Beiträge von Mia

    Ich hörte ihn und meine Hände zitterten, ich zitterte. Auch vor Angst, ja, und vermutlich gar vor einer gehörigen Portion Angst, aber auch vor Wut. Es reichte! Erst der Peitscher und jetzt er auch noch? Sollte das denn nie ein Ende haben? Konnte man mich nicht einfach nur in Ruhe lassen? In meiner Verzweiflung und Wut drehte ich mich um und funkelte ihn an.
    "Versuch es und Du wirst danach feststellen, wie es sich als Eunuch lebt."
    Ohoh, das war wohl zu viel. Aber es war mir egal. Langsam war mir alles egal. Was hatte ich denn noch zu verlieren? Sie hatten mir sowieso schon alles genommen. Die Freiheit, die Kindheit, die Unschuld und jegliche Würde. Ich war richtig wütend und ich rechnete damit gleich geschlagen oder sonstwas zu werden, aber ich war blind für all das. Ich wollte nur, dass er verschwand und mich in Ruhe ließ.

    Ich beobachtete ihn einen Moment und zuckte dann mit den Schultern. Wandte mich den Sachen zu. Das Essen musste fertig werden und die Sachen verarbeitet, sonst würde man sie morgen wegwerfen können.

    Ich erwiederte nichts, sondern arbeitete weiter.
    Erst, als er hinter mich trat sagte ich bemüht ruhig.
    "Turda hat dem Herrn schon aufgetragen. Das ist das Essen für die Sklaven und wenn Du was willst, dann sag es und stör mich nicht bei der Arbeit."
    Ui, hatte ich das gerade gesagt? Na prima, das würde Ärger geben. Andererseits ging mir seine überhebliche Art wirklich auf den Senkel, egal wie viel Angst ich vor der Peitsche oder den anderen Dingen hatte.
    Ich wandte mich an Konon und sagte freundlich.
    "Iss das erst einmal auf, dann bekommst Du noch was."
    Dann drehte ich mich zu Sica und sah ihn an. Lange und nicht zeigend, das ich innerlich zitterte.
    "Also, was willst Du?"

    Ich seufzte. Lautstärkeregler müssten mal erfunden werden.
    Dann griff ich nach einem Teller und legte Brot, Obst, etwas Fleisch und ein paar andere Dinge drauf. Diesen reichte ich ihm und deutete auf eine Ecke, in der er weit genug weg war um keinen Schaden anzurichten.

    Ich starrte etwas ungläubig auf den Koloß, hatte ich ihn doch vorher nur gehört. Was ein Fleischklops, nein, Berg.
    Dann hörte ich Sicas Worte und starrte ihn an, aber nicht mehr ungläubig, sondern mit einem leichten Funkeln in den Augen. Nur für einen Augenblick, dann wandte ich mich wieder dem Essen zu.
    "Was wollt ihr?"
    Meine Stimme war leise und neutral, aber gut genug zu hören. Ich zuckte bei Konons Worten kurz zusammen, wandte mich an ihn und sagte leise.
    "Kannst Du das etwas leiser noch einmal bitte wiederholen?"
    Mein Blick war sogar freundlich, aber dafür taten meine Ohren von der Lautstärke weh.



    /Zusatz

    Die Wunden heilten gut, das Fieber war fort, der Körper langsam kräftiger und die Aufgaben, die ich zu erfüllen hatte wieder die Alten. Sogar die ganz Alten, nämlich die Culina. Zunächst ängstlich und übervorsichtig, mit der Zeit aber wieder sicherer war ich zu meiner alten Wirkungsstätte zurückgekehrt. Die Sklaven um mich herum akzeptierten, das ich schweigsamer war als sonst. Dem Peitscher, so hieß er nur noch bei mir, ging ich geflissentlich aus dem Weg und er ließ mich von sich aus sogar in Ruhe. Warum das so war, konnte ich nur raten, aber vielleicht lag es an dem neuen Sklaven, diesem Schreihals Konon. Ein Phänomen sondergleichen, das komisch war. Nicht nur komisch komisch, sondern komisch amüsant.
    Gerade jetzt hörte man ihn wieder durchs halbe Haus brüllen KONON! HERR! HMPF! und eines der Mädchen begann zu kichern. Bestimmt folgte nun wieder einer seiner auch so aussagekräftigen Reden, nach denen der Zuhörer vor Ort erst einmal taub war und sich fragte, welche Quadriga ihn da überrollt hatte. Und so war es dann auch.
    Als dann einer der Küchensklaven noch eine trockene Bermerkung dazu abgab, war es mit der Beherrschung der Anderen aus. Schallendes Gelächter war aus der Küche zu hören. Und selbst ich lächelte. Meine Freundin, die gerade frischen Falerner besorgt hatte auf dem Markt und die Küche betrat, sah mich an und lächelte ebenfalls.
    "Es geht Dir besser. Du lächelst wieder."
    Erst als sie das gesagt hatte, wurde ich mir dessen bewusst. Ich sah sie einen Moment verdutzt an und lächelte dann noch einmal verlegen. Ja, ich konnte wohl doch noch lächeln, vielleicht sogar lachen und irgendwie half das die Angst zu verdrängen. Vielleicht sogar zu besiegen?

    [SIZE=4]Wenn man ihm wenigstens einen Lautstärkeregler und etwas Grips einbauen würde *Sfz*[/SIZE]

    Ich hockte neben einem Beet voller filigraner Blumen, deren Namen ich nicht kannte und jätete vorsichtig Unkraut. Jede heftige Bewegung schmerzte und verursachte mir schlimmstenfalls Schwindelanfälle. Obwohl es heiss war und die Sonne vom Himmel brannte, konnte ich mich nicht entscheiden, ob mir heiss oder kalt sein sollte. Sobald ich Zeit hatte nachzudenken, fror ich innerlich und das drang auch nach aussen und ich zitterte leicht, während Gänsehaut sich ausbreitete. Ich erinnerte mich nicht daran, was der Sklave das letzte Mal mit mir getan hatte, nachdem er mich ausgepeitscht hatte, aber ich erinnerte mich noch sehr gut an das, was er beim ersten Mal getan hatte und das verursachte mir diese Kälte und Angst. Oh ja, ich hatte Angst. Es war eine ähnliche Angst, die mich bei meinem vorletzten Herren immer begleitet hatte: Tag für Tag, Stunde für Stunde, Minute für Minute. Im wachen und im schlafenden zustand. Meine Blässe und das ich so still war, war nicht nur gegeben, weil es mir schlecht ging, sondern auch, weil ich wieder hinter meine Schutzmauer zu kriechen versuchte um nicht von der Angst übermannt zu werden.
    Ich griff nach einem der Unkrautbüschel und zuckte zusammen. Heisser Schmerz stach im Rücken auf und ich kniff die Augen zusammen, atmetete zischend durch die zusammengebissenen Zähne ein. Als sich der Schmerz etwas gelegt hatte, rückte ich etwas näher an das Beet heran und griff erneut nach dem Büschel und rupfte es vorsichtig samt Wurzel aus.
    Trotz der Kälte, die ich empfand, rann mir der Schweiss, ob der Sonne und auch des Fiebers, was immer noch an mir nagte, wenn auch nicht mehr hoch. Aber es schwächte mich und ich konnte nur langsam und mit Bedacht Dinge tun und denken.
    Mühsam und doch stetig arbeitete ich mich durch das Beet durch und schaffte es, obwohl mir zum Schluss nur noch schwindelig war, nicht eine Blume dabei kaputt zu machen. Das man mich beobachtete, fiel mir nicht auf.

    Ich kam am späten Nachmittag wieder. Es ging mir nicht gut. Mir war heiss und schwindelig und man hatte mich ins Quartier geschickt, als ich mehrmals fast umgekippt war und auch fast Geschirr zerschlagen hätte dabei.
    Ich wankte zu meinem Lager und merkte erst, als ich bereits auf dem Lager zusammengesunken war, dass weder das Stroh noch die Decke noch da waren. Ich erhob mich mühsam und sah mich um, konnte aber nichts sehen von den Sachen. Mir schwindelte erneut und ich musste mich hinlegen. Mühsam legte ich mich auf die Seite und versuchte den Schmerz zu ignorieren, die in meinem Rücken stachen. Irgendwann sank ich in tiefe Schwärze, aus der ich Abends von meiner Freundin gerissen wurde, die mich fragte, was mit der Decke und dem Stroh passiert sei. Aber ich konnte nur sagen, dass ich es nicht wisse, es war ja nicht mehr da gewesen und ich fühlte mich zu matt um darüber nachzudenken.
    Sie strich mir über das heisse Gesicht und sah mich besorgt an. Dann sagte sie, dass sie bald wieder da sei. Ich schloss erneut die Augen und kam wieder zu mir, als ich ein kühles und feuchtes Tuch auf meiner Stirn fühlte und erneut das eklige Gebräu auf den Lippen schmeckte.
    "Trink, Kleines, es wird Dir helfen."
    Ich tat, wie sie sagte und schluckte das Zeug runter.
    "Dreh Dich ein wenig zur Seite, ich hab etwas neues Stroh besorgt, nicht viel, aber so viel, wie ich finden konnte. Morgen werde ich versuchen dafür zu sorgen, dass das Stroh komplett ausgetauscht wird. Vielleicht geht es. Und eine Decke hab ich auch."
    Sie sagte nicht, dass es ihre war und ich war zu erschöpft zu fragen. Ich nickte nur schwach und schloss die Augen. Minuten später schlief ich und träumte wirres und böses Zeug.
    Am nächsten Morgen fühlte ich mich etwas besser, aber meine Freundin hatte bereits geklärt, dass ich mich heute etwas schonen durfte. Ich sollte im Garten bei ein paar Pflanzen helfen und danach ein paar andere Dinge machen, die nicht zu sehr anstrengten und wo ich sitzen konnte.
    Ich war ihr zutiefst dankbar. Innerlich fragte ich mich, jetzt wo ich etwas klarer im Kopf war, was eigentlich mit dem Stroh und der Decke passiert war. Im Raum war es nicht. Hatte der Herr vielleicht befohlen es wegbringen zu lassen? Oder war es Sica gewesen, den ich durch das Haus gestern meinte stromern gesehen zu haben?

    Noch am Tag der Rückkehr von Sica war es mir gut ergangen, im Vergleich zu vorher. Ich hatte mich sogar für ein paar Minuten an dem Blick in den Garten erfreuen können. Doch schon bald sollte der Anflug von mich besser fühlen wieder zunichte gemacht werden.
    Mein Herr hatte mich letztlich rufen lassen um mich dafür zu bestrafen, dass ich die schlechte Nachricht, über die Festnahme Sicas überbracht hatte.
    Ich hatte mit ein paar Schlägen gerechnet, aber es wurde schlimmer. Nicht so schlimm, wie das letzte Mal, aber es reichte, um mich, wenn ich die Augen schloss, wieder voller Schreck sie aufreissen zu lassen.
    Ich dachte, das Trauma der Kammer und den Geschehnissen überwunden zu haben, aber scheinbar war dem nicht so.
    Wieder hatte er den Sklaven, der mich beim letzten Mal bestraft hatte kommen lassen. Wieder wurde ich gepeitscht. Diesmal nur zehn Schläge, aber sie waren schwer gewesen und schon beim ersten Schlag hatte ich gespürt, wie die gerade verheilte Haut wieder aufplatzte. Ich bis mir auf die Lippen, biss sie blutig, bis ich das Bewusstsein verlor. Es musste so der siebte oder achte Schlag gewesen sein.
    Als ich später zu mir kam, lag ich bäuchlings auf der schäbigen Bettstatt des Sklavens. Panik machte sich in mir breit, aber er war nicht da. Ich war allein und wusste nicht, was geschehen war, ob was geschehen war, spürte nur die Schmerzen am Rücken, die alles andere übertönten.
    Die Sklavin, die sich schon vorher um mich gekümmert hatte, kam irgendwann, als es bereits dunkel war. Sie löste mir die Fesseln, versorgte meinen Rücken und half mir auf.
    Mühsam kamen wir in der Kammer der anderen Sklaven an. Mehrmals schwindelte es mich und die Schmerzen drohten mich zu übermannen. Sie legte mich auf meine Schlafstatt und ich stellte am Rande fest, dass eine saubere Lage Stroh unter mir lag. Kaum lag ich, übermannten mich Schmerz und seelische Erschöpfung und ich schlief ein.
    In der Nacht bekam ich Fieber, weil die Wunden sich entzündet hatten und weil alles zuviel war. Meine Freundin, ja, als solche konnte ich sie wohl mittlerweile nennen, kümmerte sich um mich. Sie wusch mir den Rücken, salbte ihn, wechselte den Verband, immer wenn es nötig war. Zwang mich ekliges Gebräu zu trinken und kühlte meine Stirn. Am nächsten Abend nässten nur noch ein paar der Striemen, dank der Kräuter und der Salben.
    Auch das Fieber war wieder gesunken und ich lag, in einem stetigen Dämmerzustand in der Nacht mit meinen Gedanken alleine, inmitten der Menge der teilweise ungewaschenen Sklavenkörper und doch beschützt durch die Wand auf der einen und den Körper meiner Freundin auf der anderen Seite.

    Nach der Hälfte der Zimmer gönnte ich mir eine kleine Pause. Der Blick aus dem Fenster war schön. Erstaunlich wenn man daran dachte, wie grausam hier in dem Haus einige sein konnten.
    Ich gönnte mir wenige Minuten um hinauszusehen, zu geniessen, zu vergessen, was hier vor sich ging.
    Nach einer Weile erst machte ich mich wieder an die Arbeit.

    Sica war zurück. Das hatte ich schon mitbekommen, aber es ging an mir vorbei. Ich hatte genug mit mir selber zu kämpfen.
    Ich wusste mittlerweile, dass mein Herr mich nun nicht nur geliehen, sondern auch gekauft hatte. Das bedeutete keine Möglichkeit auf Rückkehr. Ich würde mich arrangieren müssen. Besonders mit dem Kerl, der mich so behandelt hatte. Nun gut, es würde mir schon irgendwie gelingen.
    Zur Zeit jedoch ging ich durchs Haus um einzelne Zimmer, nach Anweisung zu putzen und aufzuräumen. Eine teilweise langwierige Aufgabe, da in dem Haus nicht viele wohnten, aber es Räume in mannigfacher Menge hatte, die alle entstaubt werden wollten.

    Die Küche war mir seit jenem Tage verhasst und doch zwang man mich täglich zu ihr zu gehen und meine Arbeit dort zu verrichten. Die ersten zwei, drei Tage drohte ich jedesmal förmlich in Panik auszubrechen. Zweimal musste man mich raus, an die frische Luft bringen, einmal setzte es ein paar Ohrfeigen. Ähnliche Gefühle hegte ich dem Triclinum gegenüber, aber das interessierte letztlich höchstens die Sklavin, die mir geholfen hatte, nach all dem.
    Der, der mich jedoch ausgepeitscht und danach wieder und wieder geschändet hatte, machte sich einen Spaß daran mir immer mal wieder aus heiterem Himmel aufzulauern. Er tat nichts, aber seine Blicke sprachen jedesmal Bände. So auch am heutigen Morgen. Aber diesmal war meine Reaktion ganz anders als sonst gewesen. Ich hatte mich erschrocken, als er plötzlich vor mir stand und mich hämisch und mit seinem geifernden und lüsternen Blick angestiert hatte und aus einem Reflex heraus hatte ich ihm eine saftige Ohrfeige gegeben. Er war so verwirrt und überrascht gewesen über diese Reaktion, dass ich seine Verblüffung genutzt hatte um schnellstens von ihm fort zu kommen.
    Seit dem ging es mir irgendwie etwas besser. Naja, nur geringfügig, aber eben etwas.

    Sim-Off:

    Tz, immer ich. ;(


    Ich rechnete schon mit Schlägen oder mehr, aber da kam nichts und ein wenig Erleichterung machte sich in mir breit. Als ich alleine in dem Raum zurückblieb, lehnte ich mich ziemlich erschöpft an die Wand und bereute es schnell, weshalb ich mcih einfach auf eine der Klienen setzte. Ich brauchte einen Moment für mich, um mich wieder unter Kontrolle zu bringen.
    Dann, nach einer Weile, räumte ich die ganzen Sachen hier weg und brachte sie in die Küche.

    Ich hatte Schwierigkeiten gehabt den Brief ausgehändigt zu bekommen. Der Sklave, der mich ausgepeitscht und noch mehr hatte, verweigerte ihn mir und machte dumme Anspielungen und Versuche. Ich konnte mich dagegen nicht wehren, war ich doch beinahe starr vor Angst, weil ich ihn immer mit den Geschehnissen und der Kammer in Verbindung brachte. Aber dann kam Turda, scheuchte ihn weg und mich mit dem Brief zum Herrn, wo ich nun, noch blasser als zuvor und mit noch immer leicht gehetztem Blick erschien und ihm diesen überreichte.
    "Der Brief, Herr," kam es nur schwach und mit leicht zittriger Stimme über meine Lippen.

    Zitat

    Original von Sica


    Er ist ein guter und gerechter Herr. Die Sklavin hatte diese Behandlung verdient. Sie trägt selbst die Schuld an ihrem Leiden.


    Darüber sollten wir noch mal diskutieren, wenn es Dir gelingt Deinen Hintern aus dem Carcer zu bekommen ;) :D

    Ich schreckte kurz zusammen, als er mich ansprach. Dann versuchte ich mich zusammenzureißen.
    "Nein, Herr," kam es fast schon ängstlich über meine Lippen, heiser und kaum in der Lage meine Stimme richtig zu konzentrieren. Ich schloß einen Moment die Augen und danach ging es etwas besser.
    "Aber es ist ein Brief angekommen, Herr."

    Zitat

    Original von Secundus Flavius Felix
    "Hol den guten Wein, los!"
    "Ja, Herr!"


    Der Sklave hatte mich mit der Amphore geschickt. Noch immer litt ich an den Schmerzen an Rücken und Brust und an die anderen wollte ich gar nicht denken. Auch sah man die blauen Flecken an den Armen noch, mittlerweile schon in mehreren Farben.
    Blass und verschüchtert betrat ich den Raum, immer bedacht möglichst niemanden anzusehen und schnekte, mit leicht zitternden Händen den Wein ein. Dann blieb ich, in den hintersten, soweit möglich, Hintergrund gedrängt stehen um ggf. nachschenken zu können.