Ein Sklave des Hungaricus klopfte an der Türe an.
*klopf klopf*
Ein Sklave des Hungaricus klopfte an der Türe an.
*klopf klopf*
Es war gar nicht so leicht, Formulierungen zu finden, mit der man sein Bedauern über sein Nichtkommenkönnen ausdrücken konnte, ohne daß man irgendwie schleimig oder so rüberkam. Negativbeispiele hatte er er ja selber bei einigen Absagen zu seiner Hochzeit gelesen, die waren zum Teil grottenschlecht geschrieben, sicher von einem Scriba, der das richtige Maß einfach nicht kannte. Hungi fand, daß man gewisse Dinge einfach nicht aus der Hand geben durfte, Korrespondenz privater Natur gehörte da einfach dazu. Also unterließ er es, Ursus zu holen und ihn damit zu beauftragen (sein Scriba mit dem schütteren Haar, dem nichtssagenden Gesicht und der schlecht sitzenden Tunika war niemals in seiner Casa zugegen, soweit schneite es noch nicht herunter), er machte es selbst.
An Meridius
genaue Adresse?
Mit Bedauern muß ich leider mitteilen, daß sowohl mein Bruder, als auch meine Frau und meine Wenigkeit nicht zu deiner Hochzeit erscheinen können. Wir wünschen dir natürlich das Beste und hoffen auf zahlreichen Nachwuchs...
Ich danke für deine Einladung
Wir haben uns sehr gefreut
Hmm... zahlreicher Nachwuchs... naja, in seinem Alter... und ob seine baldige Frau überhaupt noch Kinder kriegen kann... in ihrem Alter... Hungi strich den Halbsatz raus. Aber was setzt man am besten dafür ein? Viel Glück? Viel Spaß? Eine glückliche Ehe. Ja, das ist gut.
An Meridius
genaue Adresse?
Mit Bedauern muß ich leider mitteilen, daß sowohl mein Bruder, als auch meine Frau und meine Wenigkeit nicht zu deiner Hochzeit erscheinen können. Wir wünschen dir natürlich das Beste und eine glückliche Ehe.
Ich danke für deine Einladung
Wir haben uns sehr gefreut
Ja, der Brief steht so einigermaßen. Jetzt mußte Hungi den Brief nur mehr in Reinschrift übertragen und die genaue Adresse herausfinden. Oder er sandte es einfach an seinen Verwaltungssitz. Ja, das wäre einfacher. In den nächsten Minuten schrieb Hungi den Brief und machte sich so seine Gedanken über ein kleines Präsent.
In diesem Moment trat Hungi in das Tablinum. Er gönnte sich einen Blick durch den Raum, er wollte ja sehen, ob sich etwas verändert hatte (nur dummerweise erinnerte er sich nicht wirklich mehr daran, ob er überhaupt schon mal hier war und wenn ja, wie dieser Raum ausgesehen hatte), dann trat er auf den Hausherrn zu.
Salve Aelius Quarto. Ich hoffe, ich komme nicht zu sehr ungelegen?
Hungi wunderte sich schon sehr über den merkwürdigen Sklaven, folgte aber widerspruchslos.
Nein, sie wurde ja ausdrücklich außer Kraft gesetzt.
/edit: ach hubi war schneller.
Wurde alles eingetragen.
Viel Spaß, Sklave.
Ein Geschenk? Ahm puh... keine Ahnung. Was er uns geschenkt hat? Hm ja gute Frage, das musst du Ursus fragen, wenn, dann weiß der das.
Hungi hatte tatsächlich keine Ahnung, aber seines Wissens nach schenkten ja nur jene, die auch tatsächlich zur Hochzeit kamen oder? Na am besten Ursus fragen, der würde schon wissen und dann kann er noch immer auf ein Geschenk schaun.
Ich werd einmal den Brief aufsetzen... murmelte er mehr zu sich selbst als zu den anderen und bewegte sich Richtung Tisch, wo er sich hinsetzte und sein Wachstaferl nahm. Wie sagt man einem LAPP ab... sinnierte er und kritzelte ein wenig in seinem Taferl herum.
Nanu? Was war denn das für einer? Nicht gerade sehr höflich von ihm, nichts zu sagen, fand Hungi.
Salve. Ich möchte zu Lucius Aelius Quarto. Sag ihm, daß Vinicius Hungaricus hier sei.
Das wäre es. bestätigte Hungi, ließ seinen Klienten noch seinen Becher austrinken und geleitete ihn ein kleines Stück zur Tür.
Dann bis morgen, Valerius. verabschiedete Hungi seinen Klienten und grinste dazu. Dann wandte er sich ab, immerhin hatte er heute noch viel zu tun.
Hungi war vorher erfolglos in die Domus Augustana gegangen, um gemäß dem Auftrag des Kaisers den Quarto zu holen, doch dort sagte man ihm, daß er nicht hier sei, stattdessen vielleicht zu Hause. Nunja, da man es von dort nicht wirklich weit hatte zur Domus Aeliana kam Hungi halt hierher. Und klopfte an.
Hungi nickte, grüßte den Kaiser zum Abschied und verließ die Aula Regia.
Den einen Auftrag noch, dann nur mehr die laufenden Geschäfte übernehmen, bis ein neuer Praefectus Praetorio ernannt wurde. Dann war Hungi frei, frei von den Verpflichtungen eines Reichspräfekten. Doch vorher mußte er zu Quarto.
Hungi nickte seinem Bruder zu und schaute dann wieder zu seiner Frau.
In Ordnung, dann wird keiner von uns nach Mogontiacum reisen. Mit eurer Erlaubnis werde ich ein Schreiben mit unserer Absage aufsetzen lassen. Wahlkampf ist dann auch schon wieder? Zeit vergeht... net schlecht.
Die Irritation seiner Frau schmunzelnd bemerkend, meinte er nur schulterzuckend: Ich weiß auch nicht mehr, als da steht.
Grußlos ließ er sie ziehen. Endlich ging sie. Und er hoffte, es war ihre eine Lehre. Na wirklich, so ein Blödsinn zu veranstalten und dann den größten Idioten der Casa dorthin zu schicken. Es ärgerte ihn schon, daß sie ihm quasi hinterherspionierte bzw. in diesem Fall vorherspionierte, ohne seine Erlaubnis. Noch immer voller Unverständnis ob ihr Tun blieb er noch kurz sitzen, dann verließ auch er den Raum. Er wollte endlich schlafen gehen, die Müdigkeit hatte ihn wieder gepackt zerrte ihn förmlich in sein Bett.
Irgendsoein Bediensteter sagte Nein danke. und verschwand wieder aus dem Officium.
ZitatOriginal von Gnaeus Postumius Rufus
Nicht irgendsoein Tabellarius sondern ich saß im Officum und sagte herein.
Irgendso ein Bediensteter kam rein und übergab den Brief.
Salve. Normal bitte.
Valentin Duccius Germanicus
Casa Duccia, Mogontiacum, Provincia Germania
Salve Duccius,
der Fall, den du mir geschildert hast, ist beileibe kein einfacher. Die Scheidung an sich wäre noch nicht mal das Problem, mehr Kopfzerbrechen bereitet mir die Annahme, daß Petronia wohl eine Ehe cum manu mit ihrem Mann einging, worauf das gleiche nomen gentile hinweist. Doch ich möchte mit der Scheidung an sich beginnen.
Im Prinzip reicht es juristisch, den Ehekonsens zu widerrufen und die eheliche Wohngemeinschaft durch einen Auszug aufzuheben. Da letzteres ohnehin der Fall zu sein scheint, bedarf es nur mehr einer öffentlichen Erklärung durch Petronia, am besten wohl beim zuständigen Magistrat in ihrer Heimatgemeinde, wohl in Mogontiacum, da sie ja Scriba dort ist. Dies einmal in Grundzügen zur Scheidung, es gäbe hierbei noch etliches zu berücksichtigen, jedoch hast du mögliche Probleme erwähnt, weswegen es etwas komplizierter ist.
Sollte Petronius Cinna selber pater familias sein, so darf nur er die manus über sie aufheben, ist er es nicht, dann nur der Gewalthaber über Cinna. Sollte Cinna selbst pater familias sein, so würde ich vorschlagen - da er ja schon länger abgängig zu sein scheint - einfach zu warten, bis der Tod von Cinna bekundet wurde, dann wäre sie sui iuris und sie könnte ihren weiteren Lebensweg in Ruhe planen. Bei einer solchen Vorgehensweise würde auch keine Scheidung an sich notwendig sein, was auch finanzielle Vorteile brächte.
Sollte Cinna selber jedoch noch einen Gewalthaber haben, so müsste mit diesem dieser Fall besprochen werden, denn auch eine Adoption in eine andere Gens könnte nur mit dessen Zustimmung erfolgen.
Mehr kann ich dir jetzt dazu nicht sagen, denn wie du siehst, hängt alles von der Tatsache ab, ob Petronia eine Ehe cum manu eingegangen ist bzw. wer nun im Endeffekt der pater familias über Petronia ist. Ich hoffe dennoch, daß ich euch - zumindest einigermaßen - helfen konnte. Sollten sich weiterhin Fragen ergeben, werde ich diese natürlich beantworten, so es in meiner Macht steht.
Vale bene,
M. Vinicius Hungaricus
Überwiesen.
Irgendso ein Bediensteter kam zur Türe vom PV und klopfte an.
An einem sonnigen Tag, an dem Hungi wieder mal Zeit fand, betrat er mit einem Lächeln sein Officium in der Schola. Sein Blick wanderte über das Regal, das sich vor Schriften zwar noch nicht barst, aber dennoch schon bald gut gefüllt war. Mit ruhigen Schritten ging er zu einem kleinen Beistelltisch, auf dem ein Becher sowie zwei Kannen standen, eine gefüllt mit Wasser, eine mit Wein, und schenkte sich einmal etwas ein, ging dann zum Fenster und blickte hinaus. Welch ein schöner Tag, eigentlich sollte Hungi mal wieder ausreiten, doch vorher rief die Pflicht, wie immer. Er setzte sich zum Tisch und fand den Brief darauf liegend, wie immer dringend und wie immer auch mit einem Schicksal dahinter verbunden, welche nun er lösen sollte. Sein Lächeln erstarb mit der Lektüre und er schüttelte den Kopf. Aufseufzend legte er den Brief hin und wandte sich um, die dazu passenden libri und papyri heraussuchend und machte sich daran, sich wieder etwas in die Materie zu vertiefen.
Einige Zeit später hatte er das gefunden, wonach er gesucht hatte und er begann einen Brief zu schreiben.
Valentin Duccius Germanicus
Casa Duccia, Mogontiacum, Provincia Germania
Salve Duccius,
der Fall, den du mir geschildert hast, ist beileibe kein einfacher. Die Scheidung an sich wäre noch nicht mal das Problem, mehr Kopfzerbrechen bereitet mir die Annahme, daß Petronia wohl eine Ehe cum manu mit ihrem Mann einging, worauf das gleiche nomen gentile hinweist. Doch ich möchte mit der Scheidung an sich beginnen.
Im Prinzip reicht es juristisch, den Ehekonsens zu widerrufen und die eheliche Wohngemeinschaft durch einen Auszug aufzuheben. Da letzteres ohnehin der Fall zu sein scheint, bedarf es nur mehr einer öffentlichen Erklärung durch Petronia, am besten wohl beim zuständigen Magistrat in ihrer Heimatgemeinde, wohl in Mogontiacum, da sie ja Scriba dort ist. Dies einmal in Grundzügen zur Scheidung, es gäbe hierbei noch etliches zu berücksichtigen, jedoch hast du mögliche Probleme erwähnt, weswegen es etwas komplizierter ist.
Sollte Petronius Cinna selber pater familias sein, so darf nur er die manus über sie aufheben, ist er es nicht, dann nur der Gewalthaber über Cinna. Sollte Cinna selbst pater familias sein, so würde ich vorschlagen - da er ja schon länger abgängig zu sein scheint - einfach zu warten, bis der Tod von Cinna bekundet wurde, dann wäre sie sui iuris und sie könnte ihren weiteren Lebensweg in Ruhe planen. Bei einer solchen Vorgehensweise würde auch keine Scheidung an sich notwendig sein, was auch finanzielle Vorteile brächte.
Sollte Cinna selber jedoch noch einen Gewalthaber haben, so müsste mit diesem dieser Fall besprochen werden, denn auch eine Adoption in eine andere Gens könnte nur mit dessen Zustimmung erfolgen.
Mehr kann ich dir jetzt dazu nicht sagen, denn wie du siehst, hängt alles von der Tatsache ab, ob Petronia eine Ehe cum manu eingegangen ist bzw. wer nun im Endeffekt der pater familias über Petronia ist. Ich hoffe dennoch, daß ich euch - zumindest einigermaßen - helfen konnte. Sollten sich weiterhin Fragen ergeben, werde ich diese natürlich beantworten, so es in meiner Macht steht.
Vale bene,
M. Vinicius Hungaricus
Mei, mei, du lasst mich ja gar net richtig überlegen... schüttelte Hungi grinsend und halb laut scherzend den Kopf. Eigentlich hab ich ja schon quasi ein Officium in der Schola, das aber ist nur für Beratungen da, nicht für Vertretungen vor Gericht.
Nach ein paar Sekunden der Stille: Ja, gut, machen wirs.
Was willst denn gleich alles machen? Du mußt - wenn mir jetzt nichts anderes gesagt wird - nur 12 Jahre sein und wärst somit erwachsen. Sonst ändert sich ja nichts. Du bleibst weiter die Tochter deiner Mutter, unterstehst weiter der patria potestas (sofern du auch jetzt der unterstehst), die Sonne wird weiter scheinen und die Milch auch weiterhin sauer.
Das glaube ich nicht. Recht wurde im Gegensatz zu heute aus der Tradition erkannt und weitergebildet.