Beiträge von Marcus Vinicius Hungaricus

    Salve Decurio. Steh bequem. grüßte der Legat zurück. Er legte ein paar Berichte auf die eine Seite seines Schreibtisches, dann lehnte er sich in seinem Sessel zurück und widmete sich dem Decurio.


    Meine Offiziere haben mir von deiner Erhebung in den Ritterstand berichtet. Glückwunsch, Eques. begann er. Weiters haben sie mich darauf hingewiesen, daß deine Dienstzeit bald abgelaufen sein wird. Sag, Decurio, was hast du danach vor? Viele Soldaten blieben bekanntlich dem Militär verbunden. Oftmals übten sie im zivilen Leben jenen Handwerksberuf aus, den sie während ihrer Militärzeit erlernten und praktizierten und verblieben in der Stadt oder der Lagervorstadt, zusammen mit Frau und Kindern. Oder sie gingen zurück in ihre Heimat, wo auch immer die war.

    Der Scriba ließ sich vom Erscheinungsbild des Decurios nicht einschüchtern. Warum auch? Es liefen ja einige von diesem Typ im Castellum herum. Und außerdem war sein Chef _der_ Chef hier. Der Scriba nickte daher, ging ins Officium seines Chefs und ein paar Augenblicke später wieder hinaus.


    Der Legat lässt bitten. sagte der Scriba und wies ihm - etwas überflüssigerweise, denn der Decurio war ja nicht strohdumm - den Weg mit seiner Rechten.

    Nach seiner Rundreise standen auch im Castellum der Legio II einige Dinge an, die während der Abwesenheit des Legaten liegengelassen wurden. Daher hatte er seine Stabsoffiziere versammelt, die den Legaten auf den neuesten Stand der Dinge brachten. Das meiste waren eher Routineangelegenheiten, die schnell abgehandelt wurden, wie Dienstpläne, Kontrollrouten und kleinere Übungen, damit die Männer das Kriegshandwerk nicht verlernten. In Friedenszeiten waren die Soldaten ja auch mehr mit Tätigkeiten beschäftigt, die nicht unbedingt in erster Linie zum Handwerk eines Soldaten gehörten. Seine Stabsoffiziere hatten ihn jedoch auch von anstehenden Personalentscheidungen unterrichtet und ihn auf etwas hingewiesen, das er nach der Besprechung nun ebenso erledigen wollte.


    Daher sagte er zu seinem Scriba: Der Decurio Terentius Primus soll bei mir erscheinen. Brav, wie der Scriba nun einmal war, gab er diese Meldung auch prompt weiter.

    Hmm... antwortete der Legat als erstes. Krankheiten konnte er naturgemäß weniger brauchen. Sicher sah er sich und seine Familie gut geschützt dank der guten Versorgung was Kulinarik und Medizin anging, doch dachte er an die Finanzen der Stadt und der Provinz, die durch eine Seuche unweigerlich vermindert wurde. Und es wäre nicht das erste Mal, wenn eine solch prekäre Situation von kriminellen Subjekten ausgenutzt würde, seien sie von innerhalb oder von außerhalb der Provinz.


    Gut, er soll kommen und mir berichten. entschied er daher. So, wenn ich jetzt noch die Stunde Zeit habe, werde ich mein Frühstück zu mir nehmen. Irgend etwas sagt mir, daß ich dieses jetzt gut gebrauchen kann. Und damit war nicht sein leerer Magen gemeint.

    Mit Zufriedenheit in seinem Innersten hörte er seinen Audienzplan für heute. Gleichzeitig würde das bedeuten, daß das Arbeitsausmaß stetig steigen würde, was allerdings vorauszusehen war. Nana, Duccius, nicht so abfällig sprechen. Das sind ja immerhin keine unwichtigen Leute. Sollen sie also ihren Bericht persönlich vorbringen, immerhin erwarte ich ja sowas auch von ihnen. schalt er halbernst seinen Magister Officiorum. Gracilis... übertreibt er oder ist seine Sorge berechtigt? Wie war die Lage in den vorigen Jahren? Es war immerhin sein erster Winter in Germania. Von seiner Kindheit in Pannonien war er zwar den Schnee gewöhnt und die dazugehörige Schmelze, doch spielte sich in seiner Gegend alles in einem überschaubaren Rahmen ab - soweit er sich erinnerte, denn das war nun auch schon etliche Jährchen her.

    Der Legat war ungemein schlecht gelaunt. Seine Tochter ähnelte in ihrem Temperament dem Vater, seine Frau beschwerte sich darüber, daß er sie so lange allein gelassen hatte und daß er sie vernachlässigte und zeterte auch sonst noch länger herum und zu allem Überdruss war die Nacht unglaublich kurz gewesen. Alles in allem keine Stimmungsaufheller. Daher knurrte er ein Morgen. in Richtung Duccius, nahm die Briefe, las nicht lange durch und unterschrieb sowie siegelte gleich.




    Ad:
    Faustus Octavius Macer
    Casa Octavia
    Roma - Provincia Italia


    Salve Decemvir Faustus Octavius,


    ich danke dir für deine Anteilnahme und möchte das Erbe meines verstorbenen Verwandten Vinicius Sabinus annehmen. Dein Brief erreichte mich allerdings nicht rechtzeitig, da wir uns auf einer längeren Reise durch die Provinz Germania befanden, weshalb uns der Postverkehr nur eingeschränkt zugänglich war. Ich bitte dich, mir mitzuteilen, ob die Annahme des Erbes dennoch möglich ist.


    Winterliche Grüße aus Mogontiacum


    In Erwartung deiner Antwort verbleibe ich mit bestem Dank.


    M. Vinicius Hungaricus


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    Marcus Vinicius Hungaricus - Legatus Augusti pro Praetore - Provincia Germania





    Ad:
    Lucius Iunius Silanus
    Administratio Imperatoris
    Roma - Italia


    Salve Procurator ab epistulis Lucius Iunius Silanus,


    mich haben Gerüchte über eine Versetzung des Praefectus Alae II Numidiae in spe Appius Terentius Cyprianus erreicht. Er soll angeblich nun zum Praefectus Aegypti ernannt worden sein.


    Diese Gerüchte sind in der neuesten Ausgabe der Acta Diurna überdies bestätigt worden. Ist ein Ersatz für den Posten bereits gefunden und auf dem Weg nach Confluentes?


    Ich bitte dringend um Klärung dieser Umstände von offizieller Seite der Kanzlei und würde mich über zeitnahe Antwort freuen, da die Ala II Numidia seit deiner Versetzung noch immer ohne ausreichend qualifizierten Kommandanten ausharren muss.


    Winterliche Grüße aus Mogontiacum


    In Erwartung deiner Antwort verbleibe ich mit bestem Dank.


    M. Vinicius Hungaricus


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    Marcus Vinicius Hungaricus - Legatus Augusti pro Praetore - Provincia Germania


    Während des Lesens war ihm noch aufgefallen, daß es wohl gut war, daß er seine Untergebenen hatte, denn er hätte die Briefe ganz anders, weit weniger höflich, formuliert. Die Briefe gab er dann seinem Magister Officiorum zurück. Stehen für heute irgendwelche Aktivitäten an?

    Ja, die Patria Potestas nimmt das System manchmal falsch an, das wissen wir, nur denken wir meist nicht daran. :D


    Nur kann man die Patria Potestas nicht ummünzen, die beiden Damen sind sui iuris, das kann nur mehr durch Adoption oder Ehen cum manu (böse!) geändert werden. Mit der Tutelschaft hat das allerdings nichts zu tun, der (ältere) Bruder kann also Tutor seiner Schwestern sein.

    Es gab keine weiteren Anordnungen von der Seite des Legaten, zu sehr war er im Hinterkopf mit zwei Dingen beschäfigt: dem Tod seines Neffen und gleichzeitig der Wunsch nach dem heißen Bad, welches er ja bereits angeordnet hatte.


    Das wäre alles. Die Briefe möchte ich morgen ausgefertigt hier haben, ansonsten entlasse ich dich für heute. Ebenso jene, die mich auf der Reise begleitet haben. Mit diesen Worten entließ er seinen Magister Officiorum und blieb danach noch einige Augenblicke sitzen, in welchen er seinen Becher leerte und an seinen verstorbenen Neffen dachte. Dann verließ er sein Büro, nahm sein Bad und widmete sich seiner Familie.

    Gemütlich in seinem Stuhl sitzend, hörte er sich den Bericht des Ducciers an. Der Name Tremellius Bibaculus sagte ihm nichts, aber wenn dieser schon im Ruhestand war, war das auch nichts außergewöhnliches. Lass einen Brief vorbereiten, in welchem den Angehörigen des Tremellius meine Anteilnahme ausgedrückt wird. war daher seine erste Anordnung. Der Zusammenstoß in CCAA interessierte ihn überhaupt nicht, das mit dem Praefectus Alae schon mehr.


    Die in Rom haben auch keinen Überblick mehr! echauffierte sich der LAPP. Soll ich mich denn auch noch darum kümmern? Lass da auch einen Brief vorbereiten und frage mal an, wann wir denn gnädigstens mit einem Praefectus Alae rechnen können. Nächster Punkt. Wer ist dieser Fabius Vibulanus und was will er?


    Dann ließ er sich die Briefe geben. Einladung zur Cena geht in Ordnung... Viehsterben... na das seh ich mir später an... Dann las er den Brief des Decemvirs. Er atmete hörbar aus, hielt ein paar Momente inne, dann gab er den Brief an den Duccier. Auch hier einen Brief vorbereiten. Der Brief hat mich aufgrund meiner Pflichten nicht rechtzeitig erreicht, ob ich auch jetzt noch annehmen kann.

    Ich bin noch immer nicht gesund, gleichwohl es mir schon besser geht. Lange Sitzungen im IR sind aber noch nicht möglich und außerdem hab ich einen Lernrückstand aufzuholen. Und als nächste Ausrede kommt auch noch Weihnachten. :D


    Der langen Rede kurzer Sinn: Ich bin wenig bis gar nicht da und wünsch euch schon mal frohe Weihnachten.

    In Ermangelung eines diensthabenden Praefectus Alae erging aus dem Büro des LAPP folgende Promotio:


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    FAUSTUS MENECRATES


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM V ID DEC DCCCLIX A.U.C.
    (9.12.2009/106 n.Chr.)
    .


    ZUM
    PROBATUS - ALA II NUMIDIA


    Marcus Vinicius Hungaricus

    Die erste Anordnung, die der zurückgekehrte Legat tätigte, war die Verständigung seiner Frau von seiner Ankunft. Die zweite war die Order nach einem Becher heißen Mulsums. Die dritte nach einem Bade, die man vorbereiten sollte. Nachdem er seine Frau und seine Tochter ausgiebig begrüßt und ihnen kleine Geschenke von seiner Reise überbracht hatte, wollte er noch die dringendsten Angelegenheiten in der Regia erledigen, bevor er sich zu seinem wohlverdienten Bad zurückzuziehen gedachte. Daher entließ er seinen Tross noch nicht, nur die Turmae, die ihn begleitet hatten, durften ins Castellum zurückkehren mit der Bewilligung auf einen freien Tag. Die Scribae hingegen mußten ihn noch begleiten, ebenso der Magister Officiorum, denen er nur soviel Zeit zugedachte, sich einen Überblick über die anfallende Post anzueignen und das Wichtigste auszusortieren, die dem Legaten vorgelegt werden sollten.


    Endlich zu Hause. murmelte er in seinem Officium. Also Duccius... wandte er sich an seinen Magister Officiorum. ... was hat sich in der Zwischenzeit getan?

    Als nächste Reisestation war Durocortorum vorgesehen. Auf den befestigten Straßen durch Germania Inferior und Belgica war das Reisen nicht gar so strapaziös wie bei Trampelpfaden, dennoch empfand der Legat die Tour mehr und mehr als Strapaze. Der Herbst zeigte sich an diesen Tagen von seiner unangenehmen Seite: es war kalt und als wäre das noch nicht genug gesellte sich noch Regen hinzu. Hungi in der Reisekutsche hatte es natürlich trocken, dennoch zog sich die naßkalte Luft durch die Kutsche hindurch. Ihm fröstelte und die synthesis, die er lieber trug als die formelle Toga, wurde während dieser Fahrt auch als Decke mißbraucht. Warm halten war die Devise und er merkte, wie sehr er doch durch die warme Luft Roms und die Gemütlichkeit seiner Residenzen, sowohl in Rom als auch in Mogontiacum, verwöhnt war. Oder es war das Alter, das sich immer mehr bemerkbar machte, denn zu den Jüngsten gehörte er nicht mehr. Er hasste das Reisen.


    Der Empfang in Durocortorum war dem Wetter angemessen. Das lag nicht am ansässigen Stadtrat, denn der bemühte sich durchaus um die gewissen Annehmlichkeiten, die einer solch hochstehenden Persönlichkeit wie einem Legatus Augusti pro Praetore zustanden. Es lag eher an den Begleitumständen, denn in der Umgebung Durocortorums war eine Seuche ausgebrochen und Elend hatte die dort ansässige Bevölkerung im wahrsten Sinne des Wortes kalt erwischt. Vorsichtsmaßnahmen wurden getroffen, damit die Seuche sich nicht in die Stadt ausbreitete, doch im Endeffekt bedeutete dies nur, daß die dortigen Wachen Gesichtskontrollen durchführten und diverse Subjekte gar nicht in die Stadt ließen. Germania, das ruhige und prosperierende Land. Pah! Nicht hier in Belgica. Auf die Lage angesprochen zeigte sich der Stadtrat leicht verzweifelt. So richtig wußten die auch nicht, wie man dem hier Herr werden sollte und der Legat versprach, Gelder bereitzustellen, damit die dortige Bevölkerung mit den Nötigen versorgt werden konnte um zunächst einmal den Winter zu überstehen. Etwas zu freigiebig, wie er im Nachhinein selber feststellte, doch er war durch sein Wort gebunden und gab seinem Magister Officiorum die Anordnung, entsprechende Schritte vorzubereiten.


    Tags darauf (an einen längeren Aufenthalt war unter diesen Umständen nicht zu denken) verließ der Legat mit seinem Tross Durocortorum gen Argentoratum. Es nieselte zwei Tage, dann klarte es auf und die Sonne schien wieder. Durch den niedrigeren Sonnenstand blendete diese nach der Mittagszeit viel früher als zur Sommerzeit und der Legat war wieder einmal froh, nicht auf dem Pferd zu sitzen und sich über die Meilen zu quälen. Argentoratum selber war wenig spektakulär, sowohl die Stadt selbst als auch die Besichtigung der dortigen Legio VIII Augusta und so bereisten sie als letzte Station Augusta Vindelicorum (wie Argentoratum wenig aufregend was Politik und militärische Lage betraf), bevor sie nun endlich, endlich die Reise zurück nach Mogontiacum antreten konnten. Diese letzte Reise sollte sich jedoch weitaus angenehmer gestalten, denn statt der Reisekutsche bzw den Pferden wurden Schiffe genommen. Schneller und bequemer, das waren die schlagenden Argumente, wenngleich Hungi dem Wasser nie wirklich traute und vor dem Betreten des Schiffs den Flußgöttern ein Opfer darbrachte. Sicher war sicher und er wusste, daß er trotz seiner (durchschnittlichen) Schwimmkünste im kalten Wasser nur kurz überleben konnte.


    Doch die Reisegesellschaft hatte Glück, die Götter meinten es gut mit ihnen. Der Legat atmete hörbar aus, als der Hafen Mogontiacums in Sichtweite kam und sie bald anlegen konnten. Und wie erleichtert war er, als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte, einerseits weil er das Schiff verließ, andererseits weil nun die Rundreise endlich zu ihrem Ende gelangt war. Nur mehr eine wirklich sehr kurze Strecke vom Hafen zur Regia, dann war es geschafft und sie waren zurück am Ziel.

    Nach der Besichtigung des Castellums der Ala und dem darauf folgenden üppigen Mahl mit inkludierter kleiner Theatervorstellung begab sich der Legat zur Bettruhe bei einem der beiden Duumviri von Confluentes. Ein Übernachten auf dem Feld bei seinem Tross kam nicht in Frage, das hatten die Duumviri schon verhindert. Er hatte keine Ahnung, nach welchem System seine Übernachtung ausgemacht wurde, möglicherweise wurde auch darüber spekuliert, daß der Legat länger in Confluentes weilen sollte. Doch Berichte und Besprechungen waren vergleichsweise kurz abgehandelt, was auch an der Nähe der Stadt Confluentes zu Mogontiacum lag - wenn es etwas gab, konnte man den anderen schnell erreichen.


    Am nächsten Tag stand Bonna am Programm. Auch hier hörte er sich nur Berichte an und führte kurze Besprechungen, auch wenn der inoffizielle Stadtvater Opsius Atimetus, dessen Sohn Murcus gerade das Amt eines Duumvirs ausübte, den Legaten dazu drängte, noch länger hier zu verweilen und schon fast beleidigt war, daß er, der Legat, nicht konnte. Es lief im Endeffekt darauf hinaus, daß Opsius eingeladen wurde zu einem Fest, den der Legat kurz vor den Saturnalien zu halten gedachte.


    Die nächste Station war CCAA (selbst Hungi mochte lieber die Abkürzung als den elendslangen Namen) mit der ruhmreichen Legio IX, die früher in Hispania stationiert war. Hier erzählte man ihm (endlich) von größeren und kleineren Problemen, die die Stadt plagten. Frisches Trinkwasser war durch die Wasserleitungen gewährleistet, doch die Instandhaltung der Leitungen wie den Zisternen war sehr kostspielig und der Ordo Decurionum der Stadt erhoffte sich nun vom Legaten eine gewisse finanzielle Spritze. Dies war nun eine Überraschung für den Legaten, denn die Männer des hiesigen Ordos machten auf ihn nicht den Eindruck, als würden sie unter pekuniärer Armut leiden. Dementsprechend verschnupft antwortete er ihnen, daß es zuerst die Pflicht des Ordos sei, die Zahlungen zu gewährleisten, bevor es die Provinz tun sollte. In weiterer Folge war die Stimmung etwas gekühlt, weshalb er recht froh war, die Legio IX zu besichtigen, wo man ihm von diversen Räuberbanden und derzeitigen Straßenbauprojekten erzählte. Also im Prinzip etwas, was ohnehin zum täglichen Brot eines römischen Soldaten gehörte.