Minervina nickte nur, als er von ihrem Onkel sprach und ein leichter Hauch von Stolz und Bewunderung für ihren Vormund schlich sich in ihre Züge. Einer der wenigen Menschen, der ihr wirklich etwas bedeutete. Die einzigen beiden anderen waren mittlerweile verstorben, Selbstmord und Tötung wegen Diebstahl. Sehr verschiedene Todesursachen, aber dennoch nicht weniger traurig. Kurz verdunkelte sich ihr Blick und sie wandte ihn rasch ab, um zur Sklavin zu blicken. Diese trug die Stoffbahn über den Arm gelegt. "Nun verschwinde schon, ich find nachher schon heim." fuhr sie diese an. Sie wusste es ziemte sich, dass eine Sklavin als Anstandsdame dabei war. Aber Minervina konnte es nicht leiden, wenn sie bei Gesprächen belauscht wurde. Zu oft schon drangen Informationen an die Ohren ihres Vormundes, die zwar nicht schlimm gewesen waren, aber dennoch nicht für ihn bestimmt waren und sie in eine unangenehme Lage gebracht hatten. Besonders von dieser kleinen, vorlauten Lana. Dann blickte sie, wieder ruhiger, zu Decimus und hörte aus dem Hintergrund, wie die Sklavin diesen Wunsch befolgte. Sie wusste, der Sklavin gefiel es gar nicht. Der Zorn Vitamalacus konnte noch schlimmer sein als der ihre. Aber im schlimmsten Falle würde sie bei diesem nur verkauft werden. Minervinas Rache konnte noch grausamer sein. Und das vor Allem enorm gekonnt versteckt.
"Jetzt würde ich mich freuen, ein wenig mit zu kommen. Mir fehlt Bewegung und alleine einfach die Unterhaltung. Scheint mir eine willkommene Abwechslung zu werden." erklärte sie Decimus mit einem freundlichen Lächeln. Sie hatte heute wirklich gute Laune, befand sie. Sie musste schon nahezu unheimlich freundlich wirken, hoffentlich zeigte sie nicht sogar schon zuviel Gefühl. "Aber, um deine Frage genaustens zu beantworten: Ich habe massig Zeit und auf Grund dieser Tatsache gibt es kaum Dinge, denen ich gerade mehr Interesse zuweisen könnte." Arrogant gewählte Worte, das wusste auch sie. Aber sie unterstrich diese geschickt mit einem erheiterten Zwinkern in seine Richtung, raffte ein wenig ihre Stola und warf einen letzten Blick in Richtung der verschwundenen Sklavin. Na endlich. Anstandsdamen konnten sehr lästig sein...
"Andererseits.. Ist meine Anwesenheit denn überhaupt gewünscht? Oder halte ich dich von Wichtigem ab? Ich weiß wie wichtig Pflichterfüllung ist, also möchte ich nicht zuviel deiner Zeit beanspruchen." erklärte sie höflich und hielt freundlich den Blick in sein Gesicht gerichtet. Zeit, um ihr Ansehen wieder ein wenig zu steigern, fand sie. Immerhin schien er sich bemühen doch ein wenig aus seinem Leben zu machen und vermied geschickt die militärische, niedere Laufbah. Er schien zu wissen, was sich schickte, auch wenn er nur ein einfacher Plebejer war.