Beiträge von Rediviva Minervina

    Als sie bemerkte, dass Lana nicht wieder zu ihr aufschloss, blieb sie stehen. Sie sah allerdings nicht zurück sondern wartete, während sie mit frostigem Blick geradeaus blickte. Sie wusste nicht, dass zwischen ihnen eine nicht zu missachtende Entfernung lag und genauso wenig hatte sie bemerkt, dass ihre Leibsklavin hingefallen war. Sie verschränkte ungeduldig die Arme vor der Brust und wartete, bis sie leichtes Klappern auf dem Boden hörte, was sich rasch näherte und schloss daraus, dass es Lana war, die wieder zu ihr aufschließen wollte. Nur aus den Augenwinkeln sah sie zu dem Häufchen Elend. In ihr regte sich ein wenig Mitleid, denn vermutlich kam ihre Reaktion vor Allem erschreckend plötzlich. Doch sie zeigte nichts von ihren Gefühlen. Im Gegenteil. Um diese wirklich gut vor Lana verbergen zu können, verhärtete sie ihre Züge nur noch mehr, um auch wirklich keien Schimmer Bedauern durchscheinen zu lassen.


    "Nie, aber auch nie erlaubte ich es dir, mir sowas zu unterstellen. Wage es nimmer mehr, dir ein Urteil über ihn oder mich anzumaßen." Sie warf Lana einen vor Funken sprühenden Blick zu, während sie diese belehrte. "Und glaube nicht, dass du auch nur das geringste Recht hättest, mir zu sagen was du durftest, darfst oder dürfen wirst. Nie." Ihre Worte hatten eine ungewohnte Schärfe. Auch ihr Körper, der sich zwar noch immer grazil bewegte, aber stark gestrafft war, zeigte Unnahbarkeit. Lana hatte eine Wunde gestreift, die noch immer offen war. Es gibt nur eines, was sie mit Sicherheit noch härter hätte durchgreifen lassen. Die Peitsche wäre zum Zuge gekommen, wenn Lana sich etwas über Minervinas Vater erlaubt hätte.


    "Reiß dich zusammen und benimm dich nicht so weinerlich!" wies Minervina Lana abermals zurecht, als sie die Gesten bemerkte. Es machte ihr ein schlechtes Gewissen, Lana 'ihre Wunden lecken zu sehen', zog aber ebenso Wut auf sie. Wahrscheinlich wollte Lana sogar, dass Minervina ein schlechtes Gewissen bekäme. Die junge Dame rümpfte die Nase und sah zum Schrein, der mittlerweile in sichtbare Nähe gerückt war.

    Natürlich ahnte Minervina nichts von dem Leid der Tiberia Albina, die sie ja nicht einmal kannte. Ebenso wenig ahnte oder hörte sie deren Näherkommen. Ihr Gedanken schweiften immer noch in weiter Ferne umher. In jener Ferne, wo sie ihres Vaters Gesicht manchmal noch sah und wo sie in diesem Moment Marcus Hipparchus vor ihr inneres Auge kommen ließ. Nur durch Lana wurde sie wieder so schmerzhaft an ihre Begegnung erinnert, hätte die Sklavin sie nicht darauf angesprochen, wäre er ein Schemen aus ihrer Vergangenheit geblieben. Hispania allgemein hatte ihr niemals viel Glück gebracht. Dort ereilte sie die Nachricht vom Tod ihres Vaters, dort verabschiedete sie ihre beiden Brüder und dort verlor sie ihre Identität als Tiberia.


    Da hörte sie auf einmal hinter sich eine zarte Stimme und sie drehte ihren Kopf herum. In der Dunkelheit war allerdings nichts Näheres zu erkennen und sie musste sich auf die Gegebenheit beschränken, dass es eine ihr unbekannte, weibliche Person war, die da rief. "Ja, ich!" antwortete sie leise in die Dunkelheit zurück. Warum sie antwortete, war ihr selber nicht ganz klar. Aber das Mädchen klang nett und irgendwie auch traurig. Warum sollte sie nicht ein wenig mit ihr sprechen? Vielleicht könnten sie gegenseitig ein wenig ihrer Dunkelheit vertreiben und... Minervina rief sich rasch wieder zur Ordnung. Sie wusste ja nicht einmal, wer dort war und sie würden sich wohl kaum schon jetzt ihr beider Herzeleid beichten. Vielleicht kamen sie nicht miteinander aus... Traurigkeit konnte vielerlei Herkunft haben und musste nicht so sehr aus tiefem Herzen herrühren wie ihr eigener Kummer.

    Die Dämmerung war schon in ihren letzten Zügen, als Minervina ihren Weg in den Garten fand. Sie hatte sich inzwischen wieder recht gut in Rom eingelebt, wenngleich sie auch kaum ihre Zeit in der Villa Tiberia zubrachte. Sie war viel unterwegs. Nur zwischenzeitlich hatte sie ruhigere Tage und diese verbrachte sie entweder in Zwiesprache mit ihrem Onkel oder der Sklavin - oder in ihrem Zimmer mit dem Studium von Schriften. Heute hatte sie sich entschieden ein wenig frische Luft zu atmen und da Vitamalacus ihr vermutlich den Hals herumdrehen würde, wenn sie den Hof verließ, beschränkte sie sich auf den Garten.


    Ihr Blick ruhte in dem sternenklaren Himmel, wenn dieser auch fast noch zu hell für Sterne war. Einige allerdings zeigten sich bereits und auf der Bank nach hinten gelehnt betrachtete sie diese. Es tat gut, einmal vollkommen zu entspannen. Die Öllampe an ihrer Seite spendete mageres Licht. Wenn jemand sie suchte, würde er sie wahrscheinlich nicht finden, denn sie saß recht verborgen und für ihre Verhältnisse zu ohnehn ungewöhnlicher Zeit hier draußen. Sie schloss ihre Augen für einen Moment und überlegte, was sie sich am meisten in diesem Moment wünschte. Das war eigentlich nur eine Nachricht von Marcus, den sie sich eigentlich mühsam versuchte aus dem Kopf zu schlagen. Sie würden sich ohnehin nicht wieder sehen und für sie und die Familie wäre dies wohl auch besser. Aber es ging nicht immer alles nach Kopf. Ansonsten war sie recht glücklich. Als sie ihre Augen wieder aufschlug, hatte sie ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Die Temperaturen waren wieder einigermaßen angenehm und das Wetter ohnehin.

    Minervina konnte ein wirklich humorvoller Mensch sein, aber in dieser einen Sekunde hätte sie die Sklavin am liebsten niedergeschlagen. In jenem Moment nämlich, wo Lana von 'erwischt worden' sprach, entsann sich Minervina der Angst die sie empfand, dass sie gesehen worden waren. Ob Lana doch mehr wusste, als sie vorgab, war ihr erster Gedanke. Es wäre fatal gewesen, wenn man sie bei einem Mord beobachtet hätte, den sie auch noch bei solchen Menschen begangen hatte, die reich und kriminell war. Da konnte man nicht mit großer Gegenwehr aufwarten, da sie meist überlegen waren. Dann wiederum beruhigte sie sich: Woher sollte Lana überhaupt von dem Vorfall wissen? Niemand hier in Roma wusste davon.


    Also, schlussfolgerte die junge Dame noch im selben Atemzug, musste Lana einen anderen Lebensbereich meinen, in welchem man erwischt werden konnte. Als wenn sie, Minervina, im jungen Alter mit einem Manne schlafen würde und ihre Ehre noch vor der Ehe verlöre. Zornig blieb sie stehen und schlug ihre flache Hand mit aller Macht auf die Wange der Sklavin. Dieser Moment war es, der Minervina jede Sitte vergessen ließ. "Wage es nicht noch einmal!" drohte sie der Sklavin mit gehobener Stimme und schritt rasch weiter. Ihre Augen funkelten vor Zorn und ihre aufeinander gepressten Lippen bebten. Marcus. Er war ein Thema, über welches man besser nicht witzelte und schon gar nicht in diesem Bereich. Über niemanden würde sie sich so sehr freuen, wie über ihn, wenn sie ihn noch einmal wiedersehen dürfte.

    Ungewisses Warten mochte sie nicht und während des Wartens wurde sie immer unruhiger. Was mochte ihm wohl gerade durch den Kopf gehen? Ihr war völlig bewusst dass ihre Unruhe unnütz war, aber sie konnte sie nicht einstellen. Würde ihr nun jemand eine Hand auf die Schulter legen, was sie vorher nicht bemerkt hatte, würde sie sich wörtlich zu Tode erschrecken. Sie beobachtete, während er sich setzte, beobachtete seine Zeit des Wartens. Sie wusste irgendwoher, dass er nicht zornig war. Vielleicht waren es seine Augen, die zwar wie immer militärisch streng blickten, aber nicht wirklich von Wut erfüllt.


    "Naja... Da wäre zum Einen die Ungewissheit gewesen, ob ihr euch schon nach einem Mann für mich umgesehen habt. Ich konnte nicht mehr tatenlos in Achaia sitzen." begann sie. Ihre Worte waren nicht einmal gelogen, verrieten sie aber doch nicht alles. Sicherlich würde er sich damit nicht vollends zufrieden geben, aber einen großen Teil seiner Neugierde würde sicherlich gestillt.

    Sie empfand sich selbst als ein wenig ungerecht, doch als sie Lanas eigentlich schmerzerfüllten Worte vernahm, empfand sie kein Mitleid. Ihrer Ansicht war das nun einmal das Los der Sklaven, davon würde sie sich nicht beeinflussen lassen. Unter ihr würde es Lana verhältnismäßig gut haben, aber sie war nun einmal ihr Eigentum und somit nicht stimmberechtigt. Und soweit würde Minervina es auch nicht kommen lassen. "Ich lernte Marcus damals während einem meiner Spaziergänge auf den Feldern um Tarraco herum kennen. Er war damals auf den Pfaden seiner absoluten Freiheit und wollte die Welt kennenlernen. Wie gesagt, war ich damals noch recht jung. Wir hatten den Tag über recht viel Spaß, als er dann am Abend aufbrechen musste." Minervina musste eine Weile überlegen, wie sie die unschönen Ereignisse geschickt überspielen könnte.


    "Ihn haben weniger schöne Nachrichten ereilt und so sandte ich ihn mit einem Geschenk fort. Seitdem sah ich nicht wieder, aber ich hoffe zutiefst, dass es ihm wohlerget." schloss sie ihre sehr kurze Geschichte und zwängte ihre Augen ein wenig zusammen. In der Ferne konnte sie den Schrein der Minerva Medicae schon erkennen, die Göttin der Weisheit und Handwerkskunst, und all jenen Dingen, denen sie sonst noch überstand.

    Minervina musste nun doch wieder leicht lächeln. Lana war irgendwie eine sehr angenehme Sklavin. Sie war nicht aufmüpfig, dafür aber ehrlich und sehr loyal. Aber wie sollte es unter ihr als Herrin auch anders sein? Sie herrschte nun einmal schon immer mit Disziplin, im Gegensatz zu ihrer Mutter. Wo auch immer sie sein mochte... "Dann werde ich dir von Marcus erzählen, ich denke ich kann dir wirklich vertrauen." sinnierte sie und nickte anschließend. Alles von Marcus würde sie nicht erzählen, denn dafür waren ihre Taten einst zu heikel gewesen. Bei dem Gedanken, dass sie möglicherweise an dem Tod eines Mannes Schuld tragen konnten, wurde ihr doch wieder ein wenig flau im Magen.


    "Lana." begann Minervina dann allerdings doch wieder ernster. "Wenn ich einmal wirklich böse mit dir bin, überlasse mir das Maß meiner Bestrafung. Wenn es wirklich ein arger Vertrauensbruch war, bleibt mir nichts anderes übrig, als dich wegzugeben. Was soll ich mit einer Leibsklavin, die mich verraten und verkauft hat? Ansonsten werden die Strafen ausfallen, wie es normal ist. Wir sprachen noch nie darüber, aber gegen harte Strafen war ich noch nie, wie zum Beispiel die Peitsche bei wirklich größeren Vergehen. Das Maß der Strafe legst du selbst fest, indem du einen Frevel begehst. Wenn du dich angemessen verhältst, wird es auch nicht zu einer Strafe kommen." erklärte die junge Herrin streng, aber nicht ungeduldig oder gar zornig. Sie machte Lana in ruhigen Worten klar, was sie erwarten konnte. Dann lächelte sie. "Also, was möchtest du über ihn wissen."

    "Oh und was ich alles machen kann! Vergiss nicht, wer du bist und wer ich bin!" wies Minervina ihre Sklavin ruppig zurecht. Minervina hatte schon immer besonders viel Geschick darin, die Worte anderer auseinander zu nehmen und auf die Fetzen einzugehen. Ihre Körperhaltung war noch immer sehr aufrecht und stolz - sie würde sich doch vor einer Sklavin keine Blöße geben. Sklavin. Lana war nicht einfach nur eine Sklavin. Vielleicht sollte sie wirklich von Marcus erfahren, denn sie konnte ihr beim Vertuschen helfen. Onkel Vitamalacus wäre sicherlich nicht erfreut, wenn sie sich mit einem Peregrinus herumtreiben würde...


    So also fügte sie ruhiger an: "Aber nur, wenn du es künftig nicht unterlässt, zu schnüffeln. Deine Worte sind keine Entschuldigung. Ich werde dir mehr erzählen, wenn du mir absolute Ergebenheit und Loyalität schwörst. Niemand darf davon erfahren." Sie wandte ihr Gesicht wieder zu Lana. Ein Ernst, der keine Widerworte zuließ, lag in ihren Zügen. Kurz blickte Minervina zu beiden Seiten, um sich ihrer beider Einsamkeit zu vergewissern, aber zu dieser späten Stunde und in dieser verlassenen Gegend würden nicht viele Gesichter anzutreffen sein.

    Als Lana ihre Erklärung ablieferte zeigte sich sehr rasch Röte auf ihren Wangen, die allerdings nicht der Verlegenheit entsprang. Minervina war zornig darüber, dass Lana den Brief gelesen hatte. Ebenso zornig war sie aber auch auf sich selbst, denn schließlich, wenn er so offen lag, hätten auch andere ihn lesen können: und das wäre sehr schlecht gewesen. "Lass dir einen Rat geben: Lese nie wieder etwas, wo nicht in riesengroßen Lettern dein Name steht. Ansonsten wirst du sehr bald eine andere Seite von mir kennenlernen." zischte Minervina verhalten und warf Lana einen zornigen Blick zu. Sie hatte überhaupt kein Verständnis dafür, dass Lana einfach in ihren Sachen herumschnüffelte und nun in ihrer Vergangenheit grub, indem sie Fragen stellte.


    "Dann wirst du Germanien wirklich sehen. Germanien ist kalt, die Gesetze sind grausam und mein Cousin ist Soldat. Ich glaube dort würde es dir nicht gefallen." sprach sie eine klare Konsequenz aus. Lana konnte schließlich nicht ahnen, dass Maxentius als Soldat nicht das kleinste Recht hatte, überhaupt eine private Sklavin um sich herum zu haben. Der Gedanke an das biestige Wetter sollte Lanas Benehmen schon ausreichend zügeln Missstimmt beschleunigte die junge Patrizierin ihren Schritt. Doch nun, da Marcus angesprochen war, ließen sich die Gedanken nicht mehr verdrängen. Sein fröhliches Lächeln tauchte wieder in ihrer Erinnerung auf. Wielang war ihre Begegnung her? Einige Sommer waren es, dessen war sie sich sicher. 12 mochte sie gewesen sein. Damals war es sein sonniges Gemüt, welches das junge Kind angesprochen hatte. Heute war es seine Freiheit und seine Warmherzigkeit, welche der jungen Frau imponierten.

    Sie hörte sich Lana bis zum Ende an, welche alles Mögliche durcheinander warf. Ihre Worte weckten nicht nur Trauer, sondern auch ein wenig Zorn in Minervina. Wenn Lana schon offensichtlich bekundete, dass es sie nichts anging, warum fragte sie dann immer weiter? Sie warf ihr einen kühlen Blick zu und konzentrierte sich dann wieder auf den Weg vor sich. "Ist schon gut." beruhigte sie recht knapp und zog etwas an ihrer Palla herum, welche ihr dunkles Haar unter sich barg. Heute trug sie eine weiße Tunika und die Palla war roter Farbe. "Wie ich eben schon sagte: Ich war noch nie dort." antwortete sie auf Lanas erste Frage. In der Tat, sie war noch nicht dort. Und sie würde auch niemals nach Germanien reisen...


    "Aber wie kommst du darauf, dass ich dort einen Freund habe? Ich weiß nur von einem Cousin, den ich allerdings noch nie zuvor sah." fuhr sie fort. Ihr war bewusst, dass sie log. Sie erinnerte sich noch zu gut an ihren alten Freund Marcus Hipparchus. Wie hätte sie auch jemanden mit einem so sonnigen Gemüt und ulkigem Namen vergessen können? Vor Allem wenn man daran dachte, was sie gemeinsam durchgemacht hatten. Ob sie ihn noch einmal wiedersehen würde? Spätestens dann würde sie ihn vor Lana nicht mehr geheimhalten können, aber auch dann hatte es sie nichts anzugehen...

    Als sie das Lächeln auf Lanas Gesicht sah, musste auch sie ein wenig lächeln. Auch wenn für Minervina hinter ihrer gemeinsamen Liebelei überhaupt nichts mehr war, so sah sie doch in Lana eine Freundin und nicht nur eine Sklavin. Und die Kälte die hier herrschte war ihr nicht sehr angenehm gewesen. Auch wenn das Lächeln in der Herrins Gesicht rasch wieder schwand, als sie Lanas Frage wahrnahm. Germanien.. Warum fragte Lana ausgerechnet nach Germanien? Hatte sie vielleicht irgendwo aufgeschnappt, dass ihr Vater dort starb? Wollte sie Minervina jetzt damit wehtun, als eine Art Rache?


    "Germanien ist weiter im Norden. Selber war ich noch nicht dort, aber... meine Eltern lernten sich dort kennen. Es ist recht kalt dort." erzählte sie etwas trübsinnig. Das ihre Eltern dort auch zum Teil endeten, wollte sie nicht aussprechen. Sie litt noch immer genauso wie vor Jahren unter dem Tode ihres Vaters. Was er alles für sie vorgesehen hatte... "Aber Barbaren hausen dort, das ist richtig. Ich hatte doch damals einen Leibwächter aus Germanien, Belenor. Aber nur für kurze Zeit. Die Germanen töteten meinen Vater, deshalb kam ich mit ihm nicht klar." schilderte sie weiter und sah starr geradeaus, denn zu diesem Thema wollte sie keine innere Regung erkennen lassen. Belenor war ein guter Mann gewesen, aber dass er irgendwann in den Seitengassen verschwand wollte sie nicht verlauten lassen. Nachher hatte er Schaden verursacht und sie musste dafür aufkommen. Schrecklicher Gedanke.

    Es war nun schon eine ganze Woche her, dass Minervina die Reise nach Rom hinter sich gebracht hatte. Eine Woche war es somit auch her, dass sie Helvetius getroffen hatte, mit Lana Zärtlichkeiten ausgetauscht hatte und auch mit Vitamalacus ein inniges Gespräch über ihr Verhalten führte. Eine Woche hatte gereicht, um sich wieder ein wenig zu besinnen und sich einen genaueren Weg zurechtzulegen. UNd zu diesem genaueren Weg gehörte auch, dass sie sich ihren Gefühlen zu Lana genauer bewusst wurde und sich dazu anhielt, sie wie eh und je zu behandeln: Keinen Deut besser oder schlechter. Lana war nur ihre Sklavin.


    Minervina, in der Villa Tiberia auf dem Mons Esquilins zuhause, eine bessere Wohngegend auf einem der sieben Hügel, hatte sich zu einem Spaziergang entschlossen. Und diesen Spaziergang wollte sie mit einem Besuch beim Schrein der Minervina Medicae verknüpfen. Sie hatte in einem größeren Umhängebeutel also eine Tonstatue als Opfergabe und einen kleinen Kuchen. Sie folgten längere Zeit schweigend der Straße in südlicher Richtung, denn dort befanden sich die Horti Maecenatis. Mochte es im Sommer auch - natürlich - entschieden schöner sein, so würden ihr ein paar grüne Flächen gar nicht schlecht bekommen. Als Begleitung hatte Minervina sich Lana erdacht, denn sie wollte sich möglichst unauffällig verhalten und so war es sicher verständlich, dass sie sich für ihre Leibsklavin entschied. Immer noch besser als dieser schreckliche Titus, den Vitamalacus ihr vermutlich aufgedrückt hätte. Nun gab es zwar dieses peinliche Schweigen, denn seit jener Nacht hatten sie nur Formalitäten ausgetauscht, aber irgendwann musste man ja auch wieder auf ein gemeinsames Maß kommen, nicht?


    Da rückten langsam auch schon die Bäume der Horti näher, die nun für ein wenig Entspannung sorgen sollten. Den Schrein der Minervina Medicae wollte sie aufsuchen, da diese eben zum einen ihre erwählte Schutzgöttin war, ohnehin Namensverwandte, als auch aus dem Grund, dass sie bei ihr wohl am Besten aufgehoben war, um für die Gesundheit des Miles Marcellus zu beten. Hoffentlich hatte er gute Ärzte und würde über seine Wunden hinwegkommen, denn wenn er auch irgendwie komisch war, so hatte er doch wenigstens gewissermaßen Stil gehabt. Und er hatte auch nicht schlecht ausgesehen, ebenso wie der Plebejer aus Mantua. Sie waren entschieden männlicher als all jene die sich wie ein kleines Kind rasierten und eitler waren als so manche Frau. Nun, ob Helvetius aufgrund von langer Gefangenschaft, die ihn im Übrigen furchtbar riechen ließ, seinen Drei-Tage-Bart hatte, wusste sie nicht zu sagen, aber er hatte nicht verhätschelt gewirkt.


    Sie wandte ihr Gesicht zu der nebenhergehenden Lana, die auf sie ein wenig unbeholfen wirkte - so wie sie selbst auch. Rasch suchte sie nach einem Gesprächsthema und kam auf das wohl blödeste, was es unter der Sonne gab. "Hm das Wetter ist recht kühl heute, hm? Die Sonne schafft es einfach nicht durch die Wolken." Gleichzeitig wurde ihr klar, wie lahm sie doch klang. Aber nun war es nicht zu ändern.

    Und ohne weitere Worte kam sie seiner Aufforderung nach. Sie zog den Stuhl ein Stück zurück und ließ sich langsam darauf nieder, während sie in der gleichen Bewegung ihre Hände in den Schoß sinken ließ. Sie war ein wenig überrascht, da er sie gar nicht weiter ausschimpfte, womit sie eigentlich gerechnet hatte. So war auch ihr Blick, den sie ihm zuwarf, sehr friedlich.


    Aufmerksam hing sie an seinen Lippen. Vermutlich würde jetzt ein vollauf pädagogisches Gespräczh folgen, in welchem er sie belehren würde. Aber, das sah sie ein, war auch sein gutes Recht. Schließlich hatte er die volle Verantwortung für sie und wenn ihm auch Helena, die Mutter, gleich war, so fühlte er sich gewiss gegenüber seinem Anverwandten Tiberius Maximus verpflichtet, gut für seine Tochter zu sorgen. Ebenso wie sie sich als seine einzige Nachkommin verpflichtet würde, sein gutes Andenken zu bewahren. Und dazu gehörte sicher nicht das Verhältnis zu einer syrischen Sklaven, der alleinige Spaziergang und auch nicht die Gefühle zu einem Peregrinus. Wobei vermutlich in Sachen Marcus keine Gefahr mehr drohte, denn sie hatte schon wirklich lange nichts mehr von ihm gehört. Seit sie mit ihm damals durch Gassen schlenderte und Morde beobachtete, und möglicherweise selbst beging. Mit einem leisen Seufzen wischte sie diese Gedanken, die nur ausgesprochen zu einer Gefahr werden konnten, hinfort und lauschte auf ihn.

    Sie blieb eigenartigerweise, wie sie fand, während seiner Worte völlig ruhig. Ja, sie fand sich ungerecht behandelt, sehr sogar. Nein, sie fand sich absolut nicht kindisch. Aber ja, sie konnte ihn irgendwie sogar verstehen. Nun senkte sie betreten den Blick. Sie war nicht sehr einsichtig. Grundsätzlich nicht und heute nicht. Aber seine Worte beeindruckten sie doch. Zwar fand sie ihr Verhalten nur menschlich und keineswegs abstrus, aber war es nicht gerade ihre Pflicht, sich zusammenzunehmen? "Aber Vitamalacus..." setzte sie an und hob den Blick wieder zaghaft und nur leicht an.


    "Es tut mir leid." schloss sie ihre geplant widerspenstige Antwort. Und es tat ihr auch wirklich leid, das Meiste zumindest. Und zwar nicht, weil er schimpfte, sondern weil er ihren Vater ansprach. Er hätte es auch nicht gewollt, was sie getan hatte. Und was er wollte, war ihr das höchste und wohl enzige Gebot. Welches sie am vorigen Abend schon einmal gebrochen hatte. "Es ist nur so... Mich beschäftigen wirklich viele Gedanken und ich bin in der letzten Zeit irgendwie etwas... verwirrt. Vorhin wollte ich einfach in Ruhe meine Gedanken sammeln und das... kann ich nunmal nur allein." ergänzte sie und senkte ihren Blick wieder, fast demütig. Es stimmte, es hätte wirklich viel passieren können. Sie war nicht unbekannt. Aber was an ihrem Verhalten war schnippisch? Dass sie die Cohortes Urbanae so kühl abserviert hatte? Das war, ihrer Meinung nach, nur gerecht. Man hatte eine Dame zu grüßen und einen Verletzten freundlich zu behandeln.


    "Ich glaub es ist alles ein wenig.. doof gelaufen. Kaum hier geht alles drunter und drüber." Ob er sich fragte, weshalb sie ihre Reise in Achaia abgebrochen hatte? Oder zählte derzeit für ihn nur sein Zorn, seine Erbostheit über ihr Verhalten, was, zugegebenermaßen, wirklich nicht sehr damenhaft war?

    Avarus du sprichst mir aus der Seele ;) Genau das wäre meine Argumentation, plus eben die Zeit. Ist jedermanns Sache wie er seine Aktivität auf verschiedene Charaktere ausweitet. Ich spiele derzeit nur einen Charakter wirklich aktiv und bin auch nur im IR - das reicht mir schon fast. Und ich hab ja auch andere Charaktere


    Aber eben als Nutz-ID find ich den Sklaven nett. Wer keinen haben will, braucht sich ja auch keinen erstellen. (Ich brauche eh nicht meckern, hab ja einen, aber... allgemein betrachtet mal ^^) Mal wieder nen Sklaven selber zu spielen, finde ich auch nett, aber als komplett ID-füllenden Chara eignet der sich nicht so sehr, bei mir jedenfalls nicht.

    Ja... oder Nobilitas aber das macht auch nicht so schrecklich viel aus ^^


    Ja eben. Darum gehts ja, denke ich: Zu wenig Sklaven weshalb man sich selber dienen muss. Ich habe ja auch nicht eine sofortige Spielregeländerung beantragt, sondern nur meine Meinung zu dem Thema genannt und denke, dass es nicht nur mir so geht ;) Und das mit der SL kann ich nachvollziehen, war auch nur ein Beispiel, dass es ruhig eingeschränkt bleiben kann.

    Ja, das finde ich nämlich auch. ^^
    Ich fand die Einschränkung, dass es nur noch für Patrizier gilt, etwas unnötig. Gerade als Patrizier würde ich lieber andere Spieler als meine Sklaven sehen, denn sich selber dienen ist einfach nur öde. Wer mit so vielen IDs nicht klar kommt, der kann das wohl auch selbst gut einschätzen (Ich könnte es vermutlich nicht). Dass nur einige Sklaven als 4. ID spielen dürfen ... Naja ob man Patrizier ist, sagt ja nichts über Multitasking oder Spieltauglichkeit aus ^^


    Ich wäre eher dafür gewesen, die alte Regel mit dem Ritter zu lockern und jedem Spieler eine Sklaven ID zuzugestehen. Vielleicht mit der Einschränkung, dass die Spielleitung bei Leuten die ohnehin schon eindeutig überladen sind, 'Nein' sagen darf.


    Naja meine bescheidene Meinung dazu ^^ Ich würd vermutlich ne ID erstellen, die dann aber weniger RPG Einsatz hätte. Vermutlich wär das eine Empfangsdame oder so. Und dazu würde bei mir auch ein NPC reichen.

    Also wenn du es sonst nicht darfst, bist du herzlich eingeladen, mir mal einen Besuch abzustatten :D Schmerzlich würde ich dir auch meine Wände noch überlassen, damit du deiner liebsten Arbeit nachkommen kannst ^^