Gabriel hatte von dem ganzen Tumult nichts mehr mitbekommen.
Er fühlte nichts und dachte nichts, es war einfach schwarz und still um ihn. Nur sein Atem ging noch sehr flach und sein Herz schlug, ein Zeichen, daß er noch lebte.
Zum Glück, was wäre wirklich schade gewesen, so kurz nach seiner Freilassung als Sklave und der absolvierten Grundausbildung.
Naja, wenn er gestorben wäre, hätte zwar keine Frau um ihn geweint und wohl auch kein Freund, da es Gabriel noch etwas an Freunden mangelte, aber schön wäre etwas anderes gewesen, stand er doch in der Blüte seines Lebens. Und wie lange war es her, daß er eine Frau geküsst hatte? Jahre? Jahrzehnte?
Naja, wenigstens dachte er darüber im Moment nicht nach.
Nein, denn auch wenn er längere Zeit ohne Bewusstsein war und nichts davon mitbekam, wie sich diverse Menschen um ihn kümmerten, so schien er plötzlich für Momente zu erwachen. Und dies war bizarr:
Da waren dunkle Lichter. Nein, Lichter im Dunklen? Zumindest wirkte es so auf seinen umnachteten Geist, dem die Realität zu einer seltsamen Fratze geworden war. Seltsame Schmerzen und seltsame, wirre Gedanken nahmen nun von ihm Besitz. Allerdings überwogen, je wacher er wurde, die stechenden Schmerzen an seinem Kopf. Ohne das er bisher wirklich realisiert hatte, was ihm wieder fahren war, so fühlte sich sein Schädel doch so an, als hätten ihm viele kleine Nadelstichte getroffen.
Und diese hatten sich ja tatsächlich, dank Hagens nagelbesticktem Knüppel in seinen Kopf gebohrt. Eine Fraktur lag anscheinend nicht vor, aber Gabriel war eben auch ein kleiner Dickschädel
Dennoch erschien ihm plötzlich erst ein Dämon in Gestalt einer rothaarigen Frau. Und sie war wunderschön. Nein, daß konnte doch kein Dämon sein, egal wie viel Schmerzen sie mitbrachte ... Schmerzen?
Das erste Mal stöhnte Gabriel nun hörbar und er verzog schmerzlich sein Gesicht.
Immer noch war ihm nicht bewusst, was passiert war. Unter sich fühlte er lediglich einen harten Untergrund (das Pflaster der Straße). Also leider nicht die weichen Laken eines Lagers ... aber dennoch war da doch eine Frau an seiner Seite.
Und dann öffnete Gabriel kurz blinzelnd die Augen. Das helle Sonnenlicht des Tages blendete ihn und er sah nur wie durch einen Schleier eine Gestalt über sich gebeugt. Doch in seiner Verwirrtung glaubte er eben diese rothaarige Schönheit zuerkennen, welche sanft ihre Hand auf seinen Kopf legte und ihn ein entzücktes Lächeln schenkte.
Gabriel war zu schwach und kaum in der Lage, zu reagieren. Und so zuckte nur einer seiner Mundwinkel nach oben und er fühlte sich, trotz des beissenden Schmerzes in seinem Schädel glücklich. Da war sie, seine Traumfrau und er registrierte irgendwie, daß er bald sterben würde und dankte den Göttern, daß sie ihm diese Frau gesandt hatten. Das es lediglich der Medicus war, daß erkannte Gabriel nicht in seinem Zustand.
»Meine schöne Liebe ... endlich ...« stöhnte er nur sehr schwach und leise und seine Hand versuchte sie zu erreichen. Sein Gesicht war blutverschmiert, obwohl der Medicus schon notdürftig Verbände angelegt hatte, doch für Gabriel kam es so vor, als würde die Nässe seines eigenen Blutes die dezente Feuchtigkeit von vielen lieb gemeinten Küssen darstellen.
Doch er sah alles nur aus einem milchigen Schleier und sein Geist war noch nicht der Realität angepasst und dann sah er wieder diesen dunklen Tunnel und die Rotharrige entfernte sich mit dem Licht, welches er weit in der Entfernung sah.
Leise stöhnte er: »Geh nicht weg. Ich will nicht ... sterben ...«