. Am Abend hat sie sich mit Horaz und Ambrosius ein wenig abgelenkt und so erstaunlich gut vermieden, über ihr Leben nachzudenken. Doch irgendwann muss sie damit anfangen.


    Problematisch ist, dass der einzige Anfang, und zusätzlich auch noch das einzige Ende, ihrer Gedanken ausschließlich in der Casa Germanica beheimatet ist. Dadurch, dass sie andauernd an Avarus denken muss, ist es ein Ding der Unmöglichkeit über ihn nachzudenken. Und ohne ihn nachzudenken geht erst recht nicht. Lucilla versucht an Meridius zu denken, er mag Avarus nicht. Sie versucht an ihre Heimat zu denken, an Tarraco, dort hat sie Avarus zum ersten mal getroffen. Sie denkt an ihre Familie, diese kennt Avarus nichtmal richtig. Sie denkt an eine Zukunft in Rom, eine Zukunft, die ohne Avarus nicht sein kann. Sie denkt an eine Zukunft irgendwo anders als Rom, eine Zukunft, die ebenfalls ohne Avarus nicht sein kann. Sie denkt an eine Zukunft ohne Avarus, die überhaupt nicht sein kann. Sie denkt an Avarus, der nun wohl in der Casa Germanica sitzt, und daran, dass es bis zu ihm nicht weit ist.


    Ein lautes Seufzen entkommt Lucilla und in ihren Blick zur Decke mischt sich eine vorwurfsvolle Komponente. "Warum bereitet es euch nur so viel Spaß, meinen Schicksalsfaden dermaßen zu verwirren?" Wahrscheinlich ist es die Decima, die da mit der Decima spielt... :]

    Über den überaus spannenden Kampf hat Lucilla beinahe alles andere vergessen, fast sogar Avarus. Natürlich nur fast. 8)


    Als der Retiarius die Arme nach oben reist, fällt auch von Lucilla die Anspannung ab, die sich während des Kampfes aufgebaut hat. Sie applaudiert und schaut mit leuchten Augen zu Avarus hin.


    "Fantastisch! Rhaskos Thrax ist wohl ein Name, den man sich merken sollte! Ich dachte schon, er hätte keine Chance mehr, als er an der Mauer stand! Hast du das gesehen, unglaublich, wie er von der Mauer weggekommen ist! Sowas gibt es auch nur bei den Gladiatoren der 'Gloria et Honor'! Ein großartiger Kampf!"


    Sie trinkt einen Schluck um ihre Kehle anzufeuchten und fällt dann nochmals begeistert in das Klatschen der applaudierende Menge ein.

    Wenn du den Forumskalender meinst, dann an jemanden, der berechtigt ist, globale Termine anzulegen.


    Momentan bin ich diejenige, welche die Feiertage jeden Monat aus dem Theoria-Kalender in unseren Kalender überträgt und, wenn vorhanden, mit der Beschreibung verlinkt. Die Megalesia sind nun um ihre Links ergänzt. :)

    Auch Lucilla seufzt und schaut ihn nur stumm an. Eigentlich will sie lieber einfach gehen, doch sie bringt es nicht übers Herz. Sie beugt sich nach vorne und drückt ihm einen langen, intensiven Kuss auf die Lippen.


    Mit einem glücklichen Lächeln löst sie sich wieder von Avarus. "Ich vermisse dich jetzt schon." Da sie genau weiß, dass sie sonst wieder schwach werden würde, steht sie auf. "Bis bald, Medicus." Sie streicht ihm nochmals über die Wange und verlässt dann den Oecus. Auf dem Weg fährt sie mit der Zunge über ihre Lippen und prägt sich den Geschmack genau ein. Die Erinnerung daran muss immerhin eine ganze Woche lang halten.

    Ein zufriedener Gesichtsausdruck legt sich bei seinen Worten über Lucillas Gesicht, auch wenn der Gedanke an eine 'Entführung' ihr erneut die Sorge in den Geist treibt. Auch wenn Avarus wohl gerne etwas übertreibt, sie glaubt nicht, dass er allzu schnell am Bettelstab gehen müsste.


    Sie trinkt ihren Becher leer und schiebt den Teller vor sich endgültig zurück. "Ich muss dann los. Du weißt ja, der Cursus Publicus bricht ohne mich zusammen. Sagst du Helena bitte, dass sie Ambrosius im Laufe des Tages zurück schicken soll... zur Casa Decima?" Einen Augenblick überlegt sie, ob sie nicht abwarten sollte, bis Meridius nach Germanien aufgebrochen ist. Doch da dies sowieso jederzeit soweit sein würde, macht es wahrscheinlich keinen Unterschied.


    Lucilla steht auf, geht zu Avarus hinüber und setzt sich auf seine Kline. Mit einem sorgenvollen Blick schaut sie ihn an. "Das wird eine endlose Woche werden."

    Lucilla schaut ihn einen Moment lang entgeistert an und überlegt, was wohl schlimmer ist, in Verachtung oder in Gülle zu versinken? Sie schüttelt sich und beschließt, dass sie eindeutig nicht darüber nachdenken will.


    "Es ist wie überall. Am Ende bleibt nur das eigene Wissen und Gewissen. Denk daran, wie viele Betten trocken und wie viele Menschen in ihren Häusern bleiben können. Ihr ruhiger Schlaf sollte dein Lohn sein, auch wenn er dir nicht viel bringt." Sie lächelt sanft und versucht ihn ein wenig zu necken, damit er auf andere Gedanken kommt. "Und wenn du sonst nichts findest, wir können immer eifrige Tabellarii brauchen. Du kannst doch sicher reiten? Ich könnte es auch immer so einrichten, dass du ins warme Hispania reisen darfst."

    Das Landhaus nimmt immer größere Ausmaße an und Lucilla denkt trübsinnig an ihre mühsam ersparte Mitgift und daran, wie lange sie für diesen kleckerlichen Betrag hatte sparen müssen. In zwanzig Jahren würde es so nicht für ein Grundstück mit Blick aufs Meer reichen. Bevor sie jedoch zum Seufzen ansetzen kann, fährt Avarus mit seinen Überlegungen bezüglich eines Postens fort.


    "Wenn nicht, dann werde ich mich mal bei Hungi über die zusätzliche Arbeit beschweren." Lucilla grinst leicht. "Unter der Drohung, dass sonst alles an ihm selbst hängen bleibt wird er sicher der Einsetzung eines Legatus zustimmen."

    "Was ist mit dem Legatus Augusti Cursu Publico? Meinst du nicht, dass sie dich wieder einsetzen werden? Immerhin wurde das Amt die ganze Zeit nicht besetzt. Dabei wäre genug Arbeit da, die so nur an den Praefecti hängen oder liegen bleibt."


    Gerade entschließt sich Lucilla dazu, doch noch etwas Brot zu essen, da bleibt es ihr im Hals stecken. 'Einige hunderttausend Sesterzen' sind Dimensionen, in welchen sie seltenst denkt. Doch da es eh nur Träumereien sind, träumt Lucilla ein wenig mit.


    "In der Nähe des Meeres wäre auch schön. Das ist eines der wenigen Dinge, die ich in Rom vermisse, das endlose Meer. Und es ist eine endlose Nahrungsquelle, ich würde dich dann einfach jeden Tag zum Fischen schicken." Sie kichert leise bei der Vorstellung von Avarus der in einem kleinen Boot sitzt und sein Netz auswirft.

    "Ah so." Lucilla atmet etwas erleichtert auf. "Simulieren..." Sie winkt ab. "Nein, das liegt mir nicht. Das wäre ja so, als wären die Ereignisse in meinem Leben nur fiktiv, als würde ich mein Leben nur spielen." Sie versucht sich vorzustellen, wie es wäre, wenn sie ihr eigenes Leben von außerhalb steuern würde. Nein, das wäre zu merkwürdig. (:D)


    "Nein, ich bleibe lieber in der Realität. Wenn es keinen Anlass dazu gibt, dass ich mich um dich sorgen müsste, wie es bei einer Reise ja der Fall ist, dann erspare ich mir diese Sorgen lieber. Dafür ist noch genug Zeit, wenn es wirklich soweit ist."


    Lucilla trinkt noch einen Schluck Honigwein und schmunzelt dann auf seine Worte hin. "Du bist unverbesserlich, weißt du das? Wie lange ist es her, dass du mir erzählt hast, du brauchst eine Pause und dass du ersteinmal Urlaub machst? Und nun bist du schon wieder auf der Suche nach neuen Aufgaben, dass auch ja kein Tag zwischen dem Ende deiner Amtszeit und dem nächsten Amt in Untätigkeit vergeht." Sie schaut ihn mit einem verliebten Blick an. "Ich werde wohl niemals zu einem ruhigen Landleben kommen."

    "Nicht in Rom? Wo..." Doch Lucilla schüttelt den Kopf. "Nein, ich will es nicht wissen. Und es wäre sicher nicht das letzte Mal. Die Hauptsache," sie blickt ein wenig verschämt auf den Tisch und dann wieder auf. "Die Hauptsache dabei ist, dass du auch wieder zurück kommst." Vielleicht würde das sogar alles einfacher machen. Der Gedanke, dass er eh nicht da ist würde darüber hinwegtäuschen, dass sie ihn nicht sehen kann.


    "Und wenn nicht rechtzeitig, dann musst du einen Brief schicken. Ich hoffe, es gibt dort, wo du hin willst, ein Officium des Cursus Publicus?" Das würde die Provinzen zumindest eingrenzen. Denn obwohl sie es gar nicht so genau wissen will, ist Lucilla natürlich neugierig. Doch sie fürchtet, wenn sie um das Ziel seiner Reise wüsste, dass sie sich nur wieder noch mehr Gedanken machen müsste.

    Lucilla nickt. "Ich weiß. Aber..." sie lächelt nun. "... das würde den ganzen Plan zunichte machen." In Gedanken geht sie durch, wer ihr in Rom sonst noch bleibt. Wenn sie die Familie wegstreicht, dann sind dies nicht wirklich viele. Eigentlich fällt ihr dann sogar nur noch ein einziger ein. Doch noch hat sie die Hoffnung nicht aufgegeben, dass ihre Familie auch weiterhin ihre Familie bleibt.


    Schließlich jedoch schüttelt sie den Kopf. "Lass nur, ich habe keinen großen Hunger. Ich muss auch bald los, du weiß ja, der Cursus Publicus schläft nie und wenn ich mich allzusehr verspäte, dann schickt Obtusus, der Scriba, einen Suchtrupp los. Ich werde ihn dafür einfach zum Markt schicken, wenn ich Hunger bekomme."

    Lucilla schaut ihm nicht nach. Sie steht einfach nur da, mitten im Atrium und obwohl tausende Gedanken durch ihren Kopf schießen kann sie keinen einzigen davon fassen.


    Erst, als ihr bewusst wird, dass sie friert, um diese Zeit brennen die Kohlen in den vorgesehenen Becken noch nicht, dreht sie sich um und geht zu ihrem Cubiculum. Sie würde nur kurz die Dokumente holen und dann in die Curie weitergehen. Wenn sie Glück hat, dann würde viel Arbeit auf sie warten, Arbeit, welche sie ablenken würde von alledem.


    Doch am Abend würde sie zurückkehren. Hierher, in ihr Zuhause.
    Bis dahin würde Ambrosius das Gepäck bereits wieder zurück transportiert haben. Ein Schmunzeln erscheint auf ihrem Gesicht, als sie daran denkt, wie Ambrosius darüber schimpfen wird. Sie kann sich lebhaft vorstellen, wie der Sklave den ganzen Weg vor sich hinzetern wird, welch unnötige Transportaktionen dies alles sind und wie dringend er ein Bad und eine Maske bräuchte. Und sie nimmt sich fest vor, dass er für beides die Zeit und die Gelegenheit bekommen wird. Aber erst nach ihr. 8)

    Lucilla verkneift sich ein 'Da hast du Recht.', denn es würde nur davon zeugen, dass ihr doch die Worte ausgegangen sind und sie außerdem nicht ganz bei der Sache ist. Eine Woche ist vielleicht doch recht lange. Was könnte nicht alles in einer Woche geschehen.


    "Eine Woche..." flüstert sie und versucht sich dann an Avarus letzten Satz zu erinnern. Nachdem sie wieder einigermaßen beim Thema ist, schaut sie auf und täuscht ein kleines Lächeln vor. "Hier ist gut. Ich wüsste auch sonst nicht wo." Sie greift wieder zum Brot und beißt einen Bissen davon ab.


    Nachdem sie das trockene Brot heruntergeschluckt hat, gießt sie etwas Wein nach. "Ich werde einfach vorbei kommen. So wie bisher auch."