Beiträge von Narrator Aegypti

    Nachdem alle, die wählen wollten, ihr Votum abgegeben und eifrige Helfer die erhobenen Hände für oder gegen die Kandidaten gezählt hatten, wobei es glücklicherweise zu fast keinen Handgreiflichkeiten oder sonstigen Ausschreitungen gekommen war, verkündete der Eponminatographos das Ergebnis:
    “Die Ekklesia hat in freier und autonomer Wahl entschieden und diesen Männern ihr Vertrauen ausgesprochen:
    Nikolaos Kerykes, er wird Alexandria als Exegetes dienen.
    Mithridates Castor, ihn haben wir zum Agoranomos bestimmt.
    Cleonymus, er wird als Strategos Alexandrinos unsere Besitztümer und unser Leben schützen.


    Die Wahl ist vorüber. Von nun an soll wieder Eintracht zwischen uns herrschen und wir werden diese Männer in ihren Ämtern ehren und unterstützen, gleich wem hier und heute unsere Stimme galt.“


    Das Letzte war ein frommer Wunsch.

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    Es wurde erneut ein langer und strapaziöser Tag. Aber noch vor der Mittagsstunde trafen sie erstmals wieder auf Menschen und je näher der Abend rückte, desto belebter wurde die Straße. Da zeichnete sich in der Ferne auch schon längst der steil aufragende Finger des Pharos ab. Je näher sie kamen, desto mehr schälten sich die Umrisse der Stadt Alexandria aus dem Dunst und die Sonne hatte den Horizont noch nicht berührt, als Kerkidas ausrief: “Da ist das Mondtor! Da müssen wir hin!“

    “Dann sei es!“, rief der Eponminatographos.


    “Zur Wahl stellen sich:


    Nikolaos Kerykes zum Exegetes.


    Mithridates Castor zum Agoranomos.


    Cleonymus zum Strategos Alexandrinos.


    Als dann rufe ich die Ekklesia dazu auf: Trefft in freier und gerechter Autonomie eure Wahl!“




    Sim-Off:

    Die Wahl läuft bis Mittwoch, den 13.02.08, 23:59 Uhr.
    Wählt per Handzeichen :dafuer: für oder :dagegen: gegen jeden der drei Kandidaten.
    Gewählt ist, wer mehr Stimmen für als gegen sich erhält. Enthaltungen und nicht abgegebene Stimmen werden nicht berücksichtigt.
    Wahlberechtigt sind alle alexandrinische Bürger mit vollem aktiven Wahlrecht (Polites Alexandrinos], sowie (entsprechend der Erweiterten Bestimmung bezüglich Angehöriger anderer Poleis und Ethnoi) alle Einwohner der Stadt Alexandria mit römischem Bürgerrecht.

    Während Quintos den Kopf senkte und nun mit seinem Leben abgeschlossen hatte, barg das Gesicht von Sabos ein helles Lächeln. Nun drehte er sich zum Volk.
    "Seht ihr das? Seht ihr wie gnädig sie mit ums Umgehen? Diese römische Brut mit ihrem griechischem Geschwür. MEINE BRÜDER, MÖGE DIE RACHE GRAUSAM SEIN UND NIEMALS ENDEN."


    Er lachte während er sprach. "Der Tod ist nicht das Ende, dass wisst ihr alle. Wir beide werden bald bei den Pharaonen sein, die unser Land tausende Jahre geführt haben und sie werden gefallen finden, an dem was wir an ihrem Volke und Land getan haben. Mein Brüder. Folgt mir nach!"


    Und das waren die letzten Worte, die je wieder über Sabos Mund kommen würden.

    "Mein Vorgesetzter hat für mich gesprochen. Es ist alles so wie er sagt."


    meinte er mit einer festen Stimme, wie er sie noch nie benutzt hatte. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich gut, mit dem was er tat und das was mit ihm getan werden würde.


    "Jedoch verlange ich, dass wir auf diesem Platz, jetzt und hier vor den Augen der Bevölkerung hingerichtet werden. Lasst uns nur diese Würde im Umfeld von denen, die wir lieben zu sterben und nicht in irgendeinem Keller."


    Er endete mit einem ernsten Blick.


    Quintos nickte im zu. So hatte er ihn noch nie erlebt.

    Das Gesagte brachte Quintos zum Lachen. "Ich spreche für uns, denn ich bin sein Vorgesetzter."


    Er strafte den Sabos mit bösem Blick, da dieser grade etwas antworten wollte.


    "Nikolaos Nerykes. Ein Grieche also. Dein Volk wird von den Römern ebenfalls unterdrückt. Und was machst du anstatt dich zu wehren? Du stellst dich in den Dienst dieser Sklaventreiber. Nun frage ich dich, du bemitleidenswerter Heuchler: Wer von uns hat sein eigenes Volk verraten? Wer von uns sollte her wegen Hochverrat angezeigt sein?"


    Nun blickte er zum obersten Richter dieser Provinz:


    "Stratos, ich habe etwas gefordert. Nimmst du meine Forderung an und verlässt mit deiner Legion diese, UNSERE, Provinz? Solltest du das nicht tun, so schwöre ich beim allen Göttern, dass du die nächste Woche nicht überleben wirst."


    Nun grinste er breit.

    Theaterfest zu Ehren Apollons


    Zu Ehren Apollons werden ante diem V id Feb DCCCLVIII a. u. c. (9.2.2008/105 n.Chr.) der Eparchos, Stellvertreter des Göttlichen Basileus der Rhomäer, Freund und Beschützer der Polis Alexandria, sowie die Polis Alexandria ein Theaterfest in Alexandria ausrichten.
    Dazu sind sowohl Zuschauer als auch natürlich Schauspieler und Dichter aus dem ganzen Erdkreis eingeladen. Der Eparchos hat sich großzügig bereit erklärt, einen Preis für das beste Stück zu stiften. Außerdem werden Schauspieler und Dichter kostenlos untergebracht und verpflegt.
    Wer sein Schauspiel dem Apollon weihen möchte, wird gebeten, beim Strategos Alexandrinos Nikolaos Kerykes vorstellig zu werden oder einen Brief zu senden an
    Arché Strategos Alexandrinos, Agora, Alexandria.




    LUDI APOLLONII ALEXANDRIAE


    Alle Vorbereitungen für ein ausgelassenes und fröhliches Fest zu Ehren des Gottes Apoll waren getroffen worden. Das große Theatron der Stadt hatte man festlich geschmückt und der Gott würde sicher zufrieden mit den Bemühungen sein, ebenso wie die Zuschauer, die unterhaltsame und ergreifende Aufführungen erwarten durften und große Schauspielkunst zu sehen bekommen sollten.
    Es gab Gerüchte in der Stadt und es waren schlimme und beunruhigende Gerüchte. Es hieß, der Basileus der Rhomäer, der Freund und Beschützer Alexandrias Ulpios Iulianos wäre auf seinem Feldzug gegen die Parther gefallen. Es gab Leute, die behauptete es ganz sicher zu wissen. Aber viele glaubten es nicht oder wollten es nicht glauben. Solche Nachrichten hatte es in den letzten Monaten schon häufiger gegeben und alle waren sie falsch gewesen. Außerdem gaben die Zweifler zu Bedenken, dass der Eparchos dieses Fest bestimmt abgesagt hätte, wenn der Basileus gestorben war. Besonders Listige entgegneten darauf aber wiederum, dass er genau das ganz sicher nur deshalb nicht tat, weil er Aufstände in der Stadt fürchtete. Die würde es dann nämlich ganz sicher geben. Es würde sie ohnehin geben, wenn Ulpios Iulianos tot war, meinten sie, und man konnte den Eindruck gewinnen, dass sich die, die das sagten, bereits darauf freuten.
    Aus dem Palast war kein Wort dazu gedrungen und es hatte keine offizielle Verlautbarung gegeben, die dieses Gerücht bestätigte. Einem schönen Fest zu Ehren des Apoll stand also nichts im Wege, auch wenn die Gerüchteküche im Verborgenen weiter leise vor sich hin köchelte...

    “Nikolaos Kerykes bittet euch, ihn zum Exegetes zu wählen und er hat Cleonymus als seinen Nachfolger im Amt des Strategos Alexandrinos vorgeschlagen.“, wiederholte der Eponminatographos mit lauter Stimme, damit auch keiner der Anwesenden später behaupten konnte, er hätte nichts gehört und die Wahl sei deshalb unredlich gewesen.
    Dann richtete er seinen Blick und auch seinen ausgestreckten Arm auf Cleonymus und fragte: “Du bist der, den man Cleonymus nennt? Bist du gewillt den Vorschlag des Nikolaos anzunehmen und bereit, als Strategos zu kandidieren?“

    Nachdem die Dame ihm derart über den Mund gefahren war schwieg der Junge für eine ganze Weile und sie gingen wortlos weiter. Sie marschierten lange und bald taten ihnen die Füße sehr weh. Doch es nützte ja nichts.
    Der Tag wurde ihnen lang und die eintönige Landschaft trug nichts dazu bei, ihre trübsinnige Stimmung aufzuheitern. Die Straße schien sich schier endlos zu ziehen und der Weg kam ihnen viel länger vor als am Vortag, wo sie ihn zusammen mit ihren Mitreisenden in entgegengesetzter Richtung genommen hatten.


    Es wurde Abend, die Sonne ging, wie immer in Aegyptus, rasch unter und noch war Alexandria nicht in Sicht. Also schlugen sie ein äußerst karges Lager am Straßenrand unter freiem Himmel auf. Sie mussten auf der nackten Erde schlafen, ohne Schutz vor Kälte und Dunkelheit. Das heißt, Iunia Urgulania sollte schlafen, während Kerkidas sich erbot, Wache zu halten.
    Aber er war ein denkbar lausiger Wächter ihrer Nachtruhe, denn schon bald war auch er vor Erschöpfung eingenickt.
    Die beiden ungleichen Reisegefährten wären in dieser Nacht ein leichtes Opfer für Wegelagerer oder bösartige Geschöpfe der Finsternis gewesen. Aber sie blieben unbehelligt und als der Junge am nächsten Morgen erwachte und seinen Fehler voller Scham bemerkte, war alles wie am Abend zuvor. Sie waren alleine und keine Menschenseele weit und breit zu sehen.



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    “Wach auf... ähm... Ehenwerte Dame, wach auf. Es kann nicht mehr sehr weit sein. Bestimmt schaffen wir es heute bis nach Alexandria. Aber wir müssen zeitig aufbrechen, damit wir am Ende nicht vor verschlossenen Toren stehen. Die Stadttore werden am Abend geschlossen.“
    Er war ein kleiner Klugscheißer, dieser Kerkidas. ;)

    "Wir sind nicht schuldig!" schrie Quintos Alexandreaus. "Wir haben passiven Widerstand geleistet... Und was mit diesem Sohn einer Hündin passierte, den DU Ankläger zum Priester der Musen ernannt hattest, weiß ich nicht. Das wussten nur unsere Oberen, die dank euch Schweinen nicht mehr am Leben sind."


    Er wusste, dass das das Todesurteil war, für beide.


    "Wir wollen hier in Frieden leben, ohne römische Besatzung. Wir wollen keine Abgaben mehr machen und unser Getreide bei uns behalten... ICH FORDERE EUCH AUF, IM NAMEN ALLER EINHEIMSCHEN, DIE STADT UNVERZÜGLICH ZU VERLASSEN. IHR KÖNNT UNS TÖTEN, ABER NICHT ALLE."


    Nun schloss er die Augen, öffnete sie und spuckte in Richtung des römischen Herrn von Aegypten.

    Als er glaubte das es an der Zeit war, hob der Eponminatographos mit ausladender Geste die Hände, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen.


    “Bei den Göttern des Olymp, deren Augen wohlwollend auf dieser Stadt ruhen: Freies Volk von Alexandria, wir sind hier zusammen gekommen, um in gerechter und bewährter Autonomie über die Geschicke der Stadt zu entscheiden.
    Es sind Wahlen angesetzt. Wir sollten beginnen.“


    Er schaute sich um. Vielleicht befürchtete er, dass sich irgendwo im weiten Rund Widerspruch erhob. Der Mann war Krateide und tatsächlich straften die Anhänger der Nearchäer ihn mit verächtlichen Blicken. Aber sie ließen ihn gewähren.


    “Also gut. Wer kandidieren will, der sage es nun laut vor der versammelten Ekklesia tes Alexandreias. Außerdem soll jeder Kandidat bekunden, für welches Amt er sich zur Wahl stellt.“

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    Der Junge zuckte mit den Schultern.


    “Natürlich, wir müssen einfach nur der Straße folgen die wir gekommen sind.“, meinte er und zeigte in Richtung der Sonne, die inzwischen vollständig aufgegangen war und ihren Weg über den Himmelskreis begonnen hatte.



    So gingen sie eine ganze Zeit lang. Es war Winter und das war ein großes Glück. Im Sommer hätten sie gewiss sehr gelitten und der Marsch wäre ihnen zur Qual geworden. So blieben die Temperaturen aber angenehm und die Sonne, die Stunde um Stunde immer höher stieg, wärmte sie nur, statt sie schier zu verbrennen.


    Der Junge redete nicht viel.
    Aber irgendwann sagte er unvermittelt und ohne weitere Einleitung:
    “Das waren Garamanten! Ganz bestimmt, Garamanten waren das! Sie bestehlen die Leute und verschleppen sie ins Innere der Wüste. Ich hab' gehört, dass es da eine Stadt aus Sand gibt, mit großen Gärten und Seen. Weit im Süden soll das sein. Und einen Sklavenmarkt gibt es da auch. Da bringen sie ihre Gefangenen hin und verkaufen sie an Sklavenhändler, die von noch weiter aus dem Süden kommen. Schwarze Männer, mit Armen voller Goldreifen und Mänteln aus Löwenfell. Hab' ich gehört!“


    Die Garamanten hatten einst ein großes Reich im südlichen Lybia beherrscht. Sie hatten regen Handel mit den Küstenstädten geführt und wenn sie nicht zum Handeln kamen, dann raubten und plünderten sie und verbreiteten Furcht und Schrecken. Dann waren die Römer gekommen und es hatte Krieg gegeben. Die Garamanten führten Streitwagen ins Feld und die Römer hatten ihre liebe Not mit ihnen. Aber dann war ein römischer Feldherr namens Lucius Cornelius Balbus Minor mit seiner Legion bis zu ihrer Hauptstadt Garama marschiert und hatte sie zerstört. Das war vor über 100 Jahren gewesen und danach hörte man nur noch wenig von von den Garamanten.
    Keiner wusste, ob sie ihre Hauptstadt wieder aufgebaut oder ob sie an einem anderen Ort eine neue errichtet hatten. Es wurde viel gemunkelt, von einem neuen Garamantenreich, dass noch tiefer im Süden lag. Es gab diese Gerüchte von einer Stadt aus Sand, in die sie ihre Gefangenen verschleppten und versklavten, aber niemand wusste etwas genaues. Doch im Küstenvolk war die finstere Erinnerung an die schrecklichen Garamanten lebendig. Wüstenräuber und Garamanten – da machte man keinen Unterschied und man nannte ihren Namen voller Abscheu und Angst. Garamanten, dass war gleichsam das Synonym für alles Böse was aus der Wüste kam.
    Ob diese vermummten Männer der vergangenen Nacht wirklich Garamanten gewesen waren, dass war so ungewiss wie ihre sichere Rückkehr nach Alexandria. Aber der Junge war fest davon überzeugt.


    “Garamanten waren das!“, wiederholte er deshalb voller Inbrunst und spuckte kräftig aus.

    Langsam füllten sich die Ränge des Theatrons. Umringt von ihren Anhängern schoben sich auch die wichtigsten Politiker der Nearchäer durch die Menge. Diese einst so bedeutende Fraktion innerhalb der alexandrinischen Bürgerschaft hatte im nun ablaufenden Amtsjahr deutlich an Zuspruch verloren. Das ließ sich erkennen, wenn man ihre Gefolgsleute zählte und daran dachte, wie viele es noch vor Jahresfrist gewesen waren.
    Nicht anders erging es den Krateiden. Auch sie betraten nun den Versammlungsort, natürlich durch einen anderen Eingang als die Nearchäer, denn die beiden politischen Lager waren sich traditionell spinnefeind.
    Doch auch um sie war es einsamer geworden. Die Zeiten hatten sich geändert und eine Generation junger, unabhängiger Politiker machte den alten Eliten ihre Vormachtstellung streitig. Das hatte sich schon im vorigen Jahr gezeigt, als einige von ihnen bereits achtbare Ämter erringen konnten. Nun scharten diese neuen Männer noch mehr Anhänger um sich und es zeichnete sich ab, dass sie bei dieser Wahl ein gewichtiges Wort mitreden würden.