Beiträge von Nakhti

    Nakhti schaute auch hinauf, als sein Herr über das komische, recht schmale und hohe Haus vor ihnen sprach. Was er mit 'äußerlich' meinte verstand der schlichte Sklave jedoch nicht. Lag es daran, dass er selbst noch niemals drinnen gewesen war?
    Er hätte wohl auch nicht länger darüber nachgedacht, wenn er nicht so sehr damit beschäftigt gewesen wäre ein grimmiges Gesicht zu machen. So war der Gedanke gleich wieder verschwunden und der Aegypter wieder ganz darauf bedacht, dass niemand seinem Herrn etwas böses antat.

    Nakhtis Verwirrung beendete er so nicht völlig. Aber immerhin waren dem Sklaven diese Art Wünsche wohl vertraut.
    “Ja, 'err, ein Wein! Nak'ti wird i'n 'olen. Ein Tuch auch, ja, Nak'ti 'olt beides.“
    Wieder verbeugte er sich. Dann verließ er das Zimmer, um seinen Worten Taten folgen zu lassen.

    Nakhti war verwirrt. Natürlich hatte sein Herr ihn tagelang nicht gesehen, schließlich waren sie nicht zusammen nach Rom gereist. Aber er wagte es nicht, ihn auf diesen Umstand und seinen Fehler hinzuweisen, zumindest nicht direkt.
    Also antwortete er nach einer tiefen Verbeugung: “Ja, 'err, Nak'ti ist mit der 'errin Vespa gekommen, jetzt.“

    Nakhti betrat leise die Zimmerflucht, in der sein Herr untergebracht war.
    Er hatte ihn seit seiner Abreise aus Mantua nicht mehr gesehen, als er selbst mit der Herrin Vespa zurückbleiben musste, um später nachzukommen.
    Jetzt war er hier und wollte sich seinem Herrn zeigen, damit der wusste, dass er ihm wieder zu Diensten stand.

    Nach seiner Ankunft in diesem Haus, das ihm einmal mehr fremd war, und nachdem er dafür gesorgt hatte, dass die Wagen entladen und das Gepäck seiner Herrschaft untergestellt wurde, suchte sich Nakhti ein Plätzchen für sich selbst.
    Er fand es in einer noch freien Ecke der Kammer, in der ein Teil der Haussklaven untergebracht war. Mit seinen wenigen Habseligkeiten belegte er den Flecken, wobei er hoffte, man würde ihn nicht bestehlen und nicht wieder vertreiben. Dann legte er sich für ein Nickerchen nieder und war bereits im nächsten Augenblick im Reich der Träume.

    Zitat

    Original von Aelia Vespa
    [...]
    Nachdem Nakhti bei ihr angekommen war, nichte sie ihm zu als er sich verneigte.


    "Würdest du bitte die Entladung und Unterbringung der Ladung und der Bediensteten mit den Angestellten hier koordinieren? Dann wird sich mein Onkel bestimmt freuen dich wiederzusehen."


    Vespa selbst freute sich schon sehr auf ihren Onkel. Sie hoffte, dass er hier in Roma wieder etwas mehr zu sich gefunden hatten. Mit ihrem Sohn an der Hand ging sie einige Schritte auf die Porta zu.


    “Ja, 'errin.“, antwortete Nakhti und verneigte sich erneut.


    Dann eilte er davon, um zu tun, was Vespa ihm aufgetragen hatte. Ob sich die Bewohner dieses Hauses genau so wie die Witwe Tibulla in Mantua 'freuen' würden, den halben Hausstand der Aelier in ihrem Anwesen unterstellen zu dürfen? Dort hatte es mit den Haussklaven einige Diskussionen gegeben. Nakhti ahnte, dass es hier nicht anders werden würde. Doch er war nicht Derjenige, der darüber zu entscheiden hatte und auch niemand, der lange über solche Dinge sinnierte. Er tat, mit schlichtem Gemüt, was ihm gesagt wurde.

    Nakhti, bequem wie er war, hatte sich ein Plätzchen auf einem der anderen Wagen gesucht und war dort mitgefahren. Die fette, gallische Köchin hatte ihn unsanft knuffen müssen, damit er überhaupt erwachte, als sie vor dem Haus der Germanier hielten.
    Aber dann schreckte er hoch, sprang vom Wagen und eilte nach vorne, zum ersten Wagen, in dem Vespa gereist war.


    Doch er kam zu spät. Sie war dem Gefährt bereits ohne seine Hilfe entstiegen.
    “'errin!“, presste er schuldbewusst hervor, noch immer leicht benommen, wobei er sich verneigte.

    “Essen und Trinken, ja 'errin.“, antwortete Nakhti und verneigte sich. “Und wegen 'itze am Mittag frü' losge'en, ja.“
    Er versuchte sich alles zu merken, machte dabei aber gar kein schlaues Gesicht, und spürte die Last der ihm aufgebürdeten Verantwortung. Ein kleiner Schweißtropfen rann ihm vom kahlen Schädel über die Schläfe und die Wange hinab bis zum Kinn, wo er einen Augenblick keck verweilte, bevor er sich in die Tiefe stürzte.

    ...und Nakhti würde die Herrin Vespa auf dieser Reise begleiten und ihr zu Diensten sein, wann immer sie seiner bedurfte.


    Er vermisste Rom auch und freute sich auf die Rückkehr. Das heißt: er vermisste weniger die Stadt selbst, als vielmehr das geruhsame Leben im Haus seines Herrn, des Senators Quarto, wo er wenig arbeiten musste und viel Zeit mit Nichtstun und dem Herumlungern in der Küche vergeuden konnte. Es war ein Leben gewesen, von dem andere Sklaven kaum zu träumen wagten und er hoffte in seiner einfältigen Naivität, dass alles wieder so werden würde, wie es einmal gewesen war.


    Aber zunächst war er einmal mehr mit Reisevorbereitungen beschäftigt.

    Nakhti blickte kurz zum schweigsamen Quarto, seinem alten Herrn und Meister, der jedoch nichts gegenteiliges von sich gab.
    Also verneigte er sich noch einmal.
    “Ja, 'err.“
    Dann eilte er davon, fest entschlossen, dass ganze Haus im Zeichen des Aufbruchs in Aufruhr zu versetzen.

    Nakhti gehörte nicht zu den klügsten und aufmerksamsten Männern unter dem Himmel. Aber doch bemerkte er, dass sein Herr wortkarg geworden war, weniger aß und den Wein überhaupt nicht mehr anrührte, was nun wirklich ganz ungewöhnlich war. Noch mehr beunruhigte Nakhti, dass Quarto ihn manchmal mit einem so seltsam fragenden Blick ansah, als ob er ihn überhaupt nicht erkennen würde.
    Sich sorgend und unschlüssig stand er nun vor der verschlossenen Tür des Eckzimmers, nicht wissend, ob er hinein gehen sollte, um ihn zu fragen, ob er einen Imbiss wolle. Er befürchtete, einmal mehr mit einer geistesabwesenden, wenn überhaupt, dann unwilligen Geste unverrichteter Dinge hinaus geschickt zu werden.

    “Ja, 'err, aber... da ist... ein weiterer Gast, 'err...“, stammelte Nakhti hilflos, hin und her gerissen zwischen zwei sich widersprechenden Pflichten.
    “Ein 'o'er 'err!“, versuchte er sich in einer Begründung, meinte er doch, dass man einen solch angesehenen Gast nicht warten lassen durfte.
    “Publius Matinius Agrippa sein Name ist, 'err."

    Nakhti hatte zunächst vorsichtig die Tür geöffnet, wie es ihm inzwischen zur Gewohnheit geworden war. Als er lediglich einen alten und würdevollen Herrn erblickte, und den mittlerweile obligatorischen Prätorianer, der ihn hierher begleitet hatte, trat er vor und verneigte sich.
    “Du zu meinem 'errn Aelius Quarto willst? Ä'm...“
    Nakhti wusste, dass sein Herr im Augenblick nicht gestört werden wollte. Aber dieser Mann da vor ihm schien auch keiner von denen zu sein, die abzuweisen ihm erlaubt gewesen wäre.
    Unsicher kratzte er sich am kahlen Hinterkopf.
    Doch dann verbeugte er sich nochmals und stammelte: “Ja... ä'... 'err, bitte mir folgen.“

    Nakhti trat diskret an seinen Herrn heran. In der Rechten hatte er ein Schreibbrett und darauf lag ein Dokument, dass einer der Schreiber zwischenzeitlich angefertigt hatte. Mit dem Daumen hielt er es an Ort und Stelle, während er sich verbeute.
    “'err, worum du gebeten 'ast.“, raunte er ihm zu.


    Ein zweiter Sklave trat hinzu, bereit mit etwas geschmolzenen Siegelwachs in einem eigens dafür vorgesehenen Stielpfännchen.