Beiträge von Nakhti

    Es ist bestimmt von großem Vorteil wenn man einen klugen und umsichtigen Ianitor beschäftigt. Leider war Nakhti keines von beidem. Darum begriff er den leisen Hinweis Valerians auch nicht sofort.


    Unschlüssig starrte er den Mann an, dann nervös zu seinen Begleitern. Langsam schien sich irgendetwas in seinem Kopf zu tun. War es die erhoffte Erleuchtung? Germanicus Sedulus... diesen Namen hatte er bereits gehört und war nicht auch ein Germanicus unter den vertrauten Gästen seines Herrn? Durfte er diesen Mann herein lassen?
    Am liebsten hätte Nakhti ihm wohl die Tür vor der Nase zugeschlagen. Aber da war ein Zögern. War es ein Begreifen?


    Schließlich gab er sich einen Ruck und sagte, weil er unsicher war, sehr kurz angebunden: “Ich dich zu meinem 'errn bringe. Deine Männer 'ier warten!“
    Das klang absurderweise sehr bestimmt. Doch so kam es, dass er Quintilius Valerian in ein kleines und verschwiegenes Adedis führte.
    War Nakhti am Ende vielleicht doch ein umsichtiger Ianitor? Oder war es nicht viel wahrscheinlicher, dass dieser einfältige Sklave schicksalhaften Mächten als Werkzeug diente, die uns Sterblichen immer rätselhaft bleiben müssen?

    Wie zuvor, wurde die Tür nur einen Spalt weit geöffnet. Nakhtis schattenhafte Gestalt wurde sichtbar und erneut musterte er die Männer vor dem Haus misstrauisch. Zwar trugen sie keine Uniformen, aber selbst ein dummer Sklave wie er Aegypter erkannte Soldaten, wenn er sie sah.
    Seine Befürchtungen schienen sich zu bestätigen. Trotzdem unterdrückte er den ersten Impuls, die schwere Tür sogleich wieder zuzuschlagen und zu verrammeln.
    “Ja?“, fragte er stattdessen, nicht sehr wortreich, und seine Stimme klang zugleich furchtsam und abweisend.

    Aus dem Schatten heraus wurden die beiden gemustert. Dann öffnete sich die Tür etwas weiter und Nakhti trat aus dem Dunkel ins Licht. Ein kurzer Blick nach rechts und links offenbarte ihm, dass da außer ihnen keine finsteren Häscher waren.
    Also stieß er den Eingang ganz auf, verneigte sich tief und sagte:
    “Se'r wo'l. Mein 'err erfreut sein wird. Bitte mir folgen, er im Tablinum ist.“


    Es folgte eine zweite Verbeugung. Dann wartete er, bis die beiden hinein gekommen waren, um die Tür nach ihnen erneut fest zu verrammeln und sie anschließend zu seinem Herrn zu geleiten.

    In die Unterhaltung platzte Quartos Leibsklave Nakhti.
    Er verbeugte sich und kündigte weitere Gäste an:
    “'err! Zwei Männer zu dir wollen, 'err. Sie sagen, sie Iulier sind und deine Klienten, 'err. Ich sie 'abe eingelassen. Das richtig war, 'err?“

    Nakhti war zwar ein äußerst einfältiger Sklave, der kaum etwas von den Geschäften seines Herrn und den politischen Zusammenhängen in Rom verstehen konnte, wobei er sich ohnehin keine Meinung darüber erlaubt hätte. Aber das in der Hauptstadt unruhige Zeiten angebrochen waren, dass sein Herr fürchtete, von einem übel meinenden Widersacher verhaftet zu werden und das damit auch ihm selbst ein unsicheres Schicksal drohte, dass hatte selbst er begriffen.
    Als es klopfte zögerte er und wartete einen Augenblick. Lauerte dort draußen vielleicht ein Trupp Häscher, bereit, in das Haus zu stürmen, alles zu zerschlagen und sämtliche Bewohner mitzunehmen um sie in finstere Verließe zu sperren?
    Er lauschte. Vielleicht gingen die, die da geklopft hatten, einfach wieder?
    Doch selbst sein langsamer Verstand kam zum Schluss, dass dies kaum eine Lösung sein konnte. Also tat er, was nicht zu vermeiden war, gemahnte sich jedoch zur Vorsicht.
    So wurde den Besuchern die feste Tür zur Domus Aeliana nur einen Spalt weit geöffnet und sie erblickten nicht mehr als eine schemenhafte Gestalt im Halbdunkel.


    “Wer um Einlass in das 'aus meines 'errn 'hat gebeten?“

    Nakhti schloss und verriegelte die Eingangstür, nachdem Vespa, ihr Sohn und die Sklaven im Haus waren.
    Vor Primus verbeugte er sich abermals und sagte: “Willkommen in Domus Aeliana, junger 'err.“


    Dann wandte er sich wieder Vespa zu.
    “Ich für deine Sklaven sorgen werde, 'errin.“
    Mit einer ziemlich ausladenden und ebenso unnützen Geste in Richtung des inneren Hauses, fuhr er fort: “Mein 'err Aelius Quarto wieder 'ier ist. Er in großer Trauer, 'errin, weil der P'arao wurde ermordet. Er se'r traurig ist, 'errin. Er wenig schläft und kaum isst.“
    Besorgt schüttelte der treue Sklave den Kopf. Das sein Herr wenig aß hatte er noch nicht erlebt seit er bei ihm war.
    “Der junge 'err Paetus bei i'm ist und ein e'renwerter Ritter, der Corvus 'eißt, Germanicus Corvus.“, berichtete er weiter.
    “Sie gerade zusammen im Tablinum sind. Ich dich zu i'nen bringen soll?“

    Aus dem Inneren des Hauses war zunächst nichts zu hören, dann aber, einen Augenblick später, wenngleich durch die dicken Türbalken sehr gedämpft, eiliges Füßetrappeln und Stimmen.
    Dann geschah zunächst wieder nichts, bis die Tür schließlich doch einen Spalt weit geöffnet wurde. Erwartete man unangenehmen Besuch in der Domus Aeliana?
    Mit ängstlicher Miene späte Nakhti hinaus. Er erblickte Vespa und in seinem dümmlichen Gesicht spiegelten sich Erleichterung und überraschte Freude.
    “'errin!“
    Er öffnete die Tür ganz und verbeugte sich tief.

    Nachdem die drei Reisenden, die Leibwächter und die Gepäckträger im Haus waren schloss Nakhti die schwere Tür, nicht ohne noch einmal einen ängstlichen Blick auf die grimmigen Praetorianer geworfen zu haben.

    Angeführt von einem eingeschüchterten Nakhti, weil begleitet von einer Gruppe grimmiger Gardisten, erreichte die Kolonne des Hausherrn, von der Hauptpforte des Palastgeländes kommend, die Domus Aeliana. Hinter dem Sklaven folgten die beiden Sänften, in deren Nähe die Leibwächter des Senators gingen. Dahinter folgten die Sklaven mit dem Gepäck.

    Am nächsten Tag, es war der vierte des neuen Jahres DCCCLXII (862 a.u.c.), kurz vor der Mittagsstunde, die an diesem Januartag eine trübe und graue war, wollte doch jemand hinein. Das heißt, es schob sich sogar eine beachtliche Kolonne den Zufahrtsweg zum Palatin hinauf, um dann schließlich vor den grimmigen aber auch etwas gelangweilt erscheinenden Wachen Halt zu machen.
    Da waren zahlreiche Träger mit Gepäck, dazu einige kräftige Männer ohne, die dafür umso wehrhafter aussahen, und in ihrer Mitte zwei Sänften, beide schwarz, mit ebensolchen Vorhängen, bis auf beiderseits angebrachte, goldgelbe Scheiben, die von aufgemalten Ähren bekränzt waren.


    Voran schritt ein großer, kahlköpfiger und südländisch aussehender Sklave.
    Der trat nun vor die Wachen, verbeugte sich tief und sagte dann mit einem geradezu lächerlich grässlichen Akzent: “Mein 'err Lucius Aelius Quarto und seine Begleiter Einlass wünschen. Mein 'err in sein 'aus auf dem 'ügel will.“


    Bei diesen Worten zeigte der Sklave hinter die Wachen in Richtung des Palastgeländes.

    Nachdem Claudius Brutus gesprochen hatte, öffnete sich die Tür vollständig.
    Da stand ein Sklave vor ihm: Groß war er, kräftig, kahlköpfig, und scheinbar hatte es ihn aus einem weit entfernten Winkel des Römischen Reiches in die Hauptstadt verschlagen. Schlau sah er nicht aus.


    “Mein 'err Aelius Quarto dich erwartet?“, frage er ziemlich direkt nach. Aber das klang bei ihm eher dumm als dreist.

    Nakhti, der treue Sklave, brachte einen Gast zum Tablinum.
    Er klopfte an, ging hinein, verneigte sich vor seinem Herrn, den er dort wie erhofft antraf, und sagte schließlich: “'err, Lucius Iulius Centho dich sprechen möchte, 'err!“

    Das tat er dann schließlich auch.
    Warum hatte das so lange gedauert? Vielleicht weil der Aegypter bei der kalten Witterung nur sehr ungern seinen gemütlichen Platz hinter dem großen Backofen in der Küche verließ, um Gästen des Hauses die Tür zu öffnen.


    Doch schließlich stand sie nun doch offen und der Sklave vor Iulius Centho, den er auch wiedererkannte, war er in letzter Zeit doch schon oft zu Besuch in der domus Aeliana gewesen.


    Brav verneigte Nakhti sich und sagte dann: “'err, du zu meinem 'errn Aelius Quarto willst, 'err?“

    Der treue aber leider etwas einfältige Sklave Nakhti geleitete einen Gast in das Atrium.
    Es war leer.


    Der Sklave drehte sich zu dem Gast um, verbeugte sich nicht zum ersten mal und dann sagte er: “Bitte 'ier warten, 'err. Mein 'err Aelius Quarto gleich kommen wird.“

    Die Tür wurde umgehend geöffnet.
    Ein groß gewachsener, kahlköpfiger Sklave mit dümmlichem Gesichtsausdruck stand vor Piso und sah ihn fragend an.


    “Womit ich dir kann 'elfen?“