Beiträge von Vibius Valerius Victor

    "Leider?" Vic zieht eine Augenbraue nach oben. "Pass auf, was du in diesem Tempel sagst, Discipulus."


    Er deutet auf die Schriftrolle. "Für heute bist du entlassen. Ich denke, mit dem Text hast du erstmal genug zu tun. Und wenn nicht, dann kannst du dich schon einmal darüber informieren, was man dem Mercurius alles opfern kann."

    "Ich würde sagen, die Grundsubstanz ist durchaus noch in Ordnung. Das Dach hab ich ehrlich gesagt nicht so genau angeschaut. Es ist doch ziemlich weit oben."


    Sie biegen in den Säulengang ein und das Thema leitet Vics Blick an den Säulen entlang nach oben. Natürlich können sie lange nicht mit der Höhe des Mars-Tempels mithalten.


    "Die Bemalung hat eine Auffrischung auf jeden Fall nötig. Und die Stufen zum Tempel hin müssten auch ausgebessert werden. Auf einer Seite sind faustgroße Stücke herausgebrochen. Inwieweit es möglich ist, kleinere Bruchstücke an den Säulen auszumerzen weiß ich auch nicht, ich habe mich nie sonderlich mit den Möglichkeiten der Baukunst auseinandergesetzt. Im Allgemeinen kann man aber wohl sagen, dass am äußeren Erscheinungsbild mehr zu tun sein wird, als im Tempelinneren."

    "Das kommt ganz darauf an, wie geschickt du bist. In der Regel dauert es zwischen zwei und drei Monaten. Allerdings wirst du dich in dieser Zeit wohl oder übel hauptsächlich auf Mars konzentrieren müssen."


    Er erinnert sich an seine eigene Zeit als Discipulus, wo er darauf brannte, dem Mars zu dienen und bei der Sacerdos Mercuris lernen musste, dem Mercurius zu huldigen.


    "Aber wir können trotzdem mal im Tempel des Mercurius vorbeischauen und ein ihm gebührendes Opfer darbringen. Und es hindert dich natürlich auch niemand daran, dein eigenes privates Kultleben nach ihm auszurichten."

    "Es ist dein zukünftiges Arbeitsfeld, daher solltest du dich damit auskennen. Ich werde dich ab und zu das ein oder andere fragen, allerdings mehr im Kontext der täglichen Praxis."


    Das sture Abfragen ist Victor selbst zuwider.


    "Außerdem solltest du es für deine Prüfung zum Popa oder Commentarius wissen. Ich kann dir nicht sagen, was genau das Collegium fragen wird, doch es kann durchaus sein, dass sie auch dein Grundwissen prüfen. Aber bis dahin hast du noch genügend Zeit."

    Victor blickt ihn musternd an und denkt sich, dass abzuwarten bleibt, wie sein zweiter Schüler heißt. Er sollte sich angewöhnen, als erstes immer nach dem Namen zu fragen. 8)


    "Dann komm mit, ich werde sie dir geben."


    Sie gehen weiter durch den Tempel, vorbei an den unzähligen Büsten, und biegen vor der großen Apsis in einen Nebenraum ein. In den dort in die Wand eingelassenen Nischen stapeln sich einige Schriftrollen. Vic geht zielstrebig zu einer der Nischen und greift eine relativ neu aussehende Papyrusrolle.


    "Hier werden die Grundlagen des religiösen Handelns erklärt. Sie sind in allen Kulten gleich und du wirst vieles entdecken, was du schon aus deinem täglichen religösen Leben kennst. Du kannst die Rolle gerne mitnehmen und dir eine Kopie davon erstellen. Wenn du glaubst, dass du auch alles so behalten kannst, dann musst du das aber nicht. Hauptsache, du weißt es."


    Er überreicht Imperiosus die Schriftrolle und denk daran, wie sehr ihn Tiberia Claudia damit gequält hatte.


    Religions-Fibel


    Religiöses Handeln kann sich auf vielerlei Wege ausdrücken.


    Berührung:


    Das Ritual der Berührung stellt eine Übertragung von göttlicher Macht dar. Als Beispiel sei hier das Ritual bei den Lupercalien zu nennen, wo die Luperci Frauen mit Zweigen berühren um so Fruchtbarkeit zu übertragen. Auch bei der Tempelweihe findet dieses Ritual Anwendung. Die Berührung des Türpfosten des zu entstehenden Tempels stellt neben der Besti8mmung des Grundstücks durch den Augur den wichtigsten Aspekt dieses Rituals dar.
    Auch das Berühren und Küssen von Kultstatuen durch Gläubige stellt ein Ritual dar, wo durch ein enger Kontakt zwischen dem Menschen und der Gottheit hergestellt wird. Dies vermittelt Wohlwollen und Vertrauen.


    Ostentation:


    Mit Ostentation ist die Zurschaustellung von Kultstatuen und anderen religiösen Artefakten gemeint. Manche Tempel haben nur an bestimmten Tagen geöffnet und bei manchen Kulten findet regelmäßig (jährlich) eine Prozession statt, bei der die Kultstatue zur Schau gestellt wird. Diese Mittel schaffen bei den Gläubigen ein reges Interesse durch die Seltenheit.


    Prozession:


    Jede Prozession hat einen klar definierten Start- und Endpunkt und der Prozessionsweg ist allen klar bekannt. Die Teilnehmenden (Gruppen) haben Festtagskleidung (Toga) zu tragen und in der Regel mit einem anschließenden Ritual zutun, welches auf die Prozession folgt.


    Es gibt verschiedene Arten von Prozessionen, z.B. welche, die von verschiedenen Orten ausgehen. Des weiteren unterscheidet man die, welche räumliche Figuren beschreiben, wie einen Kreis um eine Gruppe oder Ort, welches als Reinigungszeremonie zu verstehen ist. (Innen – Außen, Rein – Unrein).


    „Lustratio exercitus“ – Die Umkreisung des Heeres
    „Lustratio urbis“ – Umkreisung der Stadt


    Musik:


    Musik spielt auch eine große Rolle bei religiösen Handlungen. So kann das Spielen der Tibia störende Geräusche bei einem Ritual übertönen. Auch ist es nicht selten, dass Hymnen bei öffentlichen Ritualen und Prozessionen gespielt werden. Für dies Aufgaben gibt es spez. Kultmusiker. Auch Chöre von Frauen und Kindern sind bekannt.


    Tanz:


    Auch der Tanz stellt ein Ritual dar. Erinnert sei hier an den Tänzen der Salier im März. Auch bei anderen Zeremonien kann ein Tanz vorkommen. Am weitesten ist mit der Dreischritt („tripudium“) bekannt. Meistens ist er Tanz Jugendlichen vorbehalten, doch auch ältere Tänzer sind bekannt, wie z.B. die Arvalbrüder. Gerade in Kulten die aus dem Osten des Imperiums stammen, sind Tänze bekannt, wie z.B. im Isiskult.


    Wettkampf:


    Auch eine Reihe von Wettkämpfen sind den Göttern gewidmet. Erinnert sei hier an den Lauf der Luperci, welcher als Wettkampf ausgetragen wird oder die Wagenrennen zum Oktoberfest oder die Equirria zu Ehren des Mars. Auch Gladiatorenkämpfe zählen hierzu, welche häufig zu Totenfesten abgehalten wurden und als „munus“ – Geschenk bezeichnet wurden.


    Gabe


    Die Gabe ist ein Geschenk (an die Götter). Ziel ist es ein langfristige Balance zwischen den Gaben der Götter und der Gläubigen zu erreichen. Von den meisten Gaben bekommen die Gläubigen etwas zurück, was zeigen soll, wie huldvoll und überlegen die Götter sind.
    Man unterscheidet „blutige“ und „unblutige“ Opfer.


    Blutige Opfer


    Bei der Opferung von Tieren gibt es einige zu beachten. Jede Gottheit hat eigene Vorstellungen von ihren Opfertieren, welche der zu Opfernde beachten muss. Zu unterscheiden sind das Alter des Opfertieres, ob es noch am säugen ist, ob es noch trächtig ist etc. Auch das Geschlecht ist von Bedeutung, genauso wie die Farbe des Tieres. So opfert man Himmelsgottheiten weiße Tiere, Feuergottheiten rote Tiere und Unterweltgottheiten schwarze Tiere. Vor der Opferung muss das Tier gereinigt werden, es wird mit Wasser besprenkelt und mit einer Salzlake („mola salza“) eingerieben. Der Opferleiter streicht dem Tier mit dem Messer über den Rücken. Dann fragt der Opferdiener: „Agene?“ (Soll ich handeln?) und der Opferleiter spricht „Age!“. Nach der Schlachtung des Tieres und wenn es ausgeblutet ist, wird die Eingeweideschau veranstaltet. Sind diese in einem akzeptablen Zustand, heißt es „litatio“ – „das Opfer ist angenommen“. Ist dem nicht so, muss das Opfer so lange wiederholt werden, bis dieser Zustand erreicht ist. Fehler sind bei der nicht korrekten Durchführung des Opfers und/oder des à Gebetes zu suchen. Auch kann es nach mehrmaligen Durchführen des Opfers sein, dass die Gottheit dieses Opfer nicht annehmen möchte. Blutige Opfer sind ausschließlich am Altar vor dem Tempel durchzuführen. Oft schließt sich nach der Opferung ein à Mahl an.


    Unblutige Opfer - „Libation“


    Mit der Libation sind unblutige Opfer gemeint. Dies können sein: Das ausgießen (spenden) von Wein aus einer flachen Schale („patera“), das Verbrennen von Weihrauch auf einen Altar oder Herd, das Opfern von Kuchen, Blumen oder auch Geld. Diese Opfer können dargebracht, vergossen oder verbrannt werden. Werden diese Gaben im Tempel dargereicht, so geschieht dies in der Regel auf einen tragbaren Altar („foculus“). Unblutige Opfer gibt es auch häufig als Voropfer von blutigen Opferungen.


    Vernichtung:


    Stellt zum einem die Übergabe von Gaben an die Götter dar, indem sie in eine Grube eingelassen wurden. (Dies geschieht, nachdem die Tempelräume voll mit Opfergaben sind, sie werden dann auf dem Tempelgrundstück „templum“ eingegraben), es kann aber auch eine Art Selbstverfluchung darstellen, wo durch das Schicksal des Eidbrüchigen symbolisch vorweggenommen wird, z.B. durch das vollkommene Verbrennen eines Opfertieres, zerstückeln eines Tieres oder durch das Wegwerfen eines Steins.


    Mahl:


    Das Mahl schließt sich meistens an eine Tieropferung an. Dazu wird das Tier nach der Opferung auf Kochtöpfe verteilt. So zählen Küchen und Sitzgelegenheiten neben dem eigentlichen „aedes“ mit der „cella“ zur Einrichtung eines Tempels. Auch das gemeinsame einnehmen eines „daps“ – Breis ist aus landwirtschaftlichen Ritualen bekannt.


    Pflegerituale:


    Pflegerituale spielen auch eine wichtige Rolle und sind in zwei Arten zu unterscheiden. Zum einem das waschen, ölen, ausschwefeln und bekleiden von Kultbildern, welches als Symbol für die Anwesenheit der Gottheit darstellt.
    Zum anderen verlangt ein religiöses Ritual auch Reinheit vom Teilnehmer. Das besprengen des Kopfes mit Wassers und das waschen der Hände sind hier Minimum. Hervorgegangener Geschlechtsverkehr verlangt mehr.


    Gebet:


    Bei jedem Ritual gibt es mindestens ein Gebet. Genauso setzt ein Gebet mind. eine hervorgegangene Gabe voraus, um die Aufmerksamkeit der Götter zu erregen. Oberstes Gebot beim Gebet sind Ruhe und Konzentration der Teilnehmer. Jede Störung kann das gebet unwirksam machen. Um dies zu vermeiden ist es ratsam, einen Flötenspieler bei dem Ritual zu haben, welcher mit seinem Gespiele störende Laute übertönt. (à Musik)
    Die Person, die das Gebet spricht (Ritualleiter), kann sich auch den Zipfel der Toga über den Kopf ziehen um so maximale Störungsfreiheit zu erlangen („ritus patrius“). Es ist auch von entscheidender Bedeutung, das der genaue Wortlaut der Formel eingehalten wird, da sonst das Gebet nicht wirksam ist. Beten Nicht-CD-Mitglieder bei einem (privaten) Ritual ist es daher ratsam, einen Sacerdos als Vorsprecher zu haben. Bei einem Gemeinschaftsgebet, welches eine abschließende Bestätigungsformel enthält, ist es ratsam, diese schriftlich unter den Teilnehmenden zu verteilen.
    Der Ritualleiter steht bei dem gebet, evt. mit geneigtem Kopf (auch kniend ist möglich als Form des Flehens) die Hände zum Himmel oder zur Statue bzw. Altar gerichtet. Er spricht mit erhobener Stimme und schließt das Gebet mit einer Wendung nach Rechts ab.

    Später. Vic gammelt noch immer auf der Kline rum, die letzten Tropfen der erste Amphore Wein werden gerade von Blade aufgeleckt. Neben Vic liegen zwei sorgfältig gerollte Papyrii, ein weiteres liegt angezündet in einer kleinen Schale und räuchert vor sich hin. Victor greift träge zu einer weiteren Amphore Wein und es dauert etwas, bis er sie geöffnet hat. Nach dem ersten Schluck versucht er zu lesen, was auf der Amphore geschrieben steht.


    "Ta-a... Trara... Tracco... ouou... Taracco. Hrhr, dat is ein ganz, ganz feiner Tropfn, ihr Tölen. Et gab da ma so nen Lied... wie ging dat noch... Er setzt dazu an, in einer schiefen Tonlage zu singen. Hispanischer Wein ist so wie das Blut der Erde, komm schenk dir ein, und wenn ich traurig werde, liegt es daran, dass ich immer träume von daheim. Du musst verzeihn, hispanischer Wein, und die altvertrauten Lieder. Schenk nochmal ein! Denn ich fühl die Sehnsucht wieder, in dieser Stadt werd ich immer nur ein... ähm... egal... sein... und nie allein." Grummelnd schlurft er davon, gefolgt von Blade.


    Von dem Gegröhle angezogen, finden die beiden Oppas ihren Weg ins Atrium.


    "Wat is dat denn für nen Gejaule!"
    Flaccus hebt schnüffelnd seine Nase in die Luft. "So lass ihn doch, Saccus. Er hat eben ein poetisches Herz. Aber... was ist das für ein lieblicher Geruch hier? Das kenne ich doch?"
    "Poetisches Herz? Ich werd nich mehr, dat is auf keinen Fall mein Enkel, Mann. Den darfst du ham. Ich nehm dafür den Sev, dat is wenigstens noch nen ordendlicher Kerl."
    "Sag, Victor, ist dies Hanf, was hier so duftet?"
    Wieder schnüffelt Flaccus. "Aber ganz sicher ist es das. Ach, das erinnert mich an meine Jugend. Dieses Kraut inspieriert! Wie viele meiner Gedichte haben mir die Musen nach diesen kleinen Opferungen gebracht, ach, waren das Zeiten." Er beugt sich zu Victor hinab und nimmt das räuchernde Papyrusröllchen auf. "Ich darf doch? Ouu... das tut gut." Flaccus sinkt umständlich, seinem Alter entsprechend auf eine Liege und bleibt mit dem Papyrusröllchen glücklich darauf liegen.
    "Muse küssen. Ihr habt sie doch nich alle. Mann, Mann, Mann, es wird Zeit, dat mein Enkel wieder heim kommt, dat hier mal wieder Sitten einziehen. Ich geh mir ne Amphore Wein holen, anders is dat hier ja nich auzuhalten."


    "Dat steint!" Ohne recht zu wissen, um was es eigentlich geht beobachtet Vic das Treiben im Atrium, welches ihm irgendwie merkwürdig langsam vorkommt. Als wieder Ruhe einkehrt, lehnt er sich zurück und zündet noch eines von den Papyrustütchen an.

    Von der Regia kommend betreten Iulius Imperiosus und Victor den gewaltigen Tempel am Forum Augusti.


    "Das ist also der Mars Ultor Tempel. Übrigens der einzige Tempel des Mars innerhalb des Pomeriums. Der große Augustus hat ihn nach dem Sieg über die Caesar-Mörder erbauen lassen, daher ist er auch dem Mars Ultor, dem Rächer, geweiht."


    Vic stutzt und schaut seinen neuen Schüler dann fragend an. "Hast du mir eigentlich schon gesagt, wie du überhaupt heißt? Ich werd dich wohl kaum die ganze Zeit Discipulus nennen sollen, oder?"

    Auch wenn Vic die Anrede durchaus ganz kühl findet, die muss er dem Schüler als erstes mal austreiben.


    "Hrhr, also erstma nennst du mich nicht 'verehrter Meister'. Sacerdos reicht vollkommen." Das wäre geklärt.


    "Dann kannst du mich direkt zum Tempel des Mars begleiten. Ich werde dir dort eine Schriftrolle geben, auf welcher die Grundzüge des religiösen Handelns draufstehen. Diese wirst du lesen und dir einzuprägen. Du kannst doch lesen?"


    Victor bedeuted ihm, ihm zu folgen.

    Zitat

    Original von Titus Iulius Imperiosus
    Ich habe imTraume eine Vision bekommen, ich soll Priester im Tempel des Merkur werden, nun bin ich hier."


    Er setzte sich auf den Stuhl neben dem Eingang, und wartete ab, bis jemand kommen würde...


    Auch hier kommt Vic schließlich vorbei.


    "Salve! Möge Mars mit dir sein. Der Pontifex Minor ist momentan leider unabkömmlich. Mein Name ist Vibius Valerius Victor und ich bin Sacerdos Martialis. Vielleicht kann ich dir ja weiterhelfen."


    Victor mustert Ambrosianus. Er war auch durch so einen wirren Traum beim Cultus Deorum gelandet. Und dabei hatte er auch noch alles falsch interpretiert.


    "Du möchtest also in den Dienst des Mercurius treten? Das ist sehr gut, nur leider fehlen in Rom zur Zeit ausbildungsfähige Sacerdotes Mercuris. Allerdings ist es auch nicht so wichtig, im Dienste welches Gottest du deine Ausbildung absolvierst, da die Grundzüge immer die gleichen sind. Ich selbst habe beispielsweise meine Zeit als Discipulus im Tempel des Mercurius verbracht."


    Er stutzt einen Augenblick, als ihm dieser Zufall auffällt. 8)


    "Wie es der Zufall so will, wurde mir eben erst ein Discipulus zugeteilt. Wenn du möchtest, kannt du deine Ausbildung gemeinsam mit ihm im Tempel des Mars Ultor hier in Rom absolvieren. Ein bisschen was über Mercurius kann ich dir schon auch noch beibringen."

    Zitat

    Original von Marcus Flavius Ambrosianus
    Nein habe ich noch nicht. Soll ich nun den Eid ablegen und mich bei meinen Ausbilder melden?


    Victor kommt gerade zufälligerweise an der Anmeldung vorbei, nachdem er etwas in der Regia erledigt hat (8)), als er die letzen Worte des Liktors und die Antwort darauf vernimmt.


    "Salve! Möge Mars mit dir sein, Mercurinus. Und auch mit dir." wendet er sich an den potentiellen Schüler. "Ich hörte eben, du möchtest dem Kult des Mars beitreten? Ich bin Vibius Valerius Victor, Sacerdos Martialis. Wenn du wirklich entschlossen bist, dann kannst du deinen Eid ablegen und direkt mit mir zum Tempel des Mars Ultor kommen."

    Nach einem mehr oder weniger ereignisreichen Tag, eigentlich mehr weniger als mehr, kommt Vic nach Haus und findet wie üblich ein leeres Atrium vor. Er stellt einen Beutel ab und holt sich eine Amphore Wein aus dem Weinlager und einen Becher aus der Küche. Wie es aussieht, war Amatia zwischenzeitlich mal wieder da, denn sonst würde Victor niemandem in dieser Casa zutrauen, dass er Becher spült. Außerdem balanciert er noch eine kleine Schale mit glühender Kohle aus dem Herdfeuer mit zurück.


    Als sich Vic zurück im Atrium auf seiner Kliene niederlässt, rasen auf einmal Razor und Blade heran und springen schwanzwedelnd um ihn rum.


    "Jo, ihr Töln. Ich hab euch natürlich wat mitgebracht." Er greift zu dem Beutel und holt zwei Knochen hervor. "Hab ich nem Metzger abgeschwatzt, als ich nen bisschen Schinkenspeck für den Mars gekauft hab." Er wirft den Hunden die Knochen hin und schaut grinsend, wie sie sich begeistert darüber hermachen.


    Aus dem Zimmer der Oppas tönt ein lautes "Wat soll dat denn heißen?! Ich bescheiß nich! Guck du lieber, dat du die Würfel nich wieder veschlampst und nu Klappe und lass endlich rollen!"


    "Hrhr." Vic schenkt sich einen Becher Wein ein, trinkt einen Schluck und holt dann aus dem Beutel einen Stapel Papyrusblätter und etwas Räucherwerk. Er zeigt den Hunden das Räucherkraut, welche diese jedoch nicht sonderlich interessiert. "Dat Gewürz hier heißt Cannabis. Hat mir der Gaius Seneca gezeigt, ham schon die ollen Griechen genutzt. Normal wirds in Keksen verbacken, aber ich hab festgestellt, wenn mans in Papyrus packt und abräuchert, dann is der Rauch echt heftig. Richtig kühles Zeuch, sach ich euch. Dat haut rein, danach biste echt entsteint!"


    Er rollt aus dem Papyrus und den Hanfblättern ein Tütchen, zündet es an der Kohle an und lässt den Tag gepflegt ausklingen. 8)

    Noch bevor ihm Victor antworten kann, dass er seine Zeit sowieso in diesem Tempel verbringt, ist Prudentius Balbus auch schon weg.


    "Merkwürdig." murmelt er und schaut zu der alles überthronenden Marsstatue. "War das so geplant?"


    Aus einem kleinen Beutel holt Victor etwas Ladanum hervor und streut es in die Räucherschale.

    'Na sehr weit scheints mit dem Götterglauben ja nich zu sein. Ouou, wenn dat mal gut geht.'


    "Wenn du das möchtest, so steht dir natürlich auch diese Option frei."


    Immer hat Vic geglaubt, dass die Götter in Rom noch mehr verehrt werden, als in den Provinzen. Aber anscheinend hat er sich doch geirrt.

    Tadelnd schüttelt Victor den Kopf. "Na dann wird es aber höchste Zeit. Ohne dein Eltern zu kritisieren, anstatt sich über den richtigen Götterpantheon zu streiten, hätten sie dich lieber beide mit zum Opfer nehmen sollen. Als erstes brauchst du eine Opfergabe. Wie viel und in welchem Wert, das ist deine Entscheidung, denn nur du allein kennst den Wert, den es für dich hat. Wenn du nicht gleich einen Stier oder ein Schwein opfern möchtest, so tut es durchaus auch eine kleinere Gabe. Schinkenspeck, Spelzkekse, oder vielleicht etwas Wein. Als kleine Aufmerksamkeit zwischendurch eignet sich auch ein Rauchopfer, doch wenn dies wirklich dein erstes Opfer für Mars ist, dann wäre vielleicht ein wenig mehr angebracht."


    Er deutet zum Eingang des Tempels. "Draußen stehen sich die Wein- und Kekshändler die Füße platt. Die warten den ganzen Tag auf Leute wie dich. Sie sind zwar ein wenig teurer, als die Händler auf dem Markt, aber dafür musst du nicht so weit laufen."

    "Ich werde dir zur Seite stehen, wenn du dies wünscht. Doch das Opfer durchführen, das musst du schon selbst."


    Bevor sich Vic dem Cultus Deorum zugewandt hatte, war auch er der Meinung, dass man so ein Opfer ruhig den Sacerdotes überlassen könnte. Doch in seiner Lehrzeit hat er so einiges dazugelernt. 8)

    "Warum opferst du nicht beiden? Wenn du beide mit Missachtung strafst, dann ist es kein Wunder, wenn dich beide verlassen haben."


    Vic streicht sich nachdenklich übers Kinn und senkt dann ein wenig seine Stimme. Es ist ihm zwar klar, dass Mars jedes Wort hören würde, aber irdische Ohren, die sich vielleicht in der Nähe befinden, müssen es ja nicht ebenso tun.


    "Du solltest selbst entscheiden, wem du Opfern willst. Ungeachtet von Vater und Mutter. Hört auf deine eigenen Gedanken. Ich würde fast vermuten, hier in Rom wirst du bei Mars mit einem Opfer eher Erfolg haben und ich wäre kein Mars-Priester, würde ich dir nicht zu einem Opfer in seinem Tempel raten. Doch wenn du glaubst, dass ein anderer Gott dir nützlicher ist, dann versuche es mit ihm. Und vielleicht ist dir ja ein ganz anderer Weg vorbestimmt, als der des Kriegers. Dann würdest du weder bei Mars noch bei Ares eine Antwort finden."

    Vic zieht eine Augenbraue nach oben. "Noch nie? Tatsache?" fragt er etwas erstaunt.


    "Das ist leider oft so. Aber du solltest das Opfer nicht nur als eins-zu-eins-Beziehung, als do ut des verstehen. Eine Opfer für die Götter sollte als langfristige Gabe gesehen werden, als langfristiger Ausgleich der Wagschalen. Denn wer weiß, ob du in dem Augenblick, in dem du es am nötigsten hast, gerade ein Opfer zur Hand hast. Möglich, dass dir Mars aus diesem Grund nicht mehr deinen Weg weist, dass er dir vielleicht sogar deswegen deinen Zweifel und dich in seinen Tempel geschickt hat."

    "Hast du es schonmal mit einem Opfer versucht? Du könntest damit zumindest ergründen, ob Mars dich auf deinem weiteren Weg leiten will. Oder ihn damit bitten, dich auf deinem Weiteren Weg zu leiten, ganz wie du möchtest."


    Vic schaut ihn fragend an. Ein Opfer kommt ihm immer zuerst in den Sinn, aber das muss ja nicht bei jedem so sein.