Beiträge von Marcus Vinicius Hungaricus

    Schon bei den ersten Sätzen hätte Hungi nur mehr Kopfschütteln können. Sieht den Weg, weiß aber net wo er war, aber vielleicht kann er sich noch an den Weg erinnern. Hungi wußte schon, warum Dillo nie außerhalb der Casa eingesetzt wurde. Aber er hörte sich ruhig weiter den Bericht an. Das, was er erzählte, klang fast wie der Traum eines jeden Mannes. Viele Frauen auf einem Haufen, nur zu seinem Vergnügen... definitiv zu schön, um wahr zu sein. Hungi schmunzelte.


    Ich hoffe wohl, daß du dich auch an das Gesicht dieser... Frau erinnerst?

    Einer der Vorteile Praefectus Praetorio zu sein war es, nicht vorher irgendeinen Beamten um eine Audienz ansuchen zu müssen, sondern quasi selber die Audienz anzusetzen. :D


    Und diesmal war es unumgänglich. Zu lange mußte schon Hungi auf diesen Tag warten, noch länger... nein, unmöglich. Es war Zeit dafür.

    Ah, dann hatte sich dieses Problem tatsächlich erledigt. Nur zu gut erinnerte sich Hungi noch an den Tag der Weinlieferung, an dem Victor ihn um einen Gefallen bat. Das war ein merkwürdiges Gespräch, wie aus einem Theaterstück. ;) Sehr komische Geschichte.


    Aha. sprach er so halb interessiert. Und hat sie schon jemand anderen in Aussicht? Ah, blöd formuliert. Nochmal. Ahm, ich meine, daß deine Schwester sich ja sicher nicht vor Verehrern retten kann, so hübsch wie die aussieht? Allerdings ein bissl komisch war die schon, damals auf der Feier in der Casa Valeria. Auf der anderen Seite war ja auch so ein Jüngling da, der auch so merkwürdig unterwegs war. Hungi wusste aber in dem Moment nicht, ob der Junge auch ein Valerier war oder ... na halt irgendwas anderes.

    Hungi schaute sich eingehend die Tafel an und stutzte. Er war kein besonders guter Raumdenker - nun ja, fürs Militärische hatte es gereicht, aber die Stadt war doch etwas anderes - und musste sich erst etwas zurechtfinden und sich das bildlich vorstellen. Schon oft war er am Forum Romanum gewesen, doch nie war ihm ein freier Platz aufgefallen. Doch als Macer was von Abrissarbeiten sprach, bemerkte Hungi seinen Denkfehler.


    Hm, und das geht sich aus? Also von der Länge des Ulpianums her?

    Das ist schön zu hören. Hungi lächelte seinem Klienten freundlich zu. Ich bin mir sicher, daß du der richtige Mann für diesen Posten bist. Und die Rostra... naja, bisher weiß ich noch nicht einmal gerüchteweise, wer kandidieren will, also hat das noch Zeit, nehme ich an.


    Ein Sklave hatte noch während Hungi sprach, etwas Wein und Wasser hereingeholt. Mißmutig ob dieser Verspätung blickte Hungi den Sklaven an, der sich gleich beeilte mit dem Einschenken. Das Haus brauchte eine strengere Führung, so dachte er, während er seinem Klienten einen Becher hinhielt.


    Du willst doch etwas Wein, nicht wahr? Doch er wartete die Antwort darauf nicht ab, sondern sprach weiter. Kommen wir zu etwas anderem. Sag, wie geht es eigentlich deiner Schwester? Hat sie noch Kontakt zu diesem Soldaten? Was war er nochmal? Optio?

    Als Dillo bei der Tür reinkam, fing Hungi endgültig an, am Verstand seiner Frau zu zweifeln. Den Idioten irgendwohin außerhalb der Casa zu schicken war eigentlich komplette Zeitverschwendung. Und wenn er von diesem Auftrag nicht zurückgekommen wäre, sogar absolute Geldverschwendung, denn Dillo war zwar dumm, aber eine gute Kraft, wenn man auch freilich seine Arbeit ein wenig überwachen mußte. Außerdem brauchte Hungi ihn noch für eine ganz andere Sache, aber daran dachte er jetzt im Moment nicht.


    Sicher. Warum nicht. sprach er tonlos. Er hatte große Lust darauf, den Sklaven danach auszupeitschen, aber das würde nichts bringen, der Sklave konnte ja nichts dafür. Ob er stattdessen die eigene Frau auspeitschen sollte? Doch diesen Gedanken verwarf er wieder, das würde ihre Stellung bei den Sklaven doch erheblich mindern und das mußte ebenso vermieden werden.


    Mit abweisendem Gesicht wartete er den Bericht des Sklaven ab.

    Adoptieren: Jemand begibt sich unter die Patria potestas eines anderen.


    Wenn sowas passiert: siehe die Namensregeln, die Florus gezeigt hat.


    Nein, Ausnahmen gibt es nicht und Möglichkeiten, das zu umgehen, auch nicht. ;)

    Hungi schüttelte entnervt den Kopf, wollte aber dazu nichts mehr sagen. Das große Vertrauen, das sie in ihn hatte, sprach für sich selber. Sicher besuchte er noch regelmäßig das Lupanar von seinem Bruder, warum auch nicht? Solch hübsche Sklavinnen und Lupas mußten einfach besucht werden, es wäre doch jammerschade, wenn die dort so dahinvegetierten, ohne daß ein Mann sie erblicken würde. Und warum sollte er auch nicht seine Sklavinnen für seine Bedürfnisse ausnutzen? Ob sie jetzt schufteten oder Liebesdienste verrichteten, im Endeffekt kam es sowieso ihm zugute. Immerhin war er der Herr im Haus. Appetit ja, aber blinde Völlerei? Definitiv nicht. Wieder schüttelte Hungi den Kopf. Das würde sie wohl nie verstehen.


    Er spürte wieder die Müdigkeit, die ihn eigentlich ins Bett zog. Doch daraus wurde nichts, denn ihr Nachsatz machte ihn zum zweitenmal wieder munter.


    Bitte, du hast was? Du hast einen Sklaven losgeschickt? Wen? Und vor allem: Wieso?

    Gegen den Willen unseres Kaisers sind wir alle machtlos. meinte Hungi trocken und stand auf. Langsam ging er aus dem Atrium hinaus, ein Wir werden sehen. aus seinem Barte murmelnd.


    In seinem Büro angekommen setzte er sich hin und dachte über den heutigen Besuch nach. Viel mußte bedacht werden, nicht nur die Chance, die sich durch ein solches Bündnis ergab, auch die Worte seiner Frau mußten überlegt und abgewägt werden. Einiges sprach dafür, einiges dagegen und eine Entscheidung zu treffen wird wohl eine schwierige Angelegenheit werden, die nicht an einem Tag - schon gar nicht an diesem - zu bewältigen sei.


    Noch immer gedankenverlorend griff er zu Stilus und Papyrus und schrieb einige Notizen auf. Er mußte sowieso demnächst eine Bibliothek besuchen, oder noch besser, er sollte sich Kopien anfertigen lassen von seinem Schreiber Xerox.

    Inzwischen hatte Hungi sich ausgelacht, die Erheiterung war nur von kurzer Dauer und die Stimmung in seinem Inneren sank bereits. Die Worte seiner Frau halfen dabei. Gründlich.


    Was verstehst du nicht? Daß ich mich sehr wohl unter Kontrolle haben kann und nicht gleich jedem Rock nachhänge? Daß ich ein Mann mit Verstand bin und mich nicht von meinem Trieben beherrschen lasse? Oder daß es auch Frauen gibt, die auf das Eine aus sein können?


    Er stand auf, ging an seinen Tisch und schenkte sich etwas Wein ein und dazu Wasser. Dann nahm er den Becher, drehte sich zu seiner Frau um und schaute sie gelassen, man konnte es sogar fast kalt nennen, an.


    Deine Meinung von mir mag nicht die höchste sein, aber ich bin kein hirnloser Idiot. In so einem Falle hätte ich einen meiner Männer losgeschickt und erkunden lassen, wer die Absenderin ist. Und dann hätte ich mir überlegt, was zu tun wäre. Entweder ist das hier ein kleines verträumtes Mädchen, das mal was gehört hatte und jetzt unbedingt ausprobieren will, oder eine unbefriedigte Ehefrau oder ein intrigantes Weib, das auf solch plumpe Weise irgendein Ziel erreichen will, welches auch immer.


    Soviel reden macht durstig, also genehmigte er sich einen Schluck.


    Oder es ist eine Falle. Wie auch immer.

    Aha, der Patron war wohl als Ratgeber gebraucht. Hungi überlegte, was wohl in einer solchen Situation das beste wäre. Doch lange nachdenken mußte er nicht, seine eigene Situation war ja jedesmal ähnlich.


    Du weißt ja, daß ich einer der Ratgeber des Imperators bin. Auch ich weiß oft nicht, welches Verhalten das wohl beste wäre. Soll ich ruhig sein, obwohl ich es besser weiß und den Kaiser nicht auf eventuelle Fehler hinweisen und im allerschlimmsten Fall das Wohl Roms und des Imperiums gefährden? Oder soll ich aufstehen, meine Meinung sagen und dabei mich durchaus der Gefahr aussetzen, daß ich nicht ganz heil mehr nach Hause komme? Ich versuche eine Balance aus beiden Richtungen zu finden. Und oftmals gelingt es mir nicht.


    Hungi mußte lächeln. So alt war er schon, daß er dem Nachwuchs Tips gab? Dabei war er doch noch gar nicht sooo erfahren... ;)


    Es ist keine Schande, bestehende schlechte Verhältnisse verbessern zu wollen. Allerdings solltest du immer bedenken, daß wenn man zuviel auf einmal will, es prinzipiell danebengeht. Also versuche, deine Ungeduld zu zügeln und mach nur einen Schritt nach dem anderen.

    Ah, sehr schön, das ging ja fix. Salve, Comes Octavius Detritus. grüßte er den Comes zurück. Ich nehme an, du hast dich gut vorbereitet? fragte Hungi schmunzelnd, wartete aber keine Antwort ab, sondern wies auf die Senatoren.


    Die Herren und Damen Senatoren hätten da einige Fragen zur Finanzierung, wie du ja schon weißt.

    Ich kann mich nur zu gut an die damalige Geschichte erinnern. Doch denkst du nicht, daß es eine Möglichkeit wäre, daß sie dann andere Frauen in Ruhe lassen würden, die ihren Dienst an Rom versehen?


    Er bewegte seinen Becher wieder so, als ob er den Wein darin schwenken wollte, bis er draufkam, daß gar nichts mehr drinnen war. Schnell stellte er den Becher zurück auf das Tablett.


    Es steht dir natürlich frei, dagegen zu sein, keine Frage. Ich werde dich auch zu keiner Position zwingen, die vollkommen konträr zu deiner eigenen ist. Doch sei gewiss, daß ich durch ein solches Bündnis - so es zustandekommt - mich auch dafür einsetzen werde, daß du nicht mehr das Ziel eines solchen Angriffes sein wirst.