Beiträge von Vibius Valerius Victor

    Durch die Öffnung des Daches fällt ein fahles Licht ins Atrium. Hulc hat ein paar Kohlebecken entzündet, doch da in der Casa Valeria noch nie besonders viel Wert auf Wohnlichkeit gelegt wurde, ist die Atmosphäre nicht grad als gemütlich zu bezeichnen. Victor stört das recht wenig. Er liegt auf seiner Kliene, trinkt einen Becher Wein nach dem anderen und starrt den Brief von Amatia zum sicherlich hundertsten mal an. Um ihn herum könnt es gefrieren, es wäre nichts gegen die innere Kälte, die sich in ihm ausgebreitet hat.


    "Wie lang warten wir schon?" Als Vics Worte die Stille durchbrechen hebt Razor neben ihm seinen Kopf, legt ihn auf die Kliene und jault leise. "Jo, Razor, so is dat im Leben. So is dat. Zuviel Wein, zu wenig Weiber." Victor legt den Brief zur Seite und nimmt dafür seinen Weinbecher. Jeden Abend sitzt er im Atrium und wartet. Die Oppas trauen sich längst nicht mehr ihn anzusprechen. Saccus schimpft außer Hörweite mächtig darüber, wie sein Enkel sich gehen lässt, dass er sowieso längst nicht mehr sein Enkel ist und dass Flaccus den versoffenen Sacerdos für sich als Enkel haben kann, er selbst bleibt dann bei dem Praetorianer. Flaccus entgegnet dem nur, dass er auch nicht weiß, was mit seinem Enkel los ist, aber dass das sicher nur so eine Phase wie die Pubertät ist. Woraufhin Saccus bösartige Kommentare über Mitte-Lebenskrisen abgibt und damit anfängt, dass, als er noch jung war, sowieso alles besser gewesen ist, sowohl die Sacerdotes als auch die moralische Grundhaltung und der ganze Rest.


    Victor würde dem längst nicht mehr zuhören, doch mit ihm reden sie sowieso nicht. Er trinkt den Inhalt des Bechers auf einen Zug aus und stellt ihn ab. Er steht auf und bleibt einen Augenblick stehen, da die Welt um ihn herum anfängt zu schwanken. Als die Bewegungen fast verklungen sind, verlässt er die Casa mit den Worten "Ich brauch ne Frau."

    Nach dem Wein holt Victor die obligatorischen Kekse aus der Kiste und bringt sie dar. Er schaut noch eine Weile dem Mars zu, wie er die Opfergaben zu sich nimmt (;)), dann räumt er seine Kiste zusammen, und verlässt den Tempel. Er würde zuhause noch einige Amphoren auf den Mars trinken und in Erinnerung an die gute alte Zeit versinken, in der die Welt noch in Ordnung war.

    Mit einem kritischen Blick tritt Victor vor die Statue des Mars hin und stellt eine kleine Kiste ab. Er hat dem Mars zuhause schon ein paar Becher Wein geopfert und auch selbst ein paar getrunken. Nun geht er zum Kohlebecken und bläst die Kohlen an, so dass sie in tiefem Rot glühen. Er streut eine ganz besondere Räuchermischung aus kostbarem Aloeholz und Ladanum über die Glut und atmet den entstehenden Rauch tief ein. Zufrieden wendet er sich wieder der Statue zu und holt seine Opfergaben aus der Kiste.


    "Großer Mamers, Deine Zeit ist gekommen! Der Monat, der Deinen Namen trägt ist hier und wie es sein soll, bringe ich Dir Gaben. Mars Pater, Dir und Deiner Mutter soll dieser Tag gehören, doch in diesem Tempel gehört er Dir allein!"


    Alles fängt so gut an, doch Vic schaut traurig zur Marsstatue auf. "Was is nur aus der Welt geworden? Das neue Jahr beginnt im Ianuarius, der Martius verkommt zu einem Monat von vielen. Früher war einfach alles besser." Victor nickt, wie um sich selbst zu bestätigen. "Und dabei hat die Welt Dir so viel zu verdanken, Mamarce. Ich weiß es selbst noch, als wärs gestern gewesen, damals bei der Ala, mitten aufm Schlachtfeld... Mann, Mann, Mann, war dat eine Schweinerei. Und ich mittendrin. Nie wär ich da rausgekommen ohne Deine Hilfe, großer Mars. Wir alle wären nicht, wo wir sind, ohne Deine Hilfe. Aber die Menschen vergessen viel zu schnell. Heute sitzen sie in ihren sicheren Casae, bekommen ihren Hintern nicht mehr von der Kliene hoch, die Feinde des Reiches sind entweder weit, viel zu weit weg, oder sie sind nicht mehr mit Waffen zu bekämpfen. Und Du, Mavors, wann suchen sie noch Deine Hilfe? Nichteinmal, wenn es ihre Stadt, wenn es ihr ach so liebstes Volk und ihre großen Vorfahren betrifft. Wo sind die Ancilia, wo die Tänzer mit Rüstung und Kriegermantel? Wo ertönen die Carmina Saliare zu Deinen Ehren? Wo ist das große Fest? Dein Feiertag, Mars Pater, und keiner gedenkt Dir mehr. Welche eine Schande! Über die Senatoren lästern sie, die alten Gentes, über die Bürger schimpfen sie, ob ihrer Unbedachtheit. Doch wo sind sie, Mamarce, wo sind sie, die angeblich Dein Rom repräsentieren, wo sind sie um Dich zu ehren, so wie es Dir an Deinem Feiertag gebührt?"


    Traurig schüttelt Vic den Kopf und giest die ganze Amphore Falerner auf den Boden vor die Statue. "Auf Dich, Mamarce! Auf Dein Wohl! Auf Deine Kinder! Auf Deine Stadt! Auf Deinen Monat! Auf Deinen Tag! Auf Dich, Mars Pater, auf Dich!"

    Vic schließt die Tür des Raumes wieder und schenk sich nochmal nach. Er setzt sich wieder hin, trinkt den Becher aus und starrt auf die gegenüberliegende Wand. Dem Mars keinen Respekt zollen ist schlimm genug, aber den Mars beleidigen, das ist seiner Ansicht nach ein schwerwiegendes Vergehen. Zwei Stiere müssten da schon drin sein. Mindestens. Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck nickt Victor, lehnt sich zurück und vergisst ganz, dass er noch nach den Discipuli schauen wollte.

    Victor, der an diesem Tag doppelte Arbeit leisten muss - einerseits für den Cultus Martials, andererseits für die Factio Veneta - ist nun endlich von seinen Aufgaben bezüglich der Organisation der Equirria entbunden. Die Aufräumarbeiten würden andere übernehmen.8)


    So kann er sich ganz auf seine Factio-Zugehörigkeit konzentrieren und fängt erstmal Daeios ab, der gerade auf dem Weg von der Rennbahn ist. "Hrhr, Junge, Junge, wat ein Rennen!" Er klopft ihm breit grinsend auf die Schulter. "Du hast dir ne große Amphore Falerner und nen Mädel verdient. Aber über diesen Endspurt müssen wir nochmal reden. Dat war nich in Orndung, der ganze Wagen hätt dir unter den Füßen zusammenkrachen können! Dass du auch immer so übertreiben musst! Aber nu lass uns erstma ins Factiohaus zum Feiern."


    Der Fahrer murmelt nur etwas Unverständliches vor sich hin. Wie alle aurigae bekommt auch er selten seine Zähne soweit auseinander, dass er groß Konversation betreiben könnte. Auf dem Weg von der Bahn weg sammeln sie noch Rothar ein, für den Vic ebenfalls nicht nur positive Worte übrig hat. Denn Rothar hatte sich viel zu sehr von Metellus ablenken lassen und nicht genug auf Philippus Thrax geachtet. Nach Vics Meinung hätte er locker den zweiten Platz einfahren können, wenn er nur ordendlich dafür gesorgt hätte, dass die beiden Fahrer der Russata nicht an ihm vorbeigekommen wären. Doch das Rennen war vorbei, Vic im Grunde vollkommen zufrieden und eine Amphore Wein im Factiohaus würde sowieso alles ganz anders aussehen lassen.

    Victor hat noch immer nichts zu sagen, drum blickt er weiterhin auf einen Punkt weit vor ihm irgendwo im endlosen Raum. Er spürt immer deutlicher, wie ihm die Kehle immer trockener wird und er etwas bräuchte, um sich irgendwie abzulenken. Als Eques der Ala hat man in solchen Momenten immer ein Messer dabei, mit dem man sich dann die Fingernägel säubern kann. Doch als Sacerdos sitzt man vollkommen blank rum, das Opfermesser kann man ja nicht einfach zum Fingernagelsäubern verwenden, mal davon abgesehen, dass man als Sacerdos auch nie so dreckige Fingernägel hat, wie als Eques.

    Unbeeindruckt von der Zuschauermenge gibt der Ausrufer die Plazierungen bekannt. "Wie kaum anders zu erwarten ist der langjährig erfahrene Lenker der Veneta, Dareios, den übrigen aurigae davongefahren. Ihm gebührt die Ehre des ersten Platzes! Phllipus Thrax hat hart gekämpft und am Ende einen verdienten zweiten Platz für die Factio Russata ergattert. Knapp und nur eine Pferdelänge voraus konnte Rothar von der Factio Veneta den dritten Platz einfahren. Ein vorzügliches Rennen hat auch der Nachwuchsfahrer der Russata, Maximus Didius Metellus, gezeigt. Selbst wenn er heute nur den vierten Platz belegt, auf seine weitere Karriere dürfen wir sicher noch gespannt sein. Und auch Sextus, der Fahrer der Albata, hat bewiesen, dass den alten Hasen im Wagenrennsport eine harte Zeit bevor steht, wenn sie sich noch länger behaupten wollen. Heute mag er nur den fünften Platz errungen haben, doch die nächsten Equirria sind nicht mehr weit!


    Damit finden die Februar-Equirria DCCCLVI ihr Ende, auch wenn die Feiern der Factiones erst noch beginnen dürften! Mars möge euch schützen und denkt immer daran - Mars macht mobil bei Arbeit, Sport und Spiel!"



    Ein Helfer setzt eine Leiter an eines der Holzgerüste mittig der spina, steigt hinauf und hängen eine Tafel mit den Platzierungen auf.


    1. Platz: Dareios (Veneta)
    2. Platz: Phillipus Thrax (Russata)
    3. Platz: Rothar (Veneta)
    4. Platz: Maximus Didius Metellus (Russata)
    5. Platz: Sextus (Albata)

    Dareios legt nocheinmal zu einem außerordendlichen, waghalsigen Endspurt an. Es sieht fast so aus, als wollte er seinen Bewunderern noch etwas bieten und Sextus vor der Einfahrt ins Ziel noch einmal überholen. Dieser spornt seine Pferde jedoch ebenfalls nocheinmal an. Er weiß, dass es sowieso die letzte Runde ist, doch sich nun noch ein weiteres Mal überholen zu lassen, und wenn es von einem alten Hasen wie Dareios ist, will er nicht zulassen. So beendet Dareios die siebte Runde kurz nachdem Sextus sie begonnen hat.


    "Sieg für Dareios!" brüllt der Ausrufer.


    Die Anhänger der Veneta springen jubelnd von ihren Plätzen auf, so sie denn überhaup noch sitzen, während Philippus Thrax bald darauf die zweite meta umrundet und als zweiter ins Ziel einfährt. Er hatte noch einmal alles aus seinem Gespann herausgeholt und auf der Längsseite der Bahn seinen Vorsprung vor Rothar und Metellus noch weiter ausbauen können. Rothar und Metellus konkurrieren bis zum letzten Augenblick um den dritten Platz. Nachdem beide in haarsträubender Weise die letze Kurve nehmen und es beinahe noch zu einer Kollision kommt kann Rohthar Didius Metellus schließlich soweit abdrängen, dass er eine Pferdelänge vor ihm durchs Ziel einfährt. Kurz darauf beendet Sextus das Rennen.

    Die langjährige Erfahrung lässt Dareios auch eine Runde vor Schluss souverän weitermachen, obwohl er allmählich die Fahrt verlangsamt. Denn ein kurzer Blick über den Rücken zeigt ihm, dass er die anderen Quadrigae weit hinter sich gelassen hat und ein Zusammenbrechen der Pferde will er nicht riskieren. Eine halbe Bahn vor sich sieht er bereits wieder Sextus, welcher das Schlusslicht des Rennfeldes bildet.
    Phillipus Thrax verlangt seinen Pferden indes noch einmal alles ab, um den Abstand zu Rothar weiter auszubauen. Der Faher der Veneta versucht sich dagegen direkt vor Metellus zu setzen, um diesem die Fahrt um die Kurven zu erschweren und ein Überholmanöver zu verhindern.
    Die Reihenfolge der Beendigung der sechsten Runde ist folgende: Dareios, Phillipus Thrax, Rothar, Maximus Didius Metellus, Sextus.

    Völlig unbehelligt vom Rest des Wagenrennens prescht Dareios von der Factio Veneta über das Marsfeld und hat nun schon bald über eine ganze Bahnlänge Vorsprung vor den übrigen Wägen. Nur einige eingefleischte Anhänger der Veneta rufen noch jubelnd seine Namen, die meisten Zuschauer konzentrieren ihren Blick auf die nachfolgenden Wägen, zwischen denen noch immer ein spannender Kampf um die nächsten Plätze tobt.
    Phillipus Thrax schiebt sich links neben Rothar und treibt seine Pferde zur Höchstleistung an. Bei der Umrundung der meta kann er so tatsächlich die Kurve enger nehmen und Rothar schließlich auf der Gerade ein Stück hinter sich lassen. Denn dieser sieht sich zusätzlich weiterhin von Didius Metellus bedrängt und kann seine Aufmerksamkeit nicht länger auf zwei Wägen konzentrieren.
    Dem Mittelfeld hinterher folgt noch immer Sextus.

    "Kein Problem, dafür sind wir Sacerdotes schließlich da." Vic steht ebenfalls auf und geleitet den Consul bis zur Tür.


    "Dann bis nach den Kalenden." Er zögert einen Moment, bis ihm nochwas einfällt. "Oder besser, bis zu den Equirria. Auch wenn die im Februarius noch nicht von der Veneta organisiert werden, hoff ich doch, dass du da sein und für unsere Fahrer jubeln wirst, hrhr."

    Erneut entbrennt im Mittelfeld des Rennens ein heißer Kampf. Während Rothar die erste meta noch unbehelligt umrunden kann, wird er auf der Geraden wieder von den beiden Fahrern der Russata attackiert. Von Rechts drängt sich Maximus Didius Metellus heran, von der Innenseite Phillipus Thrax. Rothar schert nach außen aus und lässt Metellus so keine Gelegenheit, selbst nach vorne zu kommen. In der Kurve kann Thrax kurzzeitig die Führung erlangen, doch kurz vor der Zielgeraden prescht Rothar wieder nach vorne.
    Außerhalb des Mittelfeldes ändert sich wenig. Dareios baut weiterhin an der Spitze seine Führung aus, während Sextus noch immer mit der mangelnden Ausdauer seiner Pferde zu kämpfen hat.
    Die Reihenfolge am Ende der Runde ist daher folgende: Dareios (Veneta), Rothar (Veneta), Phillipus Thrax (Russata), Maximus Didius Metellus (Russata), Sextus (Albata).


    Sim-Off:

    @Deandra: Genau das. Aber die nächsten Equirria kommen bestimmt. 8)

    Während Dareios weiterhin unbehelligt den anderen Wägen vornwegfährt, ist das Mittelfeld hart umkämpft.
    Didius Metellus und Philippus Thrax, die beiden Lenker der Russata, nehmen Rothar, den Lenker der Veneta in die Mangel und versuchen ihn gemeinsam nach außen von der Bahn zu drängen. An der zweiten meta sieht es einen Augenblick so aus, als würden die Fahrer der Russata dies mit einem Ausfall büßen, als sich Metellus Wagen gefährlich zur Seite neigt. Gerade noch rechtzeitig kann er mit seinem Eigengewicht den Wagen wieder stabilisiern und im letzten Moment die Zügel herumreißen um die Kurve noch zu packen. Seinen Vorsprung vor Rothar verliert er jedoch in diesem Moment.
    Am Ende des Feldes folgt Sextus, der nun langsam dafür büßen muss, dass er seine Pferde am Start so sehr angespornt hat und an Geschwindigkeit verliert.


    Dareios kann seine Führung in der zweiten Runde weiter ausbauen. Ein ganzes Stück vor den anderen Lenkern geht er in die erste Kurve hinein. Hinter ihm kämpfen Didius Metellus und Sextus um die weitere Führung und merken nicht, wie von außen Rothar mit hoher Geschwindigkeit heranprischt und beide in einem waghalsigen Kurvenmanöver überholt. Doch auf der Geraden kann Didius Metellus den Lenker der Veneta noch einmal überholen und achtet nun sorgfälgit darauf, dass er in der Kurve nicht wieder an ihm vorbeizieht. So fahren nach der zweiten Runde die Wägen in folgender Reihenfolge über die Rundenmarkierung: Dareios für die Veneta, Maximus Didius Metellus für die Russata, Rothar für die Veneta, Sextus für die Albata und Phillipus Thrax für die Russata.

    Dareios von der Factio Veneta schießt als erster los, dichtauf gefolgt von Didius Metellus von der Russata und Sextus von der Albata. Bis zur ersten meta haben auch Philippus Thrax und Rothar wieder dicht aufgeholt, so dass auf der anschließenden Geraden erneut ein Kopf an Kopfrennen zu sehen ist. Nur knapp kann Dareios seine Führung in der nächsten Kurve halten. Didius Metellus hängt dicht an ihm dran und drängt Sextus leicht von der Bahn, der jedoch noch vor Rothar und Philippus Thrax die erste Runde beendet.


    Sim-Off:

    Kleine Anmerkung: Weder im Circus, noch im Amphitheater noch bei 'provisorischen' Tribünen wie diesen hier gibt es Logen, außer der Kaiserloge. 8)

    Rings um das Marsfeld waren innerhalb weniger Tage hölzerne Tribünen in einem langgezogenen Oval aufgestellt worden. Dazu gibt es eine hölzerne Wand, die in der Mitte der so enstandenen Fläche verläuft und so die spina bildet. Gemeinsam spannt dies die Rennbahn auf, auf welcher am heutigen Tag die Wagenrennen zu Ehren des Mars stattfinden werden. Seit Tagen redet man im Cultus Martialis von nichts anderem mehr, seit Tagen liegt eine Anspannung in der Luft, wie sie nur der erste Feiertag des Mars im Jahr hervorrufen kann. Denn die Equirria im Februarius künden das unaufhaltbare Näherrücken der Kriegszeit an und damit die Hoch-Zeit des Marskultes.


    Nachdem sich die Zuschauerreihen gefüllt haben und die pompa in das provisorische Hippodrom eingezogen ist, zelebriert der Flamen Martialis das rituelle Opfer am ara martis, dem Marsaltar. Ein großer, roter Stier wird nach den reichlichen Voropfern dem Mars offeriert. Der Flamen Martialis verkündet die die litatio und nach der Verbrennung der dem Mars versprochenen Stücke ruft er den Beginn der Wagenrennen aus.


    Die Pferdegespanne werden an den Start geführt und die aurigae in ihren Wägen werden von der Menge bejubelt. Bunte Fahnen werden auf den Zuschauerrängen empor gehoben, die ersten Schmählieder sind bereits zu vernehmen und der Ausrufer muss sich Mühe geben, dass seine Stimme noch zu hören ist.


    "Volk von Rom!
    Mögen diese Equirria dem Mars zur Ehre gereichen! Mögen die Wagenlenker ihre Pferde zur Höchstleistung antreiben und ihr Bestes geben! Am Startfeld am unteren Ende der Bahn stehen von der Mitte nach Außen bereit:
    Philippus Thrax für die Factio Russata!
    Dareios, der Starlenker der Factio Veneta!
    Der Germane Sextus für die Factio Albata!
    Maximus Didius Metellus, das Nachwuchstalent der Factio Russata!
    Rothar für die Factio Veneta!"


    Mit jedem Namen brandet Jubel aus anderen Ecken der Zuschauermenge auf. Dann endlich gibt der editor von seiner Loge aus das Startzeichen und die Wägen starten unter lautem Trompetenschall und Trommelwirbeln.

    'Ououou.' denkt sich Vic. Das ist ja mal wieder typisch. Es ist doch in jeder Factio das gleiche. Die großen Funktionäre sitzen bei ihrem Wein im Factiohaus und haben keinerlei Plan von der Technik, welche auf der Rennbahn dafür sorgt, dass die eine Quadriga eine Nasenlänge schneller ist, als die andere.


    "Also, die aktive Radaufhängung sorgt dafür, dass das Rad nich vollkommen starr in der Aufhängung hängt, sondern einen gewissen Freiraum hat. Dat is eine ausgefeilte Technik, die hier jetzt zu erläutern ein bisschen lang dauern würde. Aber wenn es dich interssiert können wir gern mal im Wagenstall vorbeigehen. Unser Wagner sind echte Experten, was die Technik angeht." Aber wahrscheinlich weiß Hungaricus noch nichtmal, dass es mehr als einen Wagner bei der Veneta gibt. "Der Verderber ist ein festmontiertes Zusatzteil hinten am Wagen. Mit einfachen Worten eine Art Brett. Der sorgt für bessere Bodenhaftung. Warum das Teil Verderber heißt kann ich dir auch nicht sagen, kommt irgendwie ausm Griechischen. Und wenn ein Wagen tiefergelegt ist, dann hängt der Schwerpunkt niedriger, sollte klar sein, dass er dann weniger schnell kippt, oder? Vor allem in den Kurven hilft das schwachen Fahrern dabei, nicht aus der Bahn zu fliegen." Vic schaut Hungaricus an und sein Blick verrät ein wenig, dass er von einem Factio-Mitglied mehr Verständnis für die Rennwägen erwartet hätte.


    Sim-Off:

    Hrhr, ein Spoiler. 8) :P

    "Aber nur rote Stiere. Die weißen Rinder müssen Ochsen sein. Keine Stiere für Iuppiter. Für die Voropfer besorge Wein, mindestens drei Amphoren. Dazu Dinkelkekse und Opferkuchen. Bei der Räucherung solltest du auch nicht knausern. Achte darauf, dass sie von hoher Qualität und frei von Fremdstoffen ist. Für Mars besorge Ladanum. Für Iuppiter Kassia und Lorbeer. Und für Quirinus Adlerholz."


    In Gedanken geht Vic den Ablauf eines Opfers durch und überlegt, ob er noch etwas vergessen hat. Es fällt ihm zwar nichts mehr ein, aber das muss ja nicht viel heißen. "Ich glaub, das is alles, was für den Moment zu beachten wär. Falls nicht und mir nochwas einfällt, schick ich dir einen Discipulus vorbei."

    "Dareios wird einen leichten Wagen mit aktiver Radaufhängung fahren. Natürlich mit einem extra Verderber hintendran." 8) Vics Augen leuchten, als er an das Gefährt denkt. Es ist in einem tiefen Blau gehalten, mit zwei dunkelblauen Seitenstreifen, und fliegt geradezu über die Rennbahn. Um so einen Wagen in der Spur zu halten muss man schon ziemlich gut sein, aber Dareios ist ja auch ziemlich gut.


    "Für Rothar haben wir einen etwas stabileren Wagen ausgesucht. Verstärkte Räder und tiefergelegt. Er hat noch ein bisschen Schwierigkeiten bei der optimalen Gewichtsverlagerung, weshalb ihm Campus Calidus noch ein extra Gleichgewichts-Training verpassen wird. Aber bis zu den Equirria wird das nichts mehr, daher gehen wir lieber auf Nummer sicher."

    Auch Vic beobachtet das Opfer genau. Er bedauert, dass er Sacerdos geworden und nicht einfach ein Leben lang Popa geblieben ist. Das Leben wäre so einfach, den ganzen Tag würde er blutige Opfer vollbringen und alle paar Wochen bei so einem großen Opfer wie diesem einem Stier die Kehle durchschneiden. Und dieser Stier ist wahrlich ein mächtiges Tier, oder besser, er war es. Nun liegt der gewaltige Körper reglos auf der Seite und Vic fühlt sich an die Endlichkeit des Daseins erinnert. Der Stier hat es immerhin an seinem Ende noch in die Gefilde der Götter geschafft, doch Vic fragt sich, wo er selbst eines Tages landen würde. Auf dem Opfertisch wahrscheinlich kaum, denn in einer devotio liegt für einen Sacerdos wenig Sinn. 8)


    Bevor Vic jedoch weiter darüber nachgrübeln kann, schickt sich der Sacerdos neben dem Stier an, das Ergebnis der Eingeweideschau zu verkünden.