Beiträge von Nakhti

    Nakhti öffnete die Porta und schaute, wer da geklopft hatte. Der Mann, der dort stand, kam ihm irgendwie bekannt vor. Aber mehr als eine Ahnung des Erinnerns war es nicht und alles andere wäre bei dem nicht grad als helle Leuchte bekannten Sklaven auch verwunderlich gewesen.
    So kam nicht mehr als ein schlichtes “Ja?“ über seine Lippen.

    Nakhti machte sich daran das Impluvium zu reinigen. Zumindest tat er sehr geschäftig. Das wirkte auch sehr glaubwürdig, denn die Fähigkeit, im höchsten Maße beschäftigt auszusehen, besaßen alle Sklaven, selbst die dümmsten.
    Aber aus den Augenwinkeln beäugte er neugierig die elegante Frau seines Herrn.

    “Ja, -err.“
    Der Ägypter eilte davon und bald versammelten sich alle Bediensteten des Hauses im Atrium.
    Sie waren auf die neue Herrin gespannt. Würde sie launisch, streng und penibel sein?

    Der Hauch eines Erinnerns huschte über Nakhtis Gesicht. Aber so sicher konnte man sich da bei ihm nie sein. Zumindest sagte er:
    "Ja, -errin, bitte folgen mir in dein Zimmer. Mein -err Quarto gerade se-r beschäftigt. -ochzeit!"

    Nakhti eilte zur Tür und öffnete sie. Vor ihm stand eine sehr schöne, vornehm wirkende Römerin.
    Er verneigte sich tief und sagte: “Womit ich dir kann –elfen?“

    Es war ein schöner Herbstmorgen in Rom. Die frühe, goldene Sonne schien durchs Fenster in das Speisezimmer und Nakhti bereitete seinem Herrn das Ientaculum, ein leichtes Frühstück. Gewöhnlich aß der Herr nicht vor der dritten Stunde des Tages und auch meist kaum mehr als ein wenig in Honig getunktes Brot. Doch heute stellte Nakhti auch Obst dazu. Herbstäpfel und sogar ein kleines Schälchen der in Rom noch immer recht teuren Kirschen.
    Er sah sich rasch um, ob ihn auch niemand beobachtete, dann verschwand eine der roten Köstlichkeiten schnell in seinem Mund.
    Im nächsten Moment dämmerte es ihm, wohin mit dem Kern? Also verschluckte er auch diesen und ging dann, um Quarto zu wecken.

    Nakhti, der seinen Herrn begleitete, hörte die Worte Quartos, doch verstand er ihren Sinn nicht, vor allem nicht den Teil, wo es mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit um ihn ging.
    Deshalb lächelte er treudoof und nickte eifrig.

    Inzwischen waren die Lilien dann doch längst verblüht und die Farben des Herbstes hielten Einzug.
    Eine gute Zeit, befand der Hausherr, die Oleanderbüsche, die hier in großen Blumenkübeln standen, zurück zu schneiden. Eine Aufgabe für Nakhti, wie er schnell entschieden hatte und so stand der Ägypter im Peristyl und hantierte mit einer nicht sehr scharfen Sichel.

    Zuerst machte Nakhti ein begriffsstutziges Gesicht. Doch dann erhellte sich der trübe Ausdruck und er eilte davon.
    Kurz darauf erschien er wieder, ein flaches, in dünnen Stoff eingeschlagenes Päckchen und den Wein bringend.
    Nachdem er das Päckchen abgelegt und den Wein eingeschenkt hatte, verbeugte er sich.

    “O-! -err! …und die e-renwerte Dame!“
    Er öffnete das Tor weit und ließ die beiden herein.
    “Wollen Dame und -err es im Atrium bequem machen? …ää- es SICH im Atrium bequem machen?“

    Schon längst hatten die morgendlichen Vöglein angefangen den neuen Tag zu begrüßen und die strahlende Sonne schien durch das kleine Fenster in die Küche der Domus Aeliana, doch wer lag da noch immer laut schnarchend hinter dem Ofen? Natürlich, Nakhti, der faule Kerl!
    Jetzt wurde er wach, rieb sich die Augen und blickte sich um, wer oder was ihn denn wohl geweckt hätte. Es war die Köchin, die angefangen hatte, mit dem Kupfergeschirr zu klappern. Missbilligend blickte sie zu ihm herüber, schnaufte verächtlich, schwieg aber ansonsten.

    Nakhti kam in die Culina, wo der Hausverwalter gerade mit der fetten Köchin sprach. Leise stahl er sich vorbei in seine Ecke und entledigte sich seines Reisebündels – viel war es ja nicht. Er war unendlich froh, dem wilden und vor allem kalten Germanien entronnen und wieder hier zu sein, wo die Gefahren und Anstrengungen überschaubar und der Ofen stets warm war.