Beiträge von Decima Lucilla

    Aus leicht zusammengekniffenen Augen beobachtet Lucilla Aemilias Gesichtsausdruck und nimmt auch die eindeutige Abneigung wahr, die für einen kurzen Augenblick darin sichtbar wird. Seit Aemilia in der Casa eingezogen ist, hat Lucilla das Gefühl, dass Aemilia versucht, die Zügel an sich zu reißen. Und in der 'Casa Decima Aemilia' wird es keinen Platz für eine weitere Frau geben, da ist sich Lucilla fast sicher.


    "Es läuft alles bestens." Dass sie sie nicht endlich in Ruhe lassen kann. Lucilla greift quer über den Tisch und nimmt sich blitzschnell die Olivenschale, die Aemilia abstellen musste um die Platte heranzuziehen. Sie nimmt sich ein paar Oliven auf den Teller und stellt die Schale dann am Aemilia gegenüberliegenden Tischende ab.


    "Auch wenn es sehr schade ist, dass Senator Germanicus dem Cursus Publicus zur Zeit nicht zur Verfügung steht. Aber wir haben ja noch den Senator Vinicius."

    "Nichts ist passiert." Lucilla hat gar nicht erst vor, es hier und jetzt breit zu erklären. Livianus könnte es Aemilia ja erzählen, wenn er Lust hätte. Und wenn nicht, dann eben nicht, Aemilia muss schließlich auch nicht alles wissen.


    "Und es wird auch nichts mehr passieren." Sie vernimmt ihre eigene Stimme und hört, wie hart es klingt.


    Einen Augenblick sucht Lucilla nach einem Themawechsel. Schließlich jedoch nimmt sie ihren Becher und trinkt einen Schluck. Ihre eigenen Gedanken würden weiter um Crassus und Avarus kreisen und dass die gute Laune dahin ist, ist schließlich nicht ihre Schuld. Diejenige, die das Thema angesprochen hat, kann es auch wechseln.

    "Dies wünsche ich dir ebenfalls, Germanicus Avarus." Einen Augenblick blitzt es in Lucillas Augen auf, dann dreht sie sich zur Tür. Auf einen Wink hin taucht auch ihr namenloser Sklave wieder auf und folgt ihr.


    Bis Lucilla den kleinen Garten seitlich der Casa durchquert hat und die Straße vor dem Anwesen erreicht, steht dort schon eine Sänfte bereit. Sie steigt ein und erst, als der Vorhang wieder zufällt, lässt sie das glückliche Lächeln auf ihr Gesicht zurückkehren.

    Lucilla blickt Aemilia funkelnd an. Das perfekte Thema für ein nettes Abendessen mit der Familie. Wieso geht sie nicht gleich zum Forum und hängt einen Aushang auf.


    "Es wird keine Verlobung geben." Sie bemüht sich ihren Tonfall neutral zu halten, obwohl ihr der Gedanke noch immer einen Stich versetzt. "Ihr werdet mich also weiterhin nicht so schnell los werden." Ganz beiläufig lässt sie ihren Blick über den Tisch gleiten und beschaut sich die Speisen.

    Seine Umarmung lässt Lucilla noch ein Stück mehr von ihrem Vorhaben abrücken, nun zu gehen. Doch die Sänfte bringt sie zurück zur Vernunft.


    "Wie könnte ich dir deinen Wunsch abschlagen, wenn du mich so dabei ansiehst." lächelt sie und beginnt dann zu schmunzeln. "Ich fürchte, dieser Blick wird mich in meinem Leben noch viel kosten. Und doch bin ich sicher, dass er mir noch viel mehr geben wird."


    Sie vergrößert den Abstand zwischen Avarus und sich ein wenig und wendet sich zum Ausgang hin.

    Lucilla muss an sich halten, die Augen nicht zu verdrehen, als sich Aemilia regelrecht auf die Olivenschüssel stürzt und anschließend eine Frucht nach der anderen isst. Dieses Stürzen scheint sie regelrecht perfektionniert zu haben, nicht nur beim Essen. Dabei liegt der gleiche Ausdruck auf ihrem Gesicht, wie wenn sie morgends Lucilla auf dem Weg zum Balneum entdeckt und sie dann schnell vor ihr hineinstürzt. Oder wenn sie sich auf Livianus stürzt.


    Lucilla greift zu einer Traube und lässt sie in ihrem Mund verschwinden. Beim Thema Klienten enthält sie sich. Nicht nur, weil dies sie nicht betreffen würde, sonder auch, weil der Name Caecilius fällt und sie dabei wieder an ihr Gespräch mit Crassus denken muss.

    Lucilla genießt die Berührung seiner Lippen, die viel zu kurz währt. Jede Sekunde davon prägt sie sich in ihr Gedächtnis und in ihr Herz ein, denn die Erinnerung daran muss ausreichen, bis sie ihn wiedersieht. Und vielleicht sogar noch länger, je nachdem, wo sie ihn wiedersieht.

    "Wenn dies zu jedem Nachmittag dazugehört, dann sollen sie alle so wie dieser sein." Sie blickt ihn sanft an und muss sehr an sich halten, nicht doch zu bleiben. "Wenn es mir möglich ist, werde ich ihn erfüllen. Was ist dein Wunsch?"

    Lucilla nimmt strahlend den Beutel entgegen. "Dann will ich den Dank annehmen und dir dafür vielmals danken" Sie dreht sich kurz zur Seite und legt den Beutel neben die Kasse für die offiziellen Einnahmen.


    "Ich hoffe, ich kann davon ausgehen, dass du auch in Zukunft deine Post durch den Cursus Publicus befördern lassen wirst."

    "Das ist wirklich nicht nötig." lächelt Lucilla verlegen. "Es gehört zu unserer Aufgabe, zu den Schnellsten zu gehören. Und ich habe dazu nicht wirklich viel beigetragen. Ich habe nur die Zeit in meinem Officium gesessen, während der Postreiter unterwegs war. Aber ich werde deinen Dank an ihn weiterleiten, er wird sich sicherlich sehr freuen und stolz sein."

    "Oh." Lucilla schaut ihn erstaunt an, das ist ihr ja noch nie passiert. Sie kann es nicht verhindern, dass ihr eine leichte Röte ins Gesicht steigt.


    "Danke, das ist sehr freundlich. Wir vom Cursus Publicus sind immer bereit und bemüht, den Transport der Post zur vollsten Zufriedenheit unserer Kunden durchzuführen. Es freut mich sehr, wenn uns das tatsächlich gelingt."

    "Salve Senator." lächelt Lucilla hoch erfreut. So wie er schaut, will er heute einen ganzen Stapel Briefe versenden. ;) Luilla nimmt sich sofort vor, ihm in diesem Fall eine Wertkarte zu verkaufen.


    "Was kann ich für dich tun?"

    "Mich hast du in Hispania besucht. Und ich habe es schon damals genossen." Sie versinkt einen Augenblick in der Erinnerung und schmunzelt schließlich. "Hätte mir zur dieser Zeit jemand gesagt, dass ich heute hier sitzen würde, ich hätte ihn für verrückt gehalten."


    Was Lucilla daran erinnert, dass sie noch immer 'hier' sitzt. Ein wenig betrübt nimmt sie wahr, dass das Licht immer mehr nur noch von den Öllampen kommt.


    "Ich fürchte, wenn ich jetzt nicht gehe, dann werde ich heute nicht mehr gehen." Noch bevor Avarus irgendwie reagieren kann setzt sie schnell hinzu. "Nein, versuch es bitte nicht noch einmal. Ich muss jetzt wirklich gehen."


    Sie steht, wieder einmal, auf. Dieses mal würde sie auf der Hut sein. ;)

    "Noch nie." Lucilla schüttelt den Kopf. "Ich bin nichteinmal über die Alpen hinausgekommen. Im Süden Galliens war ich schon. Ich bin zumindest hindurchgefahren, als ich einmal auf dem Landweg von Hispania nach Italia gereist bin. Mehr aber auch nicht. Aber im Frühling möchte ich Meridius in Germania besuchen, das habe ich ihm schon angedroht. Vielleicht kommst du ja dann mit und zeigst mir, wo du geboren wurdest? Ich meine... nur, wenn du möchtest.


    Warst du schon außerhalb des Imperiums? Mein Bruder, also Adoptivbruder, Lucidus, ist in Tylus. Ich habe auch schoneinmal mit dem Gedanken daran gespielt, ihn zu besuchen, aber... es ist doch irgendwie ziemlich weit weg."

    "Meinen Töchtern." berichtigt Lucilla lächelnd. "Wenn es einen Sohn gibt muss es mindestens zwei Töchter geben. Und sie pflücken Trauben. Süße italische Trauben." Sie beginnt leise zu kichern. "Der einzige, der noch nicht in dieses Bild hineinpassen will, bist du. Ich muss daran denken, wie du immer in meinem Officium in Tarraco aufgetaucht bist. Immer gab es etwas zu tun. Und dann die vielen Aufgaben, die du hast. Ich sehe dich in deiner strahlend weißen Senatorentoga vor dem satten Grün der Berge."

    Lucilla blickt zu Meridius auf und versucht seine Empfindungen aus seinem Gesicht ab zu lesen. Er sieht ein wenig zerknirscht aus. Ein anderer würde es vielleicht nicht bemerken, doch Lucilla kennt ihn lange genug. Dass er diesen alten Kosenamen für sie herausgekramt hat, lässt ebenfalls darauf schließen.


    "Er ist der Mann, mit dem ich zusammen sein will." sagt sie, noch immer vorsichtig.

    Lucilla blickt Meridius entgeistert an. "Liest du meine Briefe überhaupt? Hörst du mir zu, wenn ich mit dir rede?" Sie schüttelt entäuscht den Kopf. "Von so vielen Männern habe ich dir in letzer Zeit doch nicht berichtet, oder?"


    Sie seufzt. "Germanicus Avarus. Du solltst ihn ja kennen." Sie verdreht die Augen. Ihre gute Laune ist dahin. "Und ja, ich rede von Heirat, sicher. Das ist doch die Konsequenz, oder? Und du solltest wissen, dass ich nicht dumm bin. Ich lasse ganz sicher keinen Germanicus auf dich los, wenn ich mir nicht sicher bin, dass du ihm nicht gleich die Tür vor der Nase zuknallst. Es ist ja kein Geheimnis, dass unsere Familien bisher nicht unbedingt gut miteinander standen. Außerdem bist du doch derjenige, der immer alles vorher wissen will. "


    Sie lehnt sich zurück, lässt die Schultern hängen und blickt auf den Tisch. "Ich weiß, dass du es ihr versprochen hast."

    "Ja, ich auch." strahlt Lucilla. Schließlich ist sie auch wegen eines Mannes nach Rom gekommen. Zwar nicht wegen diesem, aber das ist nun nebensächlich. Sie leht sich zurück.


    "Auch wenn ich mir vorstellen könnte, irgendwann nach Tarraco zurückzukehren. Hispania eignet sich herrvorragend für den Ruhestand. Aber bis ich so alt bin, fließt noch viel Wasser den Tiber hinunter. Und ein Landgut in Italia wäre sicher auch nicht schlecht."
    Sie beginnt sich Avarus Weingut vorzustellen. "Im Sommer, wenn es in Rom heiß und stickig ist, wäre es bestimmt angenehm, hinaus aufs Land zu fahren, den frischen Wind auf den Hügeln zu gnießen. Oder im Schatten eines Baumes zu sitzen und die Füße in einen kleinen Bach zu hängen. Anschließend barfuß zwischen den Weinreben hindurch laufen, dann in der Casa ein erfrischenden Schluck Wasser mit einem Schuss Wein aus dem Vorjahr trinken. Ich fürchte nur, mein Officium würde nicht so lange auf mich warten."

    Lucilla lehnt sich nach vorne, stützt ihre Unterarme auf den Tisch und ein breites Lächeln überzieht ihr Gesicht.


    "Du musst unbedingt zustimmen! Wenn du zustimmst, dann musst du mich nicht mehr lange aushalten. Wenn er dich um deine Erlaubnis fragt, verweigere sie ihm nicht, bitte." Sie schaut Meridius flehend an. "Du brauchst dich auch um nichts zu kümmern da oben in Germania. Du weißt, dass ich selbstständig bin, ich werde alles organisieren. Ich habe zwar keine Ahnung, was man alles tun muss, ich habe ja noch nie geheiratet, aber Aemilia hilft mir bestimmt dabei, sie hat ja schon einmal geheiratet. So schwer wird es auch nicht sein. Denke ich. "


    Da fehlen die Argumente.


    "Es wäre eine gute Verbindung. Ein Senator, das wolltest du doch immer für mich. Und einen Legaten werde ich eh nicht nehmen, das kannst du vergessen, vorher folge ich Tertia. Arm ist er auch nicht, und er wird sicher immer alles tun, damit es mir gut geht." Sie lehnt sich noch etwas näher und senkt ihre Stimme. "Und so alt, wie man aufgrund seiner Söhne glauben könnte ist er auch nicht. In Germanien fängt man da viel früher an." Sie grinst und fährt fort. "Er wird in Rom bleiben, ich wäre also nicht weiter weg als jetzt. Und... du musst einfach zustimmen."

    Lucilla tritt in das Officium ihres Bruders und setzt sich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. Sie schlägt die Beine übereinander und lehnt sich zurück. Kurz darauf steht sie wieder auf und geht am Regal an der Wand entlang, beschaut sich die Etiketten von ein paar Schriftrollen. Dann geht sie wieder zum Stuhl, setzt sich hin. Sie beginnt, mit dem Stoff ihrer Tunika zu spielen. Schließlich glättet sie das Gewand wieder, lehnt sich erneut zurück und seufzt.