Beiträge von Marcus Vinicius Hungaricus

    Wirklich überrascht war Hungi beim Bericht des Acta-Korrespondenten nicht. Korruption und Ämtervergabe nach Bekanntschaftsgrad (und nicht nach Qualifikation) und eingesetzten Finanzierungsmitteln ist ja nicht gerade etwas, was als selten im Römischen Reich galt. Und solange niemand wirklich zu Schaden kam, war es einfach etwas, was man hinnahm. Allerdings achtete man in den meisten Fällen drauf, daß es nicht allzu offensichtlich war. Insofern wunderte ihn das Verhalten des Proconsuls bei der Auszeichnungsvergabe und das des vorigen Comes kurz vor der vermeintlichen Tötung des Acta-Korrespondenten.


    Von welchen Taten hat der ehemalige Comes da gesprochen? Nur über die Geschehnisse in der Curia oder auch von anderen Dingen? Die Curia selber war ihm egal, wenn sie ihm auf den Nerv ginge, würde er sie einfach auflösen und neu besetzen. Aber eventuelle andere Stätten der Taten des vorigen Comes... das wäre schon viel interessanter.

    2 Sachen:


    1. Bitte mir die PNs auch weiterleiten, weil ich schon alleine aus pädagogischen Gründen wissen möchte, wie man das oben noch einfacher erklären kann.


    2. Hier wie immer der Hinweis, man möge bitte nur urheberrechtlich unbedenkliche Bilder reinstellen. Wer das nicht kann, solls lieber gar nicht machen.

    Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten... Hungi konnte es nicht, geschweige denn wissen, was der Korrespondent so dachte. Zum Glück für den Acta-Menschen, denn hätte Hungi gewußt, welche blutlüsternen Visionen sein Besucher in Bezug auf seinen Klienten hegte, hätte er ihn achtkant aus dem Haus werfen lassen. Mindestens. Vermutlich noch ein paar Dinge mehr angestellt. Höchstwahrscheinlich. Oder er hätte darüber gelacht.


    Wie dem auch gewesen wäre, denn Hungi wusste ja nichts, sondern konnte dem Korrespondenten nur beim Denken zuschauen. Und das sogar ziemlich lange, denn anscheinend hatte der junge Mann nicht nur im Gesicht etliche Blessuren davongetragen, auch dessen Geist dürfte wohl etwas abgekriegt haben. Als der Korrespondent endlich seinen Mund geöffnet und etwas gesagt hatte, seufzte Hungi leise und innerlich auf. Er hatte es geahnt.


    Dann würde ich sagen, befriedigen wir zuerst meine Neugierde. Also sprich, was hast du mir zu erzählen?

    Wenn er nicht schon vorher die Stirn gerunzelt hätte, wäre jetzt der ideale Zeitpunkt dafür. Der Comes hat vor einigen Tagen seinen Rücktritt eingereicht. Ich habe ihn seitdem nicht mehr gesehen. antwortete er oberflächlich gelassen, während er sich auf eine der zahlreichen Sitzgelegenheiten platzierte. Irgendwie ahnte er, daß dieser Besuch Unangenehmes zu Tage bringen würde.


    Setz dich. sagte er daher und wies mit der Hand auf den Sitz gleich gegenüber von ihm. Was gibt es Neues aus Rom? Für ihn bestand - noch - kein Grund, unhöflich zu werden und den Gast daher sofort nach seinem Begehr zu fragen. Wenn es etwas dringendes sein sollte, würde der Korrespondent schon von sich aus damit anfangen.

    Es dauerte seine Zeit, bis sich der Proconsul bequemte, ins Atrium zu kommen. Jemanden warten zu lassen, galt ja in manchen Kreisen als vornehm, und zudem war ihm der Name des Besuchers nicht einmal im entferntesten geläufig. Daher ließ er sich gemütlich Zeit, bis er mit Hilfe seiner Sklavinnen seine synthesis angelegt hatte und begab sich erst dann ohne Hast ins Atrium.


    Salve. grüßte er den Besucher. Du wolltest mich sprechen? Erst dann bemerkte er den Zustand des Gastes und runzelte die Stirn. Ich hatte einen Korrespondenten der Acta erwartet und keinen Olympia-Teilnehmer des Pankration. sagte er trocken.

    Ausgezeichnet. antwortete Hungi und nagte die Keule ab um auch den Rest des köstlichen Fleisches nicht unnütz wegzuwerfen. Dann wirst du mich ab morgen begleiten. Wein! rief er halblaut zum Sklaven, der ihm den Becher nachfüllen sollte.


    Außerdem werde ich dich zum Beisitzer in der Curia Provincialis machen. Ich werde demnächst eine Reise zu den Comites von Baetica und Lusitania machen, da wäre es gut, wenn du den Gang in der Curia überwachst.

    Und Hungi hatte den Tabellarius schon so gut wie vergessen. Zuerst kontrollierte er von jedem Pferd das Gebiss, dann winkte er einen der Sklaven zu sich und gab ihm den Befehl, die Rösser in die Stallungen zu bringen. Auf dem Weg nach drinnen überlegte er sogar ein paar Momente, was er mit diesen Pferden wohl am besten anstellen konnte. Vielleicht war eine Quadriga möglich, aber dafür sollte er erst mit einem kundigen Fachmann darüber sprechen.

    Kein Brief also, nur diese Worte. Na wenigstens wurde er irgendwo seinem Namen gerecht. Jetzt war es an ihm zu schmunzeln. In Ordnung. Warte hier, ich gebe dir ein Antwortschreiben mit. sagte, eigentlich befahl er es mehr, der neue Proconsul zum Tabellarius und ging in die Villa zurück. Drinnen verlangte er fix nach seinem Schreibsklaven, der ihm den Brief aufsetzen sollte. Nach etlichen Augenblicken kehrte er wieder vor die Türe.


    Hier. Bring das zum Legatus Augusti.


    An Medicus Germanicus Avarus
    Legatus Augusti cursu publico


    Salve alter Freund,


    ich möchte dir auf diesem Wege herzlich für dein Geschenk danken, du kannst dir sicher sein, daß diese außerordentlich schönen Exemplare bei mir keinen Mangel zu leiden haben. Wenn du eines Tages etwas von mir benötigst, zögere nicht, mich zu verständigen.
    Ich hoffe außerdem, daß deine Frau ihre Niederkunft gut überstanden hat und du Vater eines prächtigen Sohnes geworden bist.


    Vale bene,


    M. Vinicius Hungaricus


    Und das hier soll deine Mühen entschädigen. Mit diesen Worten gab er ihm einen kleinen Beutel.


    Sim-Off:

    Wisim an Cursus Publicus.

    Von Avarus? fragte Hungi etwas ungläubig und schaute danach ebenso ungläubig zu den Pferden. Zehn Rösser waren nicht gerade ein bescheidenes Geschenk, so daß Hungi im ersten Moment doch schon sprachlos war. Er überbrückte dies, indem er sich den Pferden näherte und einem von ihnen Kopf und Hals tätschelte. Entweder wird er verschwenderisch auf seine alten Tage, oder Lucilla hat einen freigiebigen Einfluß auf ihn. murmelte er leise in seinen Bart. Hat er ein Schreiben mitgegeben? fragte er dann den Tabellarius.

    Die Hand ignorierte er, was zum einen noch immer mit seinem Ärger zusammenhing, zum anderen mit dem Namen, den der Eintretende nannte. Da klingelte etwas in seinem Gedächtnis und er suchte nach einer Liste, auf welcher die Namen der Beamten verzeichnet waren.


    Didius Sevycius... Didius Sevycius... Nach etwas Herumkramen fand er das gesuchte Papierstück. Der Procurator Aquarum. Setz dich. befahl er dem Didius.. Wenigstens hatte dein nett gesagt formloses Eindringen etwas Gutes, ich erspare mir das Rufen nach dir.

    Viele Augenblicke später erschien der Proconsul an der Porta. Vom Ianitor hatte er schon von den Pferden erfahren, die vor der Porta auf ihn warten sollten. Da der dumme Ianitor aber vergessen hatte, von wem diese Rösser sein sollten, ordnete Hungi drei Peitschenhiebe für sein schlechtes Erinnerungsvermögen an.


    Salve. Man sagte mir, du hättest etwas für mich?

    Zitat

    manumissio vindicta: Freiheitsprozess: Ein adsertor libertatis behauptete im Legisaktionsprozess dem Eigentümer und Prozessgegner gegenüber, dass dieser Mensch frei sei. Der Eigentümer schwieg auf diese Behauptung. Daraufhin bestätigte der Gerichtsmagistrat die Freiheit. Vereinfacht konnte diese Erklärung des Sklavenbesitzers vor der Behörde (Gericht) erfolgen.


    Liest du hier: http://www.imperiumromanum.net/wiki/index.php/Sklave
    (Ich nehm mal an, daß das testamentarische Freilassen eher nicht gewünscht ist.)


    Die aufgezählten Möglichkeiten nach ius honorarium würd ich fürs IR ignorieren, weil da is der (Ex-)Sklave zwar schon frei, aber nach ius civile trotzdem noch Sklave, also komplizierte Geschichte, die wir uns hier nicht antun (zumindest nicht, bis sich irgendwer Berufener damit auseinandersetzen möchte).

    Hungi, der gerade in seine Arbeit vertieft war, schaute den Eintretenden mit einer Mischung aus Überraschung und Ungläubigkeit an. Er richtete sich am Sessel zurecht und lehnte sich nach vorn, mit beiden Ellbogen am Tisch abstützend.


    Also daß die Sitten in Hispania nicht die diszipliniertesten sind, habe ich ja schon gehört. Aber das hier ist eine wahre Unverfrorenheit! Sein Ton wurde schärfer. Wer bist du und was willst du hier und mit welchem Recht erlaubst du dir mit mir so zu sprechen?

    Mit Genuß zog der das Fleisch des zarten Rebhuhnes von den Knochen herunter, und mit einem ebensolchen Genuß nahm er sich noch eine Keule, um sie zu vertilgen. Doch vorher geruhte er sich seinem Neffen zu antworten.


    Unterschiedlich. Er hielt einem Sklaven den Becher hin, um es wieder auffüllen zu lassen und deutete ihm gleichzeitig, er solle den Weingehalt ein wenig erhöhen. Schreibarbeiten, Berichte erstellen, Überwachen von Arbeiten... was halt so anfallen würde.

    "Mögest du weise regieren und dir kein Unheil geschehen, Vinicius." Diese Worte hallten in Hungi noch nach, noch lange nachdem er seinen Vorgänger verabschiedet und sich in sein Cubiculum zurückgezogen hatte. Zwei Dinge, die ohne Zweifel in engem Zusammenhang standen, aber genauso sehr komplett gegenüberstehen konnten. Mehr noch brachte es in sein Bewußtsein, daß er tatsächlich regieren sollte, nicht nur verwalten. Bereits in seinem Cubiculum über seine Wachstafel leicht gebeugt mit einem stilus in der Hand überlegte er, wie sein Proconsulat hier beschaffen sein wollte. Allerdings reichten seine ersten Ideen kaum über ein Überprüfen und Verwalten hinaus. Genervt legte er die tabula hin. Er würde wohl das tun, was er sonst immer zu tun pflegte: zuerst einmal alle nötigen Berichte lesen und alle notwendigen Gespräche führen, frei nach dem germanisch-norisch-pannonischem Motto: "Schaunmer mal, dann sehnma scho."