Beiträge von Marcus Vinicius Hungaricus

    In den letzten Wochen wurde tatsächlich auch außerhalb des Senats über diverse personalpolitische Möglichkeiten bezüglich des Proconsulsessels von Hispania diskutiert. Manche seiner Freunde und Parteigänger sprachen Hungi auch darauf an, immerhin hatte er nach seinem Consulat bis dato kein Statthalteramt übernommen, eigentlich ein arges Versäumnis, politisch gesehen. Doch Hungi hatte sich geziert und geweigert. Er wollte Rom nicht verlassen, hier war das Leben, hier passierte alles von Belang. Hispania hingegen war weit weg, zu weit weg für seinen Geschmack. Aber bei stetiger Bearbeitung gibt jeder Mann einmal nach, und es gab auch ein paar gute Argumente, warum er nach Hispania gehen sollte. Wenn er denn vom Senat geschickt werden würde.


    Hungi stand auf. Das war auch geboten, nachdem ohnehin sein Name genannt wurde, mußte er doch den Vorschlag seines Senatskollegen Purgitius bestätigen oder ablehnen. Ob ich dieses Amt würdig weiterführe, diese Frage kann ich naturgemäß nicht beantworten. Ich will es aber gerne versuchen. Daher stelle ich mich dem Votum des Senates. sprach er, nicht ohne ein leises Lächeln auf den Lippen und setzte sich hernach.

    Schon des öfteren haben sich Hungi und der alte Consular außerhalb der Curia Iulia getroffen, doch erst in letzter Zeit konnte man ein solches Treffen gehäuft wahrnehmen. Die Verbundenheit zum verstorbenen Kaiser war etwas, was beide Männer einander sympathisch erscheinen ließ, in manchen politischen Agenden waren sie auch komplett einer Meinung, in anderen hingegen verstand der eine den anderen nicht. Doch schätzte Hungi generell die Konfrontation auf verbaler Ebene, je älter er wurde, umso mehr verspürte er Lust daran (was ihn von den meisten seiner Mitsenatoren unterschied) und fand im Licinier einen pointierten Gegner, ganz nach seinem Geschmack. Mit Wehmut erinnerte sich Hungi dabei an Scribonius Curio, mit dem er oft Streitgespräche führte, zuerst gegeneinander, dann miteinander gegen gewisse Personen.


    Am heutigen Abend war Hungi zu einem kleinen Abendessen eingeladen, persönlich bestand dabei der Consular auf seine Anwesenheit und Hungi war selbstverständlich weit davon entfernt, diese Einladung abzuschlagen und dem Consular damit einen Korb zu geben. Zudem faselte der alte Licinier, der ja auch schon die 60 überschritten hatte, etwas von einer grandiosen Neuerwerbung, die sich sein Kollege unbedingt ansehen sollte. Hungi ahnte schon, worauf es hinauslief.


    Ordentlich gekleidet, wie es sich für einen Senator gehörte, befand er sich zur anvisierten Stunde in gutsitzender Toga mit einigen seiner Sklaven vor der Villa und ließ anklopfen.

    Zitat

    Original von Thimótheos Bantotakis
    Ist das mit viel Arbeit, Engagement und gutem Spiel über die zivile Schiene im Rahmen des Möglichen?


    Ja, bei entsprechendem Einsatz/Auf-Sich-Aufmerksam-Machen/Einschleimen beim jeweiligem Statthalter ist es auf ziviler Ebene natürlich möglich, aber schwieriger und dauert sicher länger als beim Militär.

    Doch, hast du. Aber der Reihe nach.


    Zitat

    Original von Thimótheos Bantotakis
    Heißt das im speziellen Fall der Familie Bantotakis, dass ich als Ältester der drei Brüder Pater Families bin?


    Nein. Pater Familias ist man nur, wenn man Kinder (und ev. Kindeskinder, bzw auch bei einer Ehe cum manu die Ehefrau) aus einer aufrechten Ehe (die natürlich nach römischem Recht geschlossen oder anerkannt sein muß) hat und man selbst dabei - no na - keinem Pater familias unterstellt ist, also sui iuris ist.


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    So wie ich die Regeln verstanden habe, bekämen dann auch die anderen beiden Peregrini Bantotakis das Bürgerrecht, wenn ich selbiges erlange. Ist das der Fall?


    Nein, die müssten selber das Bürgerrecht erlangen.


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    Das Regelwerk bezeichnet allerdings das Oberhaupt einer Peregrinen Familie ebenfalls mit der römischen Entsprechung. Da die drei Bantotakisbrüder im Tabularium auch als solche eingetragen sind, kann man uns aber als Familie zählen ja?


    Ihr seid eine Familie, egal ob ihr alle das Bürgerrecht habt oder nur einer oder keiner.


    Zitat

    Ich nehme also an, dass diese Regel nur bedingt auf historischen Gegebenheiten basiert und dem Spielspaß zugute kommt?! Denn sonst müsste ich nach Erlangung des Bürgerrechts meine beiden Brüder für jeweils 2000 Sz adoptieren, was weniger erfreulich wäre.


    Den ersten Satz find ich lustig, aber das nur nebenbei.
    Und die Adoption deiner Brüder ... Der eigene Bruder nach dem römischen Recht der Vater. Klingt inzestuös, nach meinem Rechtsempfinden. Bei einem ähnlich gelagertem Fall hat der Prätor Peregrinus sich geweigert, die Adoption durchzuführen.


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    Original von Nikolaos Kerykes
    Soweit ich weiß gibt es aus der Sicht römischen Eherechts keine peregrinen Ehepaare, denn als Ehe wird nur die ordentliche Ehe angesehen, bei der mindestens der Mann Bürger ist. Daraus könnte man vielleicht schließen, dass auch die übrigen Familienverhältnissse unter Peregrini im römischen Recht keinen Platz hatten.


    Also es ist ja logisch, daß das römische Recht sich um einen feuchten Kehricht darum schert, was peregrine Rechte für diesen oder jenen Fall vorsehen.
    Dein erster Satz ist übrigens falsch. Das iustum matrimonium war nur römischen Bürgern vorbehalten, also beide mußten das Bürgerrecht haben. Für näheres schauts euch bei Gelegenheit meinen Ehe-Artikel in der Wiki an.


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    Original von Tiberius Decimus Crassus
    Es gibt ja auch noch den SimOff-Verwalter und ich denke der, der das Bürgerrecht zuerst erwirbt, ist dann der SimOff-Verwalter.


    Der Simoff-Verwalter hat mit dem Bürgerrecht nicht viel zu tun, ist in dieser Diskussion also komplett irrelevant.

    Hungi runzelte die Stirn.


    Haben wir das? Dann ist das spurlos an mir vorübergegangen. Was nach der Aufregung um diesen Peregrinus auch kein Wunder wäre. Dieser Punkt wird ihm noch etliche Alpträume bringen, befand Hungi.


    In diesem Fall möchte ich noch den Namen Tiberius Aurelius Avianus ergänzen, der sein Interesse bekundet hat, den Cursus Honorum zu beschreiten. Ihm würde dazu nur der ordo fehlen. Der Aurelier ist ein Neffe meines Klienten Aurelius Corvinus. Mehr brauchte er dazu - hoffentlich - nicht zu sagen.

    Bevor wir das tun... erhob Hungi wieder seine Stimme, diesmal in einem moderaten Ton und daher ohne Groll in seiner Stimme, ... könnten wir auch noch erläutern, ob es Männer gibt, die in den Ordo Senatorius erhoben werden könnten.


    Denn ihm war einige Augenblicke zuvor ein Brief seines Klienten eingefallen, in dem dieser seinen Patron, ergo natürlich Hungi, um einen Gefallen bat.


    Es sei denn, du hast entweder genau das damit gemeint oder dies wäre ein Punkt, der ohnehin demnächst abgehandelt werden würde, Senator Aelius.

    Von Hungis Seite konnte Avarus länger warten, denn Hungi selber hatte niemanden in petto, den er vorschlagen könnte. Auf die Idee, sich selber zu benennen, kam er natürlich nicht, denn selbst wenn er die Zeit dafür gehabt hätte, seine Lust dazu hielt sich in bescheidenen Grenzen, äußerst bescheidenen Grenzen. Also sah er sich seinerseits unter den Anwesenden um, während er gemütlich und mit zufriedenem Gesichtsausdruck an ein paar Oliven knabberte.

    Mit der Zeit hatte sich Hungi wieder insoweit beruhigt, als er ohne großes Ärgernis zu verspüren der Unterhaltung folgen konnte. Die Erhebungen der Ritter waren allerdings ein weit weniger großes Politikum, und da sowohl sein Klient als auch ein Klient seines Klienten genannt wurde und diese auch ohne große Widerworte - sieht man vom Auszeichnungslüstling Vitamalacus ab - angenommen wurden, fühlte er sich nicht bemüßigt, in diese Diskussion groß einzugreifen. Die anderen Kandidaten waren ihm zudem schlichtweg egal.


    Ich erhebe keine Einwände gegen die Genannten. sagte er also wie beiläufig.

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    Original von Tiberia Albina
    Und auch ich bin jetzt wieder da, nachdem ich in "Yalla Yalla!"-Tempo nach Hause gefahren wurde. :D


    Pah, nix gegen Aelia, die hat mich wirklich yalla yalla zum Bahnhof gebracht. Reschpeckt.


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    Original von Tiberia Albina und Loki
    ... Al-Quzar ...


    Hoheit! Also daß der Djuni ja nix außer kämpfen (und in voller Montur einen Siegestanz aufführen :D) kann, is ja bekannt, aber Ihr solltet schon wissen, daß unser Gott Al-Quzah heißt! Tststs. :P


    Kurz gsagt: Jo, bin auch wieder da. Zumindest körperlich. ;)

    Es war faszinierend. Diejenigen Anwesenden, die derzeit dem Militär angehörten, waren für eine Aufnahme eines Militärs in den Senat, gleich, welcher Herkunft. Wenn Hungi dabei hätte lachen können, so wäre dieses ein schallendes gewesen. So aber verzog er nur verächtlich den Mund.


    Diese "degenerierten Blutlinien" haben Rom erst groß gemacht. Ich bin nicht bereit, Traditionen über den Haufen zu werfen, nur weil wir gerade lustig sind. Gibt es denn nicht genug Römer, die würdig genug sind in die Hallen einzugehen? Müssen wir schon auf Peregrini zurückgreifen? Bei den letzten Worten zog sich nicht gewollt, aber leider doch eine gewisse Spur von Röte in sein Gesicht.


    Ja wie? Man verliert das Bürgerrecht durch ein Mißverständnis? Ist das Bürgerrecht denn eine Schriftrolle, die man auf dem Forum vergisst? Oder ein paar Denarii, die man in einer Taverne "verliert"? Durch ein Mißverständnis kann man das Bürgerrecht nicht verlieren, es wird einem aberkannt. Und das passiert durch Verurteilung von einem Verbrechen oder durch Versklavung. Na, das wird ja immer schöner! Was ist er denn, der Annaeus? Ist er wenigstens von ehelicher Geburt oder der untergeschobene Balg eines Sklaven? Und so einer soll in den Senat? Meine Herren, das ist doch nicht euer Ernst!

    Nach den ersten Wortmeldungen wollte auch Hungi nicht seine Meinung hinterm Berg halten.


    Selbstverständlich bin ich auch für die Aufnahme von Aurelius Corvinus. Nicht nur, daß er mein Klient ist, das spielt hier nur eine Nebensache, er zeichnet sich auch für die Acta Diurna als Auctor verantwortlich. Daß dieser Posten nicht nur verantwortungsvoll ist, sondern auch eine Menge Arbeit beinhaltet, zeigt, daß er Arbeit zum Wohl des Imperiums nicht scheut. Eine solche Kraft nicht in den Senat zu berufen wäre meines Erachtens schon fast fahrlässig.


    Hier stoppte er für einen Moment und ordnete seine Gedanken. Zu den anderen genannten Männern kann ich nur wenig sagen, da ich sie nicht besonders gut kenne noch ihre Karrieren sonderlich stark verfolgt habe. Aber... Seine Miene zeigte ein deutliches Missfallen. Aber der Name des Annaeus Florus... Er stoppte wieder für einen Augenblick, zum einen um wiederum seine Gedanken zu ordnen und nicht übermäßig etwas falsches zu sagen, zum anderen der theatralischen Wirkung willen. Mir ist durchaus bewußt, daß Annaeus Florus gute Arbeit geleistet hat. Dennoch möchte ich darauf hinweisen, daß Annaeus Florus nicht als römischer Bürger geboren wurde, sondern als Peregrinus. Als Peregrinus! Er unterstrich seine Worte mit einer abfälligen Geste. Ein ehemaliger Peregrinus im Senat? Das wäre ein Affront und bis dato noch nicht dagewesen!

    Auch Hungi begrüßte den Kaiser, als dieser den Raum betrat, in dem in den nächsten Momenten äußerst wichtige Entscheidungen zu treffen waren. Ebenso fiel auch ihm der labile Gesundheitszustand Valerians auf. Ein Husten war während der Winterzeit schon eine unangenehme Sache, während der - erst recht in Rom - warmen Sommermonate hingegen besorgniserregend, konnte Hungi sich doch kaum vorstellen, daß der neue Kaiser unter einer leichten Verkühlung litt. Als sein Name von Valerian genannt wurde, nickte er wie zur Bestätigung dieser Worte, übermäßigen Enthusiasmus aber würde man in seinem Gesicht vergeblich suchen. Ein zusätzliches Indiz dafür würde man auch darin bemerken, daß Hungi sich nicht an den von seinem Nachfolger präsentierten Mandeln vergriff.


    Dessen ungeachtet folgte er den Worten Quartos, aufmerksam, auch wenn Quarto ja eher für seine Schwafeleien bekannt war. Wiederum nickte er, als der Name seines Klienten genannt wurde, bei der abschließenden Frage seines Senatskollegen hingegen schüttelte er dezent den Kopf.

    Der Gesichtsausdruck hatte sich seit seiner Durchsuchung nur marginal verbessert, als er in den Raum geführt wurde und alle Anwesenden begrüßte. Er war noch nicht wirklich zum Reden aufgelegt, daher unterließ er es, irgendjemanden der Anwesenden anzusprechen und ihn nach Banalitäten wie dem Wetter oder heiratsfähigen Jungfrauen der Familie zu befragen. Gut, letzteres war keine Banalität, sondern seiner Meinung nach schon aus egoistischen Gründen wichtig, aber er hatte trotzdem keine Lust. Also suchte er sich einen Platz, unterdrückte gerade noch ein Gähnen und wartete auf die Ankunft des Kaisers.

    Welche Gefühle der junge Prätorianer vor ihm hatte, war Hungi wirklich einerlei. Er sah zwar die Notwendigkeit ein, zumindest irgendwie, aber einverstanden musste er deswegen auch nicht sein. So mußte man ohne irgendeinen Schutz, irgendeine Hilfe, sich selber zu verteidigen, in den Palast. Immerhin konnte es ja genauso sein, daß man selber das Opfer eines Anschlages war.


    Mürrisch folgte der gewesene Praefectus Urbi dem Prätorianer. Den Weg kannte er natürlich, aber wozu sich aufregen...