Beiträge von Marcus Vinicius Hungaricus

    Im Grunde hatte Hungi schon mit der Nachricht gerechnet, zu lange war Sulla bereits fort und da kein Brief ankam, das eine Entführung seines Neffen anzeigte, konnte Hungi sich bereits auf das schlimmste vorbereiten. In seiner Rechten hielt er die Nachricht in der Hand, man hatte die Leiche des Jungen flußabwärts gefunden, aufgedunsen wie eine Wasserleiche halt so war, und anhand seiner bulla identifiziert. Wahrscheinlich war er beim Spielen in den Tiber gefallen und so ertrunken.


    Hungi war seinem Neffen nicht besonders nahe gewesen, aber als einziger Sohn seines verstorbenen Bruders fühlte er sich doch zur Obsorge verpflichtet. Er wusste nicht, ob er mehr trauerte um seinen Neffen oder sich ärgerte, weil er seiner Pflicht nur ungenügend nachgekommen war. Der Leichnam des Jungen war noch nicht eingetroffen, in den nächsten Stunden mußte es aber soweit sein.


    Sag meinem Bruder, daß er herkommen soll. sprach er zu einem Sklaven, der daraufhin sofort das Atrium verließ.

    Der Blick, dem Octavius Hungi angedachte, bemerkte der Princeps nicht. Stattdessen amüsierte er sich über den Wortwechsel zwischen dem Gastgeber und Avarus und trank belustigt von seinem Wein.


    Ach Avarus, was regst du dich denn auf? Die Leute in der Subura werden weiterhin huren und würfeln, daran wird auch dieses Gesetz nichts ändern können. Geschweige dessen, daß es jedem in der ewigen Stadt egal sein wird, denn in Rom gilt dieses Gesetz nicht.


    Und die außerhalb Roms? Ah, ich denke, daß auch in der Provinz jeder weiterhin seinen Spaß haben wird, ob legal oder illegal.

    Die gab es nicht. Hungi hatte den anderen genug Zeit gelassen, also winkte er seinem Scriba zu, der ihm die Aufstellung schriftlich übermittelte. Nach kurzem Durchlesen stand er auf.


    Der Senat hat entschieden, daß KEIN Prodigium vorliegt. Trotz dieses Ausgangs möchte ich die Senatoren aufrufen, sich in nächster Zeit verstärkt ihren religiösen Pflichten zu widmen. Der Händler, der sein Schaf verloren hat, soll Ersatz bekommen, wie ich es versprochen habe. Man möge beizeiten mich daran erinnern, daß ich ihm die Geldmittel zukommen lasse.


    Somit war dieses Thema beendet.

    Zitat

    Original von Tiberia Livia
    "Eine schöne Dekoration, nicht wahr?"
    "Hast du deine Amtsgeschäfte schon abschließen können?"


    Eine durchaus belustigende Situation. Es wurde ein Bankett zu seinen Ehren veranstaltet, im Brief, den man an ihn schickte wurde ihm dringendst angeraten zu erscheinen und jetzt war er hier und ... nichts. Im Prinzip standen sie wie bestellt und nicht abgeholt. Aber gut, es konnte ja nicht alles so gut organisiert sein wie bei den Prätorianern.


    In der Tat. Sie haben sich wirklich Mühe gemacht. antwortete er ihr snobistisch und gleichzeitig über seinen eigenen Ton amüsiert. Obwohl man in diesen Hallen auch kaum etwas falsch machen könnte. ergänzte er noch, während er sich umschaute.


    Ja, im Prinzip habe ich alles an Crassus übertragen.

    Ebenso nachdenklich blickte Hungi ins Narrenkastl. Er hatte mit einigem Widerstand gerechnet, als er sich zu seiner Frau auf die Kline setzte. Doch nichts dergleichen geschah. Auch als er sich ihr näherte, wies sie ihn nicht ab, eher im Gegenteil. Sicher war es keine aktive Ermunterung, sie kam nicht von sich aus auf ihn zu, doch passiv lud Livia ihn ein und dieser Einladung folgte er nur zu gerne. Angestachelt vom guten Essen, vom Wein und nicht zuletzt von der Stimmung ließ er sich auf dieses Abenteuer ein. An diesem Abend war er genau in der Mitte, er war nicht übersättigt, so daß er der Lust überdrüssig wäre, war aber noch hungrig genug, um seiner Leidenschaft Ausdruck verleihen zu können. Keine Trägheit, die ihn müde machte, aber auch keine Ungeduld, die allzu forsch ihren Tribut einheben wollte. Die Unerfahrenheit, die sie zweifelsohne hatte, gereichte ihr an diesem Abend nicht zum Nachteil - ganz im Gegenteil zur Hochzeitsnacht - vielmehr erweckte es seine Neugierde auf sie. Es hatte ja durchaus seinen Reiz: Erfahrene Frauen zeigten es gerne, was sie mochten und was nicht, oftmals auch laut. Unerfahrene hingegen waren meistens scheuer und geizten mit den entsprechenden Bekundungen. Ein Kuss an einer bestimmten Stelle, ein Streicheln eines Körperteils, nicht immer erfuhr man die Vorlieben einer Frau - besonders wenn sie noch keine oder nur wenige Männer hatte - bei den ersten Versuchen. Man mußte es wieder probieren, so lange, bis man sich sicher war. Sicher eine schwierige, aber dennoch keine unlösbare Aufgabe, wenn man das entsprechende Interesse, die Zeit und den Willen dafür aufbrachte. Und das versuchte Hungi. Sicher, ein Restrisiko gab es immer und auch er war sich im Endeffekt nie wirklich sicher, ob es ihr tatsächlich gefiel. In manchen Fällen, etwa im Lupanar seines Bruders, war ihm das auch egal, doch bei seiner Frau... nein, da mußte er mehr Sorgfalt an den Tag legen.

    Dies steht tatsächlich außer Frage. Da es aber anscheinend in Mode zu sein scheint, einfach Tempel zu plündern und zu schänden, möchte ich eine Anregung dem Senat vorbringen.


    Wenn ich mich richtig entsinne - man möge mich korrigieren, sollte ich falsch liegen - gibt es keine eigene Norm für den Tatbestand der Tempelplünderung. Die Strafdrohungen derjenigen Tatbestände, die bereits im Cod Iur aufgelistet sind, sind bei weitem nicht hart genug. Ich halte es für untragbar, daß wenn ein Dieb auch nur die geringste Kostbarkeit mit sich nimmt, die einem GOTT gehört, dafür nur bis zu einem Monat Freiheitsstrafe bekommen soll. Daß derjenige, der in ein Tempel einbricht und diesen ausraubt, nur bis zu 6 Monate im Carcer sitzen soll.


    Ich verlange härtere Strafen für solche Frevler! Und diesmal sollten wir nicht vor Körperstrafen, Versklavung oder gar der Todesstrafe zurückschrecken!

    Zitat

    Original von Caius Helvetius Tacitus
    Die Spielleitung macht die Regeln und legt sie gleichzeitig aus.


    Öhm, man möge mich berichtigen, aber: was ist so schlimm daran? Das erleben wir alle tagtäglich im realen Leben. Man möge nur das Wort "Spielleitung" mit "Regierung" ersetzen et voilà: man hat jenes Phänomen gefunden, das unter Juristen als "authentische Interpretation" bezeichnet wird.


    ;)

    Hungi blies seinen Atem aus und lehnte sich kopfschüttelnd zurück.


    Nein, ich habe keine Ahnung, was er danach gemacht hat. Der Brief war ja gegen Crassus, der ja damals noch Praefectus der Vigiles war. Vielleicht ist der Pompeier nach seinem Amt wieder zurück zu den Vigiles gegangen. Obwohl... nein, das kann ich mir auch nicht vorstellen. Kein auch nur halbwegs intelligenter Mensch würde das tun.


    Er überlegte nochmals, wohin der Pompeier hingegangen war, aber ihm fiel es nicht ein. Nein, ich weiß es wirklich nicht.

    Hungi stand auf.


    Meine Damen und Herren. Kürzlich erreichte mich ein Brief aus Germania von einer gewissen Decima Valeria, ihres Zeichens Sacerdos. Da sie mich in meiner Funktion als Princeps Senatus anschrieb, möchte ich dem Senat diesen Brief nicht vorenthalten.


    Er gab den Brief einem Scriba, auf daß dieser vorlas.


    An den Princeps Senatus
    Marcus Vinicius Hungaricus
    Casa Vinicia
    Roma, ITALIA


    - persönlich -



    Sei gegrüßt, Vinicius Hungaricus!


    Ich wende mich an dich, Princeps, um dir von einer schändlichen tat zu berichten, die sich kürzlich im Tempel des Mars in Mogontiacum ereignete. Jemand brach in die heilige Stätte ein und entwendete zahlreiche Artefarkte, Opferutensilien, Statuen und andere Dinge von Wert. Geschehen konnte dieser Frevel, weil der Pontifex Titus Claudius Imperiosus Iulianus sich ohne Abmeldung von den Tempeln entfernte, ja gar auf unbestimmte Zeit an einen anderen Ort verreiste. Doch dies soll nicht zur Debatte stehen, denn ich denke, dass der Pontifex Maximus in seiner Weitsicht und Weisheit eine geeignete Entscheidung diesbezüglich treffen wird.


    Nein, ich schreibe dir, weil ich von einer ähnlichen Tempelschändung in Hispania hörte, vom plötzlichen Tod eines Schafes auf den Stufen des Iuno-Tempels zu Rom und weil ich denke, dass dies alles die Götter mehr erzürnen wird als vieles, das in letzter Zeit geschehen ist. Ich selbst werde im Namen des germanischen Volkes in Kürze Mars ein großes Sühneopfer darbringen und ich empfahl dem Kaiser, dies in Rom ebenfalls zu tun. Es ist in nächster Zeit verstärkt auf die unerklärbaren Geschehnisse zu achten, welche passieren könnten, da die Götter uns zürnen.


    Mögen die Götter mit dir sein!
    Decima Valeria


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    ID AUG DCCCLVI A.U.C. (10.8.2006/103 n.Chr.)