Beiträge von Vibius Valerius Victor

"Ou, Druck ablassen, da sachste wat!" Vics Augen nehmen einen leuchtenden Glanz an, vielleicht machts auch nur der Wein.

"Haste Glück, dass du heut gekommen bist. In der Via... äh, irgendwas, irgendwo in der Subura is heut die Eröffnungsfeier von so nem Nobelschuppen. Für jeden Gast gibts ne Überraschung dazu. Und du weißt ja, wat Neueröffnung heißt, frische Weiber, noch fast unbenutzt und nich ausgeleiert."

Überhaupt ist das ganz gut, dass der Sev heute da ist, Vic würde den Schuppen eh nicht finden, aber der Sev ist ja schließlich ein echter Römer. Außerdem könnte ihm sein Kumpel dann ein paar ausgeben, die Praetorianer verdienen ja nicht schlecht.

"Wat wunderste dich, dass ich mich wunder. Praetorianer wird man ja nich einfach so, vor allem nich als dahergelaufender Peregrinus, der de ja mal warst. Na aber dann..." Er hebt seinen Becher. "Auf die Praetis!"

Das ist ja wirklcih eine erfreuliche Entwicklung. Selbst, wenn Sev nicht in der Casa wohnen wird, würde er es sich sicher nicht nehmen lassen, dauernd nach dem Rechten zu sehen. Und Vic braucht dann nicht ständig sein knappes Geld an die Oppas zu verteilen.

"Popa war ich nie, aber die Claudia hab ich schon ne Weile hinter mir. Ich war dann noch Commentarius in Mogontiacum. Vor der Großen Schlacht hab ich bei der Legio Zwo geopfert. Leider warn wir n bisschen knapp in der Zeit, sonst wär ich ma bei der Ala vorbei." Er erinnert sich noch an den Morgen vor der Schlacht und den Stier, den der alte Sacerdos vor der Schlacht organisiert hatte. Und an den Abend danach, als der Himmel blutrot war.

"Und nu bin ich Sacerdos Martialis. Ich bin hauptsächlich für den Mars Ultor-Tempel zuständig. Ich sach dir, dat is vielleicht nen gewaltiger Bau. Meine eigenen Discipuli scheuch ich auch schon durch die Gegend. Hrhr. Drei Stück sinds mittlerweile, auch wennse alle nicht bei Mars bleiben wollen."

Vic bricht in schallendes Gelächter aus. Er braucht eine Weile, bis er sich wieder beruhigt hat.
"Dat is ein guter Scherz, Junge!" Lachend nimmt er seinen Becher und trinkt. Als er ihn wieder absetzt, schaut Sev immernoch ganz ernst. Vic kneift die Augen zusammen und mustert ihn kritisch.
"Dat war doch nen Scherz?" Seine Augen weiten sich und ein erstaunter Ausdruck legt sich über seine Miene. "Dat war kein Scherz! Mann, Mann, Mann! Wen haste umgebracht, um an den Posten zu kommen? Heißt dat, du bleibst jetzt in Rom?"

Vic lehnt sich zurück und trinkt in aller Ruhe seinen Becher aus. Er nimmt die Amphore und schenkt sich nach. Dann bedenkt er Sev mit einem überlegenen Blick.
"Die Amatia is in den besten Händen überhaupt, bewacht von der Elite-Einheit des Imperiums. Sie is nämlich Cubicularia im Kaiserpalast."

Stolz klingt aus seiner Stimme. "Und die werden da verdammt gut bewacht. Einmal hatse wat von nem Typen erzählt, kannste glauben, dat ich stante pede bei ihr aufgetaucht bin. Der Kerl hat sich ganz fix verzogen, is untergetaucht. Hat wahrscheinz Wind davon bekommen, dat die Amatia keine zum einmal Ausreiten und dann wieder in Stall stellen is. Hatter Glück gehabt, ey! Aber nu sach mal - wat machstn du nu hier in Rom? Und wat solln die neue Rüstung da?"

Vic lehnt sich an die Wand und hält sich den Bauch. Nu ist er tatsächlich zu einem verweichlichten Priester verkommen.
"Ich brauch wat zu Trinken. Meinetwegen kannste mich hinterher weiter verprügeln, aber wenn ich schon sterben muss, dann wenigstens mit na Amphore Wein im Bauch."

Er nimmt eine von den Amphoren, die in der Ecke der Küche stehen und drückt Sev einen Becher in die Hand. "Mann, Mann, Mann, hast wohl auch drei Monate an keiner mehr deine Energie ausgelassen."

Kopfschüttelnd geht er an Sev vorbei ins Atrium und setzt sich auf eine Kliene. Severus folgt ihm und setzt sich ebenfalls. Vic gießt jedem den Becher voll und trinkt seinen erstmal auf einen Zug aus um sich direkt nachzuschenken. Dann tastet er vorsichtig seine linke Wange ab.

"Verdammt, Junge! Wenn dat nen blauen Fleck gibt, kannste mich morgen krank melden. So kann ich nich vor meine Discipuli treten. Nen Sacerdos, der sich prügelt, darf ja nich wahr sein." Er wirft Sev einen bösen Blick zu und trinkt noch einen Schluck. "Dir hamse wohl dein Hirn rausgeprügelt. Was is nu mit dem Latinus? Sextus Valerius Latinus, der kleine Kerl mit dem Hundeblick. Kann kein Blut sehen. Dauernd unglücklich verliebt. Und dein Sohn, wenn auch nur adoptiert. "

Dass sich Lati bei den Vestalinnen gemeldet hat, erwähnt Vic wohl besser nicht. Das ist dem Gedächtnis sicher nicht zuträglich.

"Uffff..." ist das einzige, was Vic noch rausbekommt, denn im nächsten Moment liegt er schon am Boden. Seine Reaktionszeit ist nicht mehr die Beste und mit Sev, der täglich trainiert, kann er nicht mehr mithalten. An Kraft hat er jedoch nichts eingebüßt, so ein Opfertier im Zaum zu halten, kann manchmal ziemlich anstrengend sein. Dazu das Statuen durch die Gegend tragen, wenn sie gereinigt oder vor dem Altar zu Schau gestellt werden.

Mit der Linken drückt er Sev auf den Kehlkopf und zwingt ihn dadurch etwas zurück zu weichen. Dann zieht er die Rechte nach Hinten, holt aus und lässt sie direkt auf Sevs linkes Auge niederfahren. Er nutzt die Überrachung seines Bruders, um diesen zur Seite zu wälzen und sich aufzurichten.

"Und wer is dann der Valerius Latinus, du Penner? In Tarraco in der Taverne haste ihn aufgegabelt und adoptiert! Und dann haste dich nach Germania verpisst und ihn hocken lassen!"

Vic kneift die Augen zusammen und stößt Severus wütend zurück.
"Wer hat mir denn diesen blöden Job aufs Auge gedrückt? Hab ich mich vielleicht drum gerissen, dich zu vertreten? Wär ich so nen machtgeiler Kerl wie du, hätt ich meine eigene Gens gegründet, Junge! Der einzige, dem ich hinterherlauf, dat is der Mars, uns sonst keiner. In Ruhe im Atrium rumliegen kannste in diesem Haus nich mal! Dauernd kommt einer von diesen alten Säcken, die sich hier eingenistet ham, als würd ihnen die Casa gehören. Dein Oppa, mein Oppa, scheißegal."
"Also bitte, Victor, ich muss doch sehr bitten. Dein Tofall lässt sehr zu wünschen übrig."
"Mann, nu halt ma den Rand, Oppa! Wo war ich? Ah jo, dein Sohn! Dein nichtsnutziger Sohn, Junge! Zu nix zu gebrauchen, liegt nur in der Casa rum und nimmt den Tölen ihr Hundekörbchen weg, wenn er nich durch die Gegend zieht und wer weiß wat anstellt. Erst is er mir in Hispania nich mehr von der Ferse gegangen, is an mir drangeklebt wie ne Klette, nu kommt er nur noch zum Fressen und Saufen heim!" Er funkelt Sev böse an, sein Tofall wird leise und drohend. "Und wenn du mir noch ein Mal, noch ein Mal vorwerfen würdst, ich würd nich auf die Amatia aufpassen, auf mein kleine Schwester, dat einzige Juwel in dieser Familie, auf dat Wertvollste überhaupt, dann kriegste nen paar aufs Maul dat dir in drei Tagen noch der Kopf wackelt, dat sach ich dir aber, Junge! Dann kannste ma den Zorn eines Mars-Priesters kennen lernen!"

"Nuja, es ist ja nochmal gut gegangen. Ihr seht aber, dass das nicht so einfach ist mit dem Opfern."

Vic dreht sich zu Imperiosus. "Als Popa ist es natürlich deine Hauptaufgabe, bei Opfern zu helfen. Da wir aber ohnehin knapp besetzt sind, wirst du mir hier ein bisschen beim Unterricht helfen. Du kannst dich nochmals tiefergehender mit Mercurius befassen und uns deine Erkenntnisse hier mitteilen, vor allem Tacitus wird das zugute kommen."

Er zögert einen Moment, scheint etwas zu überlegen, dreht sich dann jedoch um und beginnt mit dem Rundgang durch den Tempel. Irgendwo hat er mal gehört, dass es eine Philosophenschule gibt, die nur im Gehen unterrichtet, und Vic findet das ziemlich kühl, daher praktiziert er es mit seinen Schülern genau so.

"So, dann kommen wir mal wieder zum eigentlichen Unterricht. Heute gehts um die Aspekte des Mars. Wir kennen verschiedene Ausprägungen des Mars, die jeweils für bestimmte Bereiche zuständig sind. Das sind der Mar Silvanus, einer der ältesten Aspekte des Mars, bei dem er für den Ackerbau, die Felder im Allgemeinen und die Viehherden zuständig ist. Mars Pater, der Vater von Romulus und Remus und damit auch Gründervater der Stadt Rom. Mars Gradivus, der, der dem Heer im Kampf vorangeht, und Mars Invictus, der unbesiegbare Mars, als kriegerische Aspekte. Und schließlich Mars Ultor, der Rächer, in dessen Tempel wir stehen."

Vic bleibt stehen und dreht sich zu den Discipuli um. "Lunaris, Tacitus, ihr werdet euch bis morgen umhören, welche Aspekte es bei Apollon, beziehungsweise Mercurius gibt. Also Lunaris sucht die des Apollon und Tacitus die des Mercurius. Soweit Fragen?"

Vic fährt erschrocken herum und lässt den letzten Keks fallen.

"Wat? Seine Augen gehen ihm fast über, als er seinen Bruder erkennt. "Sev? Wat machst du denn hier?"
"Sach mir lieber, wat ihr da macht!"
"Aber wieso? Ich dacht du wärst in Germania? Wieso biste hier? Wat soll dat?"
"Das ist der Severus? Endlich lerne ich dich auch einmal kennen."
"Wat? Mann, Flaccus, dat is dein Enkel."
"Mein Enkel? Na aber das wüsste ich, Junge. Du bist doch mein Enkel. Aber Saccus hat mir schon viel von dir erzählt, Severus. Er ist wirklich sehr stolz auf dich."
"Wat? Mann, Oppa, wat redest du für nen Schmarrn? Nu ma Tacheles, Vic, wat is hier los?"

Angriff ist die beste Verteidigung.

"Wat hierlos is? WAT HIER LOS IS!? Jo, dat frag ich mich auch jedes mal, wenn ich heim komm! Deine Familie is total bekloppt! Kein Becher Wein kann man in Ruhe trinken, ohne dat wieder irgendwas is. Ich sach dir, ich hab die Schnauze voll, wennde jetzt schon ma da bist, kannste direkt bleiben und hier dat Familienoberhaupt spielen. Ich hab in meim Tempel auch so genuch zu tun. Aber ich sach dir wat, meine Discipuli sind lang nich so anstrengend, wie diese Familie! Die Oppas musste bald rund um die Uhr im Auge haben, dass die keinen Mist bauen, dazu saufen se einem den letzten Tropfen weg! Dein Sohn hab ich seit Tagen nich gesehen, wat weiß ich, wo der sich rumtreibt und die Amatia... jo... die Amatia auch."

Vic steht in der Küche der Casa und rauft sich sprichwörtlich die Haare. Flaccus steht interessiert dreinschauend neben ihm.

"Mehl, Eier und Öl? Dat is alles?"
"Ja doch. Ich habe extra die Gunst der Frage genutzt und Helena von dem Haus neben dem Haus neben unserem Haus gefragt."
"Helena? Hrhr. Siehtse gut aus?"
"Aber ja, sehr. Sie hat wunderschöne graumelierte Haare, welche sie in einem perfekten Knoten stolz auf ihrem Hinterkopf trägt. Um ihren sinnlichen Mund spannen sich feine, zarte Fältchen, die sich zu kleinen Hügeln auftürmen, wenn sie lacht und ihre Augen werden gerahmt von zierlichen Krähenfüßchen, die... "
"Wat? Fältchen? Krähenfüßchen? Sach ma, du meinst doch nich die alte Omma, die immer ne rote Tunika anhat und die Straße runter wohnt?"
"Oh doch, Helena, die Schönste aller Schönen, die..."
"Bäh! Hör uff, Mann! Dat is ja widerlich. In deinem Alter!"
"Oh Victor, mein Junge. Die Liebe wird um so schöner, je älter man wird."
"Jaja, nu laber nich rum, Oppa, gib mir ma dat Mehl rüber."
"Wofür ist überhaupt dieses Grünzeug?"
"Dat is die Geheimzutat. Dat werden ja ganz spezielle Opferkekse für Mars."
"Sieht aus wie dieses Kraut, welches du immer in Papyrus schlägst und rauchst."
"Öhm, jo, dat... öh... lass ma da die Finger von. So, nu die Eier rein und dat Öl. Und nu?"
"Nun musst du den Teig kneten."
"Wie?"
"Argonautica hat dafür immer die Hände benutzt. Ich liebe es, ihr dabei zuzusehen."
"Wat? Dann zisch ab, Oppa. Ich brauch hier keinen, der mir beim Kneten spannt. Wat machtn überhaupt der Saccus?"
"Ich glaube, er liegt in unserer Kammer und trinkt Wein. Zusammen mit Helena."

Victor, der schon dem Trauerzug gefolgt ist, tritt nun nach vorne. Außer in der Facito hat er Sedulus nur ein mal persönlich getroffen, das war bei seinem Opfer für die Legio II. Und nun ist es schon wieder ein Opfer, das ihn an seine Seite bringt.

Doch zuerst muss der Platz der Bestattung geheiligt werden. Vic tritt an die Bahre heran, atmet einmal tief durch und schneidet ein Finger des Toten ab. Dann kniet er sich nieder und vergräbt den Finger in der Erde, während er die rituellen Worte dabei leise vor sich hinspricht.

Als er wieder aufsteht, winkt er einem Popa, der den Eber nach vorne bringt, während ein anderer herbeieilt und das Opferfeuer entzündet. Als alles bereit ist, zieht sich Victor seine Toga über den Kopf und das Opfermesser aus der Scheide am Gürtel. Um den Scheiterhaufen und den Opferplatz herum wird es still, nur der Wind weht ein paar Blätter über den Boden und lässt das Feuer leise knistern.

"Traianus Germanicus Sedulus, von deinen Kindern vermisster Vater, von deinen Geschwistern vermisster Bruder, vermisster Freund deiner Freunde. Dieser Eber sei in deinem Namen dem Dis Pater dargebracht, auf dass der Herr des Elysiums dich in sein Reich einlässt, wo deine Väter bereits auf dich warten!"

Mit einer schnellen Bewegung schneidet Vic dem Eber die Kehle auf und hält eilig eine Schale darunter um das Blut des Tieres aufzufangen. Als es ausgeblutet ist, schneidet er die Bauchdecke auf, holt sorgfältig die Eingeweide aus dem Körper und legt sie in die Opferschalen, die ein Popa bereit hält. Anschließend begutachtet er diese vitalia und nickt schließlich.

"Litatio." Es klingt nicht ganz so feierlich, wie sonst. Auch die Annahme des Opfers macht Sedulus nicht wieder lebendig. Victor geht mit den Schalen zum Opferfeuer, hält kurz inne und übergibt die Gaben dem Feuer. Dann bringen die beiden Popae den Rest des Tieres und übergeben diesen ebenfalls dem Feuer. Etwas Weihrauch soll verhindern, dass der Geruch nach verbranntem Fleisch sich allzusehr ausbreitet, doch es ist fast vergebene Müh.

Vic dreht sich zu den Verwandten des Sedulus und nickt ihnen zu. Nun ist es an ihnen, dem Toten Gaben zu bringen und schließlich den Scheiterhaufen in Brand zu setzen.

Und da sind sie alle wieder auf einem Haufen. "Salve Tacitus, salve Lunaris."

Da Tacitus und Imperiosus bereits über das Opfer gesprochen haben, beschließt Victor, die Fehler direkt hier anzusprechen. Auch wenn sie noch nicht so weit sind, können auch die anderen beiden etwas dabei lernen.

"Wir sprechen gerade über das Mercurius-Opfer der Factio Aurata, Imperiosus hatte dort seinen ersten Einsatz als Popa." erklärt er Lunaris, so dass dieser auch weiß, worum es geht.

"Mercurius war uns wirklich wohlgesonnen, das kann man sagen. Vielleicht habt ihr bemerkt, dass ich die Eingeweide ziemlich genau betrachtet habe und das hatte einen guten Grund. Dem Opferhelfer, der die Opferaxt geschwungen hat, habe ich bereits eine Standpauke gehalten." Er schüttelt etwas verärgert den Kopf über den Jungen und wendet sich dann an Imperiosus. "Du hast gut reagiert, wenn dir auch trotzdem in der Eile noch ein kleiner Fehler unterlaufen ist. Zumindest ein Stück vom Altar weg kam von deiner Frage nur noch ein 'Age...' an, wo es doch ein 'Agene?' sein sollte. Doch dass der Opferhelfer noch vor der Frage und entsprechender Antwort zugeschlagen hat, war beinahe unverzeihlich. Es dürfen nur Bruchteile der Zeit zwischen dem Schlag und dem Schnitt an der Kehle vergehen. Das Tier bricht schließlich zusammen und wird irgendwann umkippen. Wenn dann der Schnitt verzogen wird, nicht auszudenken."

Immer noch verärgert über das Geschehene fragt sich Vic, wer der Mercurius-Priester war, der diesen Opferhelfer ausgebildet hat. Einem Popa aus seiner Ausbildung würde so etwas nicht passieren.

"Also, rekapitulieren wir noch einmal den Ablauf beim blutigen Opfer: Reinigung des Tieres mit Wasser und der mola salza. Der Opferleiter streicht dem Tier mit dem Messer über den Rücken. Das 'Agene?' des Popa, das 'Age!' des Opferherrn. Der Opferhelfer mit der securis, der Opferaxt, schlägt zu, entweder in die Sehnen der Hinterläufe des Tieres oder mit der stumpfen Seite auf den Hinterkopf, so dass das Tier außer Gefecht gesetzt wird. Nur minimalst danach der Schnitt durch die Kehle. Schließlich die Eingeweideschau."

Auch Victor verabschiedet nach der Zeremonie den Opferherrn und blickt ihm und seiner Familie hinterher. Er bleibt noch etwas vor dem Tempel stehen, bis sich die Teilnehmer zerstreut haben und überwacht mit strengem Auge die Aufräumarbeiten der Opferhelfer.

Schließlich pickt er sich einen ganz bestimmten Opferhelfer heraus und weist diesen an, zur Tempelküche zu gehen. Vics Standpauke muss schließlich nicht vor den Augen der Öffentlichkeit geschehen. Auch mit Ingeniosus würde er beim Unterricht noch einmal über das Opfer sprechen.

Victor hebt eine Augenbraue. "Büro? Hmm, ich glaub nicht, dass sie da so häufig ist. Am ehesten ist sie sicher auf der Lichtung außerhalb der Stadtmauern, auf der sie ein der Diana gefälliges Projekt betreut. Oder du versuchst es im Tempel der Diana. Dort sollte man dir auch weiterhelfen können."

Mit einem Nicken steht Vic auf und verabschiedet sich. "Mars möge mit dir sein, Corvius Cadior. Vale!"

Er verlässt den Raum und die Curie. Sein Aufenthalt in Mantua hatte doch länger gedauert, als gedacht.

Vic überlegt ziemlich gründlich, immerhin geht es um die nahe Zukunft einer Discipula.

"Zu Iuno also. Nuja, dann würde ich dir empfehlen, dich von Didia Aemilia im Kult der Diana ausbilden zu lassen. Iuno hat ja ziemlich viele Eigenschaften und manchmal verschmilzt sie sogar mit Diana, daher wäre das sicher eine gute Wahl. Zudem hat die Sacerdos Dianae momentan keine weitere Schülerin, sie könnte sich also gut um deine Ausbildung kümmern."

Noch etwas müde kommt Vic an den Tempel des Mars Ultor und bleibt vor dem Altar auf dem Tempelvorplatz stehen. Liebevoll, fast zärtlich, streicht er über den kalten Stein, über den schon so viel Blut zu Ehren des Mars geflossen ist. Seit der Krieg in Germania vorbei ist, ist es jedoch weniger geworden.

Er schaut zu dem Tempel auf, in dessen Tempelfries Mars thront und nimmt sich vor, bald mal wieder ein paar Kekse zu opfern. Dann geht er die Stufen hinauf.

Im Tempelinneren findet er Imperiosus. "Salve Popa."

Vic begutachtet intensiv, in aller Ruhe die Eingeweide. Nicht den kleinsten Makel will er übersehen. Doch er findet nichts, was zu beanstanden wäre und so hebt er schließlich mit einem zufriedenen Ausdruck den Kopf und verkündet in die Menge:

"Litatio! Mercurius hat das Opfer angenommen."

Sogleich eilt ein Opferhelfer herbei um die Opferschalen in Empfang zu nehmen, um sie direkt in die Tempelküche zu tragen. Vic nickt den Popa zu, dass sie mit dem Auseinandernehmen des restlichen Stieres beginnen können.

Vic tritt etwas näher und schaut Imperiosus etwas neidisch dabei zu, wie er die Innerein aus dem Tier holt und in die Opferschalen legt. Dafür würd sichs nochmal lohnen, Popa zu sein, um im Inneren des Tieres herumwühlen zu dürfen, bis man alle Teile gefunden hat. Nuja, das nächste private Opfer käme bestimmt, da würd er das dann wieder selber machen.

Zum Glück finden sich alle lebenswichtigen Organe in dem Tier, Leber, Galle, Lunge, Herz und natürlich das Bauchfell. Ein Helfer reicht die Schüsseln an und Victor wirft einen Blick auf das Fleisch. Er dreht und wendet die einzelnen Stücke, runzelt die Stirn, betrachtet alles ganz genau.