Beiträge von Narrator Aegypti

    Auf dem Platz vor dem Palast des Statthalters hatten sich zwei Duzend Bedienstete versammelt. Sie standen um einen provisorisch errichteten Altar herum. Der war nur aus Holz, aber mit Tüchern verhüllt, die in reinem Weiß erstrahlten. Ebenfalls weiß war der Baldachin, der über dem Altar gespannt war und Schatten spendete.


    Im römischen Festtagskalender war dies der Festtag von Iuno Februar und der Statthalter Decius Germanicus Corvus hatte seiner Gattin versprochen, dieser Göttin ein Opfer zu bringen.
    In der griechischen Welt verehrte man Iuno als Hera. Doch hier, in Alexandria, beteten viele zu Isis und darum gab es zwar unzählige Isis-Tempel in der Stadt, aber nur wenige und kaum bedeutende zu Ehren der Iuno.
    Also hatte der Statthalter entschieden, der Göttin vor seinem Palast, unter freiem Himmel zu opfern.

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    Wenn der Junge geglaubt hatte, in dieser außergewöhnlichen Situation würden alle Klassenschranken fallen, und wenn er gemeint hatte, nun müsse er als Mann das Heft des Handelns ergreifen und über ihr weiteres Tun alleine entscheiden, dann sah er sich getäuscht. Denn diese römische Dame schien nicht gewillt zu sein, sich von einem kleinen Kameltreiber Befehle erteilen zu lassen.


    Er errötete.
    “Öl?“
    Eifrig öffnete er den Schlauch und ließ etwas von dem Inhalt in seine Hand laufen.
    “Nein, kein Öl. Den Göttern sei dank, es ist Wasser, siehst du!“
    Er verschloss den Schlauch wieder und sah sich hilflos um.
    “Aber zu essen... nein... sie waren sehr gründlich, diese...“
    Bei dem Gedanken an die Vermummten wurde ihm scheinbar wieder Angst und Bange. Wie ein verfolgtes Tier schaute er sich nervös um.
    “Nach Alexandria meinst du?“
    Er sah die Straße entlang nach Westen, wo Paraetonium lag. Dann drehte er sich um und blinzelte in Richtung der aufgehenden Sonne. Dort lag Alexandria. In beide Richtung war nichts als die Straße und ansonsten trostlose Einöde zu erblicken.
    Der Junge zuckte mit den Schultern.
    “Ein Weg ist so gut wie der andere. Wenn du willst, dann eben nach Alexandria zurück.“, meinte er.
    “Aber wir sollten keine Zeit verlieren. Lass uns gleich aufbrechen. Vielleicht kommen sie noch einmal zurück. Wir müssen weg. Es gibt hier doch nichts mehr für uns zu tun.“
    Es drängte ihn sichtlich, diesen schrecklichen Ort zu verlassen.

    Sabos von Memphis:


    Als sein Name fiel zuckte er zusammen. "Jjjaaa... sssso heiße ich." gab er dem Richter und dem Ankläger mit gesengtem Blick zur Antwort. Nun schaute er zu Quintos, dem er das Reden überließ.


    Quintos Alexandreus


    Als der Ankläger ihm die Anschuldigungen vorgelesen hatte lachte er auf. "Ich bin nicht schuldig." Er würde alles tun, um die Verhandlungen so lange wie möglich zu ziehen - Er wollte Leben...

    Zu den Besonderheiten des Doppellagers von Nikopolis gehört das Forum Iulianum mit seinem Badehaus und den Tempeln. Der Kriegsgott Mars wird von den Soldaten naturgemäß besonders verehrt, und so erfreut sich sein Tempel vergleichsweise großer Beliebtheit.
    Es ist ein kleines, kaum mehr als vierzehn Schritte langes und sieben Schritte breites, eher schlichtes Gebäude – ein so genannter Templum in antis
    [Antentempel], mit einer von zwei Säulen geschmückten Vorhalle und einer viereckigen Cella.


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    “Das werde ich auch!“, entgegnete der Junge ein wenig trotzig.
    “Wir können doch nicht hier sitzen bleiben. V... vielleicht kommen sie zurück. Wir müssen weiter! Wir müssen nach Paraetonium. Dort werden wir in Sicherheit sein. Zu Fuß sind das bestimmt zwei Tage und wir brauchen... oh, wir brauchen Wasser und etwas zu essen.“


    Wieder sah er in Richtung ihres Lagers, oder besser gesagt, zu dem, was davon noch übrig war. Zwar wurde es immer heller, aber viel erkennen konnte man auf die Entfernung nicht. Dennoch: Scheinbar rührte sich dort nichts.


    “Komm' mit!“, forderte er sie auf und ging voran.



    Nervös trieb er Urgulania immer wieder an, doch etwas schneller zu gehen. Zwar versuchte er, seine Angst zu verbergen, aber es gelang ihm nur wenig. Zu deutlich sah man, wie sehr ihm der Schrecken der Nacht in die Glieder gefahren war und wie sehr er fürchtete, die Häscher könnten zurückkehren.


    Endlich kamen sie bei ihrem ehemaligen Lager an. Es lag vollkommen verlassen da. Keine Menschenseele war zu sehen, weder lebendig, noch tot. Es zeigte sich, dass die Vermummten zumindest keines ihrer Opfer umgebracht hatten. Oder sie hatten es getan, und die Leichen mitgenommen. Das galt auch für alle Reit- und Lasttiere der Karawane. Aber nicht nur Mensch und Tier war verschwunden, sondern auch alles andere von Wert. Was übrig geblieben war, lag zerschlagen, zertrümmert und verstreut im Wüstensand. Eifrig begann der Junge damit, die niedergetrampelten und zerfetzten Zelte zu durchsuchen.


    Nach einiger Zeit hörte man ihn rufen: “Den Göttern sei Dank!“
    Stolz hielt er einen unversehrten und prall gefüllten Schlauch in die Höhe. “Wir haben Wasser!“

    Die beiden Gefangenen standen auf dem Platz. Der eine von ihnen, Quintus Alexandreaus, ergriff das Wort, da Sabos vor Angst nicht in der Lage war etwas zu sagen, er war halt nur ein einfacher Schreiber. Quintos konnte sich noch genau an den erinern, da der Oberste ihn als Schreiber angestellt hatte. Schon an diesem Tag war ihm klar geworden, dass dieser Schreiber ein Problem werden würde. Das es ein so großes Problem werden würde, dass konnten sie damals nicht ahnen.


    "Ich bin Quintos Alexandreus, Sohn des Caerinius und das ist Sabos von Memphis."


    Quintos blickte an den Himmel. Die Sonne stand hoch und brannte auf sie herunter. Womöglich war es das letzte Mal, dass er sie so sehen würde.
    Dann blickte er auf den Richter, wenn man ihn überhaupt so nennen durfte. In den Augen des Quintos war er nichts anderes als ein Sohn einer Hündin, wie alle Römer, und an denen hatten sie sich gerecht, für das was sie den Griechen, Aegyptern und anderen angetan hatten.

    “Einverstanden.“, stimmte der Exegetes dem Terminvorschlag von Leonidas Philotantos zu. Der Gymnasiarchos nickte beipflichtend, der Kosmetes willigte ebenfalls mit einem Brummen ein und der Eponminatographos sagte: “So soll es sein!“
    Damit hatte das Prytanaion sich geeinigt und der Beschluss wurde sogleich auf der Agora öffentlich bekannt gemacht.




    Sim-Off:

    Corvus: Bitte entschuldigt, aber ich erlaube mir jetzt doch einmal hier einzugreifen, damit wir voran kommen und noch etwas Zeit bis zur Wahl bleibt, ohne das dafür dann nochmal ein neuer Termin angesetzt werden muss. Ich denke, die Wahl sollte – wie beim letzten Mal – öffentlich in der Ekklesia erfolgen. So eine Amtsträger wählende Volksversammlung lädt zu dieser recht unkomplizierten Vorgehensweise ein und dann müssen wir auch nicht das Wahl-System bemühen. Darum habe ich den 3.2. jetzt veröffentlicht. An dem Termin werde ich wieder mit dem Narrator eine neue Ekklesia im Theatron eröffnen, in der dann die Wahl durchgeführt werden kann. Wenn Ihr Einwände gegen dieses Vorgehen habt, dann schreibt mir bitte eine PN.


    Hört, Alexandriner!


    Im Namen des alexandrinischen Volkes wurde beschlossen: Alle Bürger der Stadt Alexandria sind aufgerufen sich am
    ANTE DIEM III NON FEB DCCCLVIII A.U.C.
    (3.2.2008/105 n.Chr.)
    im Theatron zur


    EKKLESIA


    zu versammeln um nach alter hellenischer Sitte und Brauch in Autarkie, Autonomie und Demokratie über die Geschicke ihrer Polis zu entscheiden und neue Prytanen und Archonten zu wählen.


    Das Prytaneion.


    Vorsichtig kam der Andere näher, Urgulanias Zusicherungen scheinbar noch immer nicht glaubend und eine Falle befürchtend. Nun konnte sie sein Gesicht erkennen. Es war ein junger Bursche mit angstvollem Blick. Sie hatte einen der Kameltreiber aus ihrer Karawane vor sich. Es war der Junge, der den Häschern ebenfalls entwischt war und der Zufall, oder die Götter hatten die beiden in dieser rabenschwarzen Nacht aufeinander treffen lassen.



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    Er erkannte Urgulania.
    “Du...“, stammelte er unsicher. “Du bist eine der Reisenden aus der Karawane.“
    Noch immer hielt er den knorrigen, vertrockneten Ast in der Rechten, den er irgendwo aufgelesen hatte und soeben noch als 'Bewaffnung' bezeichnet hatte.
    Etwas verlegen sah er ihn an und warf ihn dann beiseite. Dann streckte er seine nunmehr leeren Hände vor und versicherte:
    “Du musst keine Angst haben. Ich tue dir nichts. Ich habe keine Waffe.“
    Das wirkte fast schon komisch, denn er wirkte noch immer viel ängstlicher als sie.

    “Nadia???“
    Der Fremde klang vollkommen überrascht und verwundert, so als ob es vollkommen ungewöhnlich war, hier, inmitten der Einöde und Nachts die Stimme einer Frau zu vernehmen. Und das war es ja eigentlich auch.


    “W... wieso...? Bist du alleine?“, wollte er wissen und seine Stimme zitterte vor Aufregung, oder vor Angst.

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    “Kommt sofort!“, antwortete Gelon. Dann ging er leicht schnaufend nach hinten.



    Kurz darauf kehrte er mit eine Schale Datteln, einer Kanne Wein und einem Henkelbecher zurück. Schale und Kanne stellte er auf den Tisch. Dann wischte er den Becher mit seiner Schürze ab, stellte ihn dazu und goss aus der Kanne Wein hinein.
    Er sah noch einmal zu dem Römer, ob der wohl zufrieden war.

    Plötzlich tauchte direkt vor Urgulania eine Gestalt auf. In der Dunkelheit war nicht zu sehen gewesen, vorher sie gekommen war und Einzelheiten ließen sich auch nicht ausmachen, dabei trennten sie nur wenige Schritte voneinander. Auch die Gestalt schien Urgulania bemerkt zu haben, denn im nächsten Augenblick hielt sie inne und blieb wie erstarrt stehen.


    “W... wer ist da?“
    Es war die Stimme eines jungen Mannes. Er klang verängstigt und nicht gerade wie ein brutaler und zu allem bereiten Wüstenräuber.
    Aber er drohte: “Lass mich in ruhe! I... ich... ich bin bewaffnet!“

    In der Ferne, wo das Nachtlager der Karawane gelegen hatte, waren einige Lichter zu erkennen. Scheinbar waren es Fackeln. Die unheimlichen Reiter mussten sie entzündet haben. Es sah so aus, als ob sie den Ort ihrer Missetat verlassen wollten. Aber sie ließen sich viel Zeit damit.
    Es dauerte eine kleine Ewigkeit bis sich die Lichter endlich in Bewegung setzten. Man konnte nicht erkennen, ob sie ihre Gefangenen getötet hatten oder mit sich nahmen.
    Urgulania hatte Glück, denn sie kamen nicht näher, sondern entfernten sich von ihr. Bald verschwanden sie vereinzelt, tauchten dann wieder auf und waren schließlich nur noch ein schwacher Schein am kaum erkennbaren Horizont.

    Die Schritte kamen näher und wurden deutlicher. Aber plötzlich war es still. Hörte man ganz in der Nähe das schwere Atmen eines Mannes? War dort eine schemenhafte Gestalt zu sehen, die in der Dunkelheit nach weiteren Flüchtenden Ausschau hielt?
    Der eine Augenblick schien sich endlos zu dehnen.
    Dann, ebenso abrupt wie es geendet hatten, setzte das gedämpfte Geräusch wieder ein... und wurde leiser... bis es so schien, als sei Urgulania ganz alleine inmitten der nächtlichen Wüste. Nichts, kein Geräusch drang mehr an ihr Ohr. Es war so still wie es nur in dieser Landschaft ohne Bäume, Wasser und Vögel sein konnte.


    War ihre Flucht geglückt? War sie ihren Häschern entronnen? Oder täuschte dieser Eindruck nur und gaukelte ihr eine falsche Hoffnung vor?



    Irgendwo im Dunkel dieser unglückseligen Nacht irrte eine weitere, verschreckte Gestalt umher, nicht wissend wohin, nur nicht dorthin zurück, wo der Unheil so plötzlich über sie hinein gebrochen war. Es war der junge Kameltreiber. Vor Angst und Entsetzen zitterte er am ganzen Leib. Jeder Schritt kostete ihn Überwindung und in jedem Augenblick fürchtete er, sich doch noch einem Vermummten gegenüber zu sehen.

    Waren das eilige Schritte hinter ihr in der Dunkelheit? Konnte man das leise Rauschen eines weiten Umhangs hören, der sich im nächtlichen Wind blähte? Wurde sie verfolgt?


    Von dort, wo die Lasttiere der Karawane lagerten, hörte man das Trampeln und Grunzen der Kamele, als die vermummten Männer sie zusammen trieben, wie sie es schon mit ihren menschlichen Opfern getan hatten.


    Auch die konnte man hören. Es waren klagende Rufe und ängstliches Flehen. Noch immer wurden die Zelte durchsucht, aber es kamen keine neuen Gefangenen mehr dazu.
    Hatten sie einzig Urgulania noch nicht aufspüren können, oder hatten noch andere fliehen können?

    Scheinbar glaubten die dunklen Gestalten, sie hätten mit ihrem wilden Überfall allen Widerstand gebrochen. Nacheinander glitten sie von den Rücken ihrer Kamele. Einige eilten zu den Lasttieren der Karawane, andere drangen in die Zelte ein. Wer sich dort versteckt hielt wurde heraus gezerrt. Mit Tritten, Faustschlägen und Stockhieben trieben sie ihre Opfer in der Mitte des Lagers zusammen. Grob wurden die Geschundenen auf den staubigen Boden gestoßen. Ein paar von ihnen wollten gleich wieder aufstehen, vielleicht um davon zu laufen. Aber sofort war eine der Gestalten zur Stelle, drohte mit einer blanken Klinge oder schlug ohne Vorwarnung erneut mit einem Knüppel zu.


    Plötzlich drehte sich einer der Vermummten zu Urgulanias Zelt um. Im Dunkel der Nacht war er kaum mehr als ein Schemen. Ruhig, aber mit schnellen Schritten kam er näher. Hatte er sie entdeckt?