Beiträge von Marcus Vinicius Hungaricus

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    Der Effekt der unterschiedlichen Stammbäume liegt im Moment im untersten Bereich, weil trotz unterschiedlicher Stammbäume die Gens immernoch als Kollektiv dargestellt wird, was bei den meisten ein familienähnliches Denken hervorruft.


    Eine Tatsache, die zu ändern ihr Spieler imstande seid.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Dives
    Ich wollt damit jetzt nichts lostreten... zumal ich an der Entscheidung hierüber keinen Anteil hatte.


    Mir ist nur der Thread irgendwie vor die Nase gefallen und ich hab gesehen, dass die beiden Gräber nicht im Tabularium verzeichnet sind.
    Daraus ergab sich dann diese Bitte, die nicht mehr und nicht weniger als eben solche ist... ;)


    Dann rede mal mit deinen Gens-Kollegen darüber. Für den Optio reicht ein kleines Grabmal, beim Centurio kann man schon schön langsam über ein mittleres reden. Wenn er euch das wert ist.

    Natürlich hatte die Ankunft der vinicischen Familie in der Stadt die Runde gemacht, das war klar, das gehörte ja zum guten Ton. Wenns nach Hungi gegangen wäre, hätten die Kenntnis der Umstände der Reise durchaus in Rom bleiben können, doch das war natürlich illusorisch und so hatten die Dorfratschen ordentlich was zum Schnattern.


    Die ersten Tage verbrachten sie mit dem Einleben und Einrichten... und mit dem Konsultieren verschiedener Ärzte. Zum einen laborierte der Verbannte an seinen Knie- und Rückenschmerzen, die ihm das Leben ordentlich schwer machten. Den Rücken würde man, so der griechische Arzt, der auf chirurgische Anwendungen spezialisiert war, mit ordentlich Massage, leichter Gymnastik und ein wenig Zeit wieder hinbekommen. Das Knie hingegen war hinüber, da hatte er zur Zeit nur die Wahl zwischen Schmerzen, dafür war ein leichtes Abbiegen möglich oder eine Operation und dafür ein steifes Knie auf immer. Er entschied sich fürs erste für die Schmerzen. Zum anderen - und das wog weit schlimmer - wollte sich der Zustand seines Sohnes nicht verbessern. Die Fieberschübe an Bord waren schon schlimm genug, an Land verstärkten sich diese hingegen so dramatisch, daß man schon mit dem Schlimmsten rechnete. Erst nach vielen Tagen war das Fieber überwunden, doch gesund war sein Sohn deswegen noch lange nicht.


    Nichts desto trotz hatte er Verpflichtungen zu erledigen. Ein Besuch bei den Stadtobersten musste absolviert werden, und das eigentlich nur, um auch offiziell zu zeigen, daß man da war - also eigentlich komplett unnütz. Zu seiner Überraschung ging der anwesende Duumvir, Nasennius Sulla, ganz freundlich mit ihm um. Es leben hier weit mehr Peregrini als römische Bürger und Rom sei weit weg und außerdem sei er, also Hungi, bei weitem nicht der erste Verbannte hier, wenngleich der bisher Höchstrangige. Er, also Nasennius, sehe daher keinen Grund, ihn deshalb zu auszugrenzen, und außerdem sei er ja der Schwiegersohn von Licinius und so weiter und so fort. Zudem sei das Leben hier ja auch ganz angenehm und sicher anders als in Rom oder sonst nördlich des Mare Nostrum. Lediglich die Berber neigen manchmal dazu, räuberisch einzufallen, deswegen sei auch die Cohors in Volubilis stationiert und patrouilliere entlang der Grenze. Und außerdem lade er bald zu einem kleinen Fest ein und würde sich freuen, wenn das vinicische Ehepaar kommen würden. Da musste Hungi natürlich zusagen, denn weder wollte er unhöflich sein noch wollte er größere Reibereien mit seiner Frau. Er würde zwar angegafft werden wie ein seltenes Viech, aber da musste er wohl durch.

    Als sie die Säulen des Herakles passiert hatten, stand Hungi mit seiner Frau an der Reling und genoss den Ausblick in die weite See. Obwohl sein Rücken und sein Knie irrsinnig schmerzten und obwohl man ihn aus seinem gewohnten Leben herausgerissen hatte, fühlte er sich in diesem Moment auf eine merkwürdige Art und Weise zugleich frei und unbedeutend. Der Ozean vor ihm war unendlich, das Meer so herrlich blau und die salzige Luft so erfrischend, daß er fast das Gefühl hatte zu schweben. So leicht ums Herz war es ihm gerade. In diesem Moment konnte er die Seefahrer verstehen, die fast ihr Leben auf den Planken verbrachten.


    Tingis, Zilis und Lixus... das waren jene drei Hafenstädte, die sie zur linken Hand ließen, bevor Sala erreicht wurde (Banasa liegt ja nicht an der Küste, sondern etwas im Landesinneren). Plinius der Ältere hatte Sala als eine Wüstenstadt bezeichnet, die von Elefanten bedroht sei. Naja, ganz so schlimm war es nicht, immerhin war dies eine römische Stadt mit schon vom Hafen aus sichtbarer Infrastruktur. Und wer wusste schon, ob der alte Plinius tatsächlich hier gewesen war. Die Reise war also fast zu Ende. Während seine Frau sich um alles kümmerte humpelte Hungi von Bord, seinen noch immer kranken Sohn, dessen Fieberschübe immer schlimmer wurden, auf dem Arm. Nicht lange danach war die Familie auf dem Weg zum Landgut des schon fast obszön reichen Senator Licinius.

    Die Säulen des Herakles... die Meerenge zwischen Hispania und dem afrikanischen Kontinent, das Tor zum weiten Wasser, das so schwer zu passieren war. Was Hungi nicht wusste und er sich vom Kapitän erklären ließ war, daß die Strömung ständig ostwärts erfolgte, also vom Atlantischen Ozean in das Mare Nostrum. Der Grund war der Höhenunterschied des Wassers. Der ehemalige Consul glaubte bereits, daß man ihm einen Bären aufbinden wollte, doch der Kapitän blieb bei seinen Ausführungen ernst und erklärte geduldig, daß dem so wäre, warum das so sei, wüsste er aber selber nicht. Aber es war Fakt, daß die Wasseroberfläche im Mare Nostrum niedriger lag als jene im Atlantischen Ozean. Zudem herrschten oft Westwinde und gegen den Wind kreuzen war nicht möglich. Zu diesem Zeitpunkt musste Hungis Gesicht wohl ein einziges Fragezeichen gewesen sein, denn er konnte sich nun beim besten Willen nicht vorstellen, wie man nun die Meerenge passieren konnte. In seiner Vorstellung war er schon so weit, das Schiff verlassen zu müssen und auf dem Landweg den letzten Rest der Reise antreten zu müssen. Der Kapitän winkte aber gleich ab und fuhr fort mit seiner Erklärung. Und so erfuhr Hungi über die Gegenströmung, die in der Tiefe in die entgegengesetzte Richtung floss. (Und das war übrigens der Zeitpunkt, wo Hungi komplett ausstieg. Das wurde ja immer abenteuerlicher.)


    Doch nur wenig später sollte er sowie seine Familie (minus Sohn, der noch immer krank im Bett lag) Zeuge sein, wie die Schiffe diese Gegenströmung ausnutzten. Treibanker wurden über Bord geworfen und durch den Druck, den diese Gegenströmung auf die Anker ausübte, waren die Schiffe in der Lage, das Mare Nostrum hinter sich zu lassen und in den Atlantik zu schippern.

    Irgendetwas musste sich sein Sohn eingefangen haben. Bei der Auffrischung des Vorrates in Carales waren seine Frau und seine Kinder an Land gegangen, um ein paar kleinere Besorgungen zu machen. Einkäufe, Nachrichten an Klienten und Freunde verschicken, das übliche eben. Jedoch kurz nach dem Ablegen klagte sein Sohn über Unwohlsein und schon in der Nacht opferte Calenus unfreiwillig dem Neptun. Da aber sonst nichts war, hielt man es für eine gewöhnliche Seekrankheit und kümmerte sich wenig um den Zustand des Jungen. Lediglich seine Frau war ständig am Bemuttern, er hingegen hatte so die Gelegenheit, sich ausführlich um seine Tochter Livilla zu kümmern, die zwar noch ein Kind, aber deren Körper schon langsam die Attribute einer Frau entwickelte. Unter normalen Umständen würde er Überlegungen anstellen und Gespräche führen, mit wem aus den oberen Zehntausend Roms er sie verheiraten konnte, um politische Bande zu knüpfen oder zu vertiefen. Unter normalen Umständen. Jetzt hingegen stand die Schande der Verbannung über seiner Familie.


    Die Tage an Bord vergingen langsam und ohne nennenswerte Auffälligkeiten. Die Städte an der nordafrikanischen Küste tauchten am Horizont auf und verschwanden bald darauf wieder. Er konnte sie nicht einmal benennen, so daß seine wissbegierige Tochter immer den Kapitän befragte. Manchmal erzählte dieser ihr auch Geschichten von seinen Erlebnissen in den Häfen, den Göttern sei Dank behielt er die schmutzigsten Details für sich. Er erzählte ihr auch so schon genug Unsinn. Irgendwann einmal kam dann der Kapitän zu ihm und erzählte ihm, daß sie in zwei Tagen die Säulen des Herakles erreichen, die Meerenge zwischen Hispania und Mauretania.

    Von Ostia aus nutzte man den Wind Richtung Westen und steuerte Sardinia an, dort ließ man die Insel zur rechten Seite und segelte Richtung Süden entlag der sardinischen Küste. In Carales, der Hauptstadt der Insel, wurde ein Stop eingelegt um einen allzu starken Wind auszuweichen und nebenbei die Vorräte aufzufüllen. Als die Winde günstiger wehten, wurde das Schiff wieder in Bewegung gesetzt, Kurs Richtung Hippo Regius, ab dort wollte man entlang der nordafrikanischen Küste segeln.


    Die Fahrt selbst war für die Jahreszeit bemerkenswert ruhig. Sieht man von seiner generellen Aversion gegen Wasser ab, hatte der ehemalige Consular und Senator keinen Grund gehabt, sich zu beklagen. Was er auch nicht tat, denn er hatte weit andere Sorgen. Zum einen befanden sich die schwierigsten Gewässer vor der mauretanischen Küste, zum anderen hatte er keine Ahnung über den Verbleib seines Bruders. Materiell hatte er nichts zu befürchten, aus ihm unerklärlichen Gründen stand seine Frau weiter zu ihm und dank des Reichtums seines Schwiegervaters würden sie auch beleibe nicht in Armut leben. Es schmeckte ihm zwar nicht, daß er nun ausgehalten wurde, allerdings konnte er nichts daran ändern. Seine Frau schien seine Gedanken lesen zu können, denn sie meinte eines Abends zu ihm, daß er nun in Ruhe seine Studien fortsetzen und generell nun tun und lassen könne, was er wollte. Ohne den politischen Hickhack. Aber wenn man an diesen Hickhack gewöhnt war und sein Leben darum ausgerichtet hatte, dann nutzten auch noch so gute Zureden wenig.


    Doch fürs erste musste er sich ohnehin von der Folter erholen. Abgesehen von den Quetschungen und Prellungen konnte er sein linkes Bein kaum abbiegen und sein Rücken brachte ihn fast um. In der Beziehung war es gut, daß sie auf dem Seeweg reisten und daß sein Sohn seit Carales kränkelte und ihn daher körperlich nicht fordern konnte.

    Die Reise in der Kutsche war wie erwartet beschwerlich gewesen. Wie froh war er, als er endlich aussteigen und seine geschundenen Glieder frei bewegen konnte. Und wie froh erst, als er seine Familie sah und in den Arm nehmen konnte. Der Vescularier glaubte, daß Hungi ohne Familie im Exil leben musste? Er lag damit so falsch.


    Die Prätorianer übergaben den Gefangenen an den Kapitän und damit auf eine (wie Hungi es empfand) perverse Art und Weise in die Freiheit. Auch Frau und Kinder samt Gepäck kamen auf das Schiff und nach wenigen Stunden legte das Schiff Richtung Süden ab, da man entlang der nordafrikanischen Küste segeln wollte. Schon bald war das italische Festland nicht mehr zu sehen und in wenigen Tagen würde - so Neptun es wollte - das Schiff in Sala anlegen.

    [Blockierte Grafik: http://img18.imageshack.us/img18/2550/liciniaminor.jpg]


    Vernünftige Frauen hätten sich öffentlichkeitswirksam getrennt. Eine Ehe mit einem verurteilten Hochverräter aufrecht zu erhalten, der noch dazu allem Einfluss, allem Geld und sogar dem Bürgerrecht beraubt wurde - ein Skandal.


    Licinia Minor dachte hier ein bißchen anders. Nach der Veröffentlichung des Urteils entschied sie sich, spontan eine Reise zu tätigen und sich um die Güter ihres Vaters in Nordafrika zu kümmern. Ihrem Vater gegenüber gab sie als Grund an, daß die Verwalter allesamt faule und korrupte Idioten wären, die das Geld in die eigene Tasche wirtschaften würden. Natürlich war dies vorgeschoben und ihr Vater, der Senator Licinius, wusste das selbstverständlich, denn er war auch nicht dumm. Dennoch stimmte er ihrem Wunsch zu.


    Und so war Licinia Minor den ganzen Tag damit beschäftigt, ihre Abreise zu koordinieren, und das so schnell als nur möglich. Kind und Kegel musste zusammengepackt werden, Nachrichten an Freunde und Verwandte verschickt, Klienten und Geschäftspartner verständigt, so dass zumindest die schlimmsten pekuniären Nachteile vermieden werden sollten. Natürlich würde ihr Vater sich auch darum kümmern, aber für ihn waren die Zeiten politisch gesehen auch alles andere als rosig.


    Und sie hatte so wenig Zeit. Dank eines Prätorianers, der ihrem Mann noch aus dessen Zeit als Praefectus Praetorio verbunden war, hatte sie vom genauen Ablauf der Deportation erfahren und konnte auf diese Weise etliche Vorbereitungen treffen, wie zum Beispiel den Kapitän ordentlich entlohnen für seine Mühen, für das Ehepaar samt Kinder passende Kajüten zur Verfügung zu stellen und ähnliches mehr. Und so stand sie zur rechten Zeit beim richtigen Schiff und erwartete die Ankunft ihres Mannes.

    Man würde ihn gleich nach Ostia bringen, auf ein Schiff, der ihn sodann nach Mauretania Tingitana bringen sollte. Nicht einmal kurz nach Hause konnte er, sich umkleiden, seine Sachen zusammenpacken, das Nötigste mitnehmen. Er vermutete sogar, daß er für seine Überfahrt rudern musste wie ein Galeerensklave. Nach dem, was er bisher erlebt hatte, musste er sogar davon ausgehen. Und dann stand der Tyrann sogar noch da und verhöhnte ihn. Wie edelmütig und in hohem Maße nobel-römisch wäre es gewesen, wenn Hungi nichts erwidert und ihn einfach ignoriert hätte. Und wie verständlich (und für die Anwesenden zweifelsohne unterhaltsam) wenn er den Vescularier verflucht und beschimpft hätte. Das nun wollte er nicht, aber Schweigen wäre völlig diametral zu seinem Charakter gewesen.


    Also rief er ein Solange ich dich nie mehr sehen muß, Vescularius, sehr gerne! zurück, dann kletterte er (wegen der Folter mühevoll) in die Kutsche hinein, die ihn zum Hafen Ostias bringen würde. Schon diese eigentlich nicht lange Strecke würde ihn peinigen, denn eigentlich brauchte er Erholung und ein sanftes Bett und kein rumpelndes Vehikel.

    Tjo... sicher, daß die Email-Adresse stimmt? Ansonsten kann ich nur raten, bis morgen zu warten, vielleicht taucht sie noch auf, andernfalls uns eine andere Adresse bekanntzugeben (das aber um Himmels willen nicht öffentlich).

    Als man ihm sein Urteil verkündet hatte, glaubte er seinen Ohren nicht zu trauen. Hätte er Erleichterung spüren sollen, weil er dem Tode entronnen war? Vielleicht. Aber Exil mit Aberkennung aller Rechte als Senator und sogar als römischer Bürger und von nun an einen Status als Peregrinus innezuhaben, das kommt einem gestandenen Römer der Oberschicht ja wie ein Todesurteil vor. Dass er von nun an in einer der entferntesten Provinzen leben soll, einer Provinz, von der er so gar nichts wusste, das war nur noch das Tüpfelchen auf dem I.


    Es war bewölkt, als die Prätorianer ihn aus der Zelle abholten und nach draußen geleiteten. Das war gut für seine Augen, denn die mussten sich nach der Haft erst wieder an die Helligkeit gewöhnen. Seine Kleidung war dreckig und ein wenig verschlissen, seine Haare unordentlich, sein Bart ungepflegt, jedoch relativ sauber, da man ihm zuvor einen Kübel mit Wasser zum Waschen gegeben hatte. Ebenso hatte die Folter seine Spuren hinterlassen, er ging etwas gebeugt und zog sein linkes Bein etwas nach. Ein Fremder würde wohl kaum einen ehemaligen Senator in ihm erblicken.