Durch die Öffnung des Daches fällt ein fahles Licht ins Atrium. Hulc hat ein paar Kohlebecken entzündet, doch da in der Casa Valeria noch nie besonders viel Wert auf Wohnlichkeit gelegt wurde, ist die Atmosphäre nicht grad als gemütlich zu bezeichnen. Victor stört das recht wenig. Er liegt auf seiner Kliene, trinkt einen Becher Wein nach dem anderen und starrt den Brief von Amatia zum sicherlich hundertsten mal an. Um ihn herum könnt es gefrieren, es wäre nichts gegen die innere Kälte, die sich in ihm ausgebreitet hat.
"Wie lang warten wir schon?" Als Vics Worte die Stille durchbrechen hebt Razor neben ihm seinen Kopf, legt ihn auf die Kliene und jault leise. "Jo, Razor, so is dat im Leben. So is dat. Zuviel Wein, zu wenig Weiber." Victor legt den Brief zur Seite und nimmt dafür seinen Weinbecher. Jeden Abend sitzt er im Atrium und wartet. Die Oppas trauen sich längst nicht mehr ihn anzusprechen. Saccus schimpft außer Hörweite mächtig darüber, wie sein Enkel sich gehen lässt, dass er sowieso längst nicht mehr sein Enkel ist und dass Flaccus den versoffenen Sacerdos für sich als Enkel haben kann, er selbst bleibt dann bei dem Praetorianer. Flaccus entgegnet dem nur, dass er auch nicht weiß, was mit seinem Enkel los ist, aber dass das sicher nur so eine Phase wie die Pubertät ist. Woraufhin Saccus bösartige Kommentare über Mitte-Lebenskrisen abgibt und damit anfängt, dass, als er noch jung war, sowieso alles besser gewesen ist, sowohl die Sacerdotes als auch die moralische Grundhaltung und der ganze Rest.
Victor würde dem längst nicht mehr zuhören, doch mit ihm reden sie sowieso nicht. Er trinkt den Inhalt des Bechers auf einen Zug aus und stellt ihn ab. Er steht auf und bleibt einen Augenblick stehen, da die Welt um ihn herum anfängt zu schwanken. Als die Bewegungen fast verklungen sind, verlässt er die Casa mit den Worten "Ich brauch ne Frau."