Beiträge von Marcus Vinicius Hungaricus

    Zuerst waren die jungen (und nicht mehr ganz so jungen) Damen ja noch recht handzahm, aber sobald sie ihre erste Schüchternheit abgelegt hatten, was ganz sicher auch am Wein lag, den sie gerade bekommen hatten, schnatterten und keppelten die Weiber, was das Zeug hielt. Hungi konnte da wenig dagegen ausrichten, das wußte er, genauso wie jeder Mann, der schon einmal in so einer Situation war und zumindest ein gewisses Maß an Höflichkeit zur Schau stellen wollte. Wenn eine Frau in Fahrt kommt, in rhetorischer Hinsicht, dann kann man sie eindämmen, bei zweien wirds schon ziemlich schwierig, aber spätestens ab drei Frauen ist es vergebliche Liebesmüh. Also ließ Hungi den Redeschwall, der wie ein Naturereignis über ihn hereinbrach, über sich ergehen, zuerst mit stoischer Gelassenheit, doch dann mit mehr und mehr Amusement. Was wohl ihr Bruder dazu sagen würde, wenn er wüsste, daß seine Schwester zotige Gedichte kennt und dem Tanzen frönt... Ein faszinierender Gedanke. Nur nicht am heutigen Abend.


    Ich wußte gar nicht, daß Lucilla solch verborgene Talente hat. schmunzelte er, was für sich schon eine Schwierigkeit war, denn eigentlich hielt ihn nur die Höflichkeit davon ab, enorm breit zu grinsen. In der Zwischenzeit waren Sklaven gekommen, die auf ihren Tabletts ein paar Kleinigkeiten zum Essen brachten. Im Prinzip das übliche: Feigen und Datteln für die Naschkatzen, daneben noch ein paar dulcia des Hauses, Ursus hatte sich anscheinend wieder ein wenig ausgetobt in der Küche, Oliven und Käse für jene, die eher Lust auf Pikantes hatten, dies alles hübsch in den Schüsseln und auf den Tellern drapiert. Dafür hatte der Hausherr jedoch kein Auge, sondern widmete sich weiter seinen Gästen. In der Tat faszinierend, dieser Brauch. Und diese Entlohnung der Verköstigung, übrigens eine kreative Idee, ... fuhr er fort, ... wird im vorhinein oder erst zum Schluß bezahlt?

    Sehr gut möglich. antwortete Hungi, während er seinen Wein im Becher ein wenig schwenkte. In Rom rennen so viele Verrückte herum, es war ohnehin illusorisch zu glauben, daß man dem Mörder von Commodus fassen könnte. Oder es war ein Auftragsmörder, dann ist der Fall umso interessanter, aber noch undenkbarer, den Mörder zu fassen. Es sei denn natürlich, daß sich ein Beteiligter in Zukunft ziemlich dämlich anstellt, auch das ist möglich. Hungi hörte mit dem Schwenken auf und grinste ein wenig. Es gibt da so viele Fragezeichen, daß man nur einen natürlichen Tod ausschließen kann. versuchte er ein wenig makaber zu witzeln.

    Diesmal saß Hungi nicht an seinem Schreibtisch, als die Post für ihn ankam. Erst am Abend fand er die Zeit, in seinem Büro zu schauen und war hocherfreut, als er die Einladung las. Schon im nächsten Augenblick setzte er sich, nahm papyrus und stilus und begann zu schreiben.


    An den Legatus Augusti pro Praetore
    Marcus Vinicius Lucianus
    Mogontiacum, Germania



    Sei gegrüßt, mein Bruder.


    Na endlich heiratest du, es wurde schon allerhöchste Zeit dafür. Wie ich gehört habe, ist deine Verlobte eh schon vor einiger Zeit in Mogontiacum angekommen, ich hoffe, ihr beide konntet euch schon aneinander gewöhnen.


    Leider ist es mir und meiner Frau nicht möglich zu kommen. Livia liegt seit ihrer Geburt quasi ständig im Bett, die Geburt unserer Tochter hat ihr wohl ordentlich zugesetzt, mehr als eigentlich gut sein sollte. Ich habe sie nach Misenum bringen lassen, auf Anraten unseres Arztes. Zudem hat sich eine Neuigkeit ergeben, mit der ich wirklich nicht gerechnet habe. Du hast sicher schon vom Attentat auf den Praefectus Urbi, Octavius Victor, gehört. Nun ja, unser Kaiser scheint der Ansicht zu sein, daß meine Person wohl zuwenig Arbeit hat und hat mich dazu bestimmt, der nächste Praefectus Urbi zu werden. Du kannst dir meine Freude darüber sicher gut vorstellen und wirst verstehen, daß es mir daher unmöglich ist, Rom zu verlassen.


    Mit dieser Nachricht werde ich auch den Brief schließen, denn sonst hat sich kaum etwas wirklich gravierendes getan und für Tratsch habe ich ab jetzt, dank unserem gütigen und weisen Imperator, auch keine Zeit mehr. Ich bin mir sicher, daß du eine rauschende Hochzeit erleben wirst und hoffe, daß dir oder euch meine Hochzeitsgeschenke gefallen.


    M. Vinicius Hungaricus


    Als er geendigt hatte, ließ er einen seiner Sklaven herkommen, der den Brief zur Postannahmestelle des Cursus Publicus tragen sollte...

    Hungi probierte von allen Speisen auf seinem Teller und sah dann etwas enttäuscht, weil er sich angesichts der sicher noch kommenden Gänge zurückhalten musste. Dann würde er jetzt wohl dem Wein zusprechen, groß überreden musste man ihn freilich nicht.


    Die Prätorianer? Wenn die nur halb so verschwiegen sind wie noch zu meiner Zeit, dann dürfte keiner unter uns mehr wissen als in den offiziellen Berichten steht. sprach er nicht ohne einem süffisanten Grinser, der jedoch bald vom Becher verdeckt wurde.

    Zitat

    Original von Marcus Aelius Callidus
    > Ja, mit sofortiger Wirkung, praefectus Vinicius! Gewiss ist dies eine außergewöhnliche Gunstbezeugung des princeps, doch du selbst kennst ja seine wohlwollende Art. <


    Auch Hungi hätte nicht sagen können, wie das Lächeln auf dem Gesicht des Aelius zu deuten sei, wenn ihm daran gelegen wäre, dieses Lächeln auch zu deuten. Da er aber ganz andere - und für ihn wichtigere - Gedanken hatte, achtete er nicht auf sein Gegenüber, sondern viel mehr auf dessen Worte.


    In der Tat, die kenne ich sehr gut. Dann... werde ich mich wohl an meine Arbeit machen. Hungi stand auf, zum Zeichen, daß er sich verabschieden wollte. Schon wollte er dies auch tun, da fiel ihm ein, daß eine Frage noch ungeklärt war. Hat unser Imperator bei dieser Gelegenheit auch einen Auftrag an mich?

    Der Hausherr hatte in der Zwischenzeit von den unerwarteten Gästen erfahren und auch vom Anlass dieses Besuches. Ihm war diese Sitte zwar neu, aber vielleicht war dies auch ein für Römer merkwürdig anmutender hispanischer Brauch. Aber da, wie sein Ianitor sagte, Lucilla in Begleitung mehrerer Damen war, konnten wohl die Sittenwächter kaum etwas anstößiges an einem solchen Besuch finden. Er ließ sich die synthesis anlegen, gab noch kurze Befehle an die Sklaven, sie mögen etwas zu Trinken und zum Knabbern herrichten, dann erschien er auch schon im Atrium... und hielt inne, weil er zum einen nicht soviel Rot auf einmal erwartet hatte (;)), zum anderen, weil er gerade die letzten Satzfetzen gehört und demnach sein Geschmack anscheinend jenen der jungen (und nicht mehr ganz so jungen) Begleiterinnen so gar nicht traf. Aber wie hieß es so schön? De gustibus non est disputandum. Schmunzelnd räusperte er sich.


    Ich wuchs in Illyricum auf, kann aber versichern, daß meine Eltern Stadtrömer waren. machte er auf sich aufmerksam. Lucilla, du siehst wie immer bezaubernd aus. Lächelnd schritt er zu ihr und begrüßte sie. Wieso hast du mir nichts von eurem Besuch gesagt? Dann hätte ich etwas vorbereiten lassen. Dann blickte er auch die Begleiterinnen an. Meine Damen, willkommen in meinem Hause. Mit einer Hand wies er auf die Sitzgelegenheiten neben dem impluvium und begleitete seine Gäste dorthin, wich jedoch dem "Ehrengast" nicht von der Seite. Erst heute habe ich die Einladung erhalten, natürlich komme ich gerne zu deiner Hochzeit. In diesem Moment kamen zwei Sklaven herbei, die Wein, Wasser und Becher auf ihren Tabletts transportieren und die nächsten Augenblicke dafür verwendeten, in die Becher Wein und Wasser einzuschenken und eben jene Becher an die Gäste zu verteilen.

    Hungi atmete einmal tief ein und aus, als er lehnend an seinem Stuhl für eine kurze Zeit in Gedanken versank. Er versuchte sich zu erinnern, ob das Gesetz oder der Kommentar seines Klienten einen Unterschied machte in Bezug auf Kauf oder Erbe eines solchen Betriebes. Er glaubte nicht, aber er war sich nicht ganz sicher. In solchen Situationen wäre es direkt angenehmer, den Gesetzestext gleich in- und auswendig im Kopf zu haben. Immerhin sagt man das ja den Juristen nach, daß sie die Paragraphen und Gesetze im Grunde genommen nur auswendig lernen. Ja klar, als ob man so rechtliche Probleme lösen könnte. Und außerdem wäre es schade um die Gehirnkapazität, wozu etwas auswendig lernen, wenn es ohnehin niedergeschrieben wurde?


    Auf alle Fälle fiel es Hungi nicht ein, ob es einen Unterschied gäbe in Bezug auf den Erhalt eines solchen Betriebes, tendierte aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu einem Nein. Wenn er sich recht erinnerte, war das Führen eines Betriebes relevant. Allerdings half ihm die Frage jetzt ohnehin nicht weiter, daher stellte er eine andere:


    Was für eine Art Betrieb ist es denn? Vielleicht ist es eine jener Betriebe, bei denen die Führung ein eher geringer Fehler ist, da ja ohnehin noch nicht genau gesichert ist, welcher Betrieb für Senatoren und Patrizier erlaubt ist und welcher nicht.

    Und wieder saß Hungi an seinem Schreibtisch, seine Arbeit erledigend. In diese doch ziemlich typische Szenerie platzte Apollon, der ältere, aber sehr intelligente Sklave, eigentlich einer der Leibsklaven in diesem Hause, mit einer Nachricht in der Hand. Hungi blickte seinen Sklaven unwirsch an. Du störst. bemerkte er nur, doch davon ließ sich Apollon nur wenig beeindrucken.


    "Ich habe Nachricht aus Misenum."
    Ah, der wöchentliche Bericht über die Gesundheit meiner Frau. Her damit.
    Etwas zögerlich übergab Apollon die Nachricht, was Hungi jedoch nicht bemerkte


    Praxiteles von Dyrrhachium entbietet dem ehrenwerten Consular Vinicius Hungaricus seine besten Grüße und wünscht ihm Gesundheit und ein langes Leben immerdar.


    Ich kann voller Freude verkünden, daß das Kind sich bester Gesundheit erfreut und in der Entwicklung verglichen mit anderen Kindern keineswegs hintansteht. Ich hege keinerlei Zweifel, daß deine Tochter, so die Götter es nicht anders wünschen und äußere Umstände es gebieten, die ersten Jahre sicher überlebt.


    Mit Sorge jedoch sehe ich den Zustand der Mutter. Zu ihrer geschwächten Konstitution, die sich seit der Geburt nur kaum verbessert hat, ist zu meinem großen Unglück durch die lange Bettlägerigkeit noch eine Depression hinzugekommen, welches den Lebensmut der Patientin erheblich vermindert. Sollte nicht bald eine Änderung dieser Umstände erfolgen, so muß mit dem Schlimmsten gerechnet werden. Selbstverständlich werde ich weiterhin all meine ärztlichen Künste nur die Patientin verwenden und dich weiterhin am Laufenden halten.


    Praxiteles von Dyrrhachium


    Hungi legte nach dem Lesen den Brief nieder und atmete mit verkniffenem Mund tief ein und aus. Einige Momente vergingen so, bis der Hausherr seinen Sklaven anblickte. Schicke einen Boten nach Misenum mit 500 Sesterzen. Er soll dieses Geld dem dortigen Verwalter geben und damit alles veranlassen, was der Arzt für notwendig erhält.
    "Sofort, dominus."
    Wahrscheinlich überlebt sie mich ohnehin... knurrte er, ... aber lieber zuviel Geld hinschicken als zuwenig.
    "Eine weise Entscheidung, dominus."
    Nur Momente später verließ Apollon das Zimmer.

    Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus
    "Ist eigentlich näheres über die Verletzung des Praefectus Urbi bekannt? Ich hörte, er liege noch mit starkem Wundfieber darnieder."


    Es würde mich gar wundern, wenn er diese Verletzung überleben würde. sprach Hungi eher beiläufig, als er mit Freude den nächsten Gang auftischen sah. Und wieder ließ er sich von allem ein wenig geben, nur das Garum, das hatte sein Sklave nicht auf den Speisen geträufelt, denn Hungi hasste nichts mehr als Essen, das in Garum förmlich ersoff.


    Angeblich wars ja ein Stich in die Bauchgegend, habe ich zumindest gehört. Wenn das wahr ist, müsste Victor schon sagenhaft gute Verbindungen zu allen Heilgöttern haben... oder noch bessere Verbindungen zu grandiosen Ärzten. Wenn Victor überlebt, überschütte ich den Arzt mit Geschenken, damit er in meine Dienste wechselt.

    Hungi war, dank der Aufforderung des Aurelius Cotta, noch rechtzeitig zum Beginn des Stückes gekommen und schaute sich mit Kennerblick die Szenerie an. Es dauerte seine Zeit, aber dann überriss auch er, daß hier offensichtlich Personen des Hauses parodiert wurden, vielleicht mit Freunden. Da er aber die dargestellten Personen zu wenig kannte, um eine gesicherte Verbindung herstellen zu können, mußte er sich wohl mit dem Wortwitz und der Geschichte an sich begnügen. Allerdings, das war ebenso klar, verlor dadurch für ihn das Stück an Witz. Daher verfolgte er nur mit halbem Interesse dem Fortgang dem Spiel und blickte ab und an ins Publikum, die sich zum Teil erfreuten, zum anderen Teil peinlich berührt dreinblickten. Letzteres war für Hungi definitiv amüsanter. Als die Schauspielerin auf der Bühne in zotigere Gefilden tauchte, unterdrückte Hungi ein Schulterzucken, er dachte, das wäre ohnehin Allgemeinwissen unter den Frauen. Außer bei seiner Frau natürlich, die hatte ja gar nichts gewußt. Aber er war froh darüber, daß Livia nicht hier war, sonst wäre sie hier noch auf dumme Gedanken gekommen.


    Mit irritiertem Blick und erhobener Augenbraue sah er zu, wie eine Spielerin von der Bühne fiel. Bei der Erbse war das noch bedingt lustig, daß das Publikum wohl mit in das Spiel miteinbezogen wurde, aber das hier war tatsächlich peinlich.

    Zitat

    Original von Appius Aurelius Cotta
    "Senator Vinicius, ich freue mich, dich kennenzulernen! Wenn ich ganz offen sprechen darf, freue ich mich allerdings auch schon sehr auf das Theaterstück. Meine Cousine Prisca und auch Marcus haben sehr geheimnisvoll getan; in den vergangenen Tagen war aber in der villa teilweise ein derart überschäumendes Lachen zu hören, dass ich sicher bin, wir werden auf unsere Kosten kommen. Ich denke, auch die Zuschauer des Stücks werden nichts zu wünschen übrig lassen."


    Man konnte es ja schon fast charmant nennen, wie der junge Aurelius den alternden Consular zum Theaterstück bugsieren probierte. Er rannte dabei ohnehin offene Türen ein, nur zu gern wollte Hungi sich unterhalten lassen. Als großer Theaterliebhaber ließ er nur wenige Gelegenheiten aus, Stücke anzusehen. Daher hoffte er auf ein vergnügliches Spiel und guten Schauspielern, allerdings konnte es auch reizvoll sein, etwas ganz katastrophales zu sehen und sich dann stundenlang über grauenhafte Szenerie, miesen Darstellern und einer furchtbaren Regie zu echauffieren.


    Ich danke dir, Aurelius. Freundlich nickte Hungi dem jungen Gastgeber zu und wandte dann ebenfalls seine Schritte zur Aufführung hin. Nur zwei Schritte später ahnte er jedoch, warum Aurelius den Consular so bestimmt aufgefordert hatte, war doch eine durchaus häßliche Angelegenheit entstanden, ein Skandal, wie sich Sklaven in letzter Zeit benahmen. Bona Dea sei Dank, daß seine, Hungis, Sklaven in seinem Hause so gut abgerichtet waren, denn er legte Wert darauf, nur so wenig Sklaven wie unbedingt nötig zu kaufen und die meisten im eigenen Hause heranzuziehen. In diesem Augenblick fiel ihm ein, daß er wieder Maßnahmen in diese Richtung setzen mußte, doch verschob er diesen Gedanken auf später und konzentrierte sich wieder auf das beginnende Theaterstück... und auf die anwesenden Frauen.

    Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus
    @ Hungi: In der lex Iulia de adulteriis coercendis steht folgendes:
    "Der Ehebruch eines verheirateten Mannes blieb straffrei, sofern er nicht den Tatbestand des stuprums erfüllte, nämlich die Verführung von Jungfrauen und Witwen sine vi (ohne Gewalt)."
    Da stellt sich mir nun dir Frage: Cupidus ist zwar nicht verheiratet und kein Bürger, verführte Clara aber ebenfalls ohne Gewalt, wenn man das so sehen möchte. Dann müsste doch theoretisch das Recht ähnlich greifen wie im Falle einer Verführung durch einen verheirateren Bürger?*
    edit: Oder bedeutet der obenstehende Satz, dass die gewaltfreie Verführung von Jungfrauen und Witwen einer Schändung gleichgesetzt wurde? -.^


    Du hast einen Denkfehler, denn in dem Satz wurden zwei Teile zu einem Ganzen zusammengeführt, die nebeneinander stehen können. Es ist natürlich nicht notwendig, daß der Verführer verheiratet sein muß, das wäre dann schon eine sehr merkwürdige Auffassung von Moral. ;)


    Zu deinem edit: Wenn du mit Schändung eine Vergewaltigung meinst, dann nein, denn die ist ja in einem anderen Gesetz geregelt. *Lex Iulia de vi auf Liste setz*


    Zitat

    Original von Artoria Medeia
    Was mich auch interessiert. Inwiefern haben die Gesetze des Augustus, was auch eben die weibliche Sexualität reglementiert hat, nach seiner Zeit noch gegriffen? Wurden die schweren Strafen (welche genau?) noch angewendet oder war das Gesetz mehr nur noch auf dem Papier? Wie auch mit dem Zwang zu Heiraten?


    Ich werde mich bald selber hassen für die Beantwortung...
    In aller Kürze: Wenig. Kam drauf an. Wurde schon damals kaum beachtet.
    Etwas länger: Die Ehegesetze von Augustus waren wohl eher Wunschdenken seinerseits als danach dann auch tatsächliche Realität.

    Zitat

    Original von Appius Aurelius Cotta
    "Salve! Ich bin Appius Aurelius Cotta und heiße dich hier herzlich willkommen in der villa Aurelia in Roma! Ich hoffe, es fehlt dir hier an nichts. Falls es dir an Unterhaltung mangeln sollte - du hast sicher gehört, dass das Theaterstück nun beginnt."


    Etwas überrascht, weil er eigentlich in den nächsten Momenten mit der Menge gehen wollte, blickte Hungi den Mann an, der ihn ansprach. Ah, ein Aurelier, einer, oder vielleicht sogar der Gastgeber. Vinicius Hungaricus, sei gegrüßt. Ich danke für die Einladung. Nein, an Unterhaltung mangelt es nicht... Er konnte es nicht verhindern, noch einen Blick zu der jungen Frau zu werfen, zweifelsohne die faszinierendste Unterhaltung des Abends, obwohl gerade diese Art Unterhaltung eben erst begann.


    Doch fürchte ich, daß ich etwas spät ankam und gerade mit dem Opfer beschäftigt war, so daß ich keine Ahnung habe, welches Stück eigentlich aufgeführt wird. Wer ist der Schreiber? Ich hoffe doch wohl kein ... Schon wollte er "langweilig" sagen, da fiel ihm ein, daß dies vielleicht doch der Fall sein könnte und er daher den Gastgeber mit dieser Aussage beleidigen würde. ... allzu philosophischer Grieche? Es würde die famose Stimmung, die derzeit unter den Gästen dank eurer Bewirtung herrscht, ein wenig drücken, fürchte ich.

    Hungi stand ein wenig abseits und wartete, bis er an der Reihe war mit seinem Opfer. Da er in der Tat sehr spät gekommen war und sich aus Bequemlichkeit nicht vordrängeln wollt, nutzte er die Zwischenzeit, die sich ergab, indem er die Gästeschar taxierte und sich von seinem Sklaven mit den dazugehörigen Namen und sonstigen oberflächlichen Informationen versorgen ließ. Dem einen oder anderen nickte er freundlich zu, doch sprach ihn niemand an, und er selber hatte bisher auch keine allzu große Lust, sich zu jemandem zu gesellen und ihm ein Gespräch aufzuzwingen (ein "Ah, du auch hier?" fand er so extrem öde...) und sich einmischen in ein Gespräch wollte er ohne Einladung heute auch nicht. Er wusste selber nicht warum, aber irgendwie war er heute nicht besonders gut drauf.


    Irgendwann, nach einer ganzen Weile, war er an der Reihe, sein Gebet zu sprechen und sein Opfer zu tun. Er tat dies auch, gewissenhaft (schließlich wollte er nichts falsch machen), und bat um das das für ihn Übliche, lautlos, die anderen brauchten es nicht mitbekommen, worum er bat. Er schloß sein Gebet mit der üblichen Bewegung nach rechts und wollte nun zum angekündigten Theaterstück schreiten, als ein merkwürdiges, ihm nicht unbekanntes Gefühl überkam. Hungi wartete zwei Augenblicke, dann erst hob er den Kopf und schaute ganz ruhig und ohne Hast durch die Menge. In der Tat, er wurde beobachtet, von einer Frau, was seine Laune gleich stark anhob. Er vermied den Fehler, sie anzustarren, sondern blickte sie nur kurz an, lächelnd, um gleich wieder weiterzusehen, so als ob er auf der Suche nach einer anderen Person wäre. Und dieser eine kleine Blick hatte gereicht um zu erfahren, was er - fürs erste natürlich - wissen wollte: jung, ausnehmend hübsch, aus gutem Hause. Unmerklich schob er seine Brust ein wenig heraus und zog sein kleines Wohlstandsbäuchlein ein, das er sich seit der Hochzeit angefuttert hatte. Seit eben diesem Zeitpunkt hatte er auch kein kleines Abenteuer mehr, nur Sklavinnen, die ihm aber ohnehin zu Diensten sein mussten, was mit der Zeit eine äußerst langweilige Geschichte werden konnte. Doch das hatte Zeit, jetzt war zuerst das Theaterstück dran... und Gespräche mit Senatorenkollegen.

    Manchmal war er sich nicht ganz sicher, wie er dieses Gespräch einordnen soll. Sicher war sie wegen ihres juristischen, geschäftlichen Problems zu ihm gekommen, doch die Art, wie diese Konversation geführt wurde, driftete manchmal gar stark ab, nicht in Worten, aber in Gedanken, zumindest bei ihm, wie es bei ihr war, konnte er naturgemäß nicht mit absoluter Sicherheit sagen, aber so wie sie sich ihm gegenüber gebärdete, mutmaßte er in dieselbe Richtung. Und er würde lügen, würde er behaupten, daß dies seiner Eitelkeit nicht gar schmeichelte.


    Aber es ging um ihr Anliegen und nicht um seine ... was auch immer er da gerade herauslesen wollte. Also konzentrierte er sich wieder auf ihr Problem, wobei ihm etwas in ihren Worten auffiel. Nein, er konnte es nicht verhindern, er beugte sich nach vor und blickte sie gerade und unverwandt an. Ist es denn eines? Ein Schuldeingeständnis? Und schon lehnte er sich wieder zurück und nahm erneut einen kleinen Schluck aus seinem Becher, der nun mittlerweile leer war, und den er auf dem Beistelltisch abstellte. Oder anders gefragt... Sein Blick, der gerade noch auf dem eben abgestellten Becher lag, richtete sich erneut an seine Besucherin. Hast du einen Betrieb geführt, der im Widerspruch zur Lex Mercatus steht? Wissentlich und mit Absicht?

    Na wenn ich schon so lieb gebeten werde, werde ich auch mal was sagen. :)


    In der Tat spielt da etwas rechtliches mit: Der sexuelle Verkehr mit Witwen war auch unter Strafe verboten, nämlich in der Lex Iulia de adulteriis coercendis (Eigenwerbung), wobei ich aber bei meinen Nachforschungen eher etwas über Ehebruch gefunden habe, daher nehme ich jetzt unter massivem Vorbehalt einmal an, daß die Straffolgen ähnlich der eines Ehebruchs waren.


    Welches Recht jetzt greifen würde in diesem Fall ist jetzt schwierig zu sagen. Der hochnäsige Römer würde aufgrund des Bürgerrechts der Witwe natürlich mit dem römischen Recht argumentieren, genauso mit dem Wohnen und Leben der Familie auf römischem Boden. Und so würde ich es der Einfachheit halber im IR natürlich machen. Wies historisch war kann ich nicht mit 100%iger Sicherheit sagen, dazu fehlt mir das Wissen über die Provinzialrechte.

    Die Gedanken in Hungis Gehirn vollführten eine wundersame Evolution. Von Unverständnis bis zu den Imperator weit weniger schmeichelnden Phrasen bis hin zu völliger Ablehnung spannte sich die Bandbreite. In seinem Gesicht war diese Verwandlung zwar auch, aber natürlich ungleich weniger mitzuverfolgen.


    Meine Frau wird sich freuen. war der erste Satz, den er nach einigen Momenten aussprach. Welch ... außergewöhnliche und unerwartete Gunstbezeugung unseres Kaisers. Noch außergewöhnlicher war die Tatsache, daß er, Hungi, nicht gefragt wurde, ob er überhaupt wollte. Ich nehme an mit sofortiger Wirkung? fragte er für seine Verhältnisse schon fast zaghaft.

    Hungi war jedoch kein so launischer Mensch, als daß einfach sein Zorn durch ein paar freundliche Worte verpuffen würde. Dennoch unterdrückte er die nächsten patzigen Worte, all zu ausladende Unhöflichkeit mußte immerhin auch nicht sein. Die Miene in seinem Gesicht konnte und wollte er hingegen nicht verändern. Allerdings nahm er die Einladung des Aelius an und setzte sich an den Tisch.


    Ja, die Situation ist gelinde gesagt suboptimal. erwiderte er mürrisch. Und der Senat ist so zerstritten, daß er sich auf keinen möglichen Kandidaten einigen kann. Haben die anderen Consiliumsmitglieder Kandidaten parat?